2022

Top Themen Zeitnah

Aus der Forschung: Warum das kindliche Gehirn mühelos Grammatik lernt

MPI CBS

Wer schon einmal eine Fremdsprache gelernt hat, weiß, wie mühsam es ist, sich Vokabeln und Grammatik anzueignen. Im Gegensatz dazu erwerben Kinder ihre Erstsprache scheinbar mühelos. Bereits mit vier Jahren sprechen viele Kinder meist fehlerfrei und greifen auf einen großen Wortschatz zurück. Doch wie kann das Gehirn das leisten? WissenschaftlerInnen des MPI CBS beschreiben nun in einer Studie im Journal „Cerebral Cortex“, dass die Entwicklung der Sprachfähigkeit von Drei- bis Vierjährigen mit der Reifung von Hirnarealen innerhalb desselben Sprachnetzwerkes einhergeht, welches auch bei Erwachsenen für das Verstehen und Produzieren von Sprache verantwortlich ist.

Grammatik ist essenziell für unsere sprachliche Verständigung. Warum? Einzelne Wörter tragen zwar die Bedeutung des Satzes, aber erst die Grammatik setzt die Wörter in Beziehung zueinander und an ihren richtigen Platz. Bei der Aussage „Der Hund der Hase schubsen“, in der nur die Grundform der Wörter verwendet wird, würden wir wahrscheinlich denken, der Hund schubst den Hasen. Erst wenn wir grammatikalische Regeln anwenden und aus denselben Wörtern den Satz „Den Hund schubst der Hase“ bilden, wird klar, genau das Gegenteil ist der Fall. Kinder müssen diese Regeln erst lernen und meistern dies, ohne dass sie ihnen jemand explizit erklärt. „Bis zu ihrem dritten Geburtstag können Kinder zwar schon einfachere Regeln anwenden, aber erst ab dem vierten Lebensjahr fangen sie an, auch kompliziertere Sätze zu verstehen und zu produzieren. Mit unserer Studie wollten wir herausfinden, welche Reifungsprozesse im Gehirn mit diesem Meilenstein in der Sprachentwicklung einhergehen.“, sagt Cheslie C. Klein vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Gemeinsam mit ihren KollegInnen aus der Abteilung Neuropsychologie und der Forschungsgruppe „Meilensteine früher kognitiver Entwicklung“ hat sie den grammatikalischen Sprachstand von Kindern zwischen drei und vier Jahren sowohl beim Verstehen als auch beim Sprechen von Sätzen mit Hilfe von unterschiedlichen Sprachspielen untersucht.

Neben der Sprachfähigkeit wurde auch ein Bild des Gehirns der Kinder im Magnetresonanztomographen (MRT) aufgenommen, um den Reifestand bestimmter Hirnareale zu bestimmen. Die ForscherInnen konnten beobachten, dass die Entwicklung der allgemeinen und grammatikalischen Sprachfähigkeit der Kinder mit der Reifung von Hirnstrukturen innerhalb des sogenannten ‚Sprachnetzwerks‘ einherging. „Bei Erwachsenen wurde bereits mehrfach gezeigt, dass in diesem Netzwerk verschiedene Hirnareale zusammenarbeiten, um Sprachverständnis und -produktion zu ermöglichen. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Reifung des Sprachnetzwerkes auch den allgemeinen Sprach- und speziell den Grammatikerwerb bei Kindern zwischen drei und vier Jahren unterstützt.“, erklärt Cheslie C. Klein, die Erstautorin der Studie ist.

Angela D. Friederici, Direktorin der Abteilung Neuropyschologie am MPI CBS und Mitautorin der Studie, hebt hervor: „Besonders spannend für uns war, zu sehen, dass die Reifung einer spezifischen Hirnregion – welche als Kernregion für Grammatik gilt – mit den Grammatikfähigkeiten der vierjährigen Kinder zusammenhing, nicht aber mit denen der Dreijährigen. Kinder lernen erst ab dem vierten Lebensjahr, komplexere Satzstrukturen zu verstehen und zu produzieren. Unsere Ergebnisse deuten also darauf hin, dass dieser Meilenstein im Spracherwerb erst durch die Unterstützung des Broca-Areals bei der Verarbeitung komplexer Grammatik ermöglicht wird. Damit liefern unsere Befunde neue Einblick in die neuronalen Prozesse, die zu einer erfolgreichen Sprachentwicklung beitragen. Erkenntnisse wie diese sind sehr wichtig, denn sie ermöglichen auch ein besseres Verständnis für Entwicklungsverzögerungen oder sogar Störungen im Spracherwerb.“

Originalpublikation

Cheslie C Klein, Philipp Berger, Tomás Goucha, Angela D Friederici, Charlotte Grosse Wiesmann:
"Children’s syntax is supported by the maturation of BA44 at 4 years, but of the posterior STS at 3 years of age"
Cerebral Cortex
https://doi.org/10.1093/cercor/bhac430


Weitere Informationen:

https://www.cbs.mpg.de/2070808/news_publication_19583368_transferred?c=7505


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Neues SEITENSTARK-GÜTESIEGEL an 31 herausragende Kinderwebseiten verliehen

06. Dezember verlieh der Seitenstark e.V. erstmals das SEITENSTARK-GÜTESIEGEL an 31 herausragende Webangebote für Kinder. Idee und Ziel des neuen Gütesiegels ist es, die Qualität und Angebotsvielfalt digitaler Kindermedien nachhaltig zu fördern sowie Kindern, Familien und Pädagog:innen verlässlich Orientierung zu bieten.

Das Projekt SEITENSTARK-GÜTESIEGEL wird vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) im Rahmen der Initiative Gutes Aufwachsen mit Medien gefördert.  

Das SEITENSTARK-GÜTESIEGEL wurde verliehen an:  

Themenfeld Gesellschaft 

  • HanisauLand.de – Bundeszentrale für politische Bildung
  • Frieden-Fragen.de – Berghof Foundation
  • Kirche-entdecken.de – Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.
  • Religionen-entdecken.de – Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH
  • Zeitritter.de – Buchröder Design
  • Kindersache.de – Deutsches Kinderhilfswerk e.V.

Themenfeld Medienkompetenz & Kreativität

  • Internet-ABC.de – Internet-ABC e. V.
  • KiKA.de – Gemeinschaftsangebot von ARD und ZDF
  • Find-das-Bild.de – Michael Schnell
  • Knipsclub.de – JFF Institut für Medienpädagogik
  • KinderFilmWelt.de – Deutsches Kinder- und Jugendfilmzentrum (KJF)
  • Kidnetting.de – Das Kinderportal der Stadt Ingolstadt

Themenfeld Natur & Welt

  • Afrika-Junior.de – SCALA Z MEDIA GMBH
  • Naturdetektive.bfn.de – Bundesamt für Naturschutz
  • KlasseWasser.de – Berliner Wasserbetriebe
  • ÖkoLeo.de – Hess. Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft u. Verbraucherschutz
  • Wale.org – Whale and Dolphin Conservation gGmbH
  • Wildtierfreund.de – Deutsche Wildtier Stiftung

Themenfeld Hören & Sehen - Geschichten

  • Auditorix.de – Initiative Hören e.V.
  • Die-Gürbels.de – Sara Roller
  • Ohrka.de – OHRKA e.V.
  • AFi-KiDS.de – Alzheimer Forschung Initiative e.V.
  • Wunderwigwam.de – Hessischer Rundfunk
  • KiKANiNCHEN.de – Gemeinschaftsangebot von ARD und ZDF

Themenfeld Lernen & Forschen

  • Kinderfunkkolleg-Mathematik.de – Hessischer Rundfunk
  • Meine-Forscherwelt.de – Stiftung Haus der kleinen Forscher
  • Coollama.de – Anja Wee
  • Klexikon.de – Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e.V.
  • Kniffelix.de – TU Hamburg
  • StopKids.de – Moritz W. Haus
  • Kinderfunkkolleg-Geld.de – Hessischer Rundfunk

Informationen und Kontakt:


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Umfrage: Eltern besorgt über Medienkonsum

KKH Kaufmännische Krankenkasse

Auch wenn sich viele Jugendliche und Erwachsene ein Leben ohne Smartphone kaum noch vorstellen können: Für die Jüngsten ist der Fernseher ihr Lieblingsmedium Nummer eins. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen forsa-Umfrage unter 1.001 Eltern mit Kindern zwischen zwei und zwölf Jahren im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Damit verweist das Fernsehgerät als bevorzugt genutztes Medium (85 Prozent) Tablet und Smartphone klar auf die Ränge zwei und drei (63 bzw. 59 Prozent). Einzig die Teilgruppe der Zehn- bis Zwölfjährigen nutzt das Smartphone etwas häufiger als den Fernseher (90 zu 86 Prozent). Mit einigem Abstand folgen in der Rankingliste der Jüngsten Spielekonsole (40 Prozent) sowie Computer, Laptop oder Notebook (30 Prozent). Lediglich zwölf Prozent der befragten Eltern von Zwei- bis Vierjährigen geben an, dass ihr Kind noch keines dieser Geräte nutzt.

Wie viele Stunden verbringen Kids vor Bildschirmen?

„Leg‘ doch mal das Smartphone weg“ oder „Mach‘ doch mal die Kiste aus“: In welcher Familie gehören diese Sätze nicht zum Alltag? Stellt sich die Frage, wie viel Zeit die Jüngsten tatsächlich mit Fernseher, Handy & Co. verbringen? In der aktuellen Umfrage gehen 43 Prozent der Eltern davon aus, dass ihr Kind ab zwei bis zwölf Jahren mindestens eine Stunde pro Tag unter der Woche auf einen Bildschirm schaut. Hierbei gilt: je älter, desto länger. Denn während das auf 77 Prozent der Zehn- bis Zwölfjährigen zutrifft, ist das nach Einschätzung der Eltern lediglich bei 36 Prozent der Fünf- bis Neunjährigen der Fall und bei 17 Prozent der zwei- bis vierjährigen Kids. Lediglich 14 Prozent der Mütter und Väter geben an, dass ihr Kind täglich auf zwei bis drei Stunden kommt. Dabei zeigen sich zwischen Mädchen und Jungen kaum Unterschiede. „Eltern setzen ganz bewusst Regeln ein, um die Zeit ihrer Kinder vor dem Bildschirm einzuschränken – auch damit sie einen abwechslungsreichen Alltag haben. Das zeigen sowohl diese Zahlen als auch Gespräche mit Eltern im Rahmen unserer digitalen Vorträge zum Thema ‚Gesund Aufwachsen in der digitalen Welt‘“, sagt KKH-Psychologin Franziska Klemm. Wenig überraschend: An Wochenenden verbringen viele Kinder allerdings deutlich mehr Zeit vor Fernseher, PC-Monitor oder Smartphone-Display als unter der Woche.

Eine für alle gültige Antwort auf die Frage, wie lange Kinder digitale Medien nutzen dürfen, gibt es laut Klemm nicht, denn: Jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich individuell. Bis Ende des zweiten Lebensjahres haben digitale Medien für Kinder keinen wirklichen Nutzen. Danach kommt es neben der Zeit besonders auf die Inhalte und die Art der Nutzung an. „Um einschätzen zu können, ob Länge oder Inhalt der Medienzeit für ein Kind zu viel sind, sollten Eltern ihren Nachwuchs beobachten. Reagiert das Kind mit Gereiztheit, Unkonzentriertheit oder vermehrtem Bewegungsdrang, sind dies Anzeichen dafür, dass die Medienzeit gegebenenfalls angepasst werden sollte.“ Zu den Gretchenfragen von Eltern zählt auch, ab welchem Alter sie ihr Kind an Smartphone, Internet & Co. heranführen sollten. Auch das hängt laut Klemm vom individuellen Entwicklungsstand des Kindes ab: „Das Wichtigste ist, dass Eltern ihr Kind bei der Mediennutzung begleiten und es Schritt für Schritt an die digitale Welt heranführen. Das ist vergleichbar damit, Kindern ein sicheres Verhalten im Straßenverkehr beizubringen.“

 

KKH Kaufmännische Krankenkasse

Was Eltern Sorgenfalten auf die Stirn treibt

Die Corona-Pandemie hat die Mediennutzung bei Kindern deutlich intensiviert und auch forciert, dass Kinder früher mit Medien in Kontakt kommen – sei es durch lange Zeit geschlossene Kitas oder Homeschooling. Medien bergen enormes Potential für die Kindesentwicklung, gleich ob als Informationsquelle, Erlebnis- und Kreativquelle oder Brücke zu Schule und Freunden. Doch sie haben auch Schattenseiten. Und die sind Eltern bewusst, wie die Umfrage zeigt. So bereitet mehr als der Hälfte der befragten Eltern (54 Prozent) Sorgen, dass ihr Kind durch die Nutzung digitaler Medien negative Erfahrungen machen könnte – sei es, dass es nicht altersgerechte oder gefährliche Inhalte konsumiert oder Opfer von Cyber-Mobbing werden könnte. Sorge Nummer zwei: Knapp die Hälfte der befragten Eltern (43 Prozent) befürchtet, dass sich die Nutzung digitaler Medien negativ auf die Gesundheit ihres Kindes auswirken könnte. Und auch die Angst, dass bei Kindern Familie, Freunde und Hobbys durch den Medienkonsum zu kurz kommen, treibt rund jedes dritte befragte Elternteil um (34 Prozent). Sorgen von Eltern sollten nach Meinung von Franziska Klemm immer ernst genommen werden. Denn: „Übermäßige, unkontrollierte Mediennutzung und der Kontakt zu nicht kindgerechten Inhalten können sich negativ auf die Gesundheit von Kindern auswirken. Störungen der motorischen oder sprachlichen Entwicklung, Schlaf- sowie auch Konzentrationsprobleme können Folgen sein. Medienkonsum ist daher ein zentrales Gesundheitsthema – auch schon bevor wir uns überhaupt Gedanken über das Suchtpotential machen.“

Echt oder „Fake“? Digitale Entdeckungsreise – aber mit Köpfchen

Wie lässt sich nun möglichen gesundheitlichen Risiken vorbeugen? Ein zentraler Schlüssel zur Prävention liegt in der Medienkompetenz. Sie zählt heute wie Lesen, Rechnen und Schreiben zu den unverzichtbaren Kernkompetenzen. Entscheidend hierbei ist, dass Kinder nicht nur lernen, digitale Medien zu nutzen, sondern sie selbstbestimmt, aktiv und sicher einsetzen können. Zentrales Vorbild für Kinder beim Erlernen eines kompetenten Medienumgangs sind ihre Eltern. „Sie können die Medienkompetenz am besten dadurch fördern, dass sie Medien vor Kinderaugen achtsam und zielgerichtet einsetzen und eine gute Balance zwischen On- und Offline-Zeiten vorleben“, rät die Psychologin. „Wenn sie dann noch die Mediennutzung aktiv begleiten und im Gespräch bleiben, was ihr Kind online erlebt, haben sie den wichtigsten Grundstein für einen gesunden Umgang mit Medien gelegt.“

Der KKH liegt die gesunde Entwicklung von Kindern am Herzen. Daher hat sie eine Reihe von Tipps rund um einen reflektierten Medienumgang von Kindern zusammengestellt, zu finden unter kkh.de/mediennutzung – inklusive Selbstcheck ‚Ist mein Kind bereit für ein Smartphone?‘ (kkh.de/checkliste-smartphone) und Medientagebuch (kkh.de/kkh-medientagebuch).

KKH Kaufmännische Krankenkasse

Die KKH Kaufmännische Krankenkasse ist eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen mit rund 1,6 Millionen Versicherten. Nähere Informationen erhalten Sie unter kkh.de/unternehmen/kurzportraet


Top Themen Ernährung

„An die Töpfe, fertig, los!“ - Deutsches Kinderhilfswerk startet ein digitales Angebot zur Förderung von Kindergesundheit

Photo by Kelly Sikkema on Unsplash
Photo by Kelly Sikkema on Unsplash
Das Deutsche Kinderhilfswerk startet heute ein neues digitales Angebot zur Förderung einer ausgewogenen und gesunden Ernährung von Kindern. Ergänzend zur „Mobilen Aktion Ernährung und Bewegung“ (MAEB mobil) sollen Kinder auf www.kindersache.de jetzt mit der Wissensrubrik „Gesundheit“ für eine gesunde Lebensweise sensibilisiert werden. Unterstützt wird das Deutsche Kinderhilfswerk dabei von der ALDI Nord Stiftungs GmbH. Mit dem neuen Angebot reagiert das Deutsche Kinderhilfswerk auch auf veränderte Bedingungen von Kinder- und Jugendarbeit allgemein, die im Zuge der Digitalisierung und nicht zuletzt aufgrund aktueller Entwicklungen im Zuge der Corona-Pandemie vermehrt auf ortsunabhängige Vermittlungsformate zurückgreifen muss. Durch das neue digitale Angebot soll die Reichweite für das Thema deutlich vergrößert und auch Kinder erreicht werden, die wegen fehlender struktureller Anbindung mit dem analogen Programm „MAEB mobil“ bisher nicht oder nur schwer erreicht werden konnten.
 
„Damit Kinder gesund aufwachsen und sich gut entwickeln können, ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung wichtig. Aber sich gesund zu ernähren ist nicht immer einfach. Das liegt unter anderem daran, dass in der Lebensrealität vieler Kinder wenig Geld für Lebensmittel zur Verfügung steht und dass gesunde Lebensmittel zum Teil teurer sind als ungesunde Fertigprodukte. So können sich viele Familien gesundes Essen nicht oder nicht immer leisten. Es liegt aber auch daran, dass manche Kinder und auch Erwachsene nicht genau wissen, was zu einer gesunden Ernährung dazugehört und warum diese für ein gesundes Aufwachsen so wichtig ist. Genau hier setzt das neue digitale Angebot des Deutschen Kinderhilfswerkes an“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
 
„An die Töpfe, fertig, los!“ richtet sich vorwiegend an Kinder im Alter von ca. 6 bis 13 Jahren. Ziel ist es insbesondere, informativ und gleichermaßen spielerisch an das Thema Ernährung heranzuführen und Kindern zu vermitteln, dass gesundes Aufwachsen nicht nur ihr Recht ist, sondern auch von ihnen selbst mitgestaltet werden kann. So können die Userinnen und User in einem Koch-Trickfilmstudio, in Koch-Tutorials mit Kindern für Kinder oder über ein digitales Kochbuch und Wissensartikel viel rund um das Thema gesunde Ernährung lernen und experimentieren. Zudem können sie durch den partizipativen Ansatz des Projekts innerhalb der kindersache-Community miteinander interagieren, eigene Beiträge veröffentlichen und sich in einem pädagogisch entwickelten und geschützten Raum digital ausprobieren. Ein eigenes Angebot in Form von Praxismaterialien zur Nutzung in Schule, Ganztag und Hort auf www.schulsache.de soll zudem pädagogische Fachkräfte erreichen und so zur Multiplikation des Themenfeldes beitragen.
 
Gefördert werden die beiden Projekte durch die ALDI Nord Stiftungs GmbH, die das Deutsche Kinderhilfswerk bereits seit 2017 finanziell und ideell unterstützt. 
 

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Kinderbuchtipps zum Thema Forschung

Gabby Orcutt on Unsplash

Wir stellen euch regelmäßig neue und besonders lesenswerte Kinderbücher für kleine Leser*innen im Kita-Alter vor. Diesmal geht es um Kinderbücher über den Alltag von Forscherinnen und Forschern.

Große Erfinderinnen und ihre Erfindungen

 
Ein inspirierendes Sachbilderbuch, das die wahren Geschichten starker Erfinderinnen erzählt – spannend aufbereitet für kleine und große Entdecker ab 4 Jahren. Unsere Welt steckt voller genialer Erfindungen und nicht wenige davon entsprangen den klugen Köpfen von Frauen! So verdanken wir zum Beispiel einer Hollywood-Schauspielerin, dass wir heute das WLAN nutzen können. In diesem originellen Sachbilderbuch werden die großartigen Frauen, die hinter diesen Erfindungen stehen, vorgestellt und die spannenden Entstehungsgeschichten ihrer Erfindungen erzählt. Ein Sachbilderbuch mit starken Vorbildern für Kinder!
 
"Große Erfinderinnen und ihre Erfindungen" von Aitziber Lopez und Luciano Lozano. Ab 4 Jahre. Annette Betz Verlag. 36 Seiten. Preis: 14,95 Euro. ISBN:978-3-219-11872-8 

Ein T-Rex namens Sue: Dinosaurier und ihre Entdeckerinnen

Gab es eigentlich auch Dinosaurierinnen? - Na logisch! Und genau so gibt es auch neben den Jungs eine Menge Mädchen, die sich brennend für Dinos interessieren. Für sie – und natürlich auch für die Jungs – kommt hier ein Dino-Buch über all die Frauen, die die Paläontologie entscheidend vorangebracht haben und das immer noch tun: Mary Anning mit ihren Meeressaurier-Funden Anfang des 19. Jahrhunderts, die Abenteurerin Sue Hendrickson mit dem nach ihr benannten T-Rex-Skelett, „Punk-Paläontologin“ Jingmai O’Connor mit ihrem Faible für gefiederte Dinos oder Jasmina Wiemann mit ihrer Forschung im High-Tech-Labor …

Birk Grüling und Lucia Zamolo erzählen in diesem Kindersachbuch, was wir dank all dieser Frauen über Dinosaurier wissen.

Ein T-Rex namens Sue. Dinosaurier und ihre Entdeckerinnen von Birk Grüling und Lucia Zamolo. Klett Kinderbuch. Ab 6 Jahre. 56 Seiten. Preis: 18,00 Euro. ISBN: 978-3954702749  

Gute Nacht, Abenteurer: 30 wahre Geschichten von mutigen Forscherinnen und Entdeckern

Die engagierte Naturschützerin Ness Knight ist für extreme Expeditionen bekannt. In diesem Buch erzählt sie von den spannendsten Abenteuern mutiger Frauen und Männer aus allen Zeiten: Von der Französin Jeanne Baret, die vor 250 Jahren als Mann verkleidet die Welt umsegelte, über den Entdecker Alexander von Humboldt bis zu der legendären Gorilla-Forscherin Dian Fossey. Ob die Forscherinnen und Entdecker einen aktiven Vulkan erklimmen, in die Tiefsee abtauchen, sich durch gefährliche Flussströmungen im Regenwald kämpfen, mit einem Heißluftballon den Atlantik überqueren, Gorillas im Nebel beobachten, von einem wütenden Nashorn verfolgt werden oder von der Raumstation ISS zurück zur Erde reisen – diese fesselnden Geschichten lassen auch die Leserinnen und Leser von Abenteuern träumen!

 
"Gute Nacht, Abenteurer: 30 wahre Geschichten von mutigen Forscherinnen und Entdeckern"  von Ness Knight. Prestel junior. Ab 6 Jahren. 128 Seiten. Preis: 22 Euro ISBN: 978-3-7913-7482-6

 


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Wie wir Kinder durch Spielen, Singen und Tanzen stark für die Zukunft machen

Johnny McClung on Unsplash
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Expertentipps von Autorin und Coach Anna Greie

Wie schaffen wir es im Alltag, die kreative Energie von Kindern mehr zu fördern und zuzulassen? Indem wir der kindlichen Kreativität und Fantasie weniger Grenzen setzen und KindSein nicht so stark auf Leistung und Erfolg ausrichten. Anna Greie, Expertin und Autorin des Buches "KindSein. Der Schlüssel zum Glück" gibt Praxistipps, wie wir unseren Kindern wieder mehr Raum für Singen, Tanzen und Spielen ermöglichen. Denn dadurch erleben sie einen regelrechten Flow-Zustand, der ihnen hilft, gestärkt und selbstbewusst durchs Leben zu gehen.

Anna Greie, die Gründerin der Stage Up! Musicalschulen, Tanzpädagogin und Mutter von zwei Kindern, ermutigt in ihrem Buch „KindSein. Der Schlüssel zum Glück“ alle Erwachsenen dazu, Kindern ausreichend Freiräume zu geben, um sich auszuprobieren und die Welt spielerisch zu entdecken. Dabei fordert sie: „Richten wir KindSein nicht von Anfang an auf Leistung und Erfolg aus. Wir sollten Kindern ihre Ängste nehmen, anstatt diese mit überhöhten Erwartungen zu schüren. Und vor allem: Bieten wir ihnen die Freiheit, ihre schöpferische Kreativität zu leben.“ Anna Greie ist überzeugt, dass Kinder genau das benötigen, um für das Leben gestärkt zu werden – für alltägliche Herausforderungen wie auch für Krisenzeiten.

„Um das Einssein zu spüren, brauchen Kinder ebenso wie Erwachsene die hohe Konzentration auf den Moment. Nichts anderes ist es, was die Kinder in Augenblicken des Ins-Spiel-versunkenen-Seins tun. Sie müssen es nur dürfen“, fordert die Expertin. „Die Unachtsamkeit der Gesellschaft hat KindSein verhärtet und fehlgelenkt, sodass selbst Kinder Achtsamkeit wieder üben müssen.“

Kleiner Eltern-Guide: Wie Sie mehr KindSein zulassen und Ihre Kinder für die Zukunft stärken

Anna Greie bietet in ihrem Buch „KindSein. Der Schlüssel zum Glück“ Eltern und Erzieher:innen jede Menge praktische Anregungen und Tipps, mit denen es gelingen wird, Kindern den Zugang zum Weltentdecken und KindSein zu ermöglichen und der kindlichen Kreativität weniger Grenzen zu setzen.  

Die wichtigsten Anregungen hat die Autorin hier zusammengefasst:

1. Geben Sie Kindern bewusst Zeit für das eigene kreative Spiel

Verplanen Sie nicht die gesamte Freizeit Ihrer Kinder, lassen Sie ihnen Ruhezeiten ohne Verpflichtungen. Kinder sind oft einfach glücklich, wenn sie sich in ihr Spiel vertiefen und ihre eigene Welt genießen dürfen. In einer Loslösung von Terminen, Hektik und Herausforderungen bekommen Kinder die Chance, eigene Ideen und Wünsche in Taten umzusetzen. Das Freisein von Zwängen gibt ihrer Fantasie Raum und lässt sie ins kreative Erleben eintauchen. Kindern fällt es dann leicht, sich in ihr Tun und den Moment fallen zu lassen. Entspanntes Spielen – ohne Erwartungsdruck – lässt sie in ihrer Mitte ankommen und ihren eigenen Flow finden.

2. Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, die Welt selbst zu entdecken 

Wohlmeinend halten viele Eltern heutzutage ihre Kinder davon ab, eigene Entdeckungen in ihrer Umwelt und mit ihren Mitmenschen zu machen: „Tu das nicht, tu dies nicht“, „Pass auf!“, „Geh nicht auf die hohe Rutsche!“, oder „Klettere nicht auf die Mauer, sonst fällst du runter.“ Und immer wieder die Warnung „Du tust dir weh!“ mit der versteckten Begründung „Du kannst das nicht!“ Mahnungen zur Vorsicht in steter Wiederholung, vorgebetet von behütenden Eltern, stehen auf der Tagesordnung. In der ständigen Anstrengung, ihre Kinder zu schützen, verhindern sie, dass sie wichtige eigene Erfahrungen machen – gute ebenso wie schlechte.

Damit trainieren Eltern ihren Kindern die Neugierde ebenso ab genauso wie das Austesten der eigenen Möglichkeiten. Ein Sich-einlassen-Dürfen auf das kreative Spiel, das Entdecken von Fähigkeiten und der eigenen Grenzen darf oft nicht stattfinden. Ursache dafür ist Angst. Ihr Außen trichtert ihnen ein: „Das ist falsch!“ Beim Kind kommt die Botschaft an: „DU bist falsch.“  Deshalb geben Sie Ihren Kindern mehr positive Verstärkung. Wenn sie hören „Du schaffst das! Du kannst das!“, werden sie am Ende eines Lernprozesses genau das von sich sagen können: „Ich kann das! Ich mach das jetzt!“ Machen Sie Ihren Kindern keinen Druck, geben Sie ihnen den Raum und die Zeit, sich in ihrem Tempo zu entwickeln, das stärkt ihre Persönlichkeit.

3. Fördern Sie die intrinsische Motivation 

Die extrinsische Motivation, in Form von Bewertung und entsprechendem Belohnungssystem, tötet die intrinsische Motivation, ein Talent wirklich zu entfalten. Die Suche nach den verschütteten Motivationen und Talenten kann eine Reise zu sich selbst werden. Je öfter ein Kind die Erfahrung macht, seinen inneren Impulsen zu vertrauen und dann voller Freude etwas Großartiges zu (er)schaffen, umso stärker wird die intrinsische Motivation und der Mut, ihr zu folgen.

4. Hören Sie auf die Wünsche Ihrer Kinder

Geben Sie Kindern den Raum, zu sich selbst zurückzufinden, die Welt auf ihre Art zu entdecken und dabei ihre Kreativität auszuleben. Hören Sie auf, die Wünsche der Kinder zu manipulieren und ihren tatsächlichen Bedürfnissen entgegenzuwirken. Das klingt hart, aber wenn Eltern ehrlich sind, legen sie sich die Wünsche und Bedürfnisse ihres Kindes oft so zurecht, wie sie in den Erwachsenen-Alltag passen. Üben Sie sich darin, ihre Kinder nicht stetig mit neuen und oft viel zu hohen Erwartungen zu konfrontieren. Lassen Sie Ihre Kinder singen, tanzen und spielen. Geben Sie Ihnen den Raum für ihre innere Stimme, ihre Kreativität und ihren Ausdruck – ganz ohne Ziel und Erwartungen. Lassen Sie sie einfach sein – KindSein. Kinder blühen auf. Über die Bewegung pendeln sie ihre Mitte neu aus. In der Konzentration auf ihr Tun gelangen sie unbewusst in den Zustand des Flows und des Einsseins.

5. Motivieren Sie Ihre Kinder, Neues zu entdecken und kreative Ideen auszuprobieren

Lassen Sie Ihren Kindern den Freiraum, um neue kreative und verrückte Ideen auszuprobieren. Sparen Sie sich Kommentare wie „Was soll denn das?“ Signalisieren Sie stattdessen Verständnis für den Entdeckerdrang Ihres Kindes, lassen Sie sich in die Fantasiewelten Ihrer Kinder hineinziehen. Wenn es in einer erfundenen Sprache mit Ihnen spricht, machen Sie einfach mit. Bleiben Sie wach für ein Erleben mit allen Sinnen. Nehmen Sie Ihr Kind wahr und seine Impulse auf.

 

Warum sollten wir mehr mit unseren Kindern singen? Zu Gast: Reinhard Horn und herrh

Über Anna Greie

Sasha_Ilushina
Sasha_Ilushina

Anna Greie ist Geschäftsführerin der Stage Up! GmbH, die Musicalschulen für Kinder und Jugendliche in Hamburg und Schleswig-Holstein betreibt. Rund 350 Mädchen und Jungen im Alter von vier bis 22 Jahren werden hier in den Fächern Schauspiel, Tanz und Gesang unterrichtet. Zuvor war die ausgebildete Tanzpädagogin Franchisenehmerin des international renommierten Stagecoach-Performing-Arts-Netzwerkes. Ihre Ausbildung absolvierte die Mutter von zwei Kindern an der Erika-Klütz-Schule für Theatertanz und Tanzpädagogik.

Buch: Anna Greie: „KindSein. Der Schlüssel zum Glück“

Anna Greie, die Gründerin der Stage Up! Musicalschulen, veröffentlicht am 30. September ihr Buch „KindSein. Der Schlüssel zum Glück“, zunächst als E-Book auf amazon.de und am 28. Oktober als Taschenbuch. Darin fordert die erfahrene Tanzpädagogin, den Kindern ausreichend Freiräume zu geben, um sich auszuprobieren und die Welt spielerisch zu entdecken. Sie liefert Anregungen und praktische Tipps, wie es gelingt, Kindern den Raum für ihre angeborene Neugierde zu lassen und weniger Grenzen für das KindSein zu setzen. „Beim Singen, Tanzen und Spielen empfinden Kinder das tiefe Glück des KindSeins, weil sie sich dadurch in einen Flow-Zustand versetzen, mit dem sie Abstand zu möglichen Sorgen und dem Alltagsstress bekommen“, so Anna Greie. „Das stärkt sie für ihr Leben. 


Top Themen Ernährung

Gesund und günstig kochen trotz steigender Lebensmittelpreise

Sarah Wiener Stiftung | photothek
Sarah Wiener Stiftung | photothek

Seit einigen Monaten schon machen es steigende Lebensmittelpreise und Lebenshaltungskosten für viele Familien schwerer, frische und vollwertige Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen. Und auch für Kitas machen sich die Preiserhöhungen beim Einkauf oder einigen Lieferanten bemerkbar. Besonders, wenn sie mit den Kindern eine vielseitige Ernährung und den Spaß am Kochen näherbringen wollen.

Die neue Themenseite der Familienküche „Gesund und günstig kochen“  hält viele Tipps parat, wie Sie beim Einkauf, der Lagerung und beim Kochen Geld und Energie sparen können, z.B.

  • zum saisonalen und damit kostengünstigeren Einkauf
  • wie man Lebensmittel so lagert, dass sie länger haltbar sind
  • wie sich teure Zutaten häufig mit günstigeren Alternativen ersetzen lassen

Unser Tipp: Machen Sie aus der Not eine Tugend und lassen Sie die Kinder in der Küche kreativ werden! Suchen Sie sich regionale und saisonale Zutaten aus und überlegen sie gemeinsam: Was können wir daraus Leckeres zubereiten? Sprechen Sie über Lebensmittelreste und wie man Sie – zum Beispiel als Semmelbrösel aus trockenem Brot – noch verwenden kann. Sammeln sie Äpfel auf Streuobstwiesen und verkosten Sie die unterschiedlichen Sorten.

Neben vielen Praxistipps und Anregungen gibt es in der Familienküche, dem Online-Angebot für Eltern rund ums Essen und Kochen mit Kindern der Sarah Wiener Stiftung und BARMER, außerdem eine umfangreiche Rezeptdatenbank mit preiswerten Rezepten. Sie finden dort auch ein Kochbuch und zahlreiche Anregungen und Videos für das Kochen mit Kindern. Alle Angebote sind kostenfrei und online verfügbar. Teilen Sie diese gern mit den Familien in Ihrer Kita.

Kinderzeit-Podcast: Nachhaltiges Kita-Essen

Ich kann kochen!

Ich kann kochen! ist eine bundesweite Ernährungsinitiative der Sarah Wiener Stiftung und der BARMER. Ziel ist es, Kita- und Grundschulkinder für eine vielseitige Ernährung zu begeistern. Praxisnahe Fortbildungen und digitale Lernangebote qualifizieren pädagogische Fach- und Lehrkräfte kostenfrei dafür, mit Kindern Lebensmittel zu entdecken und gemeinsam zu kochen. So wird Ernährungskompetenz gefördert und Krankheiten vorgebeugt. Seit dem Start 2015 hat Ich kann kochen! über eine Million Kinder erreicht. Die Qualität und Wirkung sind wissenschaftlich evaluiert und bestätigt. Ich kann kochen! ist ein IN FORM-Projekt der Bundesregierung. 

Mehr: www.ichkannkochen.de


Top Themen Weiterbildung

Wir brauchen einen Kita-Digitalpakt! Bildungsakteure appellieren an Bundespolitik

Robo Wunderkind on Unsplash

Die Digitalisierung hat in den letzten beiden Jahrzehnten unser Leben und unsere Art zu arbeiten stark verändert. Auch unsere Kinder wachsen heute anders auf – digitale Medien sind in ihren Elternhäusern, bei Verwandten und in den Familien ihrer Freundinnen und Freunde allgegenwärtig. Umso wichtiger wird es, dass der verantwortungsbewusste, kreative und forschende Umgang damit auch in der Kita eine größere Rolle spielt. Der deutschlandweit aktive Kita-Träger FRÖBEL, die Stiftung Haus der kleinen Forscher und der Didacta-Verband haben deshalb beim gestrigen 11. Plenum Frühpädagogik in Berlin einen bundesweiten Digital-Pakt für Kitas gefordert. Jetzt richten sie gemeinsam einen entsprechenden Appell an die Bundespolitik.

Denn das digital gestützte Lernen und Entdecken fehlt in vielen Bildungsplänen. Und auch die Digitalisierung des Kita-Managements und der pädagogischen Dokumentation zur Entlastung der Fachkräfte ist vielerorts nicht vorgesehen. Und in den Kita-Finanzierungssystemen der meisten Bundesländer werden aktuell weder digitales Equipment und notwendige Softwarelösungen noch Fort- und Weiterbildung dazu berücksichtigt. 

Deutschland braucht einen DigitalPakt Kita – jetzt!

Um der Dringlichkeit und dem enormen Handlungsbedarf bei der Digitalisierung in Kitas Nachdruck zu verleihen, appellieren die bundesweit tätigen Bildungsakteure gemeinsam an die Bundespolitik. In drei zentralen Forderungen fassen sie ihre Positionen zu einem DigitalPakt Kita zusammen. Die Unterzeichnenden sind Deutschlands größte Fortbildungsinitiative Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, Deutschlands größter freigemeinnütziger Träger von Kinderkrippen, Kindergärten und Horten, FRÖBEL e. V., sowie der Didacta Verband e. V., Verband der Bildungs-wirtschaft und ideeller Träger der didacta, der größten Bildungsmesse in Europa. 

 Die drei zentralen Forderungen für einen DigitalPakt Kita betreffen: 

1. KOMPETENZ Bundesweiter Zugang zu Fortbildungsangeboten für pädagogische Fach-kräfte, für einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Kontext guter Lernbegleitung in der Kita. Digitale Geräte sind, wie Stift, Papier oder eine Lupe, unterstützende Hilfsmittel beim entdeckenden und forschenden Lernen. 

2. ANERKENNUNG Kitas müssen als elementare Bildungseinrichtungen formal Teil des Bildungswegs werden. Wie die Schulen müssen sie mit digitalen Medien für einen sinnvollen Einsatz in der Bildungsarbeit ausgestattet werden. Hierzu gehört auch die Überarbeitung der Bildungspläne. 

3. AUSSTATTUNG Das Management von Kitas und Trägern muss deutlich stärker digitalisiert werden, um insbesondere Leitungskräfte zu entlasten. Das betrifft klassische Verwaltungsprozesse ebenso wie Fortbildungen und die Dokumentation der pädagogischen Arbeit. Das macht die Ausstattung von allen pädagogischen Fachkräften mit einem digitalen Endgerät wie Laptop oder Tablet notwendig. 

Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“: 

„Wir müssen mehr frühe Bildung wagen, in der digitale Medien ganz selbstverständlich Teil des Werkzeugkoffers z. B. beim Entdecken und Forschen sind. Verpassen wir heute die Chancen einer guten frühen Bildung, haben wir morgen das Nachsehen in der Schule, bei der Besetzung von Stellen und im gesellschaftlichen Zusammenhalt. 

Für die Qualität der Bildungsarbeit braucht es qualifizierte pädagogische Fachkräfte. Es ist Aufgabe der Politik, neben Schulen auch die Einrichtungen der frühkindlichen Bildung im Umgang mit den rasanten digitalen Veränderungen zu stärken!“ 

Stefan Spieker, Geschäftsführung FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH

„Wir brauchen einen Perspektivwechsel, wenn wir Kitas wirklich als Bildungs-einrichtungen verstehen wollen. Digitale Medien und ein verantwortungsbewusster Umgang damit werden in allen Bildungsstufen als selbstverständlich angesehen und gefördert, nur in der frühen Bildung nicht. In den Kita-Finanzierungssystemen der meisten Bundesländer werden aktuell weder digitales Equipment und notwendige Softwarelösungen noch Fort- und Weiterbildung dazu berücksichtigt. Das muss sich ändern!“ 

Prof. Dr. Julia Knopf, Vorstandsmitglied Didacta Verband e. V.: 

„Digitale Technik, sinnvoll eingesetzt, bereichert den organisatorischen Alltag in der Kita, optimiert die Zusammenarbeit zwischen Trägern, Leitung, Team und Familien und erweitert die Lern- und Erfahrungswelt der Kinder. Konzepte, zum Einsatz digitaler Medien in der Bildungspraxis, IT-Infrastrukturen, technische Ausstattung und Support – das brauchen Kitas jetzt!" Digitalisierung fängt nicht erst in der Schule an. Begegnen wir den aktuellen Herausforderungen im Bildungsbereich und starten mit dem DigitalPakt Kita dort, wo der Bildungsweg beginnt – in der Kita. Kindertagesstätten sind elementare Bildungsorte, in denen Kinder früh lernen, die nötigen Kompetenzen für das 21. Jahrhundert zu entwickeln: Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken – alles zentrale Bausteine auch für das Demokratieverständnis. Die Kompetenz für einen sicheren Umgang mit digitalen Medien gehört dazu (Art. 17 der UN-Kinderrechtskonvention). Die digitale Transformation bietet uns die Chance, Kitas als die grundlegenden Bildungsorte anzuerkennen, in denen Pädagoginnen und Pädagogen die Kinder fit für die Zukunft machen.

Gemeinsam für eine Zeitenwende dort, wo Zukunft beginnt – in der Kita. 


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Die zehn Signale für Kindesmissbrauch

Nadine Shaabana on Unsplash
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Entscheidet immer die Mehrheit?

Kinder und Jugendliche, die zum Opfer sexueller Gewalt werden, machen ein zweifaches Martyrium durch. Einerseits leiden sie unter dem Missbrauch an sich, andererseits leben sie vielfach unter dem Druck, sich mit ihren Leiden niemandem anvertrauen zu können, ausgelöst durch massive Drohungen der Täter. Das macht es so schwierig, Missbrauchsopfer auszumachen. Doch es gibt unübersehbare Anzeichen. Ein Gastbeitrag von Emil Horowitz von der Oak Foundation

Es darf nicht verwundern, dass sich die Opfer angesichts der Verhaltensweisen der Täter in eine Festung des Schweigens zurückziehen und keinen Weg sehen, aus dieser Situation zu entkommen. Die hohe Zahl an Missbrauchsfällen weist auf eine alarmierende Lage hin. Laut polizeilicher Kriminalstatistik gibt es pro Tag rund 50 Meldungen über sexuelle Gewalt gegen Kinder. Insgesamt meldet die Statistik pro Jahr etwa 12.000 Fälle von Missbrauch an Kindern unter 14 Jahren und mehr als 7.000 Fälle von Kinderpornographie.

Aktuelle Studien vermuten in jeder Schulklasse mindestens ein bis zwei Kinder, die von sexueller Gewalt betroffen sind, wobei die Täter gewöhnlich aus dem nahen Umfeld der Opfer stammen – meist Nachbarn, Mitarbeiter sozialer Einrichtungen oder Eltern. Umso wichtiger ist es, auf Anzeichen und Signale zu achten, die auf Missbrauch bei Kindern schließen lassen.

Kinderzeit-Podcast: Wie geht eigentlich Kinderschutz?

Untrügliche Anzeichen existieren – müssen aber ernst genommen werden

Es gibt eine ganze Reihe von Anzeichen, die auf Missbrauch bei Kindern hindeuten. Aus den Erkenntnissen von Polizei, Psychologen und sozialen Einrichtungen haben sich vor allem zehn Signale herauskristallisiert, die von besonderer Aussagekraft sind. 

Signal 1: Körperliche Merkmale 

Missbrauchstäter gehen nicht selten mit großer Umsicht vor, um äußere Merkmale ihrer Taten zu vermeiden. Dennoch bleiben vielfach nicht auf den ersten Blick erkennbare Merkmale zurück, die auf Missbrauch hindeuten. Typische physische Indizien für möglichen Missbrauch sind: 

  • Blutungen, Rötungen, Risse
  • Verletzungen an Penis, Hoden, Vagina und After
  • Schmerzen im After- und/oder Genitalbereich
  • Ungewöhnliche Dehnungen an After oder Vagina
  • Hämatome an der Oberschenkelinnenseite oder im Genitalbereich
  • Geschlechtskrankheiten wie Ausfluss oder Pilzinfektionen
  • Schwangerschaft 

Sollten sich Symptome dieser Art zeigen, ist äußerste Aufmerksamkeit angebracht. Ein möglicher Missbrauch ist in diesem Fall mehr als eine vage Vermutung.

Signal 2: Rückzug

Das Kind zieht sich in sich selbst zurück und bricht frühere soziale Kontakte ohne Grund ab. Soziale Verhaltensweisen ändern sich von Gruppendynamik hin zu eigenbrötlerischem Einsiedlertum.

Signal 3: Opportunismus

Das Kind versucht auf übertriebene Weise, möglichst alles richtig zu machen und nicht aufzufallen. In diesem Fall empfindet das Kind den Missbrauch als Strafe für eigene Verfehlungen.

Signal 4: Rebellion

Je nach Temperament kann ein kindliches Missbrauchsopfer auch das gegenläufige Verhaltensmuster aufweisen: Das Kind hält sich nicht mehr an Regeln und überschreitet bisher geltende Grenzen. 

Signal 5: Selbstverletzung 

Das Kind fügt sich Verletzungen oder Schmerzen zu. Auch hier glaubt das Opfer, eine Art von Bestrafung verdient zu haben.

Signal 6: Ungewöhnliches Essverhalten

Das Kind isst entweder mehr oder weniger als gewöhnlich. Die Veränderung im Essverhalten deutet auf eine tiefgreifende seelische Dysbalance hin.

Signal 7: Verhaltensänderung

Das Kind legt unvermittelt ein Verhalten an den Tag, das nicht seiner Altersgruppe entspricht. Dabei sind Abweichungen in beide Richtungen möglich: Das Kind verhält sich entweder jünger oder älter als es tatsächlich ist.

Signal 8: Krankheit

Das Kind zeigt eine überdurchschnittliche Tendenz hin zu Erkrankungen, meist Bauch- oder Kopfschmerzen, Hautkrankheiten oder Schlafstörungen.

Signal 9: Angst und Aggression

Das Kind weist bisher ungekannte Angstzustände oder aggressive Verhaltensmuster auf. Damit kompensiert das Kind seinen unterdrückten emotionalen Ausnahmezustand.

Signal 10: Drogenmissbrauch

Das Kind beginnt damit, alkoholische Getränke zu sich zu nehmen oder Drogen zu konsumieren. Damit versucht das Opfer, den inneren Schmerz zu lindern, mit dem es sich niemandem anvertrauen kann.

Missbrauch lässt sich im Vorfeld vermeiden

Weist ein Kind eines der beschriebenen Anzeichen auf und ist das auf einen Missbrauchsfall zurückzuführen, ist es bereits zu spät – der Missbrauch hat bereits stattgefunden oder ist noch im Gange. Hier wären Initiativen im Vorfeld angebracht, denn der Weg der meisten Täter hin zum aktiven Missbrauch führt in vielen Fällen über Kinderpornographie und die damit verbundene sexuelle Gewalt.

Nur ein wirkungsvolles Instrument gegen die Verbreitung kinderpornographischer Inhalte über die sozialen Netzwerke kann auf lange Sicht zu einer spürbaren Verbesserung der Situation führen. KI-basierte Contentfilter, die Bildmaterial auf pornographischen Gehalt analysieren und Verdachtsfälle menschlichen Moderatoren zur endgültigen Bewertung vorlegen, können angesichts der ungeheuren Mengen an kursierendem Bildmaterial ein wirkungsvolles Werkzeug zur Eindämmung der grassierenden Kinderpornographie sein.

Natürlich ist auch die Freiheit des Internets ein hohes ethisches Gut, das es zu bewahren gilt. Doch Ethik hat in vielen Fällen mehrere Facetten – in diesem Fall auch das Leiden und die Schmerzen von vielen Millionen Kindern.

Über die Oak Foundation

Oak Foundation hat den Lead bei einem Zusammenschluss von insgesamt 15 internationale NGOs, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass der aktuell im europäischen Parlament beratene Gesetzesvorschlag, insbesondere mit Unterstützung Deutschlands, verabschiedet wird. Ziel dieser Gesetzesinitiative ist es, dass Internetkonzerne wie z.B. Meta (u.a. Facebook) dazu verpflichtet werden, alle Bilder und Videos, die auf ihren Plattformen hochgeladen werden, durch einen KI-basierten Scanner auf mögliche kinderpornographische Inhalte überprüfen zu lassen. Alle so herausgefilterten Bilder sollen von einer neu zu schaffenden europäischen Polizeibehörde durch Beamten auf ihre strafrechtliche Relevanz hin überprüft werden. Deutschland entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot für netzbasierte Pädokriminalität.


Top Themen Zeitnah

Investitionsrückstand bei Kitas steigt auf 10,5 Mrd. EUR

Towfiqu barbhuiya

Kinderbetreuung zählt zu den dynamischsten kommunalen Aufgabenbereichen in Deutschland. So haben die Städte, Kreise und Gemeinden in den vergangenen Jahren die Zahl der Betreuungsplätze erheblich ausgebaut. Nachdem die kommunalen Investitionsausgaben für Kitas bis zum Jahr 2020 stetig gestiegen waren, sind sie seit zwei Jahren wieder rückläufig. Für das laufende Jahr 2022 liegen sie bei 3,2 Mrd. EUR (Vorjahr: 3,4 Mrd. EUR) und machen damit rund 8 % der kommunalen Gesamtinvestitionen aus. Wie eine neue Sonderauswertung von KfW Research auf Basis des bundesweit repräsentativen KfW-Kommunalpanels zeigt, dürften die geplanten Neuinvestitionen weiter nicht ausreichen, um die steigenden Bedarfe zu decken. Der von den Kämmereien gemeldete kommunale Investitionsrückstand bei Kitas liegt zuletzt bei deutschlandweit 10,5 Mrd. EUR im Jahr 2021.

Hinter der Gesamtsumme verstecken sich große Unterschiede zwischen den Kommunen. So bewerten 12% der Kommunen den Investitionsrückstand bei Kitas als gravierend und weitere 36% als noch erheblich. 52 % der Städte, Kreise und Gemeinden haben hingegen keinen oder nur einen geringen Investitionsrückstand. Auch mit Blick auf die Zukunft gehen die Erwartungen auseinander, denn fast jede zweite Kommune (47 %) rechnet zwar mit einem Rückgang des Investitionsrückstands für Kinderbetreuung, ein Viertel (23 %) hingegen mit einem weiteren Anstieg.

Gründe für diese Differenzen liegen z.B. in unterschiedlichen Haushaltslagen von finanzstarken und -schwachen Kommunen oder in divergierenden demografischen Entwicklungen zwischen wachsenden und schrumpfenden Regionen. Denn die Nachfrage nach Kita-Plätzen wird stark durch die Zahl der Geburten und Weg- bzw. Zuzüge junger Familien bestimmt.

Erschwert wird der Kita-Ausbau durch stark gestiegene Baupreise und Planungsunsicherheiten infolge der aktuellen Krisen. So hat die Corona-Pandemie zu einer Veränderung der investiven Prioritäten geführt und auch der Ukraine-Krieg kann zusätzliche belastende Auswirkungen haben, wenn beispielsweise vermehrt geflüchtete Kinder betreut werden müssen.

"Die Kommunen stehen beim Kita-Ausbau vor der Herausforderung, trotz Krisenumfeld und unsicherer finanzieller Lage ein angemessenes Angebot an Daseinsvorsorge bereitzustellen", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Das erfordert stabile Investitionen und setzt eine auskömmliche und verlässliche Ausstattung der Kommunen mit eigenen Finanzquellen wie Steuereinnahmen oder Zuweisungen im Finanzausgleich voraus. Kredite oder Fördermittel können Finanzlücken nur teilweise auffangen."

Die aktuelle Analyse von KfW Research ist www.kfw.de/kompakt abrufbar