Februar 2020
Sexualpädagogik in der Kita: Interview mit Josefine Barbaric
Auch schon kleine Kinder interessieren sich für ihren Körper und Gefühle. Umso wichtiger ist es, solche Themen auch schon im Kindergarten aufzugreifen und damit einen Beitrag zur Identitätsentwicklung von Kindern zu leisten. Außerdem stärkt eine frühe Sexualpädagogik das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen und ist eine gute Missbrauchsprävention. Welche Voraussetzungen dafür erfüllt seien müssen, erklärt Josefine Barbaric im Kinderzeit–Interview.
Warum ist aus ihrer Sicht Sexualpädagogik auch schon im Kindergarten ein wichtiges Thema?
Um ein besseres Verständnis für die Gesamtheit des Themas zu schaffen, möchte ich erst einmal auf den Begriff „Sexualität“ eingehen. Der Begriff Sexualität stammt von dem lateinischen Wort Sexus ab. Das bedeutet erst einmal Geschlecht und bezieht sich auf das weibliche und männliche Geschlecht beim Menschen. Sexualität beschreibt wie Lust- und Fortpflanzungsfunktionen erlebt werden. Fortpflanzung ist ein elementar wichtiger Bestandteil unseres menschlichen Daseins vom ersten Atemzug an. Also etwas ganz Natürliches. Kinder spüren und erleben ihren Körper selbstverständlich auch, allerdings auf eine andere Art und Weise, als es Erwachsene tun. So hat die frühkindliche Sexualität nichts mit der Erwachsenen Sexualität zu tun. Weshalb das Thema Sexualpädagogik grade im Hinblick auf die körperliche Abgrenzung auch ein sehr wichtiges Thema darstellt. Wenn Kindern über einen natürlichen Zugang ermöglicht wird, sich über ihre Körper und Empfindungen bewusst zu werden und auszutauschen, dann kann man ihnen sehr gut begreiflich machen: Dein Körper gehört mit allem was dazu gehört Dir und nur Du darfst über ihn bestimmen. Damit helfen wir Kindern eine optimale Selbstempfindung aufbauen zu können.
Welche Aspekte der Sexualität beschäftigt die Kinder zwischen drei bis sechs Jahren?
Grundsätzlich möchte ich sagen, dass für Kinder in diesem Alter der eigene Körper mit allem was er zu bieten hat, unsagbar spannend ist. Kinder erkunden nicht nur die eigene individuelle körperliche Beschaffenheit mit viel Neugierde, sondern auch die damit einhergehenden Empfindungen und Reize. Diese werden wie selbstverständlich entdeckt und als wichtige Erfahrungen nachhaltig abgespeichert. Das ist natürlich, richtig und gut. Zudem fangen Kinder in diesem Alter an, wahrzunehmen, dass es sehr wohl körperliche Unterschiede gibt.
Wie kann eine altersgerechte Sexualpädagogik/Aufklärung im Kindergarten konkret aussehen?
Indem wir uns erlauben mit Kindern sensibel und doch klar über Körperlichkeit, Genitalien und Abgrenzung zu sprechen. Menschen haben Augen, Ohren, Arme. Jungen haben zudem einen Penis, so wie Mädchen eine Vulva haben. Alle Menschen haben einen After. Wie geht es ihnen jetzt damit? Aus meinem Tätigkeitsfeld als Referentin zum Thema Prävention gegen sexuelle Gewalt an Kindern weiß ich, dass es für viele erwachsene Menschen unschön und unangenehm ist, mit kleinen Menschen über Penis, Vulva und After zu sprechen. Doch die Frage ist warum? Es sind die äußeren sichtbaren Geschlechtsorgane, wie auch ganz natürliche Körperöffnungen, die genauso zu unseren Körpern gehören, wie Augen, Ohren und Arme. Eines ist jedoch klar hervorzuheben, die Bereitschaft zur Aufklärung hängt auch immer von der eigenen inneren Haltung zum Thema Sexualität ab. Weshalb ich mit meinen Seminarteilnehmer*innen hierauf in jedem Seminar und Workshop explizit eingehe. Wenn jemand grundsätzlich enorme Berührungsängste mit dem Thema Sexualität hat, kann er/sie kleine Menschen nicht natürlich aufklären. So ist es wichtig, dass wir Kindern hierfür einen geschützten und unverkrampften Rahmen anbieten. Will sagen, sollte sich das eine pädagogische Fachkraft, aus welchen Gründen auch immer, nicht zutrauen, ist das keinesfalls verwerflich. Ratsam jedoch ist, es jemanden zu überlassen, der die Fähigkeiten dafür mitbringt.
Wie wichtig ist die „Beschäftigung“ mit Themen wie Gefühle, Liebe, aber auch der eigene Körper für die Entwicklung eines gesunden Körperbildes und dem Kennen von eigenen Grenzen, aber auch Vorlieben?
Schauen Sie, je mehr wir uns mit unseren Emotionen beschäftigen, umso besser werden wir darin sie wahrzunehmen und zu deuten. Gute und schlechte Gefühle sind wichtig, um verstehen zu können, was wir brauchen und was wir nicht brauchen. Kinder stehen noch ganz am Anfang in ihrer Wahrnehmungswelt. Es braucht erst einmal Erfahrungen, und dazu sollten wir sie unbedingt ermutigen und einladen. Ohne Scham und eigenen inneren Blockarden. Nur dann wird es uns gelingen, ihnen dieses natürliche Körperverständnis mitzugeben, denn dann haben sie verstanden, dass alles an ihnen richtig und gut ist. Dann lernen sie mit schlechten und guten Gefühlen umzugehen. So wie es auch schlechte und gute Geheimnisse gibt und die die sich schlecht anfühlen, darf man auch weitersagen. Darauf baut der nächste wichtige Baustein die „Abgrenzung“ auf. Dein Körper gehört Dir – und mein Körper gehört mir. Und wenn Du mir zu Nahe kommst oder mir weh tust, dann darf ich mich wehren und laut Nein, lass das! sagen und dieses Nein muss akzeptiert werden. Die sogenannten „Doktor Spielchen“ sind hierfür übrigens eine willkommene Erfahrungsplattform für Kinder. Und ich empfehle, ohne Hysterie an dieses Thema heranzugehen. Wenn zwei etwa gleichaltrige Kinder sich im beiderseitigen Einvernehmen zurückziehen, um zu spielen und dabei aus einer kindlichen Neugierde heraus anfangen sich körperlich (nicht übergriffig) zu erkundigen, ist erst einmal noch alles im grünen Bereich. Ich denke da sind wir uns einig.
Sollte eines der beiden Kinder allerdings keine Lust mehr auf das Spiel haben, aus welchen Gründen auch immer, dann muss Schluss sein. So ist es von unsagbar großer Bedeutung, dass Kinder genau das lernen. Zum einen lernen, das was hier grade stattgefunden hat, ist erst einmal total in Ordnung. Des Weiteren ist es mein Recht NEIN sagen zu dürfen, wenn ich etwas nicht mehr möchte und anders herum, ein NEIN meines Gegenübers muss ich ebenso akzeptieren.
Die Aufklärung soll Kinder stärken und ihnen helfen ihre Grenzen deutlicher zu formulieren. Ist damit Sexualpädagogik ein guter Weg zur Missbrauchsprävention?
Selbstverständlich, denn wir wissen, dass aufgeklärte Kinder seltener Opfer von sexueller Gewalt werden. Man weiß, dass sexuelle Gewalt an Kindern in über 80% im engsten sozialen und familiären Umfeld stattfindet. Kinder, die ein gut ausgeprägtes Selbstempfinden haben und laut NEIN sagen können, sind für Täter*innen, egal aus welchem Umfeld, schwer zu kontrollieren und damit unbequem und stellen ein großes Risiko dar. Kinder, die im Kindergarten durch gelungene Sexualpädagogik Aufklärung und auch Abgrenzung erlernen durften, verstehen, dass ihnen niemand ungewollt zu nahekommen darf. Sollte das dennoch passieren, so teilen sich diese Kinder unter Umständen schneller jemanden in der Einrichtung mit. Ein Fünftel der bei der Polizei registrierten Fälle zum Thema „sexueller Missbrauch an Kindern“ wird von Täter*innen im Alter von 14-18 Jahren verübt. Das erklärt vielleicht, warum es so wichtig ist, Aufklärung und Abgrenzung bereits sehr früh im Kindergarten zu installieren.
Sie geben regelmäßig Workshops für Erzieher*innen. Wie wichtig ist es sie nicht nur für die Fragen der Kinder, sondern auch für das Thema Missbrauch zu sensibilisieren?
Ich sehe meine Aufgaben in den Seminaren und Workshops in erster Linie darin, ein grundsätzliches Verständnis für das Thema „Sexuelle Gewalt an Kindern“ zu schaffen. Wenn pädagogische Fachkräfte, Erzieher*innen beispielsweise wissen, dass in jeder Schulklasse in Deutschland geschätzt 2-3 betroffene Kinder sitzen, dann verstehen sie selbstverständlich auch, wie wichtig die Sensibilität diesbezüglich ist. Diese Kinder waren zum Großteil vorher in Kinderkrippen und Kindergärten und unter Umständen in dieser Zeit schon Betroffene von sexueller Gewalt. In jedem Seminar oder Workshop habe ich mit Fachkräften zu tun, die ehrlich darüber berichten, dass es Verdachtsmomente bei bestimmten Kindern gab. In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine persönliche Anmerkung machen, betroffene Kinder versuchen sich im Durchschnitt 7 oder 8 Mal mitzuteilen, bevor ihnen überhaupt jemand zuhört. Sie geben mir Recht, wenn ich sage, dass es bundesweit offensichtlich noch sehr viel mehr Sensibilität und Achtsamkeit in den Kindertageseinrichtungen braucht, um in akuten Verdachtsmomenten schneller und handlungssicherer vorgehen zu können.
Wie wichtig ist die Elternarbeit bei dem Thema „Sexualität“? Wie kann eine gute Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Pädagogen in Sachen Aufklärung aussehen?
Gute Prävention und Aufklärungsarbeit funktioniert nur als gemeinsames Projekt. Es sind im Grunde alle gefragt, die mit den Kindern zu tun haben. Ich empfehle den Einrichtungen grundsätzlich den Einstieg über eine Infoveranstaltung für Eltern zu nehmen. Eltern brauchen Informationen, um verstehen zu können, warum die Einrichtung sich dem Thema Sexualpädagogik und Aufklärung/Prävention widmen möchte. Das der Schutz der Kinder im Vordergrund zu sehen ist und die Kinder nicht manipulativ sexualisiert werden sollen. Meine Empfehlung an die Einrichtungen ist ein Leitbild zu entwerfen, welches das Thema Gewaltprävention im Allgemeinen und explizit darunter die Prävention gegen sexuelle Gewalt an Kindern aufgreift. Das Leitbild verdeutlicht den Sinn und Zweck der Einrichtung und gibt einen Rahmen für das tägliche Handeln vor. Die Mitarbeiter selbst bekommen eine Vorstellung von der Einrichtungsidentität, den Zielen und der Strategie der Einrichtung.
Warum sorgt Sexualpädagogik in Kindergärten und Grundschule immer noch für so viel Ablehnung?
Wie schon bereits erklärt, stelle ich immer wieder fest, dass Verunsicherung und Angst ablehnende Reaktionen begünstigen. Sowohl bei pädagogischen Fachkräften als auch bei Eltern. Es fühlt sich für viele erwachsene Menschen unangenehm an, mit kleinen Menschen auf eine ganz natürliche (nicht übergriffige) Art und Weise über Körperlichkeit und Genitalien zu sprechen. Man hat unter Umständen Angst davor, in der kindlichen Wahrnehmung etwas unwiderrufbar kaputt zu machen. Ich möchte die Menschen gerne ermutigen und einladen, offen und wertschätzend diesen wirklich spannenden Prozess ihrer oder auch anderer Kinder zu begleiten. Je natürlicher und respektvoller Sie das tun werden, desto natürlicher und respektvoller wird der Umgang mit dem eigenen kindlichen Selbst sein -sowie auch anderen gegenüber. Und ein letzter Hinweis: Schützen Sie Kinder durch Ihre eigene Offenheit. Machen Sie das Thema „sexuelle Gewalt“ nicht zu einem Tabuthema, damit helfen Sie betroffenen Kindern, sich anzuvertrauen.
Über Josefine Barbaric
Josefine Barbaric wurde am 13. Juni 1975 in Frankfurt am Main geboren. Es verbindet sie eine eigene und sehr persönliche Geschichte mit diesem schwierigen und sensiblen Thema "Sexuelle Gewalt". 2017 schrieb sie mit "Nein, lass das!" ein Aufklärungsbuch für Kinder und widmet sich seither dem Thema "Prävention gegen sexuelle Gewalt an Kindern". Sie ist nicht nur Autorin und Referentin, sondern zudem auch der Vorstand des gemeinnützigen Vereins Nein, lass das!
Über das Buch "Nein, lass das!"
Kinderbuchtipps im Februar
Ab sofort stellen wir an dieser Stelle jeden Monat drei neue und besonders lesenswerte Kinderbücher für kleine Leser im Kita-Alter vor. Im Februar geht es, um den Wunsch einer kleinen Motte ein Schmetterling zu werden, um einen Mutmach-Hasen und einen grünen Esel, der seine Liebe zu Karotten entdeckt.
Eva Dax, Sabine Dully: Die kleine Motte, die davon träumte, anders zu sein
Die kleine Motte hat nur einen einzigen Wunsch: sie möchte ein schöner Schmetterling sein! Für ihren Wunsch ist ihr keine Anstrengung zu groß. Sie malt sich ihre Flügel bunt an, probiert klebrigen Blütennektar und trainiert hart für einen eleganten Flugstil. Ja, sie verzichtet sogar auf die nächtlichen Ausflüge, wie sie Motten so lieben, um tagsüber fit wie ein Schmetterling zu sein! Auf Dauer ist das ganz schön anstrengend. Erst als all ihre Versuche scheitern, und sie traurig und frustiert auf eine Fledermaus trifft, gerät sie ins Grübeln: denn die Fledermaus wäre nichts lieber als eine Blaumeise … Da wird plötzlich beiden klar, dass sie sich bisher ganz schön verbogen haben – und wie sehr ihnen das fehlt, was sie eigentlich am liebsten mögen: die Nacht.
"Die kleine Motte, die davon träumte, anders zu sein" ist ein wundervolles Kinderbuch zum Thema Individualiät und Selbstbewusstsein, erdacht und schön gezeichnet vom Autorinnen-Duo Eva Dax und Sabine Dully.
Die kleine Motte, die davon träumte, anders zu sein von Eva Dax und Sabine Dully. Knesebeck Verlag. Ab 4 Jahre. ISBN: ISBN 978-3-95728-305-4. Preis: 13 Euro.
Maike Bollow, Judith Allert und Stefanie Reich: Nobbi, der Mutmachhase
Nobbi ist ein ganz besonderer Hase. Nicht nur weil er quirlig, frech und selbstbewusst ist und sich immer um die Tiere in seiner Umgebung sorgt und kümmert, sondern auch, weil er eine Bauchtasche hat - streng genommen ist er also ein Beutelhase. In seiner Tasche kann Nobbi Sorgen und Ängste verschwinden lassen. Aber er hat auch allerhand nützliche Sachen dabei, um seinen Freunden in schwierigen Situationen zu helfen und ihnen Mut zu machen. Denn Nobbi ist ein echter Mutmachhase!
"Nobbi, der Mutmachhase" ist ein einfühlsam erzähltes Kinderbuch mit einer wichtigen Botschaft: Hab ruhig etwas Mut und glaube an dich selbst.
Nobbi, der Mutmachhase von Maike Bollow, Judith Allert und Stefanie Reich. Edel Books. Ab 4 Jahre. ISBN: 9783961290932 Preis: 13,99 Euro.
Anuska Allepuz: Kleiner grüner Esel
Äpfel? Igitt! Brokkoli? Nichts da! Der kleine Esel mag nur Gras – und das isst er am allerliebsten morgens, mittags und abends. Mal was Neues versuchen? Nö. Da kann Mama noch so lange erzählen, dass es auf der Welt auch andere leckere Sachen gibt. Doch was ist das? Plötzlich ist der kleine Esel GRÜN! Grasgrün! Ob es am Ende wohl doch nicht so verkehrt ist, auf Mama zu hören?
Die Geschichte des kleinen grünen Esels ist ein sehr schön gezeichnetes und witzig gereimtes Kinderbuch von Anuska Allepuz. Sehr zu empfehlen für den Kita-Alltag, nicht nur für mäkelige Esser.
Kleiner grüner Esel von Anuska Allepuz. Aus dem Englischen von Corinna Wieja. Magellan Verlag. Ab 3 Jahre. ISBN: 978-3-7348-2068-7. Preis: 14,00 Euro
GemüseAckerdemie: 5 Tipps für den Gemüseanbau mit Kita-Kindern
Wo kommt eigentlich unser Essen her? Das ist den meisten Kindern heute nicht mehr klar. Ein eigener Acker in der Kita schafft Abhilfe – doch nicht nur das: Die Kinder bewegen sich in der Natur, erwerben neues Wissen rund um Gemüse und setzen sich mit gesunder Ernährung auseinander. Sie entwickeln Sozialkompetenzen, handeln verantwortungsbewusst und ihre Wertschätzung für Lebensmittel steigt. Mit diesen 5 Tipps der GemüseAckerdemie können Sie in Ihrer Kita losackern!
„Darf ich das probieren?“ – „Ich hab ‘ne Riesenzucchini gefunden! Boah ist die dick!“– „Komm, wir machen das zusammen!“ – „Blauer Kohlrabi, oh, wie cool!“ Gesprächsfetzen von aufgeweckten Kindern auf einem Acker des Bildungsprogramms GemüseAckerdemie. Die Ernte ist für die Kinder immer etwas ganz Besonderes, nachdem sie sich monatelang zusammen mit ihren Erzieher*innen um ihr Gemüse gekümmert haben – von der Aussaat im Frühjahr bis zum Mulchen des Ackers im Herbst: Beim Pflanzen, Jäten, Gießen und Ernten lernen sie Verantwortung zu übernehmen, die Initiative zu ergreifen, im Team zu arbeiten, sich gegenseitig zu helfen und stolz auf sich zu sein. Die Kinder bewegen sich regelmäßig an der frischen Luft, essen ihr selbst angebautes Gemüse direkt vom Acker und erleben den natürlichen Verlauf eines AckerJahres mit allen Sinnen. So werden sie spielerisch für einen nachhaltigen und wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln und zu einer gesunden Ernährung motiviert.
Die Fähigkeit selbständig zu handeln, entfaltet sich bei Kindern am besten, wenn Freiräume für sie geschaffen werden. Kinder übernehmen gerne Verantwortung – wenn man sie lässt. Eine sinnvolle Möglichkeit ihr Verantwortungsgefühl auf natürliche Weise entstehen und wachsen zu lassen, bietet ein Gemüsegarten direkt in der Kita.
Doch wie fängt man am besten an? Für alle, die das Ackern mit Kindern selbst austesten wollen, hat die GemüseAckerdemie 5 wertvolle Tipps zum Anlegen eines Gemüsegartens zusammengestellt (siehe unten). Der Verein Ackerdemia e. V. bietet mit dem Bildungsprogramm GemüseAckerdemie „AckerKita“ ein ganzjähriges Angebot für alle Institutionen der frühkindlichen Bildung. Dabei wird ein GemüseAcker als naturnaher Lernort angelegt und die teilnehmenden Kitas werden intensiv betreut – von der Anbauplanung über Fortbildungen bis zu wöchentlichen Informationen rund um den Acker. So können auch Erzieher*innen ohne gärtnerisches Vorwissen erfolgreich einen Gemüsegarten bewirtschaften. Das Konzept lässt sich individuell in den bestehenden Alltag von Kitas und Schulen integrieren.
Sie möchten 2020 gemeinsam mit Ihren Kita-Kindern an der GemüseAckerdemie teilnehmen? Dann melden Sie sich zeitnah unter kita@ackerdemia.de und sichern Sie sich einen der letzten bezuschussten Plätze für dieses Jahr. Weitere Infos unter: www.gemueseackerdemie.de
5 Tipps für den Gemüseanbau mit Kita-Kindern
- Eine geeignete Ackerfläche finden
Eine geeignete Ackerfläche sollte möglichst auf dem Kitagelände oder in fußläufiger Umgebung liegen, damit sowohl Kinder als auch Eltern und Erzieher*innen täglich Veränderungen beobachten, reifes Gemüse ernten und den Acker erleben können. Es ist ebenso möglich, mehrere kleinere Teilflächen auf dem Kitagelände verteilt zu nutzen oder mit ein paar Kübeln zu starten. Wichtig ist, dass mindestens zwei bis drei Stunden am Tag Sonne auf die Fläche scheint. Falls der Boden stark verwurzelt, durch Schadstoffe belastet oder versiegelt ist, sind Hochbeete eine gute Alternative.
- Beete mit Wegen anlegen
Für den Gemüseanbau mit Kindern sollten zwischen den Beeten Wege angelegt werden (mindestens 40cm breit). Pflanzen Sie pro Beet maximal zwei Reihen, damit die Kinder von allen Seiten gut an das Gemüse herankommen und es pflegen können.
- Vielfalt im Anbau – die Mischung macht’s!
Wir empfehlen eine Mischung aus Saatgut (z.B. Radieschen), Pflanzgut (z.B. Kartoffeln) und Jungpflanzen (z.B. Salat). Dadurch lernen die Kinder eine Vielfalt an Anbaumöglichkeiten kennen. Erfahrungsgemäß sind Jungpflanzen etwas robuster und wachsen besser an. Sehr kleine Samen (genannt Feinsämereien), wie Möhren oder Radieschen, können vor dem Aussäen mit Sand gemischt werden – so fällt den Kindern das gleichmäßige Verteilen der Samen leichter.
- Altbekannte und neue Gemüsesorten anpflanzen
Eine Kombination aus beliebten und bekannten Kulturen (z.B. Gurken, Tomaten) und unbekannteren (z.B. Palmkohl, Mangold) weckt die Neugierde der Kinder, und sie lernen die Sortenvielfalt von Gemüse kennen. Schwarze Tomaten, violette Kartoffeln oder gepunkteter Mais stoßen bei ihnen auf großes Interesse und machen erlebbar, wie vielfältig unsere Lebensmittel sind.
- Mulch als Düngung
Zur Stärkung des Ackerbodens bedarf es keiner künstlichen Düngemittel. Rasen- und Heckenschnitt kann als Gründüngung direkt auf den Acker aufgebracht werden. Auch Fall-Laub und anderes naturbelassenes organisches Pflanzmaterial eignet sich bestens, um es großzügig auf der gesamten Ackerfläche zu verteilen. Das verbessert durch die Nährstoffzufuhr die Bodenqualität und beeinflusst das Pflanzenwachstum positiv. Im Sommer schützt der Mulch vor Austrocknung und reduziert je nach Material oft auch den Unkrautwuchs. Im Winter hält er den Boden warm, bietet dem Bodenleben Nahrung und schützt die Pflanzen vor Frost.
Ackerdemia e.V. und das Bildungsprogramm der GemüseAckerdemie
„Eine Generation, die weiß, was sie isst” – genau so lautet das Ziel des gemeinnützigen Vereins Ackerdemia, der 2020 mit seinem vielfach ausgezeichneten Bildungsprogramm GemüseAckerdemie mehr als 650 Kitas und Schulen in ganz Deutschland auf den Acker schickt. Darüber hinaus entwickelt Ackerdemia e. V. weitere Angebote, um auch private Haushalte und Unternehmen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Natur und Lebensmitteln zu motivieren.
Mit „Frisch auf den Tisch“ für eine gesunde Ernährung
„Frisch auf den Tisch“ ist ein Spiel mit 110 runden Bildkarten aus Birkensperrholz. Die Kärtchen zeigen viele verschiedene Obst- und Gemüsesorten. So können sich Kinder ab drei Jahren spielerisch Wissen über Herkunft, Art und Aussehen von Lebensmitteln aneignen.
Wovon leben wir? Das Bewusstsein um die Bedeutung unserer Ernährung hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dagegen wissen viel zu wenige Menschen, woraus ihr Essen besteht. Mit dem Spiel „Frisch auf den Tisch“ erfahren die Kinder jede Menge wissenswertes über Obst und Gemüse. Es vermittelt elementares Wissen um Herkunft, Art und Aussehen von Lebensmitteln. Dabei erfahren die Kinder auch, welche Produkte heimisch sind und welche aus anderen Ländern importiert werden müssen. So lässt sich mit „Frisch auf den Tisch“ ein wichtiger Grundstein für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen unserer Erde und für eine gesunde Ernährung schaffen.
Das Spiel besteht aus 110 runden Bildkarten, auf denen verschiedene Obst- und Gemüsesorten naturgetreu abgebildet sind. Diese können auf fünf Sortiertafeln gelegt und zugeordnet werden, wofür Farb- und Themenkarten zur Verfügung stehen. Durch die realistische Fotodarstellung der Nahrungsmittel auf den Bildkarten und die Vielseitigkeit hat das Spiel einen hohen pädagogischen und ästhetischen Wert.
Für 1 und mehr Spieler.
Ab 3 Jahre.
Inhalt/Material: 110 runde Bildkarten, 5 Sortiertafeln mit Einteilung, 7 x 2 Farbkarten, 10 x 2 Themenkarten, aus Birkensperrholz.
Maße: Bildkarten Ø 6 cm, Farb- und Themenkarten 6 x 6 cm, Sortiertafel 14 x 28 cm, Holzkasten mit Schiebedeckel 31 x 17 x 10,4 cm .
UVP: 215 Euro
"Ich kann kochen!"–Rezept: Belegtes Brot mit Kräuterbutter
Mit Kindern zu kochen, ist gar nicht so kompliziert wie man vielleicht denken mag. Die Ideen der Bildungsinitiative "Ich kann kochen!" der Sarah Wiener Stifung und der Barmer lassen sich einfach und unkompliziert im Kita-Alltag nachkochen. Ab sofort stellen wir regelmäßig Rezepte für kleine und große Köche vor. Zum Auftakt gibt es selbst geschüttelte Butter und Brot.
Zutaten für 12 Kinder:
- 1 Becher Sahne à 200 ml
- 1 Bund Basilikum
- 1 kleine Knoblauchzehe
- Salz + Pfeffer
- 500 g Mini-Strauchtomaten
- 12 Scheiben Vollkornbrot
Küchenwerkzeuge:
- ein Schraubglas mit Deckel
- kleine Schüssel
- Knoblauchpresse
- Küchenmesser
- Schneidebretter
- Brotmesser
- Buttermesser
Rezept für Belegtes Brot mit Kräuterbutter
Schritt 1:
Die Sahne gründlich durchschütteln, dann öffnen. Ein sauberes Schraubglas zu maximal zwei Dritteln mit Sahne füllen. Glas fest verschließen und kräftig schütteln, sodass ein klatschendes Geräusch entsteht.
Die Kinder können reihum immer abwechselnd schütteln. Es sollten keine Pausen entstehen.
Schritt 2:
Nach einigen Minuten verfestigt sich die Masse. Wichtig ist, jetzt nicht aufzuhören, sondern weiter zu schütteln, bis ein richtiger Butterklumpen im Glas entstanden ist. Diesen können Sie herausnehmen und verarbeiten.
Die Buttermasse mit dem Löffel beim Abgießen zurückhalten. Auch ein Haarsieb hilft beim Abschütten. Die Flüssigkeit ist Buttermilch, probieren Sie diese!
Schritt 3:
Das Basilikum abspülen, trockenschütteln und die Blätter abzupfen. Besonders schöne Blätter zum Garnieren der geschmierten Brote beiseitelegen. Die restlichen Blätter mit den Händen fein zerkleinern und zur Butter geben.
Schritt 4:
Die Knoblauchzehe schälen, pressen und ebenfalls zur Butter geben. Leicht salzen und pfeffern. Alles gründlich vermischen.
Das Mischen gelingt gut mit Hilfe einer Gabel.
Schritt 5:
Die Tomaten waschen, abtrocknen, halbieren und den Strunk herausschneiden. Die halbierten Tomaten auf einem Teller mit den Basilikumblättern garnieren.
Tomaten lassen sich mit einem Wellenschliff-Messer leichter aufschneiden. Auch das Anpieksen der Schale hilft.
Schritt 6:
Die Brotscheiben zusammen mit der Basilikumbutter und den Tomaten servieren.
Die Brotscheiben zusammen mit der Basilikumbutter und den Tomaten servieren.Jedes Kind darf sich sein Brot selbst streichen und die Tomaten mit der Schnittfläche nach unten auf das beschmierte Butterbrot legen.
Anmeldung und weitere Informationen zu "Ich kann kochen!"
Wenn auch Sie als Erzieherin und Erzieher oder pädagogische Fachkraft die Kinder in Ihrer Einrichtung für das Kochen und eine vielseitige Ernährung begeistern wollen, melden Sie sich unter ichkannkochen.de/mitmachen für eine kostenfreie Fortbildung der Initiative Ich kann kochen! an. Das gemeinsame Angebot von Sarah Wiener Stiftung und BARMER vermittelt deutschlandweit Erzieherinnen und Erziehern, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern die Grundlagen des pädagogischen Kochens mit Kindern. Um direkt in die Praxis zu starten, können Sie einmalig eine Lebensmittelförderung der BARMER von bis zu 500 Euro für eigene Koch-Projekte in Ihrer Einrichtung beantragen.
Ich kann kochen! Drei Fragen an Sarah Wiener
Mit "Ich kann kochen!" machen Sarah Wiener Stiftung und BARMER seit 2016 pädagogische Fach- und Lehrkräfte in kostenfreien Fortbildungen fit für das Kochen mit Kindern. Stiftungsgründerin und Köchin Sarah Wiener spricht im kinderzeit–Interview über die Initiative sowie die besondere Rolle von Kitas und Grundschulen bei der praktischen Ernährungsbildung.
Frau Wiener, warum können immer weniger Kinder kochen?
Die Antwort ist leicht: Weil es ihnen niemand mehr beibringt! In immer weniger Familien wird noch frisch gekocht. In Küchenschränken dominieren Konservendosen und Fertiggerichte, an jeder Straßenecke gibt es Currywurst und Pizza und abends bringt der Lieferservice das Essen. Herd und Ofen bleiben kalt – und Kinder ahnungslos. Das ist eine sehr traurige Entwicklung. Die Koch- und Esskultur ganzer Generationen geht verloren. Mit unserer Initiative Ich kann kochen! möchten wir das ändern. Wenn schon kleine Kinder wieder mehr über Lebensmittel, deren Herkunft und Zubereitung wissen, verändert es ihren Blickwinkel auf das, was sie sich in den Mund stecken. Sie können Frische und Vielfalt einfordern und selbstbestimmt essen. Dazu müssen wir das Kochen wieder in ihren Alltag holen!
Was lernen die Pädagoginnen und Pädagogen bei den "Ich kann kochen!"–Fortbildungen?
Die Grundlagen des pädagogischen Kochens, also wie man Kinder ganz praktisch und ohne erhobenen Zeigefinger für vielfältiges Essen begeistert. Dazu gehört natürlich auch etwas Theorie – wie entwickelt sich der Geschmack, was muss ich bei der Hygiene beachten – aber vor allem ganz viel Praxis: Schneidetechniken für kleine Hände, kindgerechte Rezepte, all das wird direkt in der Küche ausprobiert. Unsere Fortbildungen geben viele Anregungen, wie praktische Ernährungsbildung auch mit wenig Zeit oder auch ohne Küche in den Einrichtungen stattfinden kann. (Ein Beispiel dafür ist das Belegte Brot mit Kräuterbutter) Für das Kochen mit Kindern muss man kein Küchenexperte sein und es braucht nicht viel! Für uns ist wichtig: Es soll allen Spaß machen und Genuss bringen. Darum heißen die Teilnehmenden unserer Fortbildung am Ende auch GenussbotschafterInnen.
Die eintägigen Fortbildungen sind im Übrigen kostenfrei und auch im Anschluss gibt es im Online-Portal für GenussbotschafterInnen von Rezepten, über Praxistipps, Hintergrundinformationen zu Kinderernährung bis hin zu einem Einsteiger-Kochkurs ganz viele Tipps und Materialien, um direkt mit den Kindern zu starten.
Warum sind Kitas und Grundschulen ideale Orte, um Kinder für das Kochen zu begeistern?
Heute nehmen Kinder einfach viele Mahlzeiten in diesen Einrichtungen ein. Das bietet auch ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Wir beobachten immer wieder, wie viel Kommunikation beim Kochen und gemeinsamen Essen stattfindet: Da wird gestaunt, gelacht und gelobt! Ein weiterer Vorteil ist, dass wir in der Kita, der Grundschule oder dem Hort sehr viele Kinder, und zwar aus ganz unterschiedlichen Familien, erreichen können. Und ganz wichtig: Dort arbeiten Menschen, die pädagogisch ausgebildet sind und wissen, wie man Wissen und Fertigkeiten kindgerecht vermittelt. Sie können in verschiedenen Situationen – vom selbstgerührten Nachtisch bis zur eigenen Kräuterernte vom Fensterbrett – ihren Schützlingen spielerisch und nachhaltig das breite Feld der Ernährungskompetenz vermitteln. Und keine Angst: Jede Pädagogin und jeder Pädagoge und, auch wenn er oder sie nicht kochen kann, bekommt das hin! Für viele Rezepte braucht es noch nicht einmal einen Herd.
So klappt`s mit Kindern in der Küche – 5 Tipps für Erwachsene
- Trauen Sie den Kindern in der Küche etwas zu.
- Starten Sie mit bekannten und für Kinder leicht zu verarbeitenden Lebensmitteln. Weiche Lebensmittel z. B. eigenen sich hier besonders gut für den Start, weil sie leicht zu schneiden sind.
- Haben Sie Geduld und seien Sie entspannt – auch wenn das Ei mal neben der Schüssel landet.
- Zwingen Sie die Kinder zu nichts. Kochen soll keine negative Erfahrung sein.
- Bleiben Sie dran: Zeigen Sie Kindern regelmäßig, wie viel Spaß das Zubereiten von Lebensmitteln macht.
Anmeldung und weitere Informationen zu Ich kann kochen!
Wenn auch Sie als Erzieherin und Erzieher oder pädagogische Fachkraft die Kinder in Ihrer Einrichtung für das Kochen und eine vielseitige Ernährung begeistern wollen, melden Sie sich unter www.ichkannkochen.de/mitmachen für eine kostenfreie Fortbildung der Initiative "Ich kann kochen!" an. Das gemeinsame Angebot von Sarah Wiener Stiftung und BARMER vermittelt deutschlandweit Erzieherinnen und Erziehern, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern die Grundlagen des pädagogischen Kochens mit Kindern. Um direkt in die Praxis zu starten, können Sie einmalig eine Lebensmittelförderung der BARMER von bis zu 500 Euro für eigene Koch-Projekte in Ihrer Einrichtung beantragen.
"Tag der kleinen Forscher": Ist Wasser gleich Wasser?
Von der Quelle bis ins Meer – Wasser neu entdecken!
Es wird nass beim „Tag der kleinen Forscher“ 2020, dem bundesweiten Mitmachtag der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Am 16. Juni folgen Mädchen und Jungen den Wegen des Wassers und entdecken dabei die vielen Besonderheiten dieses für uns so alltäglichen Elements. Ganz nach dem Motto: „Von der Quelle bis ins Meer – Wasser neu entdecken!“. Als kleine Einstimmung auf den „Tag der kleinen Forscher“ stellen wir ab sofort jeden Monat ein Wasser-Experiment für den Kita-Alltag vor.
Experiment: Ist Wasser gleich Wasser?
Material:
- viele kleine Trinkgläschen
- Flaschen oder Karaffen mit unterschiedlichem Trink-, bzw. Mineralwasser
- Mindestens 5 unterschiedliche Wasser: Leitungswasser, gekauftes Sprudelwasser, Wasser aus der nächsten Quelle, Heilwasser…
So geht’s:
Wasser schmeckt ja nach Inhaltsstoffen – auch ohne Zucker und Aromen – sehr unterschiedlich. Führen Sie eine Wasserverkostung oder gar ein Wasser-Geschmacksmemo-Spiel durch! Dazu verkosten die Kinder verschiedene „Wassersorten“, ohne dass sie wissen, welche das jeweils sind.
Stellen Sie verschiedenes Trinkwasser bereit. Lassen Sie die Kinder von allen Wassern kosten. Wie unterschiedlich schmeckt das Wasser? Um sich nicht zu vertun, können Sie in der Vorbereitung unter die Gläser schreiben, mit welchem Wasser sie gefüllt sein werden. Füllen Sie sie kurz vor der Verkostung, ohne dass die Kinder sehen, aus welcher Quelle das Wasser kommt. Alternativ können Sie die unterschiedlichen Wasser vorher in ähnliche Flaschen füllen und die Flaschen beschriften. Dann brauchen Sie nur ein Glas pro Kind, das hintereinander mit den verschiedenen Wassern gefüllt werden kann.
Die Kinder können auch versuchen, das gleiche Wasser an seinem Geschmack wieder zu erkennen. Dazu brauchen Sie je zwei Gläser mit dem gleichen Inhalt. Finden die Mädchen und Jungen die zusammen passenden Gläser?
Fragen:
- Welches Wasser schmeckt euch am besten / am wenigsten?
- Könnt ihr den Geschmack beschreiben?
- Können ihr sagen, was euch daran gut / schlecht schmeckt?
- Was glaubt ihr, woher das jeweilige Wasser kommt: Ist es aus einer Flasche oder einer Leitung? Ist es aus einer Heilquelle?
Wissenswertes:
Das Wasser aus dem Wasserhahn, den Seen oder auch aus Wasserflaschen ist nicht nur Wasser im Sinne der chemischen Verbindung H2O. Bei seinem Weg durch Erde und Gestein nimmt das Wasser naturgemäß verschiedene Inhaltsstoffe auf, zum Beispiel Calcium, Magnesium, Salze oder Kohlensäure. Wasser aus Heilquellen enthält besonders viele dieser Inhaltsstoffe und wird deshalb oft zur Linderung von Beschwerden eingesetzt.
Kostenloses Aktionmaterial zum "Tag der kleinen Forscher"
Das Aktionsmaterial zum Tag der kleinen Forscher mit Ideen und Anregungen zum gemeinsamen Forschen und Entdecken können pädagogische Fach- und Lehrkräfte aus Kitas, Horten und Grundschulen kostenfrei online unter tag-der-kleinen-forscher.de bestellen. Für jede Einrichtung steht ein Aktionspaket zur Verfügung.
Über die Stiftung "Haus der kleinen Forscher"
Die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ engagiert sich für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen. Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft, die Siemens Stiftung, die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Gastbeitrag: Programmieren im Kindergarten
Zehn muntere Kindergartenkinder tippeln unruhig hin und her, bevor sie endlich den Gruppenraum stürmen dürfen. In ihren Gesichtern sind Vorfreude und gespannte Neugier abzulesen, denn heute Vormittag geht es bei ihnen um Roboter und um Computer. Benjamin Wockenfuß, Projektleiter von DigiKids, ist in einem Frankfurter Kindergarten zu Gast und möchte gemeinsam mit Kindergarten-Kindern erlebbar machen, was es heißt, einen Roboter zu programmieren.
Es mag eigenartig klingen, dass Fünfjährige bereits verstehen können, wie Programmieren funktioniert – wozu überhaupt, fragt man sich, sind sie nicht viel zu klein für ein so komplexes Thema? Ganz und gar nicht, findet Wockenfuß, denn in seinen Workshops geht es nicht um ein verfrühtes Informatikstudium, sondern darum, grundsätzliche Zusammenhänge zu verstehen – und das können auch schon Kita-Kinder. Das Ziel, das er in seinen DigiKids-Workshops verfolgt ist, Medien zu entzaubern und sie für Kinder als gewöhnliche Gebrauchsgegenstände begreifbar zu machen. Sein Arbeitgeber, die Hessische Landesstelle für Suchtfragen und deren Kooperationspartner, die Techniker Krankenkasse, versprechen sich von der Projektarbeit, das sie die Medienkompetenz von Kindern frühzeitig stärkt.
Computer sind zum Arbeiten da – und zum Spielen!
Aber jetzt wird erst einmal geredet: „Welche technischen Geräte kennt ihr denn so?“, fragt er in die Runde. Die Kinder rufen durcheinander: iPad, Computer, Tablet und Smartphone sind gleich die ersten Antworten und für alle offenbar schon ganz selbstverständliche Alltagsgegenstände. Der Fernseher gehört auch noch dazu, scheint aber keine zentrale Rolle zu spielen. „Beamer und Leinwand“, fallen David schließlich noch ein – zum Filmegucken – benennt damit jedoch anscheinend noch eine Besonderheit. Einig sind sich die Kinder, dass die Computer und Tablets erst mal zum Arbeiten da sind, aber auch zum Spielen oder eben zum Filme anschauen „Und wenn ihr an einen Roboter denkt, was braucht man dafür, damit der funktioniert?“, fragt Wockenfuß als nächstes und bereitet damit bereits den Boden, der helfen soll, den Kindern ein Grundverständnis für Programmiersprache zu vermitteln. „Na, die Fernbedienung“, sagt Marlene, und Teresa weiß auch, dass Batterien, Knöpfe und vielleicht Kabel dafür wichtig sind. Das vor allem anderen erst einmal ein Mensch die Initiative ergreifen muss, um den Roboter zu bedienen, ist dem Nachwuchs zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bewusst.
Roboter spielen – Programmieren verstehen
Und genau daran arbeitet die Gruppe nun ganz praktisch und spielerisch beim Roboter-Spiel: Partnerweise finden sich die Kinder zusammen und stellen sich als Paar jeweils hintereinander auf. Vorne steht der Roboter, hinten der Programmierer. Zum ersten Mal fällt dieses Wort, das nun direkt mit einem Menschen verbunden ist, nämlich mit David, Marlene oder Nicolas, die ihren Roboter mit ihren Händen programmieren, also funktionstüchtig machen und steuern. Die Hand am Rücken des Roboters heißt ihn gerade aus zu befehligen, auf der rechten Schulter nach rechts, auf den Kopf heißt stehen bleiben. „Sieger ist, wer den Roboter zuerst ins Ziel steuert“, sagt Wockenfuß, und stellt fest: „Das sollten wir noch mal machen“, denn die meisten Roboter sind losgerannt und haben den Kontakt zu ihrem Programmierer verloren. Im zweiten Anlauf geht es schon viel besser. Alle bekommen genug Zeit, um noch ein besseres Gefühl für ihre Rolle zu entwickeln und so zu verinnerlichen, dass der Programmierer die korrekte Information liefern muss, damit der Roboter nach Wunsch aktiv wird. Schließlich dürfen dann auch die Roboter noch einmal Programmierer sein.
Medienkompetenz heißt auch, „nein“ sagen zu dürfen
Auf einmal blinkt es auf der Fensterbank, eine Sirene erklingt und zieht die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich. „Das ist Dash“, erklärt Wockenfuß. „Dash ist ein echter Roboter, den ihr jetzt mit dem Tablet steuern könnt.“ Aufregung und Freude sind groß. Die Neugier auf Dash und das, was er kann, ist so riesig, dass sich sofort fast alle Kinder in einer Reihe aufstellen, um nacheinander ausprobieren zu dürfen, wie sie ihn steuern können. Allein Masha schaut sich lieber erst einmal alles in Ruhe an. Später wird sie sich auch noch trauen Dash zu bedienen. Masha bekommt aber die Zeit dafür, die sie braucht, denn bei DigiKids geht es nicht nur darum Medienkompetenz aufzubauen, sondern auch darum, Kindern die Wahl zu lassen, sie zu respektieren und das spielerische Erleben zu fördern, aber nicht zu erzwingen. Schließlich gehört zu einer gut ausgebildeten Medienkompetenz auch, sich gegen Medien zu entscheiden.
Lernen mit Lachen und Erfahrung
Tom darf als erster an das Steuerboard. Sein Finger bewegt sich auf dem Display schnell hin und her, so schnell, das Dash entweder gar nicht hinterher kommt oder – wusch – flugs in eine Ecke düst. Das finden alle lustig und lachen. Mit etwas Übung merkt Tom, dass er mit seinen hastigen Bewegungen keine Kontrolle über Dash hat und ändert seine Strategie: sein Finger gleitet langsamer über den Bildschirm. Der Rest der Kita-Gruppe profitiert ebenfalls von Toms Erfahrungen. Die meisten Kinder führen ihren Zeigefinger kontrolliert übers Display und mit der Zeit schauen sie auch währenddessen kaum noch auf ihren Finger. Sie kontrollieren viel mehr mit ihren Blicken zu welchen Bewegungen sie Dash führen, beispielsweise zum Teppichrand oder im Slalom um die orangefarbenen Kegel.
Dabei handeln sie gezielt und bedienen den Roboter eigenverantwortlich. Sie sind der Auslöser für dessen Bewegung, das wird allen zunehmend klar. Den Ursprung für die Bewegung, nämlich die von Menschenhand hinterlegte Programmierung zeigt ihnen Benjamin Wockenfuß abschließend auf dem Steuerungsboard. Nach rund 90 Minuten Reden, Spielen, Lachen und Ausprobieren ist der Workshop zu Ende. Auf die Frage, was man denn nun braucht, um einen Roboter zu bewegen antwortet Nicklas: „Eine Fernbedienung, Batterien, Kabel … und mich.“ Und Marlene ergänzt: „Also den Mensch.“ Genau – denn am Anfang jeder Technik steht der Mensch.
Lernziel erreicht, auch ohne Informatikstudium.
Über DigiKids
DigiKids ist ein Modellvorhaben der Techniker Krankenkasse (TK) und der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS) e. V. Als ein Medienkompetenz-Projekt setzt es bereits im Kindergarten an. Ziel ist es, Kinder zu befähigen, sich in digitalen Lebensräumen souverän zu bewegen, anstatt von ihnen beherrscht zu werden. Gleichzeitig beabsichtigt DigiKids, die Verbindung der Kinder zur analogen Welt zu erhalten, zu stärken und weiterzuentwickeln sowie Eltern und Pädagog:innen in diesen Prozess einzubinden und mit Schulungen in ihrem Handeln zu unterstützen.
Mehr Infos gibt es unter digikids.online
Interview: Partizipation im Kita-Alltag
Für Kita-Demokratie und Partizipation ist es nie zu früh. Über Probleme diskutieren, Kompromisse finden, den Alltag aktiv mitgestalten – dazu haben Kinder ein Recht. Doch wie gelingt das eigentlich? Ein Gespräch mit Rüdiger Hansen vom Institut für Partizipation und Bildung in Kiel.
Partizipation, die Beteiligung an wichtigen Entscheidungen ist ein Menschenrecht, das auch für Kinder gilt. Aber was lernen die Kinder, wenn sie den Kita-Alltag mitgestalten dürfen?
Rüdiger Hansen: Diese Frage wird mir oft gestellt. Trotzdem verweigere ich mich zunächst einer Antwort. Es ist nämlich der Kern der Menschenwürde, über seine eigenen Angelegenheiten selbst entscheiden zu können. Da stellt sich die Frage nach einem „pädagogischen“ Zweck erstmal gar nicht. Es gibt für mich einen „funktionalen“ Aspekt, den ich hier nennen würde. Und zwar schützen demokratische Rechte vor allem die Schwächeren im System. Deshalb ist die Demokratisierung der Kindertagesstätten ein wichtiges Mittel, um Machtmissbrauch entgegen zu wirken. Alle anderen Aspekte wie die Stärkung der Kinder, die Erhöhung von Eigenverantwortung oder Akzeptanz von gemeinsam verabschiedeten Regeln sind schön und wichtig, aber nur „Beiwerk“ zu diesem grundlegenden Menschenrecht.
Bei welchen Themen können Kinder besonders gut beteiligt werden?
Rüdiger Hansen: Auch diese Frage wird häufig gestellt und ich halte auch sie nicht für einen guten Einstieg. Demokratie kann nicht häppchenweise realisiert werden. Damit machen wir das Thema „Partizipation von Kindern“ nur unnötig klein. Aus meiner Sicht geht es um nicht weniger als einen grundlegenden Paradigmen-Wechsel in der Pädagogik. Wir sollten uns nicht fragen, wo wir die Kinder gnädiger Weise beteiligen können. Wir müssen uns vielmehr fragen, bei welchen Themen es zu rechtfertigen ist, dass wir die Kinder nicht beteiligen, welche guten Gründe es dafür geben kann. Und für dieses Umdenken braucht es Zeit und viel Geduld.
Aber ich kann doch als Kita-Leitung nicht von einem Tag auf den anderen einen Paradigmen-Wechsel einführen. Es ist doch ein langer Weg, der mit kleinen Schritten beginnen muss.
Rüdiger Hansen: Der erste Schritt ist, ein Ziel vor Augen zu haben. Aber natürlich gebe ich Ihnen recht, eine umfassende Beteiligung von Kindern ist ein stetiger Lernprozess – vor allem für die Erwachsenen. Und der beginnt oft mit einzelnen Projekten. Kinder entscheiden zum Beispiel über die Gestaltung eines Festes oder des Eingangsbereichs mit. Diese punktuelle Beteiligung dient aber vorrangig dazu, den Erwachsenen Erfahrungen gelingender Partizipation von Kindern zu ermöglichen. Sie müssen eine Bereitschaft entwickeln, den Kindern in möglichst vielen Bereichen (Entscheidungs-)Freiheiten einzuräumen. Die Kinder müssen hier viel weniger lernen. Wenn der Prozess angemessen gestaltet ist, mischen sie sich in der Regel hochkompetent ein und sind begeistert von diesen Möglichkeiten. Solche positiven Erfahrungen bestärken dann auch die Pädagog*innen die Demokratisierung der Kita voranzutreiben. Dieser Prozess ist aber ein dauerhafter und umfassender. Auch am Erhalt und der Weiterentwicklung der „großen“ Demokratie müssen wir schließlich ständig arbeiten.
Wo können sich Kindertagesstätten Unterstützung und Impulse bei diesem Prozess holen?
Rüdiger Hansen: Wir haben knapp 360 Multiplikator*innen für Partizipation und Engagement-Förderung qualifiziert. Viele von ihnen arbeiten auch trägerübergreifend und sind damit gute Ansprechpartner bei allen Fragen rund um die Demokratisierung der eigenen Kita. Eine Liste finden Sie auf unserer Homepage.
Sie sprachen schon von einem Paradigmenwechsel. Wie stark ist das Thema Partizipation in der Ausbildung an Fach- und Hochschulen angekommen?
Rüdiger Hansen: Ich kenne dazu kaum Untersuchungen. Meine Antwort basiert also nur auf den Rückmeldungen aus der Praxis. Und die sind sehr unterschiedlich. An manchen Fach- oder Hochschulen ist Partizipation ein zentrales Ausbildungsthema. Andere Fachkräfte kommen aus der Ausbildung und können mit dem Thema noch wenig anfangen. Grundsätzlich ist aber Partizipation ein Teil des Curriculums der Erzieher*innen-Ausbildung. Schließlich gibt es für die Kinder- und Jugendhilfe eindeutige gesetzliche Vorgaben. Wie intensiv das Thema aufgegriffen wird, hängt aber offensichtlich stark von den einzelnen Schulen und Lehrkräften ab.
Kommen wir nochmal zurück auf die Kinder. Gibt es eine „Altersgrenze“, ab wann sich Kinder beteiligen können?
Rüdiger Hansen: Nein, Partizipation kann mit der Geburt beginnen. Ich bin gerade wieder Großvater geworden und erlebe sehr anschaulich, wie stark ein Baby seinen Unmut kundtun kann. Hunger, Müdigkeit, volle Windel, Wunsch nach Nähe – um das auszudrücken, braucht es keine Worte. Die Aufgabe der Erwachsenen ist es, in der Interaktion rauszufinden, was die Kinder mitteilen wollen und darauf angemessen zu reagieren. Was ich damit sagen will: Kinder sind schon früh in der Lage, ihren Willen zu äußern. Es ist an uns als Pädagog*innen oder Eltern auf diese Äußerungen einzugehen. Bei älteren Kindern wird das natürlich durch die zunehmende Sprachfähigkeit immer leichter. Wir sind jedenfalls in all den Jahren, in denen wir uns mit Partizipation beschäftigen, noch nie an die Grenzen der Kinder gestoßen; aber wir stoßen ständig an die Grenzen der Erwachsenen, die Partizipation nicht wollen oder nicht können.
Gibt es Faktoren die Partizipation im Kita-Alltag erschweren?
Rüdiger Hansen: Ich glaube nicht, dass es irgendwelcher äußeren Voraussetzungen bedarf, um Kinder zu beteiligen. Ich bin sogar davon überzeugt, dass die Beteiligung der Kinder es erleichtert, auch mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Aber natürlich erschwert es Beteiligung, wenn eine Erzieherin allein für 25 Kinder zuständig ist. Wie soll sie den Kindern unter solchen Umständen ermöglichen, verschiedenen Interessen nachzugehen, und gleichzeitig ihrer Aufsichtspflicht nachkommen? Da bleiben kaum Räume für Aushandlungsprozesse.
Ein anderes Problem ist, dass es den Kita-Teams an Zeit mangelt, ihr pädagogisches Handeln miteinander ausführlich zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Wenn sich eine Kita demokratisieren möchte, dann müssen die Selbst- und Mitbestimmungsrechte, die den Kindern zugestanden werden, von allen Fachkräften geachtet werden. Dazu müssen sie über diese Machtabgabe ausführlich diskutieren und die Rechte der Kinder im Konsens verabschieden. Dennoch werden sich in der Umsetzung immer wieder neue Fragen ergeben, und es braucht Zeit für die immer weitergehende Auseinandersetzung mit Partizipation und Demokratie, für eine aktive Diskussionskultur unter den Kolleg*innen. Leider steht den Fachkräften genau dafür viel zu wenig Zeit im stressigen Kita-Alltag zu Verfügung.
Wo liegen die Grenzen der Partizipation?
Rüdiger Hansen: Die Sicherheit der Kinder sollte immer vorgehen. Kleine Kinder können zum Beispiel die Gefahren von UV-Strahlen nicht einschätzen. Deshalb müssen die Erzieher*innen dafür sorgen, dass sie eingecremt werden oder schützende Kleidung tragen. Darüber können sie die Kinder nicht allein entscheiden lassen. Für solche Grenzen braucht es aber immer eine gute Begründung. Viele andere Grenzen entstehen aus meiner Sicht eher im Kopf der Erwachsenen. Ich habe noch nie erlebt, dass Kinder so lange barfuß durch den Schnee laufen wollen, bis sie Erfrierungen davontragen. Sie essen auch nicht dauerhaft nur noch Süßigkeiten. Sie testen zwar meist aus, ob die Erwachsenen es ernst meinen, dass sie nun plötzlich selbst entscheiden dürfen, was sie essen wollen; aber nach wenigen Tagen, wenn sie Vertrauen in ihre neuen Rechte gewonnen haben, ernähren sie sich in aller Regel recht ausgewogen. Ich habe ein großes Vertrauen in die Kompetenz von Kindern, gut für sich selbst zu sorgen. Dieses Vertrauen ist gewachsen, weil ich erlebt habe, wie Kinder die Freiräume genutzt haben, die Erwachsene ihnen eingeräumt hatten. Ich hoffe, dass das auch viele Fachkräfte in Kitas erleben können. Und natürlich gibt es auch Grenzen, wenn die eigene Freiheit die Freiheit von anderen berührt. Aber Partizipation in der Kita bedeutet schließlich nicht, dass alle Kinder machen, was sie wollen und plötzlich über die Erwachsenen bestimmen, sondern dass faire Aushandlungsprozesse zwischen allen Beteiligten stattfinden. Und das ist viel schwerer, als alles von oben herab zu bestimmen oder die Kinder machen zu lassen, was sie wollen. Aber ich sehe keine sinnvolle Alternative zu dem beschwerlichen Weg der Demokratie – auch in der Kita.
Über den Gesprächspartner
Rüdiger Hansen ist Diplom-Sozialpädagoge und Vorstandsmitglied im Institut für Partizipation und Bildung in Kiel. Er leitete mehrere Modellprojekte zum Thema Partizipation in Kindertageseinrichtungen und ist freiberuflich in der Fortbildung von pädagogischen Fachkräften tätig.
Das Institut für Partizipation und Bildung ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein und anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Ziel ist die Förderung und Ausweitung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen insbesondere in der Kinder- und Jugendhilfe, aber auch in Schule und Kommune. Die Expert*innen entwickeln, erproben, erforschen, vermitteln und verbreiten daher geeignete Wege der demokratischen Beteiligung von Kindern und Jugendlichen.
Podcasts für Pädagog*innen: Ausgestorben (Teil 1)
Fast alle Kinder lieben Dinosaurier und zwar so sehr, dass sie sich sogar die absurdesten altgriechischen Bezeichnungen merken und bald sämtliche Arten auseinanderhalten können. Und das ist auch gut so, wie eine wissenschaftliche Studie der Indiana University zeigt. Demnach könnte ein verstärktes Interesse für Dinosaurier ein Hinweis auf eine erhöhte Intelligenz des Kindes sein. So zeigen Nachwuchs-Paläontologen eine erhöhte Ausdauer beim Lernen, eine verbesserte Aufmerksamkeit und ein besonders gutes komplexes Denken. Die Forscher glauben, dass die Art und Weise, wie Kinder sich mit den vielen verschiedenen Dinoarten auseinandersetzen, sich positiv auf den strategischen Umgang mit Problemen im späteren Leben auswirkt. Das ist doch eigentlich ein ziemlich gutes Argument dafür, sich auch im gesetzten Erwachsenenalter einmal mit den Dinosauriern auseinanderzusetzen und sie vielleicht sogar zum Thema für einen Projekttag in der Kita zu machen. Doch wie frischt man eigentlich sein etwas eingestaubtes Dino-Wissen auf?
Die Antwort ist einfach, mit dem äußerst hörenswerten Dinosaurier-Podcast "Ausgestorben".
Ausgestorben ist der erste deutschsprachige Podcast rund um das Thema Paläontologie. Einfach und unterhaltsam werden 14-tägig Themen aus der paläontologischen Forschung aufgegriffen und in 15 Minuten verpackt.
So klingt Ausgestorben