Dezember 2019
Die lustigsten Traditionen zum Fest der Liebe
Die lustigsten Traditionen zum Fest der Liebe
Bald ist Weihnachten und in den Straßen duftet es nach Glühwein und Kerzen, während die Läden mit Spekulatius und Lebkuchen gefüllt sind. Fast überall auf der Welt bereiten sich die Menschen auf das besinnliche Fest mit ihren Liebsten vor. Dabei hat jedes Land seine ganz eigenen Bräuche und Traditionen.
Versteckspiel mit Geistern
Die Norweger verstecken an Weihnachten ihre Besen und Wischmopps vor bösen Geistern. Der Aberglaube besagt nämlich, dass Geister und Hexen an Heiligabend aus ihren Schlupflöchern kommen und den Besen dazu benutzen, am Weihnachtshimmel eine Spritztour zu unternehmen. Damit das nicht gelingt, suchen die Norweger nach dem besten Versteck.
Von wegen besinnlich
Im Vorfeld des Weihnachtsfestes stimmen sich die Menschen auf Mexikos Straßen singend und tanzend in die Weihnachtszeit ein: Bei einer traditionellen „Posada“ (Deutsch: Herberge) wird die Suche nach einer Unterkunft von Maria und Josef imitiert. Zwei Personen verkleiden sich als Eltern des Jesuskindes und klopfen an die Haustüren, um hereingelassen zu werden. Dabei entsteht eine typische „Fiesta Mexicana“ – mit Speis, Trank und viel Geselligkeit.
Glücksbringer: Weihnachtspudding
Der Pudding gilt in vielen Ländern als eine beliebte Süßspeise an Weihnachten. In der Slowakei und Teilen der Ukraine hat die leckere Nachspeise sogar wahrsagerische Fähigkeiten: Der Loksa-Pudding wird vom ältesten Familienmitglied traditionell mit einem Löffel an die Decke geworfen – je mehr Pudding an der Decke kleben bleibt, desto mehr Glück wird der Familie prophezeit.
Katzenhafte Weihnachtspolizei
In Island erinnern Monster die Kinder an Weihnachten daran, brav und artig zu sein. Die Katze Jólakötturinn ist Teil dieser monsterhaften Weihnachtspolizei. Sie wird losgeschickt, um Kinder aufzuspüren, die nicht fleißig genug waren. Das erkennt die Katze daran, ob die Kinder neue Kleidung tragen. Tun sie dies nicht, laufen sie Gefahr, von der Katze gefressen zu werden. So achten alle Kinder darauf, dass sie an Weihnachten auch ihre neuesten Kleider tragen.
Gurken als Christbaumschmuck
Eine Essiggurke am Weihnachtsbaum? Für uns Deutsche eine eher dubiose Dekoration. In den USA allerdings wird das Gemüse traditionell am Weihnachtsbaum versteckt. Wer die Weihnachtsgurke entdeckt, kann sich glücklich schätzen: Denn diese Person erhält ein zusätzliches Geschenk und darf sich im nächsten Jahr über besonders viel Glück freuen.
Die Weihnachtslotterie
Kurz vor Weihnachten, genauer am 22. Dezember, wird in Spanien die größte Geldsumme des Jahres von der Nationallotterie verlost. Die Spanier nennen dieses Ereignis „El Gordo“, auf Deutsch: „der Dicke“. Die Lotteriezahlen werden dabei traditionell jedes Jahr von 22 Schulkindern vorgesungen, während tausende Spanier gemeinsam darauf hoffen, mit ihren Lotteriescheinen unter den glücklichen Gewinnern zu sein.
Warten auf Väterchen Frost
In Russland werden die Geschenke von Väterchen Frost überreicht. Seine Enkelin begleitet ihn dabei und unterstützt ihn beim Austragen, damit die Pakete auch überall rechtzeitig ankommen. Die Figuren entstammen der russischen Märchenwelt. Um die Wartezeit auf die Geschenke zu verkürzen, vertreiben sich russische Familien ihre Zeit mit einem Zwölf-Gänge-Menü. Jeder Gang steht dabei für einen der zwölf Apostel Christi.
Kitschige Weihnachtsoutfits
Was hierzulande eher peinlich und wie eine Verkleidung aussieht, hat in England lange Tradition. Der „Christmas Jumper“, also der klassische Weihnachtspullover mit entsprechendem Muster ist bei Jung und Alt beliebt: Vom Rentier über den Schneemann bis zur Weihnachtskugel – die skurrilen Motive auf dem Pullover bieten in England viel Gesprächsstoff für eine gesellige Weihnachtsstimmung – ob im Pub oder zu Hause mit der Familie.
Quelle: Pressemitteilung EF Education First/live PR
HOTLINE zur Unterstützung bei Familienkrisen in der Vorweihnachtszeit
HOTLINE 07161 601-8899
Stress und hohe Erwartungen in der Vorweihnachtszeit können in Familien zu außergewöhnlichen Belastungen und zu psychischen Krisen führen. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJPP) im Klinikum Christophsbad möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die Adventszeit, die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel für Familien eine Zeit der Erholung, des Ausruhens, auch des Innehaltens und des Besinnens werden kann. Um den vermehrten Belastungen in dieser Zeit gerecht zu werden, richtet die KJPP wie bereits in vergangenen Jahren, in der Adventszeit ab 1. Advent bis zum Dreikönigsfest eine spezielle Hotline ein.
Unter der HOTLINE 07161 601-8899 sind Chefarzt Dr. med. Markus Löble, Dipl.-Psych. Viktoria Gati, leitende Psychologin der Eltern-Kind-Station sowie der Oberarzt Pieter Corveleyn, Facharzt für Psychiatrie, direkt erreichbar. Montags zwischen 9 und 11 Uhr und mittwochs zwischen 14 und 16 Uhr stehen die Experten für Eltern zur Verfügung, um bei familiären Konflikten und Krisen zu beraten und gegebenenfalls weitere Hilfe zu vermitteln.
Die Hotline steht ab Montag den, 2. Dezember bis zum Montag nach dem Dreikönigswochenende, 06.01.2019, allen hilfesuchenden Eltern, aber auch Jugendlichen und Kindern, zur Verfügung.
„In der Vorweihnachtszeit erwarten wir von unseren Angehörigen und auch von uns selbst oft ein besonderes Maß an Zusammenhalt, Harmonie und Geborgenheit. Nicht immer lassen sich diese hohen Erwartungen erfüllen. Dies kann zu Konflikten, Vorwürfen, Schuldgefühlen und sogar zu psychischen Überlastungsreaktionen führen. Oft werden familiäre Konflikte oder psychische Belastungen übers Jahr hinweg ausgehalten und im Alltagsstress verdrängt. In der Vorweihnachtszeit brechen sie dann unter dem Druck der hohen Erwartungen aller mit besonderer Vehemenz auf“, sagt Dr. Löble.
Die Experten der Kinderpsychiatrie wollen den Eltern Mut machen, die Vorweihnachtszeit, die Feiertage und die Zeit zwischen den Jahren bis zum Dreikönigsfest bewusst zu gestalten, sich nicht vom Konsum- und Stressdenken hetzen zu lassen, sich Freiräume zum Innehalten und zur Besinnung zu schaffen. Folgende Ratschläge könnten dabei hilfreich sein:
- Besprechen Sie als Familie, wie Sie die Vorweihnachtszeit und vor allem die Feiertage verbringen wollen. Verständigen Sie sich gemeinsam darüber, was Ihnen wichtig ist und auch, vor welchen typischen Stressfallen Sie sich hüten wollen. Welche Familientraditionen sollen aktiv gepflegt werden, welche sind vielleicht gar nicht mehr passend, beispielsweise die Individualität der einzelnen Kinder oder deren Lebensalter entsprechend und damit entbehrlich geworden.
- Weihnachten ist nicht die Zeit zur Klärung schon lange schwelender Konflikte. Bemühen Sie sich bereits im Vorfeld um eine Auflösung. Suchen Sie gezielt Beratung auf oder machen Sie sich einen Fahrplan, ab wann und wie Sie dies im neuen Jahr am besten angehen können. Auch so schaffen Sie sich eine Zeit des Innehaltens über die Feiertage.
- Auch wenn das Bedürfnis nach Nähe und Harmonie in der Familie in der Vorweihnachtszeit besonders groß ist: Lassen Sie sich gegenseitig, vor allem auch Ihren Heranwachsenden, Raum für Individualität und die Pflege außerfamiliärer Kontakte. Danach sind die gemeinsamen Stunden oft wieder besonders erfreulich und fordern Zusammenhalt der Familie.
Quelle: Pressemitteilung Life PR
Nanuk & Wesley
Durch einen dummen Zufall landet der Pinguin Nanuk am Nordpol. Prompt verliebt sich der Eisbär Wesley in ihn. Doch davon will Nanuk nichts wissen... In vielen ausdrucksstark gezeichneten Comic-Episoden erleben die beiden fortan ihre Abenteuer. Ob beim Fang glitschiger Fische, auf der Flucht über wacklige Eisschollen oder beim Jonglieren üben – hier geht es immer wild zur Sache und es bleibt kein Auge trocken.
Nicolas d‘Aujourd‘hui wurde 1965 in Basel geboren. Dort besuchte er von 1986-90 die Fachklasse für Bildende Kunst und unterrichtete einige Jahre als Zeichenlehrer an einem Basler Gymnasium. Seither zeichnet und erfindet er Bilderbücher, Spiele, Cartoons, Comics und betreibt den Eigenverlag „nix-productions“. Als spontaner und schneller Zeichner zeichnet er auch live für Kinder und Erwachsene. Im Austausch mit dem Publikum entstehen aus dem Stegreif Figuren und Geschichten. Nicolas d‘Aujourd‘hui lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Basel.
Nanuk & Wesley
d'Aujourd'hui, Nicolas
ISBN: 9783934333840
96 Seiten, 9,95 Euro
Mehr unter: www.oberstebrink.de
Chancengleichheit durch die Gebärdensprache
Mit neuen Ansätzen für Chancengleichheit in der Bildung
„Taube Kinder haben bis heute nicht dieselben Bildungschancen wie schwerhörige, geschweige denn wie hörende Kinder“, kommentiert der Deutsche Gehörlosen-Bund e.V. in einem Positionspapier. Was unglaublich klingt, entspricht leider der Wahrheit und hat einfache Gründe: Hörende Kinder schnappen die Laut- und die Schriftsprache im Alltag auf, während sie heranwachsen. Sie lernen mit jedem Tag, Sprache zu beherrschen, indem sie ihre Eltern sprechen hören, sich das Kinderprogramm im Fernsehen anschauen und häufig schon im Vorschulalter lernen, ihre Kinderbücher selbst zu lesen. Taube und schwerhörige Kinder haben diese Möglichkeit nicht. Dadurch, dass die Fähigkeit zu hören entweder ganz oder teilweise fehlt, sind Schriftdeutsch und Lautsprache für sie Fremdsprachen mit eigener Grammatik, die sie sich erst aneignen müssen.
Chancengleichheit durch die Gebärdensprache
Jana Schwager, Gründerin und Geschäftsführerin von GebärdenVerstehen, ist sich daher sicher: „Es ist wichtig, dass taube und schwerhörige Kinder von Anfang an die Gebärdensprache lernen“. Sie führt aus, dass technische Entwicklungen wie das Cochlea-Implantat, kurz CI, Menschen das Hören zwar ermöglichen können, stellt aber klar, dass es dabei Hürden gibt. „Wenn das CI seinen Zweck erfüllen soll, muss der Hörnerv noch funktionsfähig sein. Diese Voraussetzung bringt nicht jeder Mensch mit“. Und selbst wenn ein Implantat erfolgreich eingesetzt wurde, ist das kein Garant auf ausgeprägtes Hören, so Schwager weiter. „CI-TrägerInnen nehmen Gesprochenes in unterschiedlichen Abstufungen wahr. Manchmal deutlich, manchmal dumpf oder nur als Rauschen“, hebt sie hervor und betont, dass „bimodale Bilingualität“ der beste Weg zur Verständigung und damit zur Chancengleichheit ist. Mit diesem Fachbegriff ist Zweisprachigkeit in einer Gebärden- und einer Lautsprache gemeint. Allerdings ist das nicht jedem so bewusst wie Frau Schwager, die selbst taub zur Welt gekommen ist. Der Fall der Familie Mittländer, der im Sommer 2019 von Dresden aus hohe Wellen in die Bundesrepublik schlug, zeigt, dass scheinbar nicht einmal alle Förderschulen mit „Förderschwerpunkt Hören“ ausreichend auf Bedürfnisse tauber Menschen eingestellt sind. Es mangelt vielerorts an Fachkräften, die in der Deutschen Gebärdensprache kommunizieren und sie richtig vermitteln können.
Ab Dezember in Leipzig
Genau hier setzt Jana Schwager mit ihrem Team an. „Wir verstehen uns als Brückenbauer zwischen, man muss fast schon sagen, ‚den Welten‘ tauber und hörender Menschen, weil Verständigung oft unmöglich ist“. Schwerpunkt des Unternehmens war bisher der Raum Heidelberg. Ab Dezember 2019 wird sich das ändern: In Leipzig ist eine Anlaufstelle für Interessen und Kultur tauber und schwerhöriger Menschen entstanden. Es gibt eine Sprachschule. Die ersten kostenlosen Schnupperkurse sind am 1. Dezember 2019 gestartet. Teil der Sprachschule ist ein Sprachlabor, in dem die Lernenden ihre Fähigkeiten in der Gebärdensprache individuell trainieren können. Außerdem wird eine Dozenten- und Dolmetschervermittlung eingerichtet, DozentInnen sollen auch ausgebildet werden. Sie haben durch den Fachkräftemangel gute berufliche Perspektiven. Familien tauber und schwerhöriger Kinder sollen durch Hausgebärdensprachkurse, Kindergarten- und Schulbegleitung sowie Beratung unterstützt werden. Und schließlich sind Programme zur beruflichen Weiterbildung sowie zur Produktion von Videoclips in Gebärdensprache in Planung. Weitere Informationen und einen Überblick über das Angebot in Leipzig gibt es unter www.gebaerdenverstehen.de/leipzig
GebärdenVerstehen e.Kfr. Jana Schwager
GebärdenVerstehen macht Sprache sichtbar: Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kommunikation zwischen den Welten hörender und tauber Menschen durch eine breite Palette von Angeboten zu vereinfachen. Die Gebärdensprache ist nach der Philosophie des Unternehmens das verbindende Element zwischen beiden Welten. GebärdenVerstehen fördert die barrierefreie Teilhabe von Menschen an allen Lebensbereichen einschließlich des regulären Bildungssystems, von Geburt an. Die Dienstleistungen im Überblick: Bildungsangebote wie Gebärdensprachkurse und berufliche Weiterbildungen, Pädagogische Angebote wie Kindergarten- und Schulbegleitung, Hausgebärdensprachkurse, sozialpädagogische Familienhilfe, Frühförderung und Entwicklungsberatung, Integrationsarbeit durch BAMF-Integrationskurse für taube MigrantInnen und Arbeitsmarktvermittlung für taube Menschen, Dolmetschservice, Dozententätigkeit an Universitäten, Hochschulen und in Firmen, Entwicklung innovativer Medien- und Kommunikationskonzepte.
Mit angemessener Sprache Kinder besser vor sexualisierter Gewalt schützen
Der Terminologische Leitfaden
Im Alltag nutzen immer noch viele Behörden, Medienschaffende, WissenschaftlerIinnen regelmäßig Begriffe um sexuelle Ausbeutung oder sexualisierte Gewalt zu beschreiben, die weder zutreffend sind noch eine Sensibilität gegenüber den betroffenen Kindern aufweisen und teilweise sehr bagatellisierend wirken. So lesen wir in Medien, in Gesetzen oder wissenschaftlichen Abhandlungen von der Kinderprostituierten oder dem Kindersextouristen. Es ist von Kinderpornographie oder Kinderschändern die Rede. Doch diese Begriffe beschreiben keineswegs angemessen das, was Kindern widerfahren ist.
Kinderprostitution ist nicht angemessen, denn ein Kind hat die Prostitution nicht als Arbeit gewählt, sondern ist Opfer einer Straftat geworden, bei der es durch die Prostitution ausgebeutet wurde oder noch wird. Der Begriff Kindersextourist impliziert bspw. es handele sich um eine legitime Form des Tourismus. Dabei wird die touristische Infrastruktur für sexuelle Gewalt gegen Kinder ausgenutzt. Angemessen wäre hier die Bezeichnung „reisender Sexualstraftäter“. Auch den Begriff Kinderschänder gilt es zu vermeiden, denn dem betroffenen Kind haftet keine Schande an.
Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt und Ausbeutung sollte heutzutage auf einem reflektierten Sprachgebrauch basieren. Auch bedürfen neue Entwicklungen infolge der zunehmenden Digitalisierung und des Internets wie das „Online-Grooming“ und Live-Streaming von sexuellem Missbrauch einer Weiterentwicklung der angemessenen Begrifflichkeiten.
Hierzu bietet der Terminologische Leitfaden vielfältige Hilfen an. Die Botschaft lautet: „Wir müssen keine neue Sprache lernen, wir müssen nur bewusster mit ihr umgehen!“
Daher enthält er Beispiele, Erklärungen und alternative Formulierungen. Zu finden ist er unter www.terminologie.ecpat.de
Eine internationale interinstitutionelle Arbeitsgruppe im Umfeld des UN-Kinderrechteausschuss, initiiert von ECPAT International (Ending the Sexual Exploitation of Children), einigte sich auf angemessene Begriffe rund um die Thematik der sexuellen Ausbeutung und der sexualisierten Gewalt an Kindern und veröffentlichte bereits 2016 auf Englisch, Französisch und Spanisch den Terminologischen Leitfaden unter dem Namen „Luxembourg Guidelines“, zu finden unter www.luxembourgguidelines.org.
Die deutsche Version des Terminologischen Leitfadens wurde in einer hochrangigen Arbeitsgruppe, die sich auf Anregung der Bund-Länder-NGO-Arbeitsgruppe zum Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt und Ausbeutung gebildet hatte, abgestimmt und an den Sprachgebrauch im Deutschen angepasst. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend begleitete und ermöglichte durch eine finanzielle Förderung diesen Prozess in Deutschland. Am 2. Dezember 2019 wurde nun die deutsche Version des Leitfadens, im Rahmen der konstituierenden Sitzung des Nationalen Rats gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen, von ECPAT Deutschland e.V. und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren e.V. veröffentlicht.
Dr. Susanna Greijer, die als Rechtsexpertin für ECPAT International in der interinstitutionellen Arbeitsgruppe an den Luxembourg Guidelines mitgewirkt hat, kennt genau den sehr herausfordernden Prozess, bei dem verschiedene Fachleute und Interessengruppen gut zusammenarbeiten müssen, damit ein solches Instrument erfolgreich an den nationalen Kontext angepasst werden kann. Sie könne, so Dr. Greijer, daher Deutschland nur zu dem gelungenen Ergebnis gratulieren und hoffe, „dass der deutsche Gesetzgeber und die politischen Entscheidungsträger, die Medien, aber natürlich auch die Kinderrechts- und Kinderschutz-Fachleute im ganzen Land den Leitfaden für diese komplexen und sensiblen Themen lesen und nutzen werden.”
Unter www.terminologie.ecpat.de finden Sie weitere Materialien und praktische Hilfen wie ein Erklärvideo für eine gemeinsame Sprache sowie eine Ampelliste für einen leichten Begriffs-Check, gemeinsam herausgegeben von ECPAT Deutschland e.V. und den Kinderschutz-Zentren e.V.
Eine gemeinsame Sprache finden
Das macht mich sprachlos
Theodor Fontane hat einmal gesagt: „Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache, und wir haben sie, um zu sprechen“ (aus „Unwiederbringlich“, 1892), und wie wichtig die Sprache ist, weiß jeder, der einmal im fremdsprachigen Ausland war, und auf dem Markt seine Wünsche äußern wollte: Wie dankbar ist man dann über die Ausdruckskraft seiner Hände und Füße, um etwas deutlich zu machen. Wie war es denn damals, als die ersten ausländischen Gastarbeiter nach Deutschland kamen? Wurden sie einfach ins kalte Wasser geschubst und mussten zusehen, wie sie die deutsche Sprache erlernten? Nein, schon damals wurden eigens für sie und ihre Kinder Sprachprogramme entwickelt, die es ihnen ermöglichen sollten, schnell die deutsche Sprache zu lernen, damit sie sich bald im deutschen System zurechtfinden und wohlfühlen konnten. Eine gemeinsame Sprache wird als Grundlage für die Verständigung angesehen, denn von jeher war die Sprache das Hauptverständigungsmittel der Menschen. Man sollte glauben, dass die vierte oder fünfte Türkengeneration jetzt ein fantastisches Deutsch spricht …
Das ist auch bei den meisten so, aber diejenigen, die sich eine eigene Parallelwelt in der neuen Heimat aufgebaut haben, geben sich nicht mehr so viel Mühe wie ihre Großeltern. Besonders bei Familien mit türkischem Hintergrund bleiben die meisten Mütter zu Hause und sehen nicht die Notwendigkeit, ihre Kinder in einen Kindergarten zu schicken. Zu Hause wird hauptsächlich die eigene Sprache gesprochen, ebenso ist der Fernsehempfang per Satellitenschüssel auf Sender des Ursprungslandes eingestellt. Viele kaufen auch in türkischen Geschäften ein, sodass die Kinder, die ja eigentlich sehr schnell eine neue Sprache dazulernen, nur mit rudimentären Deutschkenntnissen in die Schule kommen. Nicht nur viele Lehrer machen sich begründete Sorgen in Bezug auf das Erlernen der deutschen Sprache. Den Bürgern soll keineswegs ihre eigene Sprache genommen werden. Für ihre schulische wie berufliche Ausbildung und Karriere ist die Beherrschung der deutschen Sprache allerdings Grundvoraussetzung und in der deutschen Bevölkerung ist eine sinkende Akzeptanz für eine solche Verweigerungshaltung zu spüren, die durch Zahlen, die in Magazinen veröffentlicht werden (in den Großstädten wie Berlin haben 50% der türkischen Jungen keinen Hauptschulabschluss), noch unterstützt wird. Viele befürchten, dass diese Jugendlichen später auf ihre Kosten Sozialhilfe empfangen und nicht bereit sind zu arbeiten, dass sie in die Kriminalität abrutschen und so sich selbst, aber auch der Gesamtgesellschaft, Schaden zufügen.
Wie ist das in anderen Ländern, welche Bedeutung wird dort der Sprache zugemessen? Im französischsprachigen Teil Kanadas wird die gemeinsame Sprache als so wichtig erachtet, dass bestimmte Berufsgruppen erst ihr Examen in französischer Sprache ablegen und fließend französisch sprechen müssen, bevor sie in ihren Beruf zurückkehren können. Das betrifft auch sehr gut ausgebildete Menschen wie Ärzte mit langer beruflicher Praxis. Beschriftungen auf Geschäften dürfen zwar in zwei Sprachen gestaltet sein, die Schriftgröße der zweiten Sprache darf aber die der französischen Beschriftung nicht übertreffen. Die gemeinsame Sprache wird als äußerst wichtig dafür verstanden, eine gemeinsame Basis im alltäglichen Leben wie auch in der geistigen Auseinandersetzung und der Weiterentwicklung von Forschungsprojekten und Geschäften zu haben.
Die Kinder wachsen mindestens zweisprachig auf, was ja auch für eine große Offenheit und Flexibilität spricht. In Deutschland wird der Sprache zwar auch großer Wert beigemessen,
aber die Offenheit anderen Sprachen gegenüber hält sich in Grenzen. Das fängt schon beim normalen Fernsehen an. Während in vielen Nachbarländern Deutschlands ausländische Filme so gut wie nie synchronisiert werden, hält Deutschland daran fest. Und da wundern sich viele, dass Deutsche Fremdsprachen häufig immer noch mit einem ausgesprochen starken deutschen Akzent sprechen.
Die skandinavischen oder niederländischen Zuschauer hören den Originalton und gewöhnen sich so unbewusst an die Sprachmelodie, während sie die Untertitel lesen. Deutschlehrer stellen mit Erschrecken einen zunehmend magereren Sprachschatz und eingeschränkte Wortwahl bei den Schülern fest. Dabei war von jeher Sprache das wichtigste Kommunikationsmittel der Menschen. Auch gehörlose Kinder machen bestimmte Phasen der Sprachentwicklung mit: Auch in der Gebärdensprache gibt es Lautmalerei und sowohl grammatisch einfache als auch ausgefeilte Satzgebilde, die je nach Alter des Kindes angewandt werden.
Südländische Menschen gelten als kommunikationsfreudiger als die Deutschen. Sie sitzen zusammen, tauschen Neuigkeiten aus der Familie und Nachbarschaft aus, entfachen große politische Diskussionen, erzählen alte Geschichten, die immer wieder neu gerne gehört werden. Was sind das denn für Geschichten, die da erzählt werden? Gibt es etwas Gemeinsames zwischen den vielen Völkern? Wenn wir Märchen international vergleichen, dann ist ein archaisches Muster zu erkennen. Die großen Gefühle der Menschheit und die Entwicklung des Menschen stehen in allen Märchen im Mittelpunkt. Trifft das auch auf andere Geschichten zu? Diese Frage soll ein Schwerpunkt dieses Projektes sein, aber darüber hinaus suchen wir auch Möglichkeiten, uns mit anderen „Sprachen“ zu beschäftigen, von der Pantomime über Braille und Gebärdensprache bis hin zur Kunstsprache. Auch die Schriftsprache wird ein Feld dieses Projektes sein. Die Kids bekommen die Möglichkeit, ihre Empfindungen und Ansichten in Worte zu fassen, und das ohne Beurteilung durch irgendwelche Fachleute.
Raum schaffen und mit Geschichten füllen
Die Aufgabe des begleitenden Erwachsenen besteht darin, mit den Kids die passende Atmosphäre für das Geschichtenerzählen zu schaffen, einen Raum zu schaffen, in dem sie sich so akzeptiert fühlen, dass sie ihre Gedanken in eine Dichtform fassen können, jeder in seiner Sprache. Die Aufgabe der Kinder ist, Forschung zu betreiben und Geschichten aufzutreiben, die typische Charaktere oder Themen ihrer Heimatländer beschreiben. Ob das Geschichten und Märchen aus der Kinderzeit sind oder welche, die Erwachsene sich auch heute noch gerne erzählen, können alle selbst entscheiden. Wichtig ist, dass die Kinder die Geschichte nicht vorlesen, sondern selbst erzählen, damit das alte Kulturgut des Geschichtenerzählens wieder lebendig gemacht wird. Ob sie sich dazu als Geschichtenerzähler verkleiden, kann auch jeder für sich entscheiden. Manche stylen sich einfach gerne und schaffen so eine ganz besondere Atmosphäre. Der begleitende Erwachsene sorgt mit ein paar Helfern für eine schöne Gestaltung des Raumes. Vielleicht passt ja eine Atmosphäre wie in „Tausendundeine Nacht“ gut dazu? Dann werden Decken oder Teppiche und jede Menge Kissen auf dem Boden verteilt. Mit Tüchern wird die Decke abgehängt. Kerzen oder Lichterketten verbreiten im Raum eine heimelige Stimmung, die noch durch Duftkerzen oder Duftlampen unterstützt wird. Als Düfte eignen sich Grapefruit-, Mandarinen- oder Apfelsinenöle, die zum Geschichtenspinnen anregen und den Geist erweitern, oder weiche Düfte wie Rosenholz, Zimt oder Sandelholz, die eine etwas orientalische Stimmung verbreiten, die deutsche Kinder oft an die Vorweihnachtszeit erinnert, in der sich, stärker als sonst im Jahr, eine anheimelnde Atmosphäre verbreitet, die Menschen enger zusammenrücken lässt und ein Gefühl von Geborgenheit erzeugt. Ein paar Grünpflanzen verbreiten auch eine schöne, entspannende Stimmung. Und wenn dann noch warmer, gewürzter Tee oder Punsch gereicht wird, kann die Erzählrunde beginnen.
Jeder Junge und jedes Mädchen erzählt die Geschichte erst einmal in seiner Sprache, damit die anderen ein Gefühl für die Schönheit der einzelnen Sprachen bekommen. Danach wird die Geschichte noch einmal kurz auf Deutsch erzählt, denn das ist in diesem Projekt die gemeinsame Sprache. Ob die Zuhörer schon beim ersten Erzählen verstehen, um was es in der Geschichte geht? Woran haben sie es erkannt? Haben sie einzelne Worte verstanden, weil sie die Sprache des anderen schon ein wenig können, haben sie auf Gestik und Mimik des Erzählers geachtet und daraus geschlossen, um was es in der Geschichte geht? Es ist sehr interessant, welche Geschichten ausgesucht werden. Die meisten wählen kurze aus, sei es aus Angst, sich den Text nicht merken zu können, weil sie noch nicht so sehr von ihrer Erzählkunst überzeugt sind oder weil sie diese Fähigkeit doch den ‚alten Märchenonkeln’ zuschreiben. Oder sie glauben, dass sie die anderen nicht mit langen Geschichten fesseln können, weil sie erlebt haben, dass deren (und die eigene) Konzentration schon nach kurzer Zeit nachlässt. Dass sie es wagen und die Geschichten erzählen, das allein ist schon eine tolle Leistung. Da werden Erzähltalente zu sehen und zu hören sein. Jeder hat seinen eigenen Ausdrucksstil: Manche erzählen sehr anschaulich, unterstreichen die Geschichten mit so einer Stimmgewalt und Lebendigkeit, dass man die Personen in der Geschichte förmlich vor seinem geistigen Auge sieht, andere erzählen leise – behutsam werden die Worte von ihnen gewählt und ausgesprochen. Sie zeigen instinktiv, welche Stimmung die Geschichte verbreiten will.
Und welche wunderbaren Geschichten haben sie sich ausgesucht? Einige Beispiele werden her vorgestellt, damit die Leserin oder der Leser neugierig wird und sich schon jetzt auf die Geschichten freuen kann, die „seine“ Kids dann vorstellen werden. Es ist eine wunderbare Vielfalt und nicht nur das: Es ist einfach faszinierend, wie jeder Einzelne seine Geschichte oder seine Helden einführt und damit auch viel von sich und seinem Land mitteilt.
Berus und seine Geschichte von Nasradin Hodschra
Bevor Berus die Geschichte erzählt, stellt er den Helden seiner Geschichte kurz vor:
Nasradin Hodschra ist eine türkische Geschichtengestalt. Er ist eine wunderbare Mischung aus Schalk und Philosoph. Er macht sich über menschliches Verhalten seine Gedanken und nimmt auch allgemeine Kleinigkeiten unter die Lupe, um die dahinter verborgene höhere göttliche Weisheit zu entdecken.
„Nasradin zieht mal wieder durch das ganze Land und trifft auf die wunderlichsten Menschen, er schaut sie und seine Umgebung mit ganz wachen Augen an. Eines Tages ruht er sich bei einer Wanderung durch das Land unter einem großen Maulbeerbaum aus und betrachtet die Landschaft, die sich vor seinem Auge ausbreitet. Er sieht ein großes Feld mit reifen Wassermelonen. „Oh Allah!“, ruft er.
„Warum hast du so einen Riesenbaum wie diesen Maulbeerbaum mit so kleinen Früchten geschaffen und eine so winzige Pflanze dort auf dem Feld wachsen lassen mit so riesigen Wassermelonen? Ist das gerecht verteilt?!“ In dem Moment fällt eine reife Maulbeere genau auf seinen Kopf. „Oh Allah, deine Weisheit ist grenzenlos!“ Welcher schlaue Mensch hat einmal gesagt: „Wenn wir das Vordergründige durchschauen, entdecken wir etwas Verborgenes dahinter“? Berus’ Geschichte hat alle amüsiert, eben weil die Geschichte auch so gut zu ihm passt: Er redet nicht viel, aber das, was aus seinem Mund kommt, ist immer mit viel Schalk verbunden.
Stephano und das Kidnapping am Lago di Pergusa
Stephano, „der Sizilianer“, wie ihn seine Kumpel nennen, erzählt mit Händen und Füßen. Seine dunklen Augen blitzen als er vom „Olympischen Kidnapping am Pergusa See“ erzählt. Er kommt aus der näheren Umgebung dieses Sees auf Sizilien und ist mit den alten Mythen aufgewachsen. Er will später Reporter werden und das merkt man seiner Erzählweise schon an. Er benutzt Worte wie zum Beispiel „pikanterweise“ oder „begehren“, die eigentlich ein Erwachsener wählen würde, aber ihm gefällt es so. „Hades, der Gott der Unterwelt, begehrt seine Nichte Persephone. Er weiß ganz genau, dass seine Schwester Demeter, die Fruchtbarkeitsgöttin und Mutter des Mädchens, ihm niemals ihre Einwilligung Zeus, der pikanterweise auch noch der Vater von Persephone ist. Der erteilt ihm tatsächlich die Erlaubnis, allerdings unter der Bedingung, dass die Hochzeit schnell und heimlich stattfinden muss.
Also entführt Hades das Mädchen von den blühenden Wiesen des Pergusa Sees in sein düsteres Reich. Demeter ist zwar als Göttin unsterblich, aber nicht allwissend, und ahnt deshalb auch nichts von dieser Tat. Verzweifelt ob des plötzlichen Verschwindens ihrer geliebten Tochter legt sie ihre Arbeit nieder und macht sich auf die Suche nach ihr, was zur Folge hat, dass Früchte und Ernte verdorren, die Menschen hungern und ihr so auch keine Opfer mehr bringen können. Welch ein Skandal: Die Himmlischen zürnen, die Gerüchteküche brodelt, als der Deal herauskommt. Alle ereifern sich, nur Zeus bleibt verdächtig desinteressiert. Der Vertrag kann nicht rückgängig gemacht werden, denn wer einmal vom Wasser der Unterwelt getrunken hat, ist verloren. Aber auch damals konnte gute Protektion schon viel erreichen und so gibt es auch in der Hölle ein Hintertürchen: Alljährlich darf Persephone für neun Monate in die Oberwelt. Wenn sie und Demeter glücklich vereint sind, blüht und grünt es auf der Erde. Trauert die Fruchtbarkeitsgöttin um Ihre Tochter, bricht die tote Jahreszeit, der Winter, an.“
Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:
Heute Fremde Morgen Freunde
Integration in der Kindergruppe praktisch fördern
Hasenbeck, Maya
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548296
12,95 €
Kompetenz schafft Perspektiven
Kinder haben Anspruch auf eine liebevolle Fürsorge und eine verlässliche Betreuung. Genauso wie Mütter und Väter, die sichergehen wollen, dass ihre Kleinen zu jeder Zeit gut aufgehoben sind.
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So wird Sprache lernen zum Kinderspiel, das mit viel Freude verbunden ist.
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Spiele und Aktionen im Schnee
Eis und Schnee
Wie herrlich, wenn es draußen schneit und die Seen zugefroren sind! In vielen Städten ist das eher eine Seltenheit, deshalb muss schnell reagiert und ein Fest organisiert werden, dessen Vorbereitung nicht so aufwendig ist. Die Einladung erfolgt rasch telefonisch und mitgebracht wird, was gerade im Haus ist. Wer mit der Kindergartengruppe feiert, fragt einige engagierte Eltern, ob sie kurzentschlossen mit in den Schnee ziehen können.
Wem schon ein paar Tage vorher bekannt ist, dass sich eine Kaltfront nähert, kann das Fest auch etwas vorausplanen und den Kindern eine ganz verrückte Einladung mitgeben: Der Mini-Zettel mit dem Einladungstext wird in eine Klarsichtfolie eingerollt und in einem Eiswürfel eingefroren. Allerdings ist in diesem Fall nicht ganz sicher, ob alle Eiswürfel heil zu Hause ankommen, da garantiert einige im Mund der Kinder verschwinden werden! Auf der Einladung steht, dass die Kinder und Erwachsenen in warmer Kleidung zum Fest kommen und möglichst ein Paar Ersatzhandschuhe und ein zweites Paar Socken mitbringen sollen, denn erfahrungsgemäß bleibt bei Spielen im Schnee die Kleidung nicht ganz trocken.
Weil Kinder trotz der vielen Bewegung schneller frieren als Erwachsene, ist es eine gute Idee, für eine warme Ecke zu sorgen. Solch eine Wärmequelle könnte eine Tonne sein, wie sie Gleisarbeiter benutzen, es genügt aber auch ein stabiler Abfalleimer aus Stahl, in dem ein kleines Feuerchen gemacht wird, an dem sich die Gäste aufwärmen können. Die Dekoration des Festplatzes rund ums Feuer erfolgt während des Festes. Hier gibt es auch leckere, warme Getränke zum Aufwärmen und etwas zum Naschen, denn Bewegung an frischer Luft macht hungrig: Heißer Kakao oder Früchtepunsch sind im Winter sehr beliebt, Laugenbrezeln oder Plätzchen schnell aufgebacken oder besorgt. Die meisten Einrichtungen haben einen großen Vorrat an festen Plastikbechern, die nach der Aktion gespült und wieder verwendet werden können.
Wenn einige Eltern kleinere Geschwisterkinder mitbringen, werden ein paar der angebotenen Spiele natürlich speziell für die Kleinen variiert. Bei kleineren Kindern ist es noch wichtiger, sie in Bewegung zu halten, damit ihnen nicht kalt wird. Man kann zum Beispiel eine Schatzsuche veranstalten, wobei ein Luftballon, eine farbige Murmel oder ein bunter Tischtennisball die Suche nicht ganz so schwer machen. Zieht man mit mehreren Kindern los, wird so lange gesucht, bis jedes Kind einen kleinen Schatz hat. Wer schon selbst etwas gefunden hat, darf den anderen beim Suchen helfen, das fördert ganz nebenbei soziales Verhalten. Je nachdem, wie hoch der Schnee liegt, können die Kinder auch versuchen, in die Fußstapfen ihres Vordermannes zu treten. Schaffen sie das schon?
Schauen Sie sich die im Folgenden beschriebenen Spiele auf Möglichkeiten einer Vereinfachung für kleine Kinder an. Die Kleinen und Großen müssen ja nicht die ganze Zeit miteinander spielen. Vielleicht nimmt sich eine Mutter oder ein Vater zwischendurch der jüngeren Bande an und probiert mit ihnen eine einfachere Spielvariante aus.
Spiele im Schnee
Kugelwettkullern
Der frische Schnee fordert dazu heraus, eine große Schneekugel zu rollen. Es werden mehrere Mannschaften zu je ca. acht Kindern gebildet, die in einem Abstand von jeweils fünf großen Schritten voneinander entfernt in einer Reihe hintereinander stehen. Auf ein Signal hin beginnt jeweils der hinterste Spieler einer Mannschaft eine Kugel zu formen, die er dann zu seinem Vordermann hinrollt. Dieser übernimmt die Kugel und rollt sie weiter zum nächsten Mitspieler seiner Mannschaft. Ist die Kugel schließlich beim Vordersten angelangt, muss dieser die inzwischen schon recht groß gewordene Schneekugel bis zur ungefähr zehn Schritte entfernten Ziellinie rollen. Die Mannschaft, deren Kugel als erste durchs Ziel rollt, hat gewonnen.
Als weitere Hürde könnte die Kugel zunächst um den eigenen Körper herumgerollt werden müssen, bevor sie an den nächsten Mitspieler weitergegeben werden darf. Wird die Kugel zu groß für den letzten Spieler, helfen alle Kinder seiner Mannschaft mit, sie ins Ziel zu rollen.
Bleib von der Kugel weg
Je zwei Kinder rollen eine Schneekugel und lassen sie zwischen sich auf dem Boden liegen. Dann fassen sie sich an den Händen und versuchen auf ein Signal hin, sich gegenseitig zur Kugel hinzuziehen.
Ältere Kinder spielen dies gerne als Wettspiel: Dann scheidet der Partner, der die Schneekugel berührt hat, aus. Die Sieger kämpfen in den nächsten Runden so lange miteinander, bis zum Schluss nur noch ein Gewinner übrig ist.
Bei kleineren Kindern endet das Spiel meistens so, dass ein Partner auf der Nase liegt und sich eine wilde Schneeballschlacht anschließt. Wenn auch Erwachsene mitspielen und die Kinder erleben, dass diese nicht weinen, wenn sie Schnee ins Gesicht bekommen, bleiben in der Regel nur ganz wenige Kinder übrig, die es nicht leiden können, wenn sie mit Schnee beworfen werden.
Schneemänner
Ganz bestimmt kommt im Laufe des Festes irgendeiner auf die Idee, aus den heil gebliebenen Schneekugeln einen Schneemann zu bauen, der mit Möhren, Ästen oder anderen Gegenständen, die man in der Nähe findet, verziert werden kann. Dabei muss es aber nicht bei einem Schneemann bleiben, andere verrückte Schneegestalten leisten ihm sicher gerne Gesellschaft: Ob Riesenschneehühner oder flotte Schneeautos, jeder darf nach Lust und Laune bauen!
Schneefestung
- Zielscheiben oder Stöckchen
Schneekugeln können auch zu einer Festung aufgebaut werden. Die Festung besitzt Schießscharten. Dort halten die Ritter auf ein Signal hin drei Minuten lang Zielscheiben oder Stöckchen hoch. Sie selbst nehmen hinter dem Schneewall Deckung. In diesen drei Minuten, die ein unparteiischer Erwachsener an- und abpfeift, werden die Ritter von einer gleich großen Gruppe Angreifer mit Schneebällen beschossen. Die Ritter merken sich, wie oft ihre Zielscheibe bzw. ihre Stöckchen getroffen wurde/n. Ist die Zeit um, werden alle Treffer zusammengezählt und in den Schnee geschrieben. Dann werden die Rollen getauscht.
Welche Angreifergruppe konnte die meisten Treffer landen?
Mit älteren Kinder, denen es nichts ausmacht, von einem Schneeball getroffen zu werden, kann das Spiel auch ohne Zielscheiben oder Stöckchen gespielt werden. Jeder Ritter, der von einem Schneeball getroffen wurde, ist verwundet. Nach zwei Treffern scheidet er aus.
Zielwerfen
- Holzleisten, Winkel, Tacker, Stifte, Messer oder Cutter
Wem das Spiel „Schneefestung“ zu wild ist, der kann sich auch ein anderes Ziel aussuchen, das mit Schneebällen beworfen werden soll. Das trainiert die Feinmotorik und hält warm. Als Ziel könnten zum Beispiel Figuren aus Pappe dienen. Die Schneebälle bleiben daran haften und bilden so eine schöne Dekoration. Allerdings muss diese Aktion gut vorbereitet werden, denn die Pappfiguren würden sonst viel zu schnell aufweichen und umkippen. Deshalb werden sie mit Holzleisten auf der Rückseite verstärkt und mit einem Winkel versehen, sodass sie fest im Schnee stehen. Am besten eignen sich dazu große Waschmaschinen- oder Kühlschrankkartons. Die Händler sind meist froh, wenn sie diese nicht selbst entsorgen müssen.
Die Umrisse der Figuren werden mit einem Stift aufgemalt und anschließend mit einem Messer oder Cutter ausgeschnitten. Vor allem große Tiergestalten sehen gut aus, und es gibt ja einige Tiere, die während der Wintermonate weiß sind, wie zum Beispiel Schneeeule, Eisbär, Schneehase oder Fuchs. Auch die „wilden Kerle“ aus dem Buch von Maurice Sendak und andere selbst kreierte Gestalten machen sich gut. Später können sie dann mit viel Gebrüll umtanzt werden, das hält warm.
Eismänner
- Eimer, Wasser, evtl. Pinsel und umweltfreundliche Farbe
Wenn man bei Frost Schneemänner oder die mit Schneebällen beworfenen Gestalten aus dem vorhergehenden Spiel vorsichtig mit Wasser übergießt, bildet sich an deren Oberfläche eine Eiskruste. Schon so sehen die Eisfiguren toll aus. Gibt man zusätzlich etwas umweltfreundliche Farbe ins Gießwasser, wirken sie noch skurriler.
Großen Spaß macht es auch, diese Figuren mit den Farben richtig zu bemalen. Wenn man sie dann am nächsten Tag noch einmal besucht, kann man sich dabei über das gelungene Fest unterhalten.
Schneeballtitschen
Dieses Spiel ist dem Tontaubenschießen abgeguckt. Da Kinder in der Regel noch nicht so gut zielen können, werfen sie die Schneebälle so hoch sie können in die Luft und die Erwachsenen versuchen mit ihren Schneebällen, die der Kinder zu treffen. Wenn sich die Kinder ebenfalls im Zielwerfen üben wollen, wird eine Dose oder ein ähnlicher Gegenstand auf einen Schneehaufen gesetzt, der mit Schneebällen abgeschossen werden soll.
Hase und Jäger
Ein paar Kinder sind die Hasen, die in einem abgegrenzten Spielfeld herumflitzen. Aber da kommen schon die Jäger (die Erwachsenen) mit ihren Schneeballwurfgeschossen und versuchen, die Hasen zu treffen. Gelingt es ihnen oder sind die Hasen geschickter, schlagen einen Haken und sind auf und davon?
Viel Spaß macht es den Kindern auch, wenn die Erwachsenen die Hasen und sie selbst die Jäger sind. Da die Kinder in der Regel in der Überzahl sind, wird es ihnen gemeinsam vielleicht gelingen, alle Hasen zu treffen. So mancher Erwachsene läuft dann zur künstlerischen Höchstform auf und sinkt theatralisch zu Boden.
Wenn alle Hasen am Boden liegen, kommen die Kinder meistens neugierig näher, um zu gucken, ob den Erwachsenen nicht vielleicht doch etwas zugestoßen ist. Dann kann man sie sich gut schnappen und „einseifen“. Wie beruhigend, dass nach dem Spiel heißer Kakao und nicht der Kochtopf auf die Hasen wartet!
Schneerätsel
Am Aufwärmfeuer gibt es neben warmen Getränken auch kleine Rätsel zu lösen:
- Mal ist es hart, mal bricht es, bei Sonne wird es flüssig.
Eis - Erst sitzt er im Gras, aber bald ist er verschwunden.
Raureif - Womit kann man kein Wasser tragen: mit einem Becher, einer Tasse oder einem Sieb?
Mit einem Sieb - Wie kann man dennoch Wasser mit einem Sieb transportieren?
Wenn es gefroren ist - Womit kann man Eis am besten essen: mit dem Messer, der Gabel, der Zunge oder dem Löffel?
Mit der Zunge oder einem Löffel
Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Eckart Bücken „Feste für das Kinderjahr“ entnommen.
Feste für das Kinderjahr
Mit Kindern Feste vorbereiten und feiern
Eckart Bücken
Burckhardthaus-Laetare
ISBN 9783944548159
9,90 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de
Wie frühes Vorlesen die Mathekompetenz verbessert
Pädagogisch-psychologische Studie der Universität Bamberg hat die familiäre Lernumgebung untersucht
„Die Studie hat als eine der ersten in Deutschland im Detail untersucht, wie bedeutsam die familiäre Lernumgebung in den frühen Lebensjahren für die Kompetenzentwicklung bis zur Pubertät ist“, erläutert Psychologin Prof. Dr. Sabine Weinert, die das Projekt an der Universität Bamberg gemeinsam mit Elementar- und Familienpädagoge Prof. Dr. Hans-Günther Roßbach geleitet hat. „Am wichtigsten ist, dass Eltern Bücher nicht nur vorlesen, sondern mit dem Kind darüber sprechen“, betont Lehrl. Auf diese Weise würden Kinder spielerisch dazu angeregt, über die Inhalte nachzudenken, sie besser zu verstehen und Geschichten weiterzudenken.
Die Studie basiert auf Daten der Längsschnittstudie „Bildungsprozesse, Kompetenzentwicklung und Selektionsentscheidungen im Vorschul- und Schulalter“ (BiKS-3-10) und der Folgestudie BiKSplus-3-13. In dem Großprojekt arbeiteten Forscherinnen und Forscher aus Pädagogik, Psychologie und Soziologie von 2005 bis 2016 zusammen, finanziell gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Familie – die erste Instanz für die kindliche Entwicklung
Lehrl und ihre Kollegen verwenden für die Teilstudie die Daten von 229 hessischen und bayerischen Kindern, die im Alter von drei bis zehn Jahren jährlich und erneut mit 12 und 13 Jahren getestet wurden. Ihre Eltern füllten Fragebögen aus und wurden beobachtet, wie sie mit ihrem Kind in verschiedenen Situationen umgingen. Das Ergebnis zeigt: Es ist bedeutsam, dass Eltern ihre Kinder im Vorschulalter dazu anregen, schriftliche, sprachliche und mathematische Fähigkeiten zu entwickeln. Förderlich ist es zum Beispiel, wenn sie sich gemeinsam mit Würfelspielen und Bilderbüchern beschäftigen. In weiterführenden Schulen führt das dazu, dass ihre Lese- und Mathematikfähigkeiten vergleichsweise besser sind.
In dieser Studie stand die Familie im Mittelpunkt, die für die kindliche Entwicklung laut Lehrl die erste Instanz ist. „Man kann die Ergebnisse aber auch auf Kitas und Kindergärten übertragen“, führt die Pädagogin weiter aus. „Frühere Studien – und auch die Ergebnisse der BiKS-Studie – haben gezeigt, dass Erzieherinnen und Erzieher einen positiven Einfluss auf Kinder und deren mathematische und sprachliche Entwicklung haben.“ Lernfördernd sei es etwa, gemeinsam Bilderbücher zu lesen, alltägliche Situationen sprachlich zu begleiten oder auch Würfel- und Brettspiele zu spielen.
Ob die Entwicklungen und Anregungen in den frühen Jahren auch noch bedeutsam für die Entwicklung im frühen Erwachsenenalter sind, soll eine Anschlussstudie zeigen. Sabine Weinert, Simone Lehrl und Hans-Günther Roßbach befragen ab 2020 alle ehemaligen „BiKS-Kinder“ erneut zu ihrer aktuellen Lebenssituation. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Studie mit rund 200.000 Euro.
Wie sich speziell in Kindertageseinrichtungen die sehr frühen mathematischen Fähigkeiten von Kindern entwickeln und welchen Einfluss Erzieherinnen und Erzieher darauf haben, untersucht ab 2020 ein weiteres Folgeprojekt: „Frühe mathematische Entwicklung und die Bedeutung von lnteraktionsqualität in Kindertageseinrichtungen“. Die DFG fördert die Studie, an der Simone Lehrl, Sabine Weinert und Hans-Günther Roßbach ebenfalls beteiligt sind, mit rund 470.000 Euro.
Publikation:
Simone Lehrl, Susanne Ebert, Sabine Blaurock, Hans-Günther Roßbach, Sabine Weinert. 2019. Long-term and domain-specific relations between the early years home learning environment and students’ academic outcomes in secondary school. School Effectiveness and School Improvement. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09243453.2019.1618346
Quelle: Pressemeldung Universität Bamberg, Patricia Achter