Februar 2012

Praxis

Pflanzenspaß für Kinder

Wenn der Frühling kommt, dann beginnt draußen so langsam alles zu sprießen. Doch die Kinder können auch drinnen ihr eigenes kleines Beet anlegen und den Pflanzen beim Wachsen zusehen.

Pflanzen wachsen lassen
Kinder entdecken die Welt - Entdeckenswertes im Frühling 

Auch im Kindergarten kann man um diese Jahreszeit leicht ein schönes Beet anlegen:
Man braucht nur etwas Erde, eine Handvoll Weizenkörner und ein flaches,breites Gefäß.

Bevor man beginnt, legt man am besten etwas Zeitungspapier unter. Dann nimmt man größere und flache Tontöpfe oder auch eine alte, große Porzellanservierplatte (selbst eine neue Platte oder ein tiefes Ofenblech überleben die Prozedur!). Dort hinein dürfen die kleinen Gärtner einige Zentimeter Erde füllen und alles erst einmal genüsslich mit einer Gabel umgraben, bevor sie es glatt rechen. Man besorge sich ein oder zwei Handvoll Weizenkörner, die es lose und billig in jedem Bioladen gibt.

Die Kinder dürfen die Körner gleichmäßig auf der Erde verteilen und fest andrücken. Die Körner müssen nicht mit Erde bedeckt sein. Anschließend wird gut gegossen und darauf geachtet, dass die Erde über die Tage immer schön feucht bleibt. Jeden Tag muss der kleine Gärtner oder die kleine Gärtnerin mindestens einmal gießen. Über alles kommt für die ersten zwei, drei Tage eine Lage Zeitungspapier, bis der grüne Halm einen Zentimeter gewachsen ist.

Als Zeitvertreib kann man ein kleines, buntes Schild malen, etwa mit der Aufschrift "Felix' Beet, bitte nicht betreten".

Ist es nicht spannend, morgens nachzusehen, wie das Gras über Nacht gewachsen ist? Gerade Weizen sprießt so schnell, dass man gleich am nächsten Tag schon wieder über den Fortschritt staunen kann.

Legt man das Beet etwa zwei Wochen vor Ostern an, kann es sogar sein, daß der Osterhase die Mühe belohnt und seine bunten Eier in das schöne Nest legt ...

Quelle: www.spielundzukunft.de


Gesundheit

Integration hörgeschädigter Kinder in Kindertageseinrichtungen

Sprachliche Förderung im Vorschulalter gehört gegenwärtig zu den wichtigsten bildungspolitischen Forderungen. Hören zu lernen um sprechen zu können ist dazu eine unabdingbare Voraussetzung. Deshalb muss die Förderung hörgeschädigter Kinder so früh wie möglich beginnen. Hier ein praktischer Leitfaden.

Die Eltern hörgeschädigter Kinder verbinden oft viele Hoffnungen mit dem Kindergartenbesuch ihres Sohnes oder ihrer Tochter. In der Kindertageseinrichtung muss deshalb überlegt werden, ob und wie diese Erwartungen erfüllt werden können.

Der Entscheidung der Eltern für einen Besuch der Kindertageseinrichtung am Wohnort liegen meist folgende Überlegungen zugrunde:

Die sozialen Kontakte des Kindes bleiben eher erhalten. Manchmal denken die Eltern auch schon daran, dass ihr Kind dann später mit seinen Freunden die Schule am Wohnort besuchen kann.

Dem Kind sollen längere Anfahrtswege zur sonderpädagogischen Einrichtung erspart werden.

Die Eltern erhoffen sich von einer Gruppe mit gut hörenden Kindern dass ihr Kind vielfältige – insbesondere auch sprachliche – Anregungen für seine Entwicklung erhält.

Die Aufnahme eines hörgeschädigten Kindes in eine Kindertageseinrichtung am Wohnort, mit oder ohne Integrationsmaßnahme, bringt Veränderungen für alle Kinder und für das dortige Fachpersonal mit sich.

Hörvorgang
Der Schall wird von der Ohrmuschel aufgefangen und in den äußeren Gehörgang geleitet. Der dadurch verstärkte Schall erreicht das Trommelfell, das die Verbindung zum Mittelohr darstellt. Das Trommelfell beginnt zu vibrieren und setzt die mit ihm verbundene Gehörknöchelchenkette (Hammer, Amboss, Steigbügel) in Bewegung. Sie verstärkt die eingehenden Signale noch einmal um das 20fache. Das letzte Gehörknöchelchen, der Steigbügel, steht in Verbindung mit dem Innenohr. Dadurch gerät auch die Flüssigkeit in der Cochlea (Schnecke) in Bewegung. In der Folge werden in der Schnecke ca. 20.000 kleine hochempfindliche Sinneshärchen (Haarzellen) stimuliert, die die Schwingungen in elektrische Impulse umwandeln. Der Hörnerv nimmt diese Impulse auf und leitet sie zum Gehirn weiter. Das Gehirn registriert, entschlüsselt und versteht die ankommenden Nervenimpulse als Geräusche, Töne, Laute, Stimmen, Wörter oder Sätze.

Hörschädigungen

Schallleitungsschwerhörigkeit
Auf dem Weg des Schalles durch den äußeren Gehörgang und das Mittelohr treten bei jüngeren Kindern häufig folgende Störungen auf:

ein Ohrschmalzpfropf im äußeren Gehörgang

ein Paukenerguss im Mittelohr

eine Mittelohrentzündung.

In diesen Fällen wird der Schall nur mit verminderter Lautstärke an das Innenohr weitergeleitet. Es handelt sich dabei um Hörbeeinträchtigungen, die das Sprachverstehen z. T. erheblich erschweren. Eine fachärztliche Behandlung ist in solchen Fällen notwendig, um das normale Hörvermögen wiederherzustellen.

Schallempfindungsschwerhörigkeit
Hierbei handelt es sich meist um eine irreparable Schädigung der Haarzellen in der Cochlea. Diese Hörschädigung ist schwerwiegender als die Schallleitungsschwerhörigkeit. Musik, Geräusche und Sprache werden entstellt, verzerrt oder gar nicht wahrgenommen. Das Sprachverstehen kann erheblich beeinträchtigt sein. Die Schallempfindungsschwerhörigkeit ist nicht zu beheben, sondern nur durch medizinische, hörtechnische und pädagogische Maßnahmen in ihrer Auswirkung zu mildern.

Kombinierte Schwerhörigkeit
Diese stellt eine Mischform aus Schallleitungsschwerhörigkeit und Schallempfindungsschwerhörigkeit dar.

Mögliche Auswirkungen eines Hörverlustes
Ein Hörverlust kann in unterschiedlichen Intensitäten auftreten. Die Spanne reicht von leichtgradigen, mittelgradigen und hochgradigen Hörschädigungen bis hin zur Hörrestigkeit.
Für den Spracherwerb hat neben der Art und dem Ausmaß der Schädigung vor allem der Zeitpunkt, an dem der Hörschaden eintrat, eine große Bedeutung. Besteht eine solche Hörschädigung bereits von Geburt an, so führt dies dazu, dass ein natürlicher Spracherwerb bei den betroffenen Kindern gestört oder im ungünstigsten Falle nicht möglich ist. Der kommunikative Austausch mit der guthörenden Umgebung, insbesondere mit den Eltern, ist dadurch erheblich beeinträchtigt, was sich nicht nur auf den Spracherwerb, sondern auch auf die sozio-emotionale Entwicklung des Kindes auswirkt. Ziel der Frühförderung ist es, solchen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken und unter Ausnutzung der verbliebenen Hörfähigkeiten dem hörgeschädigten Kind den Erwerb der Sprache zu ermöglichen. Dies ist jedoch nur auf der Basis einer guten hörtechnischen Versorgung zu erreichen.

Hörtechnische Versorgung

Die wichtigsten hörtechnischen Hilfen sind Hörgeräte, Cochlea-Implantate und FM-Anlagen.

Hörgeräte werden in der Regel bei mittelgradigen und hochgradigen Hörverlusten angepasst und hinter dem Ohr getragen.

Der Schall der Umgebung wird durch das Mikrofon aufgenommen und innerhalb des Hörgerätes dem Hörverlust entsprechend verstärkt. Über den Hörer (= Lautsprecher) wird der nunmehr verstärkte Schall durch den Schallschlauch zum Ohrpassstück und letztendlich in den äußeren Gehörgang geleitet. Ziel ist es, die abgesenkte Hörschwelle so anzuheben, das eine Sprachwahrnehmung möglich ist.

Eine Versorgung mit Cochlea-Implantaten wird eingesetzt, wenn mit Hörgeräten keine ausreichende Sprachwahrnehmung mehr erreicht wird.

Das Cochlea-Implantat (CI) besteht aus einem Innenohrimplantat sowie einem Sprachprozessor mit einer Mikrofon-Sendeeinheit, der heute in der Regel hinter dem Ohr getragen wird. Der Schall wird durch ein Mikrofon aufgenommen, in digitale Signale umgewandelt und an die Übertragungsspule weitergeleitet. Diese sendet die Signale durch die Haut auf den implantierten Empfänger. Dort werden sie in elektrische Signale umgewandelt und an den Elektrodenträger gesendet, der die Haarzellen in der Cochlea stimuliert.

Obwohl Hörgeräte und Cochlea-Implantate mittlerweile sehr leistungsstarke hörtechnische Hilfen sind, können sie jedoch das natürliche Hören eines guthörenden Menschen nicht vollständig ersetzen. Hörgerät oder CI machen aus einem hörgeschädigten nicht automatisch ein guthörendes Kind.

Eine FM-Anlage (Abkürzung für Frequenz-Modulations-Anlage) kann zur Ergänzung von Hörgeräten bzw. Cochlea-Implantaten eingesetzt werden.

Es handelt sich um eine drahtlose Funkanlage. Das Kind trägt einen Empfänger, der über Kabel bzw. kabellos mit dem Hörgerät oder CI verbunden ist. Der Sprecher verfügt über ein Mikrofon und einen Sender, der die Sprache über Funk an die hörtechnische Hilfe des Kindes weiterleitet. Hierbei können Entfernungen und störgeräuschvolle Situationen überbrückt werden. Das Kind hört das Gesprochene so, als würde direkt in sein CI- bzw. Hörgerätemikrofon gesprochen.

Wichtige Tipps für den Umgang mit hörtechnischen Hilfen in der Kindertageseinrichtung

Für die technische Versorgung der hörgeschädigten Kinder sind die Hörakustiker bzw. die CI-Zentren zuständig. Die Eltern sollten durch eine tägliche Kontrolle der Hörhilfen deren einwandfreie Funktion überwachen. Dennoch sind grundlegende Informationen zur hörtechnischen Versorgung, zum Umgang mit den Geräten und zu möglichen Funktionsstörungen für die Erzieherinnen im Alltag der Kindertageseinrichtung hilfreich und notwendig.

Sollte das Hörgerät bzw. das CI einmal nicht funktionieren, kontrollieren Sie die Schalterstellung. Ist das Hörgerät bzw. das CI eingeschaltet? Lassen Sie sich von den Eltern die korrekten Schalterpositionen erklären. Es könnte auch sein, dass die Batterien nicht mehr leistungsfähig sind. Nach Absprache mit den Eltern können Ersatzbatterien in der Kindertageseinrichtung hinterlegt werden, so dass ein Batteriewechsel möglich wäre.

Wenn das Hörgerät dauerhaft pfeift, überprüfen Sie den Sitz des Ohrpassstückes und drücken dieses leicht an, damit es den Gehörgang luftdicht abschließt. Ein pfeifendes Hörgerät ist nicht nur unangenehm, sondern verhindert zudem seine normale Verstärkungsleistung. Bei länger anhaltendem Pfeifen informieren Sie die Eltern, damit diese mit dem Hörakustiker Kontakt aufnehmen.

Hörgeräte und CI müssen vor Feuchtigkeit, grober Verschmutzung, Stößen oder Schlägen geschützt werden. Bei einem CI sollten elektrostatische Aufladungen vermieden werden. Das CI sollte daher vorsichtshalber abgelegt werden

auf Plastikrutschbahnen

im Bällchenbad

im Kunststoffkriechtunnel

sowie beim Spielen mit Kunststoffpolstern oder –tonnen.

Die FM-Anlage sollte nicht dauerhaft eingesetzt werden. Sinnvoll ist sie im Stuhlkreis, wenn das hörgeschädigte Kind nicht unmittelbar neben der Erzieherin sitzt, sowie bei Veranstaltungen mit einem Sprecher. Bei Gesprächen über kurze Distanzen (z. B. in einer Kleingruppe) in ruhiger Umgebung ist ein Einsatz der FM-Anlage nicht erforderlich. Wichtig ist, dass das Sendemikrofon etwa 20 cm vom Mund der Erzieherin positioniert wird und keine Reibegeräusche (z. B. Schmuck oder Kleidung) verursacht werden. Kontrollieren Sie vor jedem Einsatz die korrekte Schalterstellung am Empfänger. Die Frühförderinnen beraten Sie gerne im Hinblick auf den sinnvollen Einsatz einer FM-Anlage.

Sprechen Sie sich mit den Eltern oder den Frühförderinnen über die korrekte Handhabung der hörtechnischen Geräte ab. Informieren Sie die Eltern umgehend über Unregelmäßigkeiten bezüglich Hörgerät, CI oder FM-Anlage, die Ihnen in der Kindertageseinrichtung aufgefallen sind.

Zum Beispiel Anna
Anna ist drei Jahre alt, und ihre Eltern haben sich entschlossen, sie in der nahegelegenen Kindertageseinrichtung unterzubringen. Die Entscheidung fiel nicht leicht, weil Anna erst über relativ wenig Sprache verfügt. Da sie aber ein interessiertes, freundliches Mädchen ist, denken die Eltern, dass sie schon gut mit den anderen Kindern und den Erzieherinnen zurechtkommen wird.

Anfangs war es wirklich nicht leicht. Anna schaute sich von Ferne das Geschehen an, manchmal zog sie sich ganz zurück. Die Erzieherinnen setzten sich dann neben sie, schauten zu und fragten sich, was Anna wohl wahrnahm, und wie sie darüber dachte und fühlte. Es musste schon sehr verwirrend sein, so viele Kinder zu sehen, die eifrig miteinander sprechen, aber die sie kaum versteht. Nur wenn sich ein Kind direkt an Anna wandte und sie ganz offensichtlich zum Spielen aufforderte, reagierte sie mit Freude und Interesse. Allmählich öffnete sich Anna. Auch die Kinder hatten einen Weg gefunden, mit ihr zu kommunizieren. Sie zeigten viel, sprachen deutlich und brachten ihr die Spielsachen. Manche der Kinder wurden von der Erzieherin dazu angeregt. Die meisten zeigten dieses Verhalten jedoch intuitiv. Teilweise dienten die Erzieherinnen auch als Mittlerin, um die Kommunikation zwischen den Kindern abzusichern. Wichtig war, dass Anna „dabei sein“ wollte. Sie hatte witzige Einfälle und war bei den Kindern beliebt. Die Momente des Ausgeschlossenseins verringerten sich. Jedoch reagierte Anna verwirrt und manchmal ärgerlich, wenn sie vor unvorhergesehene Situationen gestellt wurde. Die Erzieherinnen überlegten mit der Frühförderin, wie Anna das Verstehen und die Teilnahme am Gruppengeschehen erleichtert werden konnte. Z. B. wurden Gesprächsinhalte mit Fotos und Bilderbüchern visuell veranschaulicht. Dies kam auch den Kindern mit Migrationshintergrund und den Jüngsten zugute.

Die Erzieherinnen machten sich am Anfang viele Gedanken, wie sie mit Anna sprechen sollten, und ob sie Anna überhaupt verstehen konnten. Tatsächlich war es manchmal schwer auszuhalten, wenn Anna ihnen ganz offensichtlich aufgeregt etwas erzählte, und sie das Mädchen nicht verstehen konnten. Sollten sie einfach zustimmend nicken, um ihr Sicherheit zu vermitteln oder ihr doch besser sagen, dass sie sie nicht verstanden haben? Die Erzieherinnen ließen sich dann oft von Anna zeigen, was sie meinte. Umgekehrt zeigten sie ihr auch, was sie glaubten, verstanden zu haben. Aber manchmal musste man es aushalten, dass sprachliches Verstehen nur eingeschränkt möglich war. Wichtig fanden sie aber, Anna zu zeigen, dass sie sich darum bemühten. Im Gespräch mit der Frühförderin erfuhren sie, dass sie zu Anna mit leicht erhobener Lautstärke sprechen sollten. Es kam darauf an, Anna beim Sprechen anzuschauen, nicht zu langsam und nicht zu schnell zu sprechen, deutlich, aber nicht überartikuliert; die Sätze in der Länge und dem Schwierigkeitsgrad dem Vermögen Annas angepasst; darauf achtend, dass sie versteht; unbekannte Worte durch Handlungen und Zeigen bzw. durch andere Worte erklärend. In der Kindergruppe wurde auch über die Hörbehinderung Annas gesprochen. Anna, die stolz auf ihre bunten Hörgeräte war, zeigte sie bereitwillig den anderen Kindern. Die Frühförderin erklärte, dass man Sprache schlechter versteht, wenn man nicht so gut hört. Im alltäglichen Umgang mit Anna lernten die Kinder, sie beim Sprechen anzuschauen und manchmal das Gesagte zu wiederholen.

Sprache lernen im Kindergarten

Der Spracherwerb eines Kindes erfolgt in der alltäglichen Kommunikation. Das ist auch bei einem Kind mit Hörschädigung so. Es lernt die Sprache während des Tagesablaufs in vielen kleinen Gesprächssituationen, die für es interessant und bedeutungsvoll sind. Die sprachliche Förderung eines hörgeschädigten Kindes im Gruppenalltag heißt deshalb vor allem, darauf zu achten, dass die Kommunikation des Kindes mit den erwachsenen Bezugspersonen und mit den anderen Kindern gut gelingt. Hier kann man entsprechende Unterstützung anbieten.

Was ist dabei wichtig?

Einem Kind mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantat (CI) fällt es schwerer, in einer Umgebung mit vielen Störgeräuschen gut zu hören. Je weiter die Erzieherin entfernt ist, um so weniger wird das Kind in einer lauten Umgebung verstehen können.

Das Kind braucht direkte Ansprache.

Empfehlenswert ist es deshalb, sich im Gruppenraum über den Tag verteilt immer wieder einmal zu dem Kind zu setzen und mit ihm über das, was es gerade macht oder es interessiert zu sprechen. Jedes kleine Gespräch trägt dazu bei, dass das Kind sprachliche Erfahrungen sammelt und sich weiter entwickelt.
Je weniger Störlärm dabei existiert, desto besser kann das Kind sein Gegenüber verstehen. Deshalb ist es günstig, einen ruhigen Moment in der Gruppe dafür zu nutzen, in eine stillere Ecke zu gehen oder in einen Nebenraum auszuweichen.

Die Kommunikation in der Kleingruppe ist empfehlenswert.

Ein kleiner, ruhiger Raum bedeutet deutlich bessere Hör- und damit Verständigungsbedingungen. Das hörgeschädigte Kind kann hier die Erzieherin und die anderen Kinder besser verstehen und so besser lernen, sich mit ihnen zu unterhalten. Wenn es die räumlichen Verhältnisse zulassen, kann man dem hörgeschädigten Kind immer wieder einmal die Möglichkeit geben, mit einigen anderen Kindern zusammen in einem ruhigen Raum zu spielen und zu sprechen. Auch wenn die Erzieherin nicht immer dabei sein kann, werden alle Kinder davon profitieren.

Lassen Sie sich Zeit, mit der Sprache des Kindes vertraut zu werden.

Hörgeschädigte Kinder im Kindergartenalter sind ganz unterschiedlich weit in ihrer Sprachentwicklung. Wie jedes andere Kind auch kann das hörgeschädigte Kind in den ersten Wochen in der Kindergruppe sehr zurückhaltend sein, so dass sein Sprachstand schwierig einzuschätzen ist. Gerade am Anfang können Ihnen daher die Eltern und die Frühförderin Informationen über die aktuellen sprachlichen Möglichkeiten des Kindes und den sprachlichen Umgang mit ihm geben.

Geben Sie sich selbst ausreichend Zeit, das Kind kennen zu lernen und sich in seine Sprache ‚einzuhören’. Auch bei gut hörenden Kindern, die noch sprachliche Schwierigkeiten haben, werden Sie es schon erlebt haben: Anfangs hat man noch Probleme, das Kind zu verstehen, aber im Laufe der Zeit gelingt es immer besser. Dies trifft auch für hörgeschädigte Kinder zu.

Veranschaulichung unterstützt das Sprachverständnis.

Sehen hilft beim Verstehen des Gehörten. Veranschaulichen Sie dem Kind, worüber gesprochen wird. Da bieten sich Gegenstände an, kleine Rollenspiele, aber auch Spiele, Fotos, Bilderbücher etc.. Soll das Kind z.B. ein Marmeladenglas zum Bekleben von zu Hause mitbringen, können Sie ihm ein solches Glas zeigen, auch das Buntpapier, das Sie darauf kleben möchten und mit ihm darüber sprechen. Wenn der Zahnarzt in den Kindergarten kommt, können Sie das hörgeschädigte Kind – natürlich auch zusammen mit anderen Kindern – mit einem Bilderbuch darauf vorbereiten.

Ein großer Wandkalender bietet optische Orientierung

Hier können Symbole für Ereignisse eingetragen werden (Ausflüge, Geburtstage, Feste etc.). Man kann auch aufmalen, was evtl. mitzubringen ist. Ein solcher Kalender dient allen Kindern als Orientierungshilfe. Er bietet zudem einen Fixpunkt, um mit dem hörgeschädigten Kind bestimmte Dinge noch einmal zu besprechen.

Sprachliche Rituale fördern die Sicherheit des Kindes

Rituale sind für alle Kinder von Wichtigkeit. Sie helfen, den Alltag zu überschauen und mit den verschiedenen Abläufen in der Gruppe vertraut zu werden („Am Morgen begrüßen wir uns erst, erzählen uns etwas und fangen dann an zu spielen.“ etc.). Für das hörgeschädigte Kind geben sprachliche Abläufe, die sich jeden Tag in ähnlicher Weise wiederholen, zudem eine zunehmende Sicherheit in der Verständigung. Hierzu kann ein kurzes Gespräch bei der Ankunft gehören, eine tägliche Begrüßung im Stuhlkreis, ein Dialog am Frühstückstisch etc. Sind solche wiederkehrenden Situationen vertraut, fangen auch sehr zurückhaltende Kinder nach einer gewissen Zeit an, von sich aus etwas zu erzählen.

Spezielle Hinweise für die Verständigung mit dem Kind

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige spezielle Hinweise zum sprachlichen Umgang geben. Aber das hörgeschädigte Kind gibt es nicht, die kommunikativen Bedürfnisse der Kinder können individuell sehr verschieden sein. Bitte überlegen Sie selbst, welche Gesichtspunkte für das hörgeschädigte Kind in Ihrer Gruppe sinnvoll sind und was Sie davon in ihren Alltag integrieren können.

Das Gespräch
Bitte, nehmen Sie über Blickkontakt oder direkte Ansprache mit dem Kind Kontakt auf. Das Kind kann sehr erschrecken, wenn Sie es unerwartet berühren (z.B. auf den Rücken oder die Schulter klopfen), weil es Ihr Kommen nicht gehört hat. So lernt das Kind auch seinerseits, bei der Kontaktaufnahme mit anderen Kindern die Sprache einzusetzen.

Sprechen Sie in normaler Lautstärke (nicht zu laut und nicht zu leise). Das Kind kann laute Sprache nicht unbedingt besser verstehen.

Am Anfang der Sprachentwicklung ist der Blickkontakt beim Dialog eine Hilfe für das Kind.

Der Inhalt des Gesagten wird durch die Art und Weise der Äußerung zusätzlich verdeutlicht. Eine eintönige Sprache wird schlechter verstanden. Eine ausdrucksvolle Betonung und Sprachmelodie befördern das Verständnis ebenso wie eine lebhafte Mimik und Gestik.

Sprechen Sie deutlich, aber nicht mit übertrieben präzisen Mundbewegungen. Hierdurch leidet die natürliche Sprachmelodie. Das Kind wird, wenn es darauf angewiesen sein sollte, auch das normale Mundbild lesen können.

Sprechen Sie nicht zu schnell und nehmen Sie sich die Zeit, das Gesagte noch einmal – möglichst leicht variiert – zu wiederholen (z.B. „Wir gehen jetzt nach draußen zum Rollerfahren – hast du auch Lust mit nach draußen zu kommen? Da kannst du dir einen Roller aussuchen…) Solche Wiederholungen fördern das Verstehen.

Wenn das Kind Sie einmal nicht verstanden hat, empfiehlt es sich, nicht noch einmal das Gleiche zu wiederholen, sondern Varianten und Erweiterungen anzubieten. Vielleicht sind dem Kind ja ähnliche Begriffe schon bekannt.

Sprechen Sie in kurzen, überschaubaren Sätzen, die dem sprachlichen Entwicklungsstand des Kindes angemessen sind. Das Kind muss sich den Sinn einer Aussage von den bekannten Wörtern her erschließen. Deshalb ist ein einzelner, stichwortartiger Satz schwerer zu verstehen als eine Reihe von kleinen Sätzen zu einem Thema. Die Aufforderung: „Komm, wir gehen nach draußen“, kann für ein junges Kind schwerer zu verstehen sein als wenn Sie sagen: „Sabine, komm, wir gehen nach draußen in den Hof. Da kannst du rutschen und schaukeln und Dreirad fahren.“ Bei der zweiten Äußerung ist die Chance, dass das Kind eines der angebotenen Wörter versteht und damit etwas verbindet viel größer. Auch wenn es den Begriff ‚draußen’ noch nicht kennt, so versteht es vielleicht doch ‚Hof’ oder ‚schaukeln’ oder ‚Dreirad’. Die direkte Nennung des Namens verdeutlicht zudem, dass von ihm selbst etwas gewünscht wird.

Das Kind kann dem Inhalt eines Gesprächs leichter folgen, wenn es weiß, um welches Thema es geht. Machen Sie deshalb immer deutlich, worüber Sie sprechen und vermeiden Sie abrupte Themenwechsel. Das Kind befindet sich gedanklich noch in der alten Situation und braucht Zeit und auch verbale Unterstützung, um sich auf etwas Neues einzustellen.

Das Rollenspiel in der Kindergruppe
Im Rollenspiel nimmt die Sprache einen zentralen Platz ein. Manchmal kann es hier zu Missverständnissen kommen. Um diese nachvollziehen zu können, ist es wichtig, sie aus der Perspektive des hörgeschädigten Kindes zu betrachten.

Gewohnte Rituale und Spielverläufe geben dem Kind einerseits eine sichere Orientierung. Andererseits kann das Verlangen danach auch zu einer gewissen Unflexibilität führen. Das Kind besteht auf den immer gleichen Spielabläufen und lässt neue Vorschläge nicht zu. In Rollenspielen besteht es z.B. darauf, dass sie immer gleich verlaufen. Am liebsten will es immer wieder die Rolle übernehmen, in der es in früheren Spielen schon Sicherheit gewonnen hat. Der Grund für dieses scheinbar dominante, manchmal störrisch wirkende Verhalten des Kindes ist in Wahrheit eine Unsicherheit. Dahinter kann die Angst stehen, bloß gestellt zu werden, wenn es die anderen nicht versteht. In solchen Situationen kann ebenfalls eine sensible Intervention der Erzieherin sinnvoll sein. Vielleicht kann das hörgeschädigte Kind eine neue Rolle übernehmen, in der es wenig zu sprechen gibt (z.B. ein Tier etc.).

Im Rollenspiel erfolgt die Verständigung der Kinder untereinander oft sehr schnell, so dass das hörgeschädigte Kind nicht immer folgen kann und plötzlich desorientiert ist. Es kann sinnvoll sein, die anderen Kinder darauf aufmerksam zu machen, das schwerhörige Kind möglichst direkt anzusprechen, weil es nebenbei Gesagtes oft nicht mitbekommt. Auf diese Weise kann es den Verlauf des Spiels besser nachvollziehen und mitbestimmen.

Der Stuhlkreis
Für das kleine Kind, das noch keine FM-Anlage hat, ist der ideale Sitzplatz direkt neben der Erzieherin. Das Kind sollte möglichst so sitzen, dass die Fenster des Raumes in seinem Rücken sind. In dieser Position wird es nicht geblendet und es kann die Gesichter der anderen Kinder, ihre Mimik und Gestik und Dinge, die von den Kindern oder der Erzieherin gezeigt werden, gut erkennen.

Wenn das Kind größer ist und eine FM-Anlage hat oder der Stuhlkreis nicht so groß ist, kann es auch der Erzieherin gegenüber sitzen.

Wenn das Gespräch in der Gruppe zwischen verschiedenen Kindern hin und her geht, ist die Einhaltung einer gewissen Gesprächsdisziplin eine Hilfe für das gegenseitige Verstehen. Wichtig ist, dass nicht durcheinander geredet wird. Wenn ein Kind unvermittelt anfängt zu reden, muss das hörgeschädigte Kind erst suchen, wer gerade spricht. Bis es den Sprecher gefunden hat, ist der Beitrag schon wieder beendet. Bewährt hat sich z. B. ein „Erzählstein“, den das Kind, das etwas sagen möchte, in die Hand nimmt. Hierdurch kann sich das schwerhörige Kind gleich dem Erzähler zuwenden und sich auf das Gesagte konzentrieren.

Wenn die anderen Kinder sehr leise oder unverständlich sprechen, sollte die Erzieherin die Äußerung noch einmal wiederholen. Das hilft allen Kindern und ist für das schwerhörige Kind besonders wichtig. Fragen Sie in der Gruppe nicht nach, ob das schwerhörige Kind alles verstanden hat. Es kann dadurch stark verunsichert werden und antwortet vielleicht ganz automatisch mit „ja“.

Spezielle Hilfen
Einige Kindertageseinrichtungen sammeln die Lieder, Reime und Singspiele, die im Stuhlkreis immer wieder verwendet werden in einem speziellen Ordner, der allen Kindern zugänglich ist (Die Blätter kommen in eine Klarsichtfolie, die Texte können durch einfache Illustrationen am Rand für die Kinder erkennbar sein.). Ein solches „Bilderbuch“ wird von den Kindern immer wieder gern angeschaut und hat noch eine weitere Funktion: Die Kinder, die sich im Stuhlkreis mit sprachlichen Äußerungen noch schwer tun, können ein Blatt aus dem Ordner nehmen und vorzeigen und so äußern, was sie gern singen möchten.

Liedtexte können den Eltern mit nach Hause gegeben werden (vgl. Kapitel „Zusammenarbeit mit den Eltern“).

Gutes Hören im Kindergarten – die Raumakustik
Jede Erzieherin weiß, wie anstrengend der Tagesablauf in einer lauten, geräuschvollen Umgebung sein kann. Man muss sich sehr konzentrieren, um die anderen verstehen zu können und alle müssen lauter sprechen, wodurch sich der Geräuschpegel noch einmal erhöht. Hierdurch stellt sich ein Gefühl von Stress und Ermüdung ein.

Für das hörgeschädigte Kind sind solche Störgeräusche besonders problematisch. Sie sind mit ihren Hörgeräten oder dem CI dem Hintergrundlärm in verstärktem Maße ausgeliefert. Auch Störgeräusche und Stimmengewirr werden verstärkt und sind für sie viel schlechter auszublenden als für andere Kinder und Erwachsene. Das führt dazu, dass Kinder mit Hörhilfen in einer geräuschvollen Umgebung große Schwierigkeiten beim Sprachverständnis haben und ein genaues Hören, als Voraussetzung für eine gute Verständigung, sehr erschwert wird.

Ein hoher, unangenehmer Geräuschpegel in der Kindertagesstätte kommt vor allem durch zwei Faktoren zustande:

Viele Kinder sprechen auf engem Raum durcheinander und produzieren beim Spielen laute Geräusche.

Hier hat es sich als sinnvoll erwiesen, verschiedene Tätigkeiten der Kinder und Spiele bestimmten räumlichen Bereichen zuzuordnen. Es können verschiedene Spielstationen eingerichtet werden, die durch Raumteiler, Regale, Vorhänge voneinander getrennt werden können. Sehr geräuschvolle Spielbereiche der Kinder sollten möglichst ‚ausgelagert’ werden (wie z.B. die Bau- oder Handwerkerecke). Ebenso sollten in jeder Kindertageseinrichtung leise Räume angeboten werden, die von den Kindern aufgesucht werden können (Kuschelzimmer, Snoozelraum, Verkleidungsraum, Rollenspielraum, Malraum).

In manchen Kindertagesstätten wird von allen Kindern gemeinsam im geräumigen Flur gegessen oder gefrühstückt. Hier herrscht immer großer Lärm, eine Unterhaltung ist kaum möglich. Es ist günstiger, die Kinder in kleinen Gruppen frühstücken zu lassen, dabei vielleicht Plastikdecken auf den Tischen zu haben, unter denen Molton zur Geräuschdämmung liegt. Wenn Sie Ihren Gruppenalltag einmal unter dem Gesichtspunkt der Lärmverminderung im Team reflektieren, werden Ihnen sicher selbst viele Verbesserungen einfallen.

Räume können eine ungünstige Akustik aufweisen.
Schall breitet sich in Wellen im Raum aus und wird von allen harten, glatten Flächen reflektiert (besonders z.B. gekachelte oder sehr glatte Wände, Fensterfronten, Fußböden). Räume mit vielen solcher Flächen haben einen hohen Hallfaktor. Man spricht auch von einer unangenehmen, halligen Raumakustik. Dies ist z.B. in Turnhallen in extremem Maße der Fall. Hier haben Kinder mit Hörgeräten oder CI immer besondere Verständnisschwierigkeiten.

Die professionellste Möglichkeit, die akustischen Eigenschaften eines Raumes deutlich zu verbessern ist der Einbau einer Schallschutzdecke und einer Schallschutzverkleidung an einer Wand. Hierdurch wird der Hallfaktor eines Raumes drastisch reduziert und Geräusche im Raum in sehr hohem Maße ‚geschluckt’. Diese Maßnahme ist bei weitem die effektivste, aber leider auch die teuerste Lösung.

Es lohnt sich aber, einen solchen Einbau anzustreben – auch im Interesse der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiterinnen, weiß man doch, dass ein hoher Lärmpegel ein Stressfaktor ist und zudem das Gehör dauerhaft schädigen kann.

Aber auch kleinere Maßnahmen können dazu beitragen, die Raumakustik zu verbessern. Sie können diese – vielleicht auch mit Hilfe der Eltern – selbst durchführen:

Teppichboden oder Teppichbodenstücke auf den Boden legen (z.B. in bestimmte Bereiche)

Regale mit Büchern und Spielen als Raumteiler aufstellen

Filzgleiter unter Tische und Stühle nageln (Diese halten länger als selbstklebende.)

Sitzkissen auf die Stühle legen (vielleicht mit Klettband befestigen) und diese dann statt der Stühle auch im ‚Stuhlkreis’ verwenden

Korkplatten oder Linoleumstücke auf die Tische legen, wenn mit lautem Material hantiert wird

(Lange) Vorhänge (möglichst dickere Stoffe) vor den Fenstern anbringen

Stoffe als Raumteiler verwenden oder Stoffbahnen unter die Decke hängen

Wandbilder aus Stoff oder Naturmaterialien, Webarbeiten, farbige Eierkartons etc.

große Fensterflächen durch Dekorationen unterbrechen

große Papprollen (z.B. im Teppichbodengeschäft erhältlich) unter die Decke hängen und daran Dinge aufhängen

Äste oder Netze unter die Decke hängen und dekorieren

Erzieherinnen in Kindertageseinrichtungen, die solche und ähnliche Maßnahmen durchgeführt haben, konnten erfahren, dass dadurch ein angenehmeres akustisches Raumklima geschaffen wurde und alle sich wohler fühlen. Sicher fallen Ihnen, wenn Sie einmal mit solchen Maßnahmen begonnen haben, noch andere gute Ideen ein, die zu Ihrer Gruppensituation passen.

Zusammenarbeit mit den Eltern
Häufig sind Eltern verunsichert, wenn ihr Kind in die Kindertagesstätte kommt, aber für Eltern eines hörgeschädigten Kindes trifft dies in besonderer Weise zu. Hilfreich für eine gelingende Zusammenarbeit mit den Eltern können folgende Hinweise sein:

Wenn ein Kind neu in die Einrichtung kommt, hat es sich bewährt, den Eltern eines hörgeschädigten Kindes immer wieder Raum und Zeit für Gespräche anzubieten, um so Ängste und Unsicherheiten abbauen zu können. Aber auch in der folgenden Zeit ist ein regelmäßiger Austausch mit den Eltern sehr wichtig. Für Gespräche mit hörgeschädigten Eltern, die überwiegend gebärdensprachlich kommunizieren, besteht die Möglichkeit, einen Dolmetscher zu engagieren. Nähere Informationen dazu kann die Frühförderin für hörgeschädigte Kinder geben.

Um die Verständigung mit dem Kind zu erleichtern und den gegenseitigen Austausch zwischen Eltern und Kindertagesstätte zu fördern, ist es hilfreich, ein Mitteilungsheft zu führen. Dieses Heft transportiert das Kind in seiner Tasche zwischen Elternhaus und Kindertageseinrichtung hin und her. Je nach Bedarf schreiben die Eltern und auch die Erzieherinnen etwas hinein. Auf diese Weise können sie erfahren, was das Kind in der Tagesstätte oder zuhause erlebt hat. So können sie die Erzählungen des hörgeschädigten Kindes besser verstehen oder mit ihm noch einmal darüber sprechen. Das Kind bekommt das Gefühl, verstanden zu werden und wird in seiner Mitteilungsfreude und in seinem Selbstbewusstsein gestärkt.

Manche Eltern erstellen auch mit ihrem hörgeschädigten Kind ein Erlebnisbuch, in dem besondere oder auch alltägliche Erlebnisse in angemessener Sprache und anhand von Fotos, Zeichnungen, gesammelten Erinnerungen, Eintrittskarten, Prospekten etc. festgehalten werden. Über dieses Buch kann die Erzieherin mit dem Kind ins Gespräch kommen. Auch die anderen Kinder der Gruppe können so über Erlebnisse des hörgeschädigten Kindes erfahren und zum Austausch angeregt werden. In dieses Buch können auch Fotos der anderen Kinder der Tagesstätte eingeklebt und mit den Namen der Kinder versehen werden. Dies hilft dem Kind, zuhause über Erlebtes zu berichten.

Aufgrund der Hörschädigung haben viele Kinder Schwierigkeiten, altersgemäße Inhalte von Geschichten, Liedern oder Reimen zu verstehen oder auswendig zu lernen. Es hat sich daher von Vorteil erwiesen, die Eltern hörgeschädigter Kinder im voraus zu informieren, welche Projekte oder besonderen Unternehmungen geplant sind oder welche Bilderbücher, Lieder etc. in nächster Zeit aktuell sind. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, die Lieder oder Reime als Kopie oder als Mitschnitt nach Hause mitzugeben. So können die Eltern die geplanten Inhalte ihrem Kind bereits vorher anbieten oder zur Wiederholung und zum besseren Verständnis gemeinsam singen und sprechen. Tauchen diese Inhalte dann in der Kindertagesstätte wieder auf, kann das hörgeschädigte Kind sie besser verstehen und mitmachen.

An den regelmäßig stattfindenden interdisziplinären Runden nehmen neben den zahlreichen Fachkräften, die an der Förderung des Kindes beteiligt sind, auch die Eltern teil. In diesen Gesprächen tauschen sie sich über die Entwicklung des Kindes aus. Auf diese Weise werden die notwendigen medizinischen, therapeutischen und pädagogischen Maßnahmen untereinander abgestimmt.


Literaturtipps
Batliner, Gisela: Hörgeschädigte Kinder im Kindergarten. Ein Ratgeber für den Gruppenalltag, München.
(s. auch LeseZEIT)
Keilmann, Annerose (2000): Kann mein Kind richtig hören?, Berlin
Jacobs, Hartmut / Schneider, Michael / Wisnet, Maria (3. Auflage 2004): Hören – Hörschädigung. Hrsg. Paritätischer Wohlfahrtsverband, Frankfurt.

Herausgeber:
Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)
Fachbereich 401 - Überregionale Schulen
Ständeplatz 6-10
34117 Kassel

Autoren/Redaktion:
Manfred Drach, Friedberg
Heike Weber, Bad Camberg
Dietmar Schleicher, Homberg/Efze
Nike Elliger-Kuhn, Homberg/Efze
Dr. Cornelia Schmalbrock, Frankfurt
Dr. Hiltrud Funk, Frankfurt

Quelle: http://www.lwv-hessen.de/webcom/show_article.php/_c-329/_nr-148/i.html


Praxis

Tanzen mit Kindern

Photo by Juliane Liebermann on Unsplash

 

Kinder lieben es, zu tanzen. Das macht ihnen nicht nur Spaß - mit dem Tanzen bekommen sie auch einen musikalischen Zugang zu Bewegung. Sie können ihren eigenen Bewegungsrhythmus entdecken. Sie schlüpfen in neue Rollen hinein. Sie lernen ihren Körper zu benutzen um sich auszudrücken. Wie wäre es, wenn Sie mit den Kindern in Ihrem Kindergarten einmal pro Woche tanzen? Dazu müssen keine genauen Tanzschritte gelernt werden, denn Kinder sind kreative Tänzer - sie erfinden immer wieder neue Schritte. Die Projektidee „Tänze aus aller Welt“ zeigt Ihnen, wie Sie Kinder ans Tanzen heranführen.

Für Kinder ist es wichtig, sich auf das Tanzen und die Musik einstimmen zu können. Gerade jüngere Kinder wollen gerne wissen, um was sich der Tanz dreht. Sie wollen das Thema kurz beschnuppern oder die Figuren kennen lernen, um die es sich da dreht. So können sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen und ihren eigenen Bewegungsrhythmus finden. Die Tanzstunde stimmt also in einem ersten Teil die Kinder auf den Tanz ein, in einem zweiten Teil geht es darum, einen bestimmten Tanz mit bestimmten Schritten einzustudieren.

Um eine Tanzstunde für Kinder zu geben braucht man kein Tanzlehrer zu sein. Ein paar Grundelemente bieten sich für jede Tanzstunde an (hier am Tanz „Schneeflöckchen“ erläutert):

Erster Schritt: Gemeinsam den Körper aufwärmen: ein kurzes Bewegungsspiel reicht dazu völlig aus, z.B. Kinder erstarren zu Eis wenn die Musik aufhört.

Zweiter Schritt: Gemeinsam in Stimmung kommen: Sie können die Kinder beispielsweise auf das Thema Winter einstimmen, indem Sie kleine Geschichten über den Schnee und die Schneeflöckchen erzählen. Hören sich die jeweilige Musik am Besten kurz an, bevor Sie sich mit den Kindern bewegen.

Und jetzt beginnt das gemeinsame Tanzen! Je nach Alter der Kinder oder auch je nach Thema bieten sich zwei Formen an:

Tanzen mit improvisierten Bewegungen: Die Kinder tanzen zu den Geschichten oder zur Musik, wie es ihnen passend erscheint - sie bewegen sich wie die Schneeflöckchen, sie tanzen einen Schneesturm, oder sie laufen auf einer Schneedecke ...

Tanzen nach festgelegten Schritten: Diese Form bietet sich eher für ältere Kinder an. Sie geben dazu ein bis zwei Schritte vor, die Kinder bauen daraus Schritt für Schritt den Tanz auf. (Tipp: nie den gesamten Tanz auf einmal tanzen, immer zuerst den ersten Teil üben, dann den zweiten usw.)

Praktische Tipps
Tanzen ist etwas Kreatives. Damit das Tanzen nicht in blosses „Toben“ ausartet, müssen die Weichen stimmen:

Rituale geben einen Rahmen vor.
Damit die Kinder einen Rahmen haben, sollte es zu Beginn und zum Schluss der Tanzstunde Rituale geben – z.B. einen Begrüßungs- und einen Abschiedstanz (hier sind sehr einfache Tänze wie beispielsweise „alle im Kreis tanzen“ gemeint).

Zeichen verhindern Chaos.
Da Kinder viel Energie haben und manchmal laut sein können, machen Sie mit den Kindern am besten ein Zeichen aus, das „Ruhe“ bedeutet, damit auch Sie zu Wort kommen. Klamotten machen kreativ. Um die Kinder zu begeistern eignet sich eine Klamottenkiste - verkleidete Kinder tanzen ganz von alleine. Die Klamottenkiste kann zu bestimmten Stunden mitgebracht werden (oder jedes Kind bringt seine eigene Verkleidung mit, die es zur Tanzstunde tragen möchte). Die richtige Tanzkleidung: Normalerweise ist es nicht nötig, dass die Kinder fürs Tanzen Sportkleidung anziehen. Aber bequeme Kleidung ist wichtig.

Der „Tanzraum“:
Da die Kinder auch auf dem Boden sitzen, liegen etc. müssen, sollte der Raum warm und sauber sein (am besten der Bewegungsraum des Kindergartens).

Und noch ein Wort zu den Jungen:
Jungen haben im Kindergartenalter normalerweise keine Abneigung gegen Tanzen. Sicher gibt es immer wieder einmal ältere Vorschulkinder, die aufgrund von Rollenverständnissen nicht so gerne tanzen. Durch Auswahl des Themas (z.B. tanzende Indianer oder Eingeborene, Benutzen von Maschine, Roboter, Tiger, Fahrstuhl als Bilder) können Sie diese Abneigung fast immer überwinden.

Gemeinsam den Körper aufwärmen
Damit alle Kinder verstehen, was sie machen sollen, gehen Sie bei der Tanzstunde vom „kleinsten gemeinsamen Nenner“ aus (z.B. können wohl alle Kinder ihren eigenen Arm bewegen). Am besten fangen Sie nicht mit schwierigen Übungen wie beispielsweise Tanzschritten an.

Aufbau eines festgelegten Tanzes
Ein Tanz ist eine Abfolge von Bewegungen. Die Abfolge ist nicht zufällig oder bedeutungslos, sondern abwechslungsreich: Mal am Boden, mal stehend, mal in der Gruppe, mal alleine. Mal schnell, mal langsam, mal bewegt, mal hektisch. Interessant ist, wenn plötzlich Stille kommt nach einer schnellen Musik – das lässt das schnelle Tempo besonders hervortreten.
Wenn Sie sich selbst einen Tanz ausdenken, nehmen Sie immer wieder auch die Zuschauerperspektive ein. Dann macht es Sinn, dass bestimmte Bewegungen paarweise, andere z.B. im Block oder in der Reihe gemacht werden.

Tipps:
Kinder beenden allgemein einen Tanz am liebsten mit einem schnellen Teil
Kleine Kinder bevorzugen symmetrische Bewegungen.
Beziehen Sie die bestimmte Verkleidung möglichst früh ein - das motiviert die Kinder

Wie erarbeite ich festgelegte Tänze mit Kindern?
Einfache Tänze kann man im Ganzen durchproben und z.B. am Schluss einer Stunde als Abschlussritual für die ganze Gruppe verwenden. Wenn Sie dagegen einen komplexen Tanz mit Kindern im Kindergartenalter erarbeiten, ist es gut, die Teile schrittweise zu bearbeiten. Üben Sie die einzelnen Teile mit den Kindern, z.B. nur eine bestimmte Bewegungsabfolge. Oder nur einen Schritt, der immer wieder vorkommt.

Übung
Damit sich die Kinder den Ablauf eines Tanzes besser merken können, kann der Tanz zu Übungszwecken auch nur „gegangen“ werden. Oder Sie lassen die Kinder den Tanz mit „tanzenden Fingern“ auf dem Boden nachgestalten. Ein Tanz kann auch „trocken“, d.h. ohne Musik geübt werden. Wenn dann die Musik hinzukommt, erfahren die Kinder die Ordnung durch die Musik und können sich die Abläufe besser merken. Auch wenn der Tanz noch nicht ganz fertig ist, kann er schon als Tanz geprobt werden, indem man noch nicht fertige Tanzteile improvisiert. Das Schöne dabei ist, dass die Kinder dann schon das Tanzerlebnis haben und motiviert bleiben. Üben Sie neue Tanzschritte einzeln, bevor sie in den Tanz eingebaut werden. Nehmen Sie, wenn möglich, die Tänze auf Video auf. Eine Videoaufnahme wirkt sehr motivierend auf die Kinder.


Gesundheit

Asperger Syndrom

Beim Asperger-Syndrom handelt es sich um eine ausgeprägte Kontakt- und Kommunikationsstörung, die spätestens im Vorschulalter manifest wird und die durch eine qualitative Beeinträchtigung des Interaktionsverhaltens, mangelndes Einfühlungsvermögen, motorische Auffälligkeiten und ausgeprägte Sonderinteressen charakterisiert ist.

Asperger-Syndrom
Bei dem Wort "Autismus" denken die meisten Menschen zunächst an das "Kind unter dem Glassturz", das ohne Kommunikation mit der Umwelt ganz in seiner eigenen Welt lebt. Das stimmt aber mit dem, was wir heute über die vielfältigen Formen von Autismus wissen, nicht mehr überein.

Bei einem Kind mit Fähigkeiten im Normalbereich, das fließend spricht und sehr gute Kenntnisse auf besonderen Spezialgebieten hat, denkt man zunächst nicht an Autismus. Es ist auffällig in seinem sozial ungeschickten Auftreten, es hat keine Freunde, lebt am Rande der Gemeinschaft. Im täglichen Umgang ist dieses Kind schwierig, ohne dass man erkennen kann, warum das so ist. Es ist möglicherweise begabt auf einzelnen Gebieten, trotzdem stimmt etwas Fundamentales nicht.

Hans Asperger beschrieb 1944 eine Gruppe von Kindern, die intellektuell nicht beeinträchtigt waren, ein gutes Sprachvermögen hatten, aber deren gesamtes soziales Verhalten merkwürdig war.
Insbesondere fiel Folgendes auf:
Störungen im Blickkontakt, Körpersprache, Gestus und Sprachgebrauch im normalen alltäglichen Umgang mit anderen keine natürliche, altersgemäße    KommunikationKörperhaltung und Gesten nicht im Bezug zur Situation motorische Ungeschicktheit, die künstlich oder seltsam wirkt, Tonfall und Wortwahl auffällig gut entwickelte sprachliche Kompetenz aber monotone Sprachmelodie oder eine "erwachsene"    Ausdrucksweise Schwierigkeiten bei spontaner verbaler Kommunikation Diskrepanz zwischen Intelligenz und Gefühlsleben 
Er nannte sie "autistische Psychopathen", heute sprechen wir vom Asperger-Syndrom.

Als erstes fällt an diesen Kindern, die zunächst völlig gesund wirken, ihre emotionale Distanz und ihre ausgeprägte motorische Ungeschicklichkeit auf. Sie verfügen über eine normale Intelligenz, in Teilbereichen eine intellektuelle Frühreife und ein gutes Sprachvermögen. Die Kernsymptome für Autismus sind alle vorhanden, allerdings sind sie nicht so stark ausgeprägt, wie bei Kindern mit Kanner-Syndrom. Das bedeutet aber nicht, dass die Beeinträchtigungen geringfügig oder unbedeutend sind.

Die Eltern dieser Kinder vollführen eine "Gratwanderung" zwischen Fördern, Fordern und Überfordern. Sie sorgen sich sehr um ihr Kind und haben oft große Angst, dass es als Erwachsener kein selbständiges Leben führen kann, da ihm viele praktische und soziale Fähigkeiten fehlen, die im Alltagsleben benötigt werden. Auf der anderen Seite müssen sie sich häufig Vorwürfe anhören, sie seien nicht fähig, ihr Kind richtig zu erziehen.

Aufgrund ihrer veränderten Wahrnehmung sind autistische Kinder in allen Lebensbereichen beeinträchtigt, das gilt auch für Kinder mit Asperger-Syndrom. Sie aber gehen häufig unerkannt in ganz normale Schulen, wo von ihnen auch "ganz normales" Benehmen erwartet wird. Und spätestens hier fallen sie vor allem durch ihr merkwürdiges Sozialverhalten auf.

Denn im Gegensatz zu Kindern mit Kanner-Syndrom werden Kinder mit Asperger-Syndrom erst relativ spät - manchmal erst im Verlauf des Schulalters - diagnostiziert, da sie auf den ersten Blick recht normal wirken und die Auffälligkeiten zunächst den verschiedensten Ursachen zugeschrieben werden können. Häufig wird ihre Störung nicht ernst genommen. So werden an diese Kinder Anforderungen gestellt, die sie nicht erfüllen können. Das auffällige Verhalten wird oft fälschlicherweise als "Nicht-Wollen" angesehen, als Ausdruck des Wunsches, im Mittelpunkt zu stehen, schlimmstenfalls als Bösartigkeit.

Diese Kinder verfügen über ein hohes Sprachniveau und eine normale bis überdurchschnittliche Intelligenz, deshalb nimmt man an, dass sie auch alles verstehen. Aber oftmals erkennen sie nicht das Wesentliche in einer Aussage sondern halten sich mit subjektiven Details auf, ohne den Inhalt richtig zu erfassen.

Kinder mit Asperger-Syndrom können von sich aus kaum altersgemäße Beziehungen zu anderen Kindern herstellen.  Die Kontaktaufnahme geschieht verstandesmäßig, die Gefühle anderer werden nicht wahrgenommen. Die Kinder wirken auf ihre Klassenkameraden fremd und beunruhigend und werden daher oft Opfer von Ausgrenzung und/oder Mobbing. Sie merken bald, dass sie anders als ihre Klassenkameraden sind. Mit zunehmendem Alter kommt dann die Erkenntnis, dass sie niemals so sein werden, wie diese, auch wenn sie sich noch so sehr anstrengen.

Werden sie mit damit allein gelassen, ist die Gefahr einer Depression sehr groß. Dies kann sich dahingehend auswirken, dass sie entweder Aggressivität zeigen, oder sich völlig zurückziehen. Manche wollen gar nicht mehr leben.

Durch das große Wissen auf dem Gebiet ihrer Spezialinteressen und die Hartnäckigkeit, mit der sie diese Interessen verfolgen, können Kinder mit Asperger-Syndrom hier hervorragende Leistungen erbringen. Überhaupt sind ihre hervorstechenden Eigenschaften: Genauigkeit, Perfektion, stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, absolute Wahrheitsliebe, logisches Denken. Wenn diese Eigenschaften gefördert und in die richtigen Bahnen gelenkt werden, können aus Kindern mit Asperger-Syndrom sehr gewissenhaft und genau arbeitende Angestellte, aber auch hervorragende Wissenschaftler, Erfinder oder Künstler werden.

Kinder mit Asperger-Syndrom sind - gemessen am autistischen Spektrum - relativ "leicht" betroffen. Dennoch benötigen sie besonderes Verständnis und Hilfe, aber es muss die richtige Art von Hilfe sein. Mit der entsprechenden Anleitung können sie soziale Verhaltensweisen lernen. Dann sind die Chancen, dass sie einen Beruf ausüben und ein weitgehend eigenständiges Leben führen können, recht gut.

Autroin: Hannelore Gerner

Mehr Hintergrundinformationen unter http://www.autismus-nordbaden-pfalz.de/asperger.htm

Medien

Lieder- und Singspiele für die Fasten- und Osterzeit

Das Buch bietet Vorschläge zur Gestaltung der Fastenzeit, des Kreuzweges und der Osterfeier, aber auch Wissenswertes zum religiösen Hintergrund und Brauchtum.

Inhalt:
Lieder, Klanggeschichten, Tänze und Sinnesübungen lassen Kinder die Bedeutung von Fasten- und Osterzeit und darüber hinaus von Frühling, Muttertag oder Familientag erspüren. Auf der beiliegenden CD findet man alle Lieder mit Begleitung, viele davon zusätzlich auch als Playback-Version zum Mitsingen. So wird das Erlernen der Lieder auch für musikalisch weniger geübte zum Kinderspiel!

Autoren:
Martin Göth, Musiker und Komponist vieler Lieder für Kinder und Erwachsene, pastoraler Mitarbeiter in der Dompfarrei Passau, gibt Workshops und Seminare zu Singspielen, Tanz und Liedern. 

Martin Göth, Paul Weininger
Lieder und Singspiele für die Fasten- und Osterzeit, m. Audio-CD
ISBN: 978-3-7698-1511-5
www.donbosco-medien.de



Krapfen zum Karneval

Der Faschingskrapfen ist schon seit Jahrhunderten ein beliebte Tradition, und aus der Faschingszeit praktisch nicht mehr wegzudenken. Doch was genau ist ein Faschingskrapfen, woraus besteht er und woher kommt die Tradition eigentlich, dass der Krapfen ausgerechnet an Fasching so beliebt ist?

Traditionell zur Faschingszeit
Die Tradition des Faschingskrapfens geht bis ins Mittelalter zurück. Zur damaligen Zeit war es so, dass die besonders fettreichen Krapfen, die damals noch andere Namen trugen, zur Vorbereitung auf die anstehende Fastenzeit verspeist wurden. Aufgrund des hohen Fettgehaltes waren die Krapfen deutlich nahrhafter als einfaches Brot, sodass man sich praktisch vor der anstehenden Fastenzeit noch etwa Fett speichern konnte. Auch bei den Römern war bereits ein ähnliches Gebäck bekannt, welches als „Globuli“ bezeichnet wurde und meistens mit Marmelade oder auch mit Honig verfeinert wurde, nachdem es in sehr heißes Fett getunkt wurde. Den namentlich traditionellen Faschingskrapfen erfand schließlich eine Wienerin, Cäcillia Krapf, im 18. Jahrhundert.

Quelle: www.issgesund.at

Zutaten für 12 Krapfen
 270 ml Milch  
 40 g Hefe  
 75 g Zucker  
 50 g Butter  
 500 g Mehl  
 3 mittlere Eiern  
 1 kg Pflanzenfett  
 etwas Puderzucker oder Zucker  
 etwas Marmelade o.Ä.

Zubereitung
Milch leicht erwärmen und darin Hefe, Zucker und Butter auflösen. Mehl in eine Schüssel sieben und mit Eiern und der Milch-Masse verkneten. 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.

Anschließend kleine Kugeln aus dem Teig formen und platt drücken, so dass sie ca. 1 cm hoch und 5 cm Durchmesser haben. Achtung: Teig geht noch auf! Die Rohlinge nochmals 5 Minuten ruhen lassen.

In der Friteuse oder Pfanne das Pflanzenfett auf etwa 180°C erhitzen, so dass die Krapfen nicht den Boden berühren. Die Krapfen darin erst von der einen, dann von der anderen Seite je 2 Minuten backen.

Direkt anschließend mit Puderzucker oder Zucker bestreuen. Wahlweise Marmelade o.Ä. in eine Spritztüte füllen und in die Krapfen spritzen.
Anmerkungen zum Rezept

Bitte beachten Sie bei der Zubereitung, dass sich die im Rezept angegebenen Mengen und Garzeiten auf die Original-Menge von 12 Portionen beziehen und ggf. entsprechend angepasst werden müssen.

Quelle: http://www.daskochrezept.de/rezepte/krapfen_66802.html





Praxis

Märchen zum Ausdrucken und Vorlesen

"Es war einmal..." - eine Geschichten-Sammlung mit vielen Gute-Nacht-Geschichten für Kinder. Märchen zum Vorlesen und Nacherzählen, zum Beispiel von den Gebrüdern Grimm (Märchen wie Rotkäppchen, Froschkönig, Rapunzel und Aschenputtel), sowie unbekannte und alte Märchen. Außerdem viele Fabeln und Vorlese-Geschichten.

Suche nach einem Kinder-Märchen oder einer Geschichte
Um für  Kinder Märchen oder Geschichten zu suchen, können Sie mit dieser Märchensuchmaschine beliebig viele der vorgegebenen Suchkriterien ausfüllen und so Ihre Suche nach einem Märchen, einer Fabel oder Gute-Nacht-Geschichte eingrenzen.

Den Märchen- oder Geschichten-Titel unter "Suchbegriff" eintragen
Eine Kategorie aussuchen (zum Beispiel "Weihnachtsgeschichten") oder
einfach die Liste der Kinder-Märchen und Geschichten für Kinder durchsehen. 

Die Märchensuchmaschine starten unter http://www.familie.de/maerchen/
Dort finden Sie auch zahlreiche Märchen in der Übersicht.


Praxis

Märchenkinder: Warum Märchen wichtig sind

Märchen sind nicht gleich Märchen, wie man am Beispiel des “Struwwelpeter“ unschwer erkennen kann. Entsprechend heißt es für alle, die Kindern Märchen erzählen oder vorlesen möchten, nicht einfach nur einen Band der schönsten gesammelten Werke zur Hand zu nehmen, sondern bereits im Vorfeld einige Überlegungen und Vorkehrungen zu treffen, um das Erlebnis des Märchenerzählens zu einem ganz besonderen werden zu lassen.

Kindermärchen und Märchenkinder
Um in die Märchenwelt eintauchen zu können, sollte ein Kind das entsprechende Alter haben. Und dieses Alter hat es in etwa, wenn es sein 4. Lebensjahr erreicht hat. Doch auch dann heißt es, die Märchen sorgsam auszuwählen: in Bezug auf ihren Inhalt und in Bezug auf ihre Form.

Inhaltlich sollten die erzählten oder vorgelesenen Märchen ganz klar ein positives Ende haben und dem Gut-Böse-Prinzip folgen. Denn genau mit diesem setzen sich Kinder in dieser moralischen Phase ihrer Entwicklung auseinander. Deswegen ist der Philipp aus dem Kindergarten heute auch noch so gemein und überhaupt der gemeinste Junge der ganzen Welt, morgen aber schon wieder der allerbeste Freund, den man sich nur wünschen kann. Das kindliche Denken ist also gerade in jungen Jahren ebenso schwarz-weiß wie die Einteilung der Märchenwelt.

Formal sollten die ersten Märchen des Weiteren auf jeden Fall nicht nur kurz genug sein, so dass das Kind ihnen komplett in einem durch folgen kann, sondern auch nur einen einzigen Erzählstrang aufweisen. Dieser einzelne Erzählstrang garantiert, dass die unheimliche, traurige, ungerechte oder trostlose Situation, die zu Beginn des Märchens existiert oder entsteht, sich am Ende zum Guten gewendet hat.

Dieser Zusammenhang, diese Auflösung ist das A und O der Wirkung und der Nachhaltigkeit von kindgerechten Märchen. Und genau deshalb sollten sie auch immer an einem Stück erzählt oder vorgelesen werden. Das heißt nicht, dass das Kind nicht dazwischenfragen oder eigene Überlegungen einstreuen darf, es bedeutet nur, dass der positive Ausgang nicht als Erzählung auf den nächsten Tag verschoben wird. Denn damit lässt man die Kinder allein und verloren in ihrer Fantasiewelt zurück.

Erst, wenn das Kind ein wenig älter und mit den ersten Märchen auch schon vertraut ist, kann man auf komplexere Märchen ausweichen, die a) mehr als nur einen Erzählstrang haben und b) dann natürlich auch über mehrere Tage hinweg erzählt oder vorgelesen werden können.

Deshalb gilt: Eltern sollten die Wahl des jeweiligen Märchens, das sie vorlesen oder erzählen möchten, schon im Vorfeld treffen und dieses entsprechend zumindest schon einmal für sich selbst in Ruhe gelesen haben.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter
Da Kinder durch Märchen dort abgeholt werden, wo sie sich seelisch und emotional in ihrer Entwicklung befinden, kann die passende Auswahl des Märchens diesen Effekt zusätzlich stärken und gleichermaßen die Problemlösung der magischen Welt als Anreiz und Ermutigung zur Problemlösung in der realen Welt geben.

So wenig wie Weihnachtsgeschichten also im Sommer vorgelesen werden, so wenig sollten klirrend-kalte Wintermärchen in zauberhaft-warme Frühlings-Abende gelegt werden. Die Märchen sollten sowohl zur Jahreszeit, im besten Fall jedoch auch, wie oben bereits angedeutet, zur Stimmung des Kindes passen.

Findet dieses beispielsweise im Kindergarten oder auch generell schwer Anschluss können Märchen über Mut, über Aufeinander-Zugehen oder über Freundschaften dem Kind helfen, eine eigene Lösung für die reale Situation, in der es sich befindet, zu entdecken. 

Kinder denken in Bildern – magisch und zauberhaft
Kinder, insbesondere Vorschul- und Grundschulkinder, betrachten die Welt mit ganz anderen Augen als wir Erwachsene sie sehen. Ein einfacher großer Pappkarton beispielsweise ist für sie alles, aber kein einfacher Pappkarton. Er ist Piratenschiff, Ritterburg, Drachenhöhle, Märchenschloss, Puppenstube und vieles andere mehr. Niemals aber ist er nur ein einfacher Karton aus Pappe. Denn im Gegensatz zu uns Erwachsenen, die gelernt haben, dass die Dinge sind, was sie sind, die erfahren haben, was möglich ist und was nicht, kennt das Kinderdenken noch keine Grenzen. Für Kinder ist alles vorstellbar und somit auch alles möglich. Kinder erwarten sozusagen das Unerwartete. Entwicklungspsychologen beschreiben dieses kindliche Denken deshalb auch als “magisches Denken“ oder “zauberhaftes Denken“.

Magisches Denken braucht magische Anregung
Märchen-Gegner betonen immer wieder, dass sie ihren Kindern auch deshalb keine Märchen erzählen oder vorlesen, weil sie auf gar keinen Fall möchten, dass ihr Kind später nur noch in Schwarz-Weiß-Kategorien denkt. Die Welt also strikt einteilt in “Gut und Böse“, in “Schön und Hässlich“, in “Arm und Reich“, in “Mutig oder Feige“. Aber diese vergessen, dass auch das kindliche Denken sich erst entwickeln und unterschiedliche Farben und Facetten erkennen lernen muss. Ja, Märchen sind Schwarz-Weiß. Dem kann niemand widersprechen. Aber das kindliche Denken ist nicht anders – vor allem nicht im Alter von Kindergarten- und Vorschulkindern. Gerade in diesem Alter brauchen Kinder das Schwarz-Weiße, um sich orientieren zu können. Alle anderen Farben des sozialen Gefüges bilden sich erst sehr viel später aus. Ganz gleich, ob mit oder ohne Märchen. Was aber Märchen für dieses Alter so wichtig macht, ist, dass sich Kinder genau auf Grund des Schwarz-Weiß-Denkens mit den Märchenfiguren, ihren Erlebnissen und der Welt, in der sich die Figuren zurechtfinden müssen, so gut identifizieren können. Auch wenn es sich dabei um eine Welt oder eine Gesellschaft handelt, die in dieser Form heute gar nicht mehr existiert.

Märchenhafter Freiraum für die eigene Fantasie
Bekommen Kinder ein Märchen vorgelesen oder erzählt, hören sie es nicht nur, sie sehen, spüren und erleben, was passiert. Denn die von vielen Erwachsenen verachtete und oftmals als veraltet oder antiquiert bezeichnete Märchensprache löst genau das aus, was Kinder in diesem Alter brauchen: Märchenhaften Freiraum für die eigene Fantasie. Die veraltete oder antiquierte Sprache schadet ihnen dabei ganz bestimmt nicht, im Gegenteil: Sie fördert gleichermaßen das kindliche Sprachvermögen, seinen Wissensdurst und seinen Entdeckerdrang. Und: Sie gibt dem Kind Sicherheit. Denn mit der märchenhaften Formulierung “Es war einmal“ können sie sich entspannt auf eine blühende Reise ihrer Fantasie begeben. “Es war einmal“, die veralteten Sprachwendungen und eine Gesellschaft, die es heute nicht mehr gibt, nehmen das Kind zwar mit auf eine Reise, die ihm helfen, sich in der Welt zurechtzufinden, ohne es dabei in Angst und Schrecken zu versetzen, dass die Märchenwelt mit der realen Welt identisch ist. Denn die Märchensprache ist wie der eingangs erwähnte Pappkarton: Einfach, aber bildhaft und symbolisch. Für Mama oder Papa nur ein Pappkarton, für das Kind selbst all das, was es möchte, dass der Pappkarton ist. Die Märchensprache gibt dem Kind also nur das absolut Notwendigste mit, damit es seine Fantasie frei entfalten kann und überfrachtet es nicht mit vorgefertigten Bildern, die keinerlei Fantasie oder Vorstellungsvermögen mehr erforderlich machen oder zulassen. Und genau das schafft leider kein anderes Kinderbuch, kein Comic, keine Zeichentrickserie – und auch keine Märchenverfilmung.

Magische Handlungsanleitungen für das reale Leben
Jedes der klassischen Märchen beruht auf einer Überlieferung, die seit Jahrhunderten von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Aus diesem Grund kann man Märchen auch als in Bilder übersetzte Lebenserfahrungen bezeichnen. Und auch, wenn wir uns mittlerweile im 21. Jahrhundert befinden, die Fragen, die sich unsere Kinder stellen, haben sich nicht geändert. Und damit auch nicht die Antworten. Was in vergangenen Jahrhunderten vielleicht die Angst vor langen Schatten im Wald war, ist heute vielleicht die Nacht erhellende Leuchtreklame, die Schatten ins Kinderzimmer wirft. Auch Kinder kennen Ängste, die uns noch nicht einmal bewusst sind. Und sie sind uns oftmals deshalb nicht bewusst, weil Kindern für das, was sie fühlen und erleben oftmals die Sprache oder eben das passende Bild fehlt, mit dem sie es vergleichen können. Und auch hier helfen Märchen. Denn jedes einzelne von ihnen schildert eine bestimmte Situation, in der sich der spätere Held des Märchens zu Anfang der Geschichte befindet. Eine Situation, die es zu meistern gilt. Und vor allem eine, die der kleine Held am Ende des Märchens auch gemeistert haben wird. Denn in Märchen wird – und das ist ebenfalls ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Punkt für das kindliche Denken – am Ende immer alles gut. Aus diesem Grund identifizieren sich die kleinen Zuhörer auch meistens mit der Heldenfigur, die zu Beginn des Märchens allerdings noch weit davon entfernt ist, ein Held zu sein. Denn ganz gleich, was das Kind gerade in seinem Inneren beschäftigt, womit es sich auseinandersetzen muss: Die Beispiele in den Märchen zeigen ihm, dass sich immer eine Lösungsmöglichkeit findet, wenn man nur die Verantwortung dafür übernimmt und nach ihr sucht. Und genau das macht Kinder stark, selbstbewusst und gibt ihnen das Gefühl von Sicherheit und Ur-Vertrauen. Bruno Bettelheim geht deshalb davon aus, dass Märchen die Kinder genau dort abholen, wo sie sich gerade seelisch und emotional in ihrer Entwicklung befinden. Wesentlich intensiver, handlungsorientierter und wirkungsvoller als jedes andere Kinderbuch das könnte. Oder wie schon Friedrich Schiller gesagt hat: „Tiefere Bedeutung liegt in den Märchen meiner Kinderjahre als in der Wahrheit, die das Leben lehrt."