Wir stellen euch regelmäßig neue und besonders lesenswerte Kinderbücher für kleine Leser*innen im Kita-Alter vor. Diesmal geht es um Kinderbücher über den Alltag von Forscherinnen und Forschern.
Große Erfinderinnen und ihre Erfindungen
Ein inspirierendes Sachbilderbuch, das die wahren Geschichten starker Erfinderinnen erzählt – spannend aufbereitet für kleine und große Entdecker ab 4 Jahren. Unsere Welt steckt voller genialer Erfindungen und nicht wenige davon entsprangen den klugen Köpfen von Frauen! So verdanken wir zum Beispiel einer Hollywood-Schauspielerin, dass wir heute das WLAN nutzen können. In diesem originellen Sachbilderbuch werden die großartigen Frauen, die hinter diesen Erfindungen stehen, vorgestellt und die spannenden Entstehungsgeschichten ihrer Erfindungen erzählt. Ein Sachbilderbuch mit starken Vorbildern für Kinder!
Ein T-Rex namens Sue: Dinosaurier und ihre Entdeckerinnen
Gab es eigentlich auch Dinosaurierinnen? - Na logisch! Und genau so gibt es auch neben den Jungs eine Menge Mädchen, die sich brennend für Dinos interessieren. Für sie – und natürlich auch für die Jungs – kommt hier ein Dino-Buch über all die Frauen, die die Paläontologie entscheidend vorangebracht haben und das immer noch tun: Mary Anning mit ihren Meeressaurier-Funden Anfang des 19. Jahrhunderts, die Abenteurerin Sue Hendrickson mit dem nach ihr benannten T-Rex-Skelett, „Punk-Paläontologin“ Jingmai O’Connor mit ihrem Faible für gefiederte Dinos oder Jasmina Wiemann mit ihrer Forschung im High-Tech-Labor …
Birk Grüling und Lucia Zamolo erzählen in diesem Kindersachbuch, was wir dank all dieser Frauen über Dinosaurier wissen.
Gute Nacht, Abenteurer: 30 wahre Geschichten von mutigen Forscherinnen und Entdeckern
Die engagierte Naturschützerin Ness Knight ist für extreme Expeditionen bekannt. In diesem Buch erzählt sie von den spannendsten Abenteuern mutiger Frauen und Männer aus allen Zeiten: Von der Französin Jeanne Baret, die vor 250 Jahren als Mann verkleidet die Welt umsegelte, über den Entdecker Alexander von Humboldt bis zu der legendären Gorilla-Forscherin Dian Fossey. Ob die Forscherinnen und Entdecker einen aktiven Vulkan erklimmen, in die Tiefsee abtauchen, sich durch gefährliche Flussströmungen im Regenwald kämpfen, mit einem Heißluftballon den Atlantik überqueren, Gorillas im Nebel beobachten, von einem wütenden Nashorn verfolgt werden oder von der Raumstation ISS zurück zur Erde reisen – diese fesselnden Geschichten lassen auch die Leserinnen und Leser von Abenteuern träumen!
Wie wir Kinder durch Spielen, Singen und Tanzen stark für die Zukunft machen
Expertentipps von Autorin und Coach Anna Greie
Wie schaffen wir es im Alltag, die kreative Energie von Kindern mehr zu fördern und zuzulassen? Indem wir der kindlichen Kreativität und Fantasie weniger Grenzen setzen und KindSein nicht so stark auf Leistung und Erfolg ausrichten. Anna Greie, Expertin und Autorin des Buches "KindSein. Der Schlüssel zum Glück" gibt Praxistipps, wie wir unseren Kindern wieder mehr Raum für Singen, Tanzen und Spielen ermöglichen. Denn dadurch erleben sie einen regelrechten Flow-Zustand, der ihnen hilft, gestärkt und selbstbewusst durchs Leben zu gehen.
Anna Greie, die Gründerin der Stage Up! Musicalschulen, Tanzpädagogin und Mutter von zwei Kindern, ermutigt in ihrem Buch „KindSein. Der Schlüssel zum Glück“ alle Erwachsenen dazu, Kindern ausreichend Freiräume zu geben, um sich auszuprobieren und die Welt spielerisch zu entdecken. Dabei fordert sie: „Richten wir KindSein nicht von Anfang an auf Leistung und Erfolg aus. Wir sollten Kindern ihre Ängste nehmen, anstatt diese mit überhöhten Erwartungen zu schüren. Und vor allem: Bieten wir ihnen die Freiheit, ihre schöpferische Kreativität zu leben.“ Anna Greie ist überzeugt, dass Kinder genau das benötigen, um für das Leben gestärkt zu werden – für alltägliche Herausforderungen wie auch für Krisenzeiten.
„Um das Einssein zu spüren, brauchen Kinder ebenso wie Erwachsene die hohe Konzentration auf den Moment. Nichts anderes ist es, was die Kinder in Augenblicken des Ins-Spiel-versunkenen-Seins tun. Sie müssen es nur dürfen“, fordert die Expertin. „Die Unachtsamkeit der Gesellschaft hat KindSein verhärtet und fehlgelenkt, sodass selbst Kinder Achtsamkeit wieder üben müssen.“
Kleiner Eltern-Guide: Wie Sie mehr KindSein zulassen und Ihre Kinder für die Zukunft stärken
Anna Greie bietet in ihrem Buch „KindSein. Der Schlüssel zum Glück“ Eltern und Erzieher:innen jede Menge praktische Anregungen und Tipps, mit denen es gelingen wird, Kindern den Zugang zum Weltentdecken und KindSein zu ermöglichen und der kindlichen Kreativität weniger Grenzen zu setzen.
Die wichtigsten Anregungen hat die Autorin hier zusammengefasst:
1. Geben Sie Kindern bewusst Zeit für das eigene kreative Spiel
Verplanen Sie nicht die gesamte Freizeit Ihrer Kinder, lassen Sie ihnen Ruhezeiten ohne Verpflichtungen. Kinder sind oft einfach glücklich, wenn sie sich in ihr Spiel vertiefen und ihre eigene Welt genießen dürfen. In einer Loslösung von Terminen, Hektik und Herausforderungen bekommen Kinder die Chance, eigene Ideen und Wünsche in Taten umzusetzen. Das Freisein von Zwängen gibt ihrer Fantasie Raum und lässt sie ins kreative Erleben eintauchen. Kindern fällt es dann leicht, sich in ihr Tun und den Moment fallen zu lassen. Entspanntes Spielen – ohne Erwartungsdruck – lässt sie in ihrer Mitte ankommen und ihren eigenen Flow finden.
2. Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, die Welt selbst zu entdecken
Wohlmeinend halten viele Eltern heutzutage ihre Kinder davon ab, eigene Entdeckungen in ihrer Umwelt und mit ihren Mitmenschen zu machen: „Tu das nicht, tu dies nicht“, „Pass auf!“, „Geh nicht auf die hohe Rutsche!“, oder „Klettere nicht auf die Mauer, sonst fällst du runter.“ Und immer wieder die Warnung „Du tust dir weh!“ mit der versteckten Begründung „Du kannst das nicht!“ Mahnungen zur Vorsicht in steter Wiederholung, vorgebetet von behütenden Eltern, stehen auf der Tagesordnung. In der ständigen Anstrengung, ihre Kinder zu schützen, verhindern sie, dass sie wichtige eigene Erfahrungen machen – gute ebenso wie schlechte.
Damit trainieren Eltern ihren Kindern die Neugierde ebenso ab genauso wie das Austesten der eigenen Möglichkeiten. Ein Sich-einlassen-Dürfen auf das kreative Spiel, das Entdecken von Fähigkeiten und der eigenen Grenzen darf oft nicht stattfinden. Ursache dafür ist Angst. Ihr Außen trichtert ihnen ein: „Das ist falsch!“ Beim Kind kommt die Botschaft an: „DU bist falsch.“ Deshalb geben Sie Ihren Kindern mehr positive Verstärkung. Wenn sie hören „Du schaffst das! Du kannst das!“, werden sie am Ende eines Lernprozesses genau das von sich sagen können: „Ich kann das! Ich mach das jetzt!“ Machen Sie Ihren Kindern keinen Druck, geben Sie ihnen den Raum und die Zeit, sich in ihrem Tempo zu entwickeln, das stärkt ihre Persönlichkeit.
3. Fördern Sie die intrinsische Motivation
Die extrinsische Motivation, in Form von Bewertung und entsprechendemBelohnungssystem, tötet die intrinsische Motivation, ein Talent wirklich zu entfalten. DieSuche nach den verschütteten Motivationen und Talenten kann eine Reise zu sich selbst werden. Je öfter ein Kind die Erfahrung macht, seinen inneren Impulsen zu vertrauen und dann voller Freude etwas Großartiges zu (er)schaffen, umso stärker wird die intrinsische Motivation und der Mut, ihr zu folgen.
4. Hören Sie auf die Wünsche Ihrer Kinder
Geben Sie Kindern den Raum, zu sich selbst zurückzufinden, die Welt auf ihre Art zu entdecken und dabei ihre Kreativität auszuleben. Hören Sie auf, die Wünsche der Kinder zu manipulieren und ihren tatsächlichen Bedürfnissen entgegenzuwirken. Das klingt hart, aber wenn Eltern ehrlich sind, legen sie sich die Wünsche und Bedürfnisse ihres Kindes oft so zurecht, wie sie in den Erwachsenen-Alltag passen. Üben Sie sich darin, ihre Kinder nicht stetig mit neuen und oft viel zu hohen Erwartungen zu konfrontieren. Lassen Sie Ihre Kinder singen, tanzen und spielen. Geben Sie Ihnen den Raum für ihre innere Stimme, ihre Kreativität und ihren Ausdruck – ganz ohne Ziel und Erwartungen. Lassen Sie sie einfach sein – KindSein. Kinder blühen auf. Über die Bewegung pendeln sie ihre Mitte neu aus. In der Konzentration auf ihr Tun gelangen sie unbewusst in den Zustand des Flows und des Einsseins.
5. Motivieren Sie Ihre Kinder, Neues zu entdecken und kreative Ideen auszuprobieren
Lassen Sie Ihren Kindern den Freiraum, um neue kreative und verrückte Ideen auszuprobieren. Sparen Sie sich Kommentare wie „Was soll denn das?“ Signalisieren Sie stattdessen Verständnis für den Entdeckerdrang Ihres Kindes, lassen Sie sich in die Fantasiewelten Ihrer Kinder hineinziehen. Wenn es in einer erfundenen Sprache mit Ihnen spricht, machen Sie einfach mit. Bleiben Sie wach für ein Erleben mit allen Sinnen. Nehmen Sie Ihr Kind wahr und seine Impulse auf.
Warum sollten wir mehr mit unseren Kindern singen? Zu Gast: Reinhard Horn und herrh
Über Anna Greie
Anna Greie ist Geschäftsführerin der Stage Up! GmbH, die Musicalschulen für Kinder und Jugendliche in Hamburg und Schleswig-Holstein betreibt. Rund 350 Mädchen und Jungen im Alter von vier bis 22 Jahren werden hier in den Fächern Schauspiel, Tanz und Gesang unterrichtet. Zuvor war die ausgebildete Tanzpädagogin Franchisenehmerin des international renommierten Stagecoach-Performing-Arts-Netzwerkes. Ihre Ausbildung absolvierte die Mutter von zwei Kindern an der Erika-Klütz-Schule für Theatertanz und Tanzpädagogik.
Buch: Anna Greie: „KindSein. Der Schlüssel zum Glück“
Anna Greie, die Gründerin der Stage Up! Musicalschulen, veröffentlicht am 30. September ihr Buch „KindSein. Der Schlüssel zum Glück“, zunächst als E-Book auf amazon.de und am 28. Oktober als Taschenbuch. Darin fordert die erfahrene Tanzpädagogin, den Kindern ausreichend Freiräume zu geben, um sich auszuprobieren und die Welt spielerisch zu entdecken. Sie liefert Anregungen und praktische Tipps, wie es gelingt, Kindern den Raum für ihre angeborene Neugierde zu lassen und weniger Grenzen für das KindSein zu setzen. „Beim Singen, Tanzen und Spielen empfinden Kinder das tiefe Glück des KindSeins, weil sie sich dadurch in einen Flow-Zustand versetzen, mit dem sie Abstand zu möglichen Sorgen und dem Alltagsstress bekommen“, so Anna Greie. „Das stärkt sie für ihr Leben.
Top Themen Ernährung
Gesund und günstig kochen trotz steigender Lebensmittelpreise
Seit einigen Monaten schon machen es steigende Lebensmittelpreise und Lebenshaltungskosten für viele Familien schwerer, frische und vollwertige Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen. Und auch für Kitas machen sich die Preiserhöhungen beim Einkauf oder einigen Lieferanten bemerkbar. Besonders, wenn sie mit den Kindern eine vielseitige Ernährung und den Spaß am Kochen näherbringen wollen.
zum saisonalen und damit kostengünstigeren Einkauf
wie man Lebensmittel so lagert, dass sie länger haltbar sind
wie sich teure Zutaten häufig mit günstigeren Alternativen ersetzen lassen
Unser Tipp: Machen Sie aus der Not eine Tugend und lassen Sie die Kinder in der Küche kreativ werden! Suchen Sie sich regionale und saisonale Zutaten aus und überlegen sie gemeinsam: Was können wir daraus Leckeres zubereiten? Sprechen Sie über Lebensmittelreste und wie man Sie – zum Beispiel als Semmelbrösel aus trockenem Brot – noch verwenden kann. Sammeln sie Äpfel auf Streuobstwiesen und verkosten Sie die unterschiedlichen Sorten.
Neben vielen Praxistipps und Anregungen gibt es in der Familienküche, dem Online-Angebot für Eltern rund ums Essen und Kochen mit Kindern der Sarah Wiener Stiftung und BARMER, außerdem eine umfangreiche Rezeptdatenbank mit preiswerten Rezepten. Sie finden dort auch ein Kochbuch und zahlreiche Anregungen und Videos für das Kochen mit Kindern. Alle Angebote sind kostenfrei und online verfügbar. Teilen Sie diese gern mit den Familien in Ihrer Kita.
Kinderzeit-Podcast: Nachhaltiges Kita-Essen
Ich kann kochen!
Ich kann kochen! ist eine bundesweite Ernährungsinitiative der Sarah Wiener Stiftung und der BARMER. Ziel ist es, Kita- und Grundschulkinder für eine vielseitige Ernährung zu begeistern. Praxisnahe Fortbildungen und digitale Lernangebote qualifizieren pädagogische Fach- und Lehrkräfte kostenfrei dafür, mit Kindern Lebensmittel zu entdecken und gemeinsam zu kochen. So wird Ernährungskompetenz gefördert und Krankheiten vorgebeugt. Seit dem Start 2015 hat Ich kann kochen! über eine Million Kinder erreicht. Die Qualität und Wirkung sind wissenschaftlich evaluiert und bestätigt. Ich kann kochen! ist ein IN FORM-Projekt der Bundesregierung.
Wir brauchen einen Kita-Digitalpakt! Bildungsakteure appellieren an Bundespolitik
Die Digitalisierung hat in den letzten beiden Jahrzehnten unser Leben und unsere Art zu arbeiten stark verändert. Auch unsere Kinder wachsen heute anders auf – digitale Medien sind in ihren Elternhäusern, bei Verwandten und in den Familien ihrer Freundinnen und Freunde allgegenwärtig. Umso wichtiger wird es, dass der verantwortungsbewusste, kreative und forschende Umgang damit auch in der Kita eine größere Rolle spielt. Der deutschlandweit aktive Kita-Träger FRÖBEL, die Stiftung Haus der kleinen Forscher und der Didacta-Verband haben deshalb beim gestrigen 11. Plenum Frühpädagogik in Berlin einen bundesweiten Digital-Pakt für Kitas gefordert. Jetzt richten sie gemeinsam einen entsprechenden Appell an die Bundespolitik.
Denn das digital gestützte Lernen und Entdecken fehlt in vielen Bildungsplänen. Und auch die Digitalisierung des Kita-Managements und der pädagogischen Dokumentation zur Entlastung der Fachkräfte ist vielerorts nicht vorgesehen. Und in den Kita-Finanzierungssystemen der meisten Bundesländer werden aktuell weder digitales Equipment und notwendige Softwarelösungen noch Fort- und Weiterbildung dazu berücksichtigt.
Deutschland braucht einen DigitalPakt Kita – jetzt!
Um der Dringlichkeit und dem enormen Handlungsbedarf bei der Digitalisierung in Kitas Nachdruck zu verleihen, appellieren die bundesweit tätigen Bildungsakteure gemeinsam an die Bundespolitik. In drei zentralen Forderungen fassen sie ihre Positionen zu einem DigitalPakt Kita zusammen. Die Unterzeichnenden sind Deutschlands größte Fortbildungsinitiative Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, Deutschlands größter freigemeinnütziger Träger von Kinderkrippen, Kindergärten und Horten, FRÖBEL e. V., sowie der Didacta Verband e. V., Verband der Bildungs-wirtschaft und ideeller Träger der didacta, der größten Bildungsmesse in Europa.
Die drei zentralen Forderungen für einen DigitalPakt Kita betreffen:
1. KOMPETENZ Bundesweiter Zugang zu Fortbildungsangeboten für pädagogische Fach-kräfte, für einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Kontext guter Lernbegleitung in der Kita. Digitale Geräte sind, wie Stift, Papier oder eine Lupe, unterstützende Hilfsmittel beim entdeckenden und forschenden Lernen.
2. ANERKENNUNG Kitas müssen als elementare Bildungseinrichtungen formal Teil des Bildungswegs werden. Wie die Schulen müssen sie mit digitalen Medien für einen sinnvollen Einsatz in der Bildungsarbeit ausgestattet werden. Hierzu gehört auch die Überarbeitung der Bildungspläne.
3. AUSSTATTUNG Das Management von Kitas und Trägern muss deutlich stärker digitalisiert werden, um insbesondere Leitungskräfte zu entlasten. Das betrifft klassische Verwaltungsprozesse ebenso wie Fortbildungen und die Dokumentation der pädagogischen Arbeit. Das macht die Ausstattung von allen pädagogischen Fachkräften mit einem digitalen Endgerät wie Laptop oder Tablet notwendig.
Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“:
„Wir müssen mehr frühe Bildung wagen, in der digitale Medien ganz selbstverständlich Teil des Werkzeugkoffers z. B. beim Entdecken und Forschen sind. Verpassen wir heute die Chancen einer guten frühen Bildung, haben wir morgen das Nachsehen in der Schule, bei der Besetzung von Stellen und im gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Für die Qualität der Bildungsarbeit braucht es qualifizierte pädagogische Fachkräfte. Es ist Aufgabe der Politik, neben Schulen auch die Einrichtungen der frühkindlichen Bildung im Umgang mit den rasanten digitalen Veränderungen zu stärken!“
Stefan Spieker, Geschäftsführung FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH
„Wir brauchen einen Perspektivwechsel, wenn wir Kitas wirklich als Bildungs-einrichtungen verstehen wollen. Digitale Medien und ein verantwortungsbewusster Umgang damit werden in allen Bildungsstufen als selbstverständlich angesehen und gefördert, nur in der frühen Bildung nicht. In den Kita-Finanzierungssystemen der meisten Bundesländer werden aktuell weder digitales Equipment und notwendige Softwarelösungen noch Fort- und Weiterbildung dazu berücksichtigt. Das muss sich ändern!“
Prof. Dr. Julia Knopf, Vorstandsmitglied Didacta Verband e. V.:
„Digitale Technik, sinnvoll eingesetzt, bereichert den organisatorischen Alltag in der Kita, optimiert die Zusammenarbeit zwischen Trägern, Leitung, Team und Familien und erweitert die Lern- und Erfahrungswelt der Kinder. Konzepte, zum Einsatz digitaler Medien in der Bildungspraxis, IT-Infrastrukturen, technische Ausstattung und Support – das brauchen Kitas jetzt!" Digitalisierung fängt nicht erst in der Schule an. Begegnen wir den aktuellen Herausforderungen im Bildungsbereich und starten mit dem DigitalPakt Kita dort, wo der Bildungsweg beginnt – in der Kita. Kindertagesstätten sind elementare Bildungsorte, in denen Kinder früh lernen, die nötigen Kompetenzen für das 21. Jahrhundert zu entwickeln: Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken – alles zentrale Bausteine auch für das Demokratieverständnis. Die Kompetenz für einen sicheren Umgang mit digitalen Medien gehört dazu (Art. 17 der UN-Kinderrechtskonvention). Die digitale Transformation bietet uns die Chance, Kitas als die grundlegenden Bildungsorte anzuerkennen, in denen Pädagoginnen und Pädagogen die Kinder fit für die Zukunft machen.
Gemeinsam für eine Zeitenwende dort, wo Zukunft beginnt – in der Kita.
Top Themen Praxis Alle Newsletter
Die zehn Signale für Kindesmissbrauch
Entscheidet immer die Mehrheit?
Kinder und Jugendliche, die zum Opfer sexueller Gewalt werden, machen ein zweifaches Martyrium durch. Einerseits leiden sie unter dem Missbrauch an sich, andererseits leben sie vielfach unter dem Druck, sich mit ihren Leiden niemandem anvertrauen zu können, ausgelöst durch massive Drohungen der Täter. Das macht es so schwierig, Missbrauchsopfer auszumachen. Doch es gibt unübersehbare Anzeichen. Ein Gastbeitrag von Emil Horowitz von der Oak Foundation
Es darf nicht verwundern, dass sich die Opfer angesichts der Verhaltensweisen der Täter in eine Festung des Schweigens zurückziehen und keinen Weg sehen, aus dieser Situation zu entkommen. Die hohe Zahl an Missbrauchsfällen weist auf eine alarmierende Lage hin. Laut polizeilicher Kriminalstatistik gibt es pro Tag rund 50 Meldungen über sexuelle Gewalt gegen Kinder. Insgesamt meldet die Statistik pro Jahr etwa 12.000 Fälle von Missbrauch an Kindern unter 14 Jahren und mehr als 7.000 Fälle von Kinderpornographie.
Aktuelle Studien vermuten in jeder Schulklasse mindestens ein bis zwei Kinder, die von sexueller Gewalt betroffen sind, wobei die Täter gewöhnlich aus dem nahen Umfeld der Opfer stammen – meist Nachbarn, Mitarbeiter sozialer Einrichtungen oder Eltern. Umso wichtiger ist es, auf Anzeichen und Signale zu achten, die auf Missbrauch bei Kindern schließen lassen.
Kinderzeit-Podcast: Wie geht eigentlich Kinderschutz?
Untrügliche Anzeichen existieren – müssen aber ernst genommen werden
Es gibt eine ganze Reihe von Anzeichen, die auf Missbrauch bei Kindern hindeuten. Aus den Erkenntnissen von Polizei, Psychologen und sozialen Einrichtungen haben sich vor allem zehn Signale herauskristallisiert, die von besonderer Aussagekraft sind.
Signal 1: Körperliche Merkmale
Missbrauchstäter gehen nicht selten mit großer Umsicht vor, um äußere Merkmale ihrer Taten zu vermeiden. Dennoch bleiben vielfach nicht auf den ersten Blick erkennbare Merkmale zurück, die auf Missbrauch hindeuten. Typische physische Indizien für möglichen Missbrauch sind:
Blutungen, Rötungen, Risse
Verletzungen an Penis, Hoden, Vagina und After
Schmerzen im After- und/oder Genitalbereich
Ungewöhnliche Dehnungen an After oder Vagina
Hämatome an der Oberschenkelinnenseite oder im Genitalbereich
Geschlechtskrankheiten wie Ausfluss oder Pilzinfektionen
Schwangerschaft
Sollten sich Symptome dieser Art zeigen, ist äußerste Aufmerksamkeit angebracht. Ein möglicher Missbrauch ist in diesem Fall mehr als eine vage Vermutung.
Signal 2: Rückzug
Das Kind zieht sich in sich selbst zurück und bricht frühere soziale Kontakte ohne Grund ab. Soziale Verhaltensweisen ändern sich von Gruppendynamik hin zu eigenbrötlerischem Einsiedlertum.
Signal 3: Opportunismus
Das Kind versucht auf übertriebene Weise, möglichst alles richtig zu machen und nicht aufzufallen. In diesem Fall empfindet das Kind den Missbrauch als Strafe für eigene Verfehlungen.
Signal 4: Rebellion
Je nach Temperament kann ein kindliches Missbrauchsopfer auch das gegenläufige Verhaltensmuster aufweisen: Das Kind hält sich nicht mehr an Regeln und überschreitet bisher geltende Grenzen.
Signal 5: Selbstverletzung
Das Kind fügt sich Verletzungen oder Schmerzen zu. Auch hier glaubt das Opfer, eine Art von Bestrafung verdient zu haben.
Signal 6: Ungewöhnliches Essverhalten
Das Kind isst entweder mehr oder weniger als gewöhnlich. Die Veränderung im Essverhalten deutet auf eine tiefgreifende seelische Dysbalance hin.
Signal 7: Verhaltensänderung
Das Kind legt unvermittelt ein Verhalten an den Tag, das nicht seiner Altersgruppe entspricht. Dabei sind Abweichungen in beide Richtungen möglich: Das Kind verhält sich entweder jünger oder älter als es tatsächlich ist.
Signal 8: Krankheit
Das Kind zeigt eine überdurchschnittliche Tendenz hin zu Erkrankungen, meist Bauch- oder Kopfschmerzen, Hautkrankheiten oder Schlafstörungen.
Signal 9: Angst und Aggression
Das Kind weist bisher ungekannte Angstzustände oder aggressive Verhaltensmuster auf. Damit kompensiert das Kind seinen unterdrückten emotionalen Ausnahmezustand.
Signal 10: Drogenmissbrauch
Das Kind beginnt damit, alkoholische Getränke zu sich zu nehmen oder Drogen zu konsumieren. Damit versucht das Opfer, den inneren Schmerz zu lindern, mit dem es sich niemandem anvertrauen kann.
Missbrauch lässt sich im Vorfeld vermeiden
Weist ein Kind eines der beschriebenen Anzeichen auf und ist das auf einen Missbrauchsfall zurückzuführen, ist es bereits zu spät – der Missbrauch hat bereits stattgefunden oder ist noch im Gange. Hier wären Initiativen im Vorfeld angebracht, denn der Weg der meisten Täter hin zum aktiven Missbrauch führt in vielen Fällen über Kinderpornographie und die damit verbundene sexuelle Gewalt.
Nur ein wirkungsvolles Instrument gegen die Verbreitung kinderpornographischer Inhalte über die sozialen Netzwerke kann auf lange Sicht zu einer spürbaren Verbesserung der Situation führen. KI-basierte Contentfilter, die Bildmaterial auf pornographischen Gehalt analysieren und Verdachtsfälle menschlichen Moderatoren zur endgültigen Bewertung vorlegen, können angesichts der ungeheuren Mengen an kursierendem Bildmaterial ein wirkungsvolles Werkzeug zur Eindämmung der grassierenden Kinderpornographie sein.
Natürlich ist auch die Freiheit des Internets ein hohes ethisches Gut, das es zu bewahren gilt. Doch Ethik hat in vielen Fällen mehrere Facetten – in diesem Fall auch das Leiden und die Schmerzen von vielen Millionen Kindern.
Über die Oak Foundation
Oak Foundation hat den Lead bei einem Zusammenschluss von insgesamt 15 internationale NGOs, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass der aktuell im europäischen Parlament beratene Gesetzesvorschlag, insbesondere mit Unterstützung Deutschlands, verabschiedet wird. Ziel dieser Gesetzesinitiative ist es, dass Internetkonzerne wie z.B. Meta (u.a. Facebook) dazu verpflichtet werden, alle Bilder und Videos, die auf ihren Plattformen hochgeladen werden, durch einen KI-basierten Scanner auf mögliche kinderpornographische Inhalte überprüfen zu lassen. Alle so herausgefilterten Bilder sollen von einer neu zu schaffenden europäischen Polizeibehörde durch Beamten auf ihre strafrechtliche Relevanz hin überprüft werden. Deutschland entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot für netzbasierte Pädokriminalität.
Top Themen Zeitnah
Investitionsrückstand bei Kitas steigt auf 10,5 Mrd. EUR
Kinderbetreuung zählt zu den dynamischsten kommunalen Aufgabenbereichen in Deutschland. So haben die Städte, Kreise und Gemeinden in den vergangenen Jahren die Zahl der Betreuungsplätze erheblich ausgebaut. Nachdem die kommunalen Investitionsausgaben für Kitas bis zum Jahr 2020 stetig gestiegen waren, sind sie seit zwei Jahren wieder rückläufig. Für das laufende Jahr 2022 liegen sie bei 3,2 Mrd. EUR (Vorjahr: 3,4 Mrd. EUR) und machen damit rund 8 % der kommunalen Gesamtinvestitionen aus. Wie eine neue Sonderauswertung von KfW Research auf Basis des bundesweit repräsentativen KfW-Kommunalpanels zeigt, dürften die geplanten Neuinvestitionen weiter nicht ausreichen, um die steigenden Bedarfe zu decken. Der von den Kämmereien gemeldete kommunale Investitionsrückstand bei Kitas liegt zuletzt bei deutschlandweit 10,5 Mrd. EUR im Jahr 2021.
Hinter der Gesamtsumme verstecken sich große Unterschiede zwischen den Kommunen. So bewerten 12% der Kommunen den Investitionsrückstand bei Kitas als gravierend und weitere 36% als noch erheblich. 52 % der Städte, Kreise und Gemeinden haben hingegen keinen oder nur einen geringen Investitionsrückstand. Auch mit Blick auf die Zukunft gehen die Erwartungen auseinander, denn fast jede zweite Kommune (47 %) rechnet zwar mit einem Rückgang des Investitionsrückstands für Kinderbetreuung, ein Viertel (23 %) hingegen mit einem weiteren Anstieg.
Gründe für diese Differenzen liegen z.B. in unterschiedlichen Haushaltslagen von finanzstarken und -schwachen Kommunen oder in divergierenden demografischen Entwicklungen zwischen wachsenden und schrumpfenden Regionen. Denn die Nachfrage nach Kita-Plätzen wird stark durch die Zahl der Geburten und Weg- bzw. Zuzüge junger Familien bestimmt.
Erschwert wird der Kita-Ausbau durch stark gestiegene Baupreise und Planungsunsicherheiten infolge der aktuellen Krisen. So hat die Corona-Pandemie zu einer Veränderung der investiven Prioritäten geführt und auch der Ukraine-Krieg kann zusätzliche belastende Auswirkungen haben, wenn beispielsweise vermehrt geflüchtete Kinder betreut werden müssen.
"Die Kommunen stehen beim Kita-Ausbau vor der Herausforderung, trotz Krisenumfeld und unsicherer finanzieller Lage ein angemessenes Angebot an Daseinsvorsorge bereitzustellen", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Das erfordert stabile Investitionen und setzt eine auskömmliche und verlässliche Ausstattung der Kommunen mit eigenen Finanzquellen wie Steuereinnahmen oder Zuweisungen im Finanzausgleich voraus. Kredite oder Fördermittel können Finanzlücken nur teilweise auffangen."
DKLK-Studie 2023 – Thema Personalmangel: Kitaleitungen ab sofort zur Teilnahme eingeladen
Seit 2015 liefert die DKLK-Studie – eine qualitative Umfrage zum Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK) – Antworten auf die Frage, was Kitaleitungen in Deutschland bewegt und welchen Herausforderungen sie sich täglich stellen müssen. Die Initiatoren bitten auch in diesem Jahr wieder um rege Mitwirkung.
Der Mangel an pädagogischen Fachkräften wird seit Jahren diskutiert. Kita- Gruppen müssen schließen oder können gar nicht erst aufmachen, eine verlässliche Betreuung kann zeitweise nicht mehr garantiert werden, viele Fachkräfte in Kitas arbeiten an oder oberhalb der Belastungsgrenze.
Der seit Jahren bekannte und trotzdem weiterhin existierende Missstand hat die Initiatoren veranlasst, das Thema Personalmangel zum Schwerpunkt der DKLK- Studie 2023 zu machen.
An der bundesweit größten, repräsentativen Umfrage unter Kita-Leitungen haben im vergangenen Jahr fast 5.000 Leitungskräfte aus Kindertageseinrichtungen teilgenommen, so viele wie nie zuvor. Die Ergebnisse wurden im Rahmen des Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK) der Presse vorgestellt. Die hierdurch erzielte mediale und politische Aufmerksamkeit für die Belange der Leitungen und Beschäftigen war sehr hoch.
Mit der Teilnahme an der Umfrage unterstützen die Kitaleitungen die Initiatoren dabei, ihre Themen und Herausforderungen ins Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit zu rücken. Die Teilnahme hilft, ein umfassendes Meinungsbild einzuholen. Je mehr Leitungskräfte an der Befragung teilnehmen, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse. Die diesjährige Befragung ist freigeschaltet und Kitaleiterinnen und Kitaleiter sind herzlich eingeladen, mitzumachen. Die Beantwortung der Fragen dauert ca. 15 Minuten, die Umfrage ist anonym.
Die DKLK-Studie wird von FLEET Education Events, dem Verband Bildung und Erziehung (VBE), dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), dem VBE Baden-Württemberg, dem VBE Nordrhein-Westfalen sowie dem VBE Hessen unter wissenschaftlicher Begleitung von Dr. Andy Schieler von der Hochschule Koblenz durchgeführt. Die Ergebnisse der DKLK-Studie 2023 werden im Rahmen des Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK) 2023 vorgestellt.
„Kinder runter vom Sofa und raus an die Luft!“, beschwören Expertinnen und Experten der Stiftung Kindergesundheit schon seit Jahren immer wieder mit großem Nachdruck. Leider nur mit mäßigem Erfolg: Rund 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland bewegen sich nach wie vor nicht ausreichend, beklagt die Stiftung in ihrem hoch aktuellen ersten „Kindergesundheitsbericht“. Stattdessen verbringen sie mehr Zeit vor dem Bildschirm, können oft keinen Purzelbaum mehr schlagen und riskieren zu „Couch Potatoes“ zu werden.
„Bewegung ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Kindes von fundamentaler Bedeutung“, unterstreicht der Münchner Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Schon bei Kindern und Jugendlichen und natürlich auch bei erwachsenen Frauen und Männern geht mangelnde körperliche Aktivität mit erheblichen gesundheitlichen Risiken einher. Durch Trägheit begünstigt werden beispielsweise Übergewicht und Adipositas, Typ-2-Diabetes, ein erhöhter Blutdruck und Störungen des Fett- und Blutzuckerstoffwechsels“.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt aus gutem Grund allen heranwachsenden Mädchen und Jungen, sich jeden Tag mindestens 60 Minuten lang mit moderater bis hoher Intensität körperlich zu bewegen, zum Beispiel durch Laufspiele, Klettern, Fahrradfahren oder Schwimmen.
Vorstellung des Kindergesundheitsberichts
Nur jedes vierte Kind bewegt sich genug!
Dieses wünschenswerte Mindestmaß an Bewegung erreichen in Deutschland laut aktuellen Daten allerdings nur 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen, heißt es im „Kindergesundheitsbericht“ der Stiftung. „Das bedeutet: Drei von vier Kindern und Jugendlichen leiden unter einem potentiell gesundheitsgefährdenden Bewegungsmangel!“, betont Professor Dr. Berthold Koletzko.
Bundesweiten Studien zufolge sind 4- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche während einer ganzen Woche lediglich etwa sechs Stunden körperlich aktiv, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. Besonders viele „Sitzenbleiber“ gibt es unter den Teenagern: Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren bewegen sich am wenigsten. Dabei liegt die Zahl der nur gering aktiven Mädchen doppelt so hoch wie die der bewegungsfaulen Jungen.
Mediennutzung verführt zu Trägheit
Die Dauer und Häufigkeit der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland nimmt schon seit Jahren zu, hat jedoch durch die Covid-19-Pandemie auch zu einer Zunahme an problematischem Medienverhalten geführt, berichtet die Stiftung Kindergesundheit.
Viele Kinder verbringen ihre Freizeit auf dem Sofa. Fernsehen, Computerspiele, Smartphones und Spielekonsolen - die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Kindern und Jugendlichen verdrängen Sport und außerhäusliche Aktivitäten.
Benachteiligte Kinder am wenigsten aktiv
Neben dem Alter und dem Geschlecht beeinflusst auch der Sozialstatus der Kinder und Jugendlichen das Bewegungsverhalten, heißt es im neuen „Kindergesundheitsbericht“. Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigerem sozioökonomischen Status bewegen sich weniger als Kinder und Jugendliche aus bessergestellten Familien, zeigen eine deutlich geminderte Lebensqualität und leiden vermehrt unter depressiven Symptomen und psychischen Auffälligkeiten.
Zu den besonders benachteiligten Kindern gehören solche, deren Eltern eine geringe Bildung oder einen Migrationshintergrund haben oder psychisch belastet sind und Kinder in Familien, die auf beengtem Raum leben. Mädchen aus Familien mit niedrigem Sozialstatus sind insgesamt am wenigsten körperlich aktiv.
Programm „TigerKids“ bringt Kinder auf die Beine
Allen Kindern und Jugendlichen sollten mehr Möglichkeiten und Räume für Sport- und Bewegungsaktivitäten in Alltag und Freizeit bereitgestellt werden, fordert die Stiftung Kindergesundheit.
Da die Grundlagen für eine gesunde Entwicklung bereits im frühen Lebensalter gelegt werden, hat die Stiftung Kindergesundheit gemeinsam mit der Kinderklinik der Universität München und verschiedenen weiteren Partnern das Präventionsprojekt „TigerKids“ zur Ernährungs- und Bewegungsintervention für Kindertageseinrichtungen entwickelt.
„Unser Programm ‚TigerKids‘ fördert Bewegung und gesunde Ernährung in Kindertageseinrichtungen, um Bewegungsmangel und Übergewicht vorzubeugen“ erläutert Professor Berthold Koletzko: „Es ist wissenschaftlich fundiert und wird mittlerweile von mehr als 2.500 Kindergärten und Kitas genutzt“.
Das Programm „TigerKids“ enthält auch Empfehlungen für die Eltern, wie sie unkompliziert mehr Bewegung in den Alltag ihres Kindes einfließen lassen können. Sie lauten:
1. Reduktion von Medienkonsum: Konsumieren Sie max. 0,5 – 1 Stunde Medien am Tag, legen Sie medienfreie Tage fest.
2. Bewegung im Alltag: Legen Sie Distanzen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück, nutzen Sie Treppen statt Rolltreppen, beobachten Sie Ihre Schrittanzahl mit Hilfe eines Schrittzählers und vergleichen Sie innerhalb der Familie.
3. Bewegung leicht gemacht: Kleiden Sie Ihr Kind in bequeme Kleidung, um Bewegung zu begünstigen.
4. Mehr Kreativität in der Freizeit: Nutzen Sie das Angebot des Sportvereins, gestalten Sie das Wochenende aktiv (z.B. Wandern, Zoobesuch, Spielplatz, Schwimmbad).
5. Ein gutes Vorbild sein: Beachten Sie, dass Kinder Ihr Verhalten nachahmen. Vermitteln Sie Freude an der Bewegung, spielen und bewegen Sie sich mit.
Das TigerKids-Projekt der Stiftung Kindergesundheit dient mittlerweile in vielen weiteren europäischen Ländern als Modell für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen und wurde bereits vielfach ausgezeichnet.
Top Themen Zeitnah
Kinderarmut zeigt sich besonders bei Mehrkindfamilien
Mehrkindfamilien in Deutschland sehen sich häufig mit zwei Vorurteilen konfrontiert. Entweder gelten sie als privilegiert und vermögend, weil sie genug Geld für drei oder mehr Kinder aufbringen können. Oder sie werden als von Sozialleistungen abhängige "Problemfälle" dargestellt. Doch tatsächlich sind Mehrkindfamilien übergangene Leistungsträger:innen der Gesellschaft. Sie brauchen aber gezieltere Unterstützung.
Wer in Deutschland in einer Familie mit mehreren Kindern lebt, ist häufiger von Armut betroffen, als das in Haushalten mit weniger Kindern der Fall ist. Fast ein Drittel (32 Prozent) aller Familien mit drei oder mehr Kindern gilt als einkommensarm, knapp 18 Prozent beziehen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II. Der Blick auf die Länderebene unterstreicht diesen Befund: Über alle Bundesländer hinweg haben Paarfamilien mit drei und mehr Kindern ein fast dreimal so hohes Armutsrisiko wie Paarfamilien mit zwei Kindern. Am häufigsten sind Mehrkindfamilien in Bremen (63 Prozent) von Armut betroffen, in Bayern ist das Risiko am geringsten (22 Prozent). Besonders schwierig ist die Lage für alleinerziehende Familien mit drei und mehr Kindern: Über 86 Prozent von ihnen sind auf Sozialtransfers angewiesen. Wie aus unserer neuen Studie "Mehrkindfamilien gerecht werden" ebenfalls hervorgeht, sind Kinder aus kinderreichen Familien besonders häufig von Armut betroffen: Mit 46 Prozent lebt fast die Hälfte aller Kinder in Mehrkindfamilien im SGB II-Bezug.
In den insgesamt 1,3 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland – das entspricht etwa jeder sechsten Familie – stehen die Eltern in besonderer Weise vor der Herausforderung, Beruf und Kinderbetreuung miteinander zu vereinbaren. Die Erwerbstätigkeit beider Elternteile nimmt mit steigender Kinderzahl ab; in Familien mit drei und mehr Kindern liegt sie deutlich niedriger als bei Eltern mit einem oder zwei Kindern. Insgesamt ist in Mehrkindfamilien häufiger als in anderen Familien der Vater Hauptverdiener, während die Mutter dazu verdient. Die Mütter wenden im Durchschnitt aber auch pro Tag rund doppelt so viel Zeit für die Kinderbetreuung auf wie die Väter. Erst mit zunehmendem Alter der Kinder weiten Mütter – wie in anderen Familien auch – ihre Erwerbsbeteiligung aus. Zudem zeigen die Daten, dass rund 70 Prozent der Mütter von drei und mehr Kindern gut bis sehr gut ausgebildet sind. Das widerlegt das Klischee, Eltern von Mehrkindfamilien hätten überwiegend einen niedrigen Bildungsstand.
Kinderarmut durch Unterstützung von Mehrkindfamilien bekämpfen
"Da die Betreuung und Erziehung von drei und mehr Kindern viel Zeit kostet, können Eltern ihre Erwerbstätigkeit kaum ausweiten, sondern müssen sie meistens sogar reduzieren", so Anette Stein, Direktorin des Programms Bildung und Next Generation. Für viele Familien stelle das angesichts der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten und steigenden Lebensmittelkosten eine immer größere Herausforderung dar. "Die soziale Situation von Mehrkindfamilien muss viel stärker ins Blickfeld rücken – vor allem auch deshalb, um die Kinderarmut in Deutschland entschlossen zu bekämpfen", appelliert die Expertin. Um ein besseres Verständnis für die Lebenswirklichkeit und die Bedarfe von Mehrkindfamilien zu gewinnen, haben Sabine Andresen, Professorin für Familienforschung an der Goethe-Universität Frankfurt, und ihr Team 20 von ihnen ausführlich befragt. Dabei wurde deutlich, dass die Sorge um finanzielle Engpässe als auch um ausreichend bezahlbaren Wohnraum Mehrkindfamilien ständig begleitet. Zudem beklagen sie Benachteiligungen im Alltag, da zum Beispiel Familientickets im öffentlichen Personennahverkehr, im Schwimmbad oder im Zoo häufig auf die klassische Zwei-Kind-Familie ausgerichtet sind. Eine zusätzliche Belastung stellen Vorurteile und Stigmatisierungen dar, denen sich Mehrkindfamilien häufig ausgesetzt sehen.
Kinderarmut in Deutschland - Was sie bedeutet und wie sie endlich vermieden werden kann
"Mehrkindfamilien sind mit vielen Vorurteilen konfrontiert"
"Mehrkindfamilien sind mit vielen Vorurteilen konfrontiert; übersehen werden dabei ihre enormen Leistungen für die Gesellschaft", betont Sabine Andresen. "Wer drei Kinder oder mehr großzieht, sorgt im Umkehrschluss dafür, dass der Generationenvertrag unserer solidarisch organisierten Sozialversicherungssysteme funktioniert. Ohne die Care-Arbeit der Eltern, vor allem der Mütter, die dafür häufig auf die eigene Karriere und damit ausreichende Altersvorsorge verzichten, wäre das nicht möglich. Schon deshalb schulden wir diesen Familien eine gezielte Unterstützung, mehr Wertschätzung sowie die Überwindung von Klischees."
Um Kindern in Mehrkindfamilien ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen und ihnen bessere Chancen auf Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu eröffnen, plädieren wir weiterhin mit Nachdruck für die Einführung einer Kindergrundsicherung, wie sie im Koalitionsvertrag vereinbart wurde. Hierauf hätte jedes Kind Anspruch, unabhängig von der Familienform und der Zahl der Geschwister. Wichtig ist, dass damit die tatsächlichen, altersgerechten Bedarfe von Kindern und Jugendlichen gedeckt werden. Kurzfristig sind angesichts der rasant steigenden Verbraucherpreise zudem schnelle und unbürokratische Entlastungen gerade für kinderreiche Familien vonnöten. Bei Angeboten und Vergünstigungen für Familien in Bereichen wie Mobilität, Freizeit, Sport und Kultur müssen die speziellen Bedürfnisse dieser Familienform stärker mitgedacht werden.
Erleichterungen bedarf es auch in der Betreuung und Erziehung. Neben einem Ausbau der Angebote in der Kindertagesbetreuung sollte die Care-Arbeit von Müttern und Vätern – in allen Familienformen – gesellschaftlich stärker anerkannt und gerechter zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden. Langfristig wäre Mehrkindfamilien damit geholfen, wenn sich Politik, Wissenschaft und Gesellschaft von der Norm der Zwei-Kind-Familie lösen würden. Denn Mehrkindfamilien sind vielfältig, was bei politischen Maßnahmen ebenso wie in der öffentlichen Wahrnehmung sowie in der Forschung konsequent berücksichtigt werden sollte.
Verbände fordern stärkere Berücksichtigung von „Psychischer Gesundheit“ und „Resilienzförderung“ in der Gesundheitsprävention im Bildungssystem
Das Deutsche Kinderhilfswerk, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, der Bundesverband für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und der Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland fordern in einer gemeinsamen Stellungnahme eine stärkere Einbettung der Themen „Psychische Gesundheit“ und „Resilienzförderung“ in die Gesundheitsprävention im Bildungssystem. Im Zentrum sollte dabei die Vermittlung eines „gesunden Lebens“ stehen, für das Ernährung und Bewegung ebenso wichtig sind wie Psychohygiene und der Umgang mit Belastungen. Die Verbände stellen gleichzeitig fest, dass es Kindern, Jugendlichen und auch Fachkräften gerade im Nachgang von Schulschließungen und Distanzunterricht im Zuge der Corona-Pandemie helfen würde, wenn im schulischen System der Leistungsdruck minimiert sowie Zeit und Raum für den gemeinsamen Austausch ermöglicht werden.
Durch die Covid-19-Pandemie wurde besonders deutlich, dass die Versorgung mit Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern nicht in allen Regionen Deutschlands im Verhältnis zum Beratungs- und Behandlungsbedarf junger Menschen steht. Dem könnte durch eine kleinräumlichere Betrachtung der Versorgungsgebiete und damit einhergehender zusätzlicher Praxen begegnet werden. Die Verbände mahnen zudem an, dass sich das vorschulische ebenso wie das schulische Bildungssystem effektiver als bisher auf eine weitere Corona-Welle im Herbst vorbereitet. Dazu müssen die Einrichtungen bzw. ihre Träger mit zusätzlichen Ressourcen ausgestattet werden. Mit diesen sollten vor allem zusätzliche Personalressourcen geschaffen, aber auch zusätzliche Räumlichkeiten angemietet und Luftfiltergeräte sowie notwendige Hygienematerialien beschafft werden.
„Während der ersten Phasen der Covid-19-Pandemie waren junge Menschen von den damit einhergehenden Belastungen in besonderer Weise betroffen. Insbesondere der Wegfall gegebener Strukturen durch die Schließungen von Kindertagesstätten und Schulen, aber auch die Beschränkungen von Kontakten haben bei einer Vielzahl der Kinder und Jugendlichen zu Sorgen, Ängsten und Stress geführt. Bei nicht wenigen kam es auch zu Zwangs-, Ess- und Anpassungsstörungen sowie Depressionen – und bei manchen auch zu einer erhöhten Suizidalität. Auch die Wiederöffnung der Einrichtungen und die Rückkehr in den Schulalltag haben manche Kinder als schwierig empfunden, da sich in der Phase des Homeschooling Lernlücken aufgebaut haben, die bei den Betroffenen nun zu hohem Leistungsdruck sowie Versagensängsten beitragen. Zudem führt die zwischenzeitliche soziale Abstinenz bei einem Teil der Kinder zu Herausforderungen, sich nun wieder in Gruppen und Gemeinschaften zurechtfinden zu müssen. Deshalb ist es dringend erforderlich, zum einen durch eine bessere Versorgung mit Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern diesen Kindern schnell zu helfen. Zum anderen ist es aber auch wichtig, Kitas und Schulen für die nächsten Corona-Wellen sicher zu machen, damit diese als Lern- und Lebensorte von Kindern offenbleiben können. Und es muss klar sein, dass es zukünftig keine Beschränkungen mehr bei den sozialen Kontakten von Kindern und Jugendlichen geben darf“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
„Die schon vor der Pandemie bestehende schwierige Versorgungslage im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie wurde durch die getroffenen Maßnahmen weiter erschwert. Dadurch haben sich Wartezeiten weiter verlängert. Das ist so nicht hinnehmbar und stellt für alle Beteiligten und Betroffenen eine hohe Belastung dar. Politik und Kassenärztliche Vereinigungen sind gefordert, hier schnell und unbürokratisch Abhilfe zu schaffen und die Versorgungslage zu verbessern“, sagt Dr. Inés Brock-Harder, Vorsitzende des Bundesverbandes für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.
„Inzwischen haben weitere krisenhafte Entwicklungen die schwierige Situation leider eher verstetigt. Krieg in Europa und die zunehmende Deutlichkeit des Klimawandels verunsichern die gesamte Gesellschaft weiterhin. Gerade für Kinder und Jugendliche in der Entwicklung haben solche Erfahrungen eine oft lebenslange Bedeutung. Wir können dies kaum zu viel im Blick haben, es geht schlicht um unsere Zukunft, um unsere Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen“, sagt Dr. Annegret Brauer, stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland.
Die gemeinsame Stellungnahme von Deutschem Kinderhilfswerk, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, dem Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland und dem Bundesverband für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie steht unter www.dkhw.de/kinder-psychisch-stark-machen zum Download bereit.