Februar 2022
Sprechen über den Ukraine-Konflikt: Zeit nehmen und Gefühle zulassen
in brennendes Wohnhaus, ein verängstigtes Mädchen in einem Luftschutzbunker oder ein Junge, der sich auf der Flucht unter Tränen von seinem Vater trennen muss: Die Nachrichten, die uns in diesen Tagen aus der Ukraine erreichen, machen traurig, ängstlich und wütend - nicht nur Erwachsene. "Kinder auf der ganzen Welt haben im Moment viele Fragen zu den Bildern und Geschichten, die sie sehen oder bei unseren Gesprächen aufschnappen", sagt Ane Lemche, Psychologin bei Save the Children. "Erwachsene sollten auf diese Gefühle eingehen und mit ihnen über die Ereignisse in der Ukraine sprechen."
Das ist nicht einfach, doch das Thema zu vermeiden, kann dazu führen, dass sich Kinder allein gelassen fühlen und ihre Angst sogar noch größer wird. "Es ist wichtig, offene und ehrliche Gespräche mit ihnen zu führen, damit sie die Geschehnisse verarbeiten können", rät die Expertin - und gibt fünf Tipps, wie Eltern oder Betreuende ein solches Gespräch angehen können:
1. Nehmen Sie sich Zeit und hören Sie zu, wenn Kinder reden möchten.
Geben Sie Kindern den Raum, Ihnen zu erzählen, was sie gesehen und gehört haben und wie sie sich dabei fühlen. Lassen Sie sie Fragen stellen. Kinder haben sich vielleicht ein ganz anderes Bild von der Situation gemacht als wir Erwachsenen.
2. Passen Sie das Gespräch an das Alter des Kindes an.
Jüngere Kinder verstehen möglicherweise nicht, was ein Konflikt oder ein Krieg bedeuten, und brauchen eine kurze altersgerechte Erklärung. Gehen sie dabei aber nicht zu sehr ins Detail, das kann unnötig verunsichern. Jüngeren Kindern reicht es vielleicht, wenn sie verstehen, dass sich Länder manchmal streiten. Ältere begreifen eher, was Krieg bedeutet und welche Gefahren er birgt, sind aber genau deshalb häufig noch besorgter.
3. Bestätigen Sie ihre Gefühle.
Es ist wichtig, dass sich Kinder unterstützt fühlen. Sie sollten nicht das Gefühl haben, dass sie beurteilt oder ihre Bedenken abgetan werden. Nach einem offenen und ehrlichen Gespräch über die Dinge, die sie beunruhigen, fühlen sie sich meist erleichtert und sicherer. Bleiben Sie dabei selbst möglichst ruhig, denn Kinder lassen sich von unseren Emotionen anstecken.
4. Versichern Sie ihnen, dass Erwachsene auf der ganzen Welt hart daran arbeiten, dieses Problem zu lösen.
Erinnern Sie Kinder daran, dass nicht sie es sind, die dieses Problem lösen müssen. Auch in dieser schwierigen Zeit sollten sie sich nicht schuldig fühlen, wenn sie spielen, Freunde treffen und Dinge tun, die sie glücklich machen. Sagen Sie ihnen, dass Erwachsene auf der ganzen Welt hart daran arbeiten, dass es den Menschen in der Ukraine bald besser geht.
5. Geben Sie ihnen die Möglichkeit, selbst zu helfen.
Unterstützen Sie Kinder, die helfen wollen. Das gibt ihnen das Gefühl, Teil der Lösung zu sein. Kinder können zum Beispiel Spendenaktionen organisieren, Briefe an lokale Entscheidungsträger schicken oder Bilder und Plakate malen, die zum Frieden aufrufen.
Ergänzendes Material:
Wie wirken sich Kriege und Konflikte auf die psychische Gesundheit von Kindern aus? Save the Children und das britische Ministerium für Internationale Entwicklung (DFID) brachten hierzu2018 im Rahmen des "Wilton Park Dialogue" 50 Expertinnen und Experten zusammen, um Herausforderungen und Lösungsansätze zu diskutieren. Ihr Report "Healing The Invisible Wounds Of War" steht hier zum Herunterladen zur Verfügung.
Über Save the Children:
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren.
Weitere Informationen unter savethechildren.de
E-Learning: Partizipation und Demokratiebildung in der Kindertagesbetreuung
Der Paritätischen Wohlfahrtverbande bietet einen neuen kostenlosen E-Learning-Kurs zum Thema "Partizipation im Alltag" an. Der Online-Kurs setzt einen Schwerpunkt auf die Frage, was es für den Alltag der Kindertagesbetreuung bedeutet, dass Kinder ein Recht haben, sich an allen Dingen zu beteiligen, die sie und ihre Gruppe betreffen. Teilnehmende haben während des kostenlosen Online-Kurses die Möglichkeit, fünf Fokusthemen zu bearbeiten.
Die fünf Fokusthemen beinhalten:
→ Welche Partizipationsrechte haben Kinder?
→ Was bedeutet Partizipation konkret?
→ Welche Grenzen hat Partizipation?
→ Welche Regeln braucht Partizipation?
→ Welche Beschwerdemöglichkeiten haben Kinder?
In der anschließenden Selbstevaluation werden 13 Alltagsthemen der Kindertagesbetreuung zur Reflexion angeboten.
Das Weiterbildungsangebot bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich intensiv und konkret mit dem Thema Partizipation auseinanderzusetzen, den Bezug zur eigenen Rolle als pädagogische Fachkraft oder Kindertagespflegeperson herzustellen und die pädagogische Haltung zur reflektieren. Durch den Einsatz von Erklärfilmen, Beispielen aus dem KiTa-Alltag, Selbstlernaufgaben, gezielten Fragestellungen sowie der umfangreichen Selbstevaluation können die Teilnehmenden für sich herausfinden, in welchen Bereichen sie eine Verbesserung der Partizipationsangebote der Kinder für notwendig halten.
Das E-Learning richtet sich an Fachkräfte und Kindertagespflegepersonen gleichermaßen. Der Kurs kann mit Kolleg:innen (empfohlen), in selbstorganisierten Tandems oder Lerngruppen aber auch allein absolviert werden. Er richtet sich auch an Fachberatungen oder Fort- und Weiterbildner:innen, die das Angebot als Werkzeug einsetzen wollen.
Bei der Entwicklung wurde das Angebot von rund ca. 10 Fachkräften und Kitaleitungen, fünf Kindertagespflegepersonen sowie 15 Fachberatungen und Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen der frühkindlichen Bildung erprobt und weiterentwickelt.
Das E-Learning ist ein Angebot des Projektes „Partizipation und Demokratiebildung in der Kindertagesbetreuung“. Dabei handelt es sich um ein kostenloses Informations-, Fort- und Weiterbildungsangebot des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.
Der Kurs „Partizipation im Alltag“ wurde in enger Kooperation mit dem Projekt „Demokratie und Partizipation in der Kindertagespflege“ des Bundesverbandes für Kindertagespflege e.V. entwickelt. Die Inhalte des Kurses wurden von den Projektreferent:innen gemeinsam mit der Referentin Kari Bischof-Schiefelbein erstellt.
Das Angebot wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Das E-Learning-Angebot ist frei zugänglich und kostenlos abrufbar unter www.fruehe-demokratiebildung.de. Der Kurs kann jederzeit begonnen und im eigenen Tempo absolviert werden. Technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Nach der einmaligen Registrierung kann man sich mit dem selbst gewählten Namen und Passwort auf der Webseite einloggen.
Weitere Informationen zu den Themen Partizipation von Kindern, Demokratiebildung, Kinderrechte, Vielfaltsgestaltung etc. und zum Projekt finden Sie hier: www.kita.paritaet.org. Oder immer aktuell über unsere Social Media Kanäle.
„Tag der kleinen Forscher“ 2022 – kostenfreies Aktionsmaterial für Kitas, Horte und Grundschulen
Im Erdreich ist mächtig viel los: Bis zu acht Milliarden Lebewesen können in einer Handvoll Erde stecken. Und es gibt noch viel mehr zu entdecken. Der „Tag der kleinen Forscher“ 2022 am 23. Juni steht deshalb unter dem Motto: „Geheimnisvolles Erdreich – die Welt unter unseren Füßen“. Alle Kitas, Horte und Grundschulen in ganz Deutschland sind eingeladen mitzumachen. Tolle Ideen zur Umsetzung und spannendes Hintergrundwissen liefert das kostenfreie Aktionsmaterial der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, bestellbar unter www.tag-der-kleinen-forscher.de.
Der „Tag der kleinen Forscher“ ist ein bundesweiter Mitmachtag. Er widmet sich jedes Jahr einem neuen, spannenden Thema rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik (MINT) und Nachhaltigkeit und zeigt: Gute frühe MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung macht Kinder stark und befähigt sie, selbstbestimmt und verantwortungsvoll zu handeln.
2022 lautet das Motto des Aktionstags „Geheimnisvolles Erdreich – die Welt unter unseren Füßen“. „Jeder Klumpen Erde oder Sand, mit dem Kinder spielen, kann auch ein Anlass zum Fragen und Forschen sein“, sagt Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. „Deshalb möchte ich alle Kitas, Horte und Grundschulen einladen, sich am ‚Tag der kleinen Forscher‘ zu beteiligen. Veranstalten Sie zum Beispiel ein Forscherfest oder eine Projektwoche oder überlegen Sie sich eine besondere Aktion, bei der Sie den Geheimnissen des Erdreichs auf den Grund gehen. Erleben Sie gemeinsam mit den Kindern wie aus Fragen Forscherideen werden!“
Material und Ideen dafür stellt die Stiftung kostenfrei zur Verfügung. Pädagogische Fach- und Lehrkräfte aus Kitas, Horten und Grundschulen die noch nicht am Fortbildungsprogramm der Stiftung teilgenommen haben, können ab heute die „Tag der kleinen Forscher“-Ausgabe des Stiftungsmagazins „Forscht mit!“ online unter www.tag-der-kleinen-forscher.de bestellen. Einrichtungen, die die Zeitschrift bereits regelmäßig erhalten, bekommen ihr Exemplar voller Anregungen zum Forschen mit und Hintergrundwissen zum Thema Erdboden in diesen Tagen automatisch zugestellt.
Das diesjährige Thema soll Kindern auch die Möglichkeit bieten, eine weitere wichtige Funktion des Erdbodens kennenzulernen: Viele Ressourcen, die wir nutzen, stammen aus der Erde. Gleiches gilt für einen großen Teil unserer Nahrungsmittel. Kurzum: Das Erdreich ist eine unentbehrliche Lebensgrundlage – für uns genauso wie für künftige Generationen – und es ist daher essenziell, es zu schützen.
Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“
Die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ engagiert sich für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen. Gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern vor Ort bietet die Stiftung bundesweit ein Bildungsprogramm an, das pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützt, Kinder im Kita- und Grundschulalter qualifiziert beim Entdecken, Forschen und Lernen zu begleiten. Das „Haus der kleinen Forscher“ verbessert Bildungschancen, fördert Interesse am MINT-Bereich und professionalisiert dafür pädagogisches Personal. Partner der Stiftung sind die Siemens Stiftung, die Dietmar Hopp Stiftung, die Dieter Schwarz Stiftung und die Friede Springer Stiftung. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Faktencheck: Mehrsprachigkeit in Kita und Schule
Die Mehrsprachigkeit von Kindern und Jugendlichen löst in der Öffentlichkeit immer wieder emotionale Debatten aus. Die einen sehen in der Mehrsprachigkeit eine Ressource, weil sie etwa Vorteile beim Lernen von Sprachen mit sich bringt. Die anderen beurteilen sie als Risikofaktor, weil mehrsprachig aufwachsende Kinder keine der Sprachen vollständig lernten, was sich wiederum negativ auf die schulischen Leistungen auswirke. Stimmt das? Wissenschaftlich fundierte Antworten zu diesen und weiteren Aspekten liefert der neu erschienene Faktencheck des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln.
Mehr als ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in Deutschland spricht bei der Einschulung neben dem Deutschen noch mindestens eine weitere Sprache. Kritikerinnen und Kritiker bemängeln immer wieder, dass mehrsprachig aufwachsende Kinder keine ihrer Sprachen gut beherrschen. „Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, dass das Lernen mehrerer Sprachen zur selben Zeit Kinder überfordert und dazu führt, dass sie die Sprachen nur halb lernen“, sagt Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.
Sprachmischungen werden oftmals als Hinweis auf eine mangelnde Sprachkompetenz gewertet. Dass Kinder und Jugendliche zwischen den Sprachen wechseln oder Wörter von einer Sprache in der anderen nutzen, ist laut Michael Becker-Mrotzek aber kein sprachliches Defizit. Auch wenn solche Sprachmischungen von außen betrachtet als auffällig wahrgenommen werden, gehören sie zur natürlichen Kommunikation mehrsprachiger Menschen. Mehr noch, sie erfolgen nicht willkürlich, sondern regelhaft etwa zwischen den Sätzen, und sind Beleg dafür, dass die Kinder über grammatikalische Kompetenz in zwei Sprachen verfügen. „Viel zu häufig wird Mehrsprachigkeit als Hindernis gesehen und nicht als Ressource. Wer mehrere Sprachen spricht, ist aber klar im Vorteil und kann sein Wissen für das Lernen neuer Sprachen nutzen“, betont auch Dr. Till Woerfel, Autor des Faktenchecks und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mercator-Institut.
In der Diskussion um Mehrsprachigkeit geht es immer wieder darum, ob es für die schulischen Leistungen nicht zielführender ist, wenn beispielsweise türkischsprachige Eltern zu Hause nur Deutsch mit ihren Kindern sprechen. „Aus der Forschung wissen wir, dass Kindern durch das mehrsprachige Aufwachsen keine Nachteile entstehen. Eltern sollten in der Sprache mit den Kindern kommunizieren, in der sie sich am wohlsten fühlen. Sonst kann eine künstliche Kommunikation entstehen, die sich sogar negativ auf die sprachliche Entwicklung auswirken kann“, erläutert Till Woerfel. Wichtiger als eine sogenannte Deutschpflicht sei es, dem Kind reichhaltige sprachliche Angebote in allen Sprachen zu ermöglichen, die es im Alltag nutzt.
Der Faktencheck gibt auch Hinweise, wie pädagogische Fachkräfte Mehrsprachigkeit gezielt unterstützen können. „Dafür müssen Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte selbst nicht unbedingt mehrsprachig sein. Wichtig ist, dass sie didaktisch gut ausgebildet sind“, betont Woerfel. In der Kita können sie mehrsprachige Vorleseaktionen durchführen oder im Morgenkreis Gegenstände in den verschiedenen Familiensprachen benennen lassen. In der Schule können Lernende, die dieselbe Familiensprache haben, beispielsweise Aufgaben gemeinsam bearbeiten und die Ergebnisse in dieser Sprache festhalten.
Faktencheck "Mehrsprachigkeit in Kita und Schule"
Faktencheck "Mehrsprachigkeit in Kita und Schule" Faktencheck "Mehrsprachigkeit in Kita und Schule"Kinderzeit-Podcast: Mehrsprachigkeit in die Kita
Über das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache ist ein durch die Stiftung Mercator initiiertes und gefördertes Institut der Universität zu Köln. Es will sprachliche Bildung verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, erforscht und entwickelt es innovative Konzepte, Maßnahmen und Instrumente für sprachliche Bildung. Es bildet regional Lehramtsstudierende aus sowie bundesweit Pädagoginnen und Pädagogen in Kitas, Schulen und der Erwachsenenbildung fort und bereitet wissenschaftliche Erkenntnisse gezielt für Entscheidungsträger in Bildungspolitik und -verwaltung sowie Bildungspraxis auf. Mit seiner Forschung und seinen wissenschaftlichen Serviceleistungen zu sprachlicher Bildung in einer mehrsprachigen Gesellschaft trägt das Mercator-Institut zu mehr Chancengleichheit im Bildungssystem bei.
Weitere Informationen unter http://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de
Digitale Fachberatung für Kitas hat sich etabliert
Die Fachberatung für Kindertageseinrichtungen gilt als ein zentraler Schlüssel für die Qualitätsentwicklung in den KiTas, doch noch immer gib es nur wenige Untersuchungen zu ihren konkreten Tätigkeiten und Rahmenbedingungen. In Kooperation der BAG Bildung und Erziehung in der Frühen Kindheit (BAG-BEK) mit dem Niedersächsischen Institut für Frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) ist daher Ende letzten Jahres eine umfangreiche bundesweite Befragung von Fachberater*innen durchgeführt worden. Mit knapp 750 Teilnehmer*innen stellt sie die bisher größte ihrer Art in Deutschland dar.
Im Fokus der Fragen standen neben statistischen Abfragen das Tätigkeitsprofil der Fachberater*innen im Hinblick auf Handlungsformen, Adressat*innen, Aufgaben der Steuerung sowie Voraussetzungen für die weitere Professionalisierung. Abgefragt wurden aber auch Veränderungen in der Tätigkeit durch die Corona-Pandemie, zu denen jetzt eine erste Auswertung vorliegt.
Wie nicht anders zu erwarten, haben sich die Kommunikationsformen der Fachberater*innen während der Pandemie dramatisch verändert: Während vor der Pandemie nur 2 Prozent der Fachberater*innen Videoformate nutzten, waren es währenddessen 60 Prozent. Zugleich ging die persönliche Beratung von 85 auf 12 Prozent zurück. Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit der KiTas hatten 22,5 Prozent der Fachberater*innen bei den Leitungskräften und 38,1 Prozent den Teams – nicht zuletzt spielte hier auch eine unzureichende digitale Ausstattung der KiTas eine Rolle.
Bei 6,8 Prozent der Fachberater*innen sind neben KiTa-Leitung, Kita-Teams, Eltern oder Träger während der Pandemie auch neue Adressat*innen wie die Gesundheitsämter oder die Presse dazugekommen. Gut zehn Prozent der Fachberater*innen wurden während der Corona-Pandemie aushilfsweise in anderen Bereichen wie zum Beispiel in der KiTa oder im Gesundheitsamt eingesetzt.
Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass die digitale Kommunikation, Beratung und Fortbildung sich spätestens mit der Pandemie in der Fachberatungs-Praxis etabliert und das fachberaterliche Handeln deutlich verändert hat. In einer Zukunft nach der Pandemie werden die Fachberater*innen jeweils gut fachlich begründet abwägen müssen, welche Kontakte und Angebote besser digital und welche besser in Präsenz stattfinden sollten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass fachliche Qualität und nicht die knappen Ressourcen für diese Entscheidungen handlungsleitend sein müssen
Ravensburger und der Deutsche Kitaverband veröffentlichen Projektideen zum Umweltschutz
Gemeinsam für die Umwelt: Ravensburger und der Deutsche Kitaverband kooperieren, um Umweltschutz stärker im Kita-Alltag zu etablieren. Entstanden ist ein Ideenpapier für Kindertagesstätten mit leicht umzusetzenden Initiativen und Hintergrundinformationen, entwickelt von vier Erzieherinnen und einem Wissenschaftsjournalisten. Grundlage der altersgerechten Aktionen ist die erfolgreiche Kindersachbuchreihe „Wieso? Weshalb? Warum?“. Zusätzliche interessante Hintergründe zu den einzelnen Themen liefern die Bände „Wieso? Weshalb? Warum? junior Wie helfe ich der Umwelt?“ und „Wieso? Weshalb? Warum? Wir schützen unsere Umwelt“. Das Ideenpapier mit ausführlichen Anleitungen stellen die Kooperationspartner kostenlos zum Download bereit.
Die Arbeitsbroschüre gliedert sich in fünf Themenbereiche. Den Projektideen jedes Kapitels ist ein Hintergrundtext vorangestellt, der die vielen W-Fragen der Kinder beantwortet. Daran schließen sich kreative Impulse an: ein Müll-Memo-Spiel, verschiedene Bastelanregungen zum Upcycling, der Bau eines Hochbeets, die Beobachtung von Wasserverbrauch oder ein saisonaler Lebensmittelkalender.
Unter dem Motto „Spielerisch die Welt entdecken“ lädt die Kindersachbuchreihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ seit über 20 Jahren Kinder dazu ein, sich mit verschiedenen Themen aus ihrer Alltags- und Interessenswelt zu beschäftigen. Für den Band „Wieso? Weshalb? Warum? junior Wie helfe ich der Umwelt?“ stand für die Redaktion, Illustratorin und Autorin im Vordergrund, Kinder so früh wie möglich für die Umwelt und ihren Schutz zu sensibilisieren.
Doch was begeistert Kinder und wie lässt sich das Thema Umweltschutz in lebendigen Projekten gemeinsam erleben? „Um noch mehr Kinder für das Thema zu begeistern, haben wir uns einen erfahrenen Partner an die Seite geholt. Der Deutsche Kitaverband war sofort begeistert, auf Basis unserer Bücher konkrete Umwelt-Projektideen zu entwickeln, die sich von Erzieher:innen und Kindern ganz leicht und mit viel Entdeckergeist umsetzen lassen, um aktiv zum Umweltschutz beizutragen“, so Judith Witzel, Programmleitung „Wieso? Weshalb? Warum?“ der Ravensburger Verlag GmbH.
„Kindergärten sind mehr als Betreuungsorte, sie sind Bildungsorte“, betont Waltraud Weegmann, Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands. „Gemeint ist Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und nachhaltigem Handeln befähigt. Dafür werden schon in der frühen Kindheit Grundlagen gelegt und die Umsetzungsideen sind ein kleiner, wichtiger Beitrag dazu.“ Die Kooperation zwischen Ravensburger und dem Deutschen Kitaverband nutzt die kindliche Neugier und die Lust auf Natur, um auf spielerische und kindgerechte Art über eine der dringlichsten Herausforderungen der Gegenwart aufzuklären.
Das Ideenpapier steht auf den Internetseiten des Ravensburger Verlags zum Download bereit.
Download des Ideenpapier
Ideen für Umweltschutzprojekte in Kindergärten und Kindertagesstätten als zum PDF-Download. (7,2 MiB)„Umweltschutz“ im Kita-Alltag
Daran beteiligt war unter anderem der Träger ActiveKid in Mannheim. Sabrina Brunner ist stellvertretende Leitung und gibt im Interview Einblicke in den Umgang mit dem Thema „Umweltschutz“ im Kita-Alltag.
Welche Bedeutung hat das Thema „Umweltschutz“ in Ihrer Kita?
Das Thema Umweltschutz hat in unserer Einrichtung einen sehr hohen Stellenwert und spielt in nahezu jedem Bereich der Kita eine große Rolle. Zum einen trägt zum Beispiel die Architektur des Hauses dazu bei, dass so wenig unnatürliche Lichtquellen wie nötig gebraucht werden. Außerdem wurde beim Bau der Einrichtung auf eine Klimaanlage verzichtet.Im Alltag lernen die Kinder, wie man Müll trennt, wie man aus alten Dingen Neues kreieren kann, dass Lebensmittelverschwendung falsch ist und was sie selbst zum Erhalt der Umwelt beitragen können. Den Kindern Sorgsamkeit und ein Bewusstsein für die Verletzlichkeit unserer Umwelt mit auf den Weg zu geben, ist uns ein großes Anliegen und unser pädagogischer Anspruch.
Welcher Themenbereich ist Ihnen besonders wichtig?
Ein großes Thema bei Activekid ist das Essen. Von Seiten der Küche wird auf Regionalität, Saisonalität und Bio-Qualität geachtet. Den Kindern vermitteln wir, sorgsam und wertschätzend mit Lebensmitteln umzugehen. Außerdem sprechen wir mit den Kindern darüber, woher die Dinge auf ihren Tellern kommen, wo sie wachsen, wie sie geerntet oder zubereitet werden, um ihnen schon früh ein Bewusstsein für Lebensmittel näherzubringen. Durch die offene Gestaltung der Küche können die Kinder bei der Zubereitung und Verarbeitung des Mittagessens zusehen. In der Kinderküche bekommen sie dann selbst die Möglichkeit, Nahrungsmittel zuzubereiten.
Diese Angebote begleiten wir sprachlich. So erfahren die Kinder ganz nebenbei viel über die Herkunft von Lebensmitteln.
Worin sehen Sie den Mehrwert dieser Handreichung für Erzieher:innen?
Jeder/jede Erzieher:in kennt die „Wieso? Weshalb? Warum?“ Bücher des Ravensburger Verlags. Sie sind fester Bestandteil des Alltags im Kindergarten oder in anderen Kinderbetreuungseinrichtungen. Das Schöne an den Büchern ist die Vielfältigkeit, die kindgerechten Illustrationen und die Möglichkeit, den Kindern auf diese Weise verschiedene Wissensbereiche näherzubringen. Den besonderen Mehrwert für Erzieher:innen sehen wir ganz klar darin, dass es aktuell kaum ein wichtigeres Thema gibt als den Umweltschutz. Die Jüngsten sind später diejenigen, welche auf unseren Planeten achtgeben müssen. Wieso dann nicht den Grundstein dafür so früh wie möglich legen? Wir bei Activekid wollen durch unser pädagogisches Konzept genau das tun: die Kinder zu verantwortungsvollen Menschen erziehen. Menschen die Sachen hinterfragen, respektvoll mit der Umwelt umgehen und sich stark machen für eine lebenswerte Welt.
Wie müssen Projektideen gestaltet sein, um sich leicht in Kitas umsetzen zu lassen?
Oft ist weniger mehr. Bei den Projektideen ist es wichtig, eine klare Linie zu fahren und die Kinder mit den Angeboten nicht zu überfordern. Kinder verlieren sonst schnell das Interesse an Dingen. Lieber mehrere kleine Projekte planen, statt Wissensvermittlung im großen Stil.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Ideen zum Beispiel auch zu Hause in der Familie umzusetzen?
So ziemlich alles was in der Handreichung abgebildet ist, lässt sich auf den Alltag zu Hause transferieren. Wichtig ist, dass Kinder auch von zu Hause mit auf den Weg bekommen, dass man nicht alles immer sofort wegschmeißen muss, sobald es kaputt ist, und dass Müll nicht gleich Müll ist. Oftmals kann man Dinge reparieren oder ihnen neues Leben einhauchen. Das geht auch mit wenig Material hervorragend zu Hause.
Der Deutsche Kitaverband, Bundesverband freier unabhängiger Träger von Kindertagesstätten e.V., gegründet im September 2018, ist das Sprachrohr der freien Kita-Träger in Deutschland und vertritt deren Interessen auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene. Weitere Informationen unter https://www.deutscher-kitaverband.de/
Die Ravensburger AG ist eine internationale Unternehmensgruppe mit mehreren renommierten Spielwarenmarken. Ihre Mission lautet: „Wir inspirieren Menschen zu entdecken, was wirklich wichtig ist.“ So fördern Ravensburger Angebote das Miteinander, vermitteln Wissen und soziale Fähigkeiten, bieten Entspannung und schaffen bleibende Erinnerungen. Die bedeutendste Marke des Unternehmens, das Ravensburger blaue Dreieck, ist eine der führenden europäischen Marken für Spiele, Puzzles und Kreativprodukte sowie für deutschsprachige Kinder- und Jugendbücher. Weltweit werden Spielwaren mit dem blauen Dreieck verkauft. Zudem erweitern die internationalen Marken BRIO und ThinkFun das Angebot der Unternehmensgruppe. Ravensburger ist seit seiner Gründung 1883 ein Familienunternehmen, geprägt von Tradition und gewachsenen Werten. 2021 erwirtschafteten 2.413 Mitarbeiter einen Umsatz von 636 Millionen Euro. https://www.ravensburger.de
Online-Seminar: Apps zur Wortschatzarbeit in Kita und Grundschule
Lesen mit App
Kinder lernen Sprache miteinander – also in der sozialen Interaktion. Indem wir mit Kindern erzählen, ihnen vorlesen und Handlungsbedarf- und denkbegleitend sprechen, hören sie Wörter und wenden diese selbst an. So unterstützen wir sie dabei, ihren Wortschatz zu erweitern. Dabei verknüpfen sie das gesprochene Wort mit einem Bild, das sie von dem Gegenstand oder der Tätigkeit haben. Ein mentales Lexikon entsteht, in dem sie die Begriffe ablegen und in Kategorien einsortieren.
Beim Vorlesen oder auch Schreiben verknüpfen Kinder Sprache und Schrift. Das spätere Lesen- und Schreibenlernen fällt Kindern leichter, wenn sie die Bedeutung der Wörter kennen, die gelesen oder auch geschrieben werden sollen. Denn geschriebene Sprache baut auf der gesprochenen Sprache auf. Sprache ist die Grundlage von Schrift.
Online-Seminar „Ich schenk Dir ein Wort – Apps zur Wortschatzarbeit in Kita und Grundschule
Leseförderung-Weiterbildungsprogramm der Freien Universität und der Akademie für literale und mediale Bildung
Ein von der Akademie für literale und mediale Bildung und der Freien Universität Berlin gemeinsam angebotenes Programm zur Förderung der Lese- und Sprachkompetenz von Kindern hat ein wichtiges Prüfsiegel erlangt. Alle 30 in diesem Jahr ausgerichteten Seminare und Workshops wurden vom Bundesverband Leseförderung e. V. (BVL) als Bausteine ihres Qualifizierungsprogramms „Lese- und Literaturpädagogik“ anerkannt.
Teil der „Leseförderung - analog und digital“ sind Präsenzveranstaltungen und Online-Seminare, die Interessierten die Teilnahme im gesamten deutschsprachigen Raum ermöglichen. Die Akademie für literale und mediale Bildung ist Anfang 2021 gegründet worden und kooperiert seit Januar dieses Jahres mit dem Weiterbildungszentrum der Freien Universität Berlin. Ihr Ziel ist es, professionelle Leseförderung in Schulen und in außerschulischen Institutionen zu verankern.
Das vielfältige Jahresprogramm der Partner-Institutionen bietet Seminare zur Förderung der Lesemotivation und Veranstaltungen zu Spracherwerb, Sprachentwicklung und „Mehrsprachigkeit als Chance“ sowie verstärkt Leseförderung mit digitalen Formaten an; gearbeitet wird dabei mit Büchern und mit Apps. „Wir freuen uns sehr über diese erfolgversprechende und inspirierende Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin“, betonte Bettina Braun, Mitgründerin der Akademie für literale und mediale Bildung. „Sie ist für uns und für unseren Bundesverband Leseförderung ein wichtiger Schritt bei der Professionalisierung der Leseförderung im deutschsprachigen Raum.“ Christiane Preißler, Bildungsreferentin im Weiterbildungszentrum der Freien Universität Berlin und verantwortlich für das Programm, unterstrich: „Gemeinsam wollen wir diejenigen erreichen und weiterbilden, die in unterschiedlichen Institutionen und Funktionen ein gemeinsames Ziel verfolgen, nämlich Kinder beim Erwerb von Lese- und Sprachkompetenz zu unterstützen.“
Das Angebot „Leseförderung analog und digital“ richtet sich an Teilnehmende der Weiterbildung „Lese- und Literaturpädagogik“ sowie an Beschäftigte in Bibliotheken und in Erziehungsberufen, an Lehrkräfte, Studierende, Referendarinnen und Referendare, ehrenamtliche Lesepatinnen und -paten sowie alle, die sich für die Sprach- und Leseförderung einsetzen. Anmeldungen sind ab sofort unter http://www.fu-berlin.de/wbz/lf möglich. Viele der lese- und literaturpädagogischen Dozierenden des Programms der Freien Universität sind Mitglieder der Akademie für literale und mediale Bildung und mit den Ansprüchen für die Qualifizierungsmaßnahme vertraut.
Die Akademie für literale und mediale Bildung bereitet ein Mentoring-Programm für Teilnehmende der Weiterbildung „Lese- und Literaturpädagogik (BVL)“ vor und bietet Online-Sprechstunden zu Fragen rund um die Weiterbildung an. Der nächste Termin dafür ist der 7. März, 18:30 – 19:30 Uhr. Interessierte melden sich bitte unter info@literatur-paedagogik.de .
Mehr über Lese- und Literaturpädagogik – Qualifizierungsprogramm des Bundesverbands Leseförderung e.V. (BVL) https://www.bundesverband-lesefoerderung.de/lese-und-literaturpaedagogik/
COPSY-Studie:Psychische Belastung von Jugendlichen und Kindern weiterhin hoch – aber leicht rückläufig
Trotz geöffneter Schulen und zugänglicher Freizeitangebote ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich durch die Corona-Pandemie psychisch belastet fühlen, weiterhin hoch. Zwar haben sich das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen leicht verbessert, jedoch leiden noch immer mehr Kinder und Jugendliche unter psychischen Auffälligkeiten als vor der Pandemie. Erneut sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien besonders betroffen. Das ist das Ergebnis der dritten Befragungsrunde der COPSY-Studie (Corona und Psyche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Die COPSY-Studie ist die erste bevölkerungsbasierte Längsschnittstudie bundesweit und gehört auch international zu den wenigen Längsschnittstudien.
„Nach einer langen Phase der Belastung zu Beginn der Pandemie haben sich die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen im Herbst 2021 leicht verbessert. Die Zahlen sind im Vergleich zu präpandemischen Daten zwar immer noch hoch, wir wissen aber auch, dass nicht alle Kinder, die belastet sind, mit einer Angststörung oder Depression reagieren. Die meisten Kinder und Jugendlichen werden die Krise vermutlich gut überstehen. Das gilt vor allem für jene aus stabilen Familienverhältnissen. Familie ist und bleibt eine der wichtigsten Ressourcen, um gut durch die Pandemie zu kommen. Wir merken in der dritten Befragung aber auch, dass das Ende der strikten Kontaktbeschränkungen, die Öffnung der Schulen sowie der Sport- und Freizeitangebote zum psychischen Wohlbefinden und zur Steigerung der Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen beitragen“, fasst Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der COPSY-Studie und Forschungsdirektorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE die aktuellen Studienergebnisse zusammen.
Lebensqualität, psychische Auffälligkeiten, Angst und Depression
Zwar hat sich die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen im Herbst 2021 wieder etwas verbessert, jedoch fühlen sich auch eineinhalb Jahre nach Pandemiebeginn mehr als ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.
Auch die psychischen Auffälligkeiten sind leicht zurückgegangen. So wiesen etwas weniger Kinder psychische Auffälligkeiten auf als bei den ersten beiden Befragungen. Es waren aber immer noch etwa zehn Prozentpunkte mehr als vor der Pandemie. Konkret sind Ängstlichkeit und depressive Symptome leicht zurückgegangen.
Trotz dieser leichten Verbesserungen fühlen sich immer noch acht von zehn Kindern und Jugendlichen durch die Corona-Pandemie belastet. Das Belastungserleben hatte im Pandemieverlauf zunächst zugenommen und sich nun in der dritten Befragung auf hohem Niveau stabilisiert. Dies äußert sich auch darin, dass psychosomatische Stresssymptome wie Gereiztheit, Einschlafprobleme und Niedergeschlagenheit im Vergleich zu vor der Pandemie weiterhin deutlich häufiger auftreten und Kopf- und Bauchschmerzen sogar noch einmal leicht zugenommen haben.
Gesundheitsverhalten
Das Gesundheitsverhalten hat sich im Verlauf der Pandemie wieder etwas verbessert. Etwa jedes fünfte Kind isst zwar noch mehr Süßigkeiten als vor der Pandemie. Dafür ist der Medienkonsum etwas zurückgegangen und die Kinder und Jugendlichen machen wieder mehr Sport als bei den ersten beiden Befragungen.
Familie und Schule
In der dritten Befragung berichten die Kinder und Jugendlichen über weniger Streit in der Familie, über weniger schulische Probleme und ein besseres Verhältnis zu ihren Freund:innen im Vergleich zu den Befragungen davor. Schüler:innen, die sich selbst gut strukturieren und planen können, kommen mit den durch die Pandemie veränderten schulischen Anforderungen besser klar. Dennoch bleiben Belastungen in Familie und Schule weiterhin deutlich höher als vor der Pandemie. Trotz überwiegend geöffneter Schulen erlebt rund die Hälfte der Kinder und Jugendlichen Schule und Lernen weiterhin als anstrengender im Vergleich zu vor Corona.
Auch der Großteil der Eltern (etwa 80 Prozent) fühlt sich weiterhin durch die Pandemie belastet. Dennoch haben die Eltern signalisiert, den Alltag besser organisiert zu bekommen und geben auch insgesamt weniger depressive Symptome an.
Über die Studie
In der COPSY-Studie untersuchen die UKE-Forschenden die Auswirkungen und Folgen der Corona-Pandemie auf die seelische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Sie haben dafür nach den Sommerferien von Mitte September bis Mitte Oktober 2021 mehr als 1100 Kinder und Jugendliche und mehr als 1600 Eltern mittels Online-Fragebogen befragt. Fast 75 Prozent der befragten Kinder und Eltern hatten bereits an der ersten Befragung nach dem ersten Lockdown im Mai/Juni 2020 und an der zweiten Befragung während des zweiten Lockdowns im Dezember 2020/Januar2021 teilgenommen. Die 11- bis 17-Jährigen füllten ihre Fragebögen selbst aus. Für die 7- bis 10-Jährigen antworteten die Eltern. Auch dieses Mal bilden die Befragten die Bevölkerungsstruktur von Familien mit Kindern im Alter von 7 und 17 Jahren ab.
Literatur
Ravens-Sieberer, U, Kaman, A et. al. Child and adolescent mental health during the COVID-19 pandemic: Results of the three-wave longitudinal COPSY study. 2022. Preprint.
Aus der Forschung: Wie Lockdowns die frühkindliche Entwicklung beeinflussen
Forscherinnen und Forscher aus 13 Ländern haben die Auswirkungen des ersten Covid-Lockdowns bei 2.200 Säuglingen und Kleinkindern im Alter von acht bis 36 Monaten untersucht. Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber, wie sich der Lockdown auf den Spracherwerb und die Bildschirmzeit der Kinder ausgewirkt hat.
Die Ergebnisse einer Studie zur Sprachentwicklung, welche die Universität Oslo mit Beteiligung der Universität Göttingen durchgeführt hat, sind in der Fachzeitschrift Language Development Research erschienen. Die Ergebnisse einer zweiten Studie zur Bildschirmzeit, welche von der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen und der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst in der Schweiz durchgeführt wurde, sind in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen.
Kurz nach Beginn des Lockdowns Anfang März 2020 wurden die Eltern in 13 Ländern gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen. Dieser enthielt Fragen zum Alter des Kindes, zum Kontakt mit verschiedenen Sprachen, zur Anzahl der Geschwister und zur Entwicklung des Wortschatzes des Kindes. Nach Ende des Lockdowns wurden die Eltern erneut kontaktiert. Die Forscherinnen und Forscher befragten sie zu den Aktivitäten, die sie mit ihrem Kind während des Lockdowns unternommen hatten, zu der Zeit, in der ihr Kind – sowohl während des Lockdowns als auch davor – Zugang zu Bildschirmen hatte, sowie zu der Frage, wie viel Zeit sie selbst am Bildschirm verbracht hatten. Sie baten die Eltern außerdem, einen standardisierten Wortschatzfragebogen auszufüllen, in dem die Anzahl der Wörter angegeben wurde, die ihr Kind zu Beginn und am Ende des Lockdowns verstand und/oder sagte. So konnte das Team berechnen, wie die Anzahl der Wörter während des Lockdowns zugenommen hatte.
Kinder, denen häufiger vorgelesen wurde, lernten nach Angaben der Betreuungspersonen mehr Wörter als Gleichaltrige, denen weniger häufig vorgelesen wurde. Kinder, die vermehrt mit Bildschirmen in Berührung kamen, lernten weniger Wörter als ihre Altersgenossen mit weniger Bildschirmzeit. Darüber hinaus zeigt die Studie zur Bildschirmzeit, dass Kinder während des Lockdowns mehr Zeit vor dem Bildschirm verbrachten als zuvor. Je länger der Lockdown dauerte, desto länger war die gewährte Bildschirmzeit. Sie war zudem in Familien mit geringerer Schulbildung länger und in Familien, in denen die Eltern angaben, den Bildschirm selbst länger zu nutzen. Die Studie zur Sprachentwicklung zeigt jedoch auch, dass die Kinder während des Lockdowns insgesamt mehr Wörter lernten als erwartet.
„Dass sich Eltern-Kind-Aktivitäten auf den Wortschatzzuwachs des Kindes auswirken, ist ein wichtiges Ergebnis, wenn man bedenkt, dass wir in unserer Studie die Veränderungen im Wortschatz der Kinder über einen durchschnittlichen Zeitraum von etwas mehr als einem Monat bewertet haben“, sagt Prof. Dr. Julien Mayor von der Universität Oslo. Prof. Dr. Natalia Kartushina, ebenfalls von der Universität Oslo, fügt hinzu: „Dies deutet zwar darauf hin, dass die relativ kurze Isolation keine nachteiligen Auswirkungen auf die Sprache von Kleinkindern hatte, aber angesichts der außergewöhnlichen Umstände, denen die Kinder und ihre Eltern während dieser Zeit ausgesetzt waren, sollten wir vorsichtig sein mit der Annahme, dass dies auch für normale Zeiten oder für längere Schließungen gilt.“
Die Autorinnen und Autoren führen die erhöhte Bildschirmzeit unter anderem auf die Corona-Maßnahmen zurück: In vielen Ländern wurden Kindertagesstätten, Sporteinrichtungen und Spielgruppen für Kinder geschlossen. „Viele Betreuungspersonen befanden sich in der neuartigen Situation, ihre Kleinkinder den ganzen Tag über zu Hause zu betreuen und zu unterhalten, ohne auf andere Aktivitäten zurückgreifen zu können – und dies zusätzlich zu ihren anderen Verpflichtungen. Ihr Kind länger vor dem Bildschirm zu lassen, ist eine verständliche Lösung für diese noch nie dagewesene Situation, in der die Betreuungspersonen mit mehreren Aufgaben jonglieren mussten – Meetings bei der Arbeit oder Hausarbeiten, die Konzentration erfordern, zusammen mit einem kleinen Kind, das unterhalten werden muss. Das kennen viele von uns“, sagt Hauptautorin Prof. Dr. Nivedita Mani von der Universität Göttingen.
Für das Team ist es deshalb nachvollziehbar, dass auch kleine Kinder, die keine Online-Schulpflicht oder Anwesenheitspflicht hatten, während des Lockdowns mehr Zeit am Bildschirm verbrachten. Nichtsdestotrotz finden die Autoren es beruhigend, dass die Kinder trotz der erhöhten Bildschirmzeit mehr Wörter lernten als vor der Pandemie. Dies ist möglicherweise auf andere Aktivitäten zurückzuführen, die Eltern mit ihren Kindern während des Lockdowns unternahmen.