April 2019

Top Themen Ernährung

Spiel- und Lernort Küche – Gemeinsames Kochen ist ganzheitliches Lernen

Ernährung ist die Grundlage unseres Lebens. Darüber wollen Kinder schon früh jede Menge erfahren. Beim gemeinsamen Zubereiten von Speisen entsteht aus der Küche ein Spiel- und Lernort, der alles Sinne gleichzeitig anspricht. Es duftet nach Kräutern und Gewürzen. Obst und Gemüse leuchten in bunten Farben und der Deckel klappert auf dem Topf. Vor allem gibt es jede Menge zum Schnippeln und Kneten, zum Schmecken und Ausprobieren.

Kinder lernen durch Nachahmen, Kinder lernen durch Mitmachen und besonders das Kochen ist ein Vergnügen, bei dem Kinder immer gern mithelfen. Oft fehlt die Zeit, es ist hektisch und ohne die kleinen Fingerchen geht es manchmal schneller und einfacher. Trotzdem oder auch gerade deshalb sollte es einen Tag in der Woche geben, an dem Kinder und Erwachsene miteinander Kochen.

Wählen Sie einen ganz bestimmten Tag, planen Sie den Einkauf gemeinsam und zeigen Sie den Kindern, worauf Sie beim Kauf der Lebensmittel achten. Wann spielt der Preis eine Rolle und bei welchen Lebensmitteln achten Sie eher auf die Qualität? Wo kaufen Sie Obst und Gemüse und was noch viel wichtiger ist, wo kommt es eigentlich her?

Machen Sie einen Geschmackstest mit Tomaten, bei denen die Unterschiede zwischen sehr wässrigen und aromatischen besonders hoch sind. Fragen Sie die Kinder aber auch nach ihren eigenen Vorlieben und ermuntern Sie sie, Kleinigkeiten zu probieren, um die sie bisher immer einen großen Bogen gemacht haben.

Auf diese Art und Weise gelingt es Ihnen vielleicht, die Neugier der Kinder zu wecken und sie an verschiedene Lebensmittel heranzuführen. Es muss nicht alles schmecken, es muss auch nicht alles aufgegessen werden, was nicht schmeckt – aber probieren kann man.

Suchen Sie nach Gerichten, die Sie ganz einfach gemeinsam mit den Kindern kochen können. Mit ein wenig Übung übernehmen die Kinder nach und nach mehr Aufgaben übernehmen. Anhand der Rezepte verstehen die Kinder schnell, dass es beim der Zubereitung von Speisen auch auf die Reihenfolge ankommt. Erklären Sie den Kindern auch, wo Gefahren lauern, etwa bei der heißen Herdplatte oder an der scharfen Seite des Messers. Kinder verstehen das. Lassen Sie sie nicht allein, aber trauen Sie ihnen etwas zu.

Vorbereitungen

1. Hände waschen:

Beim Kochen sollten Sie Ihren Kindern ein paar Grundregeln von Anfang an vermitteln. Wer kochen möchte, der muss sich die Hände waschen. Wir fassen täglich so viele Dinge an, die wir nicht in den Mund stecken würden – warum sollten wir damit unser Essen berühren?

2. Arbeitsfläche:

Wir haben das Rezept ausgewählt und alle Zutaten sind eingekauft. Nun werden sie zurechtgelegt. Eigentlich nutzen wir dazu die Arbeitsplatte. Für Kinder kann die Arbeitsplatte aber ein Problem darstellen, denn sie ist oftmals zu hoch. Daher ist ein Tisch viel besser geeignet. Hier können die Kinder sitzen und haben viel besser die Möglichkeit in das Geschehen einzugreifen. Solange nicht am Herd gearbeitet werden muss, ist der Tisch die bessere Arbeitsfläche.

3. Aufräumen:

Wir können die ganzen Aufräumarbeiten natürlich auf das Ende des Kochens schieben. Besser ist es jedoch, wenn wir schon zwischendurch all die Dinge abspülen und wegräumen, die nicht mehr benötigt werden. Das geht einfacher und schneller. Außerdem kann so weniger umfallen. 

4. Gemüse und Obst:

In den Tropen gilt der Satz: Wasch es, schäl es, koch es oder vergiss es! Eigentlich sollte dieser Satz in jeder Küche Beachtung finden. Obst und Gemüse wandern durch so viele Hände, dass es besser ist, sie vor dem Essen zu waschen. Selbst wenn sie aus dem eigenen Garten kommen, ist nicht gewährleistet, dass sie immer sauber sind.

5. Probieren:

Wer kocht muss probieren. Bringen Sie den Kindern gleich von Anfang an bei, mit zwei Löffeln zu probieren. Den einen Löffel tauchen Sie in die Speise, dann tropfen Sie damit auf den anderen. So benutzen Sie nicht den schon abgeschleckten Löffel zum Umrühren.

6. Tisch decken und genießen:

Wer sich Mühe gibt beim Kochen, der soll auch das Essen genießen dürfen. Decken Sie den Tisch schön und nehmen Sie sich genug Zeit für die Mahlzeit. So wird auch das Essen zu einem Erlebnis.

Anleitung für Kochschürzen

Diese Schürzen sind ganz einfach und vor allem für Menschen gedacht, die nicht oft nähen und daher schnell zu einem Ergebnis kommen möchten. Basteln Sie eine solche Schürze gemeinsam mit den Kindern. Das macht Spaß und stimmt auf die gemeinsame Unternehmung Kochen ein.

Sie brauchen nur ein schickes Küchenhandtuch, einfarbig oder bunt, ganz wie Sie wollen. Dieses wird vorher einmal gewaschen und dann können Sie gleich anfangen.

Legen Sie das Handtuch im Hochformat auf den Tisch. Die oberen beiden Ecken werden halbkreisförmig herausgeschnitten. Nähen Sie die herausgeschnittenen Teile an der kurzen geraden Seite zusammen und Sie erhalten eine Tasche, die Sie nur noch entlang der halbrunden Seite aufnähen müssen. Wenn Sie unterschiedliche

Handtücher verwenden, können Sie die Taschen und Schürzen untereinander mischen. Oben wird ein Band für den Hals befestigt und in der Taille ein weiteres zum Zubinden. Die entstandenen Schnittkanten können sie schnell mit der Maschine im Zickzackstich einfassen, damit sie nicht ausfransen.

Und schon sind die Schürzen fertig!

Anleitung für Kochmützen

Ein richtiger Koch hat nicht nur eine Schürze sondern auch eine Mütze. Die Mütze ist noch viel wichtiger, denn die verhindert, dass Haare in das Essen hineinfallen. So eine Mütze ist ganz einfach und schnell herzustellen.

Material:

  • ein Streifen aus Tonpapier, etwa fünf cm länger als der Kopfumfang und fünf cm hoch
  • ein Stück Krepppapier, so lang wie der Tonpapierstreifen und 20 cm hoch
  • Tacker
  • Klebeband
  • Flüssigkleber

Kleben Sie das Krepppapier so zusammen, dass die beiden 20 Zentimeter langen Seiten bis zu einer Höhe von 15 Zentimetern verbunden sind. Die beiden Seiten sollten sich dabei um zwei cm überlappen. Das obere Ende, dort wo die Mütze nicht zusammengeklebt wurde, drehen Sie ein wenig zusammen und fixieren es dann mit dem Klebeband. Danach ziehen Sie die Mütze auf links. Nun kleben Sie den Papprand unten in die Mütze hinein. Dabei steht der Rand ungefähr drei Zentimeter über. Knicken Sie ihn nach außen und kleben Sie ihn von außen auch auf die Mütze.

Nun tackern Sie den Rand noch fest, damit die Mütze länger hält! Richtige Kochmützen sind meistens weiß – aber es spricht nichts dagegen die Mütze in der Lieblingsfarbe des kleinen Kochs oder der kleinen Köchin zu gestalten.

Gemüsesuppe für vier Suppenkasper

Zutaten:

  • 1 Liter Wasser
  • 2 Würfel Gemüsebrühe
  • 1 Prise Salz
  • buntes Gemüse, z. B. Broccoli, Blumenkohl, Lauch, Kartoffeln, Paprika, Kürbis, Zwiebeln, Rosenkohl, Bohnen, Möhren, Kohlrabi
  • frische Kräuter: z. B. Petersilie, Schnittlauch, Majoran, Estragon 

Materialien:

Messer, Schneidbrettchen, Kartoffelschäler, Topf, Löffel 

Zubereitung:

Wasser mit Brühwürfeln und einer Prise Salz zum Kochen bringen.bGemüse waschen, putzen, schälen und in kleine Würfel schneiden. Zunächst die harten Gemüsearten ins Wasser geben, die länger brauchen, bis sie gar sind, wie z. B. Kartoffeln und Blumenkohl.

Nach zehn Minuten das restliche Gemüse hinzugeben. Weitere 20 Minuten bei mittlerer Hitze unter gelegentlichem Umrühren kochen lassen.

Dann die fein gehackten Kräuter hinzugeben und noch einmal fünf bis zehn Minuten kochen lassen.

Heiß servieren; dazu passt Brot!

Besonders beachten:

Gemüse sollten Sie besonders gründlich waschen. Gelegentlich findet man den Hinweis, dass Obst und Gemüse aus Umweltschutzgründen in einer Schale gewaschen werden können. Solange es sich nur um Verunreinigungen wie Sand und Erde handelt, ist das in Ordnung. Diese sinken dann in der Schale nach unten. Bakterien und eventuelle Reste von Pflanzenschutz- und Düngemitteln lassen sich jedoch besser unter fließendem Wasser abwaschen.

Tipps:

Gemüse aus Konserven können Sie bedenkenlos verwenden. Oft ist es sogar vitaminreicher als „frisches“. Letzteres wird oftmals unreif geerntet und reift dann während des Transportes nach. Dabei werden viele Vitamine und Mineralstoffe erst gar nicht gebildet. Gemüse aus der Dose wurde in der Regel reif geerntet und dann direkt verarbeitet.

Die Kräuter können Sie entweder klein gehackt der Suppe beifügen oder zu einem Sträußchen gebunden, das Sie nach dem Kochen wieder entfernen.

Variationen:

Die Suppe können Sie auch pürieren. Manche Kinder mögen das bunte Durcheinander auf dem Teller nicht und beginnen zu stochern und auszusortieren.

Statt Brot dazu zu reichen, können Sie auch (altes, hartes) Brot in Würfel schneiden, diese in der Bratpfanne in Butter und mit Salz anbraten und dann am Tisch über die Suppe geben. Das schmeckt besonders bei der pürierten Version gut, da es etwas „Biss“ in die Suppe bringt. 

Reste:

Reste der Gemüsesuppe lassen sich mühelos einfrieren und schnell wieder auftauen. Das ist besonders praktisch, wenn es mal richtig schnell gehen muss!

Große Mengen:

Diese Suppe können Sie bedenkenlos in großen Mengen kochen. Vervielfachen Sie die Mengenangaben für das Rezept einfach. Gute Gelegenheiten für einen Teller Suppe bieten sich viele.

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von  Manon Sander mit dem Titel „Kochen und Backen mit Kindern entnommen. Das Buch ist bei Oberstebrink erschienen.

Kochen und Backen mit Kindern
Alles, was Kinder gerne essen und über Ernährung wissen sollten
Manon Sander
Oberstebrink
ISBN: 9783934333482
7,95 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de




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Beim Essen sollten wir das Klima nicht vergessen

Wie der Deutsch-Chinesische Kindergarten in Hamburg zum klimafreundlichen Frühstück kam

„Angefangen hat alles mit der Frage: Woher kommt eigentlich die Milch?“ Tanja Meyer Marelja, Leiterin des Deutsch-Chinesischen Kindergartens in Hamburg lacht. Im Herbst 2017 kam diese Frage durch Zufall auf und die Antwort der Kinder erstaunte die pädagogischen Fachkräfte: „Na aus dem Supermarkt!“

Seitdem ist das Thema Ernährung in der Kita ein Dauerbrenner. Tanja Meyer Marelja erklärt: „Das kommt allein schon durch die kulturellen Unterschiede, die vor allem unsere chinesischen Kinder in den Alltag mit einbringen. Die Tatsache, dass die Kinder aber wirklich nicht wussten, wo Eier, Bananen und Nudeln ihren Ursprung haben, nahmen wir zum Anlass für unser Jahresprojekt ,Beim Essen wollen wir das Klima nicht vergessen’.“

Es ist nicht egal, was, wann und wo wir kaufen

Ein Besuch auf dem Wochenmarkt brachte den Kindern erste wichtige Erkenntnisse. Viele Lebensmittel, die es im Supermarkt zu kaufen gibt, suchten sie bei den Händlern auf dem Markt vergebens. Keine Erdbeeren oder Kirschen im Herbst, keine Kürbisse und Pflaumen im Frühling. Dafür war es um so spannender zu entdecken, was aktuell bei uns in der Region wächst. Die Erzieherinnen und Erzieher des Deutsch-Chinesischen Kindergartens nutzten die Markterlebnisse, um mit den Kindern über Saisonalität und Regionalität zu sprechen und spannten damit den Bogen zum Thema Klimaschutz.

„Auf einer Weltkarte schauten wir nach, wo die Länder liegen, aus denen Ananas und Bananen kommen und stellten Vermutungen dazu an, wie lange sie zu uns brauchen. Die Kinder verstanden sofort, dass Obst und Gemüse, das von weit her mit Flugzeugen, Schiffen oder LKW zu uns transportiert werden muss, die Umwelt mit Abgasen schädigt.“ Beeindruckt erzählt Grit Holz weiter: „Die Kinder sagten dann, dass wir also immer Nahrungsmittel vom Wochenmarkt aus der Nähe kaufen und nur das essen sollten, was auch in den Jahreszeiten wächst. Oder wir sollten eben selbst Gemüse anpflanzen.“

Kinder stellen Butter her

Jeder Bissen kann das Klima schützen

Gesagt getan. Die Kita bestellte ein kleines Gewächshaus, welches die Kinder sofort mit Paprika bepflanzten. Die kleinen Gärtner stärkten durch die Pflege ihres Gemüses nicht nur ihr Verantwortungsbewusstsein, sie waren auch mächtig stolz auf ihre erste Ernte. Seit dem Wochenmarktbesuch wird im Kindergarten regelmäßig Brot gebacken und Butter hergestellt. Außerdem zog eine Flockenquetsche ein, mit der die Kinder ihr Müsli nun selbst zubereiten.

Kita-Leiterin Tanja Meyer Marelja ist von dem Gedanken des Selbermachens überzeugt. „Wir haben festgestellt, dass wir damit auch in der Kita einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Viele Schritte sind so einfach und es macht uns allen Spaß, sie zu gehen. Indem wir einige Lebensmittel selbst herstellen, wissen wir zum einen genau, was drin ist und erkennen den Wert unserer Nahrungsmittel. Zum anderen erleben wir den Aufwand, der hinter der Lebensmittelproduktion steckt und können gleichzeitig eine Menge Abfall einsparen.“

Mit Henne und Kuh lernen

Zum Highlight des Ernährungsprojekts wurde der Besuch eines echten Huhns in der Kita. Die Kinder durften es streicheln, füttern, und der Halterin alle Fragen stellen, die ihnen in den Sinn kamen. „Wir haben in diesem Zuge mit den Kindern auch die Themen Fleischkonsum und Tierhaltung besprochen“, sagt Grit Holz. „Auf Initiative der Kinder haben wir beschlossen, unseren Fleischkonsum in der Kita zu reduzieren und mehr vegane Alternativen anzubieten.“ Durch die aufgeworfenen Frage eines Jungen, wieso aus manchen Eiern Hühner und aus anderen Frühstückseier werden, wurde ein Besuch auf dem Bauernhof eingerichtet. Hier konnten die Kinder nicht nur die dort lebenden Tiere kennenlernen, sondern schließlich auch mit eigenen Augen sehen, woher nun tatsächlich die Milch kommt. Auch die Frage nach den Frühstückseiern ließen sie sich vom Bauern beantworten.

Besuch auf dem Bauernhof

Klimaschonende Ernährung – gut für uns und die Umwelt

Zum Abschluss ihrer Bildungsaktivitäten zum Thema Ernährung veranstaltete der Deutsch-Chinesische Kindergarten im Rahmen des Hamburger KLIMAfuchs-Projekts ein großes Klimafrühstück mit regionalen und saisonalen Speisen, zu dem auch alle Eltern eingeladen wurden. Hieraus entstand die Idee, zukünftig eine wöchentlich stattfindende Kochgruppe mit den Eltern zu initiieren und einmal im Monat ein chinesisches Frühstück anzubieten. Außerdem bewarb sich die Kita mit ihren Aktivitäten im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung für die Auszeichnung als KITA21 (s. unten).

„Durch all unsere Aktivitäten haben die Kinder, aber auch die Eltern und wir, ein Gefühl für Lebensmittel entwickelt. Wir wissen über die Herstellung Bescheid, können uns für gesunde Ernährung begeistern und dabei eben auch die Umwelt schützen“, so Tanja Meyer Marelja und Grit Holz über ihre gelungene Arbeit. Sie werden das Projektthema zukünftig weiterführen und es um andere Aspekte wie Energie oder Plastikvermeidung erweitern.

(Autorin: Susann Meyer, S.O.F. Save Our Future - Umweltstiftung)

Hintergrund

Für ihre Bildungsarbeit im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhielt der Deutsch-Chinesische Kindergarten im September 2018 zum zweiten Mal die Auszeichnung als „KITA21“. Diese wird von der S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung aus Hamburg vergeben, die damit Kindertageseinrichtungen ehrt, die sich auf den Weg zu einem Lernort für zukunftsfähiges Denken und Handeln gemacht haben.
Die S.O.F. bietet das KITA21-Verfahren 2019 erstmalig in ganz Schleswig-Holstein an. Pädagogische Fachkräfte können sich für Fortbildungen in Lübeck und Kiel sowie Kitas für Teamfortbildungen anmelden. Ermöglicht wird dies durch eine Förderung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren Schleswig-Holstein. 
Weitere Infos und Anmeldung: 
https://www.kita21.de/termine/fortbildungen/


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Zu viel Zucker für Kinder und Jugendliche

Konsum rückläufig aber trotzdem zu hoch

Die Studie ist nun im „European Journal of Nutrition“ veröffentlicht worden. Eine hohe Zuckerzufuhr wird mit einem höheren Risiko für verschiedene Krankheiten wie Zahnkaries, Übergewicht und Adipositas sowie Herzkreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Aus diesem Grund begrenzte die Weltgesundheitsorganisation 2015 die Zufuhrempfehlung von freiem Zucker auf maximal zehn Prozent der Tagesenergieaufnahme. Seit 2018 schließt sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung dieser Empfehlung an. Mit freiem Zucker ist der Zucker in der Nahrung gemeint, der vom Hersteller oder bei der Zubereitung im Haushalt zugefügt oder der natürlich in Säften enthalten ist. Der Gesamtzucker berücksichtigt dagegen den kompletten Zuckergehalt eines Lebensmittels einschließlich des natürlich enthaltenen Zuckers.

Ein Team aus Wissenschaftlerinnen der Universitäten Paderborn und Bonn untersuchte den Zuckerkonsum von 1.312 Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 18 Jahren. In den Jahren von 1985 bis 2016 wurden im Rahmen der DONALD-Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) für diese Teilnehmer Drei-Tage-Wiegeprotokolle und damit auch der Anteil an freiem und Gesamt-Zucker erfasst.

Langzeituntersuchung an 700 Heranwachsenden

Bei der DONALD-Studie handelt es sich um eine Langzeituntersuchung zur Auswirkung der Ernährung auf den Menschen, die vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert wird. Dieses Forschungsprojekt wird außerdem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gefördert.

An der Studie nehmen derzeit 700 gesunde Kinder und Jugendliche teil. Bei den Probanden werden seit 1985 vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter in regelmäßigen Abständen detaillierte Daten zu Ernährung, Wachstum, Entwicklung, Stoffwechsel und Gesundheitsstatus erhoben. Seit Januar 2012 gehört die in Dortmund durchgeführte Langzeitstudie als Außenstelle zum Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften (IEL) der Universität Bonn.

An der Auswertung der Zuckertrendanalysen arbeiteten Wissenschaftlerinnen der DONALD-Studie in Kooperation mit Prof. Dr. Anette Buyken von der Universität Paderborn. Insgesamt wurden 10.761 Drei-Tage-Wiegeprotokolle auf Alters- und Zeittrends in der Zuckeraufnahme untersucht. Demnach nahm die Zufuhr an freiem Zucker in den Jahren von 2005 bis 2016 leicht ab, lag aber immer in diesen Jahren im mittleren Wert noch bei über 16,3 Prozent der Tagesenergieaufnahme.

Vermutlich wird noch mehr Zucker verzehrt

„Auch wenn der Rückgang der Zuckeraufnahme bereits eine erfreuliche Entwicklung ist, liegt die Zufuhr noch weit über den Empfehlungen“, sagt Dr. Ute Alexy von der Universität Bonn, die die DONALD-Studie leitet. Da die Studienteilnehmer aus Familien mit einem hohen sozioökonomischen Status kommen, liege die Zuckerzufuhr in der Gesamtbevölkerung in Deutschland vermutlich noch deutlich höher. „Es reicht aber sicher nicht aus, weiter über die negativen Auswirkungen einer hohen Zuckerzufuhr aufzuklären. Vielmehr bedarf es einer abgestimmten Kombination von ernährungspolitischen Maßnahmen zur Verringerung des Zuckerzusatzes in unseren Lebensmitteln“, sagt die Paderborner Professorin Dr. Anette Buyken.

Außerdem hatte das Alter einen Einfluss auf den Konsum an Süßem: Der Anteil von Gesamtzucker an der Energiezufuhr nahm mit zunehmendem Alter ab. Dagegen hatten die jüngsten Probanden im Alter von drei bis vier Jahren die niedrigste Zufuhr an zugesetzten Zuckern. „Wir vermuten eine Verschiebung der Zuckeraufnahme aus natürlichen Quellen wie Obst und Fruchtsäften mit steigendem Alter hin zur verstärken Zuckeraufnahme aus Süßigkeiten, Getränken und gesüßten Milchprodukten“, sagte Ines Perrar, Doktorandin an der Universität Bonn. „Dies soll anhand weiterer Analysen untersucht werden.“ Die Wissenschaftlerinnen erforschen derzeit, ob der Rückgang des Verzehrs spezieller Lebensmittelgruppen für die Abnahme der Zuckeraufnahme verantwortlich ist und ob die Trendanalysen anhand der Nutzung eines Biomarkers bestätigt werden können.

Quelle: Pressemitteilung Uni Paderborn


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Vier Beste Freunde fürs Leben

Die neuen Joyk®-Puppen bei Dusyma sind vier Beste Freunde, die gemeinsam durchs Leben gehen. Gleichzeitig demonstrieren sie die Vielfalt in unserer Welt. Denn das Besondere ist die unterschiedliche Herkunft der einzelnen Puppen. So findet jedes Kind seinen individuellen Lieblingscharakter, mit dem es sich identifizieren kann. Die Puppen regen zu Rollenspielen und Sprachanlässen an. Die Gelenke der Puppen lassen sich leicht biegen. So entsteht eine natürliche Körpersprache. Die Puppen können sitzen und mit geraden Beinen liegen. Inhalt/Material: 4 Biegepuppen, Körper aus hautsympathischem Stretchmaterial, Kleider und Schuhe zum An- und Ausziehen. Maße: Mädchen mit rotem Kleid und Schleifen im Haar 20 cm hoch.

UVP 118 Euro


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Klangspiele und Spiellieder für Körper und Geist

Eckart Bücken: Bei uns spielt die Musik

„Musik umgibt uns überall, ist Bestandteil unseres Lebens und wirkt auf uns von Kindesbeinen an“, schreibt der Spielpädagoge Hajo Bücken im Vorwort des Buches seines Bruders Eckart. Er weißt auf die mannigfache Bedeutung hin, die Musik für die Entwicklung des Menschen von Kleinkindbeinen an haben kann … für die Psyche, den Verstand und die Motorik. Um so erstaunlicher scheint es vor diesem Hintergrund, dass der Anteil musikalischer Aktivitäten in den Einrichtungen deutlich zurückgegangen ist.

Schon vor einigen Jahren hat der Musiker und Sozialpädagoge Eckart Bücken mit „Bei uns spielt die Musik“ ein Praxisbuch für Krippen und Kitas verfasst, das für Kinder und ErzieherInnen gleichermaßen einen einfachen Zugang zur Musik schafft. Vornehmlich geht es um Klangspiele und Spiellieder. Bücken beginnt beim Grundsätzlichen. Die Stimme, Klänge und Geräusche, aber auch Körperklänge und Rhythmus stehen am Anfang. Das Trommeln hat hier eine zentrale Bedeutung. Und dann folgen eine Fülle von Liedern, bei denen nicht nur gesungen, sondern auch geklatscht, getanzt und gespielt wird. Mitmachlieder, geistliche Lieder, altbekannte Kinderlieder, Musikgeschichten und Lieder für Feste und Feiertage sind mit dabei. Hinzu kommen viele Anleitungen und praktische Anregungen für die Spielleiter, die sich auf neue Erfahrungen und Entdeckungen gemeinsam mit den Kindern freuen dürfen.

Eckart Bückens Buch ist bestens geeignet für alle, die noch Platz für Musik und Bewegung im Betreuungsalltag mit den Kindern finden.

Bibliographie:

Eckart Bücken
Bei uns spielt die Musik
Klangspiele und Spiellieder
Taschenbuch, 96 Seiten
BurckhardtHaus-Laetare
ISBN 978-3-944548-14-2
9,90 €




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Mal- und Rätselspaß mit Feuerwehrmann Sam – dem Helden von nebenan

Feuerwehrmann Sam rettet zusammen mit seinem Team täglich die Bewohner in Pontypandy aus brenzligen Situationen. Sicherheit, Mut, Hilfsbereitschaft und die Gemeinschaft stehen bei jedem Einsatz besonders im Vordergrund. Mit tollen Malvorlagen und spannenden Rätseln zum Ausrucken können diese Themen jetzt auch spielerisch zu Hause oder im Kindergarten vermittelt werden.

Kindergartenaktion: „Stets sicher mit Feuerwehrmann Sam“ 

Sicheres Verhalten in Gefahrensituationen und wie man diese bestmöglich vermeidet spielt bereits im frühen Kindesalter eine wichtige Rolle. Feuerwehrmann Sam und sein Team unterstützen jetzt bei der kindgerechten Vermittlung von Sicherheitstipps im Kindergartenalltag!



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Ostern mit Marcus und Luise

Zum Vorlesen und als Gesprächsanlass

Weder Mama noch Wecker brauchte Marcus morgens, um wach zu werden. Denn an jedem Wochentag weckte ihn früh um sieben das Läuten der Kirchenglocken. Dann drehte er sich noch mal auf die andere Seite und hörte den Glocken zu: Erst begann die große mit dem tiefen Klang zu schlagen. Dann stimmten die anderen nach und nach ein. Schließlich läuteten alle Glocken volle Pulle, wurden wieder leiser; bald hörte man nur noch ab und zu einen Glockenton, zuletzt schlug die große noch zwei-, dreimal – dann war wieder Ruhe. Zeit zum Aufstehen!

Marcus mochte den Glockenklang – und fand es daher schade, dass die Glocken am Karfreitag zum vorerst letzten Mal läuteten. Er wusste, warum: An diesem Freitag vor vielen hundert Jahren war Jesus gestorben. Deshalb schwiegen die Glocken. Am Freitagabend, am gesamten Samstag hörte man keinen Ton von ihnen. Erst Sonntag früh, wenn die Sonne aufging, erklangen sie wieder. Klar, denn am Ostersonntag war Jesus damals auferstanden.

Und weil die Glocken so viele Stunden schweigen mussten, schien es, als ob sie am Ostersonntag besonders fröhlich läuteten. Der Ostersonntag war überhaupt einer der schönsten Tage des Jahres. Marcus freute sich auf das Osterfrühstück mit den buntgefärbten Eiern, auf den Familiengottesdienst, der mit einem Osterfeuer vor der Kirche begann und natürlich auf das Suchen der Osternester. Das würde heute dreimal passieren: erst auf der Kirchwiese, dann daheim und schließlich noch am Nachmittag bei Oma und Opa.

Ach ja – und dann war da in diesem Jahr noch etwas ganz Besonderes: Sehr zeitig, noch vor dem Frühstück, würde die ganze Familie spazieren gehen. Könnte ja sein, dass der Osterhase schon unterwegs war und dabei ein paar Süßigkeiten verloren hatte.

Papa hatte erzählt, solch ein Osterspaziergang frühmorgens sei eine alte Tradition – also, das täten die Leute schon seit vielen, vielen Jahren. So, wie die Frauen damals am Ostermorgen zum Grab von Jesus gelaufen seien und dann festgestellt hätten, dass Jesus gar nicht mehr tot sei. Und weil die Frauen unterwegs noch ganz traurig waren, wird bei so einem Osterspaziergang nicht geredet. Ganz schön schwierig: kein Wörtchen durfte gesagt werden. Marcus würde das schon hinkriegen, klar. – Aber Luise! Ihr Schnattermäulchen konnte nicht mal drei Minuten ruhig bleiben. Immerhin, sie hatte sich vorgenommen, während des Spazierganges keinen Pieps zu sagen.

Es war ungefähr um sechs, als sie loszogen. Papa hatte Marcus und Luise noch versprochen: „Wer unterwegs nicht redet, bekommt zur Belohnung einen Schokoladen-Osterhasen.“ Na, wenn das nichts war!

Sie liefen nebeneinander durch die Wiesen Richtung Waldrand. Ganz schön seltsam, wenn keiner spricht. Marcus entdeckte einen gelben Schmetterling, einen Zitronenfalter. Aber er durfte es den anderen nicht sagen. Dann bemerkte er, dass die aufgehende Sonne ganz rot aussah. Aber er durfte nichts sagen. Allerdings hatte das Schweigen auch Vorteile: Beim Schließen seiner Jacke hatte Marcus sich verknöpft. Ihn selbst störte das nicht. Und wenn es Papa oder Mama störte: Dazu sagen konnten sie ja nichts...

Zum Waldrand wollten sie spazieren und zurück. Sie waren noch nicht mal bei der alten Eiche angekommen, da rief Luise plötzlich: „Ich glaube, da saust eine Eidechse!“ Und legte sich gleich die Hand auf den Mund. Zu spät. Der Schokoladenhase war weg. Marcus musste feixen: Das hatte er sich gleich gedacht. Aber dazu sagen durfte er nichts. „Zählt das schon?“, fragte Luise. Aber niemand antwortete ihr. „Das zählt noch nicht“, entschied sie. Ganz in der Nähe rief ein Kuckuck. „Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit“, fing Luise an zu singen und merkte erst nach der zweiten Strophe, dass sie schon wieder geredet hatte. „Singen zählt auch nicht“, sagte sie. Marcus, Mama und Papa schmunzelten über das ganze Gesicht. Aber sie sagten kein Wort.

„Das muss ich dann in der Kirche gleich meiner besten Freundin Claudia erzählen, dass ich heute früh nicht geredet hab“, schnatterte Luise. „Da drüben sind Schneeglöckchen.“ Alle schauten hin, aber keiner sagte was. „Erzählen ist sowieso viel schöner“, plapperte Luise, die es keine zehn Minuten ausgehalten hatte zu schweigen. „Außerdem schmeckt mir sowieso kein Schokoladenosterhase, so!“ „Klar schmeckt er dir!“, hätte Marcus um ein Haar gerufen. Er konnte sich gerade noch bremsen.

Luise schnatterte durch die Wiesen, die anderen drei waren still. Schließlich kam Luise auf die Idee, ihren großen Bruder reinzulegen. „Marcus?“, fragte sie zuckersüß. Aber Marcus konnte sich gut konzentrieren. „Marcus, ich schenke dir meinen Spielzeugbagger, wenn du was sagst.“ Marcus sagte nichts. Mit dem Bagger spielte er sowieso hin und wieder. Das wusste Luise bloß nicht. „Dann erzähle ich eben alleine“, meinte seine Schwester und machte das auch. Mal sang sie, mal schwatzte sie, mal kicherte sie. Die anderen schwiegen.

Als sie wieder zu Hause angekommen waren, platzte Marcus heraus: „He, Luise, du solltest ruhig sein!“ „Na, das war ja ein ,stiller‘ Osterspaziergang“, flunkerte Papa, „man hat die Vögel kaum singen hören.“ Und dann gab er Marcus den verdienten Schokoladen-Osterhasen. „Tut mir leid, Luise“, sagte er, „aber du hast unterwegs geredet.“ „Aber fast nichts“, antwortete sie. „Und außerdem bin ich noch klein.“ Doch da war nichts zu machen. Luise war sauer. Sie ging ins Kinderzimmer und setzte sich aufs Bett. Marcus kam hinterher. „Jetzt spiel nicht die beleidigte Leberwurst“, sagte er. „Du weißt selber, dass du andauernd geschnattert hast.“ „Ich sag ‚ überhaupt nichts mehr! Nie wieder!!“ Luise ärgerte sich riesig, als sie sah, wie Marcus den Hasen auswickelte und in die Schokolade biss. Wirklich – Luise saß auf dem Bett, starrte vor sich hin und gab keinen Mucks von sich. „Sei nicht blöd“, meinte Marcus. „Heute wird so ein schöner Tag.“ Aber Luise sagte nichts. Richtig ungewöhnlich. Komisch: Mit einem Mal fehlte Marcus Luises Geschnatter. Jedenfalls war ihm das lieber, als wenn sie bloß da saß und schwieg. Also brach er ein großes Stück Schokolade ab und hielt es seiner Schwester hin: „Hier – aber erst musst du was sagen.“

Luise guckte noch ein Weilchen böse, dann brummte sie: „Danke...“ und steckte sich die Schokolade fix in den Mund. „Hmm...“, sagte sie, „meine Lieblingssorte. Weißt du was, Marcus, als wir vorhin spazieren waren, da habe ich einen Schmetterling gesehen, der war ganz gelb. Weiße habe ich schon oft gesehen und bunte auch, aber so einen gelben noch nicht. Der ist immer rumgeflattert; manchmal wollte er sich hinsetzen, aber da war ihm bestimmt das Gras zu nass. Und dann...“ „Weiß schon, Luise. Das war ein Zitronenfalter. Den hab‘ ich auch gesehen.“ „Aber ich zuerst“, erwiderte Luise. „Und außerdem... !“

Hefezopf

Zutaten: 750 g Mehl, 500 g am Vortag gekochte Kartoffeln,
100 g Margarine, 125 g Zucker, 1/4 Liter Milch, 40 g Hefe,
350 g Rosinen, 1 Prise Salz

Zubereitung: Alle Zutaten zu einem lockeren Teig verkneten.

Diesen warm stellen und gehenlassen, zusammenstoßen und in drei gleich große Stücke teilen. Daraus drei dünne Stangen rollen und zu Zöpfen verflechten. Diese auf einem gefetteten Blech mit Zuckerwasser bestreichen und bei Mittelhitze (180°-200°) ca. 50 Min. goldgelb backen.

PS: Ein Hefezopf sollte nicht aufgeschnitten, sondern abgerissen werden. So bleibt er luftiger und macht mehr Spaß beim Verzehr.

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Das Kirchenjahr mit Kindern feiern
Ein Vorlesebuch mit lustigen Geschichten , Backrezepten und Spielen.
Reuter, Thomas
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548906
96 Seiten, 9,90 Euro


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Flüchtlingskinder in die Gruppe integrieren

Der Begriff „Flüchtlingskinder“

Vorweg möchte ich noch klären, ob die Bezeichnung „Flüchtlingskinder“ nicht eine Stigmatisierung dieser Kinder bedeutet und die Bezeichnung „Kinder geflüchteter Menschen“ nicht sinnvoller wäre, wie es in Pädagogenkreisen manchmal diskutiert wird.

Meiner Meinung nach ist das „Wortklauberei“. Ich habe die betroffenen Personen selber gefragt und sie finden die Bezeichnung in Ordnung. Wir sollten uns darum kümmern, es den geflüchteten Menschen in Deutschland so angenehm wie möglich zu machen, uns um Ideen für Bildungsangebote kümmern, um Ideen zur Integration, statt stundenlang über Wortdefi nitionen zu diskutieren. Weniger Diskussion, mehr praktische Umsetzung durch Aktivitäten – das ist meine Devise. 

Hilfen beim Umgang mit fremden Werten, Gewohnheiten, Traditionen ...

Alle in der Kita werden zu WegbegleiterInnen der Kinder in ein neues, anderes Leben. Wir holen uns Informationen zu den Werten, Normen, Traditionen, welche die Kinder gewohnt sind. Andererseits ist es natürlich unser Ziel, dass sie sich an unsere Gesellschaft anpassen. Das geht nur gemeinsam mit den Eltern. Für sie ist es oft nicht leicht, mit dem Rollenbild der Frau in unserer Gesellschaft zurechtzukommen oder mit gewaltfreier Erziehung.

Wir müssen den Kindern Sicherheit geben, bei der Integration in eine Kita. Dazu gehört viel Wertschätzung auch für die Eltern. Folgende Aspekte sind für den Umgang der Kinder untereinander zu beachten:

  • Wir sollten die Kinder, die schon länger in der Kita sind, auf die neuen Kinder vorbereiten.
  • Wir sollten mit den Stärken der geflüchteten Kinder arbeiten.
  • Die Kinder, die in Deutschland aufgewachsen sind, können bereits besser Deutsch und haben bereits Kompetenzen erworben, welche die Flüchtlingskinder bisher nicht erwerben konnten, – daher sollten wir darauf achten, dass keine Minderwertigkeitskomplexe bei den Neuankömmlingen entstehen.
  • Kontaktkinder sollten sensibel mit den Ängsten der Flüchtlingskinder umgehen.
  • Situationen in denen Ängste entstehen können, sollten wir vermeiden.
  • Wir sollten möglichst viele Situationen schaffen, in denen Kinder mit- und voneinander lernen; je spielerischer, liebevoller und lustvoller diese Situationen gestaltet sind, umso besser.
  • Die Flüchtlingskinder sollten sich nicht unter Druck gesetzt fühlen.

Es macht einen Unterschied, ob ein Kind lachend, in der Gesellschaft anderer Kinder, gemütlich, mit vielen bunten Kissen, auf einem Teppich sitzt und „spielerisch“ mit Spaß lernt, oder ob es an einem Tisch sitzt und ernst dazu aufgefordert wird, eine Aufgabe zu erfüllen, und dabei vielleicht auch noch mit fremden Erwachsenen zu tun hat, statt mit Kindern. Nur wenn die Flüchtlingskinder sich wohlfühlen, lernen sie mit fremden Verhaltensweisen, Werten und Umgangsformen umzugehen.

Sprachförderung mit lustigen Klatsch- und Rhythmus- oder Bewegungsspielen ist etwas anderes, als nur nüchterne Arbeitsblätter zu bearbeiten und Begriffe für Bilder zu nennen. Manchmal ist auch der Wechsel zwischen beidem hilfreich.

Auf jeden Fall sind Orientierungshilfen in Form von Bildern sinnvoll, die überall in den Räumen hängen. Die Bezugspersonen für die Kinder sollten möglichst selten wechseln.

Wenn festangestellte pädagogische Fachkräfte mit den Kindern arbeiten und zusätzlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt werden, ist das eine andere Basis für die Kinder als diehohe Fluktuation im Bereich der ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Während der Eingewöhnungsphase sollten alle Situationen vermieden werden, die bedrohlich auf die Kinder wirken könnten. Außerdem sollte Druck vermieden werden. Es muss nicht sein, dass gleich mit rasanten Förderprogrammen gearbeitet wird. Die Kinder sollten die Möglichkeit bekommen, sich nach und nach einzugewöhnen. Man muss ihnen Zeit geben, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Möglichst viel sollten sie im Kontakt mit anderen Kindern lernen.

Kinder mit Fluchterfahrungen, haben oft Trennungsängste. Deshalb sollten wir die Eltern so lange in der Eingewöhnungsphase dabeisein lassen, bis die Kinder soweit sind, loslassen zu können. Damit die Eltern sich nicht langweilen, sollten sie einbezogen werden – dafür gibt es in der Kita viele Möglichkeiten, sodass wir durch die Eltern auch Hilfe und Unterstützung erfahren können. Ein großes Problem in den Unterkünften ist zudem die Langeweile, auch für die Eltern.

Ich habe erlebt, dass Mütter aus Syrien und Eritrea froh über die Möglichkeit waren, mit uns gemeinsam zu spielen, beim Sortieren der Spielsachen zu helfen, mitzusingen, den Tisch mit abzudecken, usw. Die Väter der Kinder waren mitunter froh, sich mit handwerklichen Arbeiten nützlich machen zu können.

Wenn die Flüchtlingskinder das Gefühl haben, wieder Kinder sein zu dürfen, und die Eltern das Gefühl haben, gebraucht zu werden, ist schon viel erreicht. Wenn wir dann selbst erleben, wie glücklich das die Kinder und ihre Eltern macht, bewirkt das auch etwas in uns selbst. Wir sind dann auch glücklich, ihnen dafür eine Brücke gebaut zu haben.

Kinder und Eltern brauchen in einem fremden Land das Gefühl akzeptiert zu werden. Manchmal erleben sie leider das Gegenteil.In öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Einkaufen … bei Begegnungen mit rechten Demonstranten vor ihrer Unterkunft. Wir sollten diesen Eindrücken, die Kinder und ihre Eltern verunsichern, etwas entgegensetzen.

Herausforderungen bei der Integration – Erwartungen

Arabische Eltern haben hohe Erwartungen an den Kindergarten und teilweise andere pädagogische Vorstellungen als deutsche Eltern. Sie glauben, dass Bildung sich aus hoher Leistung ergibt, die durch Anpassung erbracht wird. Sie möchten, dass Kinder brav ihre Aufgaben erfüllen und zweifeln daran, dass Selbstbildungsprozesse effektiv sind.

Fortschrittliche deutsche Pädagogen jedoch möchten, dass Kinder beim Lernen nicht unter Druck stehen. Wir haben also die Aufgabe, die Eltern mit ins Boot zu holen, ihnen bei ihrem Besuch in der Kita (auch tagsüber) zu zeigen, dass es bei Selbstbildungsprozessen nicht nur um die Aneignung von Lerninhalten geht, sondern auch um den Erwerb der Kompetenz, selbstständig zu lernen.

Häufig taucht die Frage auf, ob es okay ist, wenn Eltern ihre Kinder in der Kita in ihrer Muttersprache ansprechen. Dazu schreibt der Fortbilder und Autor Volker Abdel Fattah in seinem Buch „Flüchtlingskinder in der Kita“, dass man in solchen Momenten die Eltern um eine Rückübersetzung bitten sollte. Das Verhalten an sich solle aber akzeptiert werden. Fachkräfte sind auch oft unsicher, wie korrekt sie mit der deutschen Sprache umgehen sollten. Abdel Fattah ist der Meinung, dass die Begrenzung auf infinitive Verbformen nicht der Ausbildung einer guten Sprachkompetenz dient. Es sollten, ähnlich wie bei anderen Kindern mit Migrationshintergrund, die gleichen Regeln gelten. Oft stoßen Kita-Mitarbeiter bei der Arbeit mit Flüchtlingskindern an ihre sprachlichen Grenzen – deshalb ist es wichtig, offen miteinander über die Herausforderungen zu sprechen. Eine Kooperation mit Hochschulen ist nützlich. Dort gibt es Studierende mit eigenem Migrationshintergrund, die helfen können. Für die Betreuung der Kinder in Kitas gibt es verschiedene Modelle. Von mobilen Kitas bis zur Aufnahme in normale Kitas. Oft gibt es nicht genügend freie Plätze, da ja die deutschen Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz haben. Des Weiteren gibt es das Problem, dass Flüchtlingsfamilien oft keine staatliche Einmischung bei der Erziehung wünschen.

Das Ziel „Willkommenskitas“ zu schaffen, mit dem Hintergrund des Inklusionsgedankens, ist nicht einfach voranzubringen. Oft scheitert es an den begrenzten Möglichkeiten durch die Strukturen ringsherum, die Rahmenbedingungen. Darauf hat auch die Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung hingewiesen.

Eine kompetente Fachberatung der Träger sowie Coaching des betreuenden Personals sind nötig, damit die Kitas mit den Herausforderungen zurechtkommen können. 

Deutsche Kinder für die Situation der Flüchtlingskinder sensibilisieren

Es geht zwar in erster Linie darum, dass die Flüchtlingskinder Deutsch lernen, aber es geht auch darum, dass die deutschen Kinder ein Verständnis dafür aufbringen, wie diese Kinder sich fühlen, wenn alles fremd ist. Nur dann gelingt Integration. Was können wir tun, um die Situation der Flüchtlingskinder den Nichtflüchtlingskindern näherzubringen und diese dafür zu sensibilisieren?

Wir können gemeinsam mit den Kindern überlegen, in welchen Situationen sie sich schon einmal fremd gefühlt haben. Auch kleine Filme oder Bilderbücher helfen den Kindern, sich in die besondere Situation einzufühlen.

Sie verstehen dann, warum sich die Kinder bedroht gefühlt haben und warum es sie so geprägt hat, Bedrohung hautnah zu erleben. Nur durch dieses Verständnis können die Kinder auf die Situation der Flüchtlingskinder eingehen. Pädagogen sollen nicht nur die Kinder verstehen, sondern so auf die Kinder einwirken, dass das zunächst Fremde für sie vertraut wird und sie sich in die anderen Kinder einfühlen. Erst dann können auch Patenschaften funktionieren.

Rolle und Aufgaben der Erzieher bei der Integrationsarbeit in der Kita

Um reflektiert und professionell die Integration von Flüchtlingskindern in der Kita zu ermöglichen, sollten wir folgende Aspekte bedenken: 

BEI DER EINGEWÖHNUNG:

  • Wo können wir Informationen über die Herkunftsländer beschaffen?
  • Wie können wir uns mit anderen Kitas austauschen?
  • Gibt es die Möglichkeit der Beratung und Supervision?
  • Welche Materialien brauchen wir zusätzlich?
  • Was gibt den Kindern Sicherheit?

ZUR EIGENEN HALTUNG:

Jeder Pädagoge sollte seine eigene Haltung gegenüber Fremdem kritisch reflektieren:

  • Lassen wir uns von Vorurteilen beeinflussen?
  • Wie fühlen wir uns, wenn uns etwas fremd ist?
  • Wann und warum sind wir überfordert und wo holen wir uns Hilfe?
  • Wo setzen wir Grenzen und warum?
  • Was hat gut geklappt und wie bauen wir das aus?

Ganz wichtig ist eine wertschätzende Haltung den Kindern gegenüber:

  • positiv auf die Fortschritte achten
  • nicht defizitorientiert arbeiten
  • darauf achten, dass die Kinder selbstständig arbeiten
  • sie dabei begleiten, statt alles vorzugeben
  • darauf achten, dass Integrationsprozesse möglich werden, dass Kinder nicht allein für sich arbeiten, sondern in gemischten Teams
  • Konflikte aufgreifen und besprechen
  • Probleme sensibel wahrnehmen und an Lösungen arbeiten

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Schön, dass ihr da seid - Das Erzieherinnenbuch
NEUE Ideen für Bildungsaktivitäten mit Kindern aus Flüchtlingsunterkünften
Regina Grabbet
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548265
112 Seiten
12,95 €

Mehr dazu auf www.burckhardthaus-laetare.de

Für alle, die beruflich oder als freiwillige Helfer an der Integration von Flüchtlingskindern mitwirken, hat Regina Grabbet dieses praktische Sachbuch verfasst. Die erfahrene Praktikerin weiß, wo die Probleme in der Flüchtlingsarbeit stecken und wie Fachleute und Helfer damit gezielt umgehen können. Und sie weiß, dass Integration nur in der Gemeinschaft von Alteingesessenen und Neuankömmlingen geschehen kann. In diesem Buch erklärt Regina Grabbet viele umfangreiche Projekte, aber auch kurze Spiele und Experimente, die einen solchen Erfahrungsraum schaffen können. Sie gibt Tipps und Hintergrundinformationen für Helfer und Erzieherinnen, die direkt aus der Praxis kommen.


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Die Festung des Herrn Rock

Eine hochaktuelle Geschichte für die ganze Familie

Sich in eine Höhle zurückziehen, auf eine menschenleere Insel auswandern oder einfach die Tür abschließen und die ganze Welt draußen lassen. Viele von uns haben solche Wünsche, vor allem in diesen politisch und gesellschaftlich unruhigen Zeiten.

Genau so fühlt sich Herr Rock. Der mürrische alte Mann will endlich seine Ruhe haben und sich hinter die dicken Mauern seiner Burg zurückziehen. Doch so einfach gelingt ihm das gar nicht. Er ist auf die Hilfe anderer angewiesen, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. So endet die Geschichte für Herrn Rock ganz anders, als er sich das vorgestellt hat – aber eben auch gar nicht schlecht.

Das liebevoll gezeichnete und farbenprächtige Bilderbuch „Die Festung des Herrn Rock“ ist die humorvolle und gleichzeitig tiefgründige Aufarbeitung der aktuellen Ereignisse des Schweizer Künstlers und Buchautors Boris Zatko. Sie ist ein klares und begeistertes Plädoyer für das Zusammenleben aller Menschen. Und sie zeigt auch, dass das manchmal gar nicht so einfach ist, aber dennoch gelingt.

Daneben lädt die prächtige, detailreiche Kulisse die jungen Leser zum Entdecken ein. So ist „Die Festung des Herrn Rock“ eine hochaktuelle Geschichte für die ganze Familie zum Anschauen, Vorlesen, Entdecken, Zuhören, Nachdenken und miteinander Reden. Nicht zuletzt deshalb wurde das Bilderbuch bei seiner Vorstellung auf der Frankfurter Buchmesse von der Redaktion des Onlineportals „familie.de“ zu den zehn besten Neuerscheinungen für Kinder gewählt.

Die Festung des Herrn Rock
Boris Zatko

Oberstebrink
ISBN: 9783934333680
24 Seiten, 12,95 €
Mehr unter oberstebrink.de