Februar 2019

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Studie zu Männern in der Kita

Kitas im Aufbruch – Männer in Kitas

Dabei wünschen sich Eltern wie pädagogische Fachkräfte mehr männliche Erzieher in den Kindertageseinrichtungen. Über 98 Prozent der Fachkräfte sind der Auffassung, dass es (viel) mehr Männer in Kindergärten und Horten geben sollte, sowie 84 Prozent, dass dies so auch in Kinderkrippen der Fall sein sollte. Auch die Mehrheit der Eltern ist der Auffassung, dass mehr Männer in Krippen (52 Prozent), in Kindergärten (57 Prozent) und in Schulhorten (62 Prozent) arbeiten sollten.
Beide Gruppen (Fachkräfte über 90 Prozent, 78 Prozent der Eltern) meinen, dass männliche Erzieher für die Entwicklung von Kindern wichtig sind. 62 Prozent aller befragten Eltern finden, dass die Politik sich dafür einsetzen sollte, mehr männliche Erzieher für Kitas zu gewinnen. 
Dennoch: Für weibliche Fachkräfte in Kitas ist ein unbefristeter Arbeitsvertrag die Normalität (91 Prozent), nicht aber für Männer, von denen nur 77 Prozent einen unbefristeten und 23 Prozent einen befristeten Arbeitsvertrag haben. 
Hier gibt es laut Studie eine systematische Ungleichbehandlung von Frauen und Männern. Die Ursache dafür sieht der Autor der Studie, Prof. Dr. Carsten Wippermann, unter andrem darin, dass Männer „allein aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit ... einem höheren Verdächtigungs- und Misstrauensrisiko ausgesetzt (sind) als Frauen.“
Die Studie „Kitas im Aufbruch – Männer in Kitas“ widmet sich noch weiteren Aspekten. Sie beleuchtet die Rolle von Kitas aus Sicht von Eltern und pädagogischen Fachkräften.

Kinderzeit-Podcast: Männer in der Kita


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Emotionale Intelligenz Schritt für Schritt entwickeln

„Nur wer die Herzen bewegt, bewegt die Welt!“
Ernst Wiechert

Jedes Kind bringt bei der Geburt sein unverwechselbares Temperament als emotionale Anlage mit auf die Welt. Es ist das Startpaket für seine lange emotionale Karriere. Schritt für Schritt entwickelt das Kind die Vielfalt seiner emotionalen Fähigkeiten im alltäglichen Umgang mit seinen Eltern, seinen Geschwistern und den vielen Menschen aus seiner Umwelt, und zwar von frühester Kindheit an bis ins hohe Alter. Der emotionale Typus eines Kindes ist also angeboren; die Reifung zu einer emotional intelligenten Persönlichkeit jedoch ist sozial erworben. Erst aufgrund dieser einmaligen Mischung von Anlage und Umwelt entwickelt sich unsere Gefühlszentrale, das limbische System: von den überlebenswichtigen Basisfunktionen hin zu den höher entwickelten Fähigkeiten, die für unser komplexes soziales Miteinander erforderlich sind.

Emotionale Reaktionen sind sozial vermittelt

Da die meisten unserer emotionalen Reaktionen sozial vermittelt und somit individuell sind, gibt es für Eltern und Pädagogen viel zu tun. Denn wir alle müssen von klein auf lernen, unsere angeborenen Gefühle zu steuern, auf diejenigen unserer Mitmenschen zu reagieren und die Wertvorstellungen unserer Kultur zu respektieren. Gefühle bilden sozusagen die Gleise für den Zug des Lebens. Wenn sie in der Kindheit breit und stabil angelegt werden, dann ist ein Entgleisen sehr unwahrscheinlich.

Unsere Kinder brauchen im unsteten Fluss der gesellschaftlichen Veränderungen verlässliche Geländer. Wer glaubt, ein großes Wissensrepertoire allein reiche aus, um ihnen diese Sicherheit zu geben, der übersieht, dass zur Bildung im 21. Jahrhundert vor allem eine Schlüsselqualifikation gehört: emotionale Intelligenz. Ist diese gut ausgeprägt, so geht damit eine positive schulische Entwicklung einher. Umgekehrt bedeutet eine geringe emotionale Kompetenz jedoch einen Risikofaktor für die Schul- und Berufskarriere. Gefühle wirken demnach als Motor der geistigen Entwicklung eines Kindes.

Vernunft und Verstand sind eigebettet in die emotionale Struktur

Jeder Mensch meistert kritische Augenblicke, schwierige Phasen, gefährliche Versuchungen, dauerhafte Belastungen und ungünstige Lebensbedingungen umso besser, je ausgeprägter seine emotionale Intelligenz ist. Er vermag seine eigenen Gefühle und Reaktionen – ebenso wie die anderer – in verschiedenen Situationen einzuschätzen, zu handhaben und zu bewerten.

Die Hirnforschung lehrt uns heute, dass Vernunft und Verstand eingebettet sind in die emotionale Struktur des Menschen. Emotionale Reize wirken auf nahezu alle Bereiche der Großhirnrinde, die unsere Wahrnehmung und komplexen Denkabläufe steuert. Das limbische System bewertet und wägt alles, was wir tun, mit unserem emotionalen Erfahrungsschatz ab. Gedanken und Gefühle sind also im neuronalen Netzwerk eng miteinander verknüpft; sie funktionieren als ganzheitliche Einheit.

Den Umgang mit Gefühlen lernen 

Wer in seiner Kindheit und Jugend gelernt hat, mit seinen Gefühlen und denen seiner Mitmenschen umzugehen, der vermag sein geistiges Potenzial voll auszuschöpfen, ohne zum Spielball seiner Emotionen zu werden. Kinder und Jugendliche mit hoher emotionaler Intelligenz verfügen über ein stabiles Selbstwertgefühl, über Problemlösungsstrategien, über ein inneres Krisenmanagement, und vor allem kennen sie Alternativen zu Gewalt und Drogen, um sich selbst zu spüren.

Eines ist jedoch besorgniserregend: Immer mehr Kinder beziehen ihre Identität aus der Interaktion mit zahlreichen Medien. Fernab vom realen Leben stattet sie die virtuelle Welt mit der ersehnten Omnipotenz aus und schenkt ihnen Beachtung. In dieser – etwa in Chatrooms oder Spielen erworbenen – künstlichen Identität verbringen sie oftmals mehr Zeit als in ihrer realen.

Pädagogen im Wettkampf mit virtuellen Erziehungsagenten 

Im Wettkampf mit den virtuellen Erziehungsagenten, wie Fernsehen oder Computer, müssen wir Pädagogen mehr denn je den Respekt vor der Würde des Menschen, seine Fähigkeit zum Mitleid und seine emotionale Spannbreite im sozialen Miteinander fördern. Wir können uns nicht länger allein hinter den Strategien der Wissensvermittlung verschanzen und in Sachen Herzensbildung ein Ungenügend abliefern, während die Kinder orientierungslos nach starken Vorbildern suchen.

Das vielfältige Orchester der Gefühle braucht einen Dirigenten! Eine unserer wichtigsten Erziehungsaufgaben ist es, das Kind im Laufe seiner emotionalen Entwicklung zu einem kompetenten Dirigenten heranzubilden. Wir Eltern, Erzieher und Lehrer neigen oft dazu, dieses emotionale Wachstum als selbstverständlich, jede kleinste, neue Bewegung oder Wortschöpfung dagegen als Meilenstein in der kindlichen Entwicklung anzusehen …

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Charmaine Liebertz „Spiele zur Herzensbildung“. Herzensbildung bedeutet, die Entwicklung des Kindes zu einem offenen, stabilen Erwachsenen, der das Leben als ein Miteinander versteht. Emotionale Intelligenz und das Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotion sind der Schlüssel zu einem glückenden Leben. Mit zahlreichen leicht umsetzbaren Spielen, hilft Charmaine Liebertz, eigene Emotionen zu entdecken und soziale Kompetenzen aufzubauen und umzusetzen.

Charmaine Liebertz
Spiele zur Herzensbildung
Emotionale Intelligenz und soziales Lernen
80 Seiten, Broschur
ISBN: 978-3-944548-17-3
13,00 €

 


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Nobbe - Die kleine Robbe

Auf großer Fahrt mit der kleinen Robbe

Wer am Meer lebt, bekommt leicht Sehnsucht nach der Ferne. Das war schon immer so. Und das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für kleine Robben.
Nobbe ist ein kleiner Kegelrobben-Junge. Er lebt mit seiner Großfamilie am Strand. Möwen, Heidschnucken und Seeotter sind die Nachbarn. Und den ganzen Tag tut Nobbe vor allem eines: Er langweilt sich. Da passt die Einladung zu einer Abenteuerreise doch perfekt …

„Nobbe, die kleine Robbe“ ist eine spannende Geschichte über Abenteuer, Mut, Freundschaft und die Erkenntnis, dass es zuhause doch am schönsten ist. Für Kinder ist sie vor allem deshalb wichtig, weil es um ein ganz wesentliches Motiv für die Kinderseele geht: in die Ferne ziehen, verloren gehen und wieder gefunden werden. Zudem ist Nobbe eine etwas längere Bilderbuchgeschichte, bestens geeignet für einen wunderschönen, gemeinsamen Familienabend am Strand oder einfach zuhause. Dass die Erzählung nicht so schnell endet, dafür sorgen auch die wunderschönen, reichen Bilder, auf denen es jede Menge zu entdecken gilt. So lernen die Kinder noch ganz nebenbei viele Meeresbewohner und –pflanzen kennen.

Patrick Fix geboren in Marbach am Neckar, lebt und arbeitet als Künstler, Illustrator und Designer bei Stuttgart. Aus seiner Liebe und Begeisterung für das Meer und die Unterwasserwelt sind die Abenteuer der kleinen Robbe Nobbe entstanden. Ideen und Inspiration hierfür hat er in seinen Tauchgängen im Meer und bei Wanderungen und Spaziergängen in der Natur gefunden.

Nobbe - Die kleine Robbe
Fix, Patrick
Oberstebrink
ISBN 9783963040283
12,95 €  
Mehr unter oberstebrink.de



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Mit Philipp die Welt der Zahlen entdecken

1, 2, 3 und schon geht’s los!

Hier finden Kinder eine Fülle fröhlicher und abwechslungsreicher Spiele und Übungen mit Zahlen, Ziffern und Mengen. Begleitet von der Zahlenmaus Philipp begeben sich Kinder auf eine kleine Rundreise durch die Welt der (kleinen) Zahlen und machen überall dort neugierige Station, wo es etwas Interessantes zu vergleichen und zu ordnen, zu messen und zu nummerieren gibt.

Die Übungen knüpfen an Alltagserfahrungen, an das Weltwissen und an die mathematischen Intuitionen von Kindern im Vorschul- und ersten Grundschulalter an. Vom Vertrauten ausgehend machen sich die Kinder mit den Bewohnern der bunten, vielgestaltigen und abwechslungsreichen Zahlenwelt vertraut: Mit Buntstiften und Schere; beim Beobachten, Hören und Sprechen; beim folgerichtigen Denken, beim Zählen und Erzählen.

Der sinnliche, anschauliche Zugang fördert ganz nebenbei auf spielerische Weise auch Fertigkeiten wie Feinmotorik, Sprachbewusstheit und Farbempfinden.

Die meisten Übungen erklären sich von selbst; bei Zählreimen und „tönenden“ Zählspielen hilft ein Erwachsener mit. Im Anhang finden Sie Tipps zu den einzelnen Aufgaben sowie Hinweise, wie Sie die Spielideen in den kindlichen Alltag einbauen können.

1, 2, 3 und schon geht’s los!
Mit Philipp spielen und lernen
Landa, Norbert, Türk, Hanne
Oberstebrink
ISBN 9783963040146
4,95 €
Mehr unter: www.oberstebrink.de




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Fasching mit Hexen, Drachen und einem Zauberer

Hexen, Drachen und Zauberer haben Kinder schon immer fasziniert, nicht erst, seit Harry Potter sie wieder so berühmt gemacht hat. Zauberer haben etwas Geheimnisvolles, manchmal auch ein schrulliges, vergessliches Gehabe an sich, Hexen sind eher frech und eigenwillig. Und die Drachen als leicht verrückte Haustiere der Hexen spielen und tanzen am liebsten nur. Gerade deshalb eignen sich diese Gestalten besonders gut für ein Fest in der Faschings- und Karnevalszeit. Einmal aus der Rolle fallen, nicht immer angepasst und lieb sein müssen, völlig verrückte Sachen anstellen, über die Erwachsene nur missbilligend den Kopf schütteln können, das ist besonders an den „tollen Tagen“ erlaubt. Wenn solche Streiche im Rahmen eines Festes stattfinden können, fühlen sich die Kinder in ihrem Bedürfnis verstanden. Die zeitliche Begrenzung gibt ihnen die Sicherheit, die sie brauchen, denn im Grunde hat jedes Kind den Wunsch nach klaren Regeln und das „Ausflippen“ kann auch sehr anstrengend sein.

Zum Faschingsfest wird ganz offiziell mit einer Karte eingeladen, damit die Kinder die Gelegenheit haben, ihre Eltern darauf vorzubereiten, dass es an dem Tag „nicht ganz normal“ zugehen könnte. Aber wenn Karneval gefeiert wird, haben die Eltern meist sowieso Verständnis dafür. Die Kinder können sich schon früh auf den Tag vorbereiten und freuen, denn die Einladungen gestalten sie selbst und verschicken sie an eine Hexenschwester, einen Drachen oder an den Zauberer.

Die Einladung

Festes Papier, Schere, Stifte, Zwirn, Nadeln

Hexen, Drachen und Zauberer können fliegen – das weiß jeder – und das wird auch auf der Einladung deutlich: Die Kinder zeichnen entweder eine Hexe, einen Drachen oder einen Zauberer auf festes Papier, malen die Figur bunt an und schneiden sie aus. Eine blaue Karte wird zum Himmel, in den die Figur aufsteigt. Mit einer Nadel wird je ein Loch in die linke untere Ecke und die rechte obere Ecke der Karte und eines in die Figur gestochen. Durch die Figur und die beiden Löcher in den Ecken wird ein Faden gezogen, der dann auf der Rückseite der Karte zusammengeknotet wird. Schiebt man die Figur nun an, „schwebt“ sie von links unten nach rechts oben über den „Himmel“. Auf der Rückseite der Karte erfahren die Kinder und Eltern, wann das Fest stattfindet und was mitgebracht werden kann.

Die Festgesellschaft stellt sich vor

Jetzt kann das Fest beginnen, aber die Hexen stürmen nicht einfach in den „zauberhaft“ geschmückten Raum, sondern jede hat ihren eigenen kleinen Auftritt vorbereitet und wird dabei ihre Besonderheiten, kleinen Macken und die eine oder andere auch ihren Hausdrachen vorstellen. Der Zauberer hat im Anschluss daran auf Grund seiner herausragenden Stellung eine besondere Darbietung und die Drachen führen gemeinsam einen Tanz vor.

Wind-Hexe

Besenstiel

Die erste Hexe kommt auf ihrem Besen angeflogen. Aber wie: Sie hängt wie eine Fledermaus mit dem Kopf nach unten an ihrem Besenstiel! Jetzt werden zwei starke Hexen zum Helfen gebraucht. Die beiden legen sich nämlich den Besenstiel auf ihre Schultern und halten ihn gut fest, damit er nicht herunterrutscht. Da sie nur ein kurzes Stück gehen müssen, brauchen die Schultern nicht abgepolstert zu werden. Die dritte Hexe hängt sich mit den Kniekehlen an den Besenstiel, sodass ihr Kopf nach unten hängt, und lässt sich auf diese Weise ein Stückchen tragen, bevor sie vorsichtig auf den Boden gleitet und mit viel „Wind“ durch den Raum tanzt.

Sause-Hexe

Skateboard

Die zweite Hexe kommt auf dem Skateboard daher. Sie sitzt darauf und lässt sich von einem fauchenden Drachen (einem verkleideten Kind) in den Festsaal hereinziehen.

Super-Hexe

Stabiler Korb mit zwei Henkeln, Tücher, zwei Besenstiele

Die dritte Hexe wird ganz elegant in einer Sänfte hereingetragen. Wie gut, dass diese Hexe so klein und zierlich ist und in den Sänften-Korb hineinpasst! Durch die mit einem Tuch umwickelten Henkel des Korbes (sonst würde er an den Stielen hin- und herrutschen) werden zwei Besenstiele geführt. Die Enden der Besenstiele werden von vier Drachen hochgehoben; so wird die Sänfte samt Hexe darin in den Raum getragen.

Märchen-Hexe

Decke

Die vierte Hexe schwebt auf einem fliegenden Teppich herbei. Auch hier werden wieder starke Hexen und Drachen zum Helfen benötigt. Diese hocken sich um eine Decke, die ausgebreitet auf dem Boden liegt, rollen sie an allen Seiten ein wenig ein, damit sie besser gepackt werden kann, heben die Hexe auf ihrem Teppich hoch und tragen sie auf diese Weise durch den Raum. Die Hexe liegt entweder auf ihrem Gefährt oder sie sitzt, obwohl es gar nicht so einfach ist, während des „Fluges“ das Gleichgewicht zu halten.

Drachen-Hexe

Die fünfte Hexe kommt angeritten, aber selbstverständlich nicht auf einem Pferd, sondern auf einem Drachen! Sie sitzt huckepack auf ihm, während der Drache fauchend (oder eher fluchend über das Gewicht der Hexe?!) mit ihr ins Zimmer stürmt und so tut, als ob er sie abschütteln will.

Schloss-Hexe

Die sechste Hexe fährt majestätisch in einer Kutsche vor. Aber was ist das für eine Kutsche! Ein Kind hat die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Das Pferd ist somit schon bereit und gezäumt. Zwei Kinder stehen dahinter, fassen mit beiden Händen je einen Arm des vorderen Kindes und beugen sich vor. Schon ist die Kutsche fertig und die verwegene Hexe kniet mit einem Bein auf dem Rücken des einen und mit dem anderen Bein auf dem Rücken des anderen Kindes und los geht‘s. Donnerwetter, sieht das gut aus, und wie gut die Schloss-Hexe das Gleichgewicht halten kann!

Schussel-Hexe

Fernglas

Die siebte Hexe ist bestimmt die böse Hexe von Hänsel und Gretel! Aber sie scheint besonders kurzsichtig zu sein. Sie guckt beim Gehen nämlich durch ein Fernglas und bahnt sich damit ihren Weg durchs Gewühl. Aber warum stößt sie dann trotzdem immer gegen alles? Weil sie das Fernglas verkehrt herum hält und alles weit entfernt sieht. Das darf doch nicht wahr sein!

Der tüdelige Zauberer

Luftballon, Sprühflasche, Tischdecke, T-Shirt, Hose, Socken

Der Zauberer sieht wirklich höchst seltsam aus: Er hat einen aufgeblasenen Ballon erst über einen Wollpullover gerieben und dann über seine Haare gehalten — schwups, standen sie alle zu Berge. So kämmen sich Zauberer, die Hexen lachen sich schlapp. Auch die Kleidung des Zauberers ist sehr verwegen. Mit den Beinen steckt er in seinem T-Shirt, die Socken sind über die Hände gezogen, die Hose hat er sich wie eine Mütze über den Kopf gestülpt und eine Tischdecke über die Schulter geworfen. Na klar, jeder Zauberer braucht einen Umhang, das weiß man doch! Normal ist das bestimmt nicht, aber wer ist hier schon normal?

Drachentanz

Die Drachen stellen sich gemeinsam mit einem Tanz vor. Zu einer langsamen Musik im Vierertakt bewegen sie sich synchron: rechtes Bein vor und wieder zurück, linker Arm seitwärts hoch, im Bogen zurück, einen Hopser nach vorn und stehen. Dann genau so weiter mit dem anderen Bein beginnend, nur am Ende einen Hopser nach hinten.

Hexenfestflug

Zwei Besen

Nachdem sich alle Teilnehmer des Festes vorgestellt haben, veranstalten die Hexen einen Hexenflug. Die meisten sind jedoch ziemlich kurzsichtig, nicht nur die Schussel-Hexe. Deshalb haben fast alle ihre Blindendrachen dabei, die ihnen die Richtung ansagen, damit sie sich zurechtfinden und nirgends dagegen fliegen. Zwei Hexen beginnen: Sie nehmen ihre Besen zwischen die Beine, ihre Augen sind verbunden. Nun kommen die zwei Blindendrachen angeflogen, setzen sich hinter ihre Hexen und schon geht‘s los: Die Drachen kündigen lauthals an, ob der Besen nach rechts, links oder geradeaus fliegen soll. Kommt ihnen auf dem Flug ein Kirchturm oder ein anderes hohes Gebäude (Stühle, Tische o. Ä.) in die Quere, werden die Hexen rechtzeitig gewarnt, damit sie noch ausweichen können. Das klingt einfacher als es ist, denn viele Hexen wissen in der Aufregung nicht mehr, wo rechts oder links ist, und „fliegen“ zum großen Vergnügen der zuschauenden Hexen gelegentlich in die falsche Richtung.

Danach können zwei andere Hexen mit ihren Blindendrachen beweisen, ob sie besser blind fliegen können.

Auf zum Festschmaus!

für den Hexenschmaus: Wäscheleine, weiße Zuckerschaummäuse, dicke Webnadel, fester Zwirn

für die Drachenmahlzeit: grüne Fruchtgummischnüre, Teller, Handtuch, Umhang

Nach ihren waghalsigen Flugübungen sind die Hexen hungrig geworden. Darum gibt es jetzt erst einmal Frühstück. Was essen Hexen eigentlich? Zum Beispiel weiße Mäuse, wie lecker! Gewaschen sind die Mäuse offensichtlich schon, denn sie hängen zum Trocknen auf der Leine. Mit einer dicken Webnadel wurde Zwirn durch die Schwanzspitzen der süßen Tierchen gezogen und an der Wäscheleine festgebunden. Das eine Ende der Leine wurde an der Wand befestigt, das andere hält die Oberhexe fest. So kann sie die Höhe gut regulieren. Die Hexen hüpfen nämlich hoch und versuchen, eine Maus mit dem Mund zu schnappen.

Und was mögen Drachen? Herrlich grüne Spaghetti-Würmer! Jetzt muss der Zauberer helfen: Er nimmt einen leeren Teller, stellt ihn auf den Tisch, greift nach seinem Umhang und deckt ihn über den Teller. Nun murmelt er magische Worte, schwingt seinen Zauberstab und zieht mit einem Ruck das Tuch zurück. Nanu, das gibt es doch nicht, der Teller ist plötzlich voll grüner Würmer, der Leibspeise von Drachen!

Der Trick funktioniert folgendermaßen: Die Innenseite des Umhangs, den sich der Zauberer um die Schultern gehängt hat, ist mit einer Tasche präpariert, in der sich grüne Weingummischnüre befinden. Wenn sein Auftritt kommt, öffnet er zunächst den Verschluss am Hals, legt den Umhang über den Teller, greift unter das Tuch in die Tasche und holt die „Spaghetti“ heraus. Versteht sich von selbst, dass der Zauberer vorher ausreichend üben muss, damit sein Kunststück gelingt.

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Eckart Bücken „Feste für das Kinderjahr“ entnommen. Im Laufe eines Jahres gibt es viele Anlässe zum Feiern, ob Geburtstage, Ostern, Erntedank, Weihnachtszeit oder einfach den Frühling. Besonders Kinder freuen sich auf die Feste mit ihren Spielen, Attraktionen und dem fröhlichen Beisammensein mit Freunden und Eltern. Die Kinder lieben aber nicht nur die Feste an sich, sondern auch die Vorbereitungen mit kleinen Basteleien, Gestalten von Einladungen, Dekorationen und allem, was dazugehört. Entscheidend für ein schönes Fest sind vor allem viele gute Spielideen, die ein gemeinsames Erleben ermöglichen. In diesem Band fi nden Sie eine Fülle verschiedener Festideen für das ganze Jahr, von der Vorbereitung bis zu ausgewählten Spielen und anderen Beschäftigungsmöglichkeiten. Hinzu kommen Tipps, Materialhinweise und ein Fest-Alphabet für das Kinderjahr.

Eckart Bücken

Feste für das Kinderjahr
Mit Kindern Feste vorbereiten und feiern

Burckhardthaus-Laetare
ISBN 9783944548159
9,90 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de


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Die Formen der Kinderängste

... und wie wir helfen können

Ängste empfinden zu können ist ja grundsätzlich erst einmal etwas Gutes. Sie zeigen dem Kind eine Gefahr von außen an, die sein psychisches wie physisches Gleichgewicht durcheinanderzubringen droht. Die Signale, die das Kind mit seinen Sinnen aufnimmt, werden über den Hypothalamus und das autonome Nervensystem verarbeitet und weitergeleitet, Adrenalin wird ausgeschüttet, was dazu führt, dass das Herz schneller schlägt. Angst macht sich in der Regel am schnellsten durch erhöhten Pulsschlag bemerkbar.

Blutdruck und Zuckergehalt erhöhen sich, die Verdauung wird zunächst gestoppt, den inneren Organen wird so viel Blut wie möglich entzogen und in den Kopf, die Beine und die Arme geschickt. Alles dient dazu, zwei Reaktionen zu beschleunigen: Das Gehirn zu benutzen und zu kämpfen oder davonzurennen. Kampf und Flucht sind Reaktionen, die schon unsere Urahnen kannten.

Wichtig ist, dass das Kind lernt, nicht vor der eigenen Angst zu erschrecken. Die Hilfe, die wir den Kindern als Erwachsene anbieten können, basiert darauf, dass wir verstehen, was das Kind auch aufgrund seiner altersbedingten Entwicklung ängstigt. Oft hat eine bestimmte Angst mit seiner geistigen und gefühlsmäßigen Entwicklung zu tun, und sie verschwindet oder wird überwunden, wenn es diese Entwicklungsstufe durchlaufen hat, so wie ein Spielzeug oder Bilderbuch mit zwei Jahren faszinierend war und ein Vierjähriges nur „langweilt“. Oft wundert sich ein Kind selbst, dass es vor einer bestimmten Situation mal Angst gehabt hat.

Ängste werden vom Kind erst als solche erlebt, wenn ein bestimmtes Maß an Ich-Bewusstsein vorhanden ist, wenn es die Bedrohung für das eigene Ich bewusst erlebt. Dann erst hat das Kind auch Möglichkeiten, sich mit den Ängsten zu befassen, und kann Versuche starten, mit ihnen umzugehen. Vorher müssen Erwachsene (oder ältere Geschwister oder Freunde) dem Kleinkind Hilfestellung bei der Angstüberwindung geben.

Angst als Reaktion auf eine Bedrohung der leiblichen Integrität

Schon im Mutterleib erfährt das Kind Angst. Es reagiert unbewusst auf Ängste der Mutter mit erhöhtem Pulsschlag, Strampeln, manchmal mit Passivität (als ob das alte Urprinzip, Kämpfen oder Weglaufen schon dort wirksam wird).

Im Fokus des Kindes steht das leibliche Wohlbefinden, es erlebt Angst als Reaktion auf eine Bedrohung seines leiblichen Wohls. Ganz direkt erfährt es diese Bedrohung bei der Geburt. Und je nach dem, wie es den Eintritt in die Außenwelt und den Empfang dort erlebt, reagiert es mit mehr oder minder lautem Geschrei. Die Fachleute reden hier vom Geburtstrauma. Dass dieser Eintritt nicht unbedingt als grausames angstbesetztes Erlebnis stattfinden muss, haben Vertreter der „sanften Geburt“ deutlich gemacht.

In der ersten Zeit nach der Geburt kann bei vielen Kindern eine „normale“ Angst beobachtet werden, wenn sie mit lauten Geräuschen wie Staubsauger, Türenknallen, Türklingel o. Ä. konfrontiert werden. Manche Babys sind in der Lage, sich gegen störende Einflüsse von außen abzuschirmen, andere brauchen die Mutter oder andere nahe Bezugspersonen, die störende Reize von ihm fernhalten. Auch plötzliche Veränderungen, z. B. wenn ein größeres Kind oder ein Hund auf den Kinderwagen zugerannt kommt, es auf einmal dunkel (oder hell) wird, sich plötzlich die Temperatur verändert (der berühmte Sprung ins kalte Wasser), können „normale“ Ängste auslösen, die durch die Nähe der Mutter und die damit verbundene Sicherheit beruhigt werden können.

Trennungsängste

Mit etwa acht Monaten tritt die sogenannte Achtmonatsangst oder Trennungsangst auf. Das Kind kann dann (manche schon viel früher) zwischen ihm bekannten und unbekannten Personen unterscheiden.

Das Fremde kann bei ihm Angst auslösen, bei manchen allerdings auch große Neugierde, vorausgesetzt, das Kind spürt die Sicherheit und Nähe der Mutter. In dieser Phase spielen fast alle Kinder gerne „Verstecken“. Das ausgelassene Lachen, wenn die Mutter hinter dem Tuch wieder auftaucht, lässt schnell die Angst vergessen, die es erlebt hat, als die Mutter außer Sichtweite war. Es scheint so, als ob das Kind denkt, die Mutter sei vollkommen weg, vielleicht für immer, wenn es sie nicht sieht. Je häufiger dieses Spiel gespielt wird, desto gelassener wird seine Reaktion, weil es gelernt hat und fest davon überzeugt ist, dass die Mutter wieder auftauchen wird.

Die magische Phase

Mit etwa einem Jahr, mit dem Laufenlernen und den damit vorhandenen neuen Möglichkeiten, die Welt zu erobern, tritt das Kind in ein anderes Bewusstseinsstadium ein. Es kann Ereignisse und Reaktionen „herbeizaubern”: Es drückt auf einen Knopf, da fängt der Mensch im Fernsehen an zu sprechen, es zieht die friedlich schlafende Katze am Schwanz – die springt auf und läuft fauchend weg. Das Kind erlebt ein „Machtgefühl”, den Beginn der sogenannten magischen Phase: Ich bestimme, was passiert; ich bin der Mittelpunkt der Welt.

Erlebt das Kind in dieser Phase Ereignisse, auf die es keinen Einfluss hat, kann das von Angst begleitet sein. So kann man Angst vor Dunkelheit, Gewittern, dem Meer oder anderen großen Wasserflächen oder vor starkem Wind beobachten. Der kleine Mensch ist in dieser Zeit stark beeinflussbar vom Verhalten der ihn umgebenen Personen. Zeigt die Mutter etwa Angst vor einem fremden Hund, reagiert das Kind eher mit Angst, als wenn die Mutter gelassen und ruhig dem fremden Tier gegenübersteht. (Vor eigenen Haustieren hat das Kind in der Regel keine Angst.) Fremde, dem Kind unbekannte Gegenstände werden zur Mutter geschleppt. Reagiert diese darauf zustimmend, wird das Gebrachte meist uninteressant. Es scheint so, als ob die Mutter der Gradmesser dafür ist, ob das Neue ihm Schaden zufügt oder in Ordnung ist.

Verlassenheitsängste 

Mit zunehmender Selbstständigkeit kann parallel dazu die Angst vor dem Verlassenwerden auftreten. Mit etwa zwei Jahren ist das Kind so weit, dass es das Bild der Mutter verinnerlicht hat. Ist es über kurze Zeit allein, kann es dieses Fantasiebild hervorrufen, das ihm über diese kurze Periode des Alleinseins hinweghilft. Danach sollte die Mutter erreichbar sein. Jeder hat schon ein Kind auf dem Spielplatz beobachtet, das friedlich allein im Sandkasten spielt, plötzlich scheinbar „unmotiviert“ aufsteht, zur Mutter geht, sich mal eben gegen ihre Beine drückt, auf den Schoß will oder kurz gedrückt werden muss, um dann wieder abzuziehen und friedlich weiterzuspielen. Das Kind will in dieser Phase den Zeitpunkt bestimmen, zu dem es die Mutter erreichen kann. Wenn es sie sucht und sie ist nicht da, kann es mit Angst reagieren. Das innere Bild ist noch nicht aus­reichend gefestigt, es braucht die reale Präsenz der Mutter für die eigene Sicherheit.

Ähnliches kann man nachts beobachten. Wacht das Kind in dieser Phase in der Nacht auf, kann dieses Gefühl der Verlassenheit, die Angst vor Dunkelheit oder eine Kombination beider Erscheinungen erlebt werden. Oft reichen ein Streicheln oder einige beruhigende Worte aus, und das Kind kann weiterschlafen (die Mutter hoffentlich auch).

Verlustangst bei der Geburt eines Geschwisterkindes

Oft passiert es, dass zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensjahr ein Geschwisterkind folgt, das eine neue Form der Angst und Unsicherheit auslösen kann. Das ein- bis zweijährige Kind versucht ja, mit zunehmender Selbstständigkeit nicht nur eigene Grenzen zu erweitern, sondern auch die Eltern und deren Grenzen zu „testen“. Das bringt natürlich auch Konflikte mit sich. Kommt nun in dieser Phase das nächste Kind, kann das von dem älteren auch so verstanden werden, dass sich die Eltern das Baby nur „anschaffen“, weil sie sein ständiges Neinsagen satt haben, es nicht mehr lieben. Das kann für viele Kinder in dem Alter eine starke Belastungsprobe werden und mit Angst, Wut und Einsamkeitsgefühlen einhergehen. Es kann auch dazu führen, dass sie dann umschwenken und um alles in der Welt wieder „brave und artige“ Kinder werden, die die scheinbar verlorene Liebe so wiederzugewinnen hoffen. Gut für das Kind ist dann, wenn andere Bezugspersonen die Angst mildern können und sein Wohlbefinden wieder steigern und festigen helfen. Wenn das Kind in der Lage ist, sich an mehrere Menschen zu binden, macht es sich weniger verletzlich. Wenn die Mutter nicht die Nummer eins ist, verliert es bei ihrer Abwesenheit nicht alles, weil es ja noch die anderen hat.

Die eigene unerklärliche Wut auf das neue Baby (das ihnen ja gar nichts getan hat, es liegt doch nur da rum) kann das ältere Kind sehr beunruhigen, ihm Angst machen. Es kann versuchen, seine „gemeinen und hässlichen“ Gefühle dem Baby gegenüber zu besänftigen, indem es besonders lieb und artig ist und sich oft zu sehr nach den Wertvorstellungen der Eltern ausrichtet. Oft sind es die Großeltern oder andere für das Kind in dieser Periode wichtige Bezugspersonen, die ihm in dieser Situation besser helfen können als die eigenen Eltern, indem sie ihm Möglichkeiten geben, das Neue zu studieren (guck mal, wie sich seine Augenlider im Schlaf bewegen, was mag das nur sein; warum mag es jetzt wohl krähen, ob es wohl die Windel nass hat; willst du mal gucken, ob es sein Kuscheltier halten kann u. Ä.). Hat das Kind Gelegenheit, neue Geschwister zu studieren, ihre Verhaltensweisen zu beobachten, wenn es schläft, isst, spielt, dann kann es seine hässlichen Gefühle und die damit verbundene Angst mildern.

Wie sich der Vater in der für das kleine Kind mit so vielen Verlusten beschlagenen Situation verhält, ist von großer Bedeutung. Das Kind könnte sich ja als „Trotzreaktion“ auf die Mutter, die es ja so schmählich im Stich gelassen hat, von dieser abwenden. Der Vater wird zum Vorbild und kann helfen, die auch mit unbewusstem Hass verbundenen Gefühle der Mutter gegenüber aufzufangen und zu verarbeiten, die Angst zu lindern. Wird er in dieser Phase nicht zum Vorbild, kann sich für das Kind ein Teufelskreislauf entwickeln, der Zeit seines Lebens seine Verhaltensweisen bestimmen kann. Das ältere Kind will die Aufmerksamkeit der Mutter wiedererlangen, und sei es mit für die Mutter lästigen oder „unartigen“ Verhaltensweisen, die natürlich zu Strafen führen. Es fühlt sich zu Unrecht bestraft (das Baby wird natürlich nie bestraft), wird noch ungenießbarer. Die Eifersuchtsgefühle und Ängste können sich dann zeitlebens in Situationen, in denen man zurückstecken muss, als Überempfindlichkeit oder Niedergeschlagenheit bemerkbar machen. 

Bestrafungsangst in der Trotzphase

Die Angst vor dem Verlassenwerden als „Strafe” kann in der sogenannten Trotzphase, besser „Ichfindungsphase“, noch verstärkt auftreten. Das Kind will seinen Willen durchsetzen, sucht und geht eigene Wege. Wenn die Mutter, die Eltern in solch einer Situation dann wirklich weg sind, kann das Kind das auch als Folge seines eigenwilligen Verhaltens verstehen. In dieser Entwicklungsphase hat das Kind besonders nachts Angst. Es wacht häufig auf, kommt aus dem Bett, um sich zu vergewissern, dass die Mutter auch nach den Konflikten, die sie tagsüber miteinander hatten, noch da ist. Es erfährt etwas ganz Wichtiges, das sein „Urvertrauen“ bestärkt: Die Eltern sind für mich da, auch wenn ich etwas mache, womit sie nicht einverstanden sind. Das verstärkt den Mut des Kindes, eigene Wege zu gehen.

Angst als Reaktion auf mangelnde Erklärungsmöglichkeiten 

Mit zunehmenden Alter wächst auch die Neugierde. Das Funktionieren verschiedener Geräte wird spannend, kann aber neue Ängste auslösen, weil Ursache und Wirkung noch nicht so durchschaubar sind. Das Kind beobachtet faszinierende, gleichwohl auch erschreckende Ereignisse. So kann der Anblick eines Staubsaugers im Kind Panik auslösen, sieht es doch, wie dieser kleine Papierschnipsel, Flusen, kleines Spielzeug verschluckt. Wer weiß, ob dieses Ungeheuer nicht auch kleine Kinder verschluckt?! Oder es beobachtet, wie eine Spinne durch den Abfluss weggespült wird. Dass es selbst ebenfalls durch das (zu) enge Rohr verschwinden könnte, diese Fantasie kann das Kind von der Wirklichkeit noch nicht unterscheiden, weil „Maße“ noch keine Bedeutung für es haben. Dazu ist es aus eigenen Kräften erst zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr in der Lage. Vorher braucht es den Erwachsenen zum Erkennen von Ursachen und Wirkungen.

Das Kind hat ein sehr menschliches Bedürfnis nach Erklärung des Erlebten, ist aber aufgrund seines geistigen Entwicklungsstandes noch nicht in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen. Seine Lösung: Es fantasiert sich Ursachen. Möglicherweise löst das „Machtgefühle“ aus (das Kind drückt auf einen Knopf, das ferngelenkte Auto läuft so, wie es will; es kräht nach Saft, die Mutter erfüllt seinen Wunsch). Das Kind sieht die Ursache in sich selbst. Das kann manchmal auch gefährlich oder bedrohlich für das Kind werden, wenn es glaubt, dass es für Geschehnisse verantwortlich ist, die völlig ohne seine Anwesenheit stattfinden. Es meint beispielsweise, das Kind im Kindergarten, das es nicht leiden kann, sei von der Schaukel gefallen, weil es sich das gewünscht hat. Unter Umständen fühlt sich das Kind dann schuldig, weil es in seiner Wut solch ­„häss­liche“ Gedanken hatte. Die „Auswirkungen“ seiner geheimen Wünsche sind ängstigend, weil sie nicht verstanden werden.

Angst vor Neuem oder die Bedeutung des Teddys bei der Angstbewältigung

Im Alter von vier Jahren, häufig mit dem Eintritt in den Kindergarten verbunden, haben viele Kinder das Bewusstsein, dass sie eigenständig sind und unabhängig von der Mutter einige Stunden allein verbringen können. Das Kind weiß inzwischen, dass die Mutter nach einer gewissen Zeit wieder auftaucht. Das innere Bild der Mutter ist gefestigt und hilft, die Trennung zu überbrücken, verbunden mit der immer wiederkehrenden Erfahrung, dass die Mutter wieder da ist (wenn die Glocke läutet, wenn der Zeiger unten ist o. Ä.). Manche Kinder brauchen, um die innere Unruhe (das bisschen Angst), die trotzdem gelegentlich auftaucht, besser auszuhalten, in dieser Zeit ein „Übergangsobjekt”. Dies kann der geliebte Teddy, ein Schmusetuch, ein Kuscheltier oder die Lieblingspuppe sein, die das Kind mal eng an sich gedrückt mitschleppt, mal nur schnell im Vorbeigehen sein Näschen dran drückt oder die einfach „nur da sein muss”, um ihm die nötige Sicherheit zu vermitteln. Gefunden wurde das Übergangsobjekt schon viel früher, oft schon vor Vollendung des ersten Lebensjahres. Es tritt dann in seiner Bedeutung zunächst zurück, weil so viele andere Dinge interessant werden, sobald das Kind laufen kann, und wird erneut „zur Hilfe” genommen, wenn Trennungen anstehen, wie eben beim Eintritt in den Kindergarten, später in die Schule oder z. B. bei einem Krankenhausaufenthalt (jedenfalls, wenn es in die „Fremde” geht).

Eltern, die ihr Kind auf dem Weg zur Selbstständigkeit unterstützt haben und es ermutigten, eigene Wege mit anderen Kindern auszuprobieren, können in dieser Zeit häufiger beobachten, dass das Neugierverhalten den neuen anderen Kindern gegenüber die Ängste vor dem Neuen überwiegt. Es ist in der Regel sehr schnell zum Beginn einer Freundschaft bereit und zu einer Bindung fähig. Kinder, deren Eltern zu beschützend sind oder zu schnell in das Spiel ihres Kindes mit anderen eingreifen, stehen dem Neuen häufig mit großer Zurückhaltung und Ängsten gegenüber.

Durch vielfältige Erfahrungen von Sicherheit im Umgang mit der Umwelt wächst beim Kind das innere Selbstwertgefühl, das ihm hilft, der Angst vor Neuem mutig ins Auge zu blicken. Durch das Ausprobieren neuer Erfahrungen mit anderen Kindern gewinnt das Kind auch einen „inneren Raum“ und ist so in der Lage, den anderen Kindern mehr Platz zu lassen, sie zu akzeptieren in ihrem Anderssein. 

Beschämungsangst

Das Kind hat ein inneres Bild von sich selbst entwickelt, das es mit den anderen vergleicht. Und je nachdem, wie sein Selbstwertgefühl entwickelt ist, kann es auch die anderen anerkennen. Mit ca. fünf Jahren ist die Angst vor der „Beurteilung“ durch andere schon mehr oder minder ausgeprägt. Hat das Kind in seinem bisherigen kurzen Leben die Erfahrung gemacht, als „Person“ anerkannt zu sein, ist es unabhängiger und weniger geprägt von dieser Angst. „Was kann ich gut?“, „Was denken die anderen von mir?“, „Warum mache ich das gerade?“ – ein fast analytisches Bedürfnis nach Verständnis der eigenen Motivation ist häufig in dieser Periode zu beobachten. Die Angst, nicht anerkannt zu sein, sich verändern zu müssen, um in das Bild, das andere von einem haben, zu passen, ist verstärkt zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahr zu beobachten und damit die Angst vor einer einseitigen Beurteilung, meistens vonseiten der Erwachsenen, gegen die sich das Kind mit Recht wehrt. Wenn „Große“ das Kind ­spüren lassen, dass es „noch klein ist“, und seine Handlungfähigkeit infrage stellen, fühlt es sich beschämt und in seinem Selbstwertgefühl verletzt. Nicht umsonst ist das Rollenspiel gerade in dieser Zeit von ungeheurer Wichtigkeit. Das Kind schlüpft einerseits in verschiedene Rollen, um sich in seiner Vielfältigkeit zu erfahren, zum Teil auch, um einer Festlegung durch andere Personen entgegenwirken zu können.

Angst vor den eigenen negativen Gefühlen 

Andererseits setzt es sich dabei auch mit seinen eigenen vielfältigen Gefühlen auseinander. Nicht jeder „Charakterzug” wird ja anerkannt. Das Kind kann sich so in einer fremden Rolle auch mit seinen „negativen” Seiten auseinandersetzen. Spielt es den Räuber, kann es sein eigenes Gierverhalten besser akzeptieren und integrieren, indem es erst einmal „abgespalten“, außerhalb seiner selbst gespielt wird (ich tu ja nur so als ob). Das Kind braucht in dieser Phase die absolute Trennung von Gut und Böse. In dieser Periode sind ja auch Märchen von großer Bedeutung, erfährt es dort doch genau dieses klassische Schema von Schwarz und Weiß. Das Kind ist in diesem Alter noch nicht in der Lage, widersprüchliche Anteile als Teile seiner selbst zu erkennen. Kann es sie aber in aller Ruhe (soweit man von Ruhe reden kann, wenn im Märchen gerade die böse Hexe auftaucht) und in ihrer tausendsten Wiederholung erleben, integriert es langsam all diese Eigenschaften und ist ­später in der Lage, sie als zu sich gehörend zu akzeptieren. Das „Böse“ löst dann keine Angst mehr aus, weil das Kind die wiederholte Erfahrung ­gemacht hat, dass das Gute doch letzten Endes siegt.

Das Böse löst ja nicht nur Angst aus („Ich muss immer lieb und brav sein, sonst werde ich von den Großen nicht geliebt!“), es hat für die Kinder auch eine Faszination, mal der Stärkere, Mächtigere sein zu können. Kinder, die dazu neigen, diese „negativen“ Eigenschaften zu verdrängen oder zu verleugnen, das Bestreben haben, immer lieb und brav zu sein, um sich der Anerkennung der Erwachsenen sicher zu sein (manchmal leider bis zur Verleugnung der eigenen Person), sind schnell in der Gefahr, in die Rolle des „Angsthasen“ zu schlüpfen, der sich alles gefallen lässt. Das finden die anderen Kinder natürlich schnell heraus. Es wird ein „dankbares“ Opfer ihrer Aggression. Probiert sich dieses ängstliche Kind im Rollenspiel, wird mal zum Supermann, mal zum Banditen oder zur Gretel, die sich gegen die böse Hexe wehrt, erfährt es im Spiel, dass es sich wehren kann, dass es nicht immer als Opfer herhalten muss. Ein Kind, das nicht die Gelegenheit hat, seine „negativen“ Gefühle zu verarbeiten, kann Schwierigkeiten mit seinen verdrängten aggressiven Gefühlen entwickeln. Es ist einfacher für das Kind, das außerhalb seiner eigenen Person in der Rolle des Banditen o. Ä. zu erleben. Durch das Ausprobieren der verschiedenen Rollen und durch das Erleben der damit verbundenen Reaktionen der anderen Mitspieler ist das Kind in der Lage, gegen das Falsche oder Böse eine Meinung zu bilden. 

Angst vor Verletzungen

Mit ca. vier Jahren fängt das Kind auch an, über sich und seine Herkunft nachzudenken, und damit verbunden wächst auch sein Körperbewusstsein. Sein Körper in seiner Ganzheit beziehungsweise seine Verletzbarkeit wird ihm äußerst bewusst. Während es mit zwei Jahren noch große Waghalsigkeit und ein grenzenloses (Ur-)Vertrauen hat, dass seine Eltern oder Schutzengel schon aufpassen werden, dass ihm nichts passiert, wenn es die höchsten und gefährlichsten Kletterpartien hinter sich bringt, setzt beim Vierjährigen eine andere Einschätzung seiner selbst und der Gefahren, die ihm drohen (könnten), ein. Es kann vorausdenken: „Wenn ich jetzt nicht richtig greife, falle ich runter und breche mir den Knochen.“ Es reagiert mit Angst vor Verletzungen, meidet Aktivitäten eher, wenn sie Verletzungen einbringen könnten.

Damit einhergehend ist häufig auch eine plötzliche Angst vor dem Haareschneiden und vor dem Arzt, besonders dem Zahnarzt, zu beobachten. Die Kinder sind sich ihres Körpers bewusst und die Angst, Körperteile zu verlieren, und seien es nur ein paar Haare oder ein Zahn, prägt ihr Verhalten. Besonders Jungen gehen in diesem Alter besonders behutsam mit sich und ihrem „Geschlecht“ um, Psychoanalytiker reden von der „Kastrastionsangst“. Diese ist so zu verstehen, dass der kleine Junge, der die Beobachtung gemacht hat, dass den Mädchen (und der Mutter) das fehlt, was er (wie auch der Vater) hat, nämlich ein Penis, Ängste entwickelt, dieses „wertvolle Körperteil“ könnte ihm verloren gehen. 

Angst vor Fremden

Trifft ein Kind auf eine ihm völlig fremde Situation, braucht es selbst mit vier Jahren noch die schützende Nähe der Mutter oder des Vaters, an die es sich notfalls klammern kann, während es die fremde Situation, die fremden Menschen abschätzt. So gesichert, kann es sich bald vorwagen und die „neue Welt” erobern, nicht ohne alle halbe Stunde (oder eher) wieder zu erscheinen, um sicherzugehen, dass die Eltern noch da sind.

Kommen fremde Menschen zu Besuch, reagieren die meisten mit Neugierde, weil sie ja „Heimvorteil“ haben. Manche brauchen auch hier die Nähe einer wichtigen Bezugsperson. Es braucht aber nicht unbedingt eine Person zu sein, die ihnen die nötige Sicherheit vermittelt, manchmal genügt ein sicheres Versteck zwischen Schrank und Stuhl, aus dem heraus die Fremden beobachtet werden, bis sie bereit sind, mit dem Besuch Kontakt aufzunehmen. 

Angst und Fantasie

In dem Alter zwischen vier und fünf Jahren weiß das Kind schon um viele Gesetzmäßigkeiten. Es kann viele Erlebnisse mit bekannten Erfahrungen und Erklärungen in Verbindung bringen. Jetzt hat es auch an Fantasiegeschichten Spaß, kann über Zauberer staunen. Denn das Erstau­nen setzt dann ein, wenn bekannte eigene Erklärungen nicht mehr passen.

In dem Zusammenhang kann man beobachten, dass viele Kinder auf Fernsehsendungen mit Angst reagieren. Mit weit aufgerissenen Augen, herunterhängenden Mundwinkeln, angespannten Muskeln sitzen sie da. Im Fernsehen wechseln Nachrichten über tatsächlich passierte Grausamkeiten und erfundene Ge­schi­chten ab. Kinder können noch nicht unterscheiden, was Wirklichkeit und was „nur erfunden“ ist, sehen sie doch am Beispiel der Er­wachsenen, dass diese scheinbar alles glauben. Je jünger die Kinder sind, desto gefährdeter sind sie, Fantasie und Wirklichkeit in einen Sack zu packen, was natürlich Futter für ihre diffusen Ängste ist. Sie sind aufgrund ihrer intellektuellen Entwicklung auch nicht in der Lage, sich zu beruhigen, wenn sie den Unterschied erkennen (aber welches Kind ist das schon, wenn ein Film derart spannend ist; da wird nur mit dem Gefühl reagiert, das kennen wir als Erwachsene noch zu gut). Je häufiger kleine Kinder fernsehen, desto ängstlicher werden sie meist.

Kasperletheater, klassische Puppenspiele, gute Kinderfilme können dabei helfen zu lernen, solche spannunsgeladenen Situationen auszuhalten. Oft kann man beobachten, dass sich gerade kleinere Kinder im Dunkel des Theaters an die große Schwester oder den großen Freund klammern, wenn ihr Held in Gefahr ist. Und kurz darauf löst sich der Konflikt in klassischer Weise: Der unschuldige Held wird befreit, die Bösen werden bestraft. Das befreite Lachen zeigt die Tiefe der vorherigen Ängste, die Erleichterung bricht heftig hervor. Kinder brauchen in diesem Alter das beruhigende Gefühl, dass das Gute siegt. 

Angst, verstoßen zu werden 

Ebenfalls zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr ist eine Angst zu bemerken, die man als Angst, nicht mehr nach Hause zu finden, oder Angst, ausgestoßen zu werden, beschreiben kann. Kinder in dieser „ödipalen Phase“ reagieren oft mit einem schlechten Gewissen dem gleichgeschlechtlichen Elternteil gegenüber. In dieser Periode ist das Mädchen von dem meist unbewussten Wunsch erfüllt, den Vater zu „heiraten“ (d. h. ganz für sich zu haben), beim Jungen bezieht sich der Wunsch auf die Mutter. Das ist aber nur möglich, wenn der eigentliche Partner des Wunschpartners verschwindet. Das kann nicht ohne schlechte Gefühle dem gleich­geschlechtlichen Elternteil gegenüber vonstatten gehen. Da dessen Stärke aber schon häufig erlebt wurde, stellt sich das kleine Kind natürlich vor, dass das nicht so akzeptiert wird und fürchterliche Rache an ihm genommen wird. Viele Märchen erzählen genau von dieser Angst des Kindes. Hänsel und Gretel ist nur ein Beispiel dafür. Durch das Hören und Spielen von Märchen sind die Kinder in der Lage, sich mit diesen Fantasien (der Mutter als böser Hexe und den eigenen hexenhaften Anteilen) zu beschäftigen und sie zu bear­beiten.

Wenn die Kinder in dieser Periode tatsächlich mal verloren gehen, was fast jeder Familie schon einmal passiert ist, kann das Kind schnell in Panik geraten. Da die intellektuellen Fähigkeiten schon recht gut entwickelt sind, können mit den Kindern kleine Spiele gemacht werden, die ihnen eine kleine „intellektuelle Sicherheit“ geben können, indem vorausschauendes Handeln geübt wird: Führst du mich mal nach Hause?! Wenn du jetzt allein wärst, wüsstest du, in welche Richtung du jetzt weitergehen müsstest? Wir haben es selbst mit unserer sechsjährigen Tochter erlebt, als wir einen Fahrradausflug zu einem großen Park unternahmen. Jenny fuhr fröhlich vorweg, war richtig guter Dinge, Esther, unsere Vierjährige, blieb neben mir. Plötzlich stürzte Esther. Ich half ihr auf, und als ich dann nach Jenny Ausschau hielt, war sie verschwunden. Das Absuchen sämtlicher Spielplätze im Park war ergebnislos. Als wir nach Hause kamen, saß unsere Große dort. Sie hatte tatsächlich allein nach Hause gefunden, durch diesen Riesenpark, über drei gefährliche Kreuzungen hinweg, mit Tränen in den Augen. Zu Hause saß der Papa und arbeitete. Sie hat vor Erleichterung erst einmal Rotz und Wasser in sein Hemd geheult. Ich war so erleichtert und dankbar wie noch nie in meinem Leben. Ich war so glücklich, dass sie nicht den „Kopf verloren“ und mit Panik reagiert hat, sondern mit Verstand und Ruhe eine Lösung für sich gefunden hat – trotz der „Angst im Bauch“.

Angst vor Entführung

Zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahr sind sich die Kinder sehr bewusst über ihre eigene Verletzlichkeit, ihre eigenen Grenzen. In dem Alter haben die Kinder oft eine ausgeprägte Angst davor, entführt, verletzt, ermordet zu werden. Sie werden sich mit Schrecken klar, dass mit der eigenen zunehmenden Selbstständigkeit die Eltern nicht mehr immer da sein können, um sie zu schützen, sei es vor dem Hinfallen oder vor fremden Menschen, die sie auf der Straße ansprechen und mitnehmen und ihnen etwas antun könnten. Auch wissen sie, dass sie mit ihren Kräften nicht oder nur selten gegen die Kraft der Erwachsenen ankommen. Das damit einhergehende Ohnmachtsgefühl lähmt und macht Angst.

Kinder sind sehr empfindsam, sie spüren und erahnen die Empfindungen der Eltern. Gerade in solch heiklen Situationen wissen sich viele Eltern nicht zu helfen. Die berechtigte Angst, dass ­ihrem Kind etwas zustoßen könnte, ist eine Reaktion auf die täg­lichen, leider realen Meldungen in den Medien. Die Rat- und Hilflosigkeit der Eltern spüren die Kinder und reagieren oft mit ausgeprägter Angst darauf.

Da Kinder in dem Alter schon gut in der Lage sind, vorausschauend zu denken, können Rollen- und Planspiele helfen, ihre berechtigten Ängste etwas zu mindern. Durch ganz unterschiedliche Planspiele bekommt das Kind nicht nur einen Einblick in verschiedene „Menschentypen“, sondern kann auch versuchen, die unterschiedlichen „Gefährlichkeitsgrade“ der jeweiligen Situation einzuschätzen. Die Kin­der haben dann ein breiteres Reaktionrepertoire zur Verfügung und stehen dem Erwachsenen nicht ganz hilflos gegenüber.

Es ist aber ein ganz heikles Gebiet: Einerseits möchte man den Kindern das gute Menschenbild erhalten, andererseits vor den Gefahren warnen. Einerseits soll das Kind nicht allen trauen, andererseits aber auch nicht jedem misstrauen müssen. Viele Eltern gehen einen Schritt nach vorn und melden ihre Kinder in einem Selbstverteidigungkurs an, andere kaufen Punchingbälle, um eine schnelle Reaktion zu trainieren. Wieder andere kämpfen mit ihren Kindern nach „Katzenmuttervorbild“, um sie spielerisch auf Ernstsituationen vorzubereiten und den Kindern das Gefühl von eigener Stärke zu vermitteln. Andere raten zum Wegrennen, zur defensiven Reaktion, damit der andere nicht gereizt und eine aggressive Reaktion verhindert wird. Es gibt einige Möglichkeiten, dem Kind zu helfen, in einer bedrohlichen Situation nicht ausgeliefert zu sein.

Diese Angst kann das Kind bis weit in den Schulbeginn „begleiten“. Oft haben Kinder in dieser Zeit Albträume. Die wichtigste Erfahrung für das Kind ist wohl, dass es in seiner Angst nicht allein ist, dass es mit vollem Vertrauen zu den Eltern kommen kann und spürt, wie diese es ernst nehmen, nicht nur mit seinen Ängsten. Wenn es tatsächlich auf der Straße angesprochen wird, ist für das Kind wichtig, dass ihm die Eltern glauben und aktiv für das Kind einstehen. 

Unterschiedliche Reaktionen auf Angst

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Reaktionsweisen auf angstmachende Situationen sind bei jedem Kind unterschiedlich. Emotional labile Kinder lassen sich schneller von ihrer Angst beherrschen. Ein Kind, das „analytisch“ denken kann, versucht eher, eine angstmachende Situation zu verstehen, und wird nicht so schnell von seinen Gefühlen überrollt. Der ausgeprägtere Realitätssinn hilft ihm, Missverständnisse, aus denen angstmachende Gefühle entstehen können, zu begreifen.

Kinder mit lebendiger Fantasie schaffen sich in ihrer Einbildung leicht ein angsteinjagendes Ungeheuer. Solche „eingebildeten“ Ängste beunruhigen es mehr und eher als Kinder mit ausgeprägterem Realitätssinn. Je besser das Kind in der Lage ist, sein Gefühlsleben zu begreifen, desto leichter fällt es ihm, seine Angst zu mindern. Je mehr Selbstvertrauen ein Kind hat, desto sicherer wird es im Umgang mit der Angst. Es lernt aus den gemachten Erfahrungen, die es im Umgang mit seiner berechtigten Angst macht: Lass ich mich von der Angst beherrschen, werde ich ihr auch in der nächsten Situation erliegen. Schaue ich der Angst „mutig ins Auge“, ist sie vielfach überwindbar.

Das Kind lernt im Laufe seiner Entwicklung, zwischen den unterschiedlichen Ängsten zu unterscheiden:

Reale Ängste nützen mir dabei, Gefahren, die außen drohen, zu vermeiden bzw. schmerzhafte Erfahrungen nicht zu wiederholen (einmal verbrannt, passt es beim nächsten Mal auf).

Ängste, die aus dem Inneren kommen sind für das Kind schwerer zu erkennen. Besonders aggressive Gefühle können Kindern Angst machen, wenn sie nicht Beistand bekommen und lernen, dass diese Gefühle beherrschbar sind. Sie brauchen Erwachsene, die helfen, „Grenzen” zu setzen.

Moralische Ängste empfindet das Kind, wenn es das Gefühl hat, den „Normen der Umgebung“ und denen des eigenen Gewissens nicht standhalten zu können. Erwachsene können dem Kind helfen, indem sie weniger strenge Forderungen an das Kind stellen und ihm vermitteln, dass es der Liebe der Eltern sicher sein kann, auch wenn es sich nicht so benimmt, wie sie es erwarten.

Angst als Möglichkeit, vorausschauend zu denken

Viele Erwachsene meinen es ja nur gut mit dem Kind, wenn sie es beruhigen wollen („du brauchst doch keine Angst zu haben“), versuchen, ihm die Angst auszureden. Kinder brauchen aber die Möglichkeit der „Vorbereitungsangst“. Wenn sie im Voraus wissen, was ihnen bevorsteht, können sie die Angst in kleinen Schritten zulassen, sich damit auseinandersetzen, was an Ungeheuerlichem oder Angstmachendem auf sie zukommen könnte. Das Kind kann sich Selbstschutzstrategien überlegen, sodass es sicherer dem Ungewohnten gegenübertreten kann. Wird ihm die Angst aber ausgeredet, kann das Kind sie so stark verdrängen, dass es sie nicht mehr empfindet, selbst wenn sie berechtigt ist. Es fühlt sich dann in einer entsprechenden Situation stark, aber oft kehrt die Angst in nächtlichen Albträumen wieder.

Wie wir sehen, gehen die Kinder in jeder Entwicklungsperiode durch eine Anzahl verschiedenster Ängste. Zum Glück treten nicht alle auf einmal auf, sodass das Kind Möglichkeiten entwickeln kann, mit ihnen fertig zu werden. Wie anfangs gesagt, wächst das Kind aus einigen Ängsten heraus, so wie ein Spielzeug nur für eine bestimmte Periode interessant ist, und es kann sich später nur wundern über seine früheren Ängste. Das Gute daran ist, dass ihm die gemachten Erfahrungen genug Stärke und Selbstvertrauen vermitteln, um neuen Ängsten ins Auge zu sehen. Wichtig ist, dass das Kind Verständnis spürt, wenn es seine Ängste äußert, mögen sie für den Erwachsenen noch so unwichtig oder unbegründet sein. In kleinen Schritten geht das Kind voran, die Angst zu bewältigen, und manchmal braucht es ein „Fingerchen“, an dem es sich festhalten kann. Reichen wir es ihm.

M.H.

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Hajo Bücken mit dem Titel „Auch kleine Leute haben's schwer“ entnommen. Das Buch ist bei Burckhardthaus-Laetare erschienen.

Hajo Bücken
Auch kleine Leute haben's schwer
Ängste und Fremdheit überwinden
Paperback, 96 Seiten
ISBN: 978-3-944548-12-8
9,90 €

Mehr dazu auf www.burckhardthaus-laetare.de


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Ganzheitliches Lernen für eine optimale Entwicklung

„Du sollst erst lernen, dann kannst du spielen!“ Sicher klingt Ihnen diese Mahnung der Eltern aus Ihrer Kindheit noch in den Ohren! Spielen und Lernen wurden früher und werden heute leider oft noch als unvereinbare Gegensätze angesehen. Viele Eltern und vor allem Lehrer ziehen die Grenzlinien im kindlichen Alltag rigoros und sorgen für ihre strikte Überwachung nach dem Motto: Erst kommt die Arbeit, dann das Spiel! Und gelernt wird am Schreibtisch oder im Klassenraum, gespielt wird danach oder in der Freizeit!

Welch ein Trugschluss! Denn jeder, der sein Kind aufmerksam beobachtet, wird rasch feststellen, dass es sich im freudigen Spielgeschehen wichtige Informationen, Erfahrungen und Lerninhalte aneignet. Und Lernforscher gehen davon aus, dass dieser Aneignungsprozess in der frühen Kindheit umso optimaler ist, je ganzheitlicher er erlebt wird. Es geht also um Ganzheitliches Lernen, ein Schlagwort, das Ihnen sicher schon oft in den Medien begegnet ist. Doch was hat es eigentlich damit auf sich?

Die aktuelle Intelligenz- und Hirnforschung konnte in den letzten Jahren nachweisen: Kinder entwickeln ihre geistigen, körperlichen und psychischen Fähigkeiten optimal, wenn all ihre Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten – gleichermaßen gefördert werden. Die Kinder unserer Informationsgesellschaft, die wie nie zuvor einer Reizüberflutung ausgesetzt sind, brauchen mehr denn je die Herausforderung an eigenes Denken, sinnliches Erleben, an eigen- und mitverantwortliches Handeln. Denn die künstlichen Bilder der Medien- und Computerindustrie verdrängen zunehmend die konkrete, echte Begegnung von Kind und Welt.

Immer mehr Kinder leiden heute unter einem Mangel an Entwicklungsreizen in ihrer Umwelt, die ihnen zu wenig eigene Erfahrungen, sinnliches Körpererleben und freien Bewegungsraum bietet. Zugleich werden sie von einer Flut an einseitigen Sinnesreizen aus der Medienwelt überrollt, der sie hilflos ausgeliefert sind. Während ihre Fernsinne – Hören und Sehen – überstimuliert sind, drohen ihre Nahsinne – Riechen, Schmecken, Tasten – und der Gleichgewichtssinn zu verkümmern.

Diese Unausgewogenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Kindheit. Unsere Kinder drohen aus dem für ihre gesunde Entwicklung so bedeutsamen ganzheitlichen Gleichgewicht zu geraten, denn wir bieten ihnen:

  • zu viele künstliche Welten
  • zu wenig reale Bewegungs- und Erfahrungsräume
  • zu viel Passivität und Konsum
  • zu wenig Bewegung, Eigentätigkeit und Kreativität
  • zu viele Hör- und Sehreize
  • zu wenig andere Sinneseindrücke
  • zu viele Informationen aus zweiter Hand (Medien, Computer)
  • zu wenig konkrete, selbst erlebte Primärerfahrungen.

 

Die Ergebnisse aus der Hirn- und Lernforschung zeigen jedoch, dass eine ausgewogene Vielfalt an Sinnesreizen ausschlaggebend ist, um ein erfolgreiches Wechselspiel aus äußeren und inneren Impulsen, d.h. eine gesunde Entwicklung des kindlichen Gehirns zu gewährleisten.

Und dabei spielen die Sinne eine wesentliche Rolle! Sie sind die lebenswichtigen und hochsensiblen Schlüssel zur Umwelt. Das Kind begegnet den Lebewesen und Gegenständen zunächst durch seine Sinne. Es kann das Neue sehen, hören, schmecken, riechen, fühlen und ertasten. Auf diesem sensorischen Weg sammelt es wichtige Eindrücke über seine Umwelt, sich selbst und seine Mitmenschen. Es begibt sich lustvoll auf eine spannende Lernreise, bei der das Begreifen mit dem Greifen beginnt.

Das Kind erwirbt also noch vor der Sprachaneignung ein sinnliches Wissen. Allmählich wächst sein sinnlicher Erfahrungsschatz, auf den es in Zukunft zurückgreifen kann. Es hat gespürt, wie sich ein Regentropfen, ein Mückenstich oder eine menschliche Berührung auf seiner Haut anfühlen, und es vermag darauf adäquat reagieren.

Diese Sinneseindrücke muss das Kind am eignen Leib erfahren, denn nur das Selbsterfahrene – erworben aus dem praktischen Handeln mitrichtigen Menschenund mit echten Dingen – setzt sich nachhaltig und ganzheitlich, d.h. mit allen Sinnen, im Gedächtnis fest. Erst dann entstehen neue Denkwerkzeuge, die dem Kind die Sicherheit für weitere Lernschritte geben. Schon der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) wusste um die existentielle Bedeutung der Sinne, als er sagte: „Nur wenn wir unsere Sinne ernst nehmen, leben wir sinnvoll.“

Und sinngebende, persönliche Erfahrungen brauchen vor allem die Kinder unserer Informationsgesellschaft, denn das Greifen, das allem Begreifen vorausgeht, vermögen weder Fernseher noch Computer zu bieten. Die neue Kindheit braucht also vor allem Lernprozesse, die sinnliches Entdecken und Erforschen in den Mittelpunkt stellen; die Bewegung, Wahrnehmung und Erkenntnis zu einer effektiven und konkreten Erfahrungseinheit miteinander verknüpfen!

Die aktuellen Forschungsergebnisse machen Mut, neue Wege des Lernens zu gehen und Lernen als einen ganzheitlichen Reifungsprozess von Geist, Körper und Psyche zu verstehen, als ein sich ständig entwickelndes Zusammenspiel von Sinneswahrnehmungen, Denkleistungen, Bewegungsabläufen und Gefühlen. Und was der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827) vor langer Zeit forderte, nämlich „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ ist heute längst als ganzheitliche Entwicklungs- und optimale Lernmethode anerkannt.

Auch die zunehmenden Lernauffälligkeiten (z. B. Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen) erfordern ein Umdenken im Erziehungs- und Lernprozess. Und zwar ein Umdenken, dass das Kind wieder in seiner Ganzheit als spielendes und zugleich lernendes Wesen respektiert. Denn schließlich kommt es als Kleinkind voller Neugier in den Kindergarten oder in die Schule. Und es hängt seinen Spieldrang nicht mit dem Anorak an den Garderobenhaken! Bedenken Sie also: Immer kommt das ganze Kind zu Ihnen!…

Abschließend möchte ich Ihnen noch eine wichtige Information ans Herz legen: Vom ersten bis sechsten Lebensjahr spielen Kinder etwa 15.000 Stunden!

Das heißt die Natur hat Kindern in ihrer Entwicklung viel Zeit geschenkt, um ihren natürlichen Spieldrang auszuleben, um ihre Kreativität zu fördern und eigene Problemlösungen zu entwickeln. Nutzen Sie dieses wertvolle Zeitkonto, um die grundlegenden Bausteine des ganzheitlichen Lernens – Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmus – zu fördern!

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Dr. Charmaine Liebertz mit dem Titel „Spiele zum ganzheitlichen Lernen“ entnommen. Das Buch ist bei Burckhardthaus-Laetare erschienen.

Charmaine Liebertz
Spiele zum ganzheitlichen Lernen
Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmik in der Kindergruppe
Broschur, 96 Seiten
ISBN: 9783944548166
13 €


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Gottfried und das Thema „Flucht“ im Kinderbuch

Für Wissbegierde, Spiellust und Offenheit

Das neue Kinderbuch von Christoph Fromm knüpft direkt an den ersten Band von Gottfried und Enno an. Der Junge aus Afrika und der kleine Rabe gelangen auf der Suche nach Ennos Familie über Frankreich nach Deutschland. Hierzulande ist vieles ganz anders als erwartet. Umso wichtiger ist die tiefe Freundschaft zwischen dem frechen Gottfried und Enno. Und so können am Ende doch noch alle gemeinsam Geburtstag feiern.

„Ennos allerbester Freund“ ist eine spannende Geschichte mit viel Humor und ernstem Hintergrund. Sie ist in einer für Kinder verständlichen und klaren Sprache mit viel Humor gehalten. Der kleine Rabe ist für Kinder eine ideale Identifikationsfigur. Er ist lustig, liebenswert und manchmal überschätzt er sich maßlos. Doch ganz gleich in welcher Situation: Er erweist sich immer als treuer Freund. Und den hat Enno auch bitter nötig.

Neben Flucht und Freundschaft geht es auch immer um Mut und die Lust daran, sich den Herausforderungen auf kreative Weise zu stellen und sie zu lösen. Die Themen Tod und Trauer und deren Verarbeitung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Das Buch vermittelt eine positive Lebenshaltung, die vor allem in der Erkenntnis ruht, dass das Leben trotz aller Widrigkeiten immer weitergeht und mit der Hilfe guter Freunde das Lachen nicht verlernen sollte.

Der Autor

Christoph Fromm ist ein mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter Drehbuchautor und Schriftsteller. Für den Fernsehdreiteiler „Die Wölfe“ erhielt er den Emmy Award und den Grimme-Preis. Sein Drehbuch „Sierra“ wurde mit der goldenen Lola ausgezeichnet. Er unterrichtet seit 1992 an der Filmakademie Baden-Württemberg und leitet seit 2003 gemeinsam mit Franziska Buch die Drehbuchabteilung.

Mit seiner Kinderbuchreihe „Gottfried, der Turborabe“ setzt er sich aktiv für Verständigung und Integration ein. Der erste Band wurde bereits an zahlreichen Schulen mit großem Erfolg vorgelesen.

Bibliographie

Christoph Fromm/Finja Skadi Vollbrecht

Gottfried der Turborabe – Ennos allerbester Freund

Hardcover, 72 Seiten

ISBN: 978-3-9818454-2-6

12,90 €


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Bildungsangebote im Übergang von der Kita zur Grundschule

Selbstbildung als kollegiale Herausforderung

Broschüre gratis zum Download

Der Stellenwert einer abgestimmten, aber auch frühzeitigen Förderung im Übergang zur Grundschule ergibt sich dabei auch aus der in den vergangenen Jahren nachweislich deutlich angestiegenen Heterogenität der Kinder. Diese Heterogenität ist Chance und Herausforderung zugleich. Um eventuell notwendige Förderbedarfe im Vorfeld zu erkennen, werden in den Kindertageseinrichtungen durch Beobachtungs- und Entwicklungsverfahren entsprechende individuelle Förderbedarfe abgeleitet. Ziel ist es nicht, dass alle Kinder das Gleiche tun, sondern dass alle Kinder die Unterstützung, Ermutigung und Herausforderung erhalten, die ihre individuelle Entwicklung anregt und fördert. Individuellen Förderbedarfen Rechnung zu tragen, ist ein Beitrag zur Chancen- und Bildungsgerechtigkeit. So können bei aller Verschiedenheit der Kinder gute Voraussetzungen für das weitere Lernen geschaffen werden.

Die Broschüre richtet sich daher insbesondere an pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen, in deren Verantwortung die Umsetzung des Schulvorbereitungsjahres liegt, aber auch an die an die Lehrkräfte in den Grund- und Förderschulen, welche daran anknüpfend die Bildungs- und Erziehungsprozesse aufgreifen und im Anfangsunterricht fortsetzen.

Folglich ist dieses Material auch zum gemeinsamen Fachaustauch/Dialog sowie für Fortbildungen beider Institutionen geeignet.


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Aggressionen im Alter von dreieinhalb Jahren am größten

Selbstbildung als kollegiale Herausforderung

Die Ergebnisse der Studie der Universität Montreal wurden in der Fachzeitschrift „Jama Network Open“ veröffentlicht. Den Ergebnissen zufolge nimmt die Aggressivität zu, bis die Kinder etwa dreieinhalb Jahre alt sind. Anschließend nimmt sie dann wieder stark ab. Bei der Untersuchung stellten die Forscher auch wichtige geschlechtsspezifische Unterschiede fest. Wobei Jungen erwartungsgemäß häufiger körperliche Aggressionen als Mädchen anwenden.

Und auch nicht bei jedem Kind nimmt die Aggression ab. Einige neigen noch im Jugendalter zu körperlicher Gewalt. Das ist bei Jungen häufiger der Fall als bei Mädchen. Diese Neigung ist nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler eng verbunden mit einem mangelhaften Sozialverhalten, Schulversagen sowie Drogen- und Alkoholsucht.

Dabei ist es schwer, gefährdete Kinder zu erkennen. Die Experten stießen jedoch auf einige Risikofaktoren. Die später noch gewaltbereiten Kinder wuchsen oftmals bei Eltern auf, die selbst schon in der eigenen Jugend auffällig geworden waren, bei Eltern mit geringem Ausbildungsgrad oder Depressionen oder in Familien mit geringem Einkommen. Diese Risikofaktoren werden auch durch ältere Studien bestätigt. Zur Prävention raten die Wissenschaftler dazu, schon während der Schwangerschaft und im Kleinkindalter mit gezielten Maßnahmen einzugreifen.