Oktober 2011

Praxis

Integration von Kindern mit Behinderungen

Integration gelingt immer dann, wenn Menschen ohne Behinderung es als selbstverständlich ansehen, mit Behinderten gemeinsam zu leben und zu arbeiten. Dieses Denken sollte bereits im Kleinkindalter gefördert werden.

Was bedeutet "Integrative Kindertageseinrichtung"?

Ursprünge
Lange Zeit wurde die Integration behinderter Kinder in Gruppen nicht behinderter Kinder vernachlässigt. In den 1970er und 1980er Jahren begannen Eltern, darauf zu drängen, dass ihre behinderten oder von Behinderung bedrohten Töchter und Söhne gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung in Kindergarten und Schule spielen, lernen und leben können.
So wurden in den 1980er Jahren in verschiedenen (alten) Bundesländern und nach der Wende auch in den neuen Bundesländern Integrationsgruppen in Regelkindergärten aufgebaut.
Die Isolation behinderter Menschen, die sonst ausschließlich in Sondereinrichtungen, z. B. in speziellen Sonderkindergärten, gefördert oder beschult werden, sollte abgebaut werden. Der Behinderte ist nicht mehr Almosenempfänger oder Objekt von Wohltätigkeit, sondern Mitmensch und Partner.

Grundsätzliches
Integration in Kindertageseinrichtungen bedeutet, dass unterschiedliche Kinder, gleich ihrer Herkunft, Hautfarbe, Kultur, Gesundheit, Krankheit oder Behinderung gemeinsam betreut werden. Es erfolgt die Aufnahme behinderter Kinder (Seh-, sprachliche, körperliche Behinderungen) in einen Regelkindergarten bzw. nicht behinderter Kinder in einen Sonderkindergarten.
Ziel einer integrativen Erziehung im Kindergarten ist das Wohlbefinden ausnahmslos aller Kinder. Zudem soll sie einen Beitrag zur Überwindung sozialer Einschränkungen im täglichen Leben behinderter Kinder leisten. Diese sollen aufgrund einer Behinderung nicht gezwungen sein, ihren alltäglichen Lebensraum zu verlassen und werden in normale Lebensabläufe mit einbezogen. Ihr Außenseitertum kann auf diese Weise abgebaut werden. Gelingt die Integration im Kindergarten, ist dieses für ein behindertes Kind der erste Schritt in das „normale Leben".

Das Zusammenleben und die Integration von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen sowie auch jedes einzelnen Kindes in seiner Persönlichkeit und sozialen Verhaltensweisen werden gefördert. Im Vordergrund stehen das Lernen, die Entwicklung und das Wohlbefinden ausnahmslos aller Kinder.
Für einen selbstverständlichen Umgang nicht behinderter Kinder mit behinderten Kindern ist eine tägliche Begegnung von Kindheit an notwendig. Sie erfahren, dass es auch Kinder gibt, die anders sind als sie selbst. Es soll für sie alltäglich sein, mit diesen zu leben und sie zu akzeptieren. Das Anderssein verschiedener Menschen sehen sie als Lebensmöglichkeit und Bereicherung.
Soziale Bezüge der Kinder untereinander und gegenseitige Rücksichtnahme werden vertieft.

Durch das Zusammenleben von Kindern mit und ohne Behinderung können diese
in einem gemeinsam gestalteten Alltag individuelle Erfahrungen sammeln, sich
entwickeln, kommunizieren und aneinander wachsen. Die Kinder bekommen die
Möglichkeit, miteinander und voneinander zu lernen. Im gemeinsamen Handeln,
Spielen und Lernen können sich die Kinder auf ihre jeweils andere Weise als
kompetent erfahren.

Bei der integrativen Pädagogik erfolgt eine gemeinsame individuelle Förderung
von Kindern mit und ohne Behinderung. Gleichzeitig findet aber auch eine
gezielte Unterstützung der Kinder mit Behinderung statt, ohne sie vollkommen in
den Vordergrund zu stellen. Bei Bedarf werden diese therapeutisch behandelt, z.
B. Krankengymnastik, Ergotherapie.

Bestimmte Eigenschaften, Verhaltens- und Denkweisen der Kinder werden in die
Erziehung mit einbezogen. Die pädagogische Arbeit soll durch notwendige Hilfen
und Entwicklungsanreize allen Kindern gerecht werden. Sie orientiert sich an den
Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen der Kinder. Um diese aufzuspüren,
bedarf es einer genauen Beobachtung und Wahrnehmung jedes einzelnen Kindes.

ErzieherInnen
Die Fachkräfte in einem integrativen Kindergarten bestehen vorwiegend aus
Erziehern, Heilpädagogen und Kinderpflegern. Zudem erfolgt auch die
Zusammenarbeit mit externem Fachpersonal, d. h. mit Physiotherapeuten,
Ergotherapeuten, Logopäden und anderen Therapeuten. Dieses ist
Voraussetzung für die Qualität und das Gelingen integrativer Erziehung.
Die MitarbeiterInnen arbeiten sowohl untereinander als auch mit den Eltern eng
zusammen. Sie weisen die Eltern auch auf Selbsthilfegruppen, Elternkreise und
Treffs hin. Zudem findet häufig ein Austausch mit anderen integrativen
Kindertageseinrichtungen statt.
Damit Integration gelingen kann, bedarf es eines umfangreichen Wissens der
ErzieherInnen über integrative Prozesse und einer positiven Einstellung zur Integration.

Eltern
Eine enge Zusammenarbeit der Eltern mit den MitarbeiterInnen und ggf. anderen
Facheinrichtungen ist von großer Bedeutung. Sie sind mit der Behinderung ihres
Kindes vertraut und können ihre Erfahrungen in der täglichen Arbeit mit
einbringen. Es erfolgen regelmäßige Kontakte, Elternabende, Beratungsgespräche und
gemeinsame Aktivitäten. Die Eltern erfahren Unterstützung in allen Fragen zur Förderung, Entwicklung und Erziehung des Kindes.

Die Einrichtung
Die integrative Arbeit erfordert eine ausreichende räumliche, technische und personelle Ausstattung. Gegebenenfalls sind räumliche Veränderungen oder Anpassungen notwendig.
Ein integrativer Kindergarten verfügt über geeignete Spiel-, Bewegungs- und Beschäftigungsmaterialien, wie z. B. Kugelbad, Hängematten, spezielle Bälle, die das Greifen und Festhalten erleichtern, geeignete Schaukeln im Freien. Zudem sind spezielle Hilfsmittel vorhanden, wie z. B. Besteck für spastisch gelähmte Kinder und Schaumstoffkeile zur richtigen Lagerung des Kindes beim Spielen.
Entscheidet sich eine Einrichtung zu integrativer Arbeit, ist ein spezielles pädagogisches Konzept zur Ermöglichung und Unterstützung des gemeinsamen Lebens von Kindern mit und ohne Behinderung notwendig. Für behinderte Kinder wird ein individueller Hilfe-/Förderplan entwickelt, in dem alle Maßnahmen, die mit der Integration in einem Kindergarten verbunden sind, zusammengefasst werden.

Medien

Das kleine Museum

149 Ausschnitte aus Gemälden großer Meister, dazu 149 Begriffe, versammelt dieses umfangreiche kleine Museum und nimmt damit Kinder auf Entdeckungsreisen in die Kunst.

Ein Kompendium der Kunst, von Adler bis Zylinder alphabetisch geordnet: 149 Begriffe, dazu 149 Ausschnitte aus Gemälden großer Meister der Klassik und der Moderne, versammelt dieses umfangreiche kleine Museum “ebenso einfach wie verblüffend” (Neue Zürcher Zeitung) und verlockt auf unwiderstehliche Weise immer wieder zum Blättern, zum Nachschlagen und zu Entdeckungsreisen in der Kunst.

Auszeichnungen:
Luchs der ZEIT und Radio Bremen
Die besten 7 Bücher für junge Leser (Focus / Deutschlandfunk)

Alain Le Saux / Grégoire Solotareff (Hrsg.)
Das kleine Museum
310 S., Fadenheftung, Flexcover
ISBN 978-3895651717 
Ab 4 Jahre
www.moritzverlag.de 



Praxis

Emmi Pikler

Prinzipien und Theorie des Lebenswerks der ungarischen Kinderärztin Dr. Emmi Pikler (1902-1984) sind aus ihrer Arbeit als Familienärztin und langjähriger Leiterin eines Säuglingsheimes in Budapest entstanden.

Wie alle revolutionären Einsichten bezeichnen die Grundsätze ihrer Arbeit etwas nahezu
Selbstverständliches: Jedes Kind hat sein eigenes Zeitmaß der Entwicklung. Seine Autonomie,
Individualität und Persönlichkeit können sich entfalten, wenn es sich möglichst selbständig entwickeln
darf.

Geborgen in sicheren, stabilen Beziehungen lernen Kinder, sich aus eigener Initiative, gemäß ihren Interessen zu bewegen und zu spielen. Kommunikation und Sozialverhalten entstehen im Dialog mit den Erwachsenen, wenn die kindlichen Signale verstanden und sinnvoll erwidert werden. Damit selbständiges Lernen möglich wird, müssen die Erwachsenen eine Umgebung gestalten, die den momentanen Bedürfnissen und Bestrebungen des Kindes entspricht.

Genaue Beobachtung des Kindes und das Wissen um die Abfolge der Entwicklungsschritte ist die
Grundlage dieser Tätigkeit. Nur dort, wo das Kind Interesse entwickelt, also zwischen den Forderungen aus der Umwelt und sich selbst eine Verbindung herstellt, kann es im eigentlichen Sinne lernen und das Gelernte integrieren.

Der Name Pikler steht für eine achtsame Haltung dem Kind gegenüber vom ersten Lebenstag an. Wir legen Wert darauf, die Besonderheiten eines jeden Kindes zu berücksichtigen und im Umgang mit ihm seine Persönlichkeit zu wahren. Wir respektieren das Bedürfnis der Kinder, sich geistig und körperlich in ihrem Zeitmaß und ihren Interessen entsprechend zu entwickeln.

Die Forschung Emmi Piklers galt der selbständigen Aktivität im Säuglings- und Kleinkindalter: der aktiven und ungestörten Bewegungsentwicklung, dem eigenständigen Spiel, der Verbindung zwischen Bewegungs- und Spieltätigkeit. Sie erforschte die Stufen der Aufmerksamkeitsfähigkeit, als Grundlage des kognitiven Lernens.

Wendet man dieses pädagogische und medizinische Konzept auf Kinder mit Entwicklungsstörungen an, wird man feststellen, dass gerade solchen Kindern ein höheres Maß an Aufmerksamkeit, Abwarten und Verstehen ihrer noch so kleinen Entwicklungsschritte zugute kommt. Das Kind braucht keine überfordernden Stimulationen, kein Lernprogramm, sondern eine strukturierte Umgebung, Bewegungs- und Spielangebote, die für das Kind erreichbar und verständlich sind. Die Erfahrungen und Erkenntnisse von Emmi Pikler können Therapeuten, Pädagogen und Ärzte ermutigen, mehr den selbständigen Bewegungsfähigkeiten des Kindes zu vertrauen.

Das von Emmi Pikler 1946 gegründete Säuglings- und Kinderheim "Lóczy" in Budapest wird heute von der Kinderpsychologin Anna Tardos geleitet.

Quelle: www.pikler.de


Gesundheit

Sicherheit in der Vorweihnachtszeit

In fast jeder Kindertageseinrichtung werden die Kinder ab Anfang Dezember auf Weihnachten eingestimmt. Es wird gebacken, gebastelt und mit Kerzen und Lichterketten eine besinnliche Stimmung geschaffen. Diese Zeit kann gut genutzt werden, um den Kindern den sicheren und richtigen Umgang mit Streichhölzern, Kerzen und Feuer zu vermitteln.

Lernziele
Die Kinder sollen
• Regeln für den richtigen Umgang mit Feuer und Kerzen kennen lernen und
  diese Regeln konsequent  einhalten
• den praktischen Umgang mit Streichhölzern und Kerzen erlernen
• lernen, dass Feuer sehr gefährlich werden kann, wenn man sorglos damit umgeht
• wissen, dass immer ein Erwachsener dabei sein muss, wenn sie ein Feuer anzünden
• im Notfall richtig reagieren können

Dauer
ca. 4 Wochen

Hintergrundinformationen
Nicht nur zu Hause, auch in der Kindertageseinrichtung sorgen Kerzenschein und die weihnachtliche
Dekoration für eine festliche Stimmung und Kinderaugen leuchten auf, wenn die Kerzenflammen
züngeln. Neugier und Freude an der heißen Lichtquelle stehen aber in einem Spannungsfeld
mit der Angst der Kleinen vor Feuer, eventuellen Schmerzerfahrungen, dem Reiz des Verbotenen
und den tatsächlichen Gefahren im Umgang mit Feuer – eine ideale Gelegenheit, mit Kindern die
Grundregeln zum sicheren Umgang mit Streichhölzern, Kerzen und Feuer zu erarbeiten. Ziel ist
es, den Kindern Sicherheit und einen angemessenen Respekt im Umgang mit Feuer zu vermitteln.
Sie werden dann Feuer besser einschätzen und sich auch in Gefahrensituationen richtig verhalten
können. Kontrolliertes Üben im Sinne der Brandschutzerziehung ist wesentlich wirkungsvoller als
Verbote. Wichtig ist dabei natürlich auch die Vorbildfunktion der Erwachsenen, denn sie zeigen den
Kindern, wie sie selbst mit Streichhölzern, Kerzen und offenem Feuer umgehen.

Einige wichtige Dinge, die immer beachtet werden sollten:
Hinweise zur Durchführung
Zu Beginn der Weihnachtszeit wird mit den Kindern darüber gesprochen, wie die Dekoration für die Weihnachtszeit in der Einrichtung/im Gruppenraum aussehen soll. Zu bestimmten Anlässen sollen auch Kerzen aufgestellt und angezündet werden. Das geht aber nur, wenn alle Kinder sich an die Sicherheitsregeln halten. Damit verständlich wird, wofür Sicherheitsregeln notwendig sind, wird über die schönen und die gefährlichen Seiten des Feuers gesprochen sowie darüber, wofür Feuer benötigt wird. In Bewegungspausen oder in der Turnstunde kann das Thema Feuer auch aufgegriffen werden und in verschiedenen Spielen können die gemachten Erfahrungen bzw. das erworbene Wissen verarbeitet werden. Im Stuhlkreis sprechen die Kinder darüber, welche Erfahrungen sie bereits mit Feuer gemacht haben. Haben sie schon einmal an einem Lagerfeuer gesessen? Haben sie schon einmal Holz für ein Feuer gesucht? Was brennt besonders gut? Was brennt gar nicht? Haben sie schon einmal ein Streichholz entzündet? Haben sie schon einmal eine Kerze angezündet? Was wäre, wenn wir gar kein Feuer hätten? Ist einem Kind schon einmal etwas Schlimmes mit Feuer passiert? Was ist da passiert?
Wieso ist das passiert?
In diesem Zusammenhang wird darüber gesprochen, wozu die Menschen Feuer benutzen und was bei sorglosem Umgang mit Feuer alles passieren kann. Dabei sollte natürlich auch darüber gesprochen werden, wie Kinder sich richtig verhalten, falls in der Wohnung ein Brand ausbricht:

Dazu gehören folgende Regeln:
1. Nicht vor dem Feuer und Rauch verstecken, sich schnell in Sicherheit bringen
2. Möglichst schnell den Brandraum verlassen
3. Keine Zeit vergeuden um z.B. Spielzeug mitzunehmen
4. Türen zum Brandraum schließen
5. wenn es draußen brennt, Tür schließen, damit der Rauch und das Feuer nicht reinkommen können
6. den Raum nur verlassen, wenn der Rauch und das Feuer nicht im Weg sind
7. Wenn möglich, Feuerwehr rufen
8. Sich ans Fenster stellen und bemerkbar machen
9. Hilfe holen

Übung: Anzünden eines Streichholzes/eines Teelichtes
Ermöglicht man einem Kind, eigene Erfahrungen mit dem Entzünden von Streichhölzern und Kerzen unter Aufsicht eines Erwachsenen zu machen, so verliert das Feuer den Reiz des Verbotenen und Geheimnisvollen. Das ist wichtig, da viele Brandunfälle beim heimlichen Zündeln passieren. In Kleingruppen (4–5 Kinder) kann dies in der Einrichtung geübt werden.

Benötigtes Material
• eine feuerfeste Unterlage (z. B. ein Teller)
• ein Teelicht
• eine Streichholzschachtel (keine Streichholzheftchen!) mit verschiedenen funktionsfähigen und
  unbrauchbaren Streichhölzern (abgebrochen, abgeknickt, abgebrannt)
• eine mit Wasser gefüllte Schale (oder ein großes Glas)
• Eimer/Gartengießkanne mit Wasser
• ein feuerfestes Gefäß (z. B. eine Tonschale)

Die Erzieherin/der Erzieher erklärt, dass sich das Streichholz mit einem Zischen entzündet, die Flamme
aber dann ganz ruhig brennt – also nicht erschrecken und das Streichholz fest in der Hand halten.
Die Erzieherin/der Erzieher zeigt zuerst, wie man ein Streichholz richtig  an der Schachtel vom Körper weg – damit die Kleidung kein Feuer fängt – anzündet und rechtzeitig wieder auspustet.

Bei dem selbstständigen Entzünden eines Streichholzes sollte darauf geachtet werden, dass
• das Streichholz nicht beschädigt ist
• es nicht zu weit hinten angefasst wird, da es sonst leichter bricht
• nichts in der Nähe des Streichholzes ist, das Feuer fangen könnte: lange Haare, weite Kleidung,      Tücher, leicht entzündbare Gegenstände
• das Streichholz an der geschlossenen Schachtel vom Körper weg angerissen wird
• das Streichholz ausgeblasen und nicht ausgeschüttelt wird, da sich sonst glühende Teile lösen
  könnten
• das erloschene Streichholz zum Abkühlen auf einen feuerfesten Teller/Schale gelegt und
  nicht wieder in die Schachtel zurückgelegt wird
• ein Wasserbehälter bereit steht, in dem das Streichholz ggf. abgelöscht werden kann

Im ersten Schritt wird nur geübt, wie ein Streichholz richtig angezündet und wieder ausgepustet wird. Dazu sucht sich das Kind aus der Streichholzpackung ein geeignetes Streichholz aus (in der Packung sind auch beschädigte Streichhölzer zu finden). Das Kind übt das Entzünden, das Auspusten mit vorgehaltener Hand, das Ablegen des Streichholzes und/oder das Löschen im Wasser. Erst wenn die Kinder dies richtig beherrschen, können sie üben, eine Kerze anzuzünden. Gelingt es dem Kind nicht sofort, das Streichholz beim ersten Mal rechtzeitig auszupusten, kann es das Streichholz in die bereit gestellte Wasserschale fallen lassen. Sobald das Anzünden und Ausblasen von Streichhölzern beherrscht wird, kann im nächsten Schritt geübt werden, eine Kerze anzuzünden.

Es sollte darauf geachtet werden, dass
• das Teelicht oder eine Kerze beim Anzünden gerade steht und der Docht aufgerichtet ist
• die Kerze standsicher auf einer nicht brennbaren oder feuerfesten Unterlage steht
• die Kerze durch vorsichtiges Auspusten gelöscht wird
• zur Sicherheit immer ein kleiner Eimer mit Wasser oder eine gefüllte Gartengießkanne griffbereit               stehen

Grundsätzlich gilt: Streichhölzer dürfen nie ohne Erwachsene angezündet werden.

Spiele rund ums Feuer
Das Spiel bietet den Kindern einen wichtigen Raum, bereits gemachte Erfahrungen zu verarbeiten und in kindlicher Phantasie auszuleben. Für den Umgang mit dem Thema Feuer gibt es zahlreiche Spiele, die vorab oder zwischen den Übungseinheiten im Bewegungsraum oder draußen gespielt werden können.

Lagerfeuer, Wasser, Rauch und Brand

Die Kinder laufen kreuz und quer durch den Raum. Je nach Ausruf der Erzieherin oder eines ausgewählten Kindes müssen sie wie folgt reagieren. In der Mitte des Raumes ist ein Lagerfeuer. Das Feuer kann durch aufgehäufte Tücher dargestellt werden ggf. liegen sie auf einem kleinen Kasten. 

„Lagerfeuer!“: Alle Kinder setzen sich in einen Kreis und halten die Hände in sicherem Abstand über das  Feuer.
„Wasser!“: Alle Kinder stellen sich hintereinander in eine Reihe und löschen mit einem imaginären Schlauch (oder einem langen Seil) gemeinsam das Feuer.
„Rauch!“: Auf den Boden knien oder legen (Erklärung: Der Rauch steigt nach oben, unten ist bessere  Luft zum Atmen).
„Brand!“: Etwas Blaues (= Wasser) berühren.

Training der Feuerwehrmänner/Feuerwehrfrauen
Gemeinsam wird überlegt, was Feuerwehrleute alles können müssen – damit sie für den Einsatz im Notfall immer fit sind – können die Kinder das auch?
Sie sollten z.B.:
schwindelfrei sein: Die Kinder steigen auf die Sprossenwand und wieder hinunter.
einen schweren Schlauch tragen: Die Kinder machen einen Staffellauf und müssen ein langes, dickes Tau mit sich tragen und dieses an den nächsten Läufer übergeben.
ein gutes Gedächtnis haben: Die Kinder sitzen im Kreis. In der Mitte liegen verschiedene Gegenstände, z. B. Streichhölzer, Kerze, Wasserflasche, Seilchen, etc. unter einem Tuch. Das Tuch wird für eine Minute gehoben und die Kinder sollen aufzählen, welche Dinge sie sich gemerkt haben oder welche der Dinge die dort liegen, von ihnen benötigt werden, um eine Kerze anzuzünden.
mit dem Sprungtuch umgehen können: Die Kinder spannen und lösen gemeinsam ein Schwungtuch.
Ein darauf liegender Ball darf nicht herunterfallen. sich im Dunkeln/Nebel zurechtfinden: Einem Kind
werden die Augen verbunden und es muss von der Raummitte 2-3 Kinder finden, die leise oder laute
Geräusche (oder Hilferufe) abgeben.

Tipps für die Weihnachtszeit in der Einrichtung
• Den Adventskranz auf eine nicht brennbare Unterlage stellen, z.B. Glasplatte oder Porzellanteller.
• Kerzen auf Adventskränzen sicher aufstellen, gegen Kippen sichern
  und auswechseln noch bevor sie niedergebrannt sind.
• Dünne, lange Kerzen kippen leichter um,
  deshalb dickere Kerzen (ca. 4 cm) für den Adventskranz benutzen.
• Trockene Tannenzweige immer wieder gegen frisches Grün austauschen.
  Insbesondere in beheizten Räumen trocknen Tannenzweige schnell aus und
  können schon von kleinen Funken entzündet werden.
• Um alle Kerzen einen ausreichenden Sicherheitsabstand wahren.
• Kerzen nicht unter Zweige oder Dekorationsmaterial platzieren.
• Brennende Kerzen dürfen niemals zwischen Regalbrettern abgestellt werden!
• Lassen Sie brennende Kerzen niemals unbeaufsichtigt.
  Wenn Sie den Raum verlassen, müssen die Kerzen ausgepustet werden.
• Beim Kauf von Lichterketten auf gute Qualität und sichere Produkte (Sicherheitskennzeichen und
  Warnhinweise) achten und die Funktionstüchtigkeit immer wieder kontrollieren.
• Streichhölzer und Feuerzeuge an einem für Kinder nicht zugänglichen Ort lagern.

Im Notfall
Auch die Kinder sollten die wichtigste Regel bei Verbrennungen kennen:
Die verbrannte Stelle muss sofort unter kühles fließendes Wasser gehalten werden!
Bei schwereren Verbrennungen gilt:

• Ruhe bewahren und das Kind beruhigen
• Das Kind ausziehen, aber eingebrannte Kleidung nicht mit Gewalt entfernen
• Das Kind mit kühlem Wasser ca. 20 Minuten abduschen (die Wassertemperatur sollte etwa 20° C
  betragen)
• Ist nur ein Körperteil verletzt (Hand, Arm, Bein, Fuß), genügt es,
  die betroffene Region entsprechend lang unter fließendem Wasser zu kühlen
• Verbände anlegen oder in eine Rettungsfolie wickeln
  (Isolierdecke mit der goldenen Seite zum Kind gewandt)
• Dem Kind nichts zu essen oder zu trinken geben
• Zum nächsten Kinderarzt oder ins Krankenhaus fahren oder Notruf 112 anrufen
• Eltern informieren und um das Impfbuch des Kindes bitten (Tetanusschutz)

Notruf absetzen
Natürlich ist auch das Absetzen des Notrufs „112“ ein ganz wesentlicher und wichtiger Bestandteil jeder
Brandschutzerziehung. Dazu gibt es eine ausführliche Projektbeschreibung unter dem Titel „Hilfe holen“ in der Praxismappe für Erzieherinnen und Erzieher, die ebenfalls im Rahmen der Initiative „Wir können das“ veröffentlicht wurde.

Weiterführende Informationen
Wenn das Thema „Feuer“ ausführlicher bearbeitet werden soll, können zur praktischen Durchführung
die örtliche Feuerwehren angesprochen werden oder bestehende Konzepte und Informationsmaterialien zur Brandschutzerziehung und -aufklärung der Feuerwehrverbände
(z. B. www.sicherheitserziehung-nrw.de; www.brandschutzaufklaerung.de) genutzt werden.
Auch die Fachabteilungen Schadenverhütung/Brandschutz der Versicherer können mit ihrem
Know-how und weiterem Informationsmaterial unterstützen.
Einige Feuerwehren bieten Mitmachausstellungen zur Brandschutzerziehung an, z.B. im Floriansdorf
in Iserlohn. Informieren Sie über die Angebote Ihrer Feuerwehr!

Die Initiative „Wir können das!“
Dieses Ergänzungsblatt ist Teil der Initiative „Wir können das!“ des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft in Zusammenarbeit mit der Deutschen Verkehrswacht und der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V.

Die Initiative „Wir können das!“ hat speziell für den Kindergarten ein neues Medienpaket zum Thema Kindersicherheit zusammengestellt. Inhalte sind Arbeitshilfen für Erzieherinnen und Erzieher, ein Erlebnisheft für Kinder sowie ein Poster für Eltern.

Das Medienpaket kann angefordert werden über
www.das-sichere-kind.de
www.lernwerkstadt.de
www.kindersicherheit.de
Dort sind auch weitere Informationen und Downloads zur Initiative „Wir können das“ zu finden.
Kinder können sich spielerisch mit den Ampelinis über Unfallverhütung informieren unter www.ampelini.de

Herausgeber:
Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V.
Heilsbachstraße 13
53123 Bonn
Homepage: www.kindersicherheit.de


Gesundheit

Hände-Hygiene

Hände sind durch ihre vielfältigen Kontakte mit der Umgebung und anderen Menschen die Hauptüberträger von Infektionskrankheiten. Zu den wichtigsten Maßnahmen der Infektionsverhütung und Bekämpfung von Krankheiten gehört das Händewaschen und ggf. die Händedesinfektion.

Das Händewaschen reduziert die Keimzahl auf den Händen.
Es ist zwingend erforderlich in der Küche vor dem Umgang mit Lebensmitteln, nach dem Zubereiten von mit Erde behafteten Lebensmitteln, rohem Fleisch und Eiern und insbesondere nach jedem Toilettengang und Wickelvorgang. Ebenfalls nach Tierkontakt und nach intensivem Kontakt zu Kindern, die an Durchfall, Husten oder Schnupfen leiden.

Händewaschen sollte grundsätzlich zu Dienstbeginn der Erzieherinnen/Kinderpflegerinnen erfolgen. Zum Händewaschen sind flüssige Waschpräparate aus Spendern und Einmalhandtücher zu verwenden, Gemeinschaftshandtücher sollten nicht benutzt werden.

Jedes Kind sollte je nach Alters und Entwicklungsstand eine ordnungsgemäße Handwaschtechnik erlernen. Diese gründliche Händereinigung sollte nach dem Spielen, nach jeder Verschmutzung, nach jedem Töpfchen- oder Toilettengang, nach Tierkontakt und vor und nach jedem Essen erfolgen.
Die Händedesinfektion dient dazu gegebenenfalls Krankheitserreger so zu reduzieren, dass es nicht zu einer Übertragung von Krankheiten kommt.

Nach Erste-Hilfe-Maßnahmen, z. B. nach Kontakt mit Blut und Sekreten, nach Kontakt zu Kindern die an Durchfall leiden und ggf. nach dem Wickelvorgang (z. B. im Falle einer erhöhten Infektionsgefahr bei Durchfall oder Erbrechen) ist eine Händedesinfektion notwendig. Prophylaktische Händedesinfektion sollte vor dem Anlegen von Pflastern, Verbänden o.ä. durchgeführt werden. Ein viruswirksames Händedesinfektionsmittel (in Absprache mit dem Gesundheitsamt) sollte unter Verschluß bereitgestellt sein (z. B. Erste-Hilfe-Schrank). Auch bei Desinfektionsmitteln ist auf das Verfallsdatum zu achten!
Für eine Händedesinfektion ist es erforderlich, ca. 3 - 5 ml Händedesinfektionsmittel mindestens 30 Sekunden lang in die trockenen Hände einzureiben (Fingerzwischenräume, Handrücken und Fingerkuppen sowie Nagelfalz nicht vergessen).

Einmalhandschuhe sind bei Kontakt mit Blut, Eiter, Sekreten anzuwenden. Im Falle einer erhöhten Infektionsgefahr bei Durchfall oder Erbrechen empfiehlt es sich auch beim Wickelvorgang mit Einmalhandschuhen zu arbeiten. Nach dem Arbeiten mit Einmalhandschuhen muss eine zusätzliche Händedesinfektion durchgeführt werden.
Hände- sowie ein Flächendesinfektionsmittel sind an einem sicheren Ort vorzuhalten, z. B. im Erste-Hilfe-Schrank aufbewahren!

Quelle: www.gesundheitsamt-bw.de

Hygienepläne Kiga/Schule
Als Orientierung für die Kriterien, die im Hinblick auf Hygienemaßnahmen in Schulen und Kindergärten Beachtung finden, können Sie sich unter www.hygiene-tipps-fuer-kids.de einen Rahmenhygieneplan für Schulen bzw. Kindertagesstätten des Länderarbeitskreises als PDF-Datei herunterladen. Er ist exemplarisch für andere Rahmenhygienepläne, die als Muster zur Erstellung eines eigenen Planes dienen. Dort gibt es außerdem  viele Informationen und Anregungen zum Thema Hygiene für Kinder und Erwachsene.