2020

Top Themen Praxis

Basteltipp: Wurmkiste – ein Paradies fur Klima–Superhelden

TOPP

Wir bauen eine Wurmkiste

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind ein wichtige Themen, auch für kleine Kinder. Doch wie thematisiert man das anschaulich im Kita-Alltag und leistet selbst einen kleinen Beitrag? Ein tolles Anschauungsobjekt ist eine Wurmkiste. Das ist eine Kiste mit Regenwürmern und Erde. Die Würmer fressen organische Abfälle, vermehren sich und scheiden natürlichen Dünger aus. Dieser Wurmhumus kann nach einiger Zeit als toller Dünger für den Kita-Garten genutzt werden.

Was braucht ihr?
  • 3 Eurokisten, 40 cm x 30 cm, 2x 22 cm hoch, 1x 12 cm hoch
  • 6 Leimholzplatten, 18 mm stark, 60 cm x 40 cm
  • 2 Holzleisten, ca. 1 cm x 1 cm, je 28 cm lang
  • Wachsmalstift in Transparent
  • Bleistift
  • Holzbeize
  • Leinöl(firnis)
  • breiter Pinsel
  • altes Tuch
  • Senkkopfschrauben, ca. 30 x 3,5 mm x 35 mm und 6 x 3 mm x 25 mm
  • Stichsäge
  • Akkuschrauber
  • Holzbohrer, 2,5 mm, 3,2 mm und 8 mm
Anleitung

Schritt 1: Zuerst müssen die Leimholzplatten wie auf Seite 119 angegeben mit der Stichsäge zugesägt werden. Lass dir dabei von einem Erwachsenen helfen. Dann schraubst du gemäß Markierung die 1 cm x 1 cm x 28 cm großen Holzleisten mit den kurzen Schrauben auf die Seitenteile.

Hinweis: Bohre immer ein Loch vor, bevor du eine Schraube eindrehst, damit das Holz nicht reißt.

Schritt 2:  Jetzt wird die Kiste zusammengebaut. Zuerst schraubst du die Rückseite zwischen die Seitenteile, dann setzt du den Boden und die Vorderseite ein. Alle Teile sind oben bündig. Vorn bleibt unten eine Öffnung. Die zugesägten Leisten schraubst du unten an den Deckel, jeweils 2 cm von den Schmalseiten entfernt.

Schritt 3: Beschrifte die Wurmkiste mit dem Wachsmalstift und streiche sie dann mit der Holzbeize. Nach dem Trocknen mit dem alten Tuch über die Oberfläche reiben, sodass die Schrift zum Vorschein kommt. Dann alles mit Leinöl(firnis) versiegeln.

Schritt 4: Schiebe die flache Eurokiste unten als Wurmtee-Schublade hinein. Bohre einige große Löcher in den Boden der tiefen Eurokisten (wenn du Kisten ohne Löcher hast) und stelle sie dann übereinander (Durchmesser 8 mm) in die Holzkiste. Deckel drauf und fertig!

 

Tipps für Wurm–Farmer

  • Stell die Wurmkiste im Sommer an ein schattiges Plätzchen. Im Winter stellst du sie an einen frostfreien Ort – zum Beispiel in den Keller oder ins Treppenhaus.
  • Keine Angst: Kein Wurm wird freiwillig deine Kiste verlassen – es sei denn, in der Kiste stimmt etwas nicht.

Ein paar Tipps, wie ihr die Wurmkiste verwendet, kriegt ihr in diesem Video

Buchtipp: #Basteln for Future

Bastle die Welt besser! Der Klimawandel geht uns alle an: Plastik in den Weltmeeren, immer weniger Insekten und sommerliche Temperaturen im Februar? In diesem Buch erfährst du, was du für den Klimaschutz und die Natur tun kannst und warum die Erde unsere Hilfe braucht. Mach mit bei tollen Aktionen der NAJU für kleine und große Weltretter.

Nachhaltige Kreativideen für kleine Klimaretter

  • Einfache Bastelideen und Tipps für Kinder ab 5 rund um die aktuellen Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit
  • Mit Challenges, um die Welt besser zu machen, Müll zu vermeiden, Energie zu sparen etc. und coolen NAJU-Projekten zum Mitmachen
  • Mit Klimaschützer-Urkunde zum Download. Auf nachhaltigem Papier gedruckt

#Basteln for Future –Das Bastelbuch für Klimaschützer und Naturhelden in Kooperation mit der NAJU von Susanne Pypke. TOPP im frech Verlag, 136 Seiten. Preis: 15,99 Euro. ISBN 978-3-7724-8460-5. Ab 5 Jahren

 


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Bertelsmann Stiftung startet neues Portal zu "Musik im Kita–Alltag“

Foto von cottonbro von Pexels

 

Bertelsmann Stiftung startet ein neues Portal zu "Musik im Kita–Alltag“. Auf mika-erleben.de finden Erzieher*innen und Eltern vielfältige Anregungen für die frühkindliche musikalische Bildung. Dabei erfahren sie, wie viele Berührungspunkte mit Musik ein Alltag mit Kindern bieten kann und wie sich daraus gemeinsame musikalische Erlebnisse schaffen lassen.

Musik spielt für die frühkindliche Bildung eine unverzichtbare Rolle. Kinder sind zudem mit großer Begeisterung von sich aus musikalisch aktiv oft auch unbewusst. Sie singen und erfinden ihre eigenen Lieder und erzeugen Rhythmen und Klänge. Wie sich diese Musik der Kinder und die Geräusche des Alltags als Ausgangs und Mittelpunkt für gemeinsames Musizieren und musikalische Bildungsprozesse nutzen lassen, zeigt die neue Website www.mika–erleben.de. Bei der Entwicklung der Seite hat das Projekt „MIKA: Musik im Kita Alltag“ der Bertelsmann Stiftung sich insbesondere von den Wünschen und Bedürfnissen der potenziellen Nutzer leiten lassen. Nicht nur Erzieherinnen und Erzieher sowie pädagogische Fachkräfte in Ausbildung oder Studium werden hier auf der Suche nach neuen Ideen für die Integration von Musik in die Kita Abläufe fündig. Auch für Eltern oder Grundschullehrkräfte hält die Website spannende Anregungen bereit, wie sie den Alltag mit Kindern mit einfachen aber pädagogisch wertvollen Methoden musikalischer gestalten können.

Erweiterter Musikbegriff im Fokus

Im Unterschied zu vielen anderen Konzepten der frühkindlichen musikalischen Bildung steht im Kern von MIKA und damit auch des neuen Onlineportals ein erweiterter Musikbegriff. Anstatt einer vorbereitenden Planung von Musikinhalten rückt die achtsame Wahrnehmung der musikalischen Aktivitäten der Kinder an den Anfang und in den Mittelpunkt eines gemeinsamen musikalischen Geschehens. Diese musikalischen Momente gilt es zu entfachen und für das Miteinander in der Gruppe erlebbar zu machen. Die Ideen von MIKA sind so offen gestaltet, dass sie in unterschiedliche Situationen im Tagesverlauf eingebracht werden können. Zudem knüpfen sie immer an die Kompetenzen der beteiligten Fachkräfte und die Fähigkeiten der Kinder an Der Ansatz ist darauf ausgerichtet, dass sich jeder erfolgreich am gemein- samen Musizieren beteiligen kann. In der Praxis führt die Arbeit mit dem erweiterten Musikbegriff dazu, dass die musikalische Aktivität weitere Bildungsbereiche streift zum Beispiel die Sprachförderung.

Um den Ansatz von MIKA zu verdeutlichen, stellen wir euch ein Übungsbeispiel für den Kita-Alltag zum Download bereit und zwar zu Papier-Instrumenten.

Über die Bertelsmann Stiftung

Die Bertelsmann Stiftung setzt sich dafür ein, dass alle an der Gesellschaft teilhaben können – politisch, wirtschaftlich und kulturell. Ihre Themen: Bildung, Demokratie, Europa, Gesundheit, Werte und Wirtschaft. Dabei stellt sie die Menschen in den Mittelpunkt. Denn die Menschen sind es, die die Welt bewegen, verändern und besser machen können. Dafür erschließen wir Wissen, vermitteln Kompetenzen und erarbeiten Lösungen. Die gemeinnützige Bertelsmann Stiftung wurde 1977 von Reinhard Mohn gegründet.

Weitere Informationen: www.bertelsmann-stiftung.de


Top Themen Medien

Musiktipp: Giraffenaffen 6

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Die Giraffenaffen sind wieder da! Eines der derzeit erfolgreichsten Musikprojekte der letzten Jahre geht damit in die sechste Runde. Das Konzept ist immer noch dasselbe: Bekannte deutsche Popmusiker*innen interpretieren bekannte Kinderlieder auf ihre ganz eigene Weise und machen sie so zu Songs, die Jung und Alt begeistern. Auch dieses Mal sind einige sehr spannende Künstler zu hören – zum Beispiel Rapper Afrob mit der Single "Manchmal hab' ich Wut. Howard Carpendale interpretiert das Lied der Schlümpfe neu und LEA singt über freie Gedanken. Außerdem sind die Donets, Nico Santos oder auch Versengend mit dabei. Sie alle haben eine gemeinsame Vision: die Lieder ihrer eigenen Kindheit für klein und groß richtig cool klingen zu lassen und so gute Musik wieder mehr in den Mittelpunkt des Familienlebens zu rücken.

Nico Santos – Wenn Du richtig glücklich bist

 

Auch der soziale Aspekt ist schon seit Beginn an eine wichtige Motivation für die Giraffenaffen, weshalb sie auch weiterhin “Die Arche” Kinderstiftung mit einem Teil der Einnahmen unterstützen. Das Kinder- und Jugendwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, Kinderarmut zu bekämpfen und Kinder wieder ins Zentrum der Gesellschaft zu stellen, indem sie ihnen unter anderem Sport- und Kulturangebote ermöglichen.

Dabei spielt natürlich auch die Musik eine bedeutende Rolle, was sich perfekt mit den Zielen der Giraffenaffen verbinden lässt. Kürzlich hat der Giraffenaffe sogar die Kinder in der Arche besucht und mit ihnen ein Video zu “Jetzt Alle! (Giraffenaffensong)” der Giraffenaffenband gedreht. Mit viel Spaß haben sie gezeigt, dass man gemeinsam alles schaffen kann

 

Giraffenaffenband – Und Alle! (Giraffenaffensong)

TRACKLISTING:

  1. Giraffenaffenband – “Und Alle! (Giraffenaffensong)”
  2. Lina Maly – “Mio, mein Mio”
  3. Howard Carpendale – “Das Lied der Schlümpfe”
  4. Das Lumpenpack – “Wer will fleißige Handwerker sehen”
  5. Lotte – “Im Frühtau zu Berge”
  6. Nico Santos – “Wenn Du richtig glücklich bist”
  7. Versengold –“Ottokar hat Segelohren”
  8. Donots – “Lied vom Wecken”
  9. LEA – “Die Gedanken sind frei”
  10. Roland Kaiser – “Guter Mond, Du gehst so stille”
  11. Wingenfelder – “Lottas Krachmacherlied”
  12. Gestört Aber GeiL – “Biene Maja”
  13. Afrob – “Manchmal hab’ ich Wut”
  14. Marina Marx – “Zeigt her Eure Füße”
  15. Gil Ofarim – “Auf einem Baum ein Kuckuck saß”
  16. Max Richard Leßmann – “Bratkartoffellied”
  17. Phil Siemers – “Bunt sind schon die Wälder”

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Wie Eltern ihre Kinder gegen Rassismus stärken können: Ein Praxisimpuls der SOS-Kinderdörfer weltweit

obs/SOS-Kinderdörfer weltweit/Giti Carli Moen

 

Rassismus ist auch in Deutschland ein Thema, das machen nicht nur die anhaltenden Proteste deutlich: Laut einer EU-Studie haben 48 Prozent aller in Deutschland lebenden Schwarzen innerhalb von fünf Jahren Rassismus erfahren. „Schon Kinder erleben Ausgrenzung und Diskriminierung. Aber ihre Eltern können sie stärken“, sagt Teresa Ngigi, Psychologin der SOS-Kinderdörfer weltweit. Doch wie können Eltern ihre Kinder auf die Verletzungen vorbereiten? Wie sprechen sie mit ihnen über das Thema? Und wie können sie ihre Kinder am besten unterstützen? Ngigi hat die wichtigsten Tipps zusammengestellt. Die SOS-Psychologin weiß, wovon sie spricht: Als Kenianerin, die mit ihrer Familie in Italien lebt, hat sie selbst Erfahrungen mit Rassismus gemacht.

Kinder gegen Rassismus stärken

 

  1. Gut informiert sein und die Dynamik von Rassismus verstehen

Bevor Eltern mit ihren Kindern sprechen, sollten sie überprüfen: Verstehe ich selbst die Dynamiken, die rassistische Äußerungen auslösen? „Wenn ein Kind wiederholt Mobbing erfährt, reagiert es typischerweise entweder mit Flucht oder Angriff. So etwas muss ich als Mutter oder Vater erkennen, damit ich meinem Kind helfen kann!“, sagt Ngigi.  Wichtig sei auch zu verstehen, dass Rassismus nicht angeboren, sondern ein erlerntes Verhalten sei.

  1. Die eigenen Erfahrungen reflektieren

Viele Eltern mit dunkler Hautfarbe in Europa haben selbst Rassismus erlebt. „Als ich vor 15 Jahren aus Kenia nach Italien kam, musste ich feststellen, dass viele Arbeitgeber meine Qualifikationen nicht anerkannten. Das tat weh, aber deshalb gehe ich nicht davon aus, dass alle Europäer so denken!“, sagt Ngigi. Es sei wichtig, dass Eltern ihre eigenen Erfahrungen reflektieren anstatt Vorurteile aufzubauen und an die Kinder weiterzugeben.

  1. Den Reichtum der eigenen Kultur bewusstmachen

„Meine Kinder haben sowohl italienische als auch kenianische Wurzeln und sie sind auf beides stolz“, sagt Ngigi. Es stärke die Kinder, wenn die Eltern ihnen ein Bewusstsein für ihre Kultur vermitteln. „Dabei geht es nicht um besser oder schlechter, sondern darum, den Reichtum und die Einzigartigkeit einer jeden Kultur zu feiern!“, sagt Ngigi.

  1. Dem Kind zuhören

Wenn das eigene Kind aufgrund seiner Hautfarbe gemobbt werde, sei zuallererst wichtig, zuzuhören.„Manche Eltern halten es nicht aus, dass ihr Kind solche Dinge erlebt, und verschließen sich, aber dann bleibt das Kind alleine mit seinen Erlebnissen!“, sagt Ngigi. Entscheidend sei, offen über den Vorfall zu sprechen, dem Kind immer wieder zu vermitteln, dass es nichts falsch gemacht habe und dass die Anfeindungen nichts über ihn oder sie aussagen.

  1. Eine gute Antwort finden

Eltern können ihrem Sohn oder ihrer Tochter dabei helfen, selbstbewusst zu antworten, anstatt reflexhaft mit Wut oder Angst zu reagieren“, sagt Ngigi.

Ihr eigener Sohn habe im Alter von acht Jahren rassistische Äußerungen durch einen Klassenkameraden erfahren. „Wir haben zusammen überlegt, was er tun kann. Beim nächsten Mal hat er dem Jungen in die Augen geschaut, ihm laut und deutlich gesagt, dass er das nicht möchte und dass er aufhören soll. Das hat funktioniert.“

  1. Das Umfeld mit einbeziehen

Nicht immer lässt sich ein Vorfall so schnell klären. „Eltern sollten keine Hemmungen haben, zum Beispiel auch die Lehrer mit einzubeziehen und im Umfeld um Unterstützung zu bitten. Jeder rassistische Vorfall muss ernstgenommen und dem betroffenen Kind vermittelt werden: Du hast ein Recht auf einen respektvollen Umgang“, sagt Teresa Ngigi.

Lebendiges Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung

Die SOS-Kinderdörfer sind vielerorts ein lebendiges Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung: Es gehört zu ihren Grundsätzen, Kinder in Not zu unterstützen, unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Im SOS-Kinderdorf Ksarnaba im Libanon wachsen Sunniten, Schiiten und Christen zusammen auf, in den SOS-Kinderdörfern in Ecuador finden sowohl Nachkommen der Ureinwohner als auch der europäischen Einwanderer ein Zuhause und in Indien freuen sich christliche Kinder, die Feste ihrer Hindu-Freunde mit zu feiern - und umgekehrt.

Dieses ist der II. Teil des Rassismus-Ratgebers der SOS-Kinderdörfer. Teil I ist unter auf Kinderzeit.de oder Website der SOS Kinderdörfer zu finden. Er gibt Hilfestellung für weiße Eltern, die mit ihren Kindern über Rassismus sprechen wollen.


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Podcasts für Pädagog*innen: Der Entwicklungssprünge Podcast (Teil 5)

Photo by BBC Creative on Unsplash

 

Es gibt nicht nur unzählige Familien-Podcasts über Erziehungsfragen oder die Rolle als Mutter oder Vater, sondern auch Formate von "echten" Pädagogen. Unser neuester Tipp ist der "Entwicklungssprünge"-Podcast von Gunda Frey. Er richtet sich an Eltern, Pädagog*innen, Lehrkräfte und alle die das irgendwann einmal werden wollen.

Gunda Frey ist Psychotherapeutin für Kinder und Jugendlichen und Traumatherapeutin. In ihrem Podcast gibt sie Anregungen und Inspirationen für den Alltag mit Kindern – egal ob nun professionell oder als Eltern. Das Themenspektrum ist sehr breit. In einer sehr gelungenen Folge spricht sie mit Sandra Stubbra-Schlütken über Inklusion in Schule und Kita. Stubbra-Schlütken hat einen Instagram-Account @inklusion_fuer_anfaenger ins Leben gerufen, auf dem sie über Inklusion und all ihre Chancen und Herausforderungen aufklärt. In einer anderen Episode spricht sie mit Dr. Anke Elisabeth Ballmann, der Autorin des vielbeachteten Buches "Seelenprügel". Seit vielen Jahren gibt sie Fortbildungen in Kindergärten. Sie hat beobachtet, gefragt und viele Rückmeldungen bekommen. Das Ergebnis ist erschreckend: Fast jedes Kind macht im Kindergarten Erfahrungen von seelischer Gewalt.

Natürlich wird im Entwicklungssprünge nicht nur kritisiert, sondern auch konstruktiv in die Zukunft der Bildung geblickt. Und genau das macht diesen Podcast so hörenswert.

 

So klingt der Entwicklungssprünge Podcast


Top Themen Ernährung

Ich kann kochen!: Wasser mit allen fünf Sinnen erforschen

Sarah Wiener Stiftung

Schmeckt Wasser eigentlich immer gleich? Hat es eine Farbe? Kribbelt es am Finger? Und welche Geräusche kann Wasser machen? Um solchen Fragen auf den Grund zu gehen, können ErzieherInnen auf die Sinnesübung Wasser der Initiative Ich kann kochen! zurückgreifen. Die Übung bietet eine Anleitung zur Durchführung einer Aktion mit Kita-Kindern sowie weitere Ideen für Aktivitäten rund um das Thema Wasser. Mit diesen Anregungen können Kinder erfahren, dass Wasser alles andere als langweilig und geschmacksneutral ist.

Für genussvolles Essen und Trinken ist das bewusste Wahrnehmen unserer fünf Sinne wichtig. Deshalb sind Sinnesübungen – sei es zum Thema Wasser oder etwa auch zu Brot, Kräutern oder Äpfeln – bereits ein wichtiger Teil der Ernährungsbildung. Sie können prima in den Kita- und Schulalltag integriert werden und sind leicht umzusetzen. In der aktuellen Gesundheitslage, in der besondere Hygiene- und Abstandsregeln gelten, sind Sinnesübungen eine tolle Ergänzung zum Kochen mit Kindern und lassen sich – mit Unterstützung der Eltern – sogar online durchführen.

Rezept für Kinder: Gurkenwasser

Wer es übrigens beim Trinken lieber fruchtig-aromatisch mag, schneidet einfach ein paar Sommerfrüchte ins Wasserglas. Oder entscheidet sich für eine besonders erfrischende Variante: das Gurken-Wasser mit Kräutern. 

Zutaten für 12 Kinder

  • 1 Salatgurke

  • 1 kleines Bund Zitronenmelisse

  •  2 Liter kaltes Wasser

Rezept: Gurken-Wasser

Schritt 1: Die Gurke waschen, trocknen und der Länge nach halbieren. Anschließend in feine Scheiben schneiden und die Gurkenscheiben in Glaskaraffen geben.

Kleiner Tipp: Auf die Schnittfläche gelegt, lassen sich runde Zutaten wie die halbierte Gurke leichter schneiden, sie rollen nicht weg.

Schritt 2: Die Zitronenmelisse abspülen, trockenschütteln und zu den Gurkenscheiben geben. 

Kleiner Tipp: Die Kinder können die Kräuter mit den Fingern kleinzupfen oder ganze Stängel und Zweige dekorativ mit in die Karaffe geben.

Schritt 3: Mit kaltem Wasser übergießen und für mindestens 1 Stunde im Kühlschrank durchziehen lassen.

Kleiner Tipp: Wer mag, serviert das Gurken-Wasser zusätzlich mit Eiswürfeln. Besonders intensiv wird der Geschmack, wenn das Wasser über Nacht im Kühlschrank durchzieht. Der Gurken-Zitronenmelisse- Mix kann mehrmals wieder mit frischem Wasser aufgegossen werden.

Saisonale Alternativen

Die Zitronenmelisse kann durch andere Kräuter wie Waldmeister, Minze, Rosmarin oder Basilikum ausgetauscht werden. Im Sommer eignen sich Beeren. 

Im Herbst passen Äpfel, Birnen oder Pflaumen. Auch mit unbehandelten Orangen oder Zitronen lässt sich das Wasser aromatisieren.

Über "Ich kann kochen!"

Mit Ich kann kochen! bieten Sarah Wiener Stiftung und BARMER pädagogischen Fach- und Lehrkräften in ganz Deutschland Präsenz- und Online-Fortbildungen, um sie für das Kochen mit Kindern in Kitas, Schulen, Horten oder der Tagespflege zu qualifizieren.


Top Themen Gesundheit

Clever in Sonne und Schatten: Kostenfreie Projektpakete für Hautkrebsprävention

(c) CLEVER IN SONNE UND SCHATTEN

UV-Schutz in Kitas

Mit durchschnittlich 755 Sonnenstunden gehörte der letzte Sommer zu den vier sonnenreichsten Sommern seit 1954. Verbunden mit viel Sonnenschein sind nicht nur Hitze und Trockenheit, sondern auch besonders hohe UV-Belastungen von April bis September. Angesichts der Tendenz der letzten Jahrzehnte wird das Thema UV-Schutz zunehmend relevant.

Um bereits die Kleinsten für das richtige Sonnenschutzverhalten zu sensibilisieren, gibt es das Hautkrebspräventionsprogramm „CLEVER IN SONNE UND SCHATTEN für Kitas – mit dem SonnenschutzClown“. Dieses Programm wurde am Präventionszentrum des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) in Kooperation mit der Deutschen Krebshilfe, der Arbeitsgemeinschaft für Dermatologische Prävention e. V. (ADP) und der Universität zu Köln/Uniklinik Köln entwickelt und steht allen Kitas kostenfrei zur Verfügung.

UV-Schutz ist bei Kindern besonders wichtig. „Kinderhaut ist gegenüber UV-Strahlung besonders empfindlich, da die Stammzellen der Haut dichter unter der Hautoberfläche liegen als bei Erwachsenen. Der Eigenschutz der Haut ist noch nicht voll entwickelt“, erläutert Prof. Dr. Eckhard Breitbart von der ADP. UV-bedingte Schädigungen der Haut im Kindesalter erhöhen das Risiko für Hautkrebserkrankungen in späteren Lebensjahren erheblich.

Kinder sollten daher möglichst keinen Sonnenbrand bekommen und Babys sollten bis zur Vollendung des 1. Lebensjahres überhaupt nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden. Zum effektiven Sonnenschutz gehört laut Empfehlungen von Expertinnen und Experten in erster Linie das Aufsuchen von Schatten zu Tageszeiten mit besonders hoher UV-Belastung (2 Stunden vor bis zwei Stunden nach dem Sonnenhöchststand). Wichtig ist auch das Tragen von ausreichend dicht gewebter Kleidung und einer Kopfbedeckung, um vor allem die Sonnenterrassen (Nase, Nacken, Schultern) vor UV-Strahlung zu schützen. Sonnenbrillen zum Schutz der Augen werden ebenfalls empfohlen. Sonnenschutzmittel sollen auf die Körperstellen aufgetragen werden, die nicht durch Kleidung bedeckt sind.

Clown Zitzewitz und der Sonnenschutz

Kostenfreie Projektpakete für Hautkrebsprävention

Im komplett werbefreien Projektpaket sind Materialien für eine Projektwoche enthalten, die selbstständig in der Kita durchgeführt werden kann. Mit Hilfe einer interaktiven Weiterbildung wird das pädagogische Team der Kita zur Entwicklung einer Sonnenschutzstrategie angeleitet. „Die Kinder werden auf unterhaltsame und altersgerechte Weise zu kleinen Sonnenschutzexpertinnen und -experten“, erläutert Dr. Nadja Seidel vom Präventionszentrum des NCT/UCC das Prinzip des Programms. „Immer mit dabei ist der SonnenschutzClown Zitzewitz, der beim Sonnenschutz leider so einiges durcheinanderbringt und mit den Kindern gemeinsam das richtige Sonnenschutzverhalten lernt.“

Das Programm richtet sich in erster Linie an Einrichtungen für Drei- bis Sechsjährige. Aber auch Krippen oder Tagespflegepersonen können das Programm nutzen und die vorgeschlagenen Aktivitäten an das Alter ihrer Schützlinge anpassen. Einrichtungen, die das Projekt durchgeführt haben, können sich zum Zeichen ihres Engagements als CLEVER IN SONNE UND SCHATTEN-Kita auszeichnen lassen.


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Kinderbuchtipps im Juni

 

Ab sofort stellen wir an dieser Stelle jeden Monat drei neue und besonders lesenswerte Kinderbücher für kleine Leser im Kita-Alter vor. Im Juni wird es musikalisch, Conni macht in Zeiten von Corona Mut und ein Wimmelbuch entführt in die Welt der Dinosaurier. 

 

Cottonbro Pixels
Hier spielt die Musik. Das Orchester und seine Instrumente

Willkommen in der Welt der Töne! Dieses detailverliebte Sachbuch "Hier spielt die Musik. Das Orchester und seine Instrumente" lässt Kinder in die fantastische Welt der Instrumente und Klänge eintauchen, wunderbar in Szene gesetzt vom preisgekrönten Illustrator David Doran. Welche Instrumente gehören zu einem Orchester und wie ist es eigentlich angeordnet? Wie unterscheiden sich einzelne Musikinstrumente voneinander? Wie komponiert man? Auf diese und viele weitere Fragen bekommen Kinder ab sechs Jahren hier eine Antwort. Dazu lernen sie berühmte Komponisten und Konzerthäuser kennen, werfen einen Blick auf das Notensystem und erfahren mehr über Filmmusik, Opern und Musicals. Das macht Lust gleich selbst loszulegen: Tipps zum Erlernen eines eigenen Instruments schließen diesen Ausflug in die Welt der Musik ab.

Avalon Nuovo (Text), David Doran (Illustration): Hier spielt die Musik. Das Orchester und seine Instrumente. Ab 6 Jahre. 80 Seiten, Preis: 18 Euro ISBN 978-3-95728-376-4 

 

Conni macht Mut in Zeiten von Corona

Conni geht es gerade wie ganz vielen Kindern überall auf der Welt: Sie geht nicht in den Kindergarten, kann ihre Freunde und Freundinnen nicht treffen und darf nicht mit ihnen auf dem Spielplatz herumtoben. Schuld daran ist ein Virus namens Corona, erklären ihr Mama und Papa. Was genau es damit auf sich hat, wie man sich vor Ansteckung schützen kann und weshalb so viele Menschen jetzt Masken als Mundschutz tragen – das erklärt die Lesemaus „Conni macht Mut in Zeiten von Corona“ auf anschauliche Art und Weise.   

Liane Schneider: „Conni macht Mut in Zeiten von Corona“ Mit Illustrationen von Janina Görrissen. Ab 3 Jahren, 24 Seiten ISBN 978-3-551-08015-8 Preis: 3,99 Euro.

 

Dinosaurier Wimmelbuch

Im großen Dinosaurier-Wimmelbuch finden Kinder viele ihrer Lieblingsdinosaurier! Man kann die fortlaufenden Geschichten der Dinos und Dinokinder verfolgen und sie auf jeder Seite auf ein neues Suchen. Auf der letzten Doppelseite finden die kleinen Dinofans dann auch noch eine Übersicht mit allen Namen der Dinosaurier aus dem Buch.

Max Walther: Dinosaurier Wimmelbuch. Wimmelbuch Verlag. 14 Seiten. Ab 3 Jahre. ISBN-13: 9783947188918 Preis: 9,95 Euro.


Top Themen Zeitnah

Gastbeitrag: Musikalische Vielfalt in der Kita

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Von Rock-Entchen und fiebernden Bibern

Das Ziel des folgenden Artikels ist ein Plädoyer für eine Stärkung des Selbstwertgefühls der Erzieher*innen hinsichtlich des vielfältigen Einsatzes von Musik in der Kita. Darüber hinaus werden mögliche Veränderungen des Berufsbilds in den Blick genommen. Dieser Text soll Erzieher*innen Mut machen, ‚mehr‘ in der Kita zu musizieren, auch wenn sie glauben, dass sie das nicht können oder dazu nicht genug/richtig ausgebildet sind …

Die folgenden Überlegungen beziehen sich auf das Buch Musik in der Kita (Oberhaus 2020); Teile davon sind auch unter bestimmten Schwerpunkten in Einzelveröffentlichungen publiziert worden; zum Teil auch online (Oberhaus & Eller 2018). Während dort zwei Projekte zur Zusammenarbeit mit Erzieher*innen und Künstler*innen ausgewertet wurden, soll hier als persönlicher Erfahrungsbericht dargestellt werden, wie es zu diesen Forschungen kam. Ich schreibe – wie der Kinderzeit-Redakteur Birk Grüling – als ‚schreibender Papa‘ und bin mir der besonderen Bedeutung dieser Doppelrolle (hoffentlich) voll bewusst… Die Darstellung erfolgt daher aus der Ich-Perspektive.

Erfahrungsbericht zum Stellenwert von Musik in der Kita

Ich glaube es mag Anfang 2012 gewesen sein, als ich meine beiden Kinder von der Kita abholte. Dort hörte ich, wie mehrere Kinder zu der Musik We will rock You (Queen) zum Text von Alle meine Entchen sangen. Im Kita-Raum sah ich begeistere Kinder und auch eine Erzieherin, die mit den Händen auf den Knien den Rhythmus mit einigen Kids einübte. Auf den ersten Blick dachte ich: alles o.k., die Kinder singen (zu einem deutschen) Text, verbinden Musik und Bewegung und haben Freude an der Musik. Als ausgebildeter Musiklehrer (allerdings für die Sekundarstufe I/II) war ich dennoch irritiert über diese ungewöhnliche Musik/Text-Kombination, da diese nicht unbedingt mit meinen Erwartungen übereinstimmte, die ich im Rahmen meines Studiums kennengelernt habe. Bei meiner Recherche zu Hause bin ich dann darauf gestoßen, dass es sich nicht um eine spontane Idee der Erzieherin handelte, sondern der Song von Frank und seinen Freunden stammt, der mit Rockentchen (We will rock you) bekannt geworden ist.

Im Anschluss an dieses Erlebnis erfolgten dann Gespräche mit mehreren Erzieherinnen, die mir zunächst von ihren Erfahrungen berichteten und zudem auf den geringen Stellenwert von Musik in ihrer Ausbildung hinwiesen. Dabei hatte ich auch Gelegenheit das Instrumentarium in der Kita anzuschauen und war entsetzt, dass dort kaum (funktionierende) Instrumente vor Ort waren; selbst die Möglichkeit CDs abzuspielen, war nicht gegeben.

Einige Monate später wurde ich zur Kita-Abschlussfeier vor den Sommerferien eingeladen. In der gefüllten Turnhalle standen zahlreiche Eltern, die fast alle ihr Handy in die Luft hielten, um ihre Kinder bei der Aufführung von Liedern zu filmen. Allerdings war das Lied (Meine Biber haben Fieber) kaum zu erkennen: Die Kinder grölten.

Mein letztes Erlebnis steht in Bezug zur Bildungspolitik. In den letzten Jahren wurde im Wahlkampf der hohe Stellenwert frühkindlicher Bildung hervorgehoben und es gab parteipolitische Stellungnahmen, die forderten, dass die berufliche Situation von Erzieherinnen verbessert werden muss. Dabei wurde auch auf die Bedeutung künstlerischer Fächer verwiesen. Solche bildungspolitischen Themen wirken sich auch auf die Wissenschaft in Form von Forschungsprojekten aus, in denen dann eine Untersuchung zum Stand von z. B. „Musik in der Kita“ durchgeführt wird. Vor diesem Hintergrund ergab sich dann – mehr oder weniger zufällig – die Möglichkeit, zusammen mit dem Landesverband Niedersächsischer Musikschulen zwei Projekte zu konzipieren, durchzuführen und auszuwerten, in denen Erzieher*innen mit Musiker*innen zusammengearbeitet haben. Hieraus ist dann das oben erwähnte Buch Musik in der Kita entstanden.

Auf dem ersten Blick klingen diese Ausführengen vielleicht besserwisserisch, abwertend und zu negativ. Ich möchte an dieser Stelle überhaupt gar nicht über die Situation der Ausbildung von Erzieher*innen klagen. Dazu gibt es bereits zahlreiche Studien. Vielmehr ist es wichtig, sich über ambivalente oder widersprüchliche Haltungen bewusst zu werden, die ‚in die Kita‘ hineinprojiziert werden, insbesondere dann, wenn es um Musik und Kinder geht. Ich möchte daher nun in einem nächsten Schritt diese eher biographischen Erfahrungen aus wissenschaftlicher Sicht kommentieren.

Wissenschaftliche Zusammenhänge und Begründungen

Geringer Stellenwert von Musik in der Erzieher*innenausbildung – Boom von Musik-Weiterbildungen

Das Fach Musik spielt in der Ausbildung der Erzieher*innen eine untergeordnete Rolle (Janssen 2011). In den Curricula und Modulen nimmt das Fach Musik keinen Raum ein. Es steht oft im Kontext unklarer übergeordneter Begriffe, wie ‚Musisch-rhythmisches Gestalten‘. Konkrete musikbezogene Vermittlungsweisen in der Ausbildung sind wenig bis gar nicht vorhanden, so dass die Absolvent*innen unzureichend auf die musikpädagogische Praxis in der Kita vorbereitet sind, zumal das Erlernen eines Instruments „nur teilweise bis eher gar nicht im Lehrangebot verankert“ (Brinker et al. 2010, 9) ist und es unklar bleibt, wer diese Module unterrichtet. Anstatt die Ausbildung der Erzieher*innen zu reformieren, haben in den letzten Jahren Weiterqualifizierungen für frühpädagogische Fachkräfte zunehmend an Bedeutung gewonnen. So sinnvoll das Angebot auch sein mag, darf nicht vergessen werden, dass nur diejenigen Erzieherinnen eine Fortbildung besuchen, die eine Affinität zur Musik besitzen und grundlegende Fähigkeiten bereits mitbringen (Oberhaus & Nonte 2016).

Musikunterricht in der Kita findet oftmals in Kooperation mit Musikschulen statt. Dabei ist die so genannten Elementare Musikpädagogik (EMP) zuständig für die Musikalisierung der Kinder. Es gibt aber nur sehr wenige ausgebildete EMP-Lehrkräfte, so dass der große Bedarf seitens der Erzieherinnen nicht gedeckt werden kann. Folglich unterrichten in der Kita oftmals Autodidakten oder Instrumentallehrkräfte, die wenig Kenntnisse im Umgang mit der Kinderstimme besitzen.

Stellenwert von Musik in der Kita

Auch wenn in der Kita fast täglich gesungen wird, fehlen ein fundierter Umgang mit der Stimme und regelmäßige Gesangsangebote, die über besondere Anlässe (Geburtstag, Abschlussfeier) hinausweisen. Einige Studien verdeutlichen, dass in der Praxis potenziell schädliche und ungesunde Umgangsweisen vermittelt werden (Brünger 2003). Hierzu gehören das zu tiefe Singen in der Bruststimme mit zu viel Druck. Ein Grund für die falsche bzw. fehlende Vermittlungspraxis liegt neben der geringen technischen Stimmtechnik auch an der Dominanz bestimmter Gesangspraktiken in der Populären Musik (hohes Singen in der Bruststimme v.a. bei Frauen). Potenzielle Folge sind schlimmstenfalls Fehlentwicklungen der Kinderstimme und ein atypischer Stimmklang (Heiserkeit zwischen 46-65% bei 4 bis 6-Jährigen, die nur 22% der Eltern aufgefallen ist). Hinzu kommt, dass durch familiäre Veränderungen sich der Tonumfang gravierend verkürzt und das Repertoire verändert hat (auch durch Liedermacher wie z.B. Rolf Zuckowski). Singen und Musizieren „als erste Stufe zur Heranführung an die Musik“ (Goppel 2014, 6) sind in Familien nicht mehr selbstverständlich.

Transfereffekte

Auffallend widersprüchlich zur Geringschätzung des Faches Musik in der Ausbildung und zum Stellenwert in der Familie wird in bildungspolitischen Programmen und wissenschaftlichen Studien auf die immense Bedeutung musikalischer Bildung abgehoben. Das betrifft insbesondere die Wirkungen, die mit der ‚Kraft der Musik‘ in Verbindung stehen. Diese so genannten Transfereffekte beziehen sich auf die verbesserte kognitive Entwicklung, Sprachentwicklung, Sozialverhalten und emotionale Kompetenzen (Gruhn & Rauscher 2007). Aufgrund anderer Einflussfaktoren sind die Zusammenhänge allerdings nicht ganz sicher nachweisbar. Zudem erscheint es bedenklich, dass der Stellenwert von Musik in der Kita weniger über die Musik selbst (als Bildungsgut), sondern über außermusikalische Aspekte begründet wird (v.a. Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung). Problematisch sind über die parteipolitische Funktionalisierung der frühkindlichen (musikalischen) Bildung auch weitreichende kommerzielle Werbekampagnen, wie z.B. das Projekt Klasse wir singen, das großzügig von der Firma Rossmann unterstützt wird. Auch hier geht es um Prestige und Werbung, da mit singenden Kindern viel Aufmerksamkeit erreicht wird.

Singende Kinder

In diesem Kontext muss auch berücksichtigt werden, dass oftmals vom ‚spielenden Kind‘ aus argumentiert bzw. mit dieser Metapher gearbeitet wird. Hintergrund ist, dass der Begriff Kind für etwas Natürliches und Heiliges steht, das sich im Spiel selbst vergisst. Diese Idealisierung der kindlichen Unschuld und der Drang des Kleinkindes zur Selbstentfaltung ist eine romantische Leitidee der Pädagogik des 18. Jahrhunderts und findet sich in der Literatur zum kindlichen Lernen (Schiller, Rousseau). Dieser Kindbegriff hält sich bis heute und hat wiederum großen Einfluss darauf, wie Musik überhaupt in der Kita vermittelt werden soll. Der Lernvorgang soll ‚kindgerecht‘ erfolgen, so dass Kinder als entdeckende Forscher aktiv sind, um explorativ am Material zu lernen (z.B. Musik mit Alltagsgegenständen, Tanzen mit Tüchern, Singen mit Bewegungsgesten). Die Behutsamkeit des Umgangsmit Kindern hat zur Folge, dass Musik in der Kita als ‚Schonraum‘ eingesetzt wird und auf bestimmte ‚Mythen‘ zurückgreift, wozu insbesondere die Begriffe ganzheitlich, kreativ, elementar und kindgemäß zählen. Die oben beschriebene Aufführung mit den grölenden Kindern verdeutlicht, dass das Event nicht nur dazu da ist, die Musik zu hören. Es geht vielmehr um ‚Kinder auf der Bühne‘, die Erwachsenen etwas auf der Bühne (musikalisch) präsentieren.

… was daraus folgt

Wie bereits oben angeführt, ist es aufgrund der Ausgangsbedingungen sehr schwer etwas zu verändern, da die einzelnen Strukturen sehr festgefahren sind. Es fühlt sich auch niemand konkret für ‚Musik in der Kita‘ verantwortlich, da alle Beteiligten den schlechten Zustand implizit akzeptieren und der Musikunterricht immer noch für viele erst in der Grundschule beginnt. Bei meinen Anfragen auch beim Ministerium bin ich letztlich vor verschlossenen Türen gelandet oder wurde an diejenigen Personen weitergeleitet, mit denen ich bereits in Kontakt stand. Ein Teufelskreis …

Zwei Wege zum ‚Umdenken‘

Ein aus meiner Sicht erster wichtiger Schritt ‚raus aus dem Teufelskreis‘ könnte durch eine veränderte Selbstwahrnehmung und Selbsthaltung der Erzieherinnen erreicht werden. In zahlreichen Interviews haben mir Erzieher*innen zu Beginn mitgeteilt, dass sie nur geringe Vorerfahrungen mit Musik besitzen und nicht musizieren können. Je intensiver diese Personen dann im Verlauf von ihrer Praxis berichteten, wurde deutlich, dass sie ‚für Musik brennen‘ und leidenschaftlich Musik vermitteln. Die negativen Selbstbeschreibungen stimmen also nicht mit dem tatsächlichen musikalischen Stärken überein. In dem oben angeführten Projekt, in dem Erzieher*innen mit Musiker*innen zusammengearbeitet haben, wurde deutlich, dass sich in der Zusammenarbeit die Haltung und die eigene Sichtweise auf den eigenen Beruf verändert. Erzieher*innen wurden v.a. wegen ihrer Spontaneität und Fähigkeit zur Improvisation (seitens der Musiker*innen) geschätzt.

Zweitens sollte überlegt werden, ob nicht durch den gesellschaftlichen Wandel, der auch die Welt der Kinder betrifft, alternative Musikangebote denkbar wären, die über das thematische Spektrum der EMP hinausweisen und einen weiten Musikbegriff aufgreifen, der auch die Vielfalt der Menschen bzw. Kindheiten (im Plural) mit berücksichtigt. Ziel wäre die Überwindung des oben beschriebenen Schonraums in der Kita und die Etablierung übergeordneter Projekte mit Kunst- und Kulturschaffenden. So wäre es auch möglich, mit Ipads zu musizieren oder eine/n Komponisten/Komponistin in die Kita einzubinden.

Persönliches Fazit …

Es ist wahrscheinlich, dass auch diese ‚Klage‘ – die gar keine sein soll – im Raum verhallt, ohne dass sich etwas verändert. Tragisch an der gesamten komplexen Situation erscheint, dass viele Beteiligten die schlechte Musikausbildung der Erzieher*innen akzeptieren und es um übergeordnete Diskurse geht, die abseits der Musik geführt werden. Provokanter formuliert: es gibt spezifische Interessen, die von der schlechten Ausbildungssituation der Erzieher*innen bzw. von der maroden Situation von Musik an der Kita profitieren, zumal auf bestimmte Wertkonzepte angespielt wird, die sich nicht leicht ‚aus den Köpfen‘ vertreiben lassen.

Über den Autor

Lars Oberhaus studierte Musik und Philosophie in Detmold und Paderborn. Nach Referendariat und Schuldienst war er als Juniorprofessor für Musik und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten tätig. Seit 2012 ist er Professor für Musikpädagogik am Institut für Musik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Literatur

Brünger, Peter (2003): Singen im Kindergarten. Eine Untersuchung unter bayerischen und niedersächsischen Kindergartenfachkräften, Augsburg: Wißner.

Brinker, Patricia; Cloos, Peter; Oehlmann, Sylvia (2010): Musikalische Bildung in der Qualifizierung fürKindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen. Kurzdarstellungen der Ergebnisse http://www.miz.org/downloads/dokumente/559/studie_bertelsmann_kindertages-einrichtungen.pdf (14.11.2018).

Goppel, Thomas (2014): Vorwort des Bayrischen Musikrats, in: Michael Dartsch (Hg.): Musik im Vorschulalter. Dokumentation Arbeitstagung 2013, Kassel: Bosse, S. 6-7.

Gruhn, Wilfried; Rauscher Frances H. (2007) (Hg.): Neurosciences in Music Pedagogy, New York: Nova Science.

Heye, Andreas; Forge, Stephanie; Peters, Corinna; Gembris, Heiner (2015): Evaluation des Projekts Musik im Kita-Alltag (MiKA). Abschlussbericht. Bertelsmann Stiftung. https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/MIKA_Evaluation_ Weiterbildung_2015_final_kurz.pdf. (14.02.2018).

Janssen, Rolf (2011): Die Ausbildung Frühpädagogischer Fachkräfte an Berufsfachschulen und Fachschulen. Eine Analyse im Ländervergleich. München: WiFF.

Oberhaus, Lars; Nonte, Sonja (2016): Inklusion in der frühkindlichen musikalischen Bildung. Kooperationspotenziale zwischen Erzieherinnen und musikpädagogischen Fachkräften in der Kita, in: Anne Niessen und Jens Knigge (Hg.): Musikpädagogik und Erziehungswissenschaft, Münster: Waxmann, S. 73-88.

Oberhaus, Lars, Eller, Ragnhild (2018): Verschleierte Blicke durch rosarote Brillen. Berufs- bezogene Rollenzuschreibungen in einer berufsfelderweiternden Qualifizierung zur Zusammenarbeit von Musiker-Erzieher-Tandems in der Kita, in: Kulturelle Bildung Online https://www.kubi-online.de/artikel/verschleierte-blicke-durch-rosarote-brillen- berufsbezogene-rollenzuschreibungen-einer (10.11.2018)

 Oberhaus, Lars (2020). Musil der Kita – inklusiv und kooperativ. Evaluation von Tandemarbeit im Bereich frühkindlicher musikalischer Bildung, Münster: Waxmann


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Ran an die Pulle – Trinken für Kids!

Toben und spielen macht durstig. Das ist auch gut so, denn so gibt unser Körper uns das Signal, den Flüssigkeitstank wieder aufzufüllen. Im besten Fall sollten wir etwas trinken, bevor wir Durst bekommen. Dann ist der Körper noch besser mit Flüssigkeit versorgt. Zwar sind Getränke die wichtigste Quelle für die tägliche Wasserzufuhr, ein Teil der benötigten Flüssigkeit wird aber auch über feste Nahrung aufgenommen. Beispielsweise enthalten Wassermelonen oder Gurken mit mehr als 90 Prozent Flüssigkeit, wie praktisch alle Obst- und Gemüsesorten, relativ viel Wasser. Leichter Wassermangel kann Konzentrationsschwierigkeiten, Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen zur Folge haben. Deshalb sollten Kinder nicht erst nach dem Toben und Spielen etwas trinken, sondern bereits davor und währenddessen zur Wasserflasche greifen.

Gesunde Getränke für Kinder

Die besten Durstlöscher für Kinder sind Wasser und Mineralwasser. Falls Sie etwas Geschmack ins Spiel bringen möchten, eignen sich auch ungesüßte Früchte- und Kräutertees. Außerdem lieben Kinder leckere Fruchtsäfte. Diese versorgen uns zwar auch mit wertvollen Nährstoffen, enthalten allerdings Kalorien in Form von Fruchtzucker. Eine kalorienärmere Alternative zu Fruchtsäften sind Schorlen mit Fruchtsaft. Einfach den Lieblingssaft des Kindes mit Mineralwasser mischen (im Mischverhältnis zu ¼ Saft und ¾ Wasser). Ob Mineralwasser, Früchte- und Kräutertees oder ab und zu eine Fruchtsaftschorle: durch etwas Abwechslung zwischen den Getränken bleibt die Lust am Trinken erhalten.

So wird das Trinken nicht vergessen

Bieten Sie den Sprösslingen zu jeder Mahlzeit Getränke an. Außerdem ist es hilfreich, die Kleinen immer wieder zwischendurch ans Trinken zu erinnern und bei gemeinsamen Ausflügen oder beim Sport Trinkpausen einzulegen. Auch beim Trinken gilt: Kinder wollen Freiheiten. Das geht am besten, wenn jedes Kind für unterwegs, im Kindergarten und in der Schule seine eigene Trinkflasche hat.