Erwerbs- und Familienzeit in der ‚Rushhour des Lebens‘ – Idealvorstellungen und Wirklichkeit liegen oft auseinander

Die Phase, die als "Rushhour des Lebens" bekannt ist, bezeichnet die Zeit, in der Eltern mit kleinen Kindern besonders durch Familie und Beruf belastet sind. Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) untersuchte die idealen Vorstellungen zur zeitlichen Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit. Die Auswertung des familiendemografischen Panels FReDA ergab, dass die von 18- bis 49-jährigen Befragten als ideal angesehene Arbeitszeit für Mütter mit Kindern im Alter von 4 bis 18 Jahren einige Stunden höher liegt als ihre tatsächliche Arbeitszeit. Im Gegensatz dazu halten die Befragten die ideale Arbeitszeit für Väter mit Kleinkindern für kürzer als die tatsächlich geleistete.

Eine Anpassung der tatsächlichen Arbeitszeit von Eltern an ihre jeweiligen Idealvorstellungen, wie sie in FReDA befragt wurden, hätte nicht nur eine ausgewogenere Aufgabenteilung in Familien zur Folge. Da der Unterschied zwischen Idealvorstellungen und Realität bei Müttern größer ist als bei Vätern, könnte eine solche Umverteilung während des Fachkräftemangels auch Potenziale für den Arbeitsmarkt erschließen.

Es wird vorgeschlagen, die Arbeitszeit an den Fürsorgebedarf anzupassen. Bei Kleinkindern ist die benötigte Zeit für Betreuung und Erziehung in der Regel höher und nimmt mit dem Alter der Kinder ab. Dies spiegelt sich in den als ideal angesehenen Arbeitszeiten für Eltern wider. Für Mütter von zweijährigen Kindern liegt die ideale Arbeitszeit im Durchschnitt bei 21,1 Stunden, für Mütter von Achtjährigen bei 30,2 Stunden und für Mütter von 18-Jährigen bei 36,6 Stunden, was einer Vollzeitbeschäftigung entspricht. Väter sollten laut Befragten 34,5 Stunden (bei zweijährigen Kindern) bzw. 37,5 Stunden (bei Achtjährigen) erwerbstätig sein. Der Vergleich mit der Realität zeigt, dass Väter von Kleinkindern durchschnittlich 4,5 Stunden mehr arbeiten als von den FReDA-Befragten als ideal angesehen.

Eine mögliche Anpassung der Arbeitszeiten hätte weitreichende Auswirkungen, wie die Realisierung von Kinderwünschen, die Stärkung der Gleichstellung von Frauen und Männern durch eine ausgewogenere Aufteilung von Fürsorge- und Erwerbsarbeitszeit sowie die Förderung der Bindung von Vätern zu ihren Kindern. Auch könnten sich berufliche Chancen und die Einkommensentwicklung von Müttern verbessern.

Mit Blick auf die Arbeitszeit von Müttern zeigt sich eine wachsende Lücke zwischen der als ideal angesehenen Arbeitszeit und der tatsächlichen, insbesondere wenn die Kinder älter werden und der Betreuungsaufwand nachlässt. Für Mütter mit schulpflichtigen Kindern beträgt die als ideal angesehene Arbeitszeit acht Stunden pro Woche mehr als die tatsächliche Erwerbstätigkeit. Diese Ergebnisse sind auch für den Arbeitsmarkt von großer Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf den Fachkräftemangel. Es wird betont, dass die Anpassung der Arbeitszeiten an die als ideal empfundenen Vorstellungen langfristig positive Effekte für den Arbeitsmarkt haben könnte. Hierbei könnte eine Unterstützung von Müttern in Phasen des Zeitgewinns nach der "Rushhour des Lebens" dazu beitragen, schrittweise zu höheren wöchentlichen Arbeitszeiten und weiteren Karriereschritten zu gelangen. Zudem könnten Väter in dieser Phase ihre Arbeitszeit in Richtung vollzeitnaher Teilzeit reduzieren, um mehr Zeit für die Familie zu haben.

Mehr über die Studie: https://www.bib.bund.de/DE/Aktuelles/2024/2024-02-08-Bevoelkerungsforschung-Aktuell-Wie-viel-sollten-Muetter-und-Vaeter-arbeiten.html

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