Wie wir mit Kindern zum Thema kommen

Einstieg in unterschiedliche Themen finden

Methoden, die für ganz unterschiedliche Themen angewendet werden können, bei denen die Spielstruktur aber immer gleich bleibt, nennt man multithematisch. Um solche Methoden und Spiele geht es in hier. Im Grunde sollen diese Methoden die Kinder einer Gruppe motivieren, in ein Thema einzusteigen.

Dabei werden erste Gedanken und Meinungen, aber auch das bereits vorhandene Wissen der Gruppenmitglieder in Bezug auf das gewählte Thema deutlich. Mit einem so genannten „Kaltstart“ in eine Diskussion einzusteigen, ist für viele Gruppen sehr schwierig. Es reicht oft nicht aus zu sagen: „Heute reden wir einmal über...“ Aber wenn einzelne TeilnehmerInnen bestimmte Meinungen vertreten sollen, kann sich die Gruppe spielerisch der Auseinandersetzung nähern.

Für die LeiterInnen kristallisieren sich im Laufe des Spiels häufig zentrale Fragen der Gruppenmitglieder heraus, an denen sie sich später orientieren können. Besonders wichtig bei der thematischen Arbeit ist eine Visualisierung der Ergebnisse. Das heißt, diese sollten schriftlich, in Bildern oder Symbolen für alle sichtbar gemacht werden. Viele der im Folgenden aufgeführten Methoden liefern bereits ein schriftliches Ergebnis. In anderen Fällen muss die Gruppenleitung das Ergebnis festhalten.

Ein erster Einstieg

Spiele, die einen ersten Einstieg in das gemeinsame thematische Arbeiten ermöglichen:

Dosenspiel

In der Mitte des Kreises, um den die Kinder sitzen, stehen drei große Dosen. Am besten eignen sich große Konservendosen, die in der Gastronomie verwendet werden. Diese werden gründlich ausgespült und – falls nötig – der obere Rand mit Klebestreifen überzogen, damit sich niemand an der scharfen Kante verletzen kann. In den Dosen befinden sich Zettel mit Fragen zu drei Schwerpunkten eines Themas. Beispielsweise zum Thema: „Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft“. Erster Frageschwerpunkt:

Was wissen die Kinder über die Krankheitsbilder und Formen von Behinderungen? Zum Beispiel:

  • „Haben alle Menschen mit Downsyndrom den gleichen niedrigen IQ?“
  • „Nehmen sich schwerstbehinderte Menschen als andersartig war?“

In der zweiten Dose befinden sich Fragen, die die Kinder persönlich betreffen, wie:

  • „Hast du Verwandte oder Bekannte, die mit einer Behinderungleben?“
  • „Warst du schon einmal in einem Heim für Mehrfachbehinderte?“

Die dritte Kategorie fragt nach Zivilcourage und gesellschaftlichen Normen. Solche Fragen könnten sein:

  • „Glaubst du, dass behinderte Kinder in die Regelschulen integriertwerden sollten?“
  • “Wie reagierst du, wenn ein behinderter Mensch in deinem Beisein diskriminiert wird?“

Das erste Kind nimmt sich nun einen Softtennisball und wirft ihn in eine der drei Dosen. Es darf versuchen, eine bestimmte Dose zu treffen und damit eine Fragenkategorie auszuwählen. Dann zieht es einen Zettel aus der Dose, in der sein Ball gelandet ist, liest die Frage laut vor und gibt seine Meinung dazu ab. Alle Kinder kommen nacheinander an die Reihe. Wenn dabei bereits Diskussionen entstehen, ist das toll und sollte von der Gruppenleitung nicht gestoppt werden.

Lieder zum Einstieg

Es ist natürlich immer schön, die Lieder gemeinsam anzuhören, da die Melodien meist auch diejenigen Gefühle ausdrücken, die zum Text passen. Trotzdem sollte den Kindern der Liedtext immer auch schriftlich vorliegen, damit sie ihn besser verstehen und sich in der anschließenden Diskussion auf bestimmte Stellen beziehen können.

Einige wenige deutsche Lieder seien hier beispielhaft aufgeführt:

Zum Thema Diskriminierung hat Funny van Dannen, ein ironisches, aber äußerst provokantes Lied mit dem Titel „Lesbische, schwarze Behinderte“ geschrieben. Ein Lied von den Toten Hosen, „Alles ist eins“, beschäftigt sich mit dem Tod. Es gibt ein Lied von Pur gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch von Kindern, es heißt „Kinder sind tabu“. Klaus Hoffmann hat ein Lied geschrieben, das vom respektlosen Umgang von Erwachsenen mit Kindern handelt: „Jedes Kind braucht einen Engel“. Hörbeispiele all dieser Lieder und vieler Weiterer zu den verschiedenen Themen findet man leicht im Internet, z.B. auf Youtube.

Assoziative Gedankengänge ermöglichen einer Gruppe, das Thema zuerst einmal sehr breit zu betrachten. Erst in einem zweiten Schritt wird das Thema dann konkreter und differenzierter gesehen.

Diesen Artikel haben wir aus Heike Baums Buch mit dem Titel „Spiele und Methoden für die Gruppenarbeit“ entnommen. Das Buch ist bei Burckhardthaus erschienen.

Spiel ist mehr als Spaß
Spiele und Methoden für die Gruppenarbeit
Heike Baum
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548180
144 Seiten, 7,95 €

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