2019

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84 Prozent der Elf- bis 17-Jährigen bewegen sich zu wenig

Am höchsten ist der Anteil der Bewegungsmuffel mit 94,2 Prozent in Südkorea. In Europa sind italienische Jugendliche am inaktivsten. Deutlich mobiler sind dagegen junge US-Amerikaner.

Die ersten globalen Trends für unzureichende körperliche Aktivität bei Jugendlichen zeigen, dass dringend Maßnahmen erforderlich sind, um die körperliche Aktivität von Mädchen und Jungen im Alter von Elf- bis 17 Jahren zu steigern. Die im Journal The Lancet Child & Adolescent Health veröffentlichte und von Forschern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene Studie ergab, dass mehr als 80% der schulpflichtigen Jugendlichen weltweit die aktuellen Empfehlungen von mindestens einer Stunde körperlicher Aktivität pro Tag nicht erfüllen - darunter 85% der Mädchen und 78% der Jungen.

Die Studie, die auf Daten von 1,6 Millionen Elf- bis 17-jährigen Schülern aus 146 Ländern basiert, zeigt, dass in allen Ländern Bewegungsmangel herrscht und Jungen mit Ausnahme von Tonga, Samoa, Afghanistan und Sambia aktiver sind als Mädchen.

Der Unterschied im Anteil der Jungen und Mädchen, die die Empfehlungen erfüllten, betrug 2016 in fast jedem dritten Land mehr als zehn Prozentpunkte (29%, 43 von 146 Ländern), wobei die größten Unterschiede in den Vereinigten Staaten von Amerika und Irland zu verzeichnen waren (mehr als 15 Prozentpunkte). In den meisten Ländern der Studie (73%, 107 von 146) hat sich diese Kluft zwischen den Geschlechtern zwischen 2001 und 2016 vergrößert.


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Über die Auswirkungen der Selbsteinschätzung auf die Leistung

Unter LehrerInnen ist es verbreitet, das Bild, das SchülerInnen von ihren eigenen Fähigkeiten haben, zu stärken, um dadurch ihre Leistungen zu verbessern – zum Beispiel mit einem aufmunternden „Du bist doch gut in Deutsch!“. Auch in der Forschung finden sich viele Belege für diesen Ansatz. Eine neue Studie des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation stellt diese Annahme nun für den Grundschulbereich und bezogen auf die Lesekompetenzen in Frage. Mit weiterentwickelten statistischen Methoden konnte kein Effekt des sogenannten akademischen Selbstkonzeptes auf die schulische Leistung gefunden werden.

Das akademische Selbstkonzept ist eine subjektive Einschätzung der eigenen Fähigkeiten durch die Schülerinnen und Schüler. Es wird durch mehrere Faktoren beeinflusst, zum Beispiel den sozialen Vergleich, die Erziehung sowie die Rückmeldungen und Leistungsbewertungen der Lehrkräfte, und kann sich auf verschiedene thematische Bereiche beziehen, etwa die Fähigkeiten in Mathematik oder im Lesen. Viele bisherige Studien, darunter auch Arbeiten am DIPF, haben auf einen positiven Effekt des Selbstkonzeptes auf die schulischen Leistungen hingewiesen – vor allem bei Schülerinnen und Schülern auf der weiterführenden Schule, aber auch im Grundschulbereich. All diese Untersuchungen stützten sich auf eine bestimmte statistische Methode: das Cross-Lagged-Panel-Modell. Hier setzt die neue Studie an. „Inzwischen stehen weiterentwickelte methodische Ansätze zur Verfügung, die wir im Grundschulbereich und mit Blick auf das Lesen eingesetzt haben“, so Dr. Jan-Henning Ehm, der Leiter der Untersuchung.

Bei einem Cross-Lagged-Panel-Modell misst man bei einer Untersuchungsgruppe zunächst zu mehreren Zeitpunkten die Ausprägung von zwei Variablen – in diesem Fall „Selbstkonzept im Lesen“ und „Leseleistung“. Die ermittelten Werte und ihre Entwicklung im Verlauf der Zeit werden dann über statistische Analysen miteinander in Beziehung gesetzt, um sich unter anderem ein Bild vom Einfluss des Selbstkonzepts auf die Leistungsentwicklung zu machen. Problem bei dieser Methode ist aber, dass man bei der Entwicklung der Variablen nicht genau zwischen Veränderungen, die sich innerhalb einer Person abspielen (intraindividuell), und Unterschieden zwischen den Personen, also dem Verhältnis zueinander (interindividuell), unterscheiden kann. „Um genauere Aussagen zu den Effekten zwischen zwei Variablen treffen zu können, müsste man sie aber den Veränderungen innerhalb einer Person zuordnen“, erläutert Dr. Ehm. Das ermöglichen nun die genannten neueren Methoden, darunter das Random-Intercept-Cross-Lagged-Panel-Modell. Mit ihnen kann man die Unterschiede zwischen den Personen isolieren und sich auf die intraindividuellen Veränderungen konzentrieren. 

Mehr als 2.000 Kinder nahmen an vierjähriger Längsschnittstudie teil

Die neuen Methoden wendete das DIPF-Team auf Daten an, die bei 2.009 Kindern aus 90 Klassen an 36 Grundschulen in Baden-Württemberg erhoben worden waren. Bei ihnen waren in der ersten, zweiten, dritten und vierten Klasse das Leseselbstkonzept und die Leseleistung gemessen worden: das Selbstkonzept mithilfe eines von den Kindern beantworteten Fragebogens und die Leistungen anhand eines standardisierten Kompetenztests sowie über die Einschätzungen der Lehrkräfte. Die Daten stammen aus dem vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekt „Schulreifes Kind“, das die Effekte eines Förderprogramms zur Unterstützung beim Übergang in die Schule langfristig untersucht hat. Das Ergebnis der aktuellen Auswertung ist eindeutig, wie der Bildungsforscher darlegt: „Mit den erweiterten Modellen konnten wir keinen Effekt vom Selbstkonzept auf die Entwicklung der Leseleistung feststellen.“

Trotz der Ergebnisse warnt Ehm davor, den pädagogischen Wert eines positiven akademischen Selbstkonzeptes nun gänzlich in Frage zu stellen, da es beispielsweise auch im Zusammenhang mit der Motivation und dem Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler stehe. Zugleich verdeutlicht er: „Wenn man das Selbstbild der schulischen Fähigkeiten stärkt, sollte man nicht unbedingt erwarten, damit direkt zu besseren Leistungen beizutragen.“

Um diese Ergebnisse zu erhärten, bräuchte es nun weitere Untersuchungen in anderen fachlichen Bereichen, an der weiterführenden Schule und mit mehr Messzeitpunkten. Besonders belastbare Aussagen würde eine Studie unter experimentellen Bedingungen erlauben, bei der das Selbstkonzept gezielt beeinflusst wird. Denn wie sich gezeigt hat, können weiterentwickelte Methoden und Forschungs-Designs die Perspektive auf bestehende Befunde erweitern.

Die Studie: Ehm, J.-H., Hasselhorn, M., Schmiedek, F. (2019). Analyzing the Developmental Relation of Academic Self-Concept and Achievement in Elementary School Children: Alternative Models Point to Different Results. Developmental Psychology. Advance online publication. DOI: 10.1037/dev0000796

Über das DIPF: Das DIPF ist das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation mit Standorten in Frankfurt am Main und in Berlin. Es will dazu beitragen, Herausforderungen im Bildungswesen zu bewältigen, den Zugang zu Bildung zu erleichtern und die Qualität von Bildung zu verbessern. Dafür unterstützt das Institut Schulen, Kindertagesstätten, Wissenschaft, Verwaltung und Politik mit empirischer Forschung, wissenschaftlichen Infrastrukturen und Wissenstransfer

Weitere Informationen auf www.dipf.de


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Das Kitapersonal braucht bessere Arbeitsbedingungen

Mit dem Kita-Ausbau ist von 2008 bis 2018 die Zahl des pädagogischen Personals um 54 Prozent angestiegen, von 379.146 auf 582.125. Dieser enorme Zuwachs beim  Kitapersonal ist ein erheblicher Erfolg. Zudem zeigt sich seit 2013 – dem Jahr der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz – eine im bundesweiten Durchschnitt verbesserte Personalsituation in den Kitas. 

Konkret heißt das: Am 1. März 2013 war eine vollzeitbeschäftigte pädagogische Fachkraft in Krippengruppen rein rechnerisch noch für 4,6 ganztagsbetreute Kinder zuständig. Am 1. März 2018 waren es 4,2 Kinder. Auch in Kindergartengruppen hat sich die Situation verbessert: verantworteten Erzieherinnen und Erzieher 2013 die Förderung von 9,6 Kindern, waren es im Jahr 2018 nur noch 8,9 Kinder. Dennoch sorgen die Personalschlüssel vielerorts nach wie vor dafür, dass in zahlreichen Kitas nicht kindgerecht betreut werden kann und die Arbeitsbelastung für die Fachkräfte sehr hoch ist. Zu diesen Ergebnissen kommt das diesjährige Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt, dass für eine kindgerechte Betreuung in Krippengruppen maximal drei Kinder auf eine pädagogische Fachkraft kommen und in Kindergartengruppen 7,5. 

Die im bundesweiten Durchschnitt verbesserten Personalschlüssel verdecken die unterschiedlichen Entwicklungsdynamiken in den Ländern. So gibt es Länder wie Bremen und Thüringen, in denen sich die Personalsituation sowohl in Krippen als auch Kindergartengruppen verschlechtert hat oder stagniert. Andernorts, wie etwa in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Hamburg, haben sich die Personalschlüssel von einem ungünstigen Ausgangsniveau deutlich verbessert. Hervorzuheben ist hier Mecklenburg-Vorpommern, wo bei den Personalschlüsseln der größte Qualitätssprung für die älteren Kinder gelungen ist (von 1 zu 14,9 auf 1 zu 13,2). Baden-Württemberg konnte in beiden Gruppenformen seine bereits günstigen Personalschlüssel sogar weiter ausbauen. Insgesamt hängen die Bildungschancen trotz des Qualitätsausbaus der vergangenen Jahre noch immer stark vom Wohnort ab. So ist in Mecklenburg-Vorpommerns Kindergartengruppen eine Fachkraft rein rechnerisch für 13,2 und in Baden-Württemberg für 7,0 Kinder zuständig. Im Krippenbereich zeigt sich zwischen Sachsen und Baden-Württemberg eine ebenso große Kluft (1 zu 6,2 und 1 zu 3,0). Je nach Land oder auch Kommune muss das Kitapersonal also unter sehr unterschiedlichen Arbeitsbedingungen die Bildung und Entwicklung von Kindern fördern. 

Das Betreuungsverhältnis sieht im Kitaalltag sogar noch ungünstiger aus. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass rund ein Drittel der Arbeitszeit einer Erzieherin für Aufgaben außerhalb der pädagogischen Praxis benötigt wird; zum einen beispielsweise für Elterngespräche, Qualitätsentwicklung oder Bildungsdokumentationen, zum anderen für Urlaub und Fortbildungen. In Mecklenburg-Vorpommerns Kindergartengruppen muss dann beispielsweise eine Mitarbeiterin fast 20 Kinder, in Baden-Württemberg hingegen 10,5 Kinder betreuen. Längere Ausfallzeiten durch Krankheit verschlechtern die Betreuungssituation noch weiter, wenn kein Vertretungspersonal zur Verfügung steht.

 

Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung sorgt vor allem die angespannte Situation des Kitapersonals: „Der Fachkräftebedarf wird weiter steigen: Für mehr Plätze, eine gute Kitaqualität und den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder brauchen wir mehr Erzieherinnen und Erzieher. Diese können wir nur gewinnen und halten, wenn die Arbeitsbedingungen gut und attraktiv sind. Kindgerechte Personalschlüssel sind dafür eine wichtige Stellschraube.“ Insgesamt brauche es, so Dräger, fast 106.500 zusätzliche Fachkräfte, um unsere Empfehlungen zu realisieren.

Um neue Fachkräfte zu gewinnen, fordert er zudem Verbesserungen im Ausbildungssystem für Erzieherinnen und Erzieher: bundesweit kostenfreie Ausbildung, eine angemessene Ausbildungsvergütung sowie Renten- und Sozialversicherungspflicht für alle Ausbildungsgänge. Zudem sollen die derzeit entstehenden unterschiedlichen Wege in den Beruf – beispielsweise für Quereinsteiger – keine Absenkung des bisherigen formalen Qualifikationsniveaus nach sich ziehen.

Quelle: Pressemitteilung Bertelsmann Stiftung


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Nehmt sie ernst! Junge Menschen wollen gehört und beteiligt werden

Die wichtigsten Themen für Kinder und Jugendliche in Deutschland sind Vertrauen, Zugehörigkeit, Sicherheit und Selbstbestimmung. Ihren Eltern stellen die Heranwachsenden ein gutes Zeugnis aus. Doch ein großer Teil der jungen Menschen fühlt sich nicht ernst genommen und nur unzureichend beteiligt. Je älter sie werden, desto weniger haben Jugendliche den Eindruck, in der Schule mitgestalten zu können. Nur 34 Prozent der 14-Jährigen können dort aus ihrer Sicht mitbestimmen, bei den Achtjährigen ist es immerhin noch jeder zweite. Zu diesen Ergebnissen kommt die repräsentative Studie Children's Worlds+, die Sabine Andresen von der Universität Frankfurt in Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat

Sicherheit und Vertrauen sind entscheidende Themen für Kinder und Jugendliche

Besonders besorgt sind Kinder wegen Ausgrenzungs- und Gewalterfahrungen an Schulen. So beklagen viele Kinder an ihrer Schule im vergangenen Monat gehänselt, absichtlich gehauen oder ausgegrenzt worden zu sein. Je nach Schultyp unterscheiden sich die Erfahrungen: In Gesamt- und Sekundarschulen geben 39 Prozent der Befragten an, mindestens zwei der genannten Übergriffsformen (Hänseln, Hauen, Ausgrenzen) erlebt zu haben, rund 35 Prozent an Haupt- und Realschulen sowie 29 Prozent an Gymnasien. Für Jörg Dräger, Vorstand unserer Stiftung, sind die Zahlen erschreckend: 60 Prozent und damit mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen erfährt in der Schule Ausgrenzung, Hänseleien oder sogar körperliche Gewalt, insgesamt ein Viertel fühlt sich an ihrer Schule nicht sicher. „Die Politik ist hier gefordert, Kinder und Jugendliche besser zu schützen.“, so Dräger weiter.

Viele Jugendliche beklagen zudem, dass in den weiterführenden Schulen zu wenig Vertrauenspersonen für sie zur Verfügung stehen. Je älter die Kinder werden, desto weniger haben sie das Gefühl, dass ihre Lehrer ihnen zuhören und sie ernst nehmen: Bei den Achtjährigen stimmen dieser Aussage noch 79 Prozent sehr bzw. voll zu, bei den Vierzehnjährigen nur noch 57 Prozent. Ihren Eltern und Freunden stellen die Jugendlichen ein gutes Zeugnis aus – sie hören ihnen in den allermeisten Fällen zu, nehmen sie ernst und sind bei Problemen für sie da. Sie erkennen aber sehr wohl, dass die Eltern dabei häufig einen Spagat zwischen Erwerbs- und Familienzeit machen.

Die Studie zeigt aber auch, dass viele Kinder ihre Rechte nicht oder nicht richtig kennen. An Gymnasien haben 47 Prozent der Jugendlichen kein oder nur unsicheres Wissen über ihre Rechte, an Grundschulen sind es sogar 63 Prozent der Kinder. Andresen sieht hier dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik: „Im 30. Jahr der UN-Kinderrechtskonvention ist es ernüchternd, dass Kinder und Jugendliche oft ihre Rechte nicht kennen – das müsste dringend verbessert werden." Andresen weiter: „Kinder müssen ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit sowie auf Beteiligung in Dingen, die sie betreffen, kennen.“

Kinder mit materiellen Sorgen machen häufiger Gewalterfahrungen

Insgesamt beschreiben die Kinder und Jugendlichen, materiell gut versorgt zu sein. Sie geben zudem differenziert darüber Auskunft, was sie zum Leben brauchen und unterscheiden zwischen Grundbedürfnissen und Luxusgütern. So ist der Besitz eines Handys heute für ältere Kinder selbstverständlich. Bei den Achtjährigen besitzen knapp 60 Prozent kein Handy. Die Hälfte davon gibt aber auch an, kein Handy zu wollen oder zu brauchen. Trotz der grundsätzlich guten Ausstattung machen sich rund 52 Prozent der Heranwachsenden Sorgen um die finanzielle Situation ihrer Familie – 16,3 Prozent davon immer bzw. oft und 35,5 Prozent manchmal. Diese Kinder werden häufiger gehänselt, ausgegrenzt und absichtlich gehauen als Gleichaltrige ohne finanzielle Sorgen. Sie fühlen sich zu Hause, in der Schule und Nachbarschaft häufiger nicht sicher. Sie besitzen außerdem weniger Güter, die in Deutschland zu einer normalen Kindheit dazu gehören und haben weniger Möglichkeiten, Dinge mit ihren Freunden zu unternehmen, die Geld kosten. Dazu Dräger: „Wir müssen Kinderarmut konsequenter vermeiden. Das verbessert die materielle Situation der Betroffenen, lässt sie weniger Sorgen erleben und seltener Opfer von physischer und psychischer Gewalt werden.“

Mit Bedarfserhebung und Teilhabegeld Kinderarmut verhindern

Mit Blick auf die Studienergebnisse ist für Dräger klar: „Wir müssen Kinder und Jugendliche ernst nehmen. Das bedeutet, sie systematisch und regelmäßig zu befragen und ihr Wissen in der Politik zu berücksichtigen. Nur mit einer solchen neuen Form der Sozialberichterstattung können wir sinnvolle Maßnahmen umsetzen, die Armut vermeiden und Teilhabe ermöglichen." Dräger fordert darauf aufbauend eine gezieltere finanzielle Unterstützung: "Das Teilhabegeld soll sich an den Bedarfen von Kindern und Jugendlichen orientieren, wird mit dem Einkommen der Eltern abgeschmolzen und wirkt so gezielt gegen Kinderarmut." Doch auch Bildungsinstitutionen und Infrastruktur vor Ort müssten so gestaltet sein, dass sie zum Leben von Kindern und Jugendlichen heute passen, so Dräger.

Quelle: Pressemitteilung Bertelsmann Stiftung


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Sozialstudie 2019: Defizite beim Gemeinschaftssinn

Wie steht es um den Gemeinschaftssinn der Heranwachsenden? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer Studie, die von der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung durchgeführt wurde. Der Sozialpädagoge Prof. Dr. Holger Ziegler hat untersucht, wie Kinder (6 bis 11 Jahre) und Jugendliche (12 bis 16 Jahre) mit verschiedenen Aspekten des Gemeinschaftssinns, wie Empathie und Solidarität, aber auch mit Gleichgültigkeit und der Abwertung von Schwächeren umgehen. Dazu haben die Forscher 971 Kinder und Jugendliche und deren Eltern interviewt.

Das Ergebnis zeigt, dass die heutigen Heranwachsenden zu einem großen Teil über einen positiven Sinn für das menschliche Miteinander verfügen. Allerdings haben 22 Prozent der befragten Kinder hier bedenkliche Defizite. Bei den Jugendlichen fällt sogar ein Drittel (33 Prozent) durch unterdurchschnittlich entwickelten Gemeinschaftssinn auf.

Mädchen, die Retter des Gemeinwohls 

Eine bemerkenswerte Erkenntnis aus der Studie ist die Tatsache, dass in beiden untersuchten Altersgruppen die Mädchen durchweg einen besseren Sinn für das soziale Miteinander aufweisen. Die positiven Aspekte des Gemeinschaftssinns von Jungen liegen bereits von Kindesalter an in einer Schieflage. Empathie, also Mitgefühl für andere zu haben, sich in ihre Lage versetzen zu können, ist eine Grundbedingung für das Gelingen eines gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Ein Fünftel der befragten Kinder (21 Prozent) zeigt hier nur ein geringes Empathievermögen. Auffällig ist, dass die Jungen im Vergleich zu den Mädchen deutlich schlechter abschneiden (30 Prozent zu 12 Prozent). 49 Prozent der befragten Kinder zeigen jedoch starke Empathie. Dabei haben 61 Prozent der Mädchen und nur 37 Prozent der Jungen überdurchschnittliches Mitgefühl.

Bei den Jugendlichen ist das Bild noch deutlicher: Über die Hälfte (54 Prozent) der befragten Jugendlichen reagieren nur unterdurchschnittlich empathisch – 76 Prozent der männlichen Jugendlichen und nur 31 Prozent der weiblichen Jugendlichen finden sich hier. Im Gegenzug zeigen zwei von drei Mädchen (69 Prozent) – aber nur einer von vier Jungen (24 Prozent) – starkes Mitgefühl. Über die gesamten Altersklassen von sechs bis 16 Jahren zeigen sich in der Tendenz bei den Mädchen stetig steigende, bei den Jungen stetig sinkende Empathiewerte.

Fehlende Solidarität zeigt sich früh

Ob Kinder sich gegenüber Gleichaltrigen solidarisch verhalten, wurde mit Aussagen zur Hilfsbereitschaft untersucht. Auch hier liegen die Jungen zurück: Beinahe jeder dritte Junge (30 Prozent) zeigt sich unsolidarisch. Von den Mädchen sind es nur 16 Prozent.

„Ich helfe gerne, wenn andere verletzt, krank oder traurig sind“, „Ich teile gerne mit anderen“ wurden von insgesamt mehr als einem Drittel (36 Prozent) der Jugendlichen abschlägig beantwortet. Nahezu die Hälfte (47 Prozent) der Jungen stimmen mit dieser ablehnenden Haltung überein, demgegenüber nur etwa ein Viertel (24 Prozent) der Mädchen.

„Selber schuld“ statt Hilfestellung 

Geht es um die Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen anderer, zeigt sich ein bedenkliches Bild: Fast drei Viertel aller befragten Kinder (70 Prozent) sind zumindest teilweise gleichgültig gegenüber Leidtragenden und haben für deren Problemlagen lediglich ein „selber schuld“ übrig. Ein Fünftel der Kinder (22 Prozent) ist sogar stark überzeugt von dieser Haltung. Aussagen wie: „Wenn ein anderes Kind Probleme in der Schule hat, ist es meistens selber schuld“ oder: „Wenn andere Kinder traurig sind und ich nicht schuld bin, ist mir das egal“ finden bei mehr als einem Viertel der Jungen starke Zustimmung, aber nur 16 Prozent der Mädchen sehen das auch so. Immerhin 34 Prozent der Mädchen stehen dieser Haltung sehr skeptisch gegenüber – im Vergleich zu 26 Prozent der Jungen.

Von den befragten Jugendlichen tendiert ein gutes Fünftel (21 Prozent) zu dieser „Selber-schuld“-Haltung. Auch hier zeigen sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. 27 Prozent der Jungen zeigen überdurchschnittliche individualisierte Schuldzuweisung im Kontrast zu 14 Prozent der Mädchen.

Abwertung im Trend?

Die Abwertung von Randgruppen und Schwächeren ist ein Problem, das sich in seinen Grundzügen ebenfalls schon im Kindesalter zeigt. Hier nimmt sie meist eher mobbingartige Ausprägungen an. Insgesamt haben mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Kinder schon Erfahrungen mit mobbingähnlichen Situationen gemacht. 17 Prozent der befragten Kinder haben schon Mobbing aus der Opferperspektive erlebt. Und hier gibt es ausnahmsweise keinen signifikanten Unterschied zwischen Mädchen und Jungen.

Von den Jugendlichen neigen 29 Prozent zu einem starken Abwertungsverhalten. Die Studienteilnehmer wurden mit Aussagen wie: „Wir nehmen in unserer Gesellschaft zu viel Rücksicht auf Versager“, „Es gibt Gruppen in der Bevölkerung, die weniger wert sind als andere“ oder: „Es ist ekelhaft, wenn Schwule sich in der Öffentlichkeit küssen“ konfrontiert. Diesen und ähnlichen deklassierenden Aussagen stimmen mehr als ein Drittel der Jungen (36 Prozent) und 22 Prozent der Mädchen zu. Abgemildert wird dieses Ergebnis durch die Tatsache, dass immerhin 78 Prozent der Mädchen und 64 Prozent der Jungen eine solche Haltung ablehnen.

Höhere Sozialkompetenz, aber auch mehr Selbstkritik 

Mädchen sind offenbar deutlich gemeinschaftsorientierter als Jungen. Sie sind mitfühlender, hilfsbereiter, weniger gleichgültig und weniger abwertend. Ziegler erläutert die Ergebnisse: „Das Ausmaß, in dem die Mädchen den Jungen in allen Aspekten eines gemeinschaftlichen Miteinanders voraus sind, war stärker, als wir erwartet hatten. Insgesamt deutet das darauf hin, welch hohe Last Mädchen und Frauen in der Gesellschaft tragen.“

Bei aller sozialen Kompetenz sind Mädchen eher unzufrieden mit sich und ihrem Leben als Jungen. Im Jugendalter liegen sie sowohl in der Beurteilung der eigenen Lebens-zufriedenheit als auch des Selbstwertgefühls hinter den Jungen zurück. Dagegen zeigen die Jungen trotz – oder gerade wegen – ihrer offensichtlich geringeren sozialen Ausrichtung in beiden Bereichen höhere Werte (Lebenszufriedenheit: Jungen 66 Prozent versus Mädchen 56 Prozent; Selbstwertgefühl: Jungen 66 Prozent versus Mädchen 57 Prozent). Geht es um die Integration in Gruppen Gleichaltriger, liegen die Jungen ebenfalls, wenn auch deutlich knapper, vorn.

Welchen Einfluss hat das Umfeld?

Die Studie zeigt auch: Empathie und solidarisches Verhalten der Befragten entwickeln sich unabhängig vom sozioökonomischen Status der Familie. Aber: Betrachtet man die negativen Aspekte von Gemeinschaftssinn, zeigt sich ein anderes Bild. Die Hälfte (50 Prozent) der Jugendlichen mit niedrigem sozioökonomischen Status neigt deutlich stärker dazu, Randgruppen und Minderheiten abzuwerten, als ihre Altersgenossen aus besser gestellten Haushalten (16 Prozent).

Bei der Gleichgültigkeit gegenüber anderen zeigt sich ebenfalls ein signifikanter Unterschied: 33 Prozent der Jugendlichen mit niedrigem sozioökonomischen Status weisen Gleichaltrigen in Problemlagen die individuelle Schuld zu. Ihre Altersgenossen aus besser gestellten Haushalten zeigen dieses Verhalten auch hier nur zu 16 Prozent.

Eine dem Gemeinschaftssinn abgewandte Einstellung der Eltern (erhoben durch Befürwortung einer Abwertung schwächerer Gruppen, Rücksichtslosigkeit gegenüber Minderheiten und Traditionalismus) hat auf Gleichgültigkeit und abwertendes Verhalten der Jugendlichen ebenfalls einen signifikanten Einfluss. Unter diesen familiären Bedingungen weist jeder dritte (32 Prozent) Jugendliche anderen individuelle Schuld zu, wohingegen es bei denjenigen von Eltern mit positiver Einstellung nur gut jeder Zehnte (13 Prozent) ist. Auch werten Jugendliche hier weitaus häufiger ab als diejenigen von Eltern mit positiver Einstellung (51 Prozent versus 10 Prozent). Auf Empathie oder Solidarität hat eine negative Einstellung der Eltern keinen nennenswerten Einfluss.

Generation „Rücksichtslos“ – positiver Einfluss ist gefordert

Die heutige Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Aktuelle Themen wie Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit erfordern Umdenken und persönliche Kompetenz, um zu einer funktionierenden pluralen Gesellschaft beizutragen. Die Lebensrealität und das Bewusstsein vieler Kinder und Jugendlicher spiegelt dies jedoch nicht wider.

Holger Ziegler sieht hier eine Problemlage mit langfristigen Auswirkungen: „Die Daten deuten darauf hin, dass wir hier kein Randgruppenphänomen, sondern potenziell einen Flächenbrand sehen. Die gezeigte Entsolidarisierung führt im Ergebnis zu einer gesellschaftlichen Degenerationsspirale. Das Prinzip der Solidargemeinschaft als Grundlage für eine gelingende Gesellschaft läuft Gefahr zu kippen.“

Bernd Siggelkow, Gründer des Kinder- und Jugendhilfswerks „Die Arche“, kennt diese Entwicklungen aus der Praxis: „Abwertung erwächst häufig aus der Gleichgültigkeit gegenüber den Problemlagen anderer. Das Zuweisen des „selber schuld“ wiederum kann ein Zeichen der Überforderung mit den Gegebenheiten des Aufwachsens sein. Kinder und Jugendliche, die in einem belasteten Umfeld aufwachsen, lernen möglicherweise das gesellschaftliche Wertesystem nicht kennen, können weder adäquat an ihm teilhaben noch es selbst in ihrem jetzigen und späteren Leben anwenden. Die Arche begleitet Kinder und Jugendliche in schwierigen Situationen und hilft ihnen, das Miteinander in der Gemeinschaft positiv zu erfahren.“


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Studie: Bei der Kinderbetreuung wünschen sich Eltern mehr Unterstützung

Grundsätzlich steht jedem berufstätigen Elternteil eine bis zu drei Jahre lange Elternzeit für jedes Kind zu. Dennoch fürchten viele berufliche Nachteile, wenn sie die Familienauszeit in Anspruch nehmen. Nur vier von zehn Arbeitnehmern halten die Elternzeit für beide Geschlechter für vollkommen unproblematisch. Ein Viertel betrachtet sie als hinderlich für die Karriere, jeder Dritte empfindet die damit verbundene finanzielle Belastung als kaum tragbar. Frauen entscheiden sich zu 80 Prozent dennoch dafür. Ihre Auszeit dauert durchschnittlich 17,5 Monate und damit knapp doppelt so lang wie die der Väter, von denen mehr als die Hälfte (57 Prozent) gar nicht in Elternzeit geht. Das ergab eine repräsentative Bevölkerungs-Befragung der IKK classic mit 1000 Teilnehmern im Alter von 20 bis 50 Jahren.

Demnach wünschen sich Eltern deutlich mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung – sowohl von den Arbeitgebern als auch vom Staat. Für mehr als die Hälfte ist ein Mittagessenangebot an Schulen sehr wichtig, eine kostenlose Kinderbetreuung, Hausaufgabenhilfe und den Ausbau von Ganztagsangeboten finden vier von zehn Befragten hilfreich. Auch bei der Gestaltung der beruflichen Rahmenbedingungen sehen viele Verbesserungspotenzial. 50 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber-Zuschuss zu den Betreuungskosten, 40 Prozent flexiblere Arbeitszeiten. „Die Umfrage bestätigt auch unsere Erfahrungen der vergangenen Jahre. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird ein familienfreundliches Arbeitsumfeld immer wichtiger. An diesen Erwartungen müssen sich auch die Unternehmen orientieren. Bei uns gibt es beispielsweise keine unternehmensweite Kernzeit, sondern flexible Gleitzeitmodelle und Teilzeitregelungen“, sagt Sabine Schonlau, Gleichstellungsbeauftragte bei der IKK classic.

Nach den Ergebnissen der Studie erleben Eltern ihre berufliche Umgebung momentan sehr unterschiedlich. So sind für ein Drittel der Befragten Teilzeitregelungen bereits Realität, ebenso viele sehen hier Handlungsbedarf. Ein Viertel hält die Rückkehr von einer Teil- in eine Vollzeitstelle für problemlos machbar, ein Drittel ist in diesem Punkt skeptisch. 25 Prozent bezeichnen ihre Firma als kinderfreundlich, für 30 Prozent trifft das eher nicht zu. Gut jeder zehnte Arbeitgeber stellt bereits kurzfristige Betreuungsangebote für Kinder zur Verfügung, rund 40 Prozent würden sich dies von dem eigenen Unternehmen wünschen. 

Hintergrundinformationen

 

Die Ergebnisse sind Teil einer repräsentativen Online-Befragung zum Thema „Kinderwunsch und Kinderbetreuung“, die im Februar 2019 im Auftrag der IKK classic durchgeführt wurde. 1000 Bundesbürger im Alter von 20 bis 50 Jahren wurden durch das Marktforschungsinstitut Toluno befragt. Die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet. Die kompletten Studienergebnisse finden Sie hier: www.ikk-classic.de/studien.


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Zu viel Zucker für Kinder und Jugendliche

Konsum rückläufig aber trotzdem zu hoch

Die Studie ist nun im „European Journal of Nutrition“ veröffentlicht worden. Eine hohe Zuckerzufuhr wird mit einem höheren Risiko für verschiedene Krankheiten wie Zahnkaries, Übergewicht und Adipositas sowie Herzkreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Aus diesem Grund begrenzte die Weltgesundheitsorganisation 2015 die Zufuhrempfehlung von freiem Zucker auf maximal zehn Prozent der Tagesenergieaufnahme. Seit 2018 schließt sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung dieser Empfehlung an. Mit freiem Zucker ist der Zucker in der Nahrung gemeint, der vom Hersteller oder bei der Zubereitung im Haushalt zugefügt oder der natürlich in Säften enthalten ist. Der Gesamtzucker berücksichtigt dagegen den kompletten Zuckergehalt eines Lebensmittels einschließlich des natürlich enthaltenen Zuckers.

Ein Team aus Wissenschaftlerinnen der Universitäten Paderborn und Bonn untersuchte den Zuckerkonsum von 1.312 Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 18 Jahren. In den Jahren von 1985 bis 2016 wurden im Rahmen der DONALD-Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) für diese Teilnehmer Drei-Tage-Wiegeprotokolle und damit auch der Anteil an freiem und Gesamt-Zucker erfasst.

Langzeituntersuchung an 700 Heranwachsenden

Bei der DONALD-Studie handelt es sich um eine Langzeituntersuchung zur Auswirkung der Ernährung auf den Menschen, die vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert wird. Dieses Forschungsprojekt wird außerdem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gefördert.

An der Studie nehmen derzeit 700 gesunde Kinder und Jugendliche teil. Bei den Probanden werden seit 1985 vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter in regelmäßigen Abständen detaillierte Daten zu Ernährung, Wachstum, Entwicklung, Stoffwechsel und Gesundheitsstatus erhoben. Seit Januar 2012 gehört die in Dortmund durchgeführte Langzeitstudie als Außenstelle zum Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften (IEL) der Universität Bonn.

An der Auswertung der Zuckertrendanalysen arbeiteten Wissenschaftlerinnen der DONALD-Studie in Kooperation mit Prof. Dr. Anette Buyken von der Universität Paderborn. Insgesamt wurden 10.761 Drei-Tage-Wiegeprotokolle auf Alters- und Zeittrends in der Zuckeraufnahme untersucht. Demnach nahm die Zufuhr an freiem Zucker in den Jahren von 2005 bis 2016 leicht ab, lag aber immer in diesen Jahren im mittleren Wert noch bei über 16,3 Prozent der Tagesenergieaufnahme.

Vermutlich wird noch mehr Zucker verzehrt

„Auch wenn der Rückgang der Zuckeraufnahme bereits eine erfreuliche Entwicklung ist, liegt die Zufuhr noch weit über den Empfehlungen“, sagt Dr. Ute Alexy von der Universität Bonn, die die DONALD-Studie leitet. Da die Studienteilnehmer aus Familien mit einem hohen sozioökonomischen Status kommen, liege die Zuckerzufuhr in der Gesamtbevölkerung in Deutschland vermutlich noch deutlich höher. „Es reicht aber sicher nicht aus, weiter über die negativen Auswirkungen einer hohen Zuckerzufuhr aufzuklären. Vielmehr bedarf es einer abgestimmten Kombination von ernährungspolitischen Maßnahmen zur Verringerung des Zuckerzusatzes in unseren Lebensmitteln“, sagt die Paderborner Professorin Dr. Anette Buyken.

Außerdem hatte das Alter einen Einfluss auf den Konsum an Süßem: Der Anteil von Gesamtzucker an der Energiezufuhr nahm mit zunehmendem Alter ab. Dagegen hatten die jüngsten Probanden im Alter von drei bis vier Jahren die niedrigste Zufuhr an zugesetzten Zuckern. „Wir vermuten eine Verschiebung der Zuckeraufnahme aus natürlichen Quellen wie Obst und Fruchtsäften mit steigendem Alter hin zur verstärken Zuckeraufnahme aus Süßigkeiten, Getränken und gesüßten Milchprodukten“, sagte Ines Perrar, Doktorandin an der Universität Bonn. „Dies soll anhand weiterer Analysen untersucht werden.“ Die Wissenschaftlerinnen erforschen derzeit, ob der Rückgang des Verzehrs spezieller Lebensmittelgruppen für die Abnahme der Zuckeraufnahme verantwortlich ist und ob die Trendanalysen anhand der Nutzung eines Biomarkers bestätigt werden können.

Quelle: Pressemitteilung Uni Paderborn


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Studie zu Männern in der Kita

Kitas im Aufbruch – Männer in Kitas

Dabei wünschen sich Eltern wie pädagogische Fachkräfte mehr männliche Erzieher in den Kindertageseinrichtungen. Über 98 Prozent der Fachkräfte sind der Auffassung, dass es (viel) mehr Männer in Kindergärten und Horten geben sollte, sowie 84 Prozent, dass dies so auch in Kinderkrippen der Fall sein sollte. Auch die Mehrheit der Eltern ist der Auffassung, dass mehr Männer in Krippen (52 Prozent), in Kindergärten (57 Prozent) und in Schulhorten (62 Prozent) arbeiten sollten.
Beide Gruppen (Fachkräfte über 90 Prozent, 78 Prozent der Eltern) meinen, dass männliche Erzieher für die Entwicklung von Kindern wichtig sind. 62 Prozent aller befragten Eltern finden, dass die Politik sich dafür einsetzen sollte, mehr männliche Erzieher für Kitas zu gewinnen. 
Dennoch: Für weibliche Fachkräfte in Kitas ist ein unbefristeter Arbeitsvertrag die Normalität (91 Prozent), nicht aber für Männer, von denen nur 77 Prozent einen unbefristeten und 23 Prozent einen befristeten Arbeitsvertrag haben. 
Hier gibt es laut Studie eine systematische Ungleichbehandlung von Frauen und Männern. Die Ursache dafür sieht der Autor der Studie, Prof. Dr. Carsten Wippermann, unter andrem darin, dass Männer „allein aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit ... einem höheren Verdächtigungs- und Misstrauensrisiko ausgesetzt (sind) als Frauen.“
Die Studie „Kitas im Aufbruch – Männer in Kitas“ widmet sich noch weiteren Aspekten. Sie beleuchtet die Rolle von Kitas aus Sicht von Eltern und pädagogischen Fachkräften.

Kinderzeit-Podcast: Männer in der Kita