2019

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Philipp die Maus - Mein großes Buch vom Spielen und Lernen

Geschichten und Gedichte, Lieder, Rätsel und Malseiten

Buchstaben und Zahlen, Formen, Farben und Naturereignisse. Die Welt steckt für unsere Kinder voll wundersamer Entdeckungen und überraschender Erkenntnisse. Diesen natürlichen Forscherdrang unterstützt Philipp die Maus mit lustigen Reimen, spannenden Rätseln und aufregenden Bastelarbeiten. In diesem Sammelband steckt extra viel Spaß und Spannung aus verschiedenen Lernbereichen.

Philipp die Maus
Mein großes Buch vom Spielen und Lernen
Geschichten und Gedichte, Lieder, Rätsel und Malseiten
Landa, Norbert / Türk, Hanne
ISBN: 9783963040245
80 Seiten, 7,95 €
Mehr unter: www.oberstebrink.de

Download aus: „Philipp die Maus“

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Langeweile tut Kindern gut, Medien stehen Spielen im Weg

Repräsentative Umfrage zum Weltspieltag

Drei Viertel (75 Prozent) der Eltern haben alles in allem den Eindruck, dass ihr Kind neben der Schule und anderen organisierten Tätigkeiten wie Sportvereinen oder Musikunterricht genug Zeit hat, um frei und spontan seinen eigenen Interessen und Hobbys nachzugehen. Etwa ein Viertel (24 Prozent) sind jedoch der Auffassung, dass dies in einer durchschnittlichen Woche während der Schulzeit nicht der Fall sei, insbesondere bei älteren Schulkindern.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle repräsentative Umfrage des Politik- und Sozialforschungsinstituts Forsa unter Eltern mit Kindern im Alter von 6 bis 17 Jahren im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes anlässlich des Weltspieltages am 28. Mai. Der Weltspieltag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Zeit zu(m) Spielen!“.

„Leider stellen wir immer wieder fest, dass die positive Haltung der Eltern gegenüber einer selbstbestimmten und zweckfreien Freizeitgestaltung nicht im Einklang mit dem durchorganisierten Alltag vieler Kinder steht. Zwischen Schule, zweckbestimmten Tätigkeiten in Vereinen und Kursangeboten sowie Medienangeboten mit vordefinierten Inhalten bleibt oft zu wenig Zeit für soziales Miteinander, freies Spiel und Naturerfahrung. Dabei ist das für ein gutes Aufwachsen von Kindern entscheidend: Kinder müssen lernen sich selbst zu organisieren, soziale Regeln auszuhandeln und mit Risikoerfahrungen in der Natur und in der Stadt umzugehen. Daran wachsen sie genauso wie in pädagogischen Einrichtungen oder Medienwelten. Sie brauchen beides“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Weitere Ergebnisse der repräsentativen Umfrage zum Weltspieltag 2019 im Einzelnen:

Mütter meinen etwas häufiger als Väter (84 zu 72 Prozent), dass es gut für die Entwicklung von Kindern ist, wenn sie auch mal nichts zu tun haben, während Väter etwas häufiger als Mütter (40 zu 30 Prozent) der Ansicht sind, dass familiäre und häusliche Verpflichtungen wichtiger sind als die freie und spontane Freizeitgestaltung der Kinder.

Eltern von älteren Kindern (14 bis 17 Jahre) meinen häufiger als Eltern von jüngeren Kindern (sechs bis zehn Jahre), dass die starke Nutzung von Internet und sozialen Medien nur wenig Zeit für andere Freizeitbeschäftigungen lässt (52 zu 21 Prozent), dass die zeitliche Beanspruchung ihres Kindes durch die Schule zu hoch ist (34 zu 23 Prozent) und dass ihr Kind einen hohen Anspruch an seine schulischen Leistungen hat (37 zu 21 Prozent), so dass für die freie und spontane Freizeitgestaltung nur wenig Zeit bleibt.

Dass es gut für die Entwicklung von Kindern ist, wenn sie auch mal nichts zu tun haben oder sich sogar manchmal langweilen, meinen Anhängerinnen und Anhänger der Linkspartei (96 Prozent), der Grünen (90 Prozent) und der FDP (89 Prozent) häufiger als die der übrigen Parteien, insbesondere der AfD (61 Prozent). Die Anhängerinnen und Anhänger der AfD sind zudem häufiger der Meinung als die der übrigen Parteien, insbesondere der Grünen, dass familiäre und häusliche Verpflichtungen wichtiger als freie und spontane Freizeitgestaltung der Kinder sind (45 zu 28 Prozent). Das gilt auch bei der Frage, ob die Erledigung von Hausaufgaben wichtiger ist (81 zu 59 Prozent).

Für die repräsentative Umfrage zum Weltspieltag 2019 wurden vom Politik- und Sozialforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes deutschlandweit 1.003 Eltern von 6- bis 17-jährigen Kindern befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt zwischen bei ± drei Prozentpunkten.

 


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Mit Philipp die Welt der Zahlen entdecken

1, 2, 3 und schon geht’s los!

Hier finden Kinder eine Fülle fröhlicher und abwechslungsreicher Spiele und Übungen mit Zahlen, Ziffern und Mengen. Begleitet von der Zahlenmaus Philipp begeben sich Kinder auf eine kleine Rundreise durch die Welt der (kleinen) Zahlen und machen überall dort neugierige Station, wo es etwas Interessantes zu vergleichen und zu ordnen, zu messen und zu nummerieren gibt.

Die Übungen knüpfen an Alltagserfahrungen, an das Weltwissen und an die mathematischen Intuitionen von Kindern im Vorschul- und ersten Grundschulalter an. Vom Vertrauten ausgehend machen sich die Kinder mit den Bewohnern der bunten, vielgestaltigen und abwechslungsreichen Zahlenwelt vertraut: Mit Buntstiften und Schere; beim Beobachten, Hören und Sprechen; beim folgerichtigen Denken, beim Zählen und Erzählen.

Der sinnliche, anschauliche Zugang fördert ganz nebenbei auf spielerische Weise auch Fertigkeiten wie Feinmotorik, Sprachbewusstheit und Farbempfinden.

Die meisten Übungen erklären sich von selbst; bei Zählreimen und „tönenden“ Zählspielen hilft ein Erwachsener mit. Im Anhang finden Sie Tipps zu den einzelnen Aufgaben sowie Hinweise, wie Sie die Spielideen in den kindlichen Alltag einbauen können.

1, 2, 3 und schon geht’s los!
Mit Philipp spielen und lernen
Landa, Norbert, Türk, Hanne
Oberstebrink
ISBN 9783963040146
4,95 €
Mehr unter: www.oberstebrink.de




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Ganzheitliches Lernen für eine optimale Entwicklung

„Du sollst erst lernen, dann kannst du spielen!“ Sicher klingt Ihnen diese Mahnung der Eltern aus Ihrer Kindheit noch in den Ohren! Spielen und Lernen wurden früher und werden heute leider oft noch als unvereinbare Gegensätze angesehen. Viele Eltern und vor allem Lehrer ziehen die Grenzlinien im kindlichen Alltag rigoros und sorgen für ihre strikte Überwachung nach dem Motto: Erst kommt die Arbeit, dann das Spiel! Und gelernt wird am Schreibtisch oder im Klassenraum, gespielt wird danach oder in der Freizeit!

Welch ein Trugschluss! Denn jeder, der sein Kind aufmerksam beobachtet, wird rasch feststellen, dass es sich im freudigen Spielgeschehen wichtige Informationen, Erfahrungen und Lerninhalte aneignet. Und Lernforscher gehen davon aus, dass dieser Aneignungsprozess in der frühen Kindheit umso optimaler ist, je ganzheitlicher er erlebt wird. Es geht also um Ganzheitliches Lernen, ein Schlagwort, das Ihnen sicher schon oft in den Medien begegnet ist. Doch was hat es eigentlich damit auf sich?

Die aktuelle Intelligenz- und Hirnforschung konnte in den letzten Jahren nachweisen: Kinder entwickeln ihre geistigen, körperlichen und psychischen Fähigkeiten optimal, wenn all ihre Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten – gleichermaßen gefördert werden. Die Kinder unserer Informationsgesellschaft, die wie nie zuvor einer Reizüberflutung ausgesetzt sind, brauchen mehr denn je die Herausforderung an eigenes Denken, sinnliches Erleben, an eigen- und mitverantwortliches Handeln. Denn die künstlichen Bilder der Medien- und Computerindustrie verdrängen zunehmend die konkrete, echte Begegnung von Kind und Welt.

Immer mehr Kinder leiden heute unter einem Mangel an Entwicklungsreizen in ihrer Umwelt, die ihnen zu wenig eigene Erfahrungen, sinnliches Körpererleben und freien Bewegungsraum bietet. Zugleich werden sie von einer Flut an einseitigen Sinnesreizen aus der Medienwelt überrollt, der sie hilflos ausgeliefert sind. Während ihre Fernsinne – Hören und Sehen – überstimuliert sind, drohen ihre Nahsinne – Riechen, Schmecken, Tasten – und der Gleichgewichtssinn zu verkümmern.

Diese Unausgewogenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Kindheit. Unsere Kinder drohen aus dem für ihre gesunde Entwicklung so bedeutsamen ganzheitlichen Gleichgewicht zu geraten, denn wir bieten ihnen:

  • zu viele künstliche Welten
  • zu wenig reale Bewegungs- und Erfahrungsräume
  • zu viel Passivität und Konsum
  • zu wenig Bewegung, Eigentätigkeit und Kreativität
  • zu viele Hör- und Sehreize
  • zu wenig andere Sinneseindrücke
  • zu viele Informationen aus zweiter Hand (Medien, Computer)
  • zu wenig konkrete, selbst erlebte Primärerfahrungen.

 

Die Ergebnisse aus der Hirn- und Lernforschung zeigen jedoch, dass eine ausgewogene Vielfalt an Sinnesreizen ausschlaggebend ist, um ein erfolgreiches Wechselspiel aus äußeren und inneren Impulsen, d.h. eine gesunde Entwicklung des kindlichen Gehirns zu gewährleisten.

Und dabei spielen die Sinne eine wesentliche Rolle! Sie sind die lebenswichtigen und hochsensiblen Schlüssel zur Umwelt. Das Kind begegnet den Lebewesen und Gegenständen zunächst durch seine Sinne. Es kann das Neue sehen, hören, schmecken, riechen, fühlen und ertasten. Auf diesem sensorischen Weg sammelt es wichtige Eindrücke über seine Umwelt, sich selbst und seine Mitmenschen. Es begibt sich lustvoll auf eine spannende Lernreise, bei der das Begreifen mit dem Greifen beginnt.

Das Kind erwirbt also noch vor der Sprachaneignung ein sinnliches Wissen. Allmählich wächst sein sinnlicher Erfahrungsschatz, auf den es in Zukunft zurückgreifen kann. Es hat gespürt, wie sich ein Regentropfen, ein Mückenstich oder eine menschliche Berührung auf seiner Haut anfühlen, und es vermag darauf adäquat reagieren.

Diese Sinneseindrücke muss das Kind am eignen Leib erfahren, denn nur das Selbsterfahrene – erworben aus dem praktischen Handeln mitrichtigen Menschenund mit echten Dingen – setzt sich nachhaltig und ganzheitlich, d.h. mit allen Sinnen, im Gedächtnis fest. Erst dann entstehen neue Denkwerkzeuge, die dem Kind die Sicherheit für weitere Lernschritte geben. Schon der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) wusste um die existentielle Bedeutung der Sinne, als er sagte: „Nur wenn wir unsere Sinne ernst nehmen, leben wir sinnvoll.“

Und sinngebende, persönliche Erfahrungen brauchen vor allem die Kinder unserer Informationsgesellschaft, denn das Greifen, das allem Begreifen vorausgeht, vermögen weder Fernseher noch Computer zu bieten. Die neue Kindheit braucht also vor allem Lernprozesse, die sinnliches Entdecken und Erforschen in den Mittelpunkt stellen; die Bewegung, Wahrnehmung und Erkenntnis zu einer effektiven und konkreten Erfahrungseinheit miteinander verknüpfen!

Die aktuellen Forschungsergebnisse machen Mut, neue Wege des Lernens zu gehen und Lernen als einen ganzheitlichen Reifungsprozess von Geist, Körper und Psyche zu verstehen, als ein sich ständig entwickelndes Zusammenspiel von Sinneswahrnehmungen, Denkleistungen, Bewegungsabläufen und Gefühlen. Und was der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827) vor langer Zeit forderte, nämlich „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ ist heute längst als ganzheitliche Entwicklungs- und optimale Lernmethode anerkannt.

Auch die zunehmenden Lernauffälligkeiten (z. B. Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen) erfordern ein Umdenken im Erziehungs- und Lernprozess. Und zwar ein Umdenken, dass das Kind wieder in seiner Ganzheit als spielendes und zugleich lernendes Wesen respektiert. Denn schließlich kommt es als Kleinkind voller Neugier in den Kindergarten oder in die Schule. Und es hängt seinen Spieldrang nicht mit dem Anorak an den Garderobenhaken! Bedenken Sie also: Immer kommt das ganze Kind zu Ihnen!…

Abschließend möchte ich Ihnen noch eine wichtige Information ans Herz legen: Vom ersten bis sechsten Lebensjahr spielen Kinder etwa 15.000 Stunden!

Das heißt die Natur hat Kindern in ihrer Entwicklung viel Zeit geschenkt, um ihren natürlichen Spieldrang auszuleben, um ihre Kreativität zu fördern und eigene Problemlösungen zu entwickeln. Nutzen Sie dieses wertvolle Zeitkonto, um die grundlegenden Bausteine des ganzheitlichen Lernens – Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmus – zu fördern!

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Dr. Charmaine Liebertz mit dem Titel „Spiele zum ganzheitlichen Lernen“ entnommen. Das Buch ist bei Burckhardthaus-Laetare erschienen.

Charmaine Liebertz
Spiele zum ganzheitlichen Lernen
Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmik in der Kindergruppe
Broschur, 96 Seiten
ISBN: 9783944548166
13 €


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Mit Humor erzieht es sich leichter!

Viele Eltern und Pädagogen glauben, dass sie sich nur mit Strenge und Ernsthaftigkeit beim Kind Respekt verschaffen und ihre Erziehungsziele erreichen können. Dieser Weg ist aber nicht der einzige und schon gar nicht der erfolgversprechendste. Denn es geht auch leichter und zwar mit einer großen Portion Humor und einer Hand voll gutem Willen. Im Erziehungsalltag können ein wenig Gelassenheit und Humor wahre Wunder vollbringen!

So vermag ein humorvoller Blick den Weg aus einer angespannten Gereiztheit zu weisen und ganz nebenbei werden wir mit lachenden Kinderaugen belohnt. Ein Lächeln, ein Augenzwinkern und eine witzige Bemerkung relativieren die Erziehungsfronten, und schon nehmen wir die Dinge nicht ernster, als es ihnen zusteht. Wenn Kinder eine humorvolle Atmosphäre in der Familie erleben, so lernen sie zugleich voller Zuversicht und Optimismus in die Welt zu ziehen und den Menschen mit Herzlichkeit und Nachsicht zu begegnen. Und je eher ein Kind die positiven Wirkungen des Humors entdeckt, umso leichter wird ihm das Erwachsenenleben mit all seinen ernsten Anforderungen fallen. Denn Humor hilft Stress zu bewältigen, fördert kreatives und innovatives Denken und weist einen optimistischen Weg aus Konflikten und Krisen heraus. Kinder, die viel zu lachen haben, bauen ihre Aggressionen besser ab und davon profitiert schließlich die ganze Familie! Eine humorvolle Grundeinstellung fördert desweiteren die Frustrationstoleranz des Kindes und steigert seine soziale Kompetenz. Außerdem ist ein fröhliches Kind ausgeglichener und bei seinen Mitmenschen viel beliebter als ein Miesepeter.

Aber diese humorvolle Grundeinstellung fällt nicht vom Himmel! Wie so oft in der Erziehung ist auch hier unsere positive Vorbildfunktion gefragt. Denn Kinder reagieren sehr sensibel auf die Reaktionen der Erwachsenen. Wenn wir den Albernheiten und ersten Witzen des Kindes keine ermunternde Aufmerksamkeit schenken oder sie gar als sinnlose Zeitverschwendung verpönen, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das zarte Humorpflänzchen verkümmert.

Eine Studie aus dem Kindergartenbereich zeigt auf, dass „viele Erzieherinnen bei einer humorvollen Reaktion von Kindern allzu unbeteiligt und gleichgültig reagieren“. Hier wäre mehr positive Verstärkung durch die Pädagogen wünschenswert. Aber zweifellos gibt es viele Kindertagesstätten, in denen das Lachen und der Humor eine wichtige Rolle spielen. So berichteten mir in einem Gespräch Erzieherinnen aus Bielefeld: „Das Lachen ist ein ausdrucksstarkes Kommunikationsmittel, das positive Aufmerksamkeit in der Gruppe auf sich zieht. Insgesamt ist Lachen befreiend, mitreißend und ansteckend. Eine gute Mischung von Ernsthaftigkeit und herzhaftem Lachen bildet die Grundlage unserer Arbeit.“

Ja sicher, lieber Leser, Sie können nicht jederzeit alle kindlichen Späße aufmerksam beklatschen. Aber mit einem kleinen Augenzwinkern oder einem liebevollen Schmunzeln signalisieren Sie dem Kind: Alles ist in Ordnung und du kannst dich wohl fühlen. Mit versteinerter Miene, gekräuselter Denkerstirn und genervten Blicken jedoch verunsichern Sie das Kind.

„Du sollst erst lernen, dann kannst du spielen!“ Sicher klingt Ihnen diese Mahnung der Eltern aus Ihrer Kindheit noch in den Ohren! Spielen und Lernen wurden früher und werden heute leider oft noch als unvereinbare Gegensätze angesehen. Viele Eltern und vor allem Lehrer ziehen die Grenzlinien im kindlichen Alltag rigoros und sorgen für ihre strikte Überwachung nach dem Motto: Erst kommt die Arbeit, dann das Spiel! Und gelernt wird am Schreibtisch oder im Klassenraum, gespielt wird danach oder in der Freizeit!

Welch ein Trugschluss! Denn jeder, der sein Kind aufmerksam beobachtet, wird rasch feststellen, dass es sich im freudigen Spielgeschehen wichtige Informationen, Erfahrungen und Lerninhalte aneignet. Und Lernforscher gehen davon aus, dass dieser Aneignungsprozess in der frühen Kindheit umso optimaler ist, je ganzheitlicher er erlebt wird. Es geht also um Ganzheitliches Lernen, ein Schlagwort, das Ihnen sicher schon oft in den Medien begegnet ist. Doch was hat es eigentlich damit auf sich?

Die aktuelle Intelligenz- und Hirnforschung konnte in den letzten Jahren nachweisen: Kinder entwickeln ihre geistigen, körperlichen und psychischen Fähigkeiten optimal, wenn all ihre Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten – gleichermaßen gefördert werden. Die Kinder unserer Informationsgesellschaft, die wie nie zuvor einer Reizüberflutung ausgesetzt sind, brauchen mehr denn je die Herausforderung an eigenes Denken, sinnliches Erleben, an eigen- und mitverantwortliches Handeln. Denn die künstlichen Bilder der Medien- und Computerindustrie verdrängen zunehmend die konkrete, echte Begegnung von Kind und Welt.

Immer mehr Kinder leiden heute unter einem Mangel an Entwicklungsreizen in ihrer Umwelt, die ihnen zu wenig eigene Erfahrungen, sinnliches Körpererleben und freien Bewegungsraum bietet. Zugleich werden sie von einer Flut an einseitigen Sinnesreizen aus der Medienwelt überrollt, der sie hilflos ausgeliefert sind. Während ihre Fernsinne – Hören und Sehen – überstimuliert sind, drohen ihre Nahsinne – Riechen, Schmecken, Tasten – und der Gleichgewichtssinn zu verkümmern.

Diese Unausgewogenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Kindheit. Unsere Kinder drohen aus dem für ihre gesunde Entwicklung so bedeutsamen ganzheitlichen Gleichgewicht zu geraten, denn wir bieten ihnen:

  • zu viele künstliche Welten
  • zu wenig reale Bewegungs- und Erfahrungsräume
  • zu viel Passivität und Konsum
  • zu wenig Bewegung, Eigentätigkeit und Kreativität
  • zu viele Hör- und Sehreize
  • zu wenig andere Sinneseindrücke
  • zu viele Informationen aus zweiter Hand (Medien, Computer)
  • zu wenig konkrete, selbst erlebte Primärerfahrungen.

Die Ergebnisse aus der Hirn- und Lernforschung zeigen jedoch, dass eine ausgewogene Vielfalt an Sinnesreizen ausschlaggebend ist, um ein erfolgreiches Wechselspiel aus äußeren und inneren Impulsen, d.h. eine gesunde Entwicklung des kindlichen Gehirns zu gewährleisten.

Und dabei spielen die Sinne eine wesentliche Rolle! Sie sind die lebenswichtigen und hochsensiblen Schlüssel zur Umwelt. Das Kind begegnet den Lebewesen und Gegenständen zunächst durch seine Sinne. Es kann das Neue sehen, hören, schmecken, riechen, fühlen und ertasten. Auf diesem sensorischen Weg sammelt es wichtige Eindrücke über seine Umwelt, sich selbst und seine Mitmenschen. Es begibt sich lustvoll auf eine spannende Lernreise, bei der das Begreifen mit dem Greifen beginnt.

Das Kind erwirbt also noch vor der Sprachaneignung ein sinnliches Wissen. Allmählich wächst sein sinnlicher Erfahrungsschatz, auf den es in Zukunft zurückgreifen kann. Es hat gespürt, wie sich ein Regentropfen, ein Mückenstich oder eine menschliche Berührung auf seiner Haut anfühlen, und es vermag darauf adäquat reagieren.

Diese Sinneseindrücke muss das Kind am eignen Leib erfahren, denn nur das Selbsterfahrene – erworben aus dem praktischen Handeln mitrichtigen Menschenund mit echten Dingen – setzt sich nachhaltig und ganzheitlich, d.h. mit allen Sinnen, im Gedächtnis fest. Erst dann entstehen neue Denkwerkzeuge, die dem Kind die Sicherheit für weitere Lernschritte geben. Schon der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) wusste um die existentielle Bedeutung der Sinne, als er sagte: „Nur wenn wir unsere Sinne ernst nehmen, leben wir sinnvoll.“

Und sinngebende, persönliche Erfahrungen brauchen vor allem die Kinder unserer Informationsgesellschaft, denn das Greifen, das allem Begreifen vorausgeht, vermögen weder Fernseher noch Computer zu bieten. Die neue Kindheit braucht also vor allem Lernprozesse, die sinnliches Entdecken und Erforschen in den Mittelpunkt stellen; die Bewegung, Wahrnehmung und Erkenntnis zu einer effektiven und konkreten Erfahrungseinheit miteinander verknüpfen!

Die aktuellen Forschungsergebnisse machen Mut, neue Wege des Lernens zu gehen und Lernen als einen ganzheitlichen Reifungsprozess von Geist, Körper und Psyche zu verstehen, als ein sich ständig entwickelndes Zusammenspiel von Sinneswahrnehmungen, Denkleistungen, Bewegungsabläufen und Gefühlen. Und was der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827) vor langer Zeit forderte, nämlich „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ ist heute längst als ganzheitliche Entwicklungs- und optimale Lernmethode anerkannt.

Auch die zunehmenden Lernauffälligkeiten (z. B. Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen) erfordern ein Umdenken im Erziehungs- und Lernprozess. Und zwar ein Umdenken, dass das Kind wieder in seiner Ganzheit als spielendes und zugleich lernendes Wesen respektiert. Denn schließlich kommt es als Kleinkind voller Neugier in den Kindergarten oder in die Schule. Und es hängt seinen Spieldrang nicht mit dem Anorak an den Garderobenhaken! Bedenken Sie also: Immer kommt das ganze Kind zu Ihnen!…

Abschließend möchte ich Ihnen noch eine wichtige Information ans Herz legen: Vom ersten bis sechsten Lebensjahr spielen Kinder etwa 15.000 Stunden!

Das heißt die Natur hat Kindern in ihrer Entwicklung viel Zeit geschenkt, um ihren natürlichen Spieldrang auszuleben, um ihre Kreativität zu fördern und eigene Problemlösungen zu entwickeln. Nutzen Sie dieses wertvolle Zeitkonto, um die grundlegenden Bausteine des ganzheitlichen Lernens – Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmus – zu fördern!

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Dr. Charmaine Liebertz mit dem Titel „Das Schatzbuch des Lachens“ entnommen. Das Buch ist bei Burckhardthaus-Laetare erschienen.

Das Schatzbuch des Lachens
Grundlagen, Methoden und Spiele für eine Erziehung mit Herz und Humor
Paperback, 208 Seiten
ISBN/EAN: 9783944548272
19,95 € (D), 20,50 € (A)

Mehr dazu auf www.burckhardthaus-laetare.de