2019

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Mit Kindern den Herbst erleben

Blumensträuße und -kränze für die bunte Jahreszeit

Wenn wir an Herbst denken, dann kommt den meisten Menschen erst einmal ein bunter Blätterwald in den Sinn, dann vielleicht Tage mit goldenem Sonnenschein und letzten warmen Sonnenstrahlen, aber auch Herbststürme, Nebel und Regen, viel Regen. Doch der Herbst ist auch Erntezeit. Äpfel hängen noch an den Bäumen, Kartoffeln und Rüben werden jetzt geerntet. Kürbisse leuchten von den Komposthaufen und warten darauf, dass die Kinder kommen und sie in lustige Köpfe verwandeln und leckere Suppen aus ihrem Fruchtfleisch kochen.

Die Pflanzen bereiten sich auf die Ruhezeit im Winter vor und zeigen sich dabei noch einmal in ihrer vollen Schönheit. Gerade dann, wenn die Natur anfängt, sich zurückzunehmen, fühlen wir oft eine Sehnsucht in uns. Wir möchten die letzten Sonnenstrahlen einfangen für die langen, dunklen Monate, die vor uns liegen. Diese Vorratshaltung hat Leo Lionni in seinem Bilderbuchklassiker „Frederick“ so wunderschön beschrieben. Deshalb heißt es nun, hinauszugehen und zu schauen, welche Schätze und Schönheiten die Natur gerade jetzt zu bieten hat. Welche Farben sind im Herbst am häufigsten zu entdecken? Überwiegen die satten warmen Orangetöne? Im Sommer möchte man die Blumen ja am liebsten büschelweise pflücken und einen ganzen Arm voll mit den prachtvollsten Blumensträußen nach Hause bringen. Im Herbst wagt man kaum noch, eine Blume zu pflücken, sie scheinen so kostbar zu sein. Und deswegen pflückt auch jedes Kind nur eine Blume, vielleicht noch ein paar Gräser, aber nicht mehr. Mit ihnen wird dann eine besondere Blumenausstellung vorbereitet. Aber das kommt später. Erst einmal werden die Blüten zwischen den Seiten eines alten Telefonbuchs gepresst. Wie bei Frederick werden sie aufbewahrt für die langen Wintertage.

Wo kommen eigentlich die Blumen her?

Überall auf der Welt beschenken sich Menschen mit Blumen, pflücken Kinder mit Begeisterung Sträuße. Mönche des Mittelalters legten nicht nur Heilkräuter- und Gemüsegärten an, Blumen zum Schmuck des Altars waren ihnen genauso wichtig. Als dann ferne Länder und Erdteile entdeckt wurden, brachten die Reisenden seltsame Pflanzen nach Europa: Die Spanier entdeckten in Mexiko die Sonnenblume, die Wunderblume, die Kapuzinerkresse und die Studentenblume. Gesandte holten die Tulpen aus der Türkei, aus Persien stammt die Kaiserkrone. Viel Geld wurde für diese wertvollen Blumen ausgegeben, Vermögen geopfert. Hyazinthenzwiebeln lösten im 18. Jahrhundert Börsenfieber aus – bis zu 200 Pfund wurden für eine Zwiebel geboten. Damals waren botanische Raritäten und prunkvolle Blumensträuße den Reichen und Adligen vorbehalten. Im bäuerlichen Milieu wurden bunte Feldblumensträuße, Trockenblumen und knospende Zweige ins Haus gebracht, meistens war der Anlass ein religiöses Fest. Jede Epoche hatte ihren besonderen Stil, wenn es um das Anlegen eines Gartens ging: Mal stand der Gestaltungswille des Menschen im Vordergrund, dann war das natürliche Wachstum der Pflanzen wieder wichtiger. Der Mensch als Wissenschaftler genoss die Fähigkeit, sich über die Natur erheben zu können – bis heute oder besonders in der heutigen Zeit. Aber auch Dichtung und Kunst nahmen sich auf liebevolle Weise der Blumen an. Blumen wurden und sind Symbol für Ereignisse, für Zusammenhänge und für Beziehungen, denen eine besondere Bedeutung zukommen soll.

Und Letzteres soll uns hier am meisten beschäftigen. Ob wir es schaffen, Pflanzen nicht als Objekte zu betrachten, sondern als Teil der Weltharmonie? Der Umgang mit den Pflanzen kann uns dabei helfen. Das klingt ziemlich pathetisch, vielleicht wird es an einem Beispiel deutlicher. Nehmen wir einfach eine Blume in die Hand! Ist sie weich, werden wir zart mit ihr umgehen, hat sie Domen, sind wir vorsichtig. Kinder haben diesen natürlichen Zugang zur Natur. Wir Erwachsenen sehen auf einer riesigen Löwenzahnwiese nur die Samen, die der Wind in unsere Nutzgärten weht, wo sie sich gut vermehren und ihre tiefen Wurzeln schlagen – ein Graus für jeden Gärtner. Kinder stürzen sich mit Begeisterung auf das Feld und die herrlichsten Kränze, Ketten und Armbänder entstehen. Sie freuen sich über das satte Gelb der Blüten, über die Geschmeidigkeit der Halme. Der Blick folgt den sanften Bewegungen der Pflanze im Wind: Ein Spiel mit den Sinnen entsteht, sie sind eins mit der Natur. So einfach ist das.

Beim Blumenbinden werden wir ruhiger, die Bewegungen werden fließender. Die Begegnung mit den Schönheiten der Natur kann auf den Betrachter zurückwirken, in sein Inneres hinein.

„Ein bestialischer Mensch würde nichts als seine bloße Bestialität zum Ausdruck bringen können, wenn er nicht die schönen Formen genügend studiert hat“, so sagte Leonardo da Vinci.

Die Technik des Blumenkranzbindens wird von Generation zu Generation weiter überliefert. Egal ob Löwenzahn oder andere langstielige Blumen, jeder Kranz hat seinen besonderen Reiz.

Jetzt wird es ein bisschen philosophisch, aber diejenigen, die sich mit Blumen und Pflanzen, mit der Natur beschäftigen, werden das nachvollziehen können, auch wenn Worte das Gestalten mit Pflanzen nie ersetzen können. Vielleicht hilft ein Blick in eine andere Kultur, um das deutli­cher zu machen, denn die Beschäftigung mit Pflanzen kommt der japanischen Idee des Ikebana sehr nahe: „Kunstschönes“ und „Naturschönes“ werden als Einheit gesehen. Die Tätigkeit ist das Erste, dann können Ideen folgen. Das Begreifen, das Tun ist die Grundlage, und das ist der Welt von Kindern sehr nah. Auch bei ihnen wachsen die besten Ideen aus dem Tun heraus. Wie beim Ike­bana fügen sie vorgefundenes Mate­rial zu einer neuen Einheit zusammen.

Ob Kinder, Künstler, Kinder als Künstler – der Schaffende liefert sich (im positiven Sinn) den Gesetzen des Materials aus, und es wird ihn prägen. Totes Material kann herzlos behandelt werden, Blumen verlangen Umsicht. Beim Umgang mit ihnen werden Eigenschaften der Pflanzen sichtbar die vorher nicht zur Geltung gekommen sind. Das, wofür Erwachsene Begriffe wie Harmonie, Eleganz, Schlichtheit, Asymmetrie, Vergänglichkeit und Natur­nähe benötigen, erleben und erfassen Kinder auf ganz natürliche Weise.

Bekommen Kinder die „Aufgabe“, einen Blumenstrauß zusammenzustellen, werden sie sich nicht lange mit aktuellem Zeit­geist aufhalten. Sie wählen unbewusst Blumen, Gräser und Blät­ter, die ihrer momentanen Gefühlslage entsprechen. Manche kreieren ausladende Bouquets, andere stellen ganz schlichte, sparsa­me Sträuße zusammen. Da entstehen Arrangements, bei denen eine einzige Blume im Mittelpunkt steht, Gräser umrahmen sie und heben ihre Schönheit hervor, oder es werden heitere, bunte Bouquets zusammengestellt. Manche wirken wie hingeworfen, doch wenn man genau hinschaut, haben sie gerade dadurch einen besonderen Reiz.

Wenn Sie mit den Kindern im Herbst losziehen, dann können Sie nicht wie im Sommer aus dem Vollen schöpfen, aber in den Gärten finden sich vielleicht noch einzelne Schätze. Auch die Blätter der umgebenden Büsche und Bäume, Gräser und Wildkräuter können Verwendung finden. Schön wäre es natürlich, wenn es in der Nähe noch „wilde Flächen“ gäbe und wenn es nur eine Schutthalde ist, auf der sich Blumen angesiedelt haben. Die Kombination von „Gepflegtem“ und „Wildem“ ist gerade für Kinder sehr reizvoll. Gut ist es auch, wenn sie einzeln (natürlich sind die anderen in der Nähe, sodass ein Augen- bzw. Hörkontakt möglich ist) losziehen, um ihren individuellen Strauß zusammenzustellen, denn manche Kinder können so besser ihren eigenen Stil finden.

Es ist natürlich auch faszinierend, wenn alle Kinder einer Gruppe gleichzeitig einen Strauß pflücken, die bunte Vielfalt ist berauschend. Und jedes Kind erkennt, wie unterschiedlich die einzelnen Arrangements, wie individuell jedes einzelne Kind ist. In manchen Gegenden werden in den Marienmonaten Mai und Oktober noch Marienaltäre aufgebaut und mit den herr­lichsten Blumensträußen geschmückt. Traditionelle religiöse Feste können ebenso Anlass sein, wie zum Beispiel Geburtstage, um den Raum mit Blumen festlich zu schmücken. Und wenn jedes Kind seinen Blumenstrauß anschließend mit nach Hause nimmt, hat die Familie dort auch noch Freude daran.

Geburtstagssträuße

Hat ein Kind jetzt im Herbst Geburtstag? Dann kann jeder einen Blumenstrauß für das Geburtstagskind gestalten und überlegen, was für ein Strauß am besten zu ihm passen würde. Für fröhliche Kinder eine bunte Zusammenstellung, zu einem Kind, das gern für sich allein ist, passt vielleicht eher eine Blume, die in einer Wurzel steckt und von Blättern umhüllt ist? Durch die Blumen bekommt das Geburtstagskind mitgeteilt, wie es von dem Schenkenden im Moment erlebt wird. Die Reihe der Geburtstagssträuße kann im Herbst anfangen und durch das ganze Jahr weitergeführt werden, so erleben die Kinder, welche Blumen zu welcher Jahreszeit blühen. Und das Vorurteil „Blumensträuße sind Frauensache“ wird bald überholt sein. Denn auch Jungen erfreuen sich an Blumen und können genauso wie Mädchen ein Gespür für die besonderen Eigenschaften einer Pflanze entwickeln. Wie anfangs gesagt, wird die Eigenart der Blume von den Kindern intuitiv erfasst, sie werden behutsam im Umgang mit den Pflanzen. Wenn das Besondere jedes einzelnen individuellen Straußes immer wieder neu betont wird, bekommen die Kinder sehr schnell ein Gefühl für die Gestaltung und, was noch wichtiger ist, für ihren ganz eigenen Stil.

Schlafender Drache – ein besonderer Strauß

Es kann sehr reizvoll sein, den Kindern ein bestimmtes Thema für ein Blumenarrangement vorzugeben. Vielleicht hat die Gruppenleiterin im Oktober Geburtstag und will sich selbst ein wenig „auf die Schippe“ nehmen. Dann könnte sie sich von den Kindern einen Strauß zu dem Thema „schlafender Drache“ wünschen.

Zum Muttertag könnte das Thema „Mutter und Kind“ eine Gestaltungsidee für einen Blumenstrauß sein. Da werden mit Sicherheit wunderschöne Kreationen zusammengestellt.

Diesen Artikel haben wir aus Maya Hasenbecks Buch mit dem Titel „Frühling, Sommer und viel mehr“ entnommen. Das Buch ist bei Burckhardthaus erschienen.

Frühling, Sommer und viel mehr
Die Jahreszeiten mit Kindern erleben
Maya Hasenbeck
Burckhardthaus-Laetare
3 bis 6 Jahre, 96 Seiten
ISBN: 9783944548135
9,90 €


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Ideen für die Freie Arbeit – Teil 6: Das habe ich draußen gefunden

Bewegung in der Natur ist gesund

Je nach Jahreszeit können die Kinder draußen Schätze sammeln. Das können Grashalme sein, Kastanien, Steine, Baumrinde und viele weitere Dinge, die im Garten, im Wald und auf der Wiese zu finden sind. Natürlich können sie dabei Urlaubsmitbringsel einarbeiten, wie Muscheln oder Tannenzapfen.

Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten der Präsentation. So könnten die Kinder die Fundstücke zum Beispiel in einer Schale anordnen oder in einem Schuhkarton, oder sie arrangieren sie auf einem Holzbrett.

Ein mit Blumensteckmasse gefüllter Schuhkartondeckel eignet sich besonders gut, um die Objekte darin mit Draht zu befestigen.

Die Arbeit mit Klebstoffen ist in diesem Fall nicht ratsam. Die Kinder müssten hier Klebstoffe verwenden, die starke Lösungsmittel enthalten oder eine Heißklebepistole. Beides ist für Kinderhände nicht geeignet.

Tipp:

Mit etwas älteren Kindern können Sie kleine Gedichte zu den Kunstwerken erfinden. So bekommen die Arbeiten noch eine ganz andere Würdigung.

Material:

  • z.B. Grashalme, Blätter,
  • Steine, Zweige,
  • Kastanien, Nüsse, Früchte,
  • Baumrinde,
  • Tannenzapfen,
  • eventuell Schuhkarton,
  • Blumensteckmasse,
  • Draht

 

Dieser Basteltipp stammt aus dem Buch:

Kleckern, klecksen, kleben
Manon Sander
Burckhardthaus-Laetare
176 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-944548-19-7
7,95 Euro

Mehr dazu unter


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Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen!“

Die Bienen haben Hunger und wir können etwas dagegen tun. Für die Teilnahme beim Pflanzwettbewerb "Wir tun was für Bienen" wird nicht einmal ein eigener Garten benötigt. Jede Fläche kann mit heimischen Blumen und Stauden bepflanzt werden: im Kita- oder Schulgarten, vor dem Büro, kommunale Flächen, im Kleingarten oder sogar auf dem Balkon.

Es ist dringend notwendig, die bei uns heimischen Bienenarten (wie zum Beispiel Hosenbiene, Seidenbiene und Mauerbiene) zu schützen. Von den ursprünglich 585 Wildbienenarten sind bereits 39 ausgestorben.

Vom 1. April bis 31. Juli 2019 werden motivierende Gemeinschaftsaktionen gesucht, die naturferne Flächen für Wild- und Honigbienen zurückerobern. Mit Herz und Schippe sollen Kinder, Vereine, Nachbarn und Kollegen sich auf die Suche nach Grünflächen begeben und diese gemeinsam zum Summen bringen. Ab dem 1. April kann die Registrierung beginnen.

Bei der Bewertung legt die Jury des Wettbewerbs ein besonderes Augenmerk auf die Verwendung heimischer Pflanzenarten. Weitere Punkte gibt es für das Anlegen von Strukturen wie zum Beispiel Trockenmauern und Totholzhaufen. Am Ende sollen die eingesendeten Fotos darlegen, was mit der Aktion erreicht wurde.


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Schulgarten: Naturvorgänge hautnah erleben

Broschüre zum kostenlosen Download

Mehr als 50 Ideen für Schulgärten sind in der Broschüre „Lernort Schulgarten – Projektideen aus der Praxis“ zusammengefasst - vom Nisthilfebau über den Schulteich bis zum Pfad der Sinne. Auf einen Blick wird deutlich, für welche Schulstufe sich die Projekte eignen. Lehrerinnen und Lehrer erhalten Anregungen, wie sie einen Schulgarten an ihrer Schule realisieren können. Denn Schulgartenarbeit bereichert den Alltag von Schülerinnen und Schülern nachhaltig und fördert und fordert sie in ihrer ganzen Persönlichkeit. Geduld und Kontinuität sind dabei gefragt, aber auch die Freude am praktischen Tun kommt nicht zu kurz. Die vielfältigen und manchmal auch ungewöhnlichen Projekte sind nach Schwierigkeitsgrad und Aufwand gegliedert und laden zur Nachahmung ein. Sie wurden von Praktikern der Schulgartenarbeit zusammengetragen und lassen sich gut nachvollziehbar realisieren. Eigene Kapitel zur Finanzierung eines Schulgartens, zur Vermarktung der Produkte sowie zu rechtlichen Fragen ergänzen die Broschüre und geben den verantwortlichen Akteuren wertvolle Tipps für die Anlage eines Schulgartens.

Das pdf steht gratis zum Download bereit.

Bibliographie:

ISBN/EAN 978-3-8308-1281-4
Bestell-Nr. 3910
Medium Broschüre
Format DIN A4 (21x29,7cm)
Umfang 120 Seiten
Auflage 3. Auflage
Erscheinungsjahr 2018
Redakteur/in Hildegard Gräf, Anne Staeves
Autor/in Enno Gerken, Jürgen Rose, Konrad Blattner, Stefanie Zentner, Doortje Schulz, Reinhard Marquardt, Edelgard Werding, Sigrid Neumann, Herenia Wesche, Michael Geier, Lissy Jäkel, Hans-Peter Ziemek