2019

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Philipp die Maus - Mein großes Buch vom Spielen und Lernen

Geschichten und Gedichte, Lieder, Rätsel und Malseiten

Buchstaben und Zahlen, Formen, Farben und Naturereignisse. Die Welt steckt für unsere Kinder voll wundersamer Entdeckungen und überraschender Erkenntnisse. Diesen natürlichen Forscherdrang unterstützt Philipp die Maus mit lustigen Reimen, spannenden Rätseln und aufregenden Bastelarbeiten. In diesem Sammelband steckt extra viel Spaß und Spannung aus verschiedenen Lernbereichen.

Philipp die Maus
Mein großes Buch vom Spielen und Lernen
Geschichten und Gedichte, Lieder, Rätsel und Malseiten
Landa, Norbert / Türk, Hanne
ISBN: 9783963040245
80 Seiten, 7,95 €
Mehr unter: www.oberstebrink.de

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Wenn es mit dem Lernen nicht so richtig klappen will

Vom Umgang mit Entwicklungsproblemen

Es gibt Kinder, bei denen grundlegende Hilfestellungen nicht ausreichen. Wenn das Kind anhaltende Schwierigkeiten beim Lernen hat, dann sollten Sie nochmals die besonderen Stärken und Schwächen des Kindes beobachten. Falls dann noch Fragen offen sind, sollte ein Spezialist gezielt Untersuchungen und Entwicklungstests durchführen. Es könnte eine spezielle „Lernstörung“ vorliegen.

Durch solche ausführlichen Analysen können wir bei den meisten Kindern eine geistige Lernbehinderung ausschließen und ebenso eine Erkrankung des Gehirns oder der Sinnesorgane. Die meisten Kinder überraschen uns sogar mit erstaunlichen Fähigkeiten: Sie sind clever, phantasievoll und empfindsam. Sie haben „nur“ ein spezielles Entwicklungsproblem, das aber riesige Schwierigkeiten bereiten kann.

Solche Kinder haben weniger Lernerfolge als ihre Mitschüler, meist ein geringes Selbstbewusstsein und oft viel Frust. Sie sind nicht absichtlich schwierige Kinder, die bewusst ihre Lehrer und Eltern ärgern wollen. Ihr Problem nimmt allerdings oft so viel Raum ein, dass sie selbst denken, sie seien dumm und könnten nichts.

Den Eltern geht es oft nicht anders. Sie sind enttäuscht und manchmal verzweifelt. Sie machen sich viele Gedanken und haben in der Regel schon alle möglichen Tipps angewandt. Hilflosigkeit, Ärger und Selbstvorwürfe sind dann an der Tagesordnung.

Diese Probleme können nicht mit Erziehungsfehlern oder mangelndem Üben zu Hause erklärt werden. Im Gegenteil: Eltern von „gehandicapten“ Kindern sind meist besonders engagiert.

Oft bringt schon allein das Analysieren der Leistungsmöglichkeiten und des Verhaltens eine Entlastung. Kinder und Eltern wissen dann, auf welche besonderen Stärken sie bauen können und wie sie – in Zusammenarbeit mit Fachleuten – eine individuelle Förderung und Unterstützung aufbauen können.

Was gibt es nun für besondere Entwicklungsprobleme?

Ungefiltert sehen, hören, fühlen – was ist eine Wahrnehmungsstörung?

Bei vielen Kindern mit Lernproblemen tauchen die Begriffe „Wahrnehmungsstörung“ oder „Sensorische Integrationsstörung“ auf.

Was ist damit gemeint?

Wahrnehmungsverarbeitung ist die  Grundlage für Entwicklung und Verhalten. Jeder über unsere Sinnessysteme aufgenommene Eindruck ist eine Wahrnehmung, die das Gehirn verarbeiten muss.

Genau genommen hat jedes Kind mit einem Entwicklungsproblem in irgendeinem Bereich eine mangelnde Verarbeitung der Sinneseindrücke und somit eine „Wahrnehmungsstörung“.

Bei unseren Untersuchungen und Tests bekommen wir ein gutes Bild über die individuelle Informationsverarbeitung und das Zusammenspiel der Sinnessysteme. Lernt das Kind besser über den Körper- und Bewegungssinn, über den Gleichgewichtssinn, über die Hörwahrnehmung oder über die Seheindrücke? Gibt es in diesem Zusammenspiel Defizite?

Erst, wenn diese Fragen geklärt sind, können entwicklungsauffällige Kinder individuell – abgestimmt auf ihre persönlichen Bedürfnisse – gezielt unterstützt werden.

Unsere Erfahrungen mit „wahrnehmungsgestörten“ Kindern bringen uns zunächst immer wieder auf die wichtige Funktion des „Ordnungszentrums“ zurück. Jedes Kind hat es beim Lernen leichter, wenn es konzentriert ist und Reize filtern kann, ehe es sie weiter verarbeitet und speichert. Für die Förderung gehandicapter Kinder ist es besonders wichtig, die Aufmerksamkeitsfähigkeit zu trainieren.

Hyperaktiv oder verträumt? A•D•S – das Aufmerksamkeits•Defizit•Syndrom

Fabians Eltern sind sehr um ihn bemüht. Trotz vieler Hilfen bei der Organisation seines Schulalltags gab es immer wieder Ärger. Sein Hausaufgabenheft führt er mittlerweile gut und vergisst ganz selten, seine Hausaufgaben zu machen. Aber in seiner Klasse wird er – einmal in die Rolle des schwarzen Schafes gerutscht – für jeden Blödsinn verantwortlich gemacht. Auch, wenn er es gar nicht war. Er kann sich nicht konzentrieren und nicht stillsitzen.

Jannik besucht die zweite Grundschulklasse. Seit der Einschulung machen sich die Eltern immer größere Sorgen um ihn. Trotz Hilfestellungen von Eltern und Lehrerin kann Jannik immer nur ein paar Minuten lang aufpassen. Obwohl alle sich Mühe geben, erledigt er nur einen Teil der Aufgaben. Entweder zappelt er auf seinem Stuhl hin und her, oder er träumt vor sich hin. Wenn er etwas zum Unterricht beitragen möchte, ruft er einfach in die Klasse. Er kann einfach nicht abwarten.

Die Lehrerin wird mit Jannik immer ungeduldiger, weil er in den Pausen fast in jeden Streit verwickelt ist. Er lässt sich schnell provozieren, reagiert impulsiv, manchmal auch aggressiv.

Jannik hat keinen richtigen Freund. Zu Hause ist es ähnlich anstrengend. Es fällt ihm schwer, Regeln einzuhalten. Meist hört er nicht hin und vergisst alles, was für ihn nicht besonders spannend ist. Seine Eltern sind der Verzweiflung nahe.

Max hat ähnliche Probleme wie Fabian und Jannik. Mit unserer neurologischen und psychologischen Untersuchung haben wir ein „Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom“ festgestellt (ADS).

Diese Aufmerksamkeitsstörung ist gar nicht so selten: ca. 8-10% aller Kinder leiden darunter. Statistisch gesehen sind also zwei Kinder einer normalen Schulklasse betroffen.

ADS-Kinder zappeln nicht mit Absicht herum. Eigentlich möchten sie sich auch gar nicht auffällig verhalten oder vor sich hin träumen. Sie haben eine Störung in ihrem Aufmerksamkeitszentrum. Am liebsten würden sie genauso „funktionieren“ wie ihre erfolgreicheren Klassenkameraden.

Grund der Störung ist eine mangelnde Filterung eintreffender Reize im Steuerungszentrum. Die betroffenen Kinder nehmen viele Reizeindrücke auf einmal wahr und bekommen dadurch einen „Datensalat“, so dass sie Informationen nicht einordnen und wiederfinden können. Sie wirken sehr vergesslich, unkonzentriert, impulsiv und oft auch sehr unruhig. Einige Kinder mit ADS (oft sind es Mädchen) haben keinen übertriebenen Bewegungsdrang, sind eher verträumt und bekommen dadurch viele Informationen nicht mit. Durch ihre „inneren Bilder“ sind sie abgelenkt, schaffen es nicht, ihr Aufmerksamkeitszentrum gezielt einzuschalten, und verlieren sich in ihrer Gedankenwelt.

Aus wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass der Störung ein Ungleichgewicht der Überträgerstoffe an den Nervenenden zugrunde liegt – eine „Neurotransmitter“-Störung, die intensivere therapeutische Hilfen nötig macht.

Um diese Kinder vor einer „inneren Reizüberflutung“ und einem Durcheinander ihrer Sinneseindrücke zu schützen, sind Strukturierungsmaßnahmen besonders wichtig. So lernen die Kinder, sich und ihre Umwelt besser zu sortieren und ihre Stärken und Schwächen einzuordnen. Das ist nicht immer so einfach. Oft ist ein spezielles, zusätzliches Training für Kind und Eltern sehr hilfreich.

Max hat im Laufe eines Jahres gelernt, seine Aufmerksamkeits-Schwäche zu kompensieren. Seine besonderen Stärken und Begabungen sind jetzt für alle deutlich sichtbar. Seine Eltern und er haben bei der Gestaltung des „Tages- und Lernmanagements“ begeistert mitgemacht. Sie hatten immer wieder neue und gute Ideen. Zusätzlich hat Max an einem speziellen Trainingsprogramm für ADS-Kinder teilgenommen. Max erledigt jetzt seine Hausaufgaben in angemessener Zeit. Er hat viel mehr Freiraum, sich auf dem Fußballplatz auszutoben. In der Klasse muss er auch nicht mehr ständig den Kasper spielen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Es gibt längst nicht mehr so viel Ärger.

Bei einigen Kindern mit ADS gibt es trotz Trainings- und Therapiemaßnahmen immer wieder Schwierigkeiten. Um weiteren Frustrationen und Problemen in der Persönlichkeitsentwicklung vorzubeugen, sind dann Medikamente als zusätzliche Unterstützung unumgänglich. Sie gleichen die angeborene Störung im Neurotransmitter-Stoffwechsel gut aus.

Melissa (6 Jahre) wurde uns vor der Einschulung vorgestellt. Sie ist an allem interessiert. Sie spielt sehr phantasievoll und erfindet schon selbst kleine Geschichten. Sie ist sprachlich sehr gewandt und hat den Drang, immer und zu allem etwas zu sagen. Es kommt kaum jemand anderes zu Wort. Das führt im Kindergarten und zu Hause zu Problemen. Melissa will über alles bestimmen und kann Anweisungen ihrer Mutter oder der Kindergärtnerin nicht befolgen. Da sie immer dominieren will, findet sie keine Freundin und ist darüber ganz traurig.

Durch ihre Zappeligkeit geht sie vielen auf die Nerven. Je mehr Melissa erlebt, umso unruhiger und „chaotischer“ reagiert sie. So werden z. B. Kindergeburtstage für die Eltern zum Alptraum.

Melissa ist schnell durcheinander, weil sie alles auf einmal wahrnimmt und auch alles gleichzeitig machen möchte. Sie lässt sich zum Beispiel beim Malen keine Zeit, wird ganz hektisch und bringt alle Dinge, die ihr gerade einfallen, schnell zu Papier. Das Bild ist sehr phantasievoll und ausdrucksstark – nur etwas durcheinander.

Wir haben mit Melissa und ihren Eltern einen Plan entworfen, wie sie abwarten lernen und überlegter reagieren kann. Dafür muss sie zu Hause lernen, Regeln zu akzeptieren. Der Tagesablauf dient als „Orientierungsgerüst“ mit immer wieder gleichen Abläufen (Aufstehen, Anziehen, Zähneputzen, Essen). Hält sie sich an die Spielregeln, wird sie belohnt. Nach mehreren Wochen konsequenter Übung kann sie sich besser am Gespräch beteiligen und auch mal abwarten. Sie lernt, überlegter und ruhiger zu erzählen und akzeptiert zwischendurch auch mal einen Spielvorschlag ihrer Schwester.

In Gruppen von mehr als drei Kindern findet sie sich allerdings nach wie vor schwer zurecht. Sie dominiert, fühlt sich aber gleichzeitig immer ungerecht behandelt. Ihre Konzentrationsfähigkeit hält meist nur ein paar Minuten lang an.

Neben den beschriebenen „Trainingsmaßnahmen“ haben wir eine medikamentöse Therapie begonnen. Jetzt fällt Melissas Aufmerksamkeitsschwäche kaum noch auf. Sie kann alle Aktivitäten mitmachen, provoziert keinen Ärger mehr und freut sich auf die Schule, wo sie endlich lesen lernt.

(Mehr über ADS finden Sie in unserem „A•D•S-Buch – neue Konzentrationshilfen für Zappelphilippe und Träumer“, erschienen bei Oberstebrink.)

Schriepen ist schwer! – Was ist eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS)?

Adriana stopft sich mit Süßigkeiten voll – aus Frust über ihre ständigen Fünfer im Diktat. Dadurch, dass sie die Rechtschreibung auch mit viel Üben nicht in den Kopf bekommt, dass auch das Lesen noch sehr schleppend und mühsam ist, scheitert sie meist zusätzlich in Mathe wegen der Textaufgaben. Es ist zum Heulen!

Melanie leidet schon in der 1. Klasse an ihren Misserfolgen im Schreiben. Sie kann sich die Wörter nicht merken und erinnert sich an manche Buchstaben gar nicht mehr. Sie verdreht Silben und braucht unglaublich viel Zeit beim Schreiben.

Kevin besucht die 2. Klasse. Er geht seit einigen Wochen nicht mehr so gern in die Schule. Er beteiligt sich sehr lebhaft am Unterricht, hat aber große Probleme, fehlerfrei zu schreiben. Mittlerweile wird er beim Vorlesen öfter ausgelacht, weil er ins Stottern kommt. Er hat morgens Angst vor der Schule. Die Lehrerin ist, bis auf das noch sehr stockende Lesen, zufrieden mit ihm. Bei geübten Diktaten macht er nur wenige Fehler. Allerdings muss er diese Diktate zu Hause zehnmal so häufig üben wie sein Freund Sven. Wenn er Wörter noch nicht auswendig schreiben kann, macht er sehr viele Fehler. In der Regel verwechselt er ähnlich klingende Laute, wie K und G. Meist vergisst er einzelne Silben – besonders die Endungen – oder verdreht die Reihenfolge von Buchstaben. Langsilbige Wörter kann man bei ihm deshalb nur schwer entziffern.

Markus, mittlerweile in der 4. Klasse, wäre froh, wenn er endlich zaubern könnte und nicht ständig Diktat üben müsste. Trotz vieler Nachhilfestunden und wiederholtem Abschreiben der fehlerhaften Wörter im Diktat wird seine Note in Deutsch nicht besser. Er kann tolle Aufsätze schreiben. Leider werden diese wegen der Rechtschreibfehler auch nur mit einer schwachen Vier bewertet. Es ist zum Weglaufen.

Adriana, Melanie, Kevin, Justin und Markus sind altersgemäß entwickelt und verfügen über eine normale Intelligenz. Sie gehören zu den Kindern mit einer sogenannten „umschriebenen Teilleistungsschwäche beim Erlernen des Lesens und Schreibens“. Diese Lernschwäche nennt man auch „Lese-Rechtschreib-Schwäche“ oder „Legasthenie“.

Für solche Kinder ist es sehr schwierig, die Lautsprache in Schriftsprache umzusetzen. Etwa zehn Prozent aller Schüler haben Schwierigkeiten, das Lesen und Schreiben schnell zu lernen – bei ansonsten guten Leistungen in den anderen Fächern. Für die betroffenen Kinder ist es wichtig, dass das Teilleistungsproblem möglichst schnell erkannt wird. Nur so sind Folgestörungen, wie Schulunlust, schwaches Selbstbewusstsein und psychosomatische Beschwerden, zu vermeiden.

Bei genauem Hinsehen fällt den Eltern meist schon am Ende der ersten Klasse auf, dass ihr Kind besonders viel Mühe hat, richtig und lautgetreu zu schreiben. Das Lesen wird meist vermieden. Die Kinder lernen den Text aus dem Lesebuch schnell auswendig. Bei neuen mehrsilbigen Wörtern ist das Zusammenziehen der Silben sehr holprig. Sie sind noch so mit dem Erlesen einzelner Wörter beschäftigt, dass sie Mühe haben, einen ganzen Satz zu verstehen und den Sinn zu behalten. Sie schmökern nie in einem Buch mit viel Text.

An einem Beispiel aus unserer Praxis erkennen Sie, wie man eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) bei Kindern feststellen kann. Kinder mit dieser Schwäche sind nicht weniger intelligent als ihre Mitschüler. Sie kennen alle Begriffe und deren Bedeutung und sie kennen auch alle Buchstaben. Allerdings können sie – aufgrund ihrer Wahrnehmungsstörung – die einzelnen Buchstaben nicht richtig ordnen und verknüpfen.

Alle Kinder mit solch einer „Lese-Rechtschreib-Schwäche“ sind in sämtlichen anderen Berei­chen normal entwickelt. Dies zeigt u. a. der Intelligenztest. Die Kinder sind clever und können gut logisch denken. Nur im Rechtschreibtest erreichen sie im Vergleich zu ihren gleichaltrigen Mitschülern weniger als 15 Prozent der möglichen Punkte. Das heißt, mehr als 85% der Klassenkameraden haben bessere Rechtschreibleistungen.

Das Problem liegt in der Verarbeitung von aufgenommenen Informationen (siehe Kapitel 2). Viele „Legastheniker“ haben eine Störung in der Hörverarbeitung. Sie nehmen z. B. den Laut „o“ als „u“ wahr oder „g“ als „k“ und schreiben ihn so hin. Unglücklicherweise ist häufig darüber hinaus die Merkfähigkeit für Reihenfolgen nicht gut ausgeprägt, so dass sie Wortbilder in ihrem fotografischen Gedächtnis schlecht abspeichern können. Dies ist ein weiteres „Handicap“ auf dem Weg zur richtigen Rechtschreibung. Es wird dann z. B. aus dem Wort „Mus“ der Begriff „Nuss“. Markus las früher z. B. „ni“ statt „in“; oder „Musa“ statt „Maus“.

Kinder mit dieser Teilleistungsstörung brauchen gezielte Hilfen, um Kompensationsstrategien zu erlernen, mit denen sie ihre Schwäche ausgleichen können.

Das Beherrschen der Rechtschreibung wird auch durch spezielle Förderung nicht zu einer ihrer herausragenden Stärken. Die Kinder lernen aber, mit ihrer Schwäche umzugehen und Hilfsstrategien anzuwenden. Dazu sind aber besonders gute Aufmerksamkeitsleistungen nötig. Die Kinder brauchen eine gute Arbeitsstrukturierung, um besser zuhören und zuschauen zu können. Sie profitieren von festen Arbeitszeiten und Regelmäßigkeit beim Lernen.

Bei der Förderung vergisst man allerdings manchmal das Allerwichtigste: Den Ausgleich zum konzentrierten Lernen – das Unterstützen der Lernmotivation durch andere Aktivitäten, die Spaß machen, und bei denen die Kinder schnell Erfolgserlebnisse haben.

Denken Sie immer daran: Ohne Erfolgserlebnisse keine Erfolgsergebnisse.

9 + 5 = 16? Was ist eine umschriebene Rechenstörung (Dyskalkulie)?

Wenn ein Kind im Musik- oder Sportunterricht keine guten Leistungen zeigt, ist das für die meisten Eltern kein Grund zur Beunruhigung. Anders dagegen sind die Reaktionen auf schlechte Noten in „Deutsch“ oder „Mathematik“.

Sowohl das Kind als auch die Eltern sind enttäuscht. Sie machen sich Sorgen um die weitere Schulkarriere und die Zukunft ihres Kindes.

Dennis und Ines, sitzen häufig besonders lange an ihren Rechenaufgaben. Für Ines fingen die Schwierigkeiten schon in der 1. Klasse an, als die Aufgaben den 10er-Raum überschritten. Sie konnte nicht mehr schnell genug mit den Fingern rechnen. Auch jetzt, in der 3. Klasse, sind ihr Zahlenverständnis und ihre Mengenvorstellung eine Katastrophe. In Mathe muss sie sich alles noch mühsam erarbeiten. Sie braucht viel Anschauungsmaterial, sonst versteht sie die Aufgaben erst gar nicht.

Ähnlich wie bei der Lese-Rechtschreib-Schwäche gibt es Schulkinder, denen – bei sonst gutem Leistungsvermögen – das Rechnen sehr schwer fällt. Diese isolierte Lernstörung nennt man auch Dyskalkulie.

Den betroffenen Kindern fehlt eine Zahlen- und Mengenvorstellung. Sie haben einen schlechten räumlichen Orientierungssinn und brauchen z. B. beim Überschreiten des Zehners, wenn die Finger nicht mehr ausreichen, konkrete Anschauungshilfen, wie den „Zahlenstrahl“ oder auf einer Kette aufgereihte Perlen.

Obwohl ca. 1-4% aller Schulkinder davon betroffen sind, wird diese umschriebene Teilleistungsstörung in der Regel übersehen oder mangels Wissen ignoriert. Diese Kinder werden oft als minderbegabt eingestuft. Es scheint so, als ob mathematische Leistungen allen anderen Fächern voran als das Kriterium für allgemeine Intelligenz angesehen und Kinder mit diesem isolierten Lernproblem schlicht für dumm erklärt würden. Ihre allgemeinen guten Denkfähigkeiten werden dabei oft übersehen.

Neben der therapeutischen Unterstützung muss den Kindern deshalb immer von Neuem bestätigt werden, dass sie nicht dumm sind, sondern nur ein isoliertes Problem haben. Sie brauchen eine gute Selbsteinschätzung, um nicht durch Frustrationen in der Schule generell die Lernmotivation zu verlieren.

Das Wichtigste in Kürze

Spezielle Lernstörungen wie etwa die Lese-Rechtschreib-Schwäche sind kein Anzeichen für mangelnde Intelligenz, sondern für eine Teilleistungsstörung. Kinder mit solchen Schwächen sind meist in anderen Bereichen sehr gut entwickelt und haben Fähigkeiten, die Sie fördern und entwickeln können. Gemeinsam mit Fachleuten können Sie diesem Kind helfen, seine Schwäche zu akzeptieren und damit umzugehen. So können Sie das Selbstvertrauen des Kindes für die anderen Entwicklungsbereiche stärken.

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Auch das Lernen kann man lernen
Was Sie tun können, damit Ihr Kind gut und gern lernt
Aust-Claus, Elisabeth, Hammer, Petra-Marina
Oberstebrink
ISBN: 9783934333529
19,95 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de


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Wie Sie Kinder fürs Lernen begeistern

Sieben Fertigkeiten, die Kinder dazu motivieren, mitzuarbeiten

Während meines ersten Jahres als Lehrerin ähnelte meine Vorstellung davon, wie Zusammenarbeit entsteht, dem Nike-Slogan: „Just do it!“ Ich hatte viel Zeit darauf verwendet, den Tag sorgfältig zu planen und in eine Reihe sinnvoller Unterrichtsstunden einzuteilen. Wir hatten viel Stoff zu bearbeiten und wenig Zeit dazu. Wenn die Schüler also einfach still dasitzen und „zusammenarbeiten“ würden, könnten wir unsere Unterrichtszeit maximieren.

Zusammenarbeit bedeutet: zusammen auf ein gemeinsames Ziel hin zu arbeiten. Allerdings stellte ich fest, dass manche Schüler sich verhielten, als ob es ihr gemeinsames Ziel wäre, meine Arbeit zu boykottieren! Mitten in der Hausaufgabenkontrolle fragte jemand, ob er auf die Toilette gehen dürfe, ein Papierflieger flog durch den Raum und ein Schüler fiel vom Stuhl.

Was war mit diesen Kindern los? War ihnen nicht klar, wie wichtig Bildung für sie war? Wieso konnten sie sich nicht ein wenig Selbstkontrolle üben?

Dann eines Tages während der Pausenaufsicht zusammen mit einer älteren Kollegin beobachtete ich eine Gruppe von Schülern, die sich gegenseitig schubsten, schoben und anschrien, weil sie uneins waren, wer an der Reihe sei, mit einem Ball zu spielen. Meine Kollegin rollte mit den Augen und sagte: „Schau sie dir an. Sie sind unreif. Wieso verhalten sie sich so kindisch?“ Ich gab einen nicht zu deutenden Laut von mir. Aber bei mir dachte ich: „Vielleicht liegt es daran, dass sie Kinder sind, und vielleicht müssten wir Erwachsene ein bisschen verständnisvoller dafür sein, wie sich echte Kinder verhalten.“

Als ich Jessie im Lehrerzimmer traf, berichtete ich ihr von meiner großen Erkenntnis während der Pausenaufsicht. Jessie schüttelte den Kopf. „Was du siehst, ist mehr als einfach nur kindisches Verhalten. Manche von diesen Kindern sind mit Problemen konfrontiert, die wir uns nicht einmal hätten vorstellen können, als wir aufwuchsen. Ich habe Kinder in meiner Klasse, die kaum je ihre Eltern sehen. Die traurige Wahrheit ist, dass Kinder in der heutigen Welt mit beispiellosem Stress und Vernachlässigung konfrontiert werden. Wenn wir uns irgendwelche Hoffnungen machen wollen, dass wir ihnen helfen können, akademische Fähigkeiten zu erlangen, müssen wir ihnen helfen, ein wenig von dem emotionalen Gepäck abzuladen, das sie mit in unsere Klassenzimmer nehmen. Das bedeutet unsere Rolle als Lehrer muss sich so verändern, dass sie auch viele Elemente der Kindererziehung enthält.“

Ich vermutete, Jessie habe recht. Obwohl manche meiner Kinder vorbereitet und wissensdurstig in die Schule kamen, schienen andere abgelenkt und bedürftig. Vielleicht erklärte das, wieso sie sich meinen einfachsten Fragen verweigerten. Was auch immer zu Hause vor sich ging, lenkte ihr Verhalten auch in der Schule. Auf eine Weise, die fast Sinn ergab. Wenn Nils seine Mutter fragte, ob er ihr seinen Aufsatz vorlesen dürfe, sagte sie ihm, er solle sie in Ruhe lassen. (Ihr Freund hatte sie gerade verlassen.) Eriks Mutter war chronisch depressiv. Was konnte irgendeines dieser Kinder über Zusammenarbeit wissen?

Sie lernten sie sicherlich nicht von ihren Eltern. Natürlich konnte ich nicht ändern, was bei ihnen zu Hause geschah. Aber vielleicht konnte ich ändern, was in der Schule geschah.

Als ich über meinen Lehrstil nachdachte, musste ich zugeben, dass ich manchmal wie ein Offizier klang, der Befehle kläffte:

  • „Spitz deinen Bleistift.“
  • „Heb die Hand, bevor du sprichst.“
  • „Schreibt euren Namen auf das Blatt.“
  • „Bleib sitzen.“
  • „Nehmt eure Bücher raus.“
  • „Augen auf dein eigenes Blatt.“
  • „Bleibt in der Reihe.“
  • „Nicht so laut.“
  • „Kaugummi in den Müll.“
  • „Sei vorsichtig mit dem Computer!“
  • Ich sagte den Kindern nicht nur, was sie tun sollten, sondern auch, was sie nicht tun sollten:
  • „Im Gang wird nicht gelaufen.“

Statt Inhalte zu lehren, verbrachte ich die meiste Zeit mit dem Versuch, meine außer Kontrolle geratenen Schüler zu kontrollieren. Aber wenn ich das nicht tat, wie würden sie dann je lernen, sich auf zivilisierte Weise zu benehmen? Und doch schien es, dass sie umso mehr Widerstand leisteten, je mehr Befehle ich gab. Wertvolle Unterrichtszeit ging durch Trotz und Machtkämpfe verloren. An besonders harten Tagen hatte ich meine ganze Geduld, Energie und Stärke verbraucht, wenn ich nach Hause ging.

Ich kehrte zu meiner Ausgabe von „So sag ich‘s meinem Kind“ zurück ... und las das Kapitel „So fördern Sie die Zusammenarbeit mit ihrem Kind“ noch einmal. All die Beispiele spielten sich zu Hause ab. Wie wäre es, wenn ich sie durch Beispiele aus der Schule ersetzte? Ich warf meine Anmerkungen zu einer der Übungen aufs Blatt und brachte sie am nächsten Tag mit in die Schule, um sie meinen Kollegen in der Pause zu zeigen. Während sie ihren Kaffee tranken, sagte ich: „Okay Leute. Lasst uns Schule spielen – noch einmal. Ich bin die Lehrerin; ihr seid meine Schüler. Während ihr mir zuhört, stellt euch selbst die Frage: Welche Gedanken und Gefühle hat diese Lehrerin bei mir ausgelöst? Dann gebt mir eure offene Rückmeldung.“ „Auf keinen Fall“, sagte Jan und streckte die Hand nach meinem Blatt aus. „Ich war letztes Mal schon die Laborratte. Wie wäre es, wenn ich diesmal der Lehrer bin und ihr auf mich reagiert?“ Wir stimmten zu. Hier folgen die Aussagen, die Jan vorlas und die Reaktionen der „Schüler“ – Maria, Jessie und ich: Lehrer: (vorwurfsvoll und beschuldigend) Du hast schon wieder deinen Bleistift vergessen? Womit, dachtest du, würdest du schreiben? Jetzt müssen wir den Unterricht unterbrechen, und die Zeit aller wird verschwendet, während wir einen Bleistift für dich suchen. Reaktionen der Schüler: „Ich fühle mich gedemütigt.“ „Nie mache ich etwas richtig.“ „Der Lehrer ist gemein.“

Lehrer: (beleidigend) Du musst ganz schön dumm sein, um einen Aufsatz abzugeben, ohne darauf zu kommen, deinen Namen darauf zu schreiben.

Reaktionen der Schüler: „Ich hasse Sie!“ „Ich mache alles falsch.“ „Ich schätze, ich bin dumm.“

Lehrer: (drohend) Wenn ich noch ein Papierkügelchen fliegen sehe, schmeiße ich dich so schnell aus dem Klassenzimmer, dass sich dein Kopf dreht. Und wenn du mit diesem Verhalten weitermachst, wirst du von der Schule geschmissen!

Reaktionen der Schüler: „Das glaube ich Ihnen nicht.“ „Das ist mir egal!“ „Ich habe Angst.“

Lehrer: (kommandierend) Hört auf zu reden. Legt eure Hefte weg. Stellt euch in eine Reihe. Jetzt. Los!

Reaktionen der Schüler: „Ich bin nicht Ihr Sklave.“ „Ich mache es, aber langsam.“ „Wie kommt man aus diesem Gefängnis raus?“

Lehrer: (spielt den Märtyrer) Wegen euch Kindern gehe ich jeden Abend mit Kopfschmerzen nach Hause. Seht ihr diese grauen Haare? Für jeden von euch gibt es ein graues Haar.

Reaktionen der Schüler: „Ich werde Ihnen ein Flasche Haarfärbemittel kaufen.“ „Ich wünschte, ich müsste nicht hier sitzen. Dieses Gejammer muss ich mir nicht anhören.“ „Es ist meine Schuld.“

Lehrer: (sarkastisch) Niemand erinnert sich an das Jahr, in dem Kolumbus Amerika entdeckt hat? Fantastisch. Diese Schule scheint Minderbemittelte magnetisch anzuziehen. Die einzige Möglichkeit, den IQ der Klasse zu heben, ist, wenn ihr alle auf eure Stühle steigt.

Reaktionen der Schüler: „Ich bin dumm. Ich kann mir nichts merken.“ „Diese Schule scheint Minderbemittelte wirklich magnetisch anzuziehen. Schaut euch nur die Lehrerin an.“ „Zum Teufel mit der ...!“

Lehrer: (prophezeiend) Mit deiner Arbeitshaltung wirst du nie einen Job bekommen. Und wenn du keine besseren Noten bekommst, wird dich auch keine Universität nehmen.

Reaktionen der Schüler: „Es hat keinen Zweck.“ „Ich bin schlecht.“ „Wieso sollte ich es versuchen? ... Ich gebe auf.“

Als die Übung vorbei war, starrten wir uns an. Jessie formulierte, was wir uns dachten: „Wenn wir schon solche Wut und Verzweiflung fühlen, wenn wir nur so tun, als seien wir Schüler, wie müssen sich dann echte Schüler fühlen?“

„Besonders, wenn sie auch zu Hause diese Art zu reden hören“, ergänzte Maria. „Meine Schwester sagt ihren Kindern immer: ‚Wenn eure Noten nicht besser werden, nehme ich euch den Fernseher weg.‘ ‚Du solltest lernen wie dein Bruder. Vielleicht würdest du dann auch Einsen bekommen.‘ ‚Du machst deine Aufgaben nicht, weil du faul bist.‘ Sie ist immer hinter ihren Kindern her und der Vater belehrt die Kinder ständig.“

„Die Spezialität meines Vaters war Sarkasmus“, sagte Jessie. „Ich vermute, er dachte, er sei witzig oder clever. Er sagte etwa: ‚Du hast das Buch aus der Bibliothek verloren? Das war aber sehr verantwortungsvoll von dir.‘ Als ich jung war, hat mich das verwirrt. Ich dachte: ‚Wie kann es verantwortungsvoll sein, etwas zu verlieren? Als ich älter wurde, hat mich sein Sarkasmus wirklich verletzt, und ich wollte ihm auch etwas Sarkastisches entgegnen. Manchmal tat ich es. Leider wurde ich darin sehr gut. Als ich anfing zu unterrichten, kamen die Worte einfach so aus meinem Mund, vor allem wenn ich frustriert war. Ich erinnere mich, wie ich zu einem trödelnden Kind gesagt habe, was mein Vater mir tausende Male gesagt hatte: ‚Bist du von Natur aus langsam – oder hilft dir jemand dabei?‘ Die ganze Klasse grölte.“

„Und dieses Gelächter“, sagte Jan, „ist Musik in den Ohren eines Lehrers. Es spornt uns zu noch extremerem Sarkasmus an.“

„Ich weiß“, sagte Jessie feierlich, „aber außer dem Gelächter, gibt es da ein Kind, das öffentlich fertiggemacht wird. Ich mache das nicht mehr.“

„Wie hast du es geschafft, dich davon abzuhalten?“, fragte Maria.

Jessie zog ein Gesicht. „Es ist etwas unangenehm, das zu erzählen. In meinem zweiten Jahr als Lehrerin hatte ich ein besonders störendes Mädchen in der Klasse. Mitten in der Stunde fiel Theresa nichts Besseres ein, als einen Spiegel hervorzuholen und an ihren Haaren herumzumachen.

Einmal befragte ich die Kinder über einen Text über das antike Ägypten. Keine einzige Hand wurde gehoben. Dann bemerkte ich, wie Theresa ihre Nägel feilte. Da reichte es mir! Ich sagte: ‚Nun, ich werde Theresa nicht um eine Antwort bitten. Sie beteiligt sich so intensiv an den Diskussionen in der Klasse, dass wir auch jemand anderem einmal eine Chance geben müssen.‘ Ein paar Kinder kicherten, aber zu meinem größten Erstaunen sah Theresa von ihren Nägeln auf und strahlte mich an. Sie dachte, ich meinte es ernst! Mein ‚Kompliment‘ hatte sie begeistert. Es war mir so peinlich, dass ich mir sagte: ‚Nie wieder! Wenn ich einem Kind zeigen will, dass ich unzufrieden mit ihm bin, muss ich es auf eine direkte Weise tun. Wenn ich witzig sein will, muss ich sicherstellen, dass es nicht auf Kosten eines Kindes geschieht.‘“

„Okay“, sagte Jan, „also viele Dinge, die wir normalerweise zu Kindern sagen, führen dazu, dass sie sich schlecht fühlen oder eine schlechte Meinung von uns bekommen. Aber es bleibt immer noch die Tatsache, dass es unsere Aufgabe ist, sie dazu zu bringen, dass sie sich benehmen.“

„Das stimmt“, fügte Maria hinzu. „Was sollten Lehrer stattdessen tun – außer zu versuchen, nett zu sein und Dinge zu sagen, wie: ‚Bitte tu dies‘, oder: ‚Bitte unterlasse das‘“?

„Aha“, sagte ich, zog meine Ausgabe von „So sag ich‘s meinem Kind“ hervor. „Die Antwort findet sich hierin.“ Ich schlug das Kapitel „So fördern Sie die Zusammenarbeit mit Ihrem Kind“ auf und zeigte die Comics  Jan und Maria. Jan studierte die Zeichnung. „Das sind alles Beispiele von zu Hause“, sagte er.

Während der restlichen Pause arbeiteten wir alle zusammen daran, die Prinzipien zur Förderung der Zusammenarbeit mit den Kindern auf die Schulsituation zu übertragen:

Die Mitarbeit der Kinder fördern

Erwachsener: Wer ist für das Chaos am Boden verantwortlich?

Statt zu fragen und zu kritisieren, können wir ...

  1. das Problem beschreiben.

„Ich sehe überall auf dem Boden weiße Farbe.“

Wenn Lehrer das Problem beschreiben, statt zu beschuldigen oder zu befehlen, sind Schüler eher bereit, sich verantwortungsbewusst zu verhalten.

  1. informieren.

„Es ist einfacher, Farbe zu entfernen, bevor sie trocknet.“

Wenn Lehrer informieren, ohne zu beleidigen, ist es wahrscheinlicher, dass Schüler ihr Verhalten ändern.

  1. Wahlmöglichkeiten anbieten.

„Du kannst es mit einem feuchten Lappen oder mit einem nassen Schwamm aufwischen.“

Drohungen und Befehle können dazu führen, dass Schüler sich hilflos oder trotzig fühlen. Auswahlmöglichkeiten öffnen die Tür zu neuen Möglichkeiten.

  1. es in einem Wort oder durch eine Geste ausdrücken.

„Die Farbe!“

Schüler hören nicht gerne Belehrungen oder lange Erklärungen. Ein einzelnes Wort oder eine Geste ermutigen sie über die Probleme nachzudenken und herauszufinden, was getan werden muss.

  1. unsere Gefühle beschreiben.

„Es gefällt mir nicht zu sehen, dass der Boden mit Farbe vollgekleckert ist.“

Wenn Lehrer ihre Gefühle ohne Hohn und Anschuldigung beschreiben, können die Schüler verantwortungsvoll zuhören und antworten.

  1. es aufschreiben.

Achtung an alle Künstler: Bitte hinterlassen Sie den Boden freundlicherweise im ursprünglichen Zustand. Vielen Dank, die Geschäftsführung.

Schüler blenden es oft aus, wenn Erwachsene sprechen, aber eine geschriebene Nachricht erreicht sie. 

  1. albern sein (verwenden Sie eine andere Stimme oder einen Akzent) und mit Humor an die Sache herangehen.
  • Singen Sie im Country-Western-Stil:
  • Ich seh’ Farbspur’n auf’m Belag,
  • Das ist kein Anblick, den ich mag,
  • Hol dein’ Mopp raus und die Lappen,
  • Und hilf, die Farbe fortzuschaffen. 

Humor versetzt alle gleich in eine gute Stimmung und die Kinder arbeiten dadurch bereitwilliger mit.

Wir waren zufrieden mit uns. Die Beispiele, die wir zusammen ausgearbeitet hatten, sahen so aus, als könnte man sie gut umsetzen – jedenfalls auf dem Papier. „Das Kunststück besteht nun darin“, sagte ich, „all diese großartigen Ideen in der Praxis anzuwenden.“

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Wie Sie Kinder fürs Lernen begeistern
Was Eltern und Lehrer wissen müssen
Faber, Adele, Elaine Mazlish
Oberstebrink
280 Seiten, 19,95 €
ISBN: 9783963040009


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Schulprobleme haben viele Ursachen

Erkennen ist der erste Schritt zur Besserung

Häufig kommt es vor, dass sich Eltern zum Beispiel über die mangelnde Konzentrationsfähigkeit ihres Kindes beklagen: „Würde sich mein Kind besser konzentrieren, hätte es weniger Schwierigkeiten in der Schule.“ Auf die Frage, warum sich das Kind so schlecht konzentrieren könne, heißt es dann meist, das Kind sei selbst schuld, weil es sich im Unterricht so unruhig und zappelig verhält. Dabei wissen die wenigsten Eltern, dass der Lernerfolg eines Kindes von einer ganzen Reihe von Faktoren ungünstig beeinflusst werden kann. Dazu gehören unter anderem:

  • Stress, der sich auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirkt
  • Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, die zu starken Konzentrations-Problemen führen können
  • Blockaden in der Halswirbelsäule
  • Mangelnde Zusammenarbeit der beiden Gehirn-Hälften

Hinzu kommt die Tatsache, dass es unterschiedliche Lerntypen gibt. Es gilt also, sich genauer mit den möglichen Ursachen zu beschäftigen, um geeignete Lösungen zu finden.

Die Wirkung von Stress auf die geistige Leistungsfähigkeit

Wie funktioniert unser Gehirn in Stress-Situationen?

Die Zusammenarbeit der beiden Gehirn-Hälften kann durch Stress-Faktoren sehr stark beeinflusst werden. Man nimmt an, dass in Stress-Situationen die Funk­tion des Corpus callosum beeinträchtigt ist – mit der Folge, dass der Informa­tionsaustausch zwischen den beiden Hemisphären nur reduziert stattfindet.

Unsere uralten Überlebensinstinkte: Fight, Flight, Freeze

An zentraler Stelle unseres Gehirns befindet sich unser Überlebens-Kontro­ll­zentrum, in dem emotionale Erinnerungen gespeichert sind: die Amygdala, der sogenannte Mandelkern. Sie ist an komplexen Gehirnfunktionen wie Lernprozessen, Gedächtnisbildung, Emotionen (z.B. Furcht) und der Ver­haltenssteuerung beteiligt. Wenn wir einen Reiz wahrnehmen, der von diesem spezifischen Teil unseres Gehirns als möglicherweise gefährlich oder bedrohlich eingeordnet wird, wird das Fight (Kampf)-Flight (Flucht)- oder Freeze (Erstarren)-System aktiviert. Die Amygdala spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Steuerung von Emotionen. Vor allem durch Furcht oder Angst ausgelöste Verhaltensweisen werden durch diesen Mechanismus aktiviert.

Die meisten Tierarten verfügen über ein bis zwei typische Überlebenstechniken: Droht Gefahr, greift der Tiger an (Fight), die Gazelle rennt weg (Flight) und der Käfer stellt sich tot (Freeze). Uns Menschen stehen grundsätzlich alle drei Verhaltensweisen zur Verfügung. Welches Überlebensmuster gerade zum Einsatz kommt, wird oft unbewusst gesteuert und hängt von der Situation und dem jeweiligen Erfahrungsschatz des Betreffenden ab.

Welche Stress-Faktoren können das Zusammenspiel beider Gehirn-Hälften verschlechtern?

  • Gefühl der Überforderung (z. B. durch eine schwierig erscheinende Aufgabe oder Zeitmangel)
  • Emotionale Belastung durch Konflikte (z. B. mit Mitschülern, Lehrern, Eltern, Geschwistern)
  • Körperliche Faktoren (z. B. Müdigkeit durch Schlafmangel)
  • Nährstoffmangel (z. B. Vitamin B, Zink, Magnesium)
  • Heftige Gefühle (z. B. Angst, Ärger, Wut)
  • Mangelndes Gefühl von Sicherheit (z. B. Angst vor der Trennung der Eltern)

Welche Reaktionsketten werden ausgelöst, wenn wir gestresst sind?

Die Nebennieren sind unter anderem zuständig für die Produktion und Ausschüttung der beiden Stresshormone Adrenalin und Cortisol.

  • Adrenalin sorgt dafür, dass sich der Herzschlag erhöht, der Blutdruck ansteigt, die Pupillen sich vergrößern, der Blutzuckerspiegel ansteigt und sich bestimmte Muskelgruppen anspannen.
  • Cortisol hemmt das Immunsystem, damit es im Körper nicht zu Entzündungsreaktionen kommt. Außerdem sorgt es dafür, dass Blutzucker (Glucose) freigesetzt wird.

Durch diese Hormone wird in Stress-Momenten oft die Gedächtnisleistung reduziert: Ein dauerhafte Überproduktion von Cortisol, etwa nach lange andauernden traumatischen Erfahrungen, kann das Kurzzeitgedächtnis langfristig beeinträchtigen – es wird vorübergehend außer Kraft gesetzt. Der Körper hat dann ständig den Eindruck, es liege ein bedrohlicher Zustand vor. Dann sind am ehesten nur noch die Verhaltensmuster abrufbar, die beim letzten Mal aktiviert wurden, als man sich in einer vergleichbaren Situation befand.

Beispiel: Wenn man beim letzten Mal in einer bedrohlich erscheinenden Situation weggerannt ist, dann wird man diesmal wahrscheinlich ähnlich reagieren. Dieser Mechanismus spielte früher eine wichtige Rolle und war überlebensnotwendig, wenn der Mensch erheblichen körperlichen Gefahren ausgesetzt war.

Heute ist das nur noch selten der Fall. Mittlerweile geht es nicht mehr ums Überleben, sondern darum, wie man herausfordernde Situationen  erfolgreich meistern kann.

Instinktive Reaktion auf Stress

Wenn der Blutfluss zum Frontal-Hirn eingeschränkt ist, fließt mehr Blut zum Hirnstamm und zum limbischen System. Diese beiden entscheiden dann instinktiv, wie man in so einer Stress-Situation reagiert. Jegliches Denken und Analysieren fällt hier aus – und das ist gut so. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie stünden in der Wüste einem Löwen gegenüber und fingen dann erstmal an,  lange über den optimalen Fluchtweg nachzudenken. Der Löwe würde vermutlich nicht warten, bis Sie mit dem Nachdenken fertig sind. In Stress-Situationen handeln wir instinktiv.

In extremen Stress-Situation kann es auch zu einer Anspannung von Schulter-, Nacken- und Gesichtsmuskulatur kommen. Mitunter können diese Symptome chronisch sein. Der Unterschied zwischen Entspannung und Anspannung ist meist nicht mehr erkennbar.

Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten

Auch Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und/oder falsche Ernährung können die geistige Leistungsfähigkeit – und damit den Lernerfolg – beeinträchtigen.

Allergie oder Nahrungsmittel-Unverträglichkeit?

Wer auf ein Nahrungsmittel allergisch reagiert, erlebt in der Regel unmittelbar nach dem Genuss dieses Nahrungsmittels eine Sofortreaktion. Menschen, die z. B. auf Nüsse allergisch reagieren, beschreiben als erste Reaktion bereits ein pelziges Gefühl im Mund, sobald sie die Nuss kauen. Bei einer Allergie werden Immunglobulin-E-Antikörper produziert, die eine akute Sofortreaktion zur Folge haben.

Bei einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit (-Intoleranz) treten die Symptome typischerweise nicht unmittelbar nach dem Verzehr eines Nahrungsmittels auf. Es kann eine halbe bis zu 72 Stunden dauern. Das bedeutet: Ein auslösender Faktor für den heutigen Migräne-Anfall eines Kindes kann der Kakao gewesen sein, den das Kind vorgestern Nachmittag getrunken hat.

Eine Nahrungsmittel-Intoleranz geht mit der Bildung von Immunglobulin-G-Antikörpern einher, die gegen das betreffende Nahrungsmittel gebildet werden. Die dadurch ausgelösten Beschwerden treten meist erst Stunden oder sogar Tage später auf.

Im Unterschied dazu werden bei einer Allergie Immunglobulin-E-Antikörper produziert, die eine akute Sofortreaktion zur Folge haben.

Durch eine Immunglobulin-E-Antikörper-Bestimmung gegen Nahrungsmittel in Form einer Blutuntersuchung kann lediglich festgestellt werden, ob eine allergische Reaktionsbereitschaft gegen ein Nahrungsmittel besteht. Damit kann nicht überprüft werden, ob eine Nahrungsmittel-Intoleranz (Unverträglichkeit) vorliegt.

Weizen-Unverträglichkeit

Weizen zählt in unserer Ernährung in den westlichen Ländern zu den häufigsten Nahrungsmitteln und ist Bestandteil der meisten Mahlzeiten. Weizen ist eine der Hauptzutaten in Brot, Keksen, Kuchen, Pizza und Nudeln.       

Nach Ergebnissen amerikanischer Studien haben bis zu 15 Prozent aller Menschen eine Weizen-Intoleranz. Häufige Symptome sind eine erhöhte Ablenkbarkeit, Konzentrations-Probleme, impulsives und aggressives Verhalten, Stimmungsschwankungen. Weitere mögliche Symptome: Appetitlosigkeit, Blässe, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Hautekzeme, Verdauungsprobleme wie Blähungen und Durchfall, Gliederschmerzen, Muskel- oder Gelenkschmerzen, eine erhöhte Erschöpfbarkeit und niedrige Eisenwerte im Blut. Dabei treten meist nicht alle Symptome auf, sondern nur einzelne.

Wie kann man testen, ob eine Weizen-Unverträglichkeit eine Rolle spielt?

Am sinnvollsten ist unseres Erachtens ein vierwöchiger Auslassversuch. Das bedeutet, dass für diesen Zeitraum Weizenprodukte komplett gemieden werden. Vor Beginn und erneut in der letzten Woche der Auslassdiät sollten Sie die bestehenden psychischen und körperlichen Beschwerden notieren. Dadurch können Sie bei sonst vergleichbaren Lebensumständen ermitteln, welchen Unterschied eine weizenfreie Ernährung macht, und ob es sich lohnt, künftig Weizen durch andere (weizenfreie) Produkte wie etwa Reis, Mais, Kartoffeln zu ersetzen.

Weitere Test-Möglichkeiten: Kinesiologische Testung, Bioresonanz-Testung, Blutuntersuchung in Form einer Immunglobulin-G-Bestimmung.

Laktose-Unverträglichkeit

Milch enthält Laktose (Milchzucker). Damit Milchzucker verdaut werden kann, ist das Enzym Laktase notwendig. Wenn entweder das Enzym Laktase nicht vom Körper produziert wird oder die Laktase im Darm nicht aktiviert wird, kommt es durch den fehlenden Abbau von Laktose häufig zu Beschwerden beim Verzehr von Milch oder Milchprodukten. Typische Symptome – wenn auch nicht die alleinigen Auslöser – für eine Laktose-Intoleranz: Einschlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, Migräne, Verdauungsstörungen aller Art (etwa Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Völlegefühl etc.), Neurodermitis, Alpträume, Nachtschreck (Pavor nocturnus), Ängste, depressive Verstimmungen.

Eine Ursache für eine Laktose-Intoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) ist ein angeborener (primärer) Laktosemangel. Das ist häufig bei Asiaten und Afrikanern der Fall. Dieser genetisch bedingte Mangel ist in Europa eher selten. Die häufigere Ursache für eine Laktose-Intoleranz ist eine erworbene ­(sekundäre) Laktose-Unverträglichkeit. Sie kann durch eine Darmfunktions-Störung ausgelöst werden, so dass das vorhandene Enzym Laktase nicht aktiviert werden kann.

Wie testet man eine Laktose-Intoleranz?

Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Auch hier ist eine effektive Methode der Auslassversuch. Dabei wird über einen Zeitraum von etwa vier Wochen komplett auf Milch und alle Milchprodukte verzichtet, die Laktose enthalten. Das bedeutet, dass Nahrungsmittel, die Kuhmilch, Ziegenmilch und Schafsmilch enthalten – wie Käse, Sahne, Joghurt, Kuchen und Kekse, Saucen etc. – in dieser Zeit nicht gegessen werden sollten. Laktosefreie Milch und Milchprodukte, die mittlerweile von mehreren Firmen hergestellt werden, gibt es in großen Supermärkten oder in Naturkostläden.

Vorteile der Auslassdiät sind, dass keine nennenswerten Kosten entstehen. Außerdem ist eine Beurteilung möglich, welche Auswirkungen laktosehaltige Nahrungsmittel auf das emotionale und körperliche Wohlbefinden haben.

Weitere Test-Möglichkeiten: Kinesiologische Testung, Bioresonanz-Testung, Blutuntersuchung auf Immunglobulin-G-Antikörper gegen Milchprodukte.

Mit einem Blutzucker-Laktose-Test oder einem Wasserstoff-Atemtest auf Laktose (H2-Atemtest) kann zwar getestet werden, ob und in welchem Umfang die Laktose (der Milchzucker) im Darm des Patienten gespalten wird, es wird jedoch nicht festgestellt, ob eine Antikörperbildung (Immunglobulin G) gegen Milchprodukte erfolgt ist. Das heißt, dass ein negatives Testergebnis nicht bedeuten muss, dass Milchprodukte vertragen werden. Ein weiterer Nachteil ist die hohe Laktose-Belastung im Rahmen der Testung (die einem Liter Kuhmilch entspricht), die oft Verdauungsprobleme auslöst.

Kiss-Syndrom

Der Begriff Kiss-Syndrom ist eine Abkürzung für Kopfgelenk-Induzierte Symmetrie-Störung (KISS). Es handelt sich dabei um eine Fehlstellung im Nacken, die durch eine Verschiebung im ersten und zweiten Halswirbel bedingt ist. Durch die beiden obersten Halswirbel ist die Wirbelsäule gelenkig mit dem Schädel verbunden. Der Bereich der Kopfgelenke steht in enger Verbindung mit den vegetativen Steuerungszentren des Gehirns.

Das Kiss-Syndrom gilt nicht als Krankheit, sondern als Steuerungsstörung.

Zu den häufigeren Ursachen für ein KISS-Syndrom zählen Besonderheiten bei der Geburt wie die Saugglocken- oder Zangengeburt, die Beckenendlage, Notfall-Kaiserschnitte, ein hohes Geburtsgewicht (über 4.000 g) und auch genetische Faktoren.

Bei den meisten Kindern besteht demnach das KISS-Syndrom bereits seit der Geburt. Zu typischen Beschwerden können ständiges Schreien und Schlafprobleme im Baby-Alter gehören.

Bei einem Teil der Kinder bildet sich die Fehlstellung im Laufe der Entwicklung auch ohne Behandlung zurück, bei anderen Kindern ist eine osteopathische oder auch krankengymnastische Behandlung erforderlich.

Typische Symptome bei einem KISS-Syndrom

  • Haltungsschwäche (hängende Schultern, schiefe Körperhaltung)
  • Auffälligkeiten beim Gangbild
  • Neigung zu ständigem Stolpern und Stürzen
  • Koordinations-Schwierigkeiten
  • Probleme beim Fahrradfahren und Balancieren
  • Schwierigkeiten im Bereich der Feinmotorik (Basteln, Knöpfe schließen)
  • Kaum leserliches Schriftbild
  • Abneigung gegen Malen und Basteln
  • Körperliche Unruhe und Zappeligkeit
  • Konzentrations-Probleme
  • Erhöhte Ablenkbarkeit
  • Verminderte Ausdauer
  • Neigung zu Impulsivität
  • Stimmungsschwankungen
  • Neigung zu Wutanfällen
  • Sprachentwicklungs-Verzögerungen
  • Ein- und Durchschlafprobleme
  • Lese-/Rechtschreibprobleme

Weil diese typischen Symptome aber auch durch viele andere Faktoren bedingt sein können, kann erst durch eine osteopathische Untersuchung geklärt werden, ob die Beschwerden durch ein KISS-Syndrom mit verursacht sein können.

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Erfolgreich durch die Grundschule
Wie Sie Ihr Schulkind unterstützen und motivieren können
Birgit Sesterhenn/Katrin Edelmann
Oberstebrink
208 Seiten, 22,90 €
ISBN 9783934333437
Mehr auf www.oberstebrink.de




Top Themen Ernährung

Spiel- und Lernort Küche – Gemeinsames Kochen ist ganzheitliches Lernen

Ernährung ist die Grundlage unseres Lebens. Darüber wollen Kinder schon früh jede Menge erfahren. Beim gemeinsamen Zubereiten von Speisen entsteht aus der Küche ein Spiel- und Lernort, der alles Sinne gleichzeitig anspricht. Es duftet nach Kräutern und Gewürzen. Obst und Gemüse leuchten in bunten Farben und der Deckel klappert auf dem Topf. Vor allem gibt es jede Menge zum Schnippeln und Kneten, zum Schmecken und Ausprobieren.

Kinder lernen durch Nachahmen, Kinder lernen durch Mitmachen und besonders das Kochen ist ein Vergnügen, bei dem Kinder immer gern mithelfen. Oft fehlt die Zeit, es ist hektisch und ohne die kleinen Fingerchen geht es manchmal schneller und einfacher. Trotzdem oder auch gerade deshalb sollte es einen Tag in der Woche geben, an dem Kinder und Erwachsene miteinander Kochen.

Wählen Sie einen ganz bestimmten Tag, planen Sie den Einkauf gemeinsam und zeigen Sie den Kindern, worauf Sie beim Kauf der Lebensmittel achten. Wann spielt der Preis eine Rolle und bei welchen Lebensmitteln achten Sie eher auf die Qualität? Wo kaufen Sie Obst und Gemüse und was noch viel wichtiger ist, wo kommt es eigentlich her?

Machen Sie einen Geschmackstest mit Tomaten, bei denen die Unterschiede zwischen sehr wässrigen und aromatischen besonders hoch sind. Fragen Sie die Kinder aber auch nach ihren eigenen Vorlieben und ermuntern Sie sie, Kleinigkeiten zu probieren, um die sie bisher immer einen großen Bogen gemacht haben.

Auf diese Art und Weise gelingt es Ihnen vielleicht, die Neugier der Kinder zu wecken und sie an verschiedene Lebensmittel heranzuführen. Es muss nicht alles schmecken, es muss auch nicht alles aufgegessen werden, was nicht schmeckt – aber probieren kann man.

Suchen Sie nach Gerichten, die Sie ganz einfach gemeinsam mit den Kindern kochen können. Mit ein wenig Übung übernehmen die Kinder nach und nach mehr Aufgaben übernehmen. Anhand der Rezepte verstehen die Kinder schnell, dass es beim der Zubereitung von Speisen auch auf die Reihenfolge ankommt. Erklären Sie den Kindern auch, wo Gefahren lauern, etwa bei der heißen Herdplatte oder an der scharfen Seite des Messers. Kinder verstehen das. Lassen Sie sie nicht allein, aber trauen Sie ihnen etwas zu.

Vorbereitungen

1. Hände waschen:

Beim Kochen sollten Sie Ihren Kindern ein paar Grundregeln von Anfang an vermitteln. Wer kochen möchte, der muss sich die Hände waschen. Wir fassen täglich so viele Dinge an, die wir nicht in den Mund stecken würden – warum sollten wir damit unser Essen berühren?

2. Arbeitsfläche:

Wir haben das Rezept ausgewählt und alle Zutaten sind eingekauft. Nun werden sie zurechtgelegt. Eigentlich nutzen wir dazu die Arbeitsplatte. Für Kinder kann die Arbeitsplatte aber ein Problem darstellen, denn sie ist oftmals zu hoch. Daher ist ein Tisch viel besser geeignet. Hier können die Kinder sitzen und haben viel besser die Möglichkeit in das Geschehen einzugreifen. Solange nicht am Herd gearbeitet werden muss, ist der Tisch die bessere Arbeitsfläche.

3. Aufräumen:

Wir können die ganzen Aufräumarbeiten natürlich auf das Ende des Kochens schieben. Besser ist es jedoch, wenn wir schon zwischendurch all die Dinge abspülen und wegräumen, die nicht mehr benötigt werden. Das geht einfacher und schneller. Außerdem kann so weniger umfallen. 

4. Gemüse und Obst:

In den Tropen gilt der Satz: Wasch es, schäl es, koch es oder vergiss es! Eigentlich sollte dieser Satz in jeder Küche Beachtung finden. Obst und Gemüse wandern durch so viele Hände, dass es besser ist, sie vor dem Essen zu waschen. Selbst wenn sie aus dem eigenen Garten kommen, ist nicht gewährleistet, dass sie immer sauber sind.

5. Probieren:

Wer kocht muss probieren. Bringen Sie den Kindern gleich von Anfang an bei, mit zwei Löffeln zu probieren. Den einen Löffel tauchen Sie in die Speise, dann tropfen Sie damit auf den anderen. So benutzen Sie nicht den schon abgeschleckten Löffel zum Umrühren.

6. Tisch decken und genießen:

Wer sich Mühe gibt beim Kochen, der soll auch das Essen genießen dürfen. Decken Sie den Tisch schön und nehmen Sie sich genug Zeit für die Mahlzeit. So wird auch das Essen zu einem Erlebnis.

Anleitung für Kochschürzen

Diese Schürzen sind ganz einfach und vor allem für Menschen gedacht, die nicht oft nähen und daher schnell zu einem Ergebnis kommen möchten. Basteln Sie eine solche Schürze gemeinsam mit den Kindern. Das macht Spaß und stimmt auf die gemeinsame Unternehmung Kochen ein.

Sie brauchen nur ein schickes Küchenhandtuch, einfarbig oder bunt, ganz wie Sie wollen. Dieses wird vorher einmal gewaschen und dann können Sie gleich anfangen.

Legen Sie das Handtuch im Hochformat auf den Tisch. Die oberen beiden Ecken werden halbkreisförmig herausgeschnitten. Nähen Sie die herausgeschnittenen Teile an der kurzen geraden Seite zusammen und Sie erhalten eine Tasche, die Sie nur noch entlang der halbrunden Seite aufnähen müssen. Wenn Sie unterschiedliche

Handtücher verwenden, können Sie die Taschen und Schürzen untereinander mischen. Oben wird ein Band für den Hals befestigt und in der Taille ein weiteres zum Zubinden. Die entstandenen Schnittkanten können sie schnell mit der Maschine im Zickzackstich einfassen, damit sie nicht ausfransen.

Und schon sind die Schürzen fertig!

Anleitung für Kochmützen

Ein richtiger Koch hat nicht nur eine Schürze sondern auch eine Mütze. Die Mütze ist noch viel wichtiger, denn die verhindert, dass Haare in das Essen hineinfallen. So eine Mütze ist ganz einfach und schnell herzustellen.

Material:

  • ein Streifen aus Tonpapier, etwa fünf cm länger als der Kopfumfang und fünf cm hoch
  • ein Stück Krepppapier, so lang wie der Tonpapierstreifen und 20 cm hoch
  • Tacker
  • Klebeband
  • Flüssigkleber

Kleben Sie das Krepppapier so zusammen, dass die beiden 20 Zentimeter langen Seiten bis zu einer Höhe von 15 Zentimetern verbunden sind. Die beiden Seiten sollten sich dabei um zwei cm überlappen. Das obere Ende, dort wo die Mütze nicht zusammengeklebt wurde, drehen Sie ein wenig zusammen und fixieren es dann mit dem Klebeband. Danach ziehen Sie die Mütze auf links. Nun kleben Sie den Papprand unten in die Mütze hinein. Dabei steht der Rand ungefähr drei Zentimeter über. Knicken Sie ihn nach außen und kleben Sie ihn von außen auch auf die Mütze.

Nun tackern Sie den Rand noch fest, damit die Mütze länger hält! Richtige Kochmützen sind meistens weiß – aber es spricht nichts dagegen die Mütze in der Lieblingsfarbe des kleinen Kochs oder der kleinen Köchin zu gestalten.

Gemüsesuppe für vier Suppenkasper

Zutaten:

  • 1 Liter Wasser
  • 2 Würfel Gemüsebrühe
  • 1 Prise Salz
  • buntes Gemüse, z. B. Broccoli, Blumenkohl, Lauch, Kartoffeln, Paprika, Kürbis, Zwiebeln, Rosenkohl, Bohnen, Möhren, Kohlrabi
  • frische Kräuter: z. B. Petersilie, Schnittlauch, Majoran, Estragon 

Materialien:

Messer, Schneidbrettchen, Kartoffelschäler, Topf, Löffel 

Zubereitung:

Wasser mit Brühwürfeln und einer Prise Salz zum Kochen bringen.bGemüse waschen, putzen, schälen und in kleine Würfel schneiden. Zunächst die harten Gemüsearten ins Wasser geben, die länger brauchen, bis sie gar sind, wie z. B. Kartoffeln und Blumenkohl.

Nach zehn Minuten das restliche Gemüse hinzugeben. Weitere 20 Minuten bei mittlerer Hitze unter gelegentlichem Umrühren kochen lassen.

Dann die fein gehackten Kräuter hinzugeben und noch einmal fünf bis zehn Minuten kochen lassen.

Heiß servieren; dazu passt Brot!

Besonders beachten:

Gemüse sollten Sie besonders gründlich waschen. Gelegentlich findet man den Hinweis, dass Obst und Gemüse aus Umweltschutzgründen in einer Schale gewaschen werden können. Solange es sich nur um Verunreinigungen wie Sand und Erde handelt, ist das in Ordnung. Diese sinken dann in der Schale nach unten. Bakterien und eventuelle Reste von Pflanzenschutz- und Düngemitteln lassen sich jedoch besser unter fließendem Wasser abwaschen.

Tipps:

Gemüse aus Konserven können Sie bedenkenlos verwenden. Oft ist es sogar vitaminreicher als „frisches“. Letzteres wird oftmals unreif geerntet und reift dann während des Transportes nach. Dabei werden viele Vitamine und Mineralstoffe erst gar nicht gebildet. Gemüse aus der Dose wurde in der Regel reif geerntet und dann direkt verarbeitet.

Die Kräuter können Sie entweder klein gehackt der Suppe beifügen oder zu einem Sträußchen gebunden, das Sie nach dem Kochen wieder entfernen.

Variationen:

Die Suppe können Sie auch pürieren. Manche Kinder mögen das bunte Durcheinander auf dem Teller nicht und beginnen zu stochern und auszusortieren.

Statt Brot dazu zu reichen, können Sie auch (altes, hartes) Brot in Würfel schneiden, diese in der Bratpfanne in Butter und mit Salz anbraten und dann am Tisch über die Suppe geben. Das schmeckt besonders bei der pürierten Version gut, da es etwas „Biss“ in die Suppe bringt. 

Reste:

Reste der Gemüsesuppe lassen sich mühelos einfrieren und schnell wieder auftauen. Das ist besonders praktisch, wenn es mal richtig schnell gehen muss!

Große Mengen:

Diese Suppe können Sie bedenkenlos in großen Mengen kochen. Vervielfachen Sie die Mengenangaben für das Rezept einfach. Gute Gelegenheiten für einen Teller Suppe bieten sich viele.

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von  Manon Sander mit dem Titel „Kochen und Backen mit Kindern entnommen. Das Buch ist bei Oberstebrink erschienen.

Kochen und Backen mit Kindern
Alles, was Kinder gerne essen und über Ernährung wissen sollten
Manon Sander
Oberstebrink
ISBN: 9783934333482
7,95 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de




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Mit Philipp die Welt der Zahlen entdecken

1, 2, 3 und schon geht’s los!

Hier finden Kinder eine Fülle fröhlicher und abwechslungsreicher Spiele und Übungen mit Zahlen, Ziffern und Mengen. Begleitet von der Zahlenmaus Philipp begeben sich Kinder auf eine kleine Rundreise durch die Welt der (kleinen) Zahlen und machen überall dort neugierige Station, wo es etwas Interessantes zu vergleichen und zu ordnen, zu messen und zu nummerieren gibt.

Die Übungen knüpfen an Alltagserfahrungen, an das Weltwissen und an die mathematischen Intuitionen von Kindern im Vorschul- und ersten Grundschulalter an. Vom Vertrauten ausgehend machen sich die Kinder mit den Bewohnern der bunten, vielgestaltigen und abwechslungsreichen Zahlenwelt vertraut: Mit Buntstiften und Schere; beim Beobachten, Hören und Sprechen; beim folgerichtigen Denken, beim Zählen und Erzählen.

Der sinnliche, anschauliche Zugang fördert ganz nebenbei auf spielerische Weise auch Fertigkeiten wie Feinmotorik, Sprachbewusstheit und Farbempfinden.

Die meisten Übungen erklären sich von selbst; bei Zählreimen und „tönenden“ Zählspielen hilft ein Erwachsener mit. Im Anhang finden Sie Tipps zu den einzelnen Aufgaben sowie Hinweise, wie Sie die Spielideen in den kindlichen Alltag einbauen können.

1, 2, 3 und schon geht’s los!
Mit Philipp spielen und lernen
Landa, Norbert, Türk, Hanne
Oberstebrink
ISBN 9783963040146
4,95 €
Mehr unter: www.oberstebrink.de




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Ganzheitliches Lernen für eine optimale Entwicklung

„Du sollst erst lernen, dann kannst du spielen!“ Sicher klingt Ihnen diese Mahnung der Eltern aus Ihrer Kindheit noch in den Ohren! Spielen und Lernen wurden früher und werden heute leider oft noch als unvereinbare Gegensätze angesehen. Viele Eltern und vor allem Lehrer ziehen die Grenzlinien im kindlichen Alltag rigoros und sorgen für ihre strikte Überwachung nach dem Motto: Erst kommt die Arbeit, dann das Spiel! Und gelernt wird am Schreibtisch oder im Klassenraum, gespielt wird danach oder in der Freizeit!

Welch ein Trugschluss! Denn jeder, der sein Kind aufmerksam beobachtet, wird rasch feststellen, dass es sich im freudigen Spielgeschehen wichtige Informationen, Erfahrungen und Lerninhalte aneignet. Und Lernforscher gehen davon aus, dass dieser Aneignungsprozess in der frühen Kindheit umso optimaler ist, je ganzheitlicher er erlebt wird. Es geht also um Ganzheitliches Lernen, ein Schlagwort, das Ihnen sicher schon oft in den Medien begegnet ist. Doch was hat es eigentlich damit auf sich?

Die aktuelle Intelligenz- und Hirnforschung konnte in den letzten Jahren nachweisen: Kinder entwickeln ihre geistigen, körperlichen und psychischen Fähigkeiten optimal, wenn all ihre Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten – gleichermaßen gefördert werden. Die Kinder unserer Informationsgesellschaft, die wie nie zuvor einer Reizüberflutung ausgesetzt sind, brauchen mehr denn je die Herausforderung an eigenes Denken, sinnliches Erleben, an eigen- und mitverantwortliches Handeln. Denn die künstlichen Bilder der Medien- und Computerindustrie verdrängen zunehmend die konkrete, echte Begegnung von Kind und Welt.

Immer mehr Kinder leiden heute unter einem Mangel an Entwicklungsreizen in ihrer Umwelt, die ihnen zu wenig eigene Erfahrungen, sinnliches Körpererleben und freien Bewegungsraum bietet. Zugleich werden sie von einer Flut an einseitigen Sinnesreizen aus der Medienwelt überrollt, der sie hilflos ausgeliefert sind. Während ihre Fernsinne – Hören und Sehen – überstimuliert sind, drohen ihre Nahsinne – Riechen, Schmecken, Tasten – und der Gleichgewichtssinn zu verkümmern.

Diese Unausgewogenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Kindheit. Unsere Kinder drohen aus dem für ihre gesunde Entwicklung so bedeutsamen ganzheitlichen Gleichgewicht zu geraten, denn wir bieten ihnen:

  • zu viele künstliche Welten
  • zu wenig reale Bewegungs- und Erfahrungsräume
  • zu viel Passivität und Konsum
  • zu wenig Bewegung, Eigentätigkeit und Kreativität
  • zu viele Hör- und Sehreize
  • zu wenig andere Sinneseindrücke
  • zu viele Informationen aus zweiter Hand (Medien, Computer)
  • zu wenig konkrete, selbst erlebte Primärerfahrungen.

 

Die Ergebnisse aus der Hirn- und Lernforschung zeigen jedoch, dass eine ausgewogene Vielfalt an Sinnesreizen ausschlaggebend ist, um ein erfolgreiches Wechselspiel aus äußeren und inneren Impulsen, d.h. eine gesunde Entwicklung des kindlichen Gehirns zu gewährleisten.

Und dabei spielen die Sinne eine wesentliche Rolle! Sie sind die lebenswichtigen und hochsensiblen Schlüssel zur Umwelt. Das Kind begegnet den Lebewesen und Gegenständen zunächst durch seine Sinne. Es kann das Neue sehen, hören, schmecken, riechen, fühlen und ertasten. Auf diesem sensorischen Weg sammelt es wichtige Eindrücke über seine Umwelt, sich selbst und seine Mitmenschen. Es begibt sich lustvoll auf eine spannende Lernreise, bei der das Begreifen mit dem Greifen beginnt.

Das Kind erwirbt also noch vor der Sprachaneignung ein sinnliches Wissen. Allmählich wächst sein sinnlicher Erfahrungsschatz, auf den es in Zukunft zurückgreifen kann. Es hat gespürt, wie sich ein Regentropfen, ein Mückenstich oder eine menschliche Berührung auf seiner Haut anfühlen, und es vermag darauf adäquat reagieren.

Diese Sinneseindrücke muss das Kind am eignen Leib erfahren, denn nur das Selbsterfahrene – erworben aus dem praktischen Handeln mitrichtigen Menschenund mit echten Dingen – setzt sich nachhaltig und ganzheitlich, d.h. mit allen Sinnen, im Gedächtnis fest. Erst dann entstehen neue Denkwerkzeuge, die dem Kind die Sicherheit für weitere Lernschritte geben. Schon der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) wusste um die existentielle Bedeutung der Sinne, als er sagte: „Nur wenn wir unsere Sinne ernst nehmen, leben wir sinnvoll.“

Und sinngebende, persönliche Erfahrungen brauchen vor allem die Kinder unserer Informationsgesellschaft, denn das Greifen, das allem Begreifen vorausgeht, vermögen weder Fernseher noch Computer zu bieten. Die neue Kindheit braucht also vor allem Lernprozesse, die sinnliches Entdecken und Erforschen in den Mittelpunkt stellen; die Bewegung, Wahrnehmung und Erkenntnis zu einer effektiven und konkreten Erfahrungseinheit miteinander verknüpfen!

Die aktuellen Forschungsergebnisse machen Mut, neue Wege des Lernens zu gehen und Lernen als einen ganzheitlichen Reifungsprozess von Geist, Körper und Psyche zu verstehen, als ein sich ständig entwickelndes Zusammenspiel von Sinneswahrnehmungen, Denkleistungen, Bewegungsabläufen und Gefühlen. Und was der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827) vor langer Zeit forderte, nämlich „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ ist heute längst als ganzheitliche Entwicklungs- und optimale Lernmethode anerkannt.

Auch die zunehmenden Lernauffälligkeiten (z. B. Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen) erfordern ein Umdenken im Erziehungs- und Lernprozess. Und zwar ein Umdenken, dass das Kind wieder in seiner Ganzheit als spielendes und zugleich lernendes Wesen respektiert. Denn schließlich kommt es als Kleinkind voller Neugier in den Kindergarten oder in die Schule. Und es hängt seinen Spieldrang nicht mit dem Anorak an den Garderobenhaken! Bedenken Sie also: Immer kommt das ganze Kind zu Ihnen!…

Abschließend möchte ich Ihnen noch eine wichtige Information ans Herz legen: Vom ersten bis sechsten Lebensjahr spielen Kinder etwa 15.000 Stunden!

Das heißt die Natur hat Kindern in ihrer Entwicklung viel Zeit geschenkt, um ihren natürlichen Spieldrang auszuleben, um ihre Kreativität zu fördern und eigene Problemlösungen zu entwickeln. Nutzen Sie dieses wertvolle Zeitkonto, um die grundlegenden Bausteine des ganzheitlichen Lernens – Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmus – zu fördern!

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Dr. Charmaine Liebertz mit dem Titel „Spiele zum ganzheitlichen Lernen“ entnommen. Das Buch ist bei Burckhardthaus-Laetare erschienen.

Charmaine Liebertz
Spiele zum ganzheitlichen Lernen
Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmik in der Kindergruppe
Broschur, 96 Seiten
ISBN: 9783944548166
13 €


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Mit Humor erzieht es sich leichter!

Viele Eltern und Pädagogen glauben, dass sie sich nur mit Strenge und Ernsthaftigkeit beim Kind Respekt verschaffen und ihre Erziehungsziele erreichen können. Dieser Weg ist aber nicht der einzige und schon gar nicht der erfolgversprechendste. Denn es geht auch leichter und zwar mit einer großen Portion Humor und einer Hand voll gutem Willen. Im Erziehungsalltag können ein wenig Gelassenheit und Humor wahre Wunder vollbringen!

So vermag ein humorvoller Blick den Weg aus einer angespannten Gereiztheit zu weisen und ganz nebenbei werden wir mit lachenden Kinderaugen belohnt. Ein Lächeln, ein Augenzwinkern und eine witzige Bemerkung relativieren die Erziehungsfronten, und schon nehmen wir die Dinge nicht ernster, als es ihnen zusteht. Wenn Kinder eine humorvolle Atmosphäre in der Familie erleben, so lernen sie zugleich voller Zuversicht und Optimismus in die Welt zu ziehen und den Menschen mit Herzlichkeit und Nachsicht zu begegnen. Und je eher ein Kind die positiven Wirkungen des Humors entdeckt, umso leichter wird ihm das Erwachsenenleben mit all seinen ernsten Anforderungen fallen. Denn Humor hilft Stress zu bewältigen, fördert kreatives und innovatives Denken und weist einen optimistischen Weg aus Konflikten und Krisen heraus. Kinder, die viel zu lachen haben, bauen ihre Aggressionen besser ab und davon profitiert schließlich die ganze Familie! Eine humorvolle Grundeinstellung fördert desweiteren die Frustrationstoleranz des Kindes und steigert seine soziale Kompetenz. Außerdem ist ein fröhliches Kind ausgeglichener und bei seinen Mitmenschen viel beliebter als ein Miesepeter.

Aber diese humorvolle Grundeinstellung fällt nicht vom Himmel! Wie so oft in der Erziehung ist auch hier unsere positive Vorbildfunktion gefragt. Denn Kinder reagieren sehr sensibel auf die Reaktionen der Erwachsenen. Wenn wir den Albernheiten und ersten Witzen des Kindes keine ermunternde Aufmerksamkeit schenken oder sie gar als sinnlose Zeitverschwendung verpönen, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn das zarte Humorpflänzchen verkümmert.

Eine Studie aus dem Kindergartenbereich zeigt auf, dass „viele Erzieherinnen bei einer humorvollen Reaktion von Kindern allzu unbeteiligt und gleichgültig reagieren“. Hier wäre mehr positive Verstärkung durch die Pädagogen wünschenswert. Aber zweifellos gibt es viele Kindertagesstätten, in denen das Lachen und der Humor eine wichtige Rolle spielen. So berichteten mir in einem Gespräch Erzieherinnen aus Bielefeld: „Das Lachen ist ein ausdrucksstarkes Kommunikationsmittel, das positive Aufmerksamkeit in der Gruppe auf sich zieht. Insgesamt ist Lachen befreiend, mitreißend und ansteckend. Eine gute Mischung von Ernsthaftigkeit und herzhaftem Lachen bildet die Grundlage unserer Arbeit.“

Ja sicher, lieber Leser, Sie können nicht jederzeit alle kindlichen Späße aufmerksam beklatschen. Aber mit einem kleinen Augenzwinkern oder einem liebevollen Schmunzeln signalisieren Sie dem Kind: Alles ist in Ordnung und du kannst dich wohl fühlen. Mit versteinerter Miene, gekräuselter Denkerstirn und genervten Blicken jedoch verunsichern Sie das Kind.

„Du sollst erst lernen, dann kannst du spielen!“ Sicher klingt Ihnen diese Mahnung der Eltern aus Ihrer Kindheit noch in den Ohren! Spielen und Lernen wurden früher und werden heute leider oft noch als unvereinbare Gegensätze angesehen. Viele Eltern und vor allem Lehrer ziehen die Grenzlinien im kindlichen Alltag rigoros und sorgen für ihre strikte Überwachung nach dem Motto: Erst kommt die Arbeit, dann das Spiel! Und gelernt wird am Schreibtisch oder im Klassenraum, gespielt wird danach oder in der Freizeit!

Welch ein Trugschluss! Denn jeder, der sein Kind aufmerksam beobachtet, wird rasch feststellen, dass es sich im freudigen Spielgeschehen wichtige Informationen, Erfahrungen und Lerninhalte aneignet. Und Lernforscher gehen davon aus, dass dieser Aneignungsprozess in der frühen Kindheit umso optimaler ist, je ganzheitlicher er erlebt wird. Es geht also um Ganzheitliches Lernen, ein Schlagwort, das Ihnen sicher schon oft in den Medien begegnet ist. Doch was hat es eigentlich damit auf sich?

Die aktuelle Intelligenz- und Hirnforschung konnte in den letzten Jahren nachweisen: Kinder entwickeln ihre geistigen, körperlichen und psychischen Fähigkeiten optimal, wenn all ihre Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten – gleichermaßen gefördert werden. Die Kinder unserer Informationsgesellschaft, die wie nie zuvor einer Reizüberflutung ausgesetzt sind, brauchen mehr denn je die Herausforderung an eigenes Denken, sinnliches Erleben, an eigen- und mitverantwortliches Handeln. Denn die künstlichen Bilder der Medien- und Computerindustrie verdrängen zunehmend die konkrete, echte Begegnung von Kind und Welt.

Immer mehr Kinder leiden heute unter einem Mangel an Entwicklungsreizen in ihrer Umwelt, die ihnen zu wenig eigene Erfahrungen, sinnliches Körpererleben und freien Bewegungsraum bietet. Zugleich werden sie von einer Flut an einseitigen Sinnesreizen aus der Medienwelt überrollt, der sie hilflos ausgeliefert sind. Während ihre Fernsinne – Hören und Sehen – überstimuliert sind, drohen ihre Nahsinne – Riechen, Schmecken, Tasten – und der Gleichgewichtssinn zu verkümmern.

Diese Unausgewogenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Kindheit. Unsere Kinder drohen aus dem für ihre gesunde Entwicklung so bedeutsamen ganzheitlichen Gleichgewicht zu geraten, denn wir bieten ihnen:

  • zu viele künstliche Welten
  • zu wenig reale Bewegungs- und Erfahrungsräume
  • zu viel Passivität und Konsum
  • zu wenig Bewegung, Eigentätigkeit und Kreativität
  • zu viele Hör- und Sehreize
  • zu wenig andere Sinneseindrücke
  • zu viele Informationen aus zweiter Hand (Medien, Computer)
  • zu wenig konkrete, selbst erlebte Primärerfahrungen.

Die Ergebnisse aus der Hirn- und Lernforschung zeigen jedoch, dass eine ausgewogene Vielfalt an Sinnesreizen ausschlaggebend ist, um ein erfolgreiches Wechselspiel aus äußeren und inneren Impulsen, d.h. eine gesunde Entwicklung des kindlichen Gehirns zu gewährleisten.

Und dabei spielen die Sinne eine wesentliche Rolle! Sie sind die lebenswichtigen und hochsensiblen Schlüssel zur Umwelt. Das Kind begegnet den Lebewesen und Gegenständen zunächst durch seine Sinne. Es kann das Neue sehen, hören, schmecken, riechen, fühlen und ertasten. Auf diesem sensorischen Weg sammelt es wichtige Eindrücke über seine Umwelt, sich selbst und seine Mitmenschen. Es begibt sich lustvoll auf eine spannende Lernreise, bei der das Begreifen mit dem Greifen beginnt.

Das Kind erwirbt also noch vor der Sprachaneignung ein sinnliches Wissen. Allmählich wächst sein sinnlicher Erfahrungsschatz, auf den es in Zukunft zurückgreifen kann. Es hat gespürt, wie sich ein Regentropfen, ein Mückenstich oder eine menschliche Berührung auf seiner Haut anfühlen, und es vermag darauf adäquat reagieren.

Diese Sinneseindrücke muss das Kind am eignen Leib erfahren, denn nur das Selbsterfahrene – erworben aus dem praktischen Handeln mitrichtigen Menschenund mit echten Dingen – setzt sich nachhaltig und ganzheitlich, d.h. mit allen Sinnen, im Gedächtnis fest. Erst dann entstehen neue Denkwerkzeuge, die dem Kind die Sicherheit für weitere Lernschritte geben. Schon der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) wusste um die existentielle Bedeutung der Sinne, als er sagte: „Nur wenn wir unsere Sinne ernst nehmen, leben wir sinnvoll.“

Und sinngebende, persönliche Erfahrungen brauchen vor allem die Kinder unserer Informationsgesellschaft, denn das Greifen, das allem Begreifen vorausgeht, vermögen weder Fernseher noch Computer zu bieten. Die neue Kindheit braucht also vor allem Lernprozesse, die sinnliches Entdecken und Erforschen in den Mittelpunkt stellen; die Bewegung, Wahrnehmung und Erkenntnis zu einer effektiven und konkreten Erfahrungseinheit miteinander verknüpfen!

Die aktuellen Forschungsergebnisse machen Mut, neue Wege des Lernens zu gehen und Lernen als einen ganzheitlichen Reifungsprozess von Geist, Körper und Psyche zu verstehen, als ein sich ständig entwickelndes Zusammenspiel von Sinneswahrnehmungen, Denkleistungen, Bewegungsabläufen und Gefühlen. Und was der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827) vor langer Zeit forderte, nämlich „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ ist heute längst als ganzheitliche Entwicklungs- und optimale Lernmethode anerkannt.

Auch die zunehmenden Lernauffälligkeiten (z. B. Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen) erfordern ein Umdenken im Erziehungs- und Lernprozess. Und zwar ein Umdenken, dass das Kind wieder in seiner Ganzheit als spielendes und zugleich lernendes Wesen respektiert. Denn schließlich kommt es als Kleinkind voller Neugier in den Kindergarten oder in die Schule. Und es hängt seinen Spieldrang nicht mit dem Anorak an den Garderobenhaken! Bedenken Sie also: Immer kommt das ganze Kind zu Ihnen!…

Abschließend möchte ich Ihnen noch eine wichtige Information ans Herz legen: Vom ersten bis sechsten Lebensjahr spielen Kinder etwa 15.000 Stunden!

Das heißt die Natur hat Kindern in ihrer Entwicklung viel Zeit geschenkt, um ihren natürlichen Spieldrang auszuleben, um ihre Kreativität zu fördern und eigene Problemlösungen zu entwickeln. Nutzen Sie dieses wertvolle Zeitkonto, um die grundlegenden Bausteine des ganzheitlichen Lernens – Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmus – zu fördern!

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Dr. Charmaine Liebertz mit dem Titel „Das Schatzbuch des Lachens“ entnommen. Das Buch ist bei Burckhardthaus-Laetare erschienen.

Das Schatzbuch des Lachens
Grundlagen, Methoden und Spiele für eine Erziehung mit Herz und Humor
Paperback, 208 Seiten
ISBN/EAN: 9783944548272
19,95 € (D), 20,50 € (A)

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