2019

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Bildwörterbuch Arabisch - Deutsch

Wir lernen Deutsch

Bildwörterbuch Arabisch - Deutsch

Die frisch und humorvoll illustrierten Objekte und Szenen machen deutsche Wörter, kurze Sätze und alltägliche Redewendungen aus dem Alltagsleben sogleich verständlich. So wird das Deutschlernen zum Spiel – und dieses Bildwörterbuch zum idealen Begleiter für alle, die Migrantenkindern beim Spracherwerb helfen. Einen kultursensiblen Zugang garantiert der bekannte islamische Kinderbuchautor Saniyasnain Khan. Und der ebenso populäre Illustrator Gurmeet schlägt eine fröhliche Brücke zur westlichen Bilderwelt.

So wird Sprache lernen zum Kinderspiel, das mit viel Freude verbunden ist.

Leseprobe (pdf)

Bildwörterbuch Arabisch-Deutsch
ISBN: 9783934333543
5,00 €

Mehr unter: www.oberstebrink.de


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Handreichung „Kinder mit Fluchthintergrund in der Kindertagesbetreuung“ erschienen

Jetzt Gratis-Download oder kostenlos vorbestellen

Die Handreichung „Kinder mit Fluchthintergrund in der Kindertagesbetreuung“ bietet pädagogischen Fachkräften praxisnahe Informationen und Ideen für ihre tägliche Arbeit mit geflüchteten Kindern und ihren Familien. Die Broschüre enthält Grundlagentexte zu verschiedenen Themen wie z.B. Ankommen, interkultureller Alltag, gesundheitsspezifische Fragen und Übergänge. Des Weiteren gibt es viele spannende Beispiele guter Praxis, hilfreiche Tipps und Ideen für die Gestaltung der eigenen pädagogischen Arbeit und nützliche Arbeitsmaterialien, um ein Thema weiter zu bearbeiten.

Die Broschüre ist hervorgegangen aus der mehr als zweijährigen Arbeit der drei hessenweit tätigen Beratungs- und Servicestellen für pädagogische Fachkräfte für Kinder mit Fluchthintergrund. Diese Service- und Beratungsstellen sind ein gemeinsames Projekt der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie und des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration zusammen mit dem DRK Darmstadt, der Universitätsstadt Marburg und dem Dachverband freier Kindertageseinrichtungen (DAKITS) in Kassel.

Die konkreten Fragen und Anliegen, die im Projektverlauf an die Beratungs- und Servicestellen herangetragen wurden, finden sich in der neu erschienenen Handreichung wieder. Alle Themen, die den Fachkräften „unter den Nägeln brennen“ wurden zusammengestellt und entsprechend aufbereitet.

So können Fachkräfte sich auch über den Projektverlauf hinaus schnell einen Überblick über die wichtigsten Informationen verschaffen und neue Inspirationen und Anregungen für die Praxis erhalten. Die Projektergebnisse werden dadurch nachhaltig gesichert.

Die Handreichung kann kostenfrei über die Karl Kübel Stiftung bezogen werden. Allerdings ist sie zurzeit leider vergriffen. Sie können aber schon jetzt die zweite Auflage vorbestellen. Diese wird zugeschickt, sobald sie wieder verfügbar ist. Alternativ können Sie die Online-Version herunterladen.


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Der Duft der großen weiten Welt

Heute Fremde morgen Freunde

In einer Zeit, in der überall auf der Welt in vielen Ländern Vertriebene und Flüchtlinge unterwegs sind, in der Ausländer schon länger bei und mit uns leben, in der Terroranschläge auch uns erreicht haben, gilt es spätestens, die, die bei uns Asyl und Aufnahme finden, in unserer Gesellschaft Platz finden zu lassen. Neben der Hilfe, die ihnen von vielen Seiten geleistet wird, geht es besonders auch darum, dass wir lernen, umzudenken. Und dieser Lernprozess muss schon bei den Kindern beginnen, denn es gibt kaum Orte und Schulklassen, an denen sich nicht schon länger oder erst jetzt ausländische Kinder befinden.

Viele Fragen sind vorhanden, die nur durch gegenseitiges Kennenlernen und Abbau von Vorurteilen zu klären sind. Befremdlich sind Sprache, Religion und Kultur, ja auch das Verhältnis der Geschlechter zueinander und vieles mehr.

Wir nähern uns dem  Ziel über die Nase, erfahren dabei erstaunliche Neuigkeiten über die Heilkraft von Gewürzen, Früchten und Gemüse, probieren Köstlichkeiten, die uns auf der Zunge zergehen, und erleben dabei, wie wohltuend Düfte und Öle für die Haut und das seelische Wohlbefinden sind.

Dadurch, dass jeder Einzelne etwas von sich preisgibt und uns auf seine persönliche Art seine Lieblingsfrüchte und Gewürze verrät, werden wir offen für die anderen. Das Fremde verschwindet mehr und mehr und das Vertraute schafft Raum für neues Vertrauen. Und dieses Vertrauen geht so weit, dass wir uns dem anderen anvertrauen und ihn an unsere Haut lassen. Das will einiges heißen. Bei einer Massage der Hände mit wunderbaren Aroma-Ölen kann jeder, der will, diese Erfahrung machen. Einiges beschreibe ich in diesem Kapitel und versuche es erlebbar zu machen, anderes probiert am besten jeder Gruppenleiter selbst aus, weil er seine Gruppe am besten kennt.

Ich kann dich gut riechen

Schauen wir mal, was dabei herauskommt. Wir fangen mit den wunderbaren bekannten und fremden Düften an. Im Volksmund heißt es: „Den kann ich gut riechen“, was ja nichts anderes bedeutet, als dass man jemanden gut leiden kann. Über den Geruchssinn geht unser erster Annäherungsversuch, ausgehend von den Wohlgerüchen der Gewürze und Speisen, weiter zu Rosmarinwasser und anderen Duftstoffen bis hin zu Duftkissen. Auf geht die duftende Reise.

Es gibt Düfte und Gewürze, die wir sofort mit einem bestimmten Land verbinden: Den Duft des guten Espressos mit Italien, Knoblauch generell mit südlichen Ländern wie Griechenland, Italien, der Türkei oder mit arabischer Küche, Curry mit Indien, Bier mit Deutschland, Croissants mit Frankreich, die Liste kann beliebig weitergeführt werden. Was wissen wohl die Kids über Gewürze? Was ist typisch für ihr eigenes Land und welches ist ihr Lieblingsgewürz?

Die erste Aufgabe heißt also, mehr über dieses Lieblingsgewürz herauszufinden. Wie werden die Kinder diese spannende Aufgabe lösen? Werden sie Bücher wälzen, ins Internet gehen, die Eltern oder Großeltern befragen? Die Ergebnisse stellen sie dann den anderen nicht in einem langweiligen Vortrag vor, sondern auf möglichst interessante Weise, wobei sie am Anfang erst einmal mitteilen, woher sie ihre Kenntnisse haben. Dadurch lernen die anderen nicht nur einen interessanten Zugang zur Informationsbeschaffung kennen, sondern erfahren auch etwas über das jeweilige Kind, wie es denkt und arbeitet – auch von den Arbeitsmethoden der anderen kann man ja bekanntlich lernen.

Die Ergebnisse sind sehr vielseitig und höchst informativ. Am Anfang merken die mutigen Ersten, dass es gar nicht so einfach ist, vor einer Gruppe frei zu reden. Der begleitende Erwachsene hat dabei die Aufgabe, eine Atmosphäre zu schaffen, in der jeder Mut hat, frei zu reden, und in der keiner Angst davor haben muss, ausgelacht zu werden, wenn er anfangs ins Holpern gerät oder den Faden verliert. Wenn am Anfang gesagt wird, dass es vollkommen in Ordnung ist, zu stocken und dass die anderen davon profitieren, indem sie von den ersten Mutigen lernen, nimmt das nicht nur die Angst zu versagen, sondern schafft auch ein heldenhaftes Gefühl. Bestimmt wird der Mut auch noch durch einen dicken anerkennenden Applaus honoriert. Es ist sehr spannend mitzuerleben, wie unterschiedlich die Kinder „ihre“ Gewürze präsentieren. Ob sie danach die tägliche Leistung ihrer Gruppenleiter oder Lehrer anders anerkennen werden? Wer weiß, wäre doch ein netter Nebeneffekt, oder?

Liane und der Holunder

Liane wohnt noch nicht so lange hier. Sie kommt aus München und hat eine Heilpflanze gewählt, die gar nicht mehr so bekannt ist: den schwarzen Holunder. Sie erzählt, dass sie sofort als sie die Aufgabe hörte, an ihre Oma denken musste, bei der sie als kleines Kind oft die Ferien verbracht hat. Die Oma wohnt in der Lüneburger Heide und dort hat Liane die Pflanze in allen Reifestadien kennengelernt und auch miterlebt, was die Oma aus dieser Wunderpflanze gezaubert hat. Ihr fiel gleich ein, dass die Oma von dem Busch erzählt hat, er könne Hexen abwehren. Für Liane, die als Kind immer Angst hatte, eine Hexe könne sie wie bei Hänsel und Gretel gefangen nehmen, war dies eine ungeheure Beruhigung.

Aber Oma und die Frauen aus der Nachbarschaft haben auch Holundersekt aus den Blüten hergestellt. Liane kann sich noch gut an die kichernden Frauen erinnern. Schön war es als kleines Kind. Die eine Nachbarin hat die Rinde des Busches als Sud aufgekocht und schwor, dass der bei Verstopfung zum Abführen verhelfe. Liane hat auch ein Puppenkleid mitgebracht, das sie damals mit den Beeren eingefärbt hat – etwas blasser ist die lila Farbe mittlerweile schon geworden. Sie hat es extra vom Speicher geholt, weil sie ja mit Puppen eigentlich schon lange nicht mehr spielt.

Aber das Leckerste war immer, wenn sie im Frühjahr zur Blütezeit bei der Oma war. Dann haben sie nämlich die Blütendolden in Pfannkuchenteig getunkt und im heißen Fett knusprig gebacken – eine Köstlichkeit, die sie mit den anderen in der Gruppe jetzt teilen möchte. Liane hat am Bahndamm Holunderbüsche entdeckt und konnte ihr Glück nicht fassen, als sie entdeckte, dass der Strauch gerade blühte. Sie hat einen Strauß voll Blütendolden mitgebracht, aber auch einen Zweig, damit die anderen die Blätter näher betrachten können, außerdem ein Foto, auf dem sie als 6-Jährige unter dem Holunderbusch hockt und in die Kamera lacht, den Mund wunderbar verschmiert vom Saft der lila Beeren, die nackten Arme mit lila Streifen verziert und die dunkellila gefärbten Hände streckt sie, zu Krallen geformt, dem Fotografen entgegen. Auf dem Bild sind die schwarzen Beeren ganz deutlich zu erkennen, obwohl natürlich jeder erst einmal Spaß an der lila „Tigerstreifen-Lilly“ hat. So kennt man sie ja überhaupt nicht, sie ist heute immer so perfekt gekleidet. Liane hat auch die Zutaten für den Pfannkuchenteig mitgebracht, der jetzt hergestellt wird.

Hollerküchlein

Zutaten für ca. 20 Dolden:
6 Eier, 1 Tasse Zucker, 3 Tassen Mehl und 1 Tasse Milch, eventuell Holunder-Kirschmarmelade
Material:
Schüssel, Schneebesen, Küchenrolle, Fett zum Ausbacken, tiefe Pfanne oder Fritteuse, Küchensieb, Löffel, Messer

Die Zutaten werden mit dem Schneebesen in einer Schüssel zu einem dickflüssigen Teig verrührt, die Blütendolden in den Teig getaucht und im heißen Fett in der Pfanne oder in der Fritteuse ausgebacken, bis der Teig hellbraun ist. Dann werden sie mit dem Sieb aus dem Fett gefischt und auf dem Küchenkrepp zum Abtropfen ausgebreitet. Ganz frisch und warm schmecken sie natürlich am besten. Liane hat dazu noch ein Glas Holunder-Kirschmarmelade mitgebracht. Wenn Teig übrig bleibt, können daraus auch kleine Pfannkuchen gebacken werden, die, mit Holunder-Kirschmarmelade bestrichen, köstlich schmecken.

Das war ja ein wunderbarer Anfang. Vielen Dank Liane, dass du deine Kindheitserinnerungen mit uns geteilt hast. Ob sie ab heute Tiger-Lilli heißen wird?

Isa und die Iris

Isa kommt aus Syrien und hält einen Strauß lila und gelber Iris in den Händen, eine besondere Wurzel und ein kleines Glas mit einem geheimnisvollen Pulver. Außerdem hat er eine Landkarte und Fotos mit, auf denen seine Großeltern und Urgroßeltern zu sehen sind, die noch in Syrien leben.

Seine Mutter hat erst saisonweise beim Bauern als Erntehelferin gearbeitet, dann eine feste Anstellung auf dem Bauernhof bekommen, wo er mit seinen beiden Schwestern jetzt auch wohnt. Sein Vater ist im Krieg an den Folgen einer Schusswunde gestorben. Isa ist auf dem Land aufgewachsen. Seine Familie hatte lange Zeit keinen Fernseher, bei ihnen wurden abends noch oft Geschichten erzählt. Sie wohnten mit den Großeltern und Urgroßeltern in einem Haus an einem See, an dessen Ufer gelbe und lila Iris wachsen, eben die Blumen, die er heute aus einem Blumenladen mitgebracht hat. Oft kamen Nachbarn auf einen kleinen Schwatz vorbei, es wurden Neuigkeiten ausgetauscht, die Bänke vor dem Haus und im Garten waren ein beliebter Treffpunkt und oft besetzt. Besonders der Urgroßvater konnte wunderbare Geschichten erzählen. Als der Nachbar mit der Nachricht kam, dass Krieg ausgebrochen sei, blickte der Urgroßvater Zaid auf die Blumen am See und erzählte die Geschichte, die Isa jetzt den anderen weitergibt. Isa wohnt noch nicht so lange in Deutschland, spricht aber schon sehr gut Deutsch. Trotzdem hat er heute einen Übersetzer mitgebracht, weil er die Geschichte „richtig“ erzählen will.

Der Krieg, der nie stattfand

Vor langer, langer Zeit lebten zwei kleine Völker friedlich nebeneinander. Ihre Länder waren von einem großen See getrennt, in dem es von Fischen nur so wimmelte. Obwohl es genug Fische gab, um beide Völker satt zu machen, geriet man eines Tages darüber in Streit. Sie konnten sich nicht darüber einigen, wer, wo, wann, wie viele Fische fangen durfte. Der Streit wurde so heftig, dass sie sich sogar den Krieg erklärten. Alle putzten ihre Waffen, die schon so lange ungenutzt herumlagen, putzten sie blitzblank und prahlten dabei ob der Heldentaten, die sie vollbringen würden. Dass im Krieg nicht nur der „Feind“, sondern auch sie selbst getötet werden könnten, daran dachten sie nicht, dafür waren sie viel zu begeistert. Nur die Frauen dachten daran, sie klagten und weinten und versuchten die Männer zur Einsicht und zur Vernunft zu bewegen, aber das Reden war umsonst. Die Männer waren viel zu sehr von sich überzeugt und steckten sich gegenseitig an mit ihren Reden von Verteidigung des Vaterlandes, von Ehre und anderen leeren Worthülsen, die keiner in seiner Begeisterung durchschaute. Außerdem hatte der König Krieg befohlen, also wurde der Befehl gehorsam ausgeführt.

Es lebten dort zwei junge Mädchen, eines in dem einen, eines in dem anderen Land. Beide wollten ihre Freunde nicht im Krieg verlieren, versuchten sie zu überreden, sich zu verstecken, sich zu weigern oder in ein anderes Land zu fliehen, aber alles Reden hatte keinen Zweck. So gingen die beiden Mädchen an den See, dorthin, wo ihre Länder aneinander grenzten, setzten sich ans Ufer, klagten sich gegenseitig ihr Leid und weinten. Sie sahen den Grund für den Krieg nicht ein, wimmelte es im See doch weiterhin von Fischen, war Nahrung für alle im Überfluss da – es brauchte doch nur, wie immer, friedlich geteilt zu werden. Doch sie sahen keine Möglichkeit, den sinnlosen Krieg zu verhindern.

Da erschien auf einmal eine Elfe, die Mitleid mit den beiden hatte und auch nicht wollte, dass ihr Reich hier am See durch einen törichten Krieg zerstört würde. Sie bat die Mädchen, ihr zu vertrauen, ein paar Tage geduldig abzuwarten und zu schauen, was geschehen würde. Voller Hoffnung und Zuversicht gingen die beiden jungen Mädchen wieder in ihre jeweilige Heimat zurück.

Am nächsten Morgen standen sich die beiden Heere am Ufer des Sees gegenüber. Die Sonne ging gerade auf und ließ die blank geputzten Rüstungen und Waffen im Sonnenlicht blitzen. Die Kriegstrompeten bliesen zum Aufbruch und schon rasten die Krieger aufeinander zu, in wilder Erwartung, den Feind niederzustechen. Aber in dem Augenblick, als sie zustießen, verwandelten sich ihre Schwerter und Degen in Blumen, die zwar immer noch wie Schwerter aussahen, aber keinen mehr verletzen konnten. Der Knauf des Schwertes war bei den Kriegern des einen Landes lila, bei den anderen gelb, die Klinge selbst war ein dicker Stängel.

Die Frauen, die voller Sorge den Kampf aus der Ferne beobachteten, frohlockten, aber ihre Hoffnung, dass die Männer durch diese Verwandlung zur Vernunft gebracht würden, wurde schnell zunichte gemacht. In blanker Wut rasten die Männer mit geballten Fäusten aufeinander zu und wollten sich gegenseitig niederschlagen. Aber sie hatten nicht mit der klugen Elfe gerechnet. Mitten im Schlag hielten sie plötzlich inne und legten ihre Hände an die Wangen und dann ging das große Jammern los. „Au, au, mein Zahn! Oh, tut das weh! Oh, ich hab so große Schmerzen!“ Jammernd zogen die Heere nach Hause, allen voran die Könige, die natürlich auch nicht vom Zahnweh verschont blieben.

Tagelang hielten diese Schmerzen an, bis auch das letzte Großmaul und der hartnäckigste Krieger zahm und kleinlaut war und sich alle nur noch eins wünschten: Gesundheit und Frieden. Da hatte die Elfe Erbarmen mit den schmerzgeplagten Männern und rief die beiden Mädchen zu sich an das Ufer des Sees, wo die verwandelten Schwerter nun als Blumen blühten. Die Elfe trug den Mädchen auf, die Wurzeln der Blumen auszugraben und den Männern zu bringen. Sie sollten längere Zeit darauf kauen. Und siehe da, das Zahnweh ließ nach, war bald darauf ganz verschwunden. Alle wurden wieder gesund und waren froher Dinge. Voll Dankbarkeit dafür, dass die Elfe sie vor großem Unheil bewahrt hatte, gaben sie den Blumen den Namen der Elfe: Iris. Wenn bei kleinen Kindern die Zähnchen durch das Zahnfleisch wollen, gibt man ihnen auch heute noch die Wurzeln, damit sie kräftig darauf beißen können. Und wenn man die Wurzeln zu einem feinen Pulver reibt, hilft dies auch heute noch bei schmutzigen Wunden, wie sie zum Beispiel Schwerter schlagen.

Er gibt bei den letzten Sätzen die Wurzel und das Gläschen mit dem Pulver herum. Die anderen reichen es schweigend weiter. Sie alle wissen, dass sein Vater im Krieg gestorben ist. „Hätten die Anführer des Krieges doch nur auch solche Zahnschmerzen bekommen!”, sagt Armina leise. Der Junge sagt nichts darauf, schaut sie nur an und nickt. Er hat verstanden: Seinen Vater kann er nicht zurückbekommen, aber das Mitgefühl der anderen tut gut.

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Heute Fremde Morgen Freunde
Integration in der Kindergruppe praktisch fördern
Hasenbeck, Maya
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548296
12,95 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de


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Flüchtlingskinder in die Gruppe integrieren

Der Begriff „Flüchtlingskinder“

Vorweg möchte ich noch klären, ob die Bezeichnung „Flüchtlingskinder“ nicht eine Stigmatisierung dieser Kinder bedeutet und die Bezeichnung „Kinder geflüchteter Menschen“ nicht sinnvoller wäre, wie es in Pädagogenkreisen manchmal diskutiert wird.

Meiner Meinung nach ist das „Wortklauberei“. Ich habe die betroffenen Personen selber gefragt und sie finden die Bezeichnung in Ordnung. Wir sollten uns darum kümmern, es den geflüchteten Menschen in Deutschland so angenehm wie möglich zu machen, uns um Ideen für Bildungsangebote kümmern, um Ideen zur Integration, statt stundenlang über Wortdefi nitionen zu diskutieren. Weniger Diskussion, mehr praktische Umsetzung durch Aktivitäten – das ist meine Devise. 

Hilfen beim Umgang mit fremden Werten, Gewohnheiten, Traditionen ...

Alle in der Kita werden zu WegbegleiterInnen der Kinder in ein neues, anderes Leben. Wir holen uns Informationen zu den Werten, Normen, Traditionen, welche die Kinder gewohnt sind. Andererseits ist es natürlich unser Ziel, dass sie sich an unsere Gesellschaft anpassen. Das geht nur gemeinsam mit den Eltern. Für sie ist es oft nicht leicht, mit dem Rollenbild der Frau in unserer Gesellschaft zurechtzukommen oder mit gewaltfreier Erziehung.

Wir müssen den Kindern Sicherheit geben, bei der Integration in eine Kita. Dazu gehört viel Wertschätzung auch für die Eltern. Folgende Aspekte sind für den Umgang der Kinder untereinander zu beachten:

  • Wir sollten die Kinder, die schon länger in der Kita sind, auf die neuen Kinder vorbereiten.
  • Wir sollten mit den Stärken der geflüchteten Kinder arbeiten.
  • Die Kinder, die in Deutschland aufgewachsen sind, können bereits besser Deutsch und haben bereits Kompetenzen erworben, welche die Flüchtlingskinder bisher nicht erwerben konnten, – daher sollten wir darauf achten, dass keine Minderwertigkeitskomplexe bei den Neuankömmlingen entstehen.
  • Kontaktkinder sollten sensibel mit den Ängsten der Flüchtlingskinder umgehen.
  • Situationen in denen Ängste entstehen können, sollten wir vermeiden.
  • Wir sollten möglichst viele Situationen schaffen, in denen Kinder mit- und voneinander lernen; je spielerischer, liebevoller und lustvoller diese Situationen gestaltet sind, umso besser.
  • Die Flüchtlingskinder sollten sich nicht unter Druck gesetzt fühlen.

Es macht einen Unterschied, ob ein Kind lachend, in der Gesellschaft anderer Kinder, gemütlich, mit vielen bunten Kissen, auf einem Teppich sitzt und „spielerisch“ mit Spaß lernt, oder ob es an einem Tisch sitzt und ernst dazu aufgefordert wird, eine Aufgabe zu erfüllen, und dabei vielleicht auch noch mit fremden Erwachsenen zu tun hat, statt mit Kindern. Nur wenn die Flüchtlingskinder sich wohlfühlen, lernen sie mit fremden Verhaltensweisen, Werten und Umgangsformen umzugehen.

Sprachförderung mit lustigen Klatsch- und Rhythmus- oder Bewegungsspielen ist etwas anderes, als nur nüchterne Arbeitsblätter zu bearbeiten und Begriffe für Bilder zu nennen. Manchmal ist auch der Wechsel zwischen beidem hilfreich.

Auf jeden Fall sind Orientierungshilfen in Form von Bildern sinnvoll, die überall in den Räumen hängen. Die Bezugspersonen für die Kinder sollten möglichst selten wechseln.

Wenn festangestellte pädagogische Fachkräfte mit den Kindern arbeiten und zusätzlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt werden, ist das eine andere Basis für die Kinder als diehohe Fluktuation im Bereich der ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Während der Eingewöhnungsphase sollten alle Situationen vermieden werden, die bedrohlich auf die Kinder wirken könnten. Außerdem sollte Druck vermieden werden. Es muss nicht sein, dass gleich mit rasanten Förderprogrammen gearbeitet wird. Die Kinder sollten die Möglichkeit bekommen, sich nach und nach einzugewöhnen. Man muss ihnen Zeit geben, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Möglichst viel sollten sie im Kontakt mit anderen Kindern lernen.

Kinder mit Fluchterfahrungen, haben oft Trennungsängste. Deshalb sollten wir die Eltern so lange in der Eingewöhnungsphase dabeisein lassen, bis die Kinder soweit sind, loslassen zu können. Damit die Eltern sich nicht langweilen, sollten sie einbezogen werden – dafür gibt es in der Kita viele Möglichkeiten, sodass wir durch die Eltern auch Hilfe und Unterstützung erfahren können. Ein großes Problem in den Unterkünften ist zudem die Langeweile, auch für die Eltern.

Ich habe erlebt, dass Mütter aus Syrien und Eritrea froh über die Möglichkeit waren, mit uns gemeinsam zu spielen, beim Sortieren der Spielsachen zu helfen, mitzusingen, den Tisch mit abzudecken, usw. Die Väter der Kinder waren mitunter froh, sich mit handwerklichen Arbeiten nützlich machen zu können.

Wenn die Flüchtlingskinder das Gefühl haben, wieder Kinder sein zu dürfen, und die Eltern das Gefühl haben, gebraucht zu werden, ist schon viel erreicht. Wenn wir dann selbst erleben, wie glücklich das die Kinder und ihre Eltern macht, bewirkt das auch etwas in uns selbst. Wir sind dann auch glücklich, ihnen dafür eine Brücke gebaut zu haben.

Kinder und Eltern brauchen in einem fremden Land das Gefühl akzeptiert zu werden. Manchmal erleben sie leider das Gegenteil.In öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Einkaufen … bei Begegnungen mit rechten Demonstranten vor ihrer Unterkunft. Wir sollten diesen Eindrücken, die Kinder und ihre Eltern verunsichern, etwas entgegensetzen.

Herausforderungen bei der Integration – Erwartungen

Arabische Eltern haben hohe Erwartungen an den Kindergarten und teilweise andere pädagogische Vorstellungen als deutsche Eltern. Sie glauben, dass Bildung sich aus hoher Leistung ergibt, die durch Anpassung erbracht wird. Sie möchten, dass Kinder brav ihre Aufgaben erfüllen und zweifeln daran, dass Selbstbildungsprozesse effektiv sind.

Fortschrittliche deutsche Pädagogen jedoch möchten, dass Kinder beim Lernen nicht unter Druck stehen. Wir haben also die Aufgabe, die Eltern mit ins Boot zu holen, ihnen bei ihrem Besuch in der Kita (auch tagsüber) zu zeigen, dass es bei Selbstbildungsprozessen nicht nur um die Aneignung von Lerninhalten geht, sondern auch um den Erwerb der Kompetenz, selbstständig zu lernen.

Häufig taucht die Frage auf, ob es okay ist, wenn Eltern ihre Kinder in der Kita in ihrer Muttersprache ansprechen. Dazu schreibt der Fortbilder und Autor Volker Abdel Fattah in seinem Buch „Flüchtlingskinder in der Kita“, dass man in solchen Momenten die Eltern um eine Rückübersetzung bitten sollte. Das Verhalten an sich solle aber akzeptiert werden. Fachkräfte sind auch oft unsicher, wie korrekt sie mit der deutschen Sprache umgehen sollten. Abdel Fattah ist der Meinung, dass die Begrenzung auf infinitive Verbformen nicht der Ausbildung einer guten Sprachkompetenz dient. Es sollten, ähnlich wie bei anderen Kindern mit Migrationshintergrund, die gleichen Regeln gelten. Oft stoßen Kita-Mitarbeiter bei der Arbeit mit Flüchtlingskindern an ihre sprachlichen Grenzen – deshalb ist es wichtig, offen miteinander über die Herausforderungen zu sprechen. Eine Kooperation mit Hochschulen ist nützlich. Dort gibt es Studierende mit eigenem Migrationshintergrund, die helfen können. Für die Betreuung der Kinder in Kitas gibt es verschiedene Modelle. Von mobilen Kitas bis zur Aufnahme in normale Kitas. Oft gibt es nicht genügend freie Plätze, da ja die deutschen Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz haben. Des Weiteren gibt es das Problem, dass Flüchtlingsfamilien oft keine staatliche Einmischung bei der Erziehung wünschen.

Das Ziel „Willkommenskitas“ zu schaffen, mit dem Hintergrund des Inklusionsgedankens, ist nicht einfach voranzubringen. Oft scheitert es an den begrenzten Möglichkeiten durch die Strukturen ringsherum, die Rahmenbedingungen. Darauf hat auch die Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung hingewiesen.

Eine kompetente Fachberatung der Träger sowie Coaching des betreuenden Personals sind nötig, damit die Kitas mit den Herausforderungen zurechtkommen können. 

Deutsche Kinder für die Situation der Flüchtlingskinder sensibilisieren

Es geht zwar in erster Linie darum, dass die Flüchtlingskinder Deutsch lernen, aber es geht auch darum, dass die deutschen Kinder ein Verständnis dafür aufbringen, wie diese Kinder sich fühlen, wenn alles fremd ist. Nur dann gelingt Integration. Was können wir tun, um die Situation der Flüchtlingskinder den Nichtflüchtlingskindern näherzubringen und diese dafür zu sensibilisieren?

Wir können gemeinsam mit den Kindern überlegen, in welchen Situationen sie sich schon einmal fremd gefühlt haben. Auch kleine Filme oder Bilderbücher helfen den Kindern, sich in die besondere Situation einzufühlen.

Sie verstehen dann, warum sich die Kinder bedroht gefühlt haben und warum es sie so geprägt hat, Bedrohung hautnah zu erleben. Nur durch dieses Verständnis können die Kinder auf die Situation der Flüchtlingskinder eingehen. Pädagogen sollen nicht nur die Kinder verstehen, sondern so auf die Kinder einwirken, dass das zunächst Fremde für sie vertraut wird und sie sich in die anderen Kinder einfühlen. Erst dann können auch Patenschaften funktionieren.

Rolle und Aufgaben der Erzieher bei der Integrationsarbeit in der Kita

Um reflektiert und professionell die Integration von Flüchtlingskindern in der Kita zu ermöglichen, sollten wir folgende Aspekte bedenken: 

BEI DER EINGEWÖHNUNG:

  • Wo können wir Informationen über die Herkunftsländer beschaffen?
  • Wie können wir uns mit anderen Kitas austauschen?
  • Gibt es die Möglichkeit der Beratung und Supervision?
  • Welche Materialien brauchen wir zusätzlich?
  • Was gibt den Kindern Sicherheit?

ZUR EIGENEN HALTUNG:

Jeder Pädagoge sollte seine eigene Haltung gegenüber Fremdem kritisch reflektieren:

  • Lassen wir uns von Vorurteilen beeinflussen?
  • Wie fühlen wir uns, wenn uns etwas fremd ist?
  • Wann und warum sind wir überfordert und wo holen wir uns Hilfe?
  • Wo setzen wir Grenzen und warum?
  • Was hat gut geklappt und wie bauen wir das aus?

Ganz wichtig ist eine wertschätzende Haltung den Kindern gegenüber:

  • positiv auf die Fortschritte achten
  • nicht defizitorientiert arbeiten
  • darauf achten, dass die Kinder selbstständig arbeiten
  • sie dabei begleiten, statt alles vorzugeben
  • darauf achten, dass Integrationsprozesse möglich werden, dass Kinder nicht allein für sich arbeiten, sondern in gemischten Teams
  • Konflikte aufgreifen und besprechen
  • Probleme sensibel wahrnehmen und an Lösungen arbeiten

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Schön, dass ihr da seid - Das Erzieherinnenbuch
NEUE Ideen für Bildungsaktivitäten mit Kindern aus Flüchtlingsunterkünften
Regina Grabbet
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548265
112 Seiten
12,95 €

Mehr dazu auf www.burckhardthaus-laetare.de

Für alle, die beruflich oder als freiwillige Helfer an der Integration von Flüchtlingskindern mitwirken, hat Regina Grabbet dieses praktische Sachbuch verfasst. Die erfahrene Praktikerin weiß, wo die Probleme in der Flüchtlingsarbeit stecken und wie Fachleute und Helfer damit gezielt umgehen können. Und sie weiß, dass Integration nur in der Gemeinschaft von Alteingesessenen und Neuankömmlingen geschehen kann. In diesem Buch erklärt Regina Grabbet viele umfangreiche Projekte, aber auch kurze Spiele und Experimente, die einen solchen Erfahrungsraum schaffen können. Sie gibt Tipps und Hintergrundinformationen für Helfer und Erzieherinnen, die direkt aus der Praxis kommen.


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Werden Sie Integrations-Fachkraft in Ihrer Kita!

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Der staatlich geprüfte Fernlehrgang zur „Fachkraft für Integrationspädagogik“ ist speziell auf die Bedürfnisse von Erzieher/innen, Kita-Leitungen, Kindertagespflegepersonen und pädagogischem Fachpersonal ausgerichtet. Erwerben Sie in dem deutschlandweit einmaligen Kurs umfassendes Wissen rund um das Thema Integration in der Kita.

 


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Wie das Ankommen geflüchteter Kinder in Kita, Hort und Grundschule gelingt

Online-Portal erfolgreich aufgebaut

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Im engen Austausch mit Pädagoginnen und Pädagogen hat die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ die drängendsten Fragen identifiziert: Wie gelingt interkulturelle Elternarbeit? Wie erkenne ich Traumata, und wie gehe ich damit um? Wie lässt sich Gemeinsamkeit auch ohne gemeinsame Sprachkenntnisse herstellen? Kann das Forschen hier ein Zugang sein?

Das Service-Portal Integration ist das erste rein digitale Service-Angebot der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, bestehend aus einer Website mit bislang über 200.000 eindeutigen Besuchern und einer geschlossenen Facebook-Gruppe mit rund 1.800 Mitgliedern. Um auf den tatsächlichen Bedarf der pädagogischen Fachkräfte zu reagieren, fand ein regelmäßiger Austausch mit der Zielgruppe statt, sowohl online als auch persönlich bei Arbeitstreffen in der Stiftung. Auch die Facebook-Gruppe, die nach Projektende nicht weiter moderiert werden wird, förderte den Dialog: Die pädagogischen Fach- und Lehrkräfte, die der Gruppe beigetreten waren, tauschten sich hier untereinander und mit Expertinnen und Experten rund um das Thema „Integration“ aus.

Umfangreicher Fundus bleibt bestehen

Die Website (integration.haus-der-kleinen-forscher.de) bietet auch nach Ende des Projekts weiterhin einen umfangreichen Fundus an Informationsmaterialien, Praxisideen, Experteninterviews, Hintergrundartikeln, Linksammlungen und ganz praktische Unterlagen wie übersetzte Formulare oder alltagstaugliche Übersetzungshilfen.