2017

Top Themen Zeitnah

Ängste und Fremdheit überwinden

Auch kleine Leute haben's schwer

Auf Schritt und Tritt begegnet uns heute ein Phänomen, das wir längst überwunden glaubten: der Fremdenhass. In den neuen wie alten Bundesländern überrollt uns eine Welle von Hass, Wut und Gewalt. Was können wir Pädagogen dagegen tun? Sind wir nicht gefordert, uns einzumischen? Wir, die wir ein ganz anderes Menschenbild als Ziel haben? ... Es ist wünschenswert, dass wir mit dem Ansprechen von und dem Umgang mit Toleranz, mit Ängsten, mit Fremdheit noch früher beginnen. Aber ist das möglich bei drei- bis siebenjährigen Menschlein? ...

Angst vor Fremden

Trifft ein Kind auf eine ihm völlig fremde Situation, braucht es selbst mit vier Jahren noch die schützende Nähe der Mutter oder des Vaters, an die es sich notfalls klammern kann, während es die fremde Situation, die fremden Menschen abschätzt. So gesichert, kann es sich bald vorwagen und die „neue Welt“ erobern, nicht ohne alle halbe Stunde (oder eher) wieder zu erscheinen, um sicherzugehen, dass die Eltern noch da sind.

Kommen fremde Menschen zu Besuch, reagieren die meisten mit Neugierde, weil sie ja „Heimvorteil“ haben. Manche brauchen auch hier die Nähe einer wichtigen Bezugsperson. Es braucht aber nicht unbedingt eine Person zu sein, die ihnen die nötige Sicherheit vermittelt. Manchmal genügt ein sicheres Versteck zwischen Schrank und Stuhl, aus dem heraus die Fremden beobachtet werde, bis sie bereit sind, mit dem Besuch, Kontakt aufzunehmen ...

Reaktionen 

Die Reaktionsweisen auf angstmachende Situationen sind bei jedem Kind unterschiedlich. Emotional labile Kinder lassen sich schneller von ihrer Angst beherrschen. Ein Kind, das „analytisch“ denken kann, versucht eher, eine angstmachende Situation zu verstehen, und wird nicht so schnell von seinen Gefühlen überrollt. Der ausgeprägtere Realitätssinn hilft ihm, Missverständnisse, aus denen angstmachende Gefühle entstehen können, zu begreifen.

Typfragen  

Kinder mit lebendiger Fantasie schaffen sich in ihrer Einbildung leicht ein angsteinjagendes Ungeheuer. Solche „eingebildeten“ Ängste beunruhigen es mehr als Kinder mit ausgeprägtem Realitätssinn. Je besser das Kind in der Lage ist, sein Gefühlsleben zu begreifen, desto leichter fällt es ihm, seine Angst zu mindern. Je mehr Selbstvertrauen ein Kind hat, desto sicherer wird es im Umgang mit der Angst. Es lernt aus den gemachten Erfahrungen, die es im Umgang mit seiner berechtigten Angst macht: Lass ich mich von der Angst beherrschen, werde ich ihr auch in der nächsten Situation erliegen. Schaue ich der Angst „mutig ins Auge“, ist sie vielleicht überwindbar ...

Wie anfangs gesagt, wächst das Kind aus einigen Ängsten heraus, so wie ein Spielzeug nur für eine bestimmte Periode interessant ist, und es kann sich später nur wundern über seine früheren Ängste. Das Gute daran ist, dass ihm die gemachten Erfahrungen genug Stärke und Selbstvertrauen vermitteln, um neuen Ängsten ins Auge zu sehen. Wichtig ist, dass das Kind Verständnis spürt, wenn es seine Ängste äußert, mögen sie für den Erwachsenen noch so unwichtig oder unbegründet sein. In kleinen Schritten geht das Kind voran, die Angst zu bewältigen, und manchmal braucht es ein „Fingerchen“, an dem es sich festhalten kann. Reichen wir es ihm ...

Kinder im Kindergarten

Kinder müssen sich im Kindergarten – nachdem sie nun häufiger und regelmäßiger mit anderen Kindern in Kontakt kommen – auch intensiver mit eigenen Wünschen und Konflikten auseinandersetzen. Vermehrt werden sie auf Eigenarten anderer aufmerksam und müssen sich diesen guten, schlechten und auch widersprüchlichen Erfahrungen und dem damit verbundenen Verhalten stellen. Der Umgang mit Gleichaltrigen ist sowohl wichtig für die eigene Sozialisation wie auch für die Entwicklung der sozialen Kompetenz. Kinder werden in einer Kindergesellschaft zu Kulturträgern.

Rollenspiele

Bestimmte Merkmale einer Kultur werden in Rollenspielen und Gesprächen weitergegeben, ohne dass sich Erwachsene einmischen. Wobei nicht nur Kulturen aus anderen Ländern, sondern auch unterschiedliche Kulturen aus dem eigenen Land im Spiel mehr oder weniger fremd erlebt werden können.

Ausländische Kinder werden häufig mit mehreren unterschiedlichen Kulturen konfrontiert. Der erste Konflikt beginnt mit den Vokabeln „Gastland“ und „Heimatland“. Für viele Kinder ausländischer Mitbürger ist unser Land häufig schon längst zum „Heimatland“ geworden. In der jeweiligen Familie wird dies aber möglicherweise ganz anders gesehen. Die gesellschaftlichen Spannungen beginnen häufig schon im Kindergarten, wenn ausländische Eltern wegen zu geringer Deutschkenntnisse oder abweichender Ansichten nicht in Elternaktivitäten miteinbezogen werden – oder nicht miteinbezogen werden wollen. Dies setzt sich in der Kindergruppe fort, Von „den fass ich nicht an, der ist schmutzig!“ bis hin zu existenzieller Angst vor einem Kind, das eine andere Sprache spricht und der sich darin ausdrückenden Fremdheit, sind alle Reaktionen auf Erscheinung und Verhaltensweisen ausländischer Kinder denkbar.

Thema (sollte) es sein, den Eltern, vor allem aber den Kindern Möglichkeiten zu schaffen, die jeweils andere Kultur kennenzulernen, die eigenen Schwellenängste abzubauen und aufeinander zuzugehen. 

Vorurteile abbauen

Vorurteile entstehen häufig durch mangelnde Informationen, durch auftretende Unsicherheiten und Pauschalisierungen. Vorurteile abbauen heißt auch, die eigene Unsicherheit abzubauen und den anderen Menschen als Menschen mit einer eigenen Persönlichkeit, eigenen Wünschen, Ideen und Erfahrungen zu akzeptieren und nicht als „andersartig“ abzustempeln.

Die Intention muss daher sein, den Kindern – einheimischen wie ausländischen – zu helfen, die eigenen Ängste vor dem Fremden, Andersartigen zu bewältigen und mithilfe eines eigenen starken Selbstwertgefühls offen auf andere Kinder zuzugehen, den Umgang miteinander zu proben und damit Spannungen abzubauen.

Dass das „Erfahren“ des Kindes, das sich mit einem anderen Kind oder einer anderen Kultur auseinandersetzt, sich nicht nur verbal abspielt ..., sollte einleuchten. Doch wie macht das Kind seine eigenen Erfahrungen, wie geht das vor sich, wenn aus Begreifen Verstehen wird?

Hajo Bücken

(Textauszug aus: Hajo Bücken, Auch kleine Leute haben’s schwer – Ängste und Fremdheit überwinden, Burckhardthaus 2014, ISBN/EAN: 9783944548128, 9,90 €.) Mehr dazu finden Sie hier.

Foto: © Jasmin Merdan www.fotolia.com


Top Themen Weiterbildung

Damit das Miteinander gelingt

Fortbildung zu Vielfalt und Mitbestimmung

Eine Fortbildung für die inklusive und demokratische pädagogische Praxis in Kindertageseinrichtungen bietet das Deutsche Kinderhilfswerk ab Sommer 2018 an. Die Teilnahme ist auf sechs Kitas begrenzt, aber kostenlos. Wer teilnehmen möchte, sollte sich jetzt bewerben.

Kinderrechte, vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung, Partizipation,
das sind die Inhalte einer Fortbildung, die das Deutsche Kinderhilfswerk ab Sommer 2018 anbietet. Das Angebot richtet sich an Kindertageseinrichtungen, die ihre pädagogische Praxis inklusiv und demokratisch gestalten möchten. Die Kitas erhalten neben einer fachlichen Beratung sowie vielfältigen Praxismaterialien eine kostenlose dreitägige Fortbildung für das gesamte pädagogische Team. Interessierte Einrichtungen können sich bis spätestens 31. Januar 2018 um die Teilnahme am Projekt bewerben.

„Es geht vor allem darum, im Kita-Alltag ein Miteinander zu fördern, in dem Vielfalt wertgeschätzt wird und das alle Kinder aktiv mitgestalten können.“, erklärt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. Die auf eineinhalb Jahre angelegte fachliche Begleitung und Qualifizierung beinhaltet folgende Aspekte:

  • Planungsgespräche mit dem Leitungsteam,
  • Einführungsveranstaltung für das Gesamtteam,
  • Praxismaterialien zu Kinderrechten,
  • Vielfalt und Mitbestimmung,
  • drei Fortbildungstage mit einem erfahrenen Multiplikator/innen-Tandem,
  • Vernetzung und fachlicher Austausch mit anderen Kitas und Fachkräften,
  • Bereitstellung aktueller Informationen und Neuigkeiten (Newsletter etc.),
  • Beratung und Praxisbegleitung über den gesamten Projektzeitraum.

Das Fortbildungsangebot des Deutschen Kinderhilfswerkes wurde im Rahmen des Projekts „bestimmt bunt – Vielfalt und Mitbestimmung in der Kita" und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Partizipation und Bildung (Kiel) sowie der Fachstelle Kinderwelten (ISTA Berlin) entwickelt und wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend angeboten. Bewerbungen nimmt Elisa Bönisch, Projektleitung „bestimmt bunt – Vielfalt und Mitbestimmung in der Kita“ Leiterin Fachstelle Kinderrechtebildung, entgegen. E-Mail: boenisch@dkhw.de.

Weitere Informationen gibt es auf www.kinderrechte.de

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Kinderhilfswerkes

Foto: © Monkey Business www.fotolia.com


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Sprache schafft Freunde

Primus-Preis für Sprachförderprojekt

Die Stiftung Bildung und Gesellschaft hat jetzt Schüler eines Heidenheimer Gymasiums ausgezeichnet, die Flüchtlingskindern im Vorschulalter spielerisch die deutsche Sprache näher bringen. Ein Vorzeigeprojekt …

„Sprachförderung im Vorschulalter legt das Fundament, damit Flüchtlingskinder im deutschen Bildungssystem gut ankommen“, betont Birgit Ossenkopf, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft. Ein Grund, warum die Schüler der Klasse 8c des Schiller-Gymnasiums Heidenheim jetzt mit dem Primus-Preis des Monats ausgezeichnet wurden.

„Es ist schön, dass wir helfen können“, sagt Alina, die in die achte Klasse geht und beim Projekt „Sprache schafft Freunde“ mitmacht. Sie und Ihre Klassenkameraden hatten das Projekt „Sprache schafft Freunde“ aus freien Stücken gestartet, nachdem sie im Unterricht das Thema Migration behandelt hatten.
Die Idee: Außerhalb der Schule treffen sie zu viert oder fünft jeden Samstagvormittag eine Gruppe von zehn Flüchtlingskindern, die zwischen fünf und sieben Jahren alt sind. Gemeinsam spielen sie, experimentieren, basteln, treiben Sport oder betätigen sich künstlerisch. Auch Ausflüge auf den Markt, in die Bücherei oder in den Wald stehen auf dem Programm. Fast nebenbei lernen die Kinder im Umgang mit den Jugendlichen Deutsch.

„Die Flüchtlingskinder nehmen das Angebot dankbar an. Sie schätzen es sehr, dass sich gerade Jugendliche für sie interessieren, ihnen ihre Zeit, ihr Engagement und ihre Aufmerksamkeit schenken“, so Gudrun Becker, Geographie-Lehrerin am Schiller-Gymnasium. „Die Kinder machen durch die lebensnahe Vermittlung der Sprache schnell Fortschritte“, betont sie.

Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen.

Foto: © Robert Kneschke – fotolia.com


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Anders sein ist ganz normal: Buchtipp für Erstleser "EMMA und Prinz"

Erstleserbuch für Jungen und Mädchen

Cover "EMMA und PRINZ"

• Eine Kuh, die beim Klang der Kirchenglocken wie angewurzelt stehen bleibt, um an ihre Mama zu denken.
• Eine Kuh, der beim Duft eines Kuhfladens ganz schwindelig wird.
• Eine Kuh, die ihre Ohrmarke um den Hals und nicht am Ohr trägt.
• Eine Kuh, die ein Kuhklo auf der Wiese einrichten will,  um einer Fliegenplage zu entgehen.

Emma ist anders.
Das wusste sie schon, als sie als kleines Kälbchen von Bauer Henry mit der Milchflasche aufgezogen wurde. Noch heute schaut Emma neidisch zu den jungen Kälbern und ihren Müttern hinüber. Denn auch die saftigsten Wiesen, der sauberste Stall und der freundlichste Bauer des Münsterlands können ihr eines nicht ersetzen: ihre Mama!
Als ein Radfahrer vor Emmas Wiese stürzt und sein Navigationsgerät genau vor Emmas Füßen landet, hat Emma eine Idee. Gemeinsam mit Prinz, einem Hütehund auf unfreiwilligem Urlaub, macht sie sich auf den Weg Richtung Alpen, um ihre Mama zu suchen.

Die Geschichte von Emma und Prinz ist eine Geschichte über Freundschaft, Heimat und darüber wie es sich anfühlt, wenn man anders ist als die anderen.
Ein Thema, das viele Kinder bewegt: Die einen tragen teure Markenkleidung, die anderen Mode aus dem Billigladen. Die einen haben wohlhabende Eltern, die anderen sorgen sich jeden Tag um genügend Geld fürs Mittagessen. Die einen sind sportlich, die anderen werden immer als letzte im Sportunterricht gewählt. Die einen leben seit Generationen in Deutschland, die anderen sind erst vor kurzem zugezogen. Sich anders fühlen als die anderen: Das kennen Kinder nur zu gut!.

Das Buch ist für Grundschüler im Alter von sechs bis neun Jahren geschrieben und eignet sich insbesondere auch für Jungs!
EMMA und PRINZ hat 110 Seiten mit 40 farbigen Illustrationen und kostet 12,90€. ISBN 978-3-945067-01-7. Gibt es auch als E-BOOK!

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