2019

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KITA21 Fortbildungen für ganz Schleswig-Holstein

Kinder eignen sich bereits in frühen Jahren Wissen und Grundlagen für umweltbewusstes und verantwortliches Handeln an. Deshalb unterstützt die S.O.F. Save Our Future - Umweltstiftung mit KITA21 Kindertageseinrichtungen bei der Gestaltung lebendiger Bildungsarbeit zu zukunftsbedeutsamen Themen, wie Wasser, Energie, Ernährung, Abfall oder Konsum.

Seit Sommer 2019 ist die Bildungsinitiative "KITA21 - Die Klimaretter" für Kitas in ganz Schleswig-Holstein zugänglich. So finden seit September dreitägige KITA21-Grundlagenfortbildungen in Kiel und Lübeck statt und es gibt die Möglichkeit, individuelle Teamfortbildungen zu buchen. Sie erfahren in der Fortbildung, welchen Beitrag Ihre Kita zu einer klimafreundlichen und ressourcenschonenden Gesellschaft beitragen kann! Dabei entwickeln Sie, ganz konkrete Ideen für Ihren Kita-Alltag.

Broschüre zu BNE in Kitas "Erfolgreich starten"

Zusätzlich zu den KITA21-Fortbildungen hat das Sozialministerium eine Broschüre mit dem Titel „Erfolgreich starten. Handreichung zu Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in Kindertageseinrichtungen" publiziert. Sie wurde im Sommer 2019 an alle Einrichtungen in Schleswig-Holstein verschickt und ist als Ergänzung zu den Bildungsleitlinien zu verstehen. Die Broschüre ist als kostenloser Download erhältlich.


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Klecksen, Erfühlen, Welt entdecken

Ästhetische Bildung für Kinder unter drei Jahren

Kinder unter drei Jahren werden oft unterschätzt, was ihre Gestaltungsmöglichkeiten betrifft. Aber schon kleine Kinder sind Forscher und Künstler. Sie erfassen ihre Welt durch Experimentieren mit verschiedensten Materialien und schaffen so Denkstrukturen, auf die sie ihr gesamtes Leben lang zurückgreifen können. Sie erfahren Selbstwirksamkeit und erweitern ihre Handlungskompetenzen. Wie können wir Krippenkinder unterstützen, ihren Forscherdrang und ihr schier unerschöpfliches kreatives Potenzial weiterzuentwickeln? Hierfür die Rahmenbedingungen mit ansprechenden Materialien und Angeboten zu gestalten ist elementare Aufgabe der pädagogischen Fachkraft. Dabei liegt das Geheimnis einer fruchtbaren Begleitung im „Wie”. 

  • Was sind Ästhetik und Kreativität?
  • Welche Bedeutung hat ästhetische Bildung?
  • Wie gestalte ich ein Atelier in der Krippe?
  • Verschiedene Methoden kennenlernen und ausprobieren
  • Wertfreie Dokumentation
  • Rolle und Haltung der pädagogischen Fachkraft
  • Zusammenarbeit mit den Eltern

Bernadette Boos: Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, Diplom Figurenspielerin, Theaterpädagogin, Sprachtainerin, Performancekünstlerin, Sängerin, Trainerin für NLP, Gewaltprävention und Mobbingopfer- Intervention, Themen: Migrations- und Integrationsprojekte, Inklusion, Improvisationstheater, Entdecken und Erweitern kreativer Potenziale.

Ort: Robert Schuman Haus, Auf der Jüngt 1. 54293 Trier
Zeit: 21. bis 22. Oktober 2019 von 9:00 - 17:00 Uhr
Teilnahmegebühr: 236 Euro (Bitte mitbringen Materialkosten in Höhe von bis zu 9,- Euro werden vor Ort erhoben.)


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Flüchtlingskinder in die Gruppe integrieren

Der Begriff „Flüchtlingskinder“

Vorweg möchte ich noch klären, ob die Bezeichnung „Flüchtlingskinder“ nicht eine Stigmatisierung dieser Kinder bedeutet und die Bezeichnung „Kinder geflüchteter Menschen“ nicht sinnvoller wäre, wie es in Pädagogenkreisen manchmal diskutiert wird.

Meiner Meinung nach ist das „Wortklauberei“. Ich habe die betroffenen Personen selber gefragt und sie finden die Bezeichnung in Ordnung. Wir sollten uns darum kümmern, es den geflüchteten Menschen in Deutschland so angenehm wie möglich zu machen, uns um Ideen für Bildungsangebote kümmern, um Ideen zur Integration, statt stundenlang über Wortdefi nitionen zu diskutieren. Weniger Diskussion, mehr praktische Umsetzung durch Aktivitäten – das ist meine Devise. 

Hilfen beim Umgang mit fremden Werten, Gewohnheiten, Traditionen ...

Alle in der Kita werden zu WegbegleiterInnen der Kinder in ein neues, anderes Leben. Wir holen uns Informationen zu den Werten, Normen, Traditionen, welche die Kinder gewohnt sind. Andererseits ist es natürlich unser Ziel, dass sie sich an unsere Gesellschaft anpassen. Das geht nur gemeinsam mit den Eltern. Für sie ist es oft nicht leicht, mit dem Rollenbild der Frau in unserer Gesellschaft zurechtzukommen oder mit gewaltfreier Erziehung.

Wir müssen den Kindern Sicherheit geben, bei der Integration in eine Kita. Dazu gehört viel Wertschätzung auch für die Eltern. Folgende Aspekte sind für den Umgang der Kinder untereinander zu beachten:

  • Wir sollten die Kinder, die schon länger in der Kita sind, auf die neuen Kinder vorbereiten.
  • Wir sollten mit den Stärken der geflüchteten Kinder arbeiten.
  • Die Kinder, die in Deutschland aufgewachsen sind, können bereits besser Deutsch und haben bereits Kompetenzen erworben, welche die Flüchtlingskinder bisher nicht erwerben konnten, – daher sollten wir darauf achten, dass keine Minderwertigkeitskomplexe bei den Neuankömmlingen entstehen.
  • Kontaktkinder sollten sensibel mit den Ängsten der Flüchtlingskinder umgehen.
  • Situationen in denen Ängste entstehen können, sollten wir vermeiden.
  • Wir sollten möglichst viele Situationen schaffen, in denen Kinder mit- und voneinander lernen; je spielerischer, liebevoller und lustvoller diese Situationen gestaltet sind, umso besser.
  • Die Flüchtlingskinder sollten sich nicht unter Druck gesetzt fühlen.

Es macht einen Unterschied, ob ein Kind lachend, in der Gesellschaft anderer Kinder, gemütlich, mit vielen bunten Kissen, auf einem Teppich sitzt und „spielerisch“ mit Spaß lernt, oder ob es an einem Tisch sitzt und ernst dazu aufgefordert wird, eine Aufgabe zu erfüllen, und dabei vielleicht auch noch mit fremden Erwachsenen zu tun hat, statt mit Kindern. Nur wenn die Flüchtlingskinder sich wohlfühlen, lernen sie mit fremden Verhaltensweisen, Werten und Umgangsformen umzugehen.

Sprachförderung mit lustigen Klatsch- und Rhythmus- oder Bewegungsspielen ist etwas anderes, als nur nüchterne Arbeitsblätter zu bearbeiten und Begriffe für Bilder zu nennen. Manchmal ist auch der Wechsel zwischen beidem hilfreich.

Auf jeden Fall sind Orientierungshilfen in Form von Bildern sinnvoll, die überall in den Räumen hängen. Die Bezugspersonen für die Kinder sollten möglichst selten wechseln.

Wenn festangestellte pädagogische Fachkräfte mit den Kindern arbeiten und zusätzlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt werden, ist das eine andere Basis für die Kinder als diehohe Fluktuation im Bereich der ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Während der Eingewöhnungsphase sollten alle Situationen vermieden werden, die bedrohlich auf die Kinder wirken könnten. Außerdem sollte Druck vermieden werden. Es muss nicht sein, dass gleich mit rasanten Förderprogrammen gearbeitet wird. Die Kinder sollten die Möglichkeit bekommen, sich nach und nach einzugewöhnen. Man muss ihnen Zeit geben, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Möglichst viel sollten sie im Kontakt mit anderen Kindern lernen.

Kinder mit Fluchterfahrungen, haben oft Trennungsängste. Deshalb sollten wir die Eltern so lange in der Eingewöhnungsphase dabeisein lassen, bis die Kinder soweit sind, loslassen zu können. Damit die Eltern sich nicht langweilen, sollten sie einbezogen werden – dafür gibt es in der Kita viele Möglichkeiten, sodass wir durch die Eltern auch Hilfe und Unterstützung erfahren können. Ein großes Problem in den Unterkünften ist zudem die Langeweile, auch für die Eltern.

Ich habe erlebt, dass Mütter aus Syrien und Eritrea froh über die Möglichkeit waren, mit uns gemeinsam zu spielen, beim Sortieren der Spielsachen zu helfen, mitzusingen, den Tisch mit abzudecken, usw. Die Väter der Kinder waren mitunter froh, sich mit handwerklichen Arbeiten nützlich machen zu können.

Wenn die Flüchtlingskinder das Gefühl haben, wieder Kinder sein zu dürfen, und die Eltern das Gefühl haben, gebraucht zu werden, ist schon viel erreicht. Wenn wir dann selbst erleben, wie glücklich das die Kinder und ihre Eltern macht, bewirkt das auch etwas in uns selbst. Wir sind dann auch glücklich, ihnen dafür eine Brücke gebaut zu haben.

Kinder und Eltern brauchen in einem fremden Land das Gefühl akzeptiert zu werden. Manchmal erleben sie leider das Gegenteil.In öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Einkaufen … bei Begegnungen mit rechten Demonstranten vor ihrer Unterkunft. Wir sollten diesen Eindrücken, die Kinder und ihre Eltern verunsichern, etwas entgegensetzen.

Herausforderungen bei der Integration – Erwartungen

Arabische Eltern haben hohe Erwartungen an den Kindergarten und teilweise andere pädagogische Vorstellungen als deutsche Eltern. Sie glauben, dass Bildung sich aus hoher Leistung ergibt, die durch Anpassung erbracht wird. Sie möchten, dass Kinder brav ihre Aufgaben erfüllen und zweifeln daran, dass Selbstbildungsprozesse effektiv sind.

Fortschrittliche deutsche Pädagogen jedoch möchten, dass Kinder beim Lernen nicht unter Druck stehen. Wir haben also die Aufgabe, die Eltern mit ins Boot zu holen, ihnen bei ihrem Besuch in der Kita (auch tagsüber) zu zeigen, dass es bei Selbstbildungsprozessen nicht nur um die Aneignung von Lerninhalten geht, sondern auch um den Erwerb der Kompetenz, selbstständig zu lernen.

Häufig taucht die Frage auf, ob es okay ist, wenn Eltern ihre Kinder in der Kita in ihrer Muttersprache ansprechen. Dazu schreibt der Fortbilder und Autor Volker Abdel Fattah in seinem Buch „Flüchtlingskinder in der Kita“, dass man in solchen Momenten die Eltern um eine Rückübersetzung bitten sollte. Das Verhalten an sich solle aber akzeptiert werden. Fachkräfte sind auch oft unsicher, wie korrekt sie mit der deutschen Sprache umgehen sollten. Abdel Fattah ist der Meinung, dass die Begrenzung auf infinitive Verbformen nicht der Ausbildung einer guten Sprachkompetenz dient. Es sollten, ähnlich wie bei anderen Kindern mit Migrationshintergrund, die gleichen Regeln gelten. Oft stoßen Kita-Mitarbeiter bei der Arbeit mit Flüchtlingskindern an ihre sprachlichen Grenzen – deshalb ist es wichtig, offen miteinander über die Herausforderungen zu sprechen. Eine Kooperation mit Hochschulen ist nützlich. Dort gibt es Studierende mit eigenem Migrationshintergrund, die helfen können. Für die Betreuung der Kinder in Kitas gibt es verschiedene Modelle. Von mobilen Kitas bis zur Aufnahme in normale Kitas. Oft gibt es nicht genügend freie Plätze, da ja die deutschen Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz haben. Des Weiteren gibt es das Problem, dass Flüchtlingsfamilien oft keine staatliche Einmischung bei der Erziehung wünschen.

Das Ziel „Willkommenskitas“ zu schaffen, mit dem Hintergrund des Inklusionsgedankens, ist nicht einfach voranzubringen. Oft scheitert es an den begrenzten Möglichkeiten durch die Strukturen ringsherum, die Rahmenbedingungen. Darauf hat auch die Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung hingewiesen.

Eine kompetente Fachberatung der Träger sowie Coaching des betreuenden Personals sind nötig, damit die Kitas mit den Herausforderungen zurechtkommen können. 

Deutsche Kinder für die Situation der Flüchtlingskinder sensibilisieren

Es geht zwar in erster Linie darum, dass die Flüchtlingskinder Deutsch lernen, aber es geht auch darum, dass die deutschen Kinder ein Verständnis dafür aufbringen, wie diese Kinder sich fühlen, wenn alles fremd ist. Nur dann gelingt Integration. Was können wir tun, um die Situation der Flüchtlingskinder den Nichtflüchtlingskindern näherzubringen und diese dafür zu sensibilisieren?

Wir können gemeinsam mit den Kindern überlegen, in welchen Situationen sie sich schon einmal fremd gefühlt haben. Auch kleine Filme oder Bilderbücher helfen den Kindern, sich in die besondere Situation einzufühlen.

Sie verstehen dann, warum sich die Kinder bedroht gefühlt haben und warum es sie so geprägt hat, Bedrohung hautnah zu erleben. Nur durch dieses Verständnis können die Kinder auf die Situation der Flüchtlingskinder eingehen. Pädagogen sollen nicht nur die Kinder verstehen, sondern so auf die Kinder einwirken, dass das zunächst Fremde für sie vertraut wird und sie sich in die anderen Kinder einfühlen. Erst dann können auch Patenschaften funktionieren.

Rolle und Aufgaben der Erzieher bei der Integrationsarbeit in der Kita

Um reflektiert und professionell die Integration von Flüchtlingskindern in der Kita zu ermöglichen, sollten wir folgende Aspekte bedenken: 

BEI DER EINGEWÖHNUNG:

  • Wo können wir Informationen über die Herkunftsländer beschaffen?
  • Wie können wir uns mit anderen Kitas austauschen?
  • Gibt es die Möglichkeit der Beratung und Supervision?
  • Welche Materialien brauchen wir zusätzlich?
  • Was gibt den Kindern Sicherheit?

ZUR EIGENEN HALTUNG:

Jeder Pädagoge sollte seine eigene Haltung gegenüber Fremdem kritisch reflektieren:

  • Lassen wir uns von Vorurteilen beeinflussen?
  • Wie fühlen wir uns, wenn uns etwas fremd ist?
  • Wann und warum sind wir überfordert und wo holen wir uns Hilfe?
  • Wo setzen wir Grenzen und warum?
  • Was hat gut geklappt und wie bauen wir das aus?

Ganz wichtig ist eine wertschätzende Haltung den Kindern gegenüber:

  • positiv auf die Fortschritte achten
  • nicht defizitorientiert arbeiten
  • darauf achten, dass die Kinder selbstständig arbeiten
  • sie dabei begleiten, statt alles vorzugeben
  • darauf achten, dass Integrationsprozesse möglich werden, dass Kinder nicht allein für sich arbeiten, sondern in gemischten Teams
  • Konflikte aufgreifen und besprechen
  • Probleme sensibel wahrnehmen und an Lösungen arbeiten

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Schön, dass ihr da seid - Das Erzieherinnenbuch
NEUE Ideen für Bildungsaktivitäten mit Kindern aus Flüchtlingsunterkünften
Regina Grabbet
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548265
112 Seiten
12,95 €

Mehr dazu auf www.burckhardthaus-laetare.de

Für alle, die beruflich oder als freiwillige Helfer an der Integration von Flüchtlingskindern mitwirken, hat Regina Grabbet dieses praktische Sachbuch verfasst. Die erfahrene Praktikerin weiß, wo die Probleme in der Flüchtlingsarbeit stecken und wie Fachleute und Helfer damit gezielt umgehen können. Und sie weiß, dass Integration nur in der Gemeinschaft von Alteingesessenen und Neuankömmlingen geschehen kann. In diesem Buch erklärt Regina Grabbet viele umfangreiche Projekte, aber auch kurze Spiele und Experimente, die einen solchen Erfahrungsraum schaffen können. Sie gibt Tipps und Hintergrundinformationen für Helfer und Erzieherinnen, die direkt aus der Praxis kommen.


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Florina: Mit Fantasie, Geschick und Konzentration

Das fantasievolle und farbenfrohe Blumensteckspiel „Florina“ ist ein echter Klassiker. Die meisten kennen es wohl schon aus der eigenen Kindheit. Mit den bunten Blumenformen lassen sich ganz unterschiedliche Kreationen schaffen. Alle Teile sind miteinander kompatibel. Fantasie, Fingerspitzengefühl und Konzentration sind gefragt. Und diese lassen sich mit Florina auf diesem Weg bestens fördern. In der Geschenkdose sieht es nicht schön aus, sondern ist gleich immer gut verpackt. Das Steckspiel besteht aus Blütensternen, Blütenknöpfchen, Blättern und Stängeln.

Ab 3 Jahren

Inhalt/Material: ca. 200 Stück aus elastischem Kunststoff in der Klarsichtdose.

Maße: Dose 10,5 x 10,5 x 5,8 cm

UVP 9,50 €


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Emotionale Intelligenz Schritt für Schritt entwickeln

„Nur wer die Herzen bewegt, bewegt die Welt!“
Ernst Wiechert

Jedes Kind bringt bei der Geburt sein unverwechselbares Temperament als emotionale Anlage mit auf die Welt. Es ist das Startpaket für seine lange emotionale Karriere. Schritt für Schritt entwickelt das Kind die Vielfalt seiner emotionalen Fähigkeiten im alltäglichen Umgang mit seinen Eltern, seinen Geschwistern und den vielen Menschen aus seiner Umwelt, und zwar von frühester Kindheit an bis ins hohe Alter. Der emotionale Typus eines Kindes ist also angeboren; die Reifung zu einer emotional intelligenten Persönlichkeit jedoch ist sozial erworben. Erst aufgrund dieser einmaligen Mischung von Anlage und Umwelt entwickelt sich unsere Gefühlszentrale, das limbische System: von den überlebenswichtigen Basisfunktionen hin zu den höher entwickelten Fähigkeiten, die für unser komplexes soziales Miteinander erforderlich sind.

Emotionale Reaktionen sind sozial vermittelt

Da die meisten unserer emotionalen Reaktionen sozial vermittelt und somit individuell sind, gibt es für Eltern und Pädagogen viel zu tun. Denn wir alle müssen von klein auf lernen, unsere angeborenen Gefühle zu steuern, auf diejenigen unserer Mitmenschen zu reagieren und die Wertvorstellungen unserer Kultur zu respektieren. Gefühle bilden sozusagen die Gleise für den Zug des Lebens. Wenn sie in der Kindheit breit und stabil angelegt werden, dann ist ein Entgleisen sehr unwahrscheinlich.

Unsere Kinder brauchen im unsteten Fluss der gesellschaftlichen Veränderungen verlässliche Geländer. Wer glaubt, ein großes Wissensrepertoire allein reiche aus, um ihnen diese Sicherheit zu geben, der übersieht, dass zur Bildung im 21. Jahrhundert vor allem eine Schlüsselqualifikation gehört: emotionale Intelligenz. Ist diese gut ausgeprägt, so geht damit eine positive schulische Entwicklung einher. Umgekehrt bedeutet eine geringe emotionale Kompetenz jedoch einen Risikofaktor für die Schul- und Berufskarriere. Gefühle wirken demnach als Motor der geistigen Entwicklung eines Kindes.

Vernunft und Verstand sind eigebettet in die emotionale Struktur

Jeder Mensch meistert kritische Augenblicke, schwierige Phasen, gefährliche Versuchungen, dauerhafte Belastungen und ungünstige Lebensbedingungen umso besser, je ausgeprägter seine emotionale Intelligenz ist. Er vermag seine eigenen Gefühle und Reaktionen – ebenso wie die anderer – in verschiedenen Situationen einzuschätzen, zu handhaben und zu bewerten.

Die Hirnforschung lehrt uns heute, dass Vernunft und Verstand eingebettet sind in die emotionale Struktur des Menschen. Emotionale Reize wirken auf nahezu alle Bereiche der Großhirnrinde, die unsere Wahrnehmung und komplexen Denkabläufe steuert. Das limbische System bewertet und wägt alles, was wir tun, mit unserem emotionalen Erfahrungsschatz ab. Gedanken und Gefühle sind also im neuronalen Netzwerk eng miteinander verknüpft; sie funktionieren als ganzheitliche Einheit.

Den Umgang mit Gefühlen lernen 

Wer in seiner Kindheit und Jugend gelernt hat, mit seinen Gefühlen und denen seiner Mitmenschen umzugehen, der vermag sein geistiges Potenzial voll auszuschöpfen, ohne zum Spielball seiner Emotionen zu werden. Kinder und Jugendliche mit hoher emotionaler Intelligenz verfügen über ein stabiles Selbstwertgefühl, über Problemlösungsstrategien, über ein inneres Krisenmanagement, und vor allem kennen sie Alternativen zu Gewalt und Drogen, um sich selbst zu spüren.

Eines ist jedoch besorgniserregend: Immer mehr Kinder beziehen ihre Identität aus der Interaktion mit zahlreichen Medien. Fernab vom realen Leben stattet sie die virtuelle Welt mit der ersehnten Omnipotenz aus und schenkt ihnen Beachtung. In dieser – etwa in Chatrooms oder Spielen erworbenen – künstlichen Identität verbringen sie oftmals mehr Zeit als in ihrer realen.

Pädagogen im Wettkampf mit virtuellen Erziehungsagenten 

Im Wettkampf mit den virtuellen Erziehungsagenten, wie Fernsehen oder Computer, müssen wir Pädagogen mehr denn je den Respekt vor der Würde des Menschen, seine Fähigkeit zum Mitleid und seine emotionale Spannbreite im sozialen Miteinander fördern. Wir können uns nicht länger allein hinter den Strategien der Wissensvermittlung verschanzen und in Sachen Herzensbildung ein Ungenügend abliefern, während die Kinder orientierungslos nach starken Vorbildern suchen.

Das vielfältige Orchester der Gefühle braucht einen Dirigenten! Eine unserer wichtigsten Erziehungsaufgaben ist es, das Kind im Laufe seiner emotionalen Entwicklung zu einem kompetenten Dirigenten heranzubilden. Wir Eltern, Erzieher und Lehrer neigen oft dazu, dieses emotionale Wachstum als selbstverständlich, jede kleinste, neue Bewegung oder Wortschöpfung dagegen als Meilenstein in der kindlichen Entwicklung anzusehen …

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Charmaine Liebertz „Spiele zur Herzensbildung“. Herzensbildung bedeutet, die Entwicklung des Kindes zu einem offenen, stabilen Erwachsenen, der das Leben als ein Miteinander versteht. Emotionale Intelligenz und das Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotion sind der Schlüssel zu einem glückenden Leben. Mit zahlreichen leicht umsetzbaren Spielen, hilft Charmaine Liebertz, eigene Emotionen zu entdecken und soziale Kompetenzen aufzubauen und umzusetzen.

Charmaine Liebertz
Spiele zur Herzensbildung
Emotionale Intelligenz und soziales Lernen
80 Seiten, Broschur
ISBN: 978-3-944548-17-3
13,00 €