Bildung in der Krise: Nicht einmal jeder vierte Deutsche sieht Bildungssystem positiv
Laut einer internationalen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos wird das deutsche Bildungssystem von lediglich 23 Prozent der Bundesbürger als gut bewertet. 44 Prozent empfinden es als schlecht, während 32 Prozent neutral bleiben. In anderen Ländern wie Großbritannien zeigt sich ein umgekehrtes Verhältnis von Zufriedenen zu Unzufriedenen (47% positiv, 24% negativ).
57 Prozent der Deutschen glauben, dass sich das Bildungssystem seit ihrer Schulzeit verschlechtert hat, während nur 19 Prozent eine Verbesserung sehen. Diese Wahrnehmung teilen auch Bürger anderer europäischer Nationen. Zum Beispiel beklagen 72 Prozent der Franzosen, dass die Bildungsqualität abgenommen hat.
Interessanterweise äußern sich Eltern von derzeitigen Schülern positiver über das Bildungssystem als andere Befragte. In Deutschland halten 31 Prozent dieser Gruppe die Bildungsqualität für gut, obwohl der Anteil der negativen Meinungen leicht überwiegt (37%).
Die Antworten von Eltern zu Verbesserungen oder Verschlechterungen des Bildungssystems seit ihrer Schulzeit sind moderater als der Durchschnitt. 32 Prozent sehen eine Verbesserung, 43 Prozent eine Verschlechterung, und 22 Prozent sehen keine Veränderung.
Die größten Herausforderungen für das Bildungssystem aus deutscher Sicht sind veraltete Lehrpläne (41%) und überfüllte Klassenzimmer (40%). Die ungleiche Bildungszugangsmöglichkeit (27%) und mangelnde Lehrerausbildung (24%) folgen mit Abstand. Eltern teilen diese Ansichten größtenteils.
Hälfte der Befragten (50%) glaubt nicht, dass die meisten Bildungseinrichtungen in Deutschland über angemessene Ressourcen verfügen. Auch 41 Prozent der Eltern stimmen dieser Ansicht zu.
Obwohl die Mehrheit zustimmt, dass Lehrkräfte angemessen bezahlt werden (55%) und hart arbeiten (60%), sind nur 32 Prozent der Meinung, dass Lehrkräfte ausreichend Respekt erhalten. Unter den Eltern teilen 48 Prozent diese Ansicht. Im Vergleich dazu beträgt dieser Anteil in Irland 63 Prozent und in Spanien 59 Prozent. Nur 30 Prozent der Deutschen würden ihren Kindern den Lehrerberuf empfehlen, während es unter den Eltern 46 Prozent sind.
Für Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos, ist zudem besorgniserregend, dass nur 38 Prozent der Deutschen der Meinung sind, dass das Bildungswesen zur sozialen Gerechtigkeit im Land beiträgt, eine Mehrheit von 52 Prozent sieht das nicht so. „Dies steht im Widerspruch zur wichtigen Aufgabe des Schulsystems, Chancengleichheit zu gewährleisten und lässt auf einen zunehmenden Vertrauensverlust in demokratische Institutionen schließen. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen das deutsche Bildungssystem konfrontiert ist. Eine umfassende Diskussion und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungsqualität sowie zur Stärkung des Vertrauens und der Akzeptanz des Schulwesens sind dringend erforderlich“.
Methode
Dies sind die Ergebnisse einer Ipsos-Umfrage in 29 Ländern, die vom 23. Juni bis 7. Juli 2023 unter 23.248 Erwachsenen im Alter von 21 bis 74 Jahren in Indonesien und Singapur, 20 bis 74 Jahren in Thailand, 18 bis 74 Jahren in den Vereinigten Staaten, Kanada, Irland, Malaysia, Südafrika und der Türkei sowie 16 bis 74 Jahren in den restlichen Ländern über die Online-Umfrageplattform Global Advisor von Ipsos durchgeführt wurde.
Die Stichprobe für jedes Land besteht aus ca. 1.000 Personen in Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Spanien und den USA sowie aus ca. 500 Personen in Argentinien, Belgien, Chile, Indien, Indonesien, Irland, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, den Niederlanden, Peru, Polen, Rumänien, Südafrika, Südkorea, Schweden, Thailand, der Türkei und Ungarn.
Die Stichproben in Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Schweden, Spanien, Südkorea, Ungarn und den USA können als repräsentativ für die allgemeine erwachsene Bevölkerung dieser Länder unter 75 Jahren angesehen werden.
Die Stichproben in Brasilien, Chile, Indien, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Peru, Südafrika, Thailand und der Türkei sind städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Allgemeinbevölkerung. Die Umfrageergebnisse für diese Märkte sollten so betrachtet werden, dass sie die Ansichten des "vernetzteren" Teils der Bevölkerung widerspiegeln.
Die Daten sind so gewichtet, dass die Zusammensetzung der Stichprobe in den einzelnen Märkten das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den jüngsten Volkszählungsdaten am besten widerspiegelt.
Der globale Durchschnitt spiegelt das durchschnittliche Ergebnis aller Länder und Märkte wider, in denen die Umfrage in diesem Jahr durchgeführt wurde. Er wurde nicht an die Bevölkerungsgröße der einzelnen Länder oder Märkte angepasst und soll nicht auf ein Gesamtergebnis hinweisen.
Wenn sich die Ergebnisse nicht auf 100 summieren oder die "Differenz" um +/-1 mehr/weniger als das tatsächliche Ergebnis zu sein scheint, kann dies auf Rundungen, Mehrfachnennungen oder den Ausschluss von "weiß nicht" oder "keine Angaben" zurückzuführen sein.
Die Genauigkeit der Online-Umfragen von Ipsos wird anhand eines Glaubwürdigkeitsintervalls berechnet, wobei eine Umfrage mit 1.000 Teilnehmern auf +/- 3,5 Prozentpunkte und mit 500 Teilnehmern auf +/- 4,8 Prozentpunkte genau ist.
Über Ipsos
Ipsos ist eines der größten Markt- und Meinungsforschungsunternehmen der Welt mit mehr als 18.000 Mitarbeitenden und starker Präsenz in 90 Ländern. 1975 in Paris gegründet, wird Ipsos bis heute von Forscher:innen geführt. In Deutschland sind wir mit über 500 Mitarbeitenden an fünf Standorten präsent: Hamburg, Berlin, München, Frankfurt und Nürnberg.
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Wir haben die große Bandbreite unserer Lösungsansätze in 18 Service Lines zusammengefasst und unterstützen damit über 5.000 Kunden weltweit.
Ipsos ist seit dem 1. Juli 1999 an der Euronext in Paris notiert. Das Unternehmen ist Teil des SBF 120 und des Mid-60 Index und hat Anspruch auf den Deferred Settlement Service (SRD).
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