Wir brauchen einen Kita-Digitalpakt! Bildungsakteure appellieren an Bundespolitik

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Die Digitalisierung hat in den letzten beiden Jahrzehnten unser Leben und unsere Art zu arbeiten stark verändert. Auch unsere Kinder wachsen heute anders auf – digitale Medien sind in ihren Elternhäusern, bei Verwandten und in den Familien ihrer Freundinnen und Freunde allgegenwärtig. Umso wichtiger wird es, dass der verantwortungsbewusste, kreative und forschende Umgang damit auch in der Kita eine größere Rolle spielt. Der deutschlandweit aktive Kita-Träger FRÖBEL, die Stiftung Haus der kleinen Forscher und der Didacta-Verband haben deshalb beim gestrigen 11. Plenum Frühpädagogik in Berlin einen bundesweiten Digital-Pakt für Kitas gefordert. Jetzt richten sie gemeinsam einen entsprechenden Appell an die Bundespolitik.

Denn das digital gestützte Lernen und Entdecken fehlt in vielen Bildungsplänen. Und auch die Digitalisierung des Kita-Managements und der pädagogischen Dokumentation zur Entlastung der Fachkräfte ist vielerorts nicht vorgesehen. Und in den Kita-Finanzierungssystemen der meisten Bundesländer werden aktuell weder digitales Equipment und notwendige Softwarelösungen noch Fort- und Weiterbildung dazu berücksichtigt. 

Deutschland braucht einen DigitalPakt Kita – jetzt!

Um der Dringlichkeit und dem enormen Handlungsbedarf bei der Digitalisierung in Kitas Nachdruck zu verleihen, appellieren die bundesweit tätigen Bildungsakteure gemeinsam an die Bundespolitik. In drei zentralen Forderungen fassen sie ihre Positionen zu einem DigitalPakt Kita zusammen. Die Unterzeichnenden sind Deutschlands größte Fortbildungsinitiative Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, Deutschlands größter freigemeinnütziger Träger von Kinderkrippen, Kindergärten und Horten, FRÖBEL e. V., sowie der Didacta Verband e. V., Verband der Bildungs-wirtschaft und ideeller Träger der didacta, der größten Bildungsmesse in Europa. 

 Die drei zentralen Forderungen für einen DigitalPakt Kita betreffen: 

1. KOMPETENZ Bundesweiter Zugang zu Fortbildungsangeboten für pädagogische Fach-kräfte, für einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Kontext guter Lernbegleitung in der Kita. Digitale Geräte sind, wie Stift, Papier oder eine Lupe, unterstützende Hilfsmittel beim entdeckenden und forschenden Lernen. 

2. ANERKENNUNG Kitas müssen als elementare Bildungseinrichtungen formal Teil des Bildungswegs werden. Wie die Schulen müssen sie mit digitalen Medien für einen sinnvollen Einsatz in der Bildungsarbeit ausgestattet werden. Hierzu gehört auch die Überarbeitung der Bildungspläne. 

3. AUSSTATTUNG Das Management von Kitas und Trägern muss deutlich stärker digitalisiert werden, um insbesondere Leitungskräfte zu entlasten. Das betrifft klassische Verwaltungsprozesse ebenso wie Fortbildungen und die Dokumentation der pädagogischen Arbeit. Das macht die Ausstattung von allen pädagogischen Fachkräften mit einem digitalen Endgerät wie Laptop oder Tablet notwendig. 

Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“: 

„Wir müssen mehr frühe Bildung wagen, in der digitale Medien ganz selbstverständlich Teil des Werkzeugkoffers z. B. beim Entdecken und Forschen sind. Verpassen wir heute die Chancen einer guten frühen Bildung, haben wir morgen das Nachsehen in der Schule, bei der Besetzung von Stellen und im gesellschaftlichen Zusammenhalt. 

Für die Qualität der Bildungsarbeit braucht es qualifizierte pädagogische Fachkräfte. Es ist Aufgabe der Politik, neben Schulen auch die Einrichtungen der frühkindlichen Bildung im Umgang mit den rasanten digitalen Veränderungen zu stärken!“ 

Stefan Spieker, Geschäftsführung FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH

„Wir brauchen einen Perspektivwechsel, wenn wir Kitas wirklich als Bildungs-einrichtungen verstehen wollen. Digitale Medien und ein verantwortungsbewusster Umgang damit werden in allen Bildungsstufen als selbstverständlich angesehen und gefördert, nur in der frühen Bildung nicht. In den Kita-Finanzierungssystemen der meisten Bundesländer werden aktuell weder digitales Equipment und notwendige Softwarelösungen noch Fort- und Weiterbildung dazu berücksichtigt. Das muss sich ändern!“ 

Prof. Dr. Julia Knopf, Vorstandsmitglied Didacta Verband e. V.: 

„Digitale Technik, sinnvoll eingesetzt, bereichert den organisatorischen Alltag in der Kita, optimiert die Zusammenarbeit zwischen Trägern, Leitung, Team und Familien und erweitert die Lern- und Erfahrungswelt der Kinder. Konzepte, zum Einsatz digitaler Medien in der Bildungspraxis, IT-Infrastrukturen, technische Ausstattung und Support – das brauchen Kitas jetzt!" Digitalisierung fängt nicht erst in der Schule an. Begegnen wir den aktuellen Herausforderungen im Bildungsbereich und starten mit dem DigitalPakt Kita dort, wo der Bildungsweg beginnt – in der Kita. Kindertagesstätten sind elementare Bildungsorte, in denen Kinder früh lernen, die nötigen Kompetenzen für das 21. Jahrhundert zu entwickeln: Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken – alles zentrale Bausteine auch für das Demokratieverständnis. Die Kompetenz für einen sicheren Umgang mit digitalen Medien gehört dazu (Art. 17 der UN-Kinderrechtskonvention). Die digitale Transformation bietet uns die Chance, Kitas als die grundlegenden Bildungsorte anzuerkennen, in denen Pädagoginnen und Pädagogen die Kinder fit für die Zukunft machen.

Gemeinsam für eine Zeitenwende dort, wo Zukunft beginnt – in der Kita. 

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