Wie Eltern ihre Kinder zum Schulstart bestärken und Glücksmomente schaffen

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In wenigen Wochen steht für viele Kinder mit der Einschulung ein aufregender und lebensverändernder Abschnitt vor der Tür. Kinder bewegen sich rund um den Schulstart zwischen Freude und Furcht, Selbstzweifel und Motivation, neuen Freunden und unbekannten Autoritätspersonen. Nicht nur die Kinder erwartet eine ereignisreiche Zeit voller neuer Eindrücke, sondern auch ihre Eltern. Sie wünschen sich eine glückliche Grundschulzeit, in der die individuelle Entwicklung ihrer Lieben im Mittelpunkt steht. Wie Eltern den Schulstart ihrer Kinder emotional gut und unterstützend begleiten, wissen Felix Brosius, Kinderbuchautor und Gründer des SmartGenius Verlags, und Tina Malti, Direktorin des Leipziger Forschungszentrums für frühkindliche Entwicklung und Trägerin der Alexander von Humboldt-Professur für Kindesentwicklung und Gesundheit an der Universität Leipzig.

1. Jeder Mensch hat andere Stärken

Der Schulalltag bringt neue Tagesstrukturen, striktere Regeln und Aufgaben mit sich – das steigert Leistungsdruck sowie sozialen Vergleich. Das Gefühl, nicht so gut wie andere zu sein, nagt am Selbstbewusstsein vieler Kinder. Tina Malti weiß, wie wichtig es ist, den Nachwuchs gerade zu Beginn der Schulzeit in seinen positiven Charaktereigenschaften zu bestärken: „Jedes Kind hat seine eigenen und individuellen Stärken – diese sind alle gut und wichtig.“ Die Entwicklungspsychologin rät Eltern an dieser Stelle, in den direkten Dialog zu gehen. „Kinder müssen sich ihrer Stärken bewusst werden. Eltern nehmen dabei eine unterstützende Funktion ein: Sie fragen die Kinder nach ihren Stärken und helfen ihnen dabei, viele Antworten zu finden. Jeden Tag ermuntern sie ihren Nachwuchs dazu, sich aktiv eigene positive Eigenschaften vor Augen zu führen und diese in der Schule auszuleben.“

2. Erfolgserlebnisse sichtbar machen

Menschen, ob groß oder klein, neigen von Natur aus dazu, Negatives vor dem Positiven zu verinnerlichen. Vor schlechten Erfahrungen bleiben Kinder in der Schule nicht verschont. Tina Malti liefert einen Tipp dafür, wie positive Erlebnisse langfristig sichtbar bleiben: „Um Erfolgserlebnisse festzuhalten, hilft es, sich einen Zeitraum abzustecken. Dieser kann einige Tage oder einige Wochen dauern. In dieser Spanne nehmen sich Eltern und Kind täglich 10 Minuten Zeit dafür, Dinge zu besprechen, die am jeweiligen Schultag gut gelaufen sind und Spaß gemacht haben.“ Wichtig ist, dass diese Erfolgserlebnisse festgehalten werden: entweder durch die Aufzeichnung des Gesprächs oder spielerisch durchs Malen oder Schreiben. „Das Konservieren von Glücksmomenten ermöglicht es Kindern, sich auch an schlechten Tagen auf die guten Momente zu konzentrieren. Mit diesem Vorgehen können Eltern ihrem Nachwuchs handfeste Beweise für ihre positiven Gedanken zum Thema Schule vorlegen und der Negativität entgegensteuern“, erklärt die Direktorin des Leipziger Forschungszentrums für frühkindliche Entwicklung.

3. Bestärkung durch Achtsamkeitsübungen

Das Thema Schule baut häufig Druck auf und führt unterbewusst zu einer gewissen Erwartungshaltung seitens der Eltern. So simpel es auch klingt: „Eltern sollten ihrem Kind täglich die Bestätigung geben, dass sie es so lieben, wie es ist. Und das unabhängig davon, was in der Schule passiert. Gemeinsame Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen helfen bei der Umsetzung und lassen die Familie für einen kurzen Moment zusammen und zur Ruhe kommen.“ Die Expertin rät, das ganze spielerisch aufzuziehen: „Hier reichen wenige Minuten gemeinsame Entspannung. Ein drei minütiges Achtsamkeitsvideo oder einige Minuten so zu tun, als wären alle Familienmitglieder Schildkröten, die zusammensitzen und langsam atmen.“

4. Individualität schafft Selbstbewusstsein

Die Identitätsentwicklung nimmt zum Zeitpunkt der Einschulung nochmal an Fahrt auf. Zwischen Gruppendynamiken und Vorgaben fällt es insbesondere jungen Menschen schwer, sich selbst zu finden. Felix Brosius, Gründer des SmartGenuis Verlag, machte es sich mit dem Glücksbuch zur Aufgabe, das Individualitätsgefühl von Kindern zu stärken. Spielerisch und personalisiert lernen sie, dass das eigene Glück keinem Weg folgt außer dem eigenen. „Kinder suchen oft bei Erwachsenen nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Eltern neigen häufig dazu, die Auffassungsgabe und Logik ihres Nachwuchses zu unterschätzen oder nicht sonderlich ernst zu nehmen“, so Brosius. Um der jüngeren Generation ihren ganz eigenen Platz finden zu lassen, ohne dieser die eigenen Ansichten aufzuzwängen, rät der Verlagsgründer dazu, mit Kindern über die Welt sprechen, anstatt ihnen diese mit erhobenem Zeigefinger zu erklären: „Das Elternhaus sollte ein positives Individualitätsverständnis mitgeben: Tue da, was dich glücklich macht, mit Menschen, die du magst.“

5. Neugierde nicht im Keim ersticken

Der Ort des Wissens weckt Interessen und fordert heraus. Dies als was Positives beizubehalten, entpuppt sich schnell als Drahtseilakt. „Kinder erleben ihren Alltag als Abenteuer und zu einem solchen gehört es, viele Dinge nicht sofort zu verstehen. Ein unbekanntes Wort oder ein noch unentdecktes Thema hier und da stellt also keine Hürde dar, sondern löst im Gegenteil Neugierde bei Kindern aus“, führt Brosius aus. Die Wissbegierde der Kleinen gilt es schon direkt zu Schulbeginn aufrecht zu erhalten. „Frust entwickelt sich beim Lesen und Lernen schnell zum größten Gegner, wenn etwas nicht direkt auf Anhieb klappt. Wichtig ist es, dass Eltern ihren Kindern Pausen geben.“ Auch hier zahlt es sich aus, den Kleinen immer wieder vor Augen zu führen, was sie schon gelernt haben, anstatt auf Unwissenheit und Fehlern herumzureiten – das schwächt die Motivation immens.

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