Sieben Tipps für die finanzielle Bildung von Kindern
Sieben Tipps für die finanzielle Bildung von Kindern
Anlässlich des Weltmädchentags am 11. Oktober startet die SOS-Kinderdorf-Stiftung eine Ratgeberserie mit Tipps zur finanziellen Bildung von Kindern. „Gerade die Kindheit prägt unseren Umgang mit Geld entscheidend und für unser späteres Leben ist finanzielle Bildung wichtig“, sagt Petra Träg, Geschäftsführerin der SOS-Kinderdorf-Stiftung. „Nicht nur, aber gerade auch für Mädchen.“ Dass Frauen weniger verdienen und häufiger von Altersarmut betroffen sind als Männer, ist mittlerweile hinreichend bekannt. Studien zeigen auch, dass Frauen sich in puncto Finanzanlage weniger zutrauen und – oft zu Unrecht – denken, sie wüssten weniger als Männer[1]. Kein Wunder, dass sie bei der Geldanlage risikoaverser sind und letztlich deutlich weniger vermögend. Sieben Tipps für Eltern, wie sie ihren Kindern und speziell auch ihren Töchtern wichtiges Wissen und Fähigkeiten rund um das liebe Geld vermitteln können: „Wir müssen lernen, über Geld zu reden, denn unsere Rechnungen zahlen sich nicht von alleine und auch der Vermögensaufbau beginnt nicht von selbst“, sagt Petra Träg.
1. Offen sprechen
Über Geld zu sprechen, sollte in der Familie normal sein. Das Thema ist zu wichtig, um es zu tabuisieren. Was uns vielleicht daran hindert, offen zu reden, ist die Angst vor der Frage nach unserem Verdienst. Wenn wir aber über das Budget sprechen, das für die monatlichen Ausgaben der Familie zur Verfügung steht, wird das Thema für Kinder greifbarer. Und wir können leichter auf Fragen antworten, wie: Warum kaufst Du mir diese Turnschuhe nicht? Warum haben wir kein Cabrio? Warum bekomme ich keinen Reitunterricht? Beantworten Sie die Fragen ihrer Kinder offen und altersgemäß. Achten Sie gleichzeitig darauf, Ihren Nachwuchs nicht zu überfordern, wenn Sie finanzielle Sorgen haben.
2. Wissen vermitteln
Erklären Sie im Alltag, wie Sie Rechnungen begleichen, Steuern zahlen, Kaufentscheidungen abwägen und warum die Kreditkarte kein unendlicher Geldquell ist. Planen Sie gemeinsam, zum Beispiel das Urlaubsbudget: Was können wir uns leisten? Wird es der kürzere Urlaub im Hotel oder der längere im Zelt? Wie viel müssen wir zurücklegen? Das ist nicht peinlich, sondern weckt das Interesse ihrer Kinder an Finanzthemen. Geld ist für kleinere Kinder noch zu abstrakt, ebenso die Wertigkeit, deshalb helfen Vergleiche wie: Das kostet so viel wie die Lebensmittel für einen ganzen Monat. Sprechen Sie mit älteren Kindern über ökonomische Begriffe wie Inflation oder Zinsen. Warum kostet die Pizza jetzt mehr als früher? Warum kaufe ich das neue Handy nicht auf Raten? Wenn Sie sich schwertun, verständliche Erklärungen zu finden: Es gibt mittlerweile viele gute Bücher für Kinder und Teenager zum Thema Geld.
3. Mit dem Taschengeld haushalten
Überlassen Sie Ihren Kindern die Verantwortung für ihr Taschengeld. Das hilft ihnen, den Zusammenhang zwischen ihrem Handeln und den finanziellen Konsequenzen zu verstehen. Bringen Sie ihnen bei, sich langfristige finanzielle Ziele zu setzen und einen festen Betrag ihres Taschengeldes zu sparen. Damit wird für Kinder deutlich, dass sie sich zwischen vielen Wünschen entscheiden, dass sie priorisieren müssen. Und sie lernen, zu warten. Ermutigen Sie sie aber auch, ein Taschengeldbuch zu führen, um sich bewusst zu werden, wofür sie ihr Geld ausgeben.
4. Verhandeln lernen
Bringen Sie Ihren Kindern und speziell auch Töchtern bei, zu verhandeln. Zum Beispiel das Taschengeld oder auf dem Flohmarkt. So lernen sie, dass Verhandlungen nicht nur normal, sondern auch notwendig und wichtig sind. Sie sind ein Ausdruck unterschiedlicher Interessen und können sogar Spaß machen. Früh übt sich, wer später mal verdienen möchte, was sie oder er auch wirklich verdient.
5. Klug konsumieren
Lehren Sie die Kunst der klugen Auswahl. Vergleichen Sie gemeinsam Preise. Finden Sie Alternativen: Diese Zeitschrift kann ich in der Stadtbücherei ausleihen. Eine Pizza nach eigenem Gusto zu belegen, macht mehr Spaß, als sie zu bestellen.
6. Geld verdienen
Selbst Geld zu verdienen, fühlt sich gut an. Das können Mädchen und Jungs schon von klein auf lernen. Zum Beispiel, indem sie etwas auf dem Flohmarkt verkaufen. Später können sie Zeitungen austragen oder jüngeren Kindern Nachhilfe geben. Ermutigen Sie sie, kreative Ideen zu entwickeln. Selbstverdientes Geld hat einen anderen Stellenwert als Taschengeld. Es macht stolz und meist überlegen Kinder genau, was sie davon kaufen. Und sie lernen, dass sie zu größeren Wünschen beitragen können.
7. Investitionen verstehen
Ihre Tochter hat einen Comic gezeichnet und möchte ihn auf dem Gemeindeflohmarkt verkaufen? Erklären Sie ihr, dass sie mehr verdienen kann, wenn sie nicht das Original verkauft, sondern in Farbkopien investiert und jede Kopie individuell beschriftet. Anhand von Spielen wie Monopoly können auch kleinere Kinder lernen, wie aus wenig Geld mehr Geld werden kann. Sobald ihr Nachwuchs etwas älter ist, sollten Sie darüber sprechen, wie Aktien, Anleihen und andere Anlageinstrumente funktionieren. Sie wissen es selbst nicht so genau? Eine gute Gelegenheit, um zusammen nachzulesen. Wir Deutschen sind nicht so gut darin, ertragreich Vermögen aufzubauen[2]. Das muss in Zukunft für unsere Kinder nicht gelten.
Über die SOS-Kinderdorf-Stiftung
Die SOS-Kinderdorf-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts. 2003 vom SOS-Kinderdorf e. V. gegründet, ist ihr Ziel, die SOS-Kinderdorf-Arbeit im In- und Ausland nachhaltig zu unterstützen. Die Mittel des Stiftungskapitals kommen jährlich benachteiligten Kindern und Jugendlichen sowie Menschen mit Behinderung zugute.