Deutschen Jugendliteraturpreises 2021: Kinder gestalten ihre Welt

Deutscher Jugendbuchpreis
Mutige Heldinnen und Helden und unkonventionelle Problemlösungen – damit warten die prämierten Bücher des Deutschen Jugendliteraturpreises 2021 auf. Die diesjährigen Siegertitel zeigen die kindliche Perspektive auf und in die Welt – unvoreingenommen und wertneutral – und ermutigen mit autonomen Protagonistinnen und Protagonisten zu kreativen Problemlösungen. Diese Bücher sind auch für kleinere Kinder spannend.
 

Sieger in der Sparte Bilderbuch ist Unsichtbar in der großen Stadt (Aladin) des kanadischen Autors und Illustrators Sydney Smith, in Bernadette Otts Übersetzung aus dem Englischen. Voller verborgener Andeutungen erzählt es die Geschichte eines Kindes, das an einem Wintertag allein durch die Großstadt streift. Dabei spricht es mit einem rätselhaften "Du", das sich den Lesenden erst am Ende des Buches erschließt. Virtuos nutzt Smith eine Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten und erschafft eine Atmosphäre, die man mit allen Sinnen wahrzunehmen scheint.

Als bestes Kinderbuch überzeugte Marianne Kaurins vielschichtiger Roman Irgendwo ist immer Süden (Woow Books). Während ihre Mitschülerinnen und Mitschüler großartige Reiseziele ansteuern, verbringen Vilmer und Ina die Sommerferien in ihrer Sozialsiedlung. Doch durch die Entdeckung eines geheimen Ortes gelingt es den beiden, sich ihren eigenen "Süden" zu zaubern. Eindrucksvoll wird das kindliche Spiel als autonomer Zwischenraum inszeniert, in dem die Kinder wachsen und für die Realität gestärkt werden. Franziska Hüther hat die sensible Sprache und den doppelbödigen Humor aus dem Norwegischen übertragen.

Gewinner beim Sachbuch ist 100 Kinder (Gabriel) von Christoph Drösser, illustriert von Nora Coenenberg. Mit den titelgebenden 100 Kindern beleuchten die beiden exemplarisch das Leben und die Lebensumstände der rund zwei Milliarden Kinder weltweit, benennen Unterschiede und Gemeinsamkeiten, sprechen Probleme und Ungerechtigkeiten an und wissen Kurioses zu berichten. In einer klug abgestimmten Kombination aus Texten, Illustrationen und Infografiken regt das Gedankenexperiment zum Hinterfragen an, lässt staunen und macht neugierig auf die Welt und ihre jüngsten Bewohnerinnen und Bewohner.

Über den Deutschen Jugendliteraturpreis

Stifter des Deutschen Jugendliteraturpreises ist das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ausrichter der Arbeitskreis für Jugendliteratur. Die Auszeichnung wird seit 1956 für herausragende Kinder- und Jugendbücher vergeben und ist mit insgesamt 72.000 Euro dotiert. Bis auf den Sonderpreis Gesamtwerk in Höhe von 12.000 Euro sind alle weiteren Auszeichnungen mit einem Preisgeld von 10.000 Euro verbunden. Zudem erhalten alle Preisträgerinnen und Preisträger eine Skulptur: die bronzene Momo.

Zurück