Stottern im Vorschulalter

Von den rund 4.000 Ratsuchenden, die sich jährlich an die BVSS (Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V.) wenden, haben zahlreiche Fragen zur sicheren Erkennung von Stottern. Hilfesuchende sind dabei meist Familienangehörige und ErzieherInnen, aber auch Lehrkräfte. Da Stottern in der breiten Zeitspanne zwischen 2 und 5 Jahren auftreten kann, kommt der Beobachtung des sozialen Umfeldes bei der Effektivität der Erkennung von Stottern eine besondere Bedeutung zu. Erst mit einer sicheren Früherkennung des sozialen Umfeldes ist sekundäre Prävention erst möglich.

Je früher Stottern erkannt wird, umso früher können chronifizierende und das Stottern stabilisierenden Bedingungen im sozialen Umfeld (Elternhaus, Kindergarten, Schule) vermieden werden (sekundäre Prävention). Ebenso kann bei einem frühen Erkennen entsprechend frühzeitig ein Therapiebedarf geprüft werden. Ein bedeutender Punkt, denn bei frühen direkten Therapien des Stotterns wurden Remissionsraten von über 90 % nachgewiesen.

Kindergartenzeit
Über Stottern sprechen

Es ist generell wichtig, das nähere familiäre Umfeld über Stottern zu informieren, denn auch Großeltern, Tagesbetreuung und Freunde können verständlicherweise zunächst unsicher sein, wie sie sich Ihrem stotternden Kind gegenüber verhalten sollen. Leider wird auch bei der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern das Thema Stottern bisher meist nur ansatzweise behandelt. Es empfiehlt sich daher, von Anfang an offen zu sprechen und die KiTa mit Informationen zu unterstützen.

Kein Grund, sich zu verstecken
Gut informiert kann das KiTa-Team auch besser auf die Reaktionen der anderen Mädchen und Jungen eingehen, falls sie zum Beispiel über das Stottern lachen oder Ihr Kind deswegen hänseln. Solche Situationen werden wahrscheinlich entstehen, denn Kindern erscheint Stottern zunächst „komisch“, manche glauben auch an Vorurteile wie „Wer stottert ist dumm!“. Meist beruhen diese Reaktionen auf Unwissen, so dass mit sachlichen Informationen darüber, was Stottern ist und was es nicht ist, Abhilfe geschaffen werden kann. Darüber hinaus spielt aber auchdie innere Haltung eine bedeutende Rolle. Wenn Eltern offen zum Stottern Ihres Kindes stehen, leben sie ihm vor, dass es keinen Grund gibt, sich für das Stottern zu schämen. Sie zeigen Ihrem Kind, dass sie es akzeptieren wie es ist und stärken so sein Selbstwertgefühl.

Das Prinzip der Offenheit gilt selbstverständlich auch umgekehrt: Wenn Erzieherin oder Erzieher vermuten, dass ein Kind stottert, sollten sie Ihrer eigenen Sensibilität für die Sprechentwicklung von Kindern ruhig vertrauen und die Eltern darauf ansprechen. Es gibt Situationen und Phasen, in denen das Stottern mal weniger und mal mehr auftritt. So kann es sein, dass Eltern die Sprechunflüssigkeiten ihres Kindes bisher nicht bemerkt haben. Oder sie vertrauen darauf, dass das Stottern „von selbst“ wieder aufhört. Erzieher/innen sollten die Eltern ruhig darin bestärken, sich über Stottern zu informieren und für ihr Kind frühzeitig einen Beratungstermin bei einer auf Stottern spezialisierten Therapiepraxis zu vereinbaren.

Hilfe für Erzieher/Innen Es ist wichtig und hilfreich, dass  enge Bezugsperson für Kind und Eltern gut über Stottern und den Umgang damit Bescheid wissen. Die verschiedenen Angebote der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V. helfen dabei:

Flyer und Broschüren – ein guter Einstieg ist zum Beispiel die Broschüre „FAQ – Was Sie schon immer über Stottern wissen wollten“. Es können größere Stückzahlen zur Auslage oder Verteilung bestellt werden.

Individuelle Fachberatung
– bei persönlichen Fragen, zum Beispiel wie man sich einem stotternden Kind gegenüber verhalten sollen

Literatur und Filme
– der zur BVSS gehörende Demosthenes-Verlag ist der Fachverlag zum Thema Stottern. Hier findet man unter anderem Kinder- und Bilderbücher, die sich auch für den Einsatz in KiTa oder KiGa eignen.

Literatur Tipp:  Ratgeber Mein Kind stottert – was nun? Ratgeber für Eltern
Das Standardwerk – aktuell, informativ, praxisnah
Artikel-Nr: ISBN 978-3-921897-56-0
Inhalt: Was ist Stottern? Wie kann ich meinem Kind helfen? Wann ist professionelle Hilfe gefragt? Was für Behandlungsformen gibt es? Antworten auf genau diese Fragen gibt der neue Ratgeber „Mein Kind stottert – was nun?“. Er ist damit ein wertvoller Begleiter für Mütter, Väter und Erzieher/innen,
Basierend auf der langjährigen Beratungserfahrung der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e. V., zeichnet der Elternratgeber sich durch seine Praxisnähe aus. Erfahrene Expertinnen geben konkrete Tipps und stärken die Handlungskompetenz der Leser/innen im Umgang mit Stottern bei Kindern.

Wie Sie im Vorfeld helfen können
Wenn Sie als Erzieherin oder Erzieher vermuten, dass ein Kind stottert, sollten Sie Ihrer eigenen Sensibilität für die Sprechentwicklung von Kindern ruhig vertrauen und die Eltern darauf ansprechen. Es gibt Situationen und Phasen, in denen das Stottern mal weniger und mal mehr auftritt. So kann es sein, dass Eltern die Sprechunflüssigkeiten ihres Kindes bisher nicht bemerkt haben. Oder sie vertrauen darauf, dass das Stottern „von selbst“ wieder aufhört. Bestärken Sie die Eltern ruhig darin, sich über Stottern zu informieren und für ihr Kind frühzeitig einen Beratungstermin bei einer auf Stottern spezialisierten Therapiepraxis zu vereinbaren.

Mehr Infos unter www.bvss.de

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