GemüseAckerdemie: Mit der Ernte am eigenen Marktstand – die Kita Oberlin zeigt, wie es geht

Andrea Kukuk / Kita Oberlin

Seit 2018 baut die ev. Kita Oberlin der Matthäus-Gemeinde aus Berlin-Steglitz mit dem Bildungsprogramm GemüseAckerdemie eigenes Gemüse an. Kita-Erzieherin Andrea Kukuk und die Kinder wussten in den letzten drei Jahren nicht mehr, wohin mit der ganzen Ernte ihres KitaAckers. Die Lösung: Ein selbstgebauter Marktstand. Als zentraler Ort des Austauschs von Eltern, Kindern und Erzieher*innen, ist der Marktstand aus dem Kitaalltag nun nicht mehr wegzudenken. Die angehängte Bauanleitung zeigt, wie ihr einen Holzstand selberbauen könnt! Ein Gastbeitrag von Ariane Maillot 

 Zweimal die Woche bietet sich den Anwohner*innen in Berlin-Steglitz ein besonderes Spektakel: Ausgestattet mit Gartenwerkzeugen machen sich die Kinder der AckerKita Oberlin gemeinsam mit ihren Erzieher*innen feierlich auf den Weg zu ihrem Gemüsegarten. Die zehn Minuten Fußweg zum 40 Quadratmeter großen KitaAcker in der Gartenarbeitsschule Steglitz-Zehlendorf „fliegen“ die Kinder beinah, so „Feuer und Flamme“ sind sie, wie uns die Erzieherin Andrea Kukuk verrät. „Die Kinder finden den Acker toll, es steckt ja alles drin: die Natur, wir sehen ganz viele Tiere, das Gemeinschaftliche, sie bewegen sich viel, das Auspowern durchs Umgraben.“ 

Tatsächlich bearbeiten die Kinder so gerne ihren Acker, dass darauf geachtet werden muss, dass jedes der 60 Kindergartenkinder mal an die Reihe kommt. „Am Anfang war das für uns ein Projekt, jetzt ist es eine Lebenseinstellung“, sagt Andrea Kukuk. 

 Gemüseernte wird zur Schatzsuche 

Der AckerBesuch läuft immer gleich ab: „Da sich die Ackergruppe immer wieder etwas anders zusammensetzt, schauen wir am Anfang erst einmal gemeinsam, was sich auf dem Acker verändert hat.“ Dann geht es ans Aufgabenverteilen. Am beliebtesten sind die Tomaten, weil sie so unterschiedliche Farben haben. Aber auch Kartoffeln Ausbuddeln finden die Kinder aufregend: „Für sie ist das wie eine Schatzsuche – wer findet welche Kartoffeln?“ Und ganz nebenbei übt Andrea Kukuk sogar noch Mathematik mit den Kleinsten, denn auf so einem Acker wird viel gezählt: Wie viele Samen brauchen wir, wie viele Knollen wurden gefunden, wie viele Beetreihen wurden heute bearbeitet? Außerdem kommt auch das Naschen nicht zu kurz.“ 

Damit auch die Krippenkinder der Kita Oberlin mitackern können, legte das Team der Kita im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen in den letzten Jahren Hochbeete im Innenhof der Kita an. Manchmal verarbeiten die AckerKinder die Ernte - ob vom Acker oder aus dem Beet - in der kitaeigenen Küche auch selbst zu köstlichen Gerichten, die dann gemeinsam gegessen werden. Je nachdem, was der Acker gerade zu bieten hat, probieren die Kinder gemeinsam mit ihren Erzieher*innen eigene Rezepte aus und kochen zusammen: „Letztens haben wir eine Gemüsepfanne gemacht mit Rosmarinkartoffeln, haben alles geschnippelt und Kartoffeln in den Ofen geschoben. Die Kinder malten dann alles auf, was zum Rezept gehört. Das war toll!“ erinnert sich Frau Kukuk. 

Die zündende Idee: Ein eigener Marktstand 

Tatsächlich war die Ernte in den letzten Jahren so gut, dass die Kitaküche mit dem Verarbeiten gar nicht mehr hinterherkam. Was tun mit dem vielen Gemüse? Die zündende Idee kam von den Kindern selbst: Sie wollten die Ernte in einem eigenen Marktstand anbieten. Gemeinsam mit ihren Erzieher*innen überlegten sie, wie der Marktstand aussehen und aus welchen Materialien er gebaut werden soll. Klar war von vornherein, dass der Stand aus Platzgründen beweglich sein muss: „Die Kinder waren auf dem Markt und haben Skizzen von Marktständen angefertigt – es war ihnen ganz wichtig, dass es wie ein ‚richtiger‘ Marktstand aussieht. Wir besorgten Holz und Rollen und planten den Stand mit einem richtigen Verdeck aus Stoff, das eine ehemalige Kollegin genäht hat. Unser Marktstand hat auch Schubkästen, die ziehen die Kinder raus und präsentieren dann darin das Gemüse“, erklärt Andrea Kukuk. Gebaut wurde das gute Stück an der kitaeigenen Werkbank, die genau für diese Art von Projekt geeignet ist: „Bei uns wird viel repariert, denn wir legen viel Wert auf Nachhaltigkeit. Es ist uns wichtig, dass auch umgesetzt wird, was die Kinder interessiert – wie in diesem Falle der Marktstand.“ 

“Showtime“ ist dann, wenn die Eltern nachmittags zur Abholung kommen. Die Kinder packen vorher ihre frische Ernte in kleine Gemüsekisten und dekorieren den Stand. Die Kitaerzieher*innen besprechen noch einmal genau die angebotenen Gemüsesorten, damit die Kinder die Fragen der Kundschaft beantworten können. Immer zwei bis drei Kinder verkaufen gemeinsam – und das nach einem ganz besonderen Preissystem. „Am Anfang war das Gemüse sehr teuer“, erklärt Andrea Kukuk schmunzelnd, „drei Tomaten für acht Euro! Dann haben die Kinder gemerkt, es ist zu teuer und jetzt läuft das mehr oder weniger auf Spendenbasis.“ Die Eltern bezahlen mit echtem Geld, auch das war den kleinen Verkäufern ein wichtiges Anliegen. „Die Kinder verhandeln mit den Eltern den Preis und geben mit Unterstützung der Kundschaft das Wechselgeld heraus“, sagt die Erzieherin. „Da geht’s weiter mit der Mathematikvorbildung und der Stärkung und Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten.“ 

Am Ende des Verkaufsnachmittags zählen die AckerKinder stolz ihre Einnahmen: „Es ist schön zu sehen, mit wie viel Elan und Freude die Kinder dabei sind. Das verdiente Geld verwenden wir natürlich wieder für den Acker: für Geräte zum Beispiel oder für zusätzliche Einkäufe von Zutaten, wenn wir was kochen.“ 

 

Markstand aus Holz bauen – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:

Andrea Kukuk / Kita Oberlin
  1. Zuerst kommt die Planung & eine Zeichnung. Die Kinder werden gefragt, wie der Marktstand aussehen soll und sie fertigen Bilder an. Hier kann eine kleine Exkursion auf einen echten Markt helfen. 
  2. Überlegt euch, welche Materialien und Werkzeuge benötigt werden. Für den Marktstand der Kita Oberlin benötigt ihr: Eine Euro-Palette (bspw. von der Baustelle), Holzreste und Holzlatten, 2 Rundstäbe für das Dach + Stoff, 4 Rollen für mobilen Marktstand, 4 Latten für das Gerüst, 4 Griffe für die Schubläden (Schubläden mit Griffen oder Holzresten), Nägel, Hammer, Akkubohrer, Fräsenbohrer (zum Einsetzen des Rundstabs beim Dach werden Löcher rausgefräst), Schrauben, Nägel und Holzleim
  3. Palletten längs zersägen und beide Teile übereinander + schrauben + leimen, Rollen festschrauben
  4. An an einem Ende jeder Latte ein Loch für einen Rundstab reinfräsen, dann vier Latten an kurzer Seite mit Schrauben befestigen, die ausgefrästen Löcher sind oben
  5. Aus dem Stoff ein Dach nähen und auf Rundstäbe ziehen, Rundhölzer mit Stoff durch Löcher stecken
  6. Zum Schluss die vier Schubladen aus Holzresten oder Latten bauen, wenn Griffe vorhanden, dranschrauben (Schubladen kommen in die Zwischenräume der Palette, daher etwas kleiner als Zwischenraum) 

Ackerdemia e.V. und das Bildungsprogramm der GemüseAckerdemie

„Eine Generation, die weiß, was sie isst” – genau so lautet das Ziel des gemeinnützigen Vereins Ackerdemia, der 2020 mit seinem vielfach ausgezeichneten Bildungsprogramm GemüseAckerdemie fast 700 Kitas und Schulen in ganz Deutschland auf den Acker schickt. Innerhalb eines Jahres bauen die Kinder dabei bis zu 30 verschiedene Gemüsearten eigenständig an und lernen alles rund um Natur, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit. Ackerdemia unterstützt Schulen und Kitas mit einem umfangreichen Service bei der Einrichtung, Durchführung und nachhaltigen Etablierung des Bildungsprogramms.

Sie möchten im nächsten Jahr gemeinsam mit Ihren Kita-Kindern an der GemüseAckerdemie teilnehmen? Dann melden Sie sich zeitnah unter kita@ackerdemia.de und sichern Sie sich einen der bezuschussten Plätze für 2022. 

www.gemueseackerdemie.de

 

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