2011

Praxis

Handgestenspiele

Im Zeitalter der Medien sind diese einfachen kleinen Kinderreime weitgehend in Vergessenheit geraten. Das ist bedauerlich angesichts der Tatsache, wie wertvoll solche Spiele für die gesunde Entwicklung der Kinder sind und wie sehr Kinder diese Spiele lieben.

Die schlichten, gereimten, meist fröhlichen Texte erfreuen die Kinder. Der Gleichklang im Reim vermittelt ihnen Harmonie und inneren Halt. Hinzu kommt schon im schlichten Kindervers der Rhythmus. äußerlich sind wir Menschen umgeben von unzähligen ineinander wirkenden Rhythmen, innerlich von vielerlei Rhythmen durchdrungen.

Rhythmisch gesprochene Sprache regt das innere rhythmische System an und vermittelt Energie und Frische. Durch die begleitenden Hand- und Fingerbewegungen wird man dem Kind in seinem starken Drang nach Bewegung gerecht. So könnte man also ein Handgestenspiel als ein lebendig-bewegtes Bilderbuch bezeichnen.

Wie positiv sich Hand- und Fingerbewegungen auf den Spracherwerb und die Artikulationsfähigkeit auswirken, belegen neuere Gehirnforschungen.

Die Besonderheit der Handgestenspiele von Wilma Ellersiek ist, dass sie nach strengen musikalischen Gesetzen kreiert sind. Man kann also sagen, jedes einzelne der zahlreichen Ellersiekschen Spiele ist eine kleine Komposition, ein kleines in sich geschlossenes Musikstück, und diese Art Musik ist ganz dem Wesen des kleinen Kindes angepasst.

Mit diesen Handgestenspielen erhalten die Kinder eine elementare Musikerziehung, die nicht über den Intellekt geht, sondern die sich durch aktives Tun tief in den Körper einprägt und dadurch sehr wirkungsvoll ist.

Für den Erwachsenen sind diese Spiele eine Herausforderung, denn ehe man in der Lage ist, ein Handgestenspiel wie ein kleines Musikstück den Kindern zu vermitteln, muss man üben, die Sprache zu musikalisieren und die Bewegungen präzise und passend auszuführen, ja, es muss das "Körperinstrument" eingestimmt werden, um virtuos darauf spielen zu können. Hierfür werden Seminare angeboten, in denen an der Sprache, am Rhythmus und an den Bewegungen gearbeitet wird.

Termine und Orte der aktuellen Seminare unter www.handgestenspiele.de

Ein Beispiel:

So macht es das Schneckelein

Die Schnecke kriecht aus ihrem Haus.
Sie streckt die kleinen Fühler aus.
Stups – stups! Sie zieht sie wieder ein
und kriecht zurück ins Haus hinein.
Das Schneckelein! 

1 Die Schnecke kriecht aus ihrem Haus.
Die rechte Hand des Kindes, lockeres Fäustchen, liegt auf, zum Beispiel auf dem Bett, dem Tisch oder der Handinnenfläche des Erwachsenen. Dieser zeichnet, ausgehend von der Mitte der Kinderhandoberfläche, mit seiner Zeigefingerkuppe eine auswickelnde Spirale (nach rechts) bis zur Daumenwurzel. Dazu spricht er im «Schneckentempo» sehr melodisch; die Wortsilben dehnen.

2 Sie streckt die kleinen Fühler aus.Der Erwachsene steckt seine Daumen- und Zeigefingerkuppen in die Lücke zwischen Daumen- und Zeigefingerwurzel der rechten Kinderhand. Mit der Nagelseite seiner Fingerkuppen fährt der Erwachsene an der Innenseite der Kinderfingerchen entlang und streckt dadurch den Daumen und den Zeigefinger des Kindes als Fühler. An den Fingerkuppen des Kindes angekommen, hält der Erwachsene eine Weile stumm diese Gebärde fest.

3 Stups – stups!Der Erwachsene nimmt seine Finger weg und tupft mit den Spitzen von Daumen und Zeigefinger gegen die «Fühler». Es darf überraschend aber nicht erschreckend sein. (Zarte Berührung).

4 Sie zieht sie wieder einDie zurückweichenden Finger des Kindes behutsam so weit zurück schieben, bis siewieder leicht eingerollt sind.

5 und kriecht zurück ins Haus hinein. Mit der Zeigefingerkuppe beginnt der Erwachsenenun an der Daumenwurzel des Kindes eine einwickelnde Spirale (nach links) bis zur Mitte des Handrückens zu zeichnen. Wiederum im «Schneckentempo » melodisch dazu sprechen. Die Wortsilben dehnen. Zum Abschluss bei «hinein» mit dem Zeigefinger die Handoberfläche zart kitzeln.

6 das Schneckelein.Das lockere, geschlossene Fäustchen des Kindes mit beiden Händen behutsam umschließen, (das Schnecklein sitzt geschützt im Haus). Die Stimme bleibt am Schluss in der Schwebe.

Es ist auch möglich, die Berührungen in der Innenfläche der Kinderhand zu machen, dabei ist besondere Behutsamkeit geboten, da das Handzentrum, der Ich-Bereich der Hand ist und besonders sensibel reagiert. Je jünger oder empfindsamer das Kind ist, desto vorsichtiger muss man im Umgang mit diesem Spiel in der Handinnenfläche sein. Zunächst die Oberfläche, später die Innenfläche, auch beide im Wechsel, ist möglich, der Erzieher muss abspüren, was für die Kinder erfreuend und heilsam sein kann. Einen Rollentausch zwischen Erzieher und Kind kann es auch geben.



Praxis

Winterspiele im Schnee

Wenn es draußen schneit, dann spielen die Kinder gerne im Schnee. Hier finden Sie lustige Ideen für den direkten Einsatz im Kindergarten.

Luftballons im Schnee
Mit Schneebällen wird auf Luftballons geschossen, die sich in einem begrenzten Feld befinden. Ein Luftballon muss in das gegnerische Feld befördert werden. Die andere Mannschaft versucht natürlich das Gleiche. 

Ballon abschießen
Der Luftballon hängt an einem Ast o.ä. und muss mit Schneebällen zum Platzen gebracht werden. Toll für Gruppen, aber auch zu zweit ein Vergnügen.

Schneeflöckchen
Alle Kinder spielen Schneeflöckchen, die im Wind durch die Luft wehen. Mann stellt dazu eine flotte Musik an, und die Kinder tanzen wie Schneeflöckchen durcheinander. Jedes Schneeflöckchen kann andere Schneeflöckchen "einfrieren", indem es dieses leicht auf den Kopf tippt. Dann müssen diese genauso stehen bleiben und dürfen sich nicht mehr bewegen. Sie können aber von einem anderen, noch nicht gefrorenen Schneeflöckchen wieder aufgetaut werden. Dazu müssen sie einmal ganz um die eigene Achse gedreht werden. Jedes Schneeflöckchen darf also andere einfrieren aber auch wieder auftauen. So entsteht ein lustiges Hin und Her von tanzenden Schneeflocken.

Schneetürme abschießen 
Zur Vorbereitung mit dem Eimerchen Schneeklötze formen und aufeinanderstapeln wie Dosen in der Wurfbude. Wer braucht die wenigsten Schneebälle, um so einen Turm zerfallen zu lassen?

Schnee-Engel
Ganz einfach und eine uralte Idee: Sich auf den Rücken in den frischen weichen Schnee fallen lassen, dabei möglichst wenige Fußspuren drumherum machen, ein paar Mal die ausgestreckten Arme zwischen Kopf und Oberschenkel auf dem Schnee hin- und herbewegen, ebenso die Beine spreizen und wieder schließen - fertig ist das Engelbild.

Handschuhmemory
Viele Handschuhe legen wir durcheinander auf einem Haufen auf dem Boden. Auf ein Kommando stürzen die Kinder zum Berg und suchen, ob sie für sich ein Paar finden. Wer als erster zwei zusammengehörige Handschuhe gefunden, angezogen und beide Hände in die Höhe gestreckt hat, hat gewonnen.

Schneespuren verkehrt
Jemand bereitet mit verschiedenen Gegenständen (Korkenzieher, Pfanne, Löffel, Schraubenzieher, etc.) Abdrücke im Schnee vor, die dann erraten werden müssen. Wer am meisten erraten kann, hat gewonnen.

Zielwurf
Ein Schneemann wird gebaut und auf dem Kopf wird dem Schneemann ein Hut gesetzt. Jeder Mitspieler geht nun ca. 2 Meter vom Schneemann weg und versucht mit 3 Schneebällen den Hut vom Kopf des Schneemannes zu schießen.

Schneeballfresser
Es wird ein lustiges Gesicht auf ein Kartonstück gemalt, dann schneidet man ein Loch als Mund hinein. Diesen `Schneeballfresser mit einer Schnur an einen kräftigen Ast hängen. Und nun geht es los: Wie viele Würfe braucht jeder, um in den Mund zu treffen?

Quelle: www.kinderspiele-tipps.de
 


Praxis

Weihnachtsfeier im Kindergarten

Die Weihnachtsfeier im Kindergarten gehört zweifellos zu den Highlights des Jahres für die Kinder. Die Freude darauf ist enorm. Deshalb muss so eine Feier gut vorbereitet werden. Die Kinder müssen mit in die Vorbereitungen einbezogen werden. Sie können mit schmücken oder auch die Weihnachtsbäckerei übernehmen.

Da oft die finanziellen Mittel knapp bemessen sind, empfiehlt es sich, im Vorfeld bei den Eltern nachzufragen, ob sie sich beteiligen wollen. Es muss kein Geld gespendet werden. Naturalien zum Ausschmücken, gebackene Sachen, ein Weihnachtsbaum oder ähnliches helfen ebenso. Meist werden die Eltern zur Weihnachtsfeier eingeladen. Da ist es selten einem zuviel, seinen Beitrag zu leisten.

Gemeinsam singen ist immer eine schöne Tradition. Die Kinder sind stolz, ihre neu erlernten Lieder vorzutragen. Gemeinsam macht das Singen Spaß. Danach könnte man das Buffet eröffnen. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken kann man sich in aller Ruhe miteinander austauschen. Danach können verschiedene Bastelangebote wahrgenommen werden. Die Bastelsachen sollten aber an diesem einen Nachmittag fertig gestellt werden können. Zur Erinnerung an einen schönen Tag im Kindergarten wollen die Kleinen ihre Sachen mit nach Hause nehmen.
Zum Abschluss kann noch einmal zusammen gesungen werden, das ist ein schöner Ausklang der Feier. Der Nachmittag sollte nicht zu voll gestopft sein, damit noch Zeit für Gespräche bleibt. Ruhe und Gemütlichkeit sind wichtig.

Ganz anders kann man im Freien feiern. Wie wäre es mit einer Wanderung durch den verschneiten Winterwald. (orts- und wetteraghängig). Die Kinder können kleine Lampions oder Fackeln tragen. Im Wald könnte Futter für die Tiere verteilt werden. Vielleicht findet sich auch unterwegs eine Hütte, wo etwas gegessen werden könnte. Dort kann der Weihnachtsmann auch Geschenke verteilen. Vielleicht darf auch ein Lagerfeuer angezündet werden. Essen kann man aus einer Gulaschkanone beziehen, diese kann überall aufgestellt werden. So etwas gefällt den Kindern.

Wenn ein Tierpark in der Nähe ist, kann man auch für die Tiere ein „Weihnachtspäckchen“ packen. Viele Zoos erlauben, dass man einige Tiere füttern darf. Äpfel, Kastanien, Brot, Salatköpfe und anderes können von den Kindern mitgebracht und verfüttert werden. Natürlich muss man das mit der Zooleitung absprechen. Anschließend kann man im Kindergarten immer noch eine kleine Feier durchführen.

Gedichte lockern jede Weihnachtsfeier auf. Es gibt ja nicht nur traditionelle, ernste Verse. Auch lustige Gedichte über Weihnachten sind vorhanden. Wenn zu Beginn einer Feier die Stimmung noch nicht so toll ist, können ein paar lustige Gedichte für Entspannung und Auflockerung sorgen. Wenn sie noch von jemandem vorgetragen werden, der sehr ausdrucksstark liest und pantomimisch begabt ist, kommt sicher Stimmung auf. Man muss Weihnachten nicht ausschließlich ernst nehmen.

Sehr beliebt sind auch kurze Weihnachtsgedichte bei Kindern. Meist gibt es in der Adventszeit mehrere Gelegenheiten, bei denen Kinder ein Gedicht aufsagen können.

Vom Christkind
Denkt euch - ich habe das Christkind gesehn!
Es kam aus dem Wald, das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh;
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.
Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack -
meint ihr, er wäre offen, der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss was Schönes drin:
denn es roch so nach Äpfeln und Nüssen!


Noch mehr Tipps und Infos rund um das Weihnachtsfest gibt es unter: www.weihnachtenpro.de
oder www.weihnachtsmile.de


Praxis

Die Praxis des Meditierens mit Kindern

Kindermeditationen sind Phantasiereisen, die den Kindern für einen Moment Abstand zum Alltag schenken. Sie regen das Vorstellungsvermögen an, die Kinder können lernen, loszulassen. Sie erleben ihre inneren Welten und schöpfen aus sich heraus wieder neue Kraft.

Eine Meditation ist wie eine Seifenblase: Sie kann so herrlich und eindrucksvoll sein - und plötzlich, bei der kleinsten Störung, ist alle Farbenpracht geplatzt. Daher ist die Planung, wie eine Meditation mit Kindern ablaufen sollte, äußerst wichtig. Folgende Strukturelemente bestimmen das Geschehen:

Erzieher/in,
Kinder,
Angebot und
Rahmenbedingungen.

Strukturelement: Erzieher/in
Es dürfte kaum ein Projekt oder eine Aktion mit Kindern so hohe Ansprüche an die Erziehern/innen stellen als eine Meditation. Von den Vorerfahrungen, der Einstellung zur Meditation, dem Geschick der Durchführung und der momentanen Ausstrahlung hängt ab, ob eine Meditation scheitert, nur oberflächlich daherkommt oder zu einer ergreifenden Erfahrung wird. Denn Kinder meditieren in Teilhabe. Sie werden getragen von der Ruhe, Ausgeglichenheit und Harmonie, die die Erzieher/innen einbringen. Sie sind eingebunden in die Erlebnistiefe des Erwachsenen. So ist das Gelingen aufs engste mit der Erlebnisfähigkeit der beteiligten Erwachsenen verbunden.

An allererster Stelle steht die Begeisterung für meditative Formen. Für manche Menschen ist Meditieren etwas Überflüssiges oder sogar Obskures. Es ist offensichtlich, dass solche Pädagogen/innen den Kindern meditative Erfahrungen nicht nahe bringen können. Wer mit Kindern meditieren möchte, sollte Begeisterung mitbringen und eigene Vorerfahrungen besitzen. Damit ist gemeint: Wer zur Meditation anleitet, sollte selbst in diesem Gebiet ein gerütteltes Maß an Erfahrungen mitbringen. Dies setzt voraus, dass man Einführungskurse und Meditationsangebote besucht hat und mit Erfahrungen und Wirkungen vertraut ist.

Wer öfter meditiert, der weiß, dass tief greifende Erfahrungen auch davon abhängig sind, wie man momentan gestimmt ist. Es muss bereits vorher eine entspannte und geruhsame Atmosphäre herrschen. Eine Pädagogin, die sich aus einer Konfrontation mit einer Kollegin in eine Meditation mit Kindern begibt, wird kaum zur Entspannung und Harmonie fähig sein.

Das Angebot "Meditation mit Kindern" ist kein Selbstläufer. Ganz im Gegenteil: Es sind viele überlegte Handlungen und subtile Kommunikationsformen, die das Gelingen verantworten, z.B. langsames Sprechen, Dynamik der Stimme, gestaltete Pausen, behutsames Schreiten, Sprache der Augen, mystagogische Bewegungen und vieles mehr. Viele praktische Erfahrungen befähigen zu einem sinnvollen Zusammenspiel der genannten Elemente und können Erlebnisreichtum erschließen helfen.

Strukturelement: Kinder
Wird mit Kindern eine Meditation durchgeführt, so ist zu überlegen: Wie viele Kinder sollen teilnehmen? Und: Welche Kinder sollen sich beteiligen?

Eine Erzieherin, die erste Versuche mit Kindern zu meditieren unternimmt, wird zunächst sehr wenige Kinder dazu einladen. Eine Kleingruppe von vier bis sechs Kindern ist hinreichend. Routinierte Erzieher/innen nehmen schon mal zwanzig und mehr Kinder zum Meditieren mit.

Welche Kinder werden ausgewählt für eine Meditation? "Gerade die lebhaften, unruhigen und umtriebsamen Kinder brauchen ganz besonders ein solches Angebot!" Diese Einschätzung mag zwar stimmen, aber mit solchen Kindern ist die Gefahr sehr groß, dass die Meditation misslingt. Für erste Versuche sind ruhige und ausgeglichene Kinder vorteilhaft. Wenn Pädagogen/innen Routine im Meditieren mit Kindern besitzen, dann können auch lebhafte und unruhige Kinder einbezogen werden.

Eine sehr wichtige Voraussetzung ist, Kinder sollen zum Meditieren eingeladen werden. Sie dürfen nie dazu gezwungen werden.

Strukturelement: Das Meditationsangebot
Welche Meditationsformen sollen für Kinder ausgewählt werden? Welche Formen sprechen Kinder besonders an? Wie soll eine Meditation für Kinder aufbereitet werden?

Zunächst wird man wiederum von den Vorerfahrungen und Vorlieben der Pädagogen/innen ausgehen. Denn diejenigen meditativen Elemente, die den Pädagogen/innen viel mitgeben können, werden auch die Kinder beeindrucken. Dies entspricht den Prinzipien der Teilhabe.

Ein erster Anfang, Kinder zur Meditation zu führen, sind Übungen zur Wahrnehmung und Sensibilisierung. Beispielsweise können Kinder in einem Fühlsack verschiedene Gegenstände ertasten; oder in einem Raum werden Gegenstände versteckt, die einen Ton von sich geben, und es soll erraten werden, um welche Gegenstände es sich handelt.

Ebenso lassen sich in Projekte und Aktionen Elemente des meditativen und rhythmischen Sprechens und Gehens einbauen. Beim Laternenbasteln konnte ich oft beobachten, dass Kinder ganz ergriffen sind, wenn sie folgenden Spruch aufsagen, während ihre Laterne das Dunkel erhellt: "Finkel, fankel, funkel. Die ganze Welt ist dunkel. Da zünd ich meine Laterne an, damit ich besser sehen kann. Finkel, fankel funkel. Nun ist es nicht mehr dunkel."

Ein pädagogisches Aha-Erlebnis war ebenfalls, als Kinder Feuer und Flamme bei folgendem Vorstellungsspiel waren: Alle Kinder stehen in einem Kreis. Ein Erwachsener geht außen an dem Kreis entlang mit dem Spruch: "Eins, zwei, drei, immer länger wird die Reih, die Lisa, die ist dran, dass es weitergehen kann." Das angesprochene Kind schließt sich an, und der Spruch beginnt von vorne. In der Betreuerrunde versuchten wir zu ergründen, warum die Kinder von diesem Spiel so in Bann genommen wurden. Einmal ist es der einfach rhythmische Text, dann die gebetsmühlenartige Wiederholung. Vielleicht auch die Spannung bei der Frage: Wann werde ich aufgerufen?

Einen starken Aufforderungscharakter für Kinder haben Gegenstandsmeditationen. Die Kinder beschäftigen sich zunächst mit dem Gegenstand, beispielsweise einer Kerze, einem Stern und ähnlichen Dingen. Dieser Gegenstand dient anschließend zur meditativen Sammlung. Eine allseits bekannte Form ist das Rollen von Kerzen aus Bienenwaben mit einer anschließenden Stille-Übung.

Außerhalb dieses kurzen Einblicks wird in Kindertageseinrichtungen eine Vielfalt von meditativen Formen und Stille-Übungen praktiziert. Hier können nur die wichtigsten Praktiken genannt werden: Katathymes Bilderleben, Bildmeditation, Meditation und Bewegung, Symbol-Meditation, Mandala-Meditation, Licht- und Farbmeditation, Klang-Meditation, Mantra-Meditation, Phantasiereisen und vieles mehr.

Durchführungsschritte
Sich versenken, sein Innenleben anzutreffen und sich innerlich ansprechen zu lassen braucht viel Zeit und Geduld. Daher kann eine Meditation seine Erlebnisgestalt und seinen Tiefgang erst weitreichend entfalten, wenn die meditativen Elemente einen Weg bilden und auf diesem Weg fortschreiten. Folgende Schritte haben sich bei meditativen Übungen mit Kindern im Vorschulalter bewährt.
 
Einladung zur Meditation
Sich sammeln
Das Angebot der Stille
Erfahrungen verarbeiten
Abschluss gestalten.

Ein meditatives Ritual der Adventszeit: vom Aufleuchten der Sterne 

Kinder und der Sternenhimmel
In der Adventszeit sind die Tage kurz - die Nächte werden länger. Da sind auch Kindergartenkinder häufig abends noch unterwegs. Wenn sich Eltern Zeit lassen und der Himmel nicht bewölkt ist, dann entdecken Kinder das Meer der Sterne am Himmel. Vor allem wenn das Leuchten der Sterne nicht durch künstliches Licht gedämpft wird, sieht man das Funkeln und Glitzern der Sterne ganz deutlich. Ein Erlebnis für jedes Kind - und auch für den staunensfähigen Erwachsenen!

Beim Betrachten des Sternenhimmels berühren die Symbole "Himmel und Sterne" unser Tiefenbewusstsein. Himmel ist ein Symbol für Glück, Zufriedenheit, Weite und Sehnsucht des Menschen. Der Stern ist für den Menschen ein Zeichen der Hoffnung, der Orientierung, der Freude und des Glücks. Diese Erlebnisdimensionen versetzen Kinder und Erwachsene ins Staunen, wenn sie den Nachthimmel auf sich wirken lassen.

Dieses Erlebnis lässt sich auch im Gruppenzimmer nachstellen. Dazu werden von den Kindern Sterne und Schwimmkerzen hergestellt. Eine Wanne mit Wasser dient als Universum, auf dem die Sterne sich entfalten und ihren Lichtschein entwickeln.

Sterne basteln
Die Kinder malen mit Wachsmalkreiden Sterne auf ein etwas kräftigeres Papier. Sie sollten dazu sehr lichte Farben benutzen, denn Sterne leuchten hell und klar. Anschließend werden die Sterne ausgeschnitten. Das Sternenmuster darf nicht durch Falten gewonnen werden, weil mehrmals abgeknicktes Papier die Spannung verloren hat und sich nicht mehr öffnet. Die Zacken der ausgeschnittenen Sterne werden nach innen gefaltet.

Schwimmkerzen herstellen
Man braucht dazu Teelichter und Nussschalen. In einem warmen Wasserbad werden die Teelichter nur soweit erwärmt, dass sie sich kneten lassen. Dann nimmt man das Wachs des Teelichts mitsamt dem Docht und drückt es in eine Nussschale. Und schon ist eine Kerze entstanden, die prima auf dem Wasser schwimmt.

Meditatives Ritual
Damit Faszination und Begeisterung um sich greifen können, sind der Ablauf und die Erlebnismöglichkeiten genau zu planen. Denn kleine Hemmnisse und Schwierigkeiten können das Erlebnis verderben oder verflachen.

Bevor die Kinder in den verdunkelten Raum kommen dürfen, wird eine größere Wanne mit Wasser bereitgestellt. Das Wasser kann mit blauer Farbe oder Tinte eingefärbt werden, so gleicht es eher dem Himmel. In einem verdunkelten Raum, der nur durch Kerzen erhellt ist, setzen sich die Kinder im Kreis um die Wanne. Die Erzieherin erklärt in zwei Sätzen: Wir wollen zusammen den Nachthimmel bestaunen. Wir lassen unsere Stern auf diesem Himmel aufleuchten.

Nacheinander legen die Kinder ihre Sterne ins Wasser. Langsam entfalten sich die Sterne und das Strahlen und Glitzern kommt zur Geltung. Jeder Stern erhält die Möglichkeit, sich voll zu entfalten, erst dann wird ein weiterer Stern ins Wasser gelegt.

Im ersten Teil der Übung sollte es völlig ruhig sein, denn die Kinder sind so beeindruckt, dass sie zum Singen oder Hören einer Geschichte nicht fähig sind. Wenn alle Sterne am Himmel sich entfaltet haben, können noch einige brennende Schwimmkerzen dazu gegeben werden.

Wenn sich das erste Staunen gelegt hat, können Lieder und Geschichten die Stille vertiefen.

Praktische Meditaitonsanleitungen findet ihr auch in diesem Kinderzeit-Gastbeitrag


Praxis

Verkehrserziehung im Kindergarten

Je früher Mobilitätserziehung einsetzt, umso besser. Der Kindergarten spielt eine elementare Rolle bei der Vorbereitung der Kinder auf den Straßenverkehr, auch wenn die Mädchen und Jungen meist noch in Begleitung von Erwachsenen unterwegs sind. Im Mittelpunkt steht dabei die Förderung von Grundkompetenzen für eine sichere und selbstständige Verkehrsteilnahme. So soll im Kindergartenalter besonders die Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Verständigungsfähigkeit der Heranwachsenden gefördert werden.

Verkehrserziehung in der Kindertageseinrichtung bedeutet mehr als das Erlernen von Verkehrsregeln. Kinder entwickeln stetig ihre sensomotorischen Fähigkeiten weiter, die sie unter anderem auch dazu benötigen, komplexe Verkehrssituationen zu bewältigen. 
Zur Förderung der notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten kann die Kindertageseinrichtung einen wichtigen Beitrag leisten. Sie hilft so den Kindern, die Kompetenzen zu entwickeln, die sie benötigen, um z. B. ihren Schulweg später eigenständig bewältigen zu können.

Folgende Fähigkeiten sind für die Teilnahme am Straßenverkehr besonders wichtig und können in der Einrichtung geübt werden:

  • Die Anpassungsfähigkeit:
    zur Anpassung der eigenen Bewegung an die Bewegung anderer Körper bzw. an das Gelände, Gegenstände und Rhythmus
  • Die Antizipationsfähigkeit: die gedankliche Vorwegnahme des Verlaufes einer Bewegung und der Geschwindigkeit eines sich bewegenden Gegenstandes mit entsprechender Steuerung der eigenen Bewegung
  • Die Kombinationsfähigkeit: die Fähigkeit, mehrere Bewegungen miteinander zu kombinieren
  • Die Reaktionsfähigkeit: die Fähigkeit schnell und situations- bezogen auf erwartete und unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren
  • Die Konzentrationsfähigkeit: diese umfasst das beharrliche Konzentrieren in Erwartung optischer und akustischer Zeichen
  • Die Wahrnehmungsfähigkeit: die Sensibilisierung für das Erkennen komplexer Situationen und Bewegungsvorgänge
  • Die Gleichgewichtsfähigkeit: die Fähigkeit, den eigenen Körper und mit ihm gekoppelte Gegenstände im Gleichgewicht zu halten


Quelle: www.sichere-kita.de

Natürlich stoßen Kinder mit vier oder fünf Jahren noch an entwicklungsbedingte Grenzen. Nicht alles kann schon im Vorschulalter erlernt, geschweige denn angewandt werden. Frühzeitiges Üben von unterschiedlichen Situationen als Fußgänger oder als Fahrer von Spielfahrzeugen versetzt Kinder aber in die Lage, ihre Möglichkeiten zu entfalten und ihre Kompetenzen altersgerecht zu erweitern.

Sicher hin und her im Straßenverkehr! | Reportage mit Willi Weitzel

Eigene Erfahrungen erzählen 
Tag für Tag erleben Kinder im Verkehr unzählige spannende oder ängstigende Situationen. Im Kindergarten können sie ihre Erfahrungen schildern und gemeinsam aufarbeiten. So lernen sie eine Menge über Sozialverhalten und angemessenes Reagieren. Die Mädchen und Jungen sind meist sehr wissbegierig, vieles lässt sich durch Rollenspiele, Lieder oder andere abwechslungsreiche Methoden leicht vermitteln. 

Spiele sind eine ebenso einfache wie effektive Methode, solche Grundfertigkeiten zu trainieren.

Bewegungspiele
In-die-Hocke-gehen und wieder Aufrichten, Laufen und Abstoppen: Bewegungsspiele machen Spaß, sind ohne Aufwand überall möglich und trainieren Gleichgewicht und Körperkoordination der Kinder.

Stopp!!
4 - 20 Kinder ab 3 Jahre 
Verlauf: Mit der Kreide wird eine dicke Linie auf den Boden gezeichnet. Die Kinder stellen sich nebeneinander auf, beginnen mit dem schnellen Schlag des Tamburins auf die Linie zuzulaufen, steigern ihr Tempo und versuchen, abrupt stehen zu bleiben, wenn ein besonders lauter Schlag des Tamburins ertönt, spätestens jedoch dann, wenn sie die Linie erreichen. 
Material: 1 Tamburin, 1 Schlägel, Straßenmalkreide oder Tesa-Krepp-Band 

Grünes Licht
4 - 25 Kinder ab 3 Jahre 
Verlauf: Die Kinder verteilen sich im Raum - die Erzieherin steht an einem festen Platz. Hält sie den grünen Ball hoch, bewegt sich die Gruppe frei im Raum umher. Wechselt sie auf das rote Signal, müssen alle in ihrer Bewegung verharren. Wenn es wieder "Grünes Licht" gibt, sagt sie eine neue Gangart an. Besonderen Spaß macht es, wenn die Fortbewegungsarten häufig gewechselt werden, z.B. hüpfen, schleichen, trippeln, stampfen, rückwärts gehen, galoppieren, tänzeln, schlurfen etc.
Material: 1 roter und 1 grüner Ball

Neben, vor und hinter
2 - 25 Kinder ab 5 Jahre 
Verlauf: Alle Kinder stehen hinter ihren Stühlen, die sie gut im Raum verteilt haben. Die Erzieherin sagt nach einem Signal eine Farbe und eine Tätigkeit an, z.B. "Rot - auf einen Stuhl stellen" oder "Gelb - neben den Stuhl hocken" etc. Alle Kinder, die ein Kleidungsstück in der angesagten Farbe tragen, führen die Tätigkeit aus. Hat jemand mitgemacht, der nichts von dieser Farbe an sich trägt, muss er sich auf seinen Stuhl setzen. 
Material: Stühle, 1 Glöckchen oder ein anderes Instrument

Wahrnehmungsspiele
Je früher man etwas hört oder sieht, umso mehr Zeit bleibt zum Reagieren. Mit abwechslungsreichen Spielen können Kinder ihre Sinne trainieren.

Bänder im Wind
8 - 15 Kinder ab 4 Jahre 
Verlauf: Die Kinder bewegen sich mit den Bändern durch den Raum und probieren aus, was sie alles damit machen können. Dann wird die Geräuschkassette eingelegt. Während der Geräusche aus der Natur dürfen alle Kinder spielen. Ertönt jedoch ein Verkehrsgeräusch, müssen sich alle ganz schnell auf eine vorher festgelegte Seite des Raumes begeben. Erklingen wieder Naturgeräusche, darf weitergespielt werden. 
Material: Für jedes Kind ein Rhythmikband oder Schleifenband, 1 Kassette mit Geräuschen incl. einiger Verkehrsgeräusche

Zudecken
6 - 12 Kinder ab 3 Jahre 
Verlauf: Die Tücher liegen im Raum verteilt. In der Mitte der Tücher liegen die farblich gleichen Gegenstände. Jedes Kind darf sich einen Gegenstand nehmen und sucht sich dann einen freien Platz im Raum. Die Erzieherin schlägt abwechselnd zwei Töne an und die Kinder gehen durch den Raum. Spielt sie einen Dreiklang, läuft jedes Kind zu seinem farblich passenden Tuch, legt sich hin und deckt sich damit zu. Ertönt der Dreiklang erneut, kommen alle wieder unter den Tüchern hervor, gehen zu den nun wieder abwechselnd erklingenden Tönen im Raum umher und tauschen untereinander die farbigen Gegenstände aus. Ertönt der Dreiklang, heißt es wieder "Zudecken". 
Material: Tücher in den Grundfarben Rot, Gelb, Grün, Blau - je Kind 1 Tuch, farblich zu den Tüchern passend je ein kleiner Gegenstand (Armreifen, Rhythmiksäckchen etc.), Glockenspiel und Schlägel.

Verständigungsspiele
Sich mit anderen zu verständigen ist nicht leicht - schon gar nicht im Verkehr. Einfache Übungen mit Alltagsgegenständen helfen Kindern im Vorschulalter, andere besser zu verstehen und die eigenen Absichten zu vermitteln.

Blickkette
6 - 25 Kinder ab 3 Jahre 
Verlauf: Die Kinder sitzen oder stehen im Kreis. Ein Kind beginnt zu klatschen und schaut dabei ein anderes Kind intensiv an, um ihm ohne Worte zu sagen: "Klatsch mit mir!" Das zweite Kind setzt das Spiel fort, das dritte und vierte, bis alle Kinder im Kreis klatschen. Die Kinder können sich natürlich auch andere Bewegungen ausdenken - allerdings nur solche, die man auch länger fortsetzen kann, z.B. winken, Hände reiben, auf der Stelle gehen, auf die Oberschenkel klatschen, sich an ein Ohr fassen etc.

Stück für Stück
8 - 12 Kinder ab 4 Jahre 
Verlauf: Jedes Kind sucht sich einen Spielpartner und geht mit ihm Hand in Hand zu der Musik im Raum spazieren. Dann erhält jedes Paar einen Luftballon und muss versuchen, ihn vor sich herzutreiben, ohne sich loszulassen. Fällt der Luftballon herunter, ist das Spiel für dieses Paar zu Ende, und es schaut zu. Dann wechseln die Kinder ihre Partner, und das Spiel beginnt von vorn. 
Material: Für jedes Spielpaar 1 Luftballon, Kassettenrecorder und Musik

Noch mehr Spiele und weitere Infos zur Verkehrserziehung unter
www.verkehrswacht-medien-service.de


Praxis

Integration von Kindern mit Behinderungen

Integration gelingt immer dann, wenn Menschen ohne Behinderung es als selbstverständlich ansehen, mit Behinderten gemeinsam zu leben und zu arbeiten. Dieses Denken sollte bereits im Kleinkindalter gefördert werden.

Was bedeutet "Integrative Kindertageseinrichtung"?

Ursprünge
Lange Zeit wurde die Integration behinderter Kinder in Gruppen nicht behinderter Kinder vernachlässigt. In den 1970er und 1980er Jahren begannen Eltern, darauf zu drängen, dass ihre behinderten oder von Behinderung bedrohten Töchter und Söhne gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung in Kindergarten und Schule spielen, lernen und leben können.
So wurden in den 1980er Jahren in verschiedenen (alten) Bundesländern und nach der Wende auch in den neuen Bundesländern Integrationsgruppen in Regelkindergärten aufgebaut.
Die Isolation behinderter Menschen, die sonst ausschließlich in Sondereinrichtungen, z. B. in speziellen Sonderkindergärten, gefördert oder beschult werden, sollte abgebaut werden. Der Behinderte ist nicht mehr Almosenempfänger oder Objekt von Wohltätigkeit, sondern Mitmensch und Partner.

Grundsätzliches
Integration in Kindertageseinrichtungen bedeutet, dass unterschiedliche Kinder, gleich ihrer Herkunft, Hautfarbe, Kultur, Gesundheit, Krankheit oder Behinderung gemeinsam betreut werden. Es erfolgt die Aufnahme behinderter Kinder (Seh-, sprachliche, körperliche Behinderungen) in einen Regelkindergarten bzw. nicht behinderter Kinder in einen Sonderkindergarten.
Ziel einer integrativen Erziehung im Kindergarten ist das Wohlbefinden ausnahmslos aller Kinder. Zudem soll sie einen Beitrag zur Überwindung sozialer Einschränkungen im täglichen Leben behinderter Kinder leisten. Diese sollen aufgrund einer Behinderung nicht gezwungen sein, ihren alltäglichen Lebensraum zu verlassen und werden in normale Lebensabläufe mit einbezogen. Ihr Außenseitertum kann auf diese Weise abgebaut werden. Gelingt die Integration im Kindergarten, ist dieses für ein behindertes Kind der erste Schritt in das „normale Leben".

Das Zusammenleben und die Integration von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen sowie auch jedes einzelnen Kindes in seiner Persönlichkeit und sozialen Verhaltensweisen werden gefördert. Im Vordergrund stehen das Lernen, die Entwicklung und das Wohlbefinden ausnahmslos aller Kinder.
Für einen selbstverständlichen Umgang nicht behinderter Kinder mit behinderten Kindern ist eine tägliche Begegnung von Kindheit an notwendig. Sie erfahren, dass es auch Kinder gibt, die anders sind als sie selbst. Es soll für sie alltäglich sein, mit diesen zu leben und sie zu akzeptieren. Das Anderssein verschiedener Menschen sehen sie als Lebensmöglichkeit und Bereicherung.
Soziale Bezüge der Kinder untereinander und gegenseitige Rücksichtnahme werden vertieft.

Durch das Zusammenleben von Kindern mit und ohne Behinderung können diese
in einem gemeinsam gestalteten Alltag individuelle Erfahrungen sammeln, sich
entwickeln, kommunizieren und aneinander wachsen. Die Kinder bekommen die
Möglichkeit, miteinander und voneinander zu lernen. Im gemeinsamen Handeln,
Spielen und Lernen können sich die Kinder auf ihre jeweils andere Weise als
kompetent erfahren.

Bei der integrativen Pädagogik erfolgt eine gemeinsame individuelle Förderung
von Kindern mit und ohne Behinderung. Gleichzeitig findet aber auch eine
gezielte Unterstützung der Kinder mit Behinderung statt, ohne sie vollkommen in
den Vordergrund zu stellen. Bei Bedarf werden diese therapeutisch behandelt, z.
B. Krankengymnastik, Ergotherapie.

Bestimmte Eigenschaften, Verhaltens- und Denkweisen der Kinder werden in die
Erziehung mit einbezogen. Die pädagogische Arbeit soll durch notwendige Hilfen
und Entwicklungsanreize allen Kindern gerecht werden. Sie orientiert sich an den
Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen der Kinder. Um diese aufzuspüren,
bedarf es einer genauen Beobachtung und Wahrnehmung jedes einzelnen Kindes.

ErzieherInnen
Die Fachkräfte in einem integrativen Kindergarten bestehen vorwiegend aus
Erziehern, Heilpädagogen und Kinderpflegern. Zudem erfolgt auch die
Zusammenarbeit mit externem Fachpersonal, d. h. mit Physiotherapeuten,
Ergotherapeuten, Logopäden und anderen Therapeuten. Dieses ist
Voraussetzung für die Qualität und das Gelingen integrativer Erziehung.
Die MitarbeiterInnen arbeiten sowohl untereinander als auch mit den Eltern eng
zusammen. Sie weisen die Eltern auch auf Selbsthilfegruppen, Elternkreise und
Treffs hin. Zudem findet häufig ein Austausch mit anderen integrativen
Kindertageseinrichtungen statt.
Damit Integration gelingen kann, bedarf es eines umfangreichen Wissens der
ErzieherInnen über integrative Prozesse und einer positiven Einstellung zur Integration.

Eltern
Eine enge Zusammenarbeit der Eltern mit den MitarbeiterInnen und ggf. anderen
Facheinrichtungen ist von großer Bedeutung. Sie sind mit der Behinderung ihres
Kindes vertraut und können ihre Erfahrungen in der täglichen Arbeit mit
einbringen. Es erfolgen regelmäßige Kontakte, Elternabende, Beratungsgespräche und
gemeinsame Aktivitäten. Die Eltern erfahren Unterstützung in allen Fragen zur Förderung, Entwicklung und Erziehung des Kindes.

Die Einrichtung
Die integrative Arbeit erfordert eine ausreichende räumliche, technische und personelle Ausstattung. Gegebenenfalls sind räumliche Veränderungen oder Anpassungen notwendig.
Ein integrativer Kindergarten verfügt über geeignete Spiel-, Bewegungs- und Beschäftigungsmaterialien, wie z. B. Kugelbad, Hängematten, spezielle Bälle, die das Greifen und Festhalten erleichtern, geeignete Schaukeln im Freien. Zudem sind spezielle Hilfsmittel vorhanden, wie z. B. Besteck für spastisch gelähmte Kinder und Schaumstoffkeile zur richtigen Lagerung des Kindes beim Spielen.
Entscheidet sich eine Einrichtung zu integrativer Arbeit, ist ein spezielles pädagogisches Konzept zur Ermöglichung und Unterstützung des gemeinsamen Lebens von Kindern mit und ohne Behinderung notwendig. Für behinderte Kinder wird ein individueller Hilfe-/Förderplan entwickelt, in dem alle Maßnahmen, die mit der Integration in einem Kindergarten verbunden sind, zusammengefasst werden.

Praxis

Emmi Pikler

Prinzipien und Theorie des Lebenswerks der ungarischen Kinderärztin Dr. Emmi Pikler (1902-1984) sind aus ihrer Arbeit als Familienärztin und langjähriger Leiterin eines Säuglingsheimes in Budapest entstanden.

Wie alle revolutionären Einsichten bezeichnen die Grundsätze ihrer Arbeit etwas nahezu
Selbstverständliches: Jedes Kind hat sein eigenes Zeitmaß der Entwicklung. Seine Autonomie,
Individualität und Persönlichkeit können sich entfalten, wenn es sich möglichst selbständig entwickeln
darf.

Geborgen in sicheren, stabilen Beziehungen lernen Kinder, sich aus eigener Initiative, gemäß ihren Interessen zu bewegen und zu spielen. Kommunikation und Sozialverhalten entstehen im Dialog mit den Erwachsenen, wenn die kindlichen Signale verstanden und sinnvoll erwidert werden. Damit selbständiges Lernen möglich wird, müssen die Erwachsenen eine Umgebung gestalten, die den momentanen Bedürfnissen und Bestrebungen des Kindes entspricht.

Genaue Beobachtung des Kindes und das Wissen um die Abfolge der Entwicklungsschritte ist die
Grundlage dieser Tätigkeit. Nur dort, wo das Kind Interesse entwickelt, also zwischen den Forderungen aus der Umwelt und sich selbst eine Verbindung herstellt, kann es im eigentlichen Sinne lernen und das Gelernte integrieren.

Der Name Pikler steht für eine achtsame Haltung dem Kind gegenüber vom ersten Lebenstag an. Wir legen Wert darauf, die Besonderheiten eines jeden Kindes zu berücksichtigen und im Umgang mit ihm seine Persönlichkeit zu wahren. Wir respektieren das Bedürfnis der Kinder, sich geistig und körperlich in ihrem Zeitmaß und ihren Interessen entsprechend zu entwickeln.

Die Forschung Emmi Piklers galt der selbständigen Aktivität im Säuglings- und Kleinkindalter: der aktiven und ungestörten Bewegungsentwicklung, dem eigenständigen Spiel, der Verbindung zwischen Bewegungs- und Spieltätigkeit. Sie erforschte die Stufen der Aufmerksamkeitsfähigkeit, als Grundlage des kognitiven Lernens.

Wendet man dieses pädagogische und medizinische Konzept auf Kinder mit Entwicklungsstörungen an, wird man feststellen, dass gerade solchen Kindern ein höheres Maß an Aufmerksamkeit, Abwarten und Verstehen ihrer noch so kleinen Entwicklungsschritte zugute kommt. Das Kind braucht keine überfordernden Stimulationen, kein Lernprogramm, sondern eine strukturierte Umgebung, Bewegungs- und Spielangebote, die für das Kind erreichbar und verständlich sind. Die Erfahrungen und Erkenntnisse von Emmi Pikler können Therapeuten, Pädagogen und Ärzte ermutigen, mehr den selbständigen Bewegungsfähigkeiten des Kindes zu vertrauen.

Das von Emmi Pikler 1946 gegründete Säuglings- und Kinderheim "Lóczy" in Budapest wird heute von der Kinderpsychologin Anna Tardos geleitet.

Quelle: www.pikler.de


Praxis

Spiele zum Erntedankfest

Viele Menschen feiern gemeinsam das Erntedankfest. Rund um die Erntedankgaben gibt es auch jede Menge Spielmöglichkeiten. Dazu benötigt man einen Korb mit den unterschiedlichen Feld- und Gartenfrüchten und schon kann es losgehen.

Spiele rund um die Erntegaben

Geschichten vom Obst und Gemüse
Wir stellen einen großen Korb mit verschiedenen Erntegaben in die Mitte des Spielkreises. Jede Kartoffel und jeder Apfel hat eine eigene Geschichte.
Vom Ursprung, über Besonderheiten im Aussehen bis zur Verwendung. Diese Obst- und Gemüsegeschichten sollen die Kinder erzählen.
Zunächst darf jedes Kind eine oder zwei verschiedene Erntegaben wählen. Manchen Kindern fällt beim Anblick eines Apfels oder einer Ähre sofort eine kleine Geschichte ein. Andere Kinder benötigen eventuell eine Starthilfe durch gezielte Fragen.

Nehmen wir das Beispiel einer Weizenähre:
Wie fühlt sich die Ähre an? (Rau, weich …)
Hat sie einen eigenen Geruch? (Streng, holzig …)
Woraus besteht die Ähre? (Körner, Gräser …)
Hat die Ähre eine Besonderheit? (krumm, gerade …)
Erinnert sie dich an etwas? (Pinsel, Feder …)
Wo könnte sie gewachsen sein? (auf einem Feld, am Wegesrand, im Garten …)
Wer hat sie besucht, während sie groß und kräftig wurde? (Bauer, Mäuse, Kinder …)
Wer hat sie abgepflückt? (Bauer, Kinder, Sturm …)
Was passiert nach der Ernte mit der Ähre?(Mühle, Brot, Viehfutter …)

Die Kartoffelpyramide
Wir versuchen, eine Pyramide aus Kartoffeln zu bauen. Dazu benötigen wir einen Beutel Kartoffeln (2,5 kg). Als Gruppenspiel benötigen wir einen Beutel für 3-4 Kinder. Wer baut die höchste Pyramide, ohne dass sie zusammenstürzt? Wer baut am schnellsten eine Kartoffelpyramide?
Eine Abwandlung des Spiels ist die Zwiebelpyramide. Da die Zwiebelschale glatt ist, benötigen die Kinder viel Geschick und Geduld, um diese Pyramide zu bauen.

Ich kenne eine Erntegabe, die …
Eine Variante des beliebten Spiels „Ich sehe was, was du nicht siehst …“ können wir auch mit unseren Erntegaben spielen. Dazu überlegt sich ein Kind, welche Eigenschaften ein Obst oder Gemüse hat. Ein Beispiel:
„Ich kenne eine Erntegabe, die wächst in der Erde und wenn ich sie aufschneide, dann weine ich.“ Sobald ein Kind das Obst oder Gemüse erraten hat, greift es in den Korb, hält es hoch und nennt den Namen. In unserem Beispiel ist es die Zwiebel.
Die richtige Erntegabe erraten hat, darf sich ein neues Rätsel ausdenken.

Erntedankfiguren oder -bilder legen
Aus den Erntegaben werden Figuren, Formen, Muster oder Mandalas gelegt. Dafür benötigen wir zusätzlich getrocknete Bohnen, Linsen, Sonnenblumenkerne und Nüsse. Große Erntewerke können am Boden gelegt werden. Das ist eine schöne Gruppenarbeit. Aus den Erntegaben können auch Bilder gelegt werden, z.B. eine Sonne aus langen Bohnen, ein Haus aus Möhren und Bäume aus Maiskolben. Um die Figuren, Mandalas etc. zu verewigen, fotografieren wir sie.

Neue Obst- und Gemüsenamen
 Von einem Obst oder Gemüse gibt es unzählige Sorten. Aber wer hat schon einmal etwas vom Kartoffelapfel oder der Maismöhre gehört. Diese Sorten gibt es auch nur im Kinderzimmer oder im Kindergarten. Die Kinder denken sie sich nämlich aus. Wer kann den längsten Obst- und Gemüsenamen aufsagen? Dazu darf sich das Kind das Obst und Gemüse auch nehmen und vor sich hinlegen: Das ist der Mais-Möhre-Zwiebel-Kartoffel-Apfel.

Eine Abwandlung ist die umgekehrte Spielweise: Ein Spielleiter oder Kind nennt einen „neuen“ Obst- und Gemüsenamen und die Kinder müssen diesen legen:
Zwiebel-Kohl-Apfel, Kürbis-Mais-Bohne, Kartoffel-Weizen-Birne, Hafer-Haselnuss-Pflaume usw.

Obst- und Gemüsepaare finden
In einen Korb oder auch mehrere Körbe werden jede Menge Gemüse- und Obstpaare bunt durcheinander gelegt, also immer zwei Kartoffeln, zwei Äpfel, zwei Birnen, zwei Möhren, zwei Zwiebeln.
Kinder, die Gemüse und Obst schon gut kennen, können aus dem Korb die Paare mit verbundenen Augen erfühlen. Die kleineren suchen die Gemüse- oder Obstpaare aus dem oder den Körben. Wer die meisten Paare gefunden hat, hat gewonnen. 

An die Kartoffeln/Zwiebeln/Kürbisse, fertig, los!
Für dieses Spiel benötigen die Kinder Platz, da es sich um ein Bewegungsspiel handelt. Daher sollten Tische und Stühle beiseite geräumt werden. Es ist eine Abwandlung des Spiels „Alle Vögel fliegen hoch“. Kürbisse, Kartoffeln, Möhren, Äpfel, Zwiebeln- jeweils jedes Obst bzw. Gemüse für sich - werden in Körben im Raum verteilt. Die Kinder stehen oder sitzen zu Beginn in der Mitte des Raumes.
Der Spielleiter ruft nun: „Alle Kartoffeln wachsen unter der Erde!“ Da die Aussage richtig ist, sollten nun alle Kinder zum Kartoffelkorb laufen. „Alle Kürbisse wachsen an einem Ast!“ Jetzt sollte sich kein Kind bewegen, falls doch ein Kind zum Kürbis gelaufen ist, muss es aussetzen (1x/2x…) oder ausscheiden.

„Alle Zwiebeln wachsen am Zwiebelbusch!“
„Alle Birnen wachsen am Baum!“
„Alle Äpfel schmecken salzig!“
„Alle Kürbisse sind blau!“
„Alle Bohnen schmecken scharf!“
„Alle Pflaumen haben einen Kern!“
„Alle Möhren haben einen Stein!“

Die Abwandlung dieses Spiels könnte eine Geschichte sein, in der die Feld- und Gartenfrüchte benannt werden. Fällt der Name der Erntegabe, müssen die Kinder zu dem Obst oder Gemüse im Raum laufen. Dieses Spiel ist etwas ruhiger.

Quelle: www.kidsweb.de

Hintergrundinfos

Erntedankfest
Das Erntedankfest ist in vielen Gemeinden einer der feierlichen Höhepunkte des ansonsten eher tristen Herbstes. Dabei soll einerseits die Freude über eine erfolgreiche Ernte zum Ausdruck gebracht werden, was den weltlichen Charakter des Erntedankfestes widerspiegelt. Andererseits steht aber gerade im christlich geprägten Europa nicht das Feiern, sondern der Dank an Gott für die Ernteerträge im Mittelpunkt des Festes. Dabei ist es recht unterschiedlich, an welchem Tag das Erntedankfest begangen wird. So feiert man in evangelischen Gemeinden in der Regel am Michaelistag (29. September) oder am darauf folgenden Sonntag, während das Erntedankfest in katholischen Gemeinden meist am ersten Sonntag im Oktober begangen wird. Der letztgenannte Tag wurde von der deutschen Bischofskonferenz im Jahre 1972 als Festtermin festgelegt, jedoch nicht für verbindlich erklärt, sodass jede katholische Kirchengemeinde für sich entscheiden kann, ob und wann sie das Erntedankfest veranstaltet. 

Ursprünge des Erntedankfestes
Seinen Ursprung hat das Erntedankfest schon in vorchristlicher Zeit. Zeitpunkt dieses Festes war die Tagundnachtgleiche im Herbst, also der 23. September. Im Mittelpunkt stand der Dank an die Götter und die verschiedenen Feld- und Fruchtbarkeitsgeister, was mit allerlei Opfergaben verbunden war. Diese Opfergaben sollten das Wohlwollen der höheren Mächte sichern, indem man ihnen etwas von dem zurückgab, was sie einst gegeben hatten. Eine besondere Bedeutung kam dabei der ersten bzw. letzten Garbe zu. Diese Getreidebündel mit dem zuerst bzw. zuletzt geernteten Korn dienten einerseits als Opfergabe, andererseits aber auch zur Durchführung allerlei Schutz- und Fruchtbarkeitszauber. Setzte sich z.B. die Binderin auf die erste Garbe, sollte dies die Fruchtbarkeit des Korns im nächsten Jahr begünstigen. Nach der Opfergabe in Form von Korn, Obst und Früchten wurde am Abend des Erntefestes das Erntemahl begangen. Dieses diente in erster Linie kultischen Zwecken, nämlich der „Verspeisung“ des Fruchtbarkeitsgeistes und sorgte somit für eine Bindung des Geistes an den Acker. Bei diesem gemeinsamen Mahl wurde aber auch den Feldarbeitern, welche in der Regel Wanderarbeiter waren, mit der Darreichung von guten Speisen und Getränken für ihre Hilfe gedankt. Ein weiterer Höhepunkt des Festes war schließlich der Reigen, welcher vom Landbesitzer mit einem Tanz mit einer aus der letzten Garbe gebundenen Puppe eröffnet wurde. Diese symbolisierte den Fruchtbarkeitsgeist und wurde daher nach dem Fest bis zur nächsten Ernte an einem sicheren Ort aufbewahrt.

Erntedankfest heute
Im Mittelpunkt des heutigen Erntedankfestes steht der gemeinsame Gottesdienst, bei der eine Auswahl von landwirtschaftlichen Produkten dekorativ in der Kirche platziert wird. Diese haben freilich keinen Opfercharakter mehr, sondern sollen den Gläubigen wieder in Erinnerung rufen, welche Vielfalt an Nahrungsmitteln die Erde für die Menschen bereitstellt und dass die Früchte des Bodens nicht selbstverständlich existieren, sondern Teil göttlicher Schöpfung sind. Dennoch finden sich viele Bräuche aus der vorchristlichen Zeit auch im heutigen Erntedankfest wieder. So existiert z.B. die letzte Garbe in Form der aus Getreidehalmen gebundenen und mit farbenfrohen Blumen und Bändern bestückten Erntekrone weiter. Diese wird nach dem Gottesdienst in einer feierlichen Prozession auf einem Wagen durch das Dorf gezogen, wobei meist ein landwirtschaftliches Fahrzeug zum Einsatz kommt. Auch die Kornpuppe findet sich noch vereinzelt auf heutigen Erntedankfesten wieder, dient dabei aber fast immer nur dekorativen Zwecken.

Thanksgiving – das amerikanische Erntedankfest?
Der amerikanische Thanksgiving Day, ein gesetzlicher Feiertag, hat nur wenig mit dem bei uns begangenen Erntedankfest zu tun. Während das Erntedankfest in Europa oder auch in Kanada einen starken religiösen Bezug besitzt, überwiegt beim Thanksgiving der weltliche Charakter. Bei diesem am vierten Donnerstag im November gefeierten Fest wird an die Pilgerväter und ihr Leben erinnert und der freie Tag genutzt, um mit der ganzen Familie zusammen zu sein. Typisch für Thanksgiving ist, dass dabei sehr üppig gegessen wird und dabei traditionelle amerikanische Gerichte wie z.B. ein gefüllter Truthahn, Süßkartoffeln und Kürbiskuchen serviert werden. 

Praxis

Waldkindergarten

Es gibt derartige Einrichtungen in Deutschland seit Anfang der neunziger Jahre. Nicht nur bei Eltern und Pädagogen, sondern auch in der breiten Bevölkerung erfreuen sie sich immer größerer Beliebtheit. Naturkindergärten unterscheiden sich nicht wesentlich von Waldkindergärten. Sie nutzen lediglich dort, wo kein oder nur wenig Wald, Wiesen oder Felder vorhanden sind, auch andere Naturräume wie z. B. Meer, Strand oder Dünen.

Waldkindergärten sind eine neue Alternative und Perspektive in der Vorschulpädagogik. Ausschlaggebend für die Gründung vieler Einrichtungen dieser Art war der starke gesellschaftliche Wandel (...), der im Laufe der Zeit zu einer Beeinträchtigung der Erfahrungsmöglichkeiten von Kindern führte. Diesen Veränderungen will die Waldkindergartenbewegung Rechnung tragen.

Entstehungsgeschichte in Deutschland 

Die beiden Erzieherinnen Kerstin Jebsen und Petra Jäger gründeten 1993 in Flensburg die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland. Während ihrer Ausbildung interessierten sich die beiden Avantgardistinnen für alternative Formen in der Kindergartenpädagogik. Durch einen Artikel von Ursula FRIEDRICH in der Fachzeitschrift „spielen und lernen“ im April 1991 mit der Überschrift „Ein Kindergarten ohne Türen und Wände“ wurden sie auf die Waldkindergartenbewegung in Dänemark aufmerksam.

Mehrere Besuche in Waldkindergärten in Dänemark bestärkten sie in ihrem Vorhaben, eine eigene Einrichtung dieser Art zu gründen. Ende September 1991 arbeiteten sie mit Pädagogen und Psychologen ein Konzept aus und gründeten einen Verein. Nach zahlreichen Besuchen bei den zuständigen Behörden wie der Stadt Flensburg, beim Sozialministerium Schleswig-Holstein und beim Landesjugendamt wurde ihr Verein im Oktober 1992 anerkannt und wird seit 1993 vom Land Schleswig-Holstein und der Stadt Flensburg gefördert (HOMEPAGE WALDKINDERGARTEN FLENSBURG 1997). Ein Jahr später eröffneten bereits der Naturkindergarten Lübeck und der Waldkindergarten in Berglen in Baden-Württemberg. Nach diesen Vorbildern entstanden immer mehr derartige Einrichtungen in Deutschland.

Neben diesem klassischen Konzept der Waldkindergärten existiert bereits seit 1968 eine privat organisierte Einrichtung in Wiesbaden. Ins Leben gerufen wurde diese von Frau Ursula Sube, die hierfür ihrerseits keinen expliziten Namen in Erwägung zog bzw. sich der Gründung einer Alternativinstitution in dieser Form damals nicht bewusst war. Ein festgelegtes Konzept hatte sie nicht. Durch den Tod ihres Mannes musste sie alleine für ihren fünfjährigen Sohn und sich sorgen. Da es in der damaligen Zeit an Kindergartenplätze mangelte, entschloss sie sich, einen „Waldkindergarten“ zu gründen. Nach anfänglicher Skepsis seitens des Jugendamts und des zuständigen Gesundheitsamtes bekam sie nach einer Ortsbesichtigung die Genehmigung 15 Kinder mit in den Wald zu nehmen (MIKLITZ 2000). Sie wurde zu keiner Zeit finanziell von staatlicher Seite unterstützt und lebte ausschließlich von den Elternbeiträgen. Frau Sube leitete bis ins hohe Alter von 72 Jahren diese Einrichtung selbst. Seit 1998 ist der Kindergarten unter neuer Leitung.

Unterschiede zwischen Regelkindergarten und Waldkindergarten

Der „reine“ Waldkindergarten, in seiner ursprünglichen Form, unterscheidet sich wesentlich von einem Regelkindergarten. Ein eigenes Kindergartengebäude existiert nicht. Die Kinder spielen bei „Wind und Wetter“ an der frischen Luft. Dies ermöglicht es den Kleinen, den jahreszeitlichen Rhythmus direkt wahrzunehmen. Auch die Betreuungszeiten sind unterschiedlich: in der Regel sind es im Sommer vier, im Winter drei Stunden. Des weiteren: im Waldkindergarten ist der Bewegungs- und Aktionsraum bedeutend größer als in geschlossenen Räumen. Folglich kann der natürliche Spiel- und Bewegungsdrang, den Kinder in diesem Alter haben, ungehindert ausgelebt werden. Der Wald bietet viel Platz zum Tanzen, Laufen, Springen, Spielen, Verstecken, Matschen u. v. m.. Aber nicht nur die Grobmotorik kann im Modell des Waldkindergartens besser entwickelt werden, auch die Bildung feinmotorischer Fähigkeiten kommt im Waldkindergarten nicht zu kurz. Die natürliche Umgebung trägt maßgeblich zum körperlichen und seelischen Wohlbefinden der Kinder bei. Das Immunsystem wird durch den Aufenthalt in der frischen Luft gestärkt. Waldkindergartenkinder erkranken seltener an Erkältungen als im Regelkindergarte n, wo sie sich oftmals in überhitzten Räumen aufhalten (GAMILLSCHEG 1987). Durch die Weite des Raumes können aufgestaute Aggressionen besser abgebaut werden. Dies kommt nicht nur hyperaktiven Kindern zu gute. Die Kinder entwickeln ein positives Verhältnis zur Natur. Sie erfahren den Wald als etwas einmaliges, das es besonders zu schützen gilt. Hier wird bereits der Grundstein gelegt für einen verantwortungsbewussten Umgang in und mit der Natur im Erwachsenenalter.

Beim Umgang mit Spielzeug liegt ein diametraler Unterschied zwischen Waldkindergärten und Regelkindergarten vor. Abgesehen von einigen wenigen Werkzeugen wird völlig auf vorgefertigtes Spielzeug verzichtet. Die Kinder sind in diesem Bereich auf sich gestellt. Dies unterstützt in hohem Maße die Sprachentwicklung, da sie auf die verbale Kommunikation mit anderen Kindern angewiesen sind. Im Wald gibt es keine reizüberfluteten Spielbereiche, wie es häufig in Regelkindergärten der Fall ist. Die Kinder „spielen mit Wurzeln und Stöcken statt mit Puppen und Legosteinen“ (DER SPIEGEL, Nr. 13, 1998, S. 148). Dieses Verhalten fördert die Selbständigkeit, die Kreativität und vor allem die Phantasie der Kinder. Probleme wie zu große Gruppen oder ein begrenztes Raumangebot - wie es in Regelkindergärten häufig angetroffen werden kann – treten nicht auf.

Die Gruppengröße liegt bedeutend unter der in normalen Regelkindergärten. Meist formiert sich eine solche Gruppe aus 15 bis 20 Kindern. Diese werden von mindestens zwei, in einigen Waldkindergärten sogar von drei Personen betreut. Durch diesen günstigen Personalschlüssel bleibt durchschnittlich für edes einzelne Kind bedeutend mehr Zeit. Fällt eine Erzieherin oder ein Erzieher wegen Krankheit aus, übernimmt meist eine Mutter deren Vertretung (WALDKINDERGARTEN MÜNCHEN/WALDKINDERGARTEN SATRUP).

Die meisten Einrichtungen dieser Art besitzen einen Bauwagen oder eine Schutzhütte, in die sich die Gruppe bei plötzlichen Wetterumschwüngen oder widrigen Witterungsverhältnissen wie Sturm und starkem Regen zurückziehen kann. Dies kommt im Alltag aber nur sehr selten vor. Die Kinder halten sich üblicherweise auch bei Regen, Schnee oder Minustemperaturen im Wald auf. Einige Waldkindergärten haben für Tage mit sehr schlechter Witterung bei öffentlichen Trägern oder anderen Institutionen eigens Räumlichkeiten angemietet, um im Bedarfsfall stets einen geregelten Kindergartentag gewährleisten zu können.

Der Kostenaufwand ist bedeutend geringer als bei Regeleinrichtungen. Es fallen keine Ausgaben für Gebäude, Heizung, Reinigung, Instandhaltung, Wartung usw. an. Da der Waldkindergarten völlig auf vorgefertigte Spielsachen verzichtet, fallen hierfür auch keine Kosten an. Neben kleineren Aufwendungen für Bastelmaterialien, Werkzeuge und andere kleinere Anschaffungen sind fast ausschließlich Personalkosten zu entrichten.

In unserer technisierten Welt sind Primärerfahrungen im Leben eines Kindes von besonderer Bedeutung. Der Waldkindergarten bietet durch seine facettenreiche Vielseitigkeit reichlich Möglichkeiten und genug Raum für solche „unmittelbaren“ Erfahrungen. Viele Kinder haben in der heutigen Zeit keinen direkten Kontakt mehr zur Natur. Durch den Umgang in der Natur haben Kinder aber ideale Möglichkeiten, eine Vielzahl von Erfahrungen zu machen und somit zur optimalen Entwicklung ihrer Sinne beizutragen.

Grundsätzlich stehen viele Waldkindergärten einer Aufnahme von behinderten Kindern positiv gegenüber. Dies trägt bereits im Kindergartenalter maßgeblich zum Abbau von Vorurteilen gegenüber behinderten Menschen bei. Abhängig ist dies vom Grad der Behinderung und sollte zuvor von einem Kinderarzt beurteilt werden (WALDKINDERGARTEN WALDENBUCH, TÜBINGEN, WILHELMSDORF; BAD LIEBENZELL, UNTERHACHING u. v. m.).

Vom organisatorischen Standpunkt her gesehen gibt es die wenigsten Unterschiede zwischen einem Waldkindergarten und einer Regeleinrichtung. Die monatlichen Kosten gestalten sich ähnlich. In den meisten Waldkindergärten entspricht der Elternbeitrag dem eines Regelkindergartens (WALDKINDERGARTEN LOHR, ROTENBURG UND SCHÖNBERG). Verletzungen kommen üblicherweise im Waldkindergarten im geringeren Ausmaß vor (HOMEPAGE WALDKINDERGARTEN ROTENBURG). Bei den Betreuungstagen gibt es keine wesentlichen Unterschiede. Die Zahl der freien Tage stimmen meist mit denen der Regelkindergärten vor Ort überein."


(aus der Dissertation "Natur- und Waldkindergärten in Deutschland - eine Alternative zum Regelkindergarten in der vorschulischen Erziehung", vorgelegt bei der Fakultät für Verhaltens- und empirische Kulturwissenschaften an der Universität Heidelberg von Peter Häfner)

Quelle: www.waldkindergaerten-nrw.de
 


Praxis

Fröbel Pädagogik

1840 gründete Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852) in Bad Blankenburg (Thüringen) eine Werkstatt zur Herstellung seiner Spielgaben und einen Spielkreis für Kinder, den er Kindergarten nennt. Er gilt als Erfinder des Kindergartens und Begründer der Spielpädagogik (freies Spielen).

Friedrich Wilhelm August Fröbel (* 21. April 1782 in Oberweißbach; † 21. Juni 1852 in Marienthal, Gemeinde Schweina) war ein deutscher Pädagoge (Schüler Pestalozzis), auf den die Bezeichnung Kindergarten für Einrichtungen zur Kinderbetreuung zurückgeht.

Während seines Dienstes im Lützowschen Freikorps schloss Fröbel Freundschaft mit Wilhelm Middendorf und Heinrich Langethal. 1840 stiftete Fröbel den ersten deutschen „Kindergarten“ in Bad Blankenburg zusammen mit Middendorf und Langethal. Sie waren seine treuesten Mitarbeiter als es daran ging, seine Erziehungsideen in Keilhau bei Rudolstadt in die Praxis umzusetzen. Er führte die „Freiarbeit“ in die Pädagogik ein. Die von ihm entwickelten Spiel- und Lernmaterialien sind auch heute noch anerkannt. Ins Zentrum seiner Pädagogik stellte er das Spiel als typisch kindliche Lebensform und seinen Bildungswert. Die von ihm entwickelten Spielgaben und Beschäftigungsmittel entstanden auf der Grundlage seiner Spieltheorie. Mit seinen Mutter- und Koseliedern beabsichtigte Fröbel, das kleine Kind in die Lebenswelt der Erwachsenen einzuführen.

Fröbels Werk wurde von seinen Schülern fortgeführt und genießt weltweit, vor allem in Österreich, Japan, den USA, in Korea und Russland ein großes Ansehen und wird vielfältig dargestellt. Populär sind heute beispielsweise noch immer die von ihm entwickelten pädagogischen Grundformen. Die 3 dreidimensionalen Formen Kugel, Zylinder und Würfel sind nach wie vor beliebte Formen für Kleinkinder-Spielzeug; ursprünglich nur aus Holz und inzwischen aus Kunststoff hergestellt. Auch Fröbel-Kindergärten sind noch weit verbreitet. Als wesentliche Aufgaben sehen sie die anregende Förderung des Spiels durch den Erwachsenen an sowie seine Unterstützung beim Bemühen der Kinder, die Welt zu erfahren und zu begreifen.

Mittlerweile gibt es in Deutschland viele Kindergärten, die nach Fröbel benannt dessen Pädagogik fortführen. Oft entstanden diese Kindergärten aus Elterninitiativen oder anderen Privatpersonen. Der größte Fröbel-Verein, der Fröbel e. V., betreibt über die Fröbel-Gruppe heute deutschlandweit über 100 Kindergärten, Horte und Hilfeeinrichtungen zur Erziehung.

Generell findet sich eine Vielzahl an Initiativen, die sich mit der wissenschaftlichen wie auch praktischen Rezeption der Fröbelpädagogik beschäftigen.

Verschiedene Fröbelschulen tragen seinen Namen.

Der Neue Thüringer Fröbelverein e. V. sieht als eins seiner Ziele den Schutz der Ideen Fröbels vor marktwirtschaftlicher Vereinnahmung. Er betreibt ein Schulmuseum und das Fröbelarchiv in Keilhau und engagiert sich in Fröbeleinrichtungen weltweit (USA, England, Japan). Auf den NTFV geht die Schaffung eines Fröbeldiploms zurück, das aktuell von der Froebel Academy International (FAI) in Nordhausen verliehen wird.

Fröbels Bauformen und Bewegungsspiele sind auch Vorläufer der Abstrakten Kunst sowie Inspirationsquelle der Bauhausbewegung. Zu Fröbels Ehren entwarf Walter Gropius das Friedrich-Fröbel-Haus.

Von Fröbels Name ist im Niederländischen das Verb fröbelen abgeleitet. Fröbelen (auch freubelen) bedeutet frei kreativ beschäftigt zu sein.

Interessant ist, dass Fröbels Erziehungskonzept – damals wie heute – weltweit umsetzbar ist:

Es hat „freie, denkende, selbsttätige Menschen“ als Erziehungs- und Bildungsziel.
Es versteht jeden Menschen in jeder Lebensphase und Verfasstheit als eigenständige „Einheit“ ( Gliedganzes, Individuum) im Rahmen der Vielfalt, die letztendlich wiederum auf eine absolute Einheit (ewiges Gesetz, x, Gott) bezogen ist. Alles ist mit allem verknüpft, das „Entgegengesetztgleiche“ im Ganzen geeint als ein dialektisch-ökologisches System...
Es bietet zeitlose, kultur- und umfeld-unabhängige „begreifbare“ Mittel und Methoden, ohne die jeweilige Lebenssituation zu vernachlässigen.
Es bezieht Kinder und Eltern, Öffentlichkeit und das aktuelle Umfeld mit ein.
Es verlangt eine persönlichkeits-, sozial- und sachkompetenz-zentrierte Ausbildung der Erziehenden. Im Mittelpunkt steht die Befähigung zur Spielpflege für die frühe Kindheit.

Auf der Basis exakter und differenzierter Beobachtung, sowie intuitivem Erkennen, denkerischer Leistung und sinnorientierter Tätigkeit hat Fröbel vieles in sein ganzheitliches Konzept gefasst, was erst heutige Erziehungswissenschaft und Psychologie mit wissenschaftlichen Methoden nachzuweisen begonnen haben.
Viele Elemente später entstandener Konzepte z. B. nach Montessori, Steiner, Freinet, Malaguzzi (Reggio), Situationsansatz, sozioökologischem Ansatz usw. ja sogar der sog. Waldkindergarten sind schon bei Fröbel im Grundsatz erfasst:
Sprachförderung als „begleitendes Wort“ vom Säuglingsalter an, Musik – vor allem Gesang - und Bewegung, Rollenspiel und Tanz, Zeichnen, Malen und Gestalten, Förderung aller Sinne, Naturbeobachtung und Pflege, Erforschen und Experimentieren, sowie Projekte, sind in seinem umfassenden Erziehungskonzept nachweisbar. Dabei spielt die Selbsterfahrung durch Tätigkeit und Kooperation mit anderen, unterstützt und begleitet durch kompetente ErzieherInnen eine zentrale Rolle.

Eine besonders bedeutsame „Entdeckung“ ist jedoch das freie selbsttätige Spiel.

Quelle: www.wikipedia.de / www.froebelsystems.de