Oktober 2018

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Flüchtlingskinder betreuen und fördern

Ideen für Bildungsaktivitäten mit Kindern aus Flüchtlingsunterkünften.

© Rudie/Fotolia

Mit Sicherheit haben die Kinder in Flüchtlingsunterkünften ähnliche Bedürfnisse wie alle anderen Kinder auch. Aber sie leben unter anderen Bedingungen. Sie kommen aus einer anderen Kultur und beherrschen zunächst die deutsche Sprache nicht. Hier leben sie oft unter extremen Bedingungen, auf engem Raum; sie haben kein Spielzeug, keine Malsachen, Die Umgebung ist fremd und sie haben schlimme Erlebnisse zu verarbeiten. Oftmals werden sie auch mit den traurigen Gefühlen ihrer nächsten Angehörigen konfrontiert und mit Streit und Aggressivität von manchen Menschen in ihrer Umgebung. Das Zusammenleben mit den vielen Menschen, deren Geduldsfäden manchmal reißen, die sich streiten und schreien, ist für die Kinder oft anstrengend, manchmal auch beängstigend. Sie sind mittendrin und müssen alles irgendwie verarbeiten. Es hilft den Kindern, wenn sie Angebote wahrnehmen können, die ihren Bedürfnissen nach Bewegung, Spiel, Spaß und Lernen entgegenkommen und sie für kurze Zeit den grauen Alltag im Containerdorf, der Baumarkthalle oder Turnhalle vergessen lässt. Immer wieder erlebe ich die Kinder aus den Flüchtlingsunterkünften als Bereicherung, weil sie so neugierig, lernfreudig und besonders sind. Sie greifen begierig Angebote auf, möchten die deutsche Sprache lernen, möchten sich ausprobieren, möchten kreativ etwas gestalten. Sie sind oft mit einfachen Dingen zufrieden und nicht so überfüttert wie deutsche Kinder. Für diese Kinder sind oftmals Alltagsmaterialien sehr interessant. Sie bauen aus Toilettenrollen stundenlang Kugelbahnen, sie basteln aus alten Kartons Autos oder Puppenhäuser, sie freuen sich über Strumpfpuppen und bekleben Schachteln, um darin etwas aufzubewahren. Sie verkleiden sich gerne, tanzen dann vergnügt zur Musik und lassen ihrer Mimik und Gestik freien Lauf. Fotos dieser Aktionen sind sehr beliebt – sie freuen sich, wenn sie Fotos von sich mit zu ihrem Schlafplatz nehmen dürfen. Mitunter verschwinden jedoch auch andere Dinge, die ihnen gefallen, in Socken oder Hosentaschen, da sie nichts zum Spielen haben. Deshalb ist es wichtig, Regeln zu erklären und auch zu kontrollieren, ob sie eingehalten werden. Das ist eine große Herausforderung für alle Betreuer/innen.

Umgang mit der besonderen Situation

Umgang mit Sprachproblemen

Viele Menschen, mit denen ich mich über die Aktivitäten mit den Flüchtlingskindern unterhalten habe, fragen mich, wie wir mit den Sprachproblemen zurechtkommen. Natürlich gibt es Probleme bei der Verständigung. Allerdings führt dies mitunter auch zu kuriosen und lustigen Situationen. Wir machen uns durch Mimik und Gestik verständlich. Dadurch kommt es oft zu lustigen Situationen, in denen wir viel miteinander lachen. Außerdem lernen die Kinder sehr schnell die deutsche Sprache. Auch die Erwachsenen wollen so schnell wie möglich Deutsch lernen. So entwickeln sich die Möglichkeiten der Verständigung. Auf Ausflügen wollten die Kinder wichtige Worte, die wir ihnen unterwegs vermittelt haben, gleich auf mein Mobiltelefon sprechen. Ein Junge aus Syrien, der sich erst seit zwei Wochen in Deutschland aufhielt, sprach die Worte „Nicht rumlaufen ... hinsetzen! Sonst gefährlich!“ in mein Handy. Ich habe sie bis heute nicht gelöscht. Die Sprachprobleme sind nicht wirklich das größte Hindernis. Wir können sie durch viel Fantasie, pantomimische Kreativität, Humor, situative Flexibilität und Beziehungsaufbau überwinden. Außerdem ist die Entwicklung der Sprachkompetenz der Kinder und Erwachsenen in Bezug auf das Erlernen der deutschen Sprache ein Prozess, der Zeit braucht. Wenn wir bei den vorgeschlagenen Sprachförder-spielen auch die Eltern einbeziehen, kann das viel Freude bringen und wir haben alle etwas davon.

Umgang mit Traumatisierung

Die Kinder, mit denen wir in den Flüchtlingsunterkünften spielen und arbeiten, haben oft Schlimmes erfahren. Sie haben Krieg erlebt, Tote gesehen, sie haben gesehen, wie Menschen starben und mit Waffen angegriffen wurden. Sie haben Gewalt erlebt, Angst vor der Gefahr und Angst davor, die Flucht nicht zu bewältigen. Hunger, Durst und viel körperlicher Stress waren ihr Alltag. Oft erlebten sie auch die Tränen und die Überforderung ihrer Familie und ihrer Freunde. Mit all diesen Erlebnissen müssen die Kinder leben und umgehen lernen. Vieles verdrängen sie zunächst. Manchmal habe ich erlebt, dass Kinder die Erlebnisse beim Malen von Bildern oder beim Spielen verarbeiten. Mitunter erzählen auch Eltern von den Erfahrungen, welche die Kinder gemacht haben und sie können uns wichtige Hinweise geben, die uns helfen, das Verhalten der Kinder zu verstehen.  Bei der Traumatisierung handelt es sich um eine seelische Verletzung (Trauma, griechisch: Wunde). Der Psychotherapeut Dr. Peter Riedesser beschreibt das Trauma als „ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten – das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bedeutet.“ In der Arbeit mit Flüchtlingskindern beobachten wir Kinder, die sich zurückziehen, kaum sprechen und traurig wirken. Wir erleben aber auch Kinder, die hyperaktiv und aggressiv sind. Kinder, die Angststörungen zeigen. Wir sind mit Verhaltensweisen konfrontiert, mit denen wir situativ umgehen lernen.

Ich musste ein Musikspiel, bei dem es darum ging, dass Kinder ausscheiden müssen, unterbrechen. Ein Junge bekam keinen Platz und reagierte mit so heftigem Weinen, dass er kaum zu beruhigen war. Wir gaben ihm zu verstehen, dass er weiter mitmachen dürfe und sorgten dafür, dass er sich beruhigte. Er bewegte sich zur Musik nicht mehr um die Stühle, sondern blieb auf seinem Stuhl sitzen, der ihm somit sicher war. Sicherheit bedeutet Kindern, die traumatisiert sind, viel. Die Mutter des Jungen erklärte mir in englischer Sprache, dass sie bei der Flucht auf dem Schlepperboot alle Angst hatten, beim Gerangel um die Plätze, leer auszugehen.  Bei einem Ausflug mit Flüchtlingskindern schob ein syrischer Vater seinen neunjährigen Sohn zu unserer Gruppe. Er meinte, der Junge habe Lust, den warmen Indoor-Spielplatz zu besuchen, um mal aus der Unterkunft herauszukommen und könne allein mitfahren. Wir fuhren mit einem Linienbus durch Hamburg zu unserem Ziel. Plötzlich klopfte der Junge neben mir verzweifelt an die Fensterscheibe des Busses. Er weinte leise vor sich hin, während er fest meine Hand hielt. Eine meiner Schülerinnen, die Arabisch spricht, erklärte ihm, dass wir unterwegs zu einem Spielplatz seien und dass wir ihn am Nachmittag wieder zurück zu seinen Eltern in die Unterkunft bringen würden. Er beruhigte sich dann, ließ aber meine Hand nicht los und suchte Schutz.

  • Traumatisierte Kinder brauchen Schutz und Sicherheit.
  • Sie brauchen verstärkt das Gefühl, dass sie einem Erwachsenen vertrauen können.
  • Wichtig für solche Kinder sind klare Strukturen, positive Erlebnisse, positiv formulierte Regeln, Lob und Wertschätzung.

Zum Wohlfühlen gehört auch eine gute Atmosphäre. Auch wenn wir die Raumatmosphäre in einem Container oder einer Baumarkthalle nicht beeinflussen können, so können wir durch unsere Ausstrahlung, unsere Haltung und die Stimmung bei unserer Aktivität die Atmosphäre beeinflussen. Wenn wir im Umgang mit den Kindern verstärkt Stimmungsschwankungen, Unruhe und Probleme im Sozialverhalten erleben, so sollten wir uns unbedingt im Helferkreis darüber austauschen und uns gegenseitig unterstützen. Mitunter kann es zu Überforderung während der Durchführung von Aktivitäten kommen.

Wir erlebten, dass ein Mädchen plötzlich Stühle an die Wand warf, da es nicht das Spielzeug bekam, welches es wollte. In diesem Fall ist es wichtig, die Situation abzubremsen, bevor sie eskaliert, etwa indem wir uns neben das Kind setzen und ihm ruhig zu verstehen geben, dass das so nicht geht. Ich habe erlebt, dass es diesen Kindern bei ihren „Ausrastern“ hilft, wenn sie Zuwendung erfahren. Als ich den Arm um das Mädchen legte, weinte es. In einer ähnlichen Situation musste ich am nächsten Tag nur auf das Mädchen zugehen und bestimmt aber liebevoll „NEIN“ sagen – begleitet mit Mimik und Gestik. Daraufhin setzte sich das Mädchen sofort auf einen Stuhl. Gut für die Kinder sind Angebote, die ihnen helfen, mit ihren Gefühlen umzugehen (siehe „Bildungsbereich Spiel und Bewegung“, S. 79). Wir sollten ihnen die Möglichkeit bieten, neue, positive Erfahrungen in einem sicheren Rahmen zu machen. Manche Kinder nehmen die Angebote nicht an, die ihnen helfen würden, Gefühle auszudrücken und reagieren mit Abwehrstrukturen. Dies sollten wir gelassen hinnehmen. Ihr Verhalten ändert sich mit zunehmender Sicherheit. Je mehr Zeit wir haben, durch die Arbeit mit diesen Kindern eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, desto mehr Chancen haben wir auf positive Entwicklungen. Wir sollten vermeiden, solche Kinder zu überfordern – und wir sollten das Gespräch mit den Eltern suchen, um Informationen über den Hintergrund der Traumatisierung zu erhalten. Ich habe eine Helferin erlebt, die sehr viel Mitleid mit diesen Kindern hatte und sie mit Süßigkeiten verwöhnte. Das ist kein Weg! Wir sollten liebevoll, aber auch konsequent sein und eher positive Bildungserlebnisse schaffen! In der Kita sollten Handlungskonzepte im Umgang mit diesen Kindern individuell abgestimmt werden. Wenn die Chance besteht, eine Traumatherapie für diese Kinder zu vermitteln, ist das großartig. Wenn Sie als Pädagogin oder Pädagoge eine Fortbildung zu diesem Thema besuchen, ist dies aber bereits sehr hilfreich. Solche Angebote gibt es in vielen Städten!

Umgang mit schwierigen Rahmenbedingungen

Schon im Sommer 2014 kamen viele tausend Flüchtlinge nach Deutschland. Sie alle brauchten einen Schlafplatz! Schlafplätze sind erst einmal wichtiger als Spielfläche. Für uns ist die Arbeitssituation dadurch aber schwieriger. Wir müssen uns darauf einstellen, unsere Hilfe in der Ecke einer Halle, eines Zeltes oder in einem kleinen Containerraum anzubieten. Oftmals mussten wir vor dem Zaun, der die Unterkunft der Kinder umgab, spielen. Oft auch mit VIELEN Kindern! Alle wollten mal Abwechslung. Wir haben in verschiedenen „Schichten“ Kindergruppen herausgeholt – jede Gruppe durfte 30 Minuten spielen. Vorher haben wir aus großen, grünen, blauen, gelben und roten Pappen Karten geschnitten. Sogenannte „Mitmachkarten“ für unsere Spiele. Wir haben diese Karten an die Kinder verteilt. Dann haben wir eine große Pappe hochgehalten, etwa eine blaue, und alle Kinder, die eine blaue Mitmachkarte hatten, kamen vor den Eingang oder in die Ecke der Halle. Sie nahmen an unserem Angebot teil, das zum Beispiel aus Bewegungsspielen und gemeinsamen Klatschrhythmusspielen bestand. Außerdem bekamen sie Bälle, Springseile, bunte Tücher aus unserem Materialkoffer und konnten damit spielen. Einen tragbaren Musikrekorder mit Akkus hatten wir auch dabei.  Nach einer halben Stunde wechselte die Gruppe. Nun waren die Kinder mit einer anderen Kartenfarbe dran. Hinter dem Zaun der Unterkunft beobachteten uns die Eltern der Kinder oder sie standen direkt um uns herum. Manchmal klatschten sie, bei Tanzspielen bewegten sie sich ebenfalls zur Musik. Alle Kinder waren diszipliniert und geduldig! Sie warteten, bis sie an der Reihe waren und waren froh, dass sie Abwechslung hatten und spielen durften. Wir haben gelegentlich auch mit einer großen Gruppe aus Eltern und Kindern gespielt. Dazu brauchten wir ein Megaphon und einen Dolmetscher, der die Spielregeln übersetzte. Diese Aufgabe übernahmen meist freundliche Personen vom Sicherheitsdienst oder Bewohner, die Deutsch oder Englisch sprachen.

Einfacher ist es für Erzieher/innen, die in der Kita arbeiten oder im Hort Flüchtlingskinder aufnehmen. Sie haben zumindest ihre Räume und ihr Material. Die Probleme gestalten sich dann anders. Sie haben nicht immer einfache Integrationsaufgaben zu bewältigen. Darauf

gehe ich am Ende des Kapitels noch ein.  Zunächst zum Problem der Betreuung direkt in den Unterkünften: Es gibt oft kein Material! Deshalb ist es ratsam, sich Materialkoffer mit Sammlungen von Alltagsmaterialien zuzulegen, mit selbst angefertigten Karten und Brettspielen oder billig erstandenen Spielen vom Flohmarkt. Sportgeschäfte haben uns Bälle und Sportmaterial gespendet. Wir hatten sie davon überzeugt, wie dringend die Kinder diese Materialien brauchen. Außerdem gibt es in jeder Stadt Hilfsfonds der „Flüchtlingshilfe“, die Spendengelder sammeln. Dort kann man für Aktionen und Materialbedarf Anträge stellen.

Umgang mit den verschiedenen Kulturen und Religionen

Wenn wir mit Flüchtlingskindern arbeiten, ist es wichtig zu wissen, aus welchen Kulturen sie kommen und welcher Religion sie angehören. Wir sollten uns dann auch mit den jeweiligen Kulturen der Herkunftsländer beschäftigen. Es ist auch für uns spannend, diese kennenzulernen. Informationen über die verschiedenen Kulturen finden wir im Internet und in zahlreichen Büchern und Filmen. Interessant ist es auch, sich mit Bewohnern auf Englisch über ihre Kultur zu unterhalten. Es tut ihnen oftmals gut, wenn sie etwas von ihrer Kultur erzählen können und sie haben das Gefühl, dass wir uns für ihr Land interessieren. Schön ist es für die Kinder und die Eltern, wenn wir in unseren Angeboten die Kultur ihres Landes aufgreifen, die Musik, das Essen, die Rituale, die Tänze. Feste sind dafür besonders geeignete Anlässe.

In den Unterkünften leben Menschen aus vielen verschiedenen Ländern zusammen. Auch für sie ist es daher wichtig, tolerant gegenüber anderen Religionen und Kulturen zu sein. Bei der Integration von Flüchtlingskindern in den Kitas und Schulen ergeben sich mitunter Probleme, wenn deutsche Eltern eine negativ-bewertende Haltung gegenüber dem „Fremden“, dem „Anderssein“ einnehmen.

Eltern und Kinder sollten andere Kulturen als Bereicherung erleben und nicht nur die deutsche Kultur als die einzig Wahre und Richtige ansehen. Es geht darum, schon im Kindesalter eine tolerante Grundhaltung zu vermitteln und so diskriminierende Verhaltensweisen abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Wichtig für die Arbeit mit den Kindern und Eltern ist es, Toleranz und gegenseitige Wertschätzung zu leben und zu vermitteln. Dazu ist es notwendig, sich gegenseitig gut kennenzulernen, Kultur und Individualität wichtig zu nehmen und Vorurteile und Wahrnehmung zu thematisieren. All das kann im gemeinsamen Spiel geschehen.

Ebenfalls ist wichtig, Identität und Werte zu stärken, Konfliktlösungen im Umgang und in der Kommunikation miteinander spielerisch zu finden und zu vermitteln.  Auch wir selbst müssen uns mit unseren Vorurteilen auseinandersetzen, wenn wir mit Flüchtlingsfamilien arbeiten.  Die Flüchtlingskinder erleben im dichtgedrängten Zusammenleben mit anderen Kulturen Konflikte, die Erwachsene verschiedener Kulturen miteinander austragen. Sie erleben viel Streit und Gewalttätigkeit und müssen lernen, damit umzugehen. Wir können im Zusammensein, in gemeinsamen Aktivitäten helfen, mit diesen Konflikten umzugehen und eine Haltung der Wertschätzung, Achtung und Toleranz zu entwickeln.

Umgang mit den Bedürfnissen der Kinder in der speziellen Lebenssituation

Die Kinder haben in den Unterkünften in dieser besonderen Lebenssituation vorrangig:

  • das Bedürfnis nach Bewegung
  • das Bedürfnis nach Abwechslung
  • das Bedürfnis nach Geschicklichkeitsherausforderungen; danach zu zeigen, wie sie, mit dem was sie können, Aufgaben bewältigen (etwa ein Puzzle zusammenlegen oder ein Haus aus Legosteinen bauen usw.)
  • das Bedürfnis die deutsche Sprache zu lernen
  • das Bedürfnis Lieder zu kennen und singen zu können, Musik zu machen
  • das Bedürfnis rauszugehen, auch bei Regen
  • das Bedürfnis ihre Gefühle auszudrücken
  • das Bedürfnis zu tanzen
  • das Bedürfnis etwas herzustellen, etwas kreativ zu gestalten
  • das Bedürfnis bei Langeweile auch in ihrer Unterkunft etwas zum Spielen zu haben (zum Beispiel ein selbst hergestelltes Spiel)

Für uns ist es wichtig, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, positiv damit umzugehen. Deshalb sollten wir unterschiedliche Aktivitäten anbieten. Manchmal reicht es auch, Material für Aktivitäten bereit zu stellen. Material zum Gestalten, zum Bewegen, für die Sinneswahrnehmung, für die Sprachförderung. Die Kinder entwickeln selbst etwas damit und es ist spannend, Begleiter und Beobachter dabei zu sein und an ihrer Begeisterung teilzuhaben. Die gute Basis für unsere Angebote an die Kinder ist, ihre Motivation aktiv zu werden. Mitunter sind die Kinder, wenn sie aus der Enge ihrer Schlafplätze herauskommen, wild, laut und lebendig. Das ist völlig verständlich und wir schaffen ihnen, z.B. durch Bewegungsspiele, Möglichkeiten, sich auszutoben und wiederum durch entspannte Aktivitäten, zur Ruhe zu kommen. Wenn wir eine Aktivität durchführen wollen, bei der Ruhe und Konzentration wichtig sind, ist es gut, wenn wir vorher den Kindern die Möglichkeit geben, sich auszupowern. Wenn die Kinder zuerst ihrem Bewegungsdrang nachgehen konnten, waren sie anschließend viel offener für ruhigere Aktivitäten, bei denen sie sich konzentrieren mussten (Aktivitäten zum kreativen Gestalten, kleine physikalische Experimente, mathematische Spiele, ...).

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:
Hallo, Hallo, schön, dass ihr da seid
Ideen für Bildungsaktivitäten mit Kindern aus Flüchtlingsunterkünften
Regina Grabbet
Broschur, 112 Seiten, 4-fbg. Illustriert
ISBN 978-3-944548-25-8
12,95 Euro
Mehr dazu auf www.burckhardthaus-laetare.de




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Eigene Emotionen in die Tat umsetzen

Spiele zur Herzensbildung

© Sergey Novikov/Fotolia

Herzensbildung bedeutet, die Entwicklung des Kindes zu einem offenen, stabilen Erwachsenen, der das Leben als ein Miteinander versteht. Emotionale Intelligenz und das Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotion sind der Schlüssel zu einem glückenden Leben.

Optimistische und motivierte Menschen treten aufgrund ihres größeren Selbstbewusstseins viel entschiedener auf und sind erfolgreicher als ihre pessimistischen Mitmenschen.

Aber bis es so weit ist, steht jedem Kind ein beschwerlicher Weg bevor. Es muss Schritt für Schritt lernen, seine Gefühle produktiv zu nutzen, zielgerichtet in die Tat umzusetzen und sich selbst zu motivieren. Diese emotionalen Fähigkeiten kann es im Laufe seines Lebens nur dann optimal ausprägen, wenn es zwei grundlegende Voraussetzungen beherrscht:

  1. die Impulskontrolle als Grundlage der Selbstbeherrschung
  2. den Optimismus als Grundlage der Selbstmotivation

„Ich will jetzt sofort alles!“ Wer kennt ihn nicht, diesen nervigen Spruch, den Kinder gebetsmühlenartig tagtäglich äußern und mit dem sie uns Erwachsene erfolgreich nerven. Dabei ist die Kunst der Zurückhaltung ein wichtiger Indikator für ein erfolgreiches Leben. Kindergartenkinder, die früh gelernt haben, ihre Bedürfnisse und Wünsche aufzuschieben – also über eine gute Impulskontrolle verfügen –, erzielen nachweislich bessere Resultate im Schuleignungstest als Gleichaltrige mit geringer Selbstbeherrschung. Auch als Jugendliche verhalten sie sich im Umgang mit Gleichaltrigen und Erwachsenen wesentlich souveräner. Wenn wir Kindern also jeden Wunsch von den Lippen ablesen und sofort erfüllen, dann tun wir ihnen damit keinen Gefallen. Im Gegenteil: Wir erziehen sie nicht zu selbst kontrollierten Menschen, sondern vielmehr zu quengeligen und unzufriedenen Zeitgenossen.

„Das schaffe ich bestimmt!“ Wer diesen optimistischen Satz beherrscht, der kann Berge versetzen. Denn wer seine Fähigkeiten und Gefühle positiv einschätzt, vermag sich intrinsisch, d.h. von innen heraus selbst zu motivieren. Dazu benötigt das Kind die wichtige Grundeinstellung: „Ich kann mein Denken, Fühlen und Handeln selbst beeinflussen, steuern und produktiv einsetzen. Ich gestalte mein Leben selbst!“ Es geht also um seine Fähigkeit, Erfolge und Niederlagen als beeinfluss- und veränderbar anzusehen.

Dieser Optimismus ist keine schicksalhafte charakterliche Disposition, sondern vielmehr erlernbar. Psychologen gehen davon aus, dass Optimismus auf einem gesunden Selbstvertrauen basiert, d.h. auf der Überzeugung, die Geschehnisse des Lebens im Griff zu haben und für neue gewappnet zu sein. Nicht selten vermitteln wir jedoch dem Kind – meist unbewusst –, dass es unzureichend ist, dass andere Kinder besser sind, dass Arbeit keine Freude macht, dass das Leben ein ständiger Kampf ist, dass das Schicksal ungerecht und grausam ist und dass man im Leben nichts geschenkt bekommt. Das Geheimnis der Optimisten liegt jedoch darin begründet, dass sie ihre Aufmerksamkeit bevorzugt dem Positiven zuwenden und sich damit ausdauernd beschäftigen. Ängstliche, pessimistische Menschen lassen sich dagegen magisch vom Negativen anziehen und fühlen sich bei eintretendem Unglück auch noch in ihren Vorurteilen bestätigt.

Kinder sollten wissen, dass unangenehme Gefühle wie Angst, Stress und Traurigkeit zum Leben gehören wie die Nacht zum Tag, und dass es kein problemloses Leben gibt. Aber sie sollten auch lernen, dass sie Glücksmomente erleben können, wenn sie Probleme bewältigt und Ängste überwunden haben.

Es gibt also viele gute Gründe, Kinder zu positiv denkenden und fühlenden Wesen zu erziehen. Sie sollten gelernt haben, auf die Erfüllung eines Wunsches zu warten, um sich dann, wenn sie eintritt, umso mehr freuen zu können. Und wenn wir als Erziehende optimistisch durch den Alltag gehen und unsere Bedürfnisse aufschieben können, erfahren Kinder uns als Vorbild, an dem sie sich in ihrer emotionalen Entwicklung orientieren können.

Mein Entwicklungskoffer

Könnte ein Kind auf seine Lernfortschritte zurückblicken, würde es neue Vorhaben viel optimistischer beginnen. Das ist der Leitgedanke des Entwicklungskoffers, der in der Lernkarriere eines Kindes wahre Wunder vollbringen kann! Und so funktioniert er: Bitten Sie die Eltern, beim Aufnahmegespräch zum ersten Kindergarten- oder Grundschultag ihres Kindes, einen kleinen Koffer mitzubringen. Darin sind die ersten großen Meilensteine im Leben des Kindes dokumentiert, also z.B. Fotos, die das Kind kurz nach der Geburt, bei den ersten Geherfolgen u.a. zeigen, oder ein Zettel, auf dem sein erstes Wort geschrieben steht usw. Im Laufe der Kindergarten- oder Schulzeit füllen die Kinder den Koffer selbst mit ihren weiteren Lernfortschritten, z.B. der Schwimm­urkunde, dem ersten selbst geschriebenen Satz usw. Und am Ende der Kindergarten- oder Schulzeit wird der gefüllte Koffer als Kraftpaket fürs Leben feierlich überreicht, nach dem Motto: „Keine Sorge, dein Koffer ist gut gefüllt, mach weiter so!“

Tipp
Der Entwicklungskoffer hilft Kindern, die eigene Lernlaufbahn optimistisch wahrzunehmen und zu reflektieren. Ein Blick in den Koffer macht das bereits Geleistete deutlich und gibt Kraft, wenn es bei einem Lernschritt mal nicht so klappt. Wichtig: Teilen Sie den Eltern mit, wie groß der Koffer sein soll und wie viele Lerndokumente zu Beginn darin liegen sollten; so vermeiden Sie Konkurrenzdenken und Neid bei den Kindern.

  • Alter:   ab 5 bis 8 Jahre
  • Zeit:     kurz, aber regelmäßig über einen langen Zeitraum
  • Sozialform:      Einzelspiel
  • Material:          ein kleiner Koffer

Sesam, öffne dich!

Ein Geheimnis zu haben, ist spannend und verursacht freudiges Kribbeln im Bauch. Diese Spannung auszuhalten, ohne sie sofort mit jemandem zu teilen, fällt nicht nur Kindern schwer. Die Kinder sitzen im Kreis; in der Kreismitte steht eine kleine, glitzernde Schatztruhe. Große Neugierde macht sich breit, und jedes Kind möchte wissen, welcher Schatz darin verborgen ist. Die Spannung steigt. Nacheinander darf nun jedes Kind einen Blick in die Schatztruhe werfen. Aber Achtung, alles ist streng geheim! Mit geheimnisvoller Miene gehen die Kinder auf ihren Platz zurück, bis auch das letzte Kind das Geheimnis kennt. Endlich, auf das Kommando: „Sesam, öffne dich!“ verraten alle gemeinsam laut rufend das Geheimnis.

Tipp
Aus einem unscheinbaren Schuhkarton kann mit ein wenig Fantasie und viel Glitzer rasch eine wundervolle Schatztruhe entstehen. Sie könnte folgende Schätze enthalten: ein kleines Stofftier, einen glitzernden Stein, ein witziges Foto oder eine geheime Botschaft. Achten Sie darauf, dass die Spannung vor dem ersten Öffnen einige Minuten anhält. Denn so lernen die Kinder, ihre Impulse zu kontrollieren. Besonders reizvoll ist die Schatztruhe, wenn sie mit einem Schlüssel verschlossen werden kann. Erzählen oder lesen Sie den Kindern das orientalische Märchen Ali Baba und die 40 Räuber vor, aus dem der Zauberspruch „Sesam, öffne dich!“ entnommen ist.

Variante
Selbstverständlich können mehrere Schatztruhen mit unterschiedlichem Inhalt eingesetzt werden. Darin könnten auch geheime Befehle liegen, z.B. „Hüpfe!“ oder „Pfeife eine Melodie!“ usw. Wenn der Spielleiter ruft: „Sesam, öffne dich!“, dann hüpfen alle Kinder durch den Raum oder pfeifen eine Melodie.

  • Alter: ab 3 bis 8 Jahre           
  • Zeit: 10 Minuten           
  • Sozialform: Gruppenspiel
  • Material: Kleine Schatztruhe mit Schätzen, z. B. glitzernde Steine, Stofftier, witziges Foto, geheime Botschaft etc.

Die Glückstauscher

Jedes Kind erhält zu Spielbeginn fünf Gegenstände (z. B. kleine Steine, Perlen, Muscheln etc.), die es von nun an in seiner verschlossenen Faust hält. Auf ein Klangzeichen hin gehen alle Kinder ruhig durch den Raum und tauschen oder verschenken ihre Gegenstände. Während des Spielverlaufs ist es vollkommen unwichtig, ob ein Kind zwei oder vier Gegenstände in der Hand hält. Aber wenn der Spielleiter plötzlich eine Zahl ausruft, schlägt die Stunde des Glücks: „Wer drei Steine in der Hand hält, hat gewonnen!“ Die Anzahl der geforderten Gegenstände bestimmt der Spielleiter nach Belieben. Wer die richtige Anzahl besitzt, ist der Glückstauscher des Tages (bzw. der Woche, des Monats). Manchmal gibt’s mehrere Glückskinder – umso schöner!

Tipp
Beim Glückstausch geht es um die Fähigkeit, bereitwillig abgeben zu können, voller Optimismus zu sammeln oder zu tauschen, in der Hoffnung, am Ende die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wer teilen kann, hat gute Chancen, wer alles behalten will, ist meist der Verlierer.

Variante
Als Tauschgegenstände erweisen kleine Buchstaben oder Zahlen gute Lerndienste: Am Schluss müssen die Kinder die in der Hand verbliebenen Zahlen addieren oder aus den Buchstaben Worte formen.

  • Alter: ab 4 bis 9 Jahre
  • Zeit: 5 bis 10 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel
  • Material: kleine Tauschgegenstände (Steine, Perlen, Buchstaben, Zahlen etc.)

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Spiele zur Herzensbildung
Emotionale Intelligenz und soziales Lernen
Liebertz, Charmaine
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548173
80 Seiten, 13,00 €

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Laternen-Bastel-Zeit mit Spielheld

 

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Von Künstlern lernen

Wie die großen Künstler

Die meisten Künstler haben nicht einfach so gemalt, sondern sie haben sich Gedanken darüber gemacht, warum sie ein Bild auf eine bestimmte Weise entstehen lassen wollten. Diese Gedanken können Sie den Kindern mitteilen und sie daran teilhaben lassen.

Piet Mondrian

Piet Mondrian, wurde am 7. März 1872 in Amersfoort in Holland geboren. Sein eigentlicher Name war Pieter Cornelis Mondriaan. Durch seinen Vater und seinen Onkel lernte er bereits als Kind das Malen. In der Schule war es ihm oft langweilig und er malte statt zuzuhören. So war es nur logisch, dass er im Alter von 20 Jahren den Beruf des Malers ergriff. Er begann ein Studium an der Kunstakademie in Amsterdam.
Er lebte zunächst überwiegend in Holland und in Spanien. Besonders interessiert war er an den Impressionisten und ihren Maltechniken. Die Impressionisten malten ihre Wahrnehmungen. Dabei waren besonders Landschaften unter Berücksichtigung der besonderen Lichtverhältnisse zu verschiedenen Tageszeiten wichtig. Die unterschiedlichen Lichtverhältnisse konnten sie durch winzige Pinselstriche darstellen, die diese besser widerspiegelten als es bei flächiger Malerei der Fall war. Aus dieser Zeit stammen einige Landschaftsbilder Mondrians.
Ein paar Jahre später begann er seinen eigenen Stil zu kreieren und wandte sich dem Pointillismus zu. Hier wurde die Malerei nicht in Strichen ausgeführt, sondern ein Kunstwerk aus Punkten geschaffen (point = Punkt, französisch).

Mondrian zog 1912 nach Paris und wurde dort vom Kubismus (abgeleitet vom französischen Wort cube = Würfel) beeinflusst und begann damit geometrische Flächen zu entwickeln. Zunächst malte er noch erkennbare Formen mit verschiedenen in sich zerlaufenden Farben, später wurden diese immer abstrakter bis hin zu eindimensionalen Malereien, die nur noch aus ganz wenigen Farben bestanden.

Mondrian schuf schwarze Gitterlinien, mit einzelnen bunten Farbflächen. Man bezeichnet diese Bilder als die Werke seiner tragischen Periode, die er malte, während in Deutschland die Nazis an die Macht kamen, Europa vereinnahmten und in den Krieg führten.

1938 verließ Mondrian Paris aus politischen Gründen und ging zunächst nach England. Von dort aus siedelte er nach New York über. Er blieb bei seinen rechteckigen Linien, gab ihnen jedoch mehr Farbe und damit wieder mehr Leben und Lebhaftigkeit. Das wird in seinem Werk Broadway Boogie Woogie von 1942 besonders deutlich. Hier verwendet er kein Schwarz mehr, sondern gelbe Linien, die er mit blauen, weißen und roten Punkten unterbricht. Zwischen den Linien finden sich bunte Felder.

Seine späten Werke enden nicht am Rand des Bildes. Im Gegenteil, man hat den Eindruck nur einen Ausschnitt des Ganzen zu sehen. Das erreicht er dadurch, dass er direkt bis an den Rand malt. Mondrian hat in seiner Zeit als Maler verschiedenste Stilrichtungen geprägt und ausgearbeitet, von impressionistischen Landschaftsbildern bis hin zu geometrisch-abstrakten Werken. Am 1. Februar 1944 starb Piet Mondrian in New York.

Blätter (Schablonen aus Pappe)

Mondrian arbeitete mit geometrischen Formen und Figuren, die er in Pastelltönen einfärbte. Die Figuren wiederholten sich und unterschieden sich nur durch die Farben.

Um diese Gleichheit zu erreichen, müssen die Kinder mit Schablonen arbeiten.

  • Ein Blatt von einem Baum von draußen aussuchen.
  • Das Blatt auf ein Stück Karton legen.
  • Mit einem Stift außen am Blattrand entlang zeichnen.
  • Das gezeichnete Blatt aus dem Karton ausschneiden.
  • Das Kartonblatt auf ein Zeichenpapier legen.
  • Mit einem schwarzen Stift um das Kartonblatt herumzeichen.
  • Auf diese Art viele weitere Blätter, über das Papier verteilt, zeichnen.

Die Linien zweier Blätter dürfen sich dabei nicht schneiden. Die Blätter können sich aber ruhig überlagern. Bei einem Blatt, das oben liegt, sind die Linien durchgängig. Liegt ein Blatt weiter unten, verdeckt das obere Blatt einen Teil des unteren. Dafür die Linien nur bis zum Rand des oberen Blattes zeichnen. Die Blätter mit der Ecke eines kleinen Schwämmchens in verschiedenen Farben anmalen.

Material: Blätter, Pappe, schwarzer Stift, Schwämmchen, Wasserfarben

Die Farben können jahreszeitlich angepasst sein. Das bedeutet im Frühling helle Grün- und Gelbtöne, im Sommer satte, kräftigere Grüntöne und im Herbst dunkelgrüne, rote und braune Töne. Pastelltöne entstehen, wenn die Kinder mehr Wasser verwenden. Sie können solche Blätterbilder aufwändiger gestalten. Dazu bekommen die Kinder einfache bespannte Keilrahmen und statt der Wasserfarben verwenden sie Öl- oder Acrylfarben. Pastelltöne entstehen hierbei durch das Abtönen mit Weiß.

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Kleckern, Klecksen, Kleben
Künstlerische Aktivitäten in der Kindergruppe
Sander, Manon
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548197
176 Seiten, 7,95 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de


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Neue Strategien gegen Dyskalkulie

© Racle Fotodesign/Fotolia

Warum findet Frühförderung bereits im Vorschulalter statt?

Der Schuleintritt ist nicht die „Stunde Null“ für den Aufbau mathematischer Kompetenz. Schon ab etwa fünf Jahren zeigt die mathematische Entwicklung unserer Kinder eine hohe Stabilität. Das heißt: Die Kinder, die bis dahin schon viel Vorwissen haben aufbauen können, werden auch weiterhin auf diesem hohen Niveau Erfahrungen mit Mengen und Zahlen verarbeiten und verknüpfen. Die Kinder aber, die bis zu diesem Zeitpunkt nur zu wenig Vorwissen gelangten, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im letzten Kindergartenjahr ohne spezifische Unterstützung kaum ihre Vorwissensbasis ausbauen können. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass schon zu diesem frühen Zeitpunkt die spätere schulische Mathematikleistung recht zuverlässig vorhergesagt werden kann.

Wenn wir also schon vor der Einschulung genau hinsehen, wissen wir, welches Kind später Probleme in Mathematik bekommen wird. Ist es legitim, dieses Kind sehenden Auges in eine Lernstörung laufen zu lassen? Ist es nicht die Pflicht einer jeden Betreuungsperson, dieses Kind frühzeitig zu unterstützen, damit es die gleichen Chancen auf ein entspanntes und zufriedenes Schülerdasein hat wie die anderen Kinder auch?

Gleiche Chancen für alle!

In wissenschaftlichen Untersuchungen ist es gelungen, Vorschulkinder auf spielerische Weise auf die Grundschulmathematik vorzubereiten. Die Kinder, die in den Genuss dieser Förderung gekommen waren, lernten wesentlich einfacher Rechnen.

Eine solche Förderung hat demnach selbstverständlich nicht das Ziel, aus allen unseren Kindern „mathematische Hochleister“ zu machen. Sie ist vielmehr ein Beitrag zur Gerechtigkeit den schwächeren Kindern gegenüber. Schwächere Kinder sind in diesem Fall Kinder, die entweder wegen eines genetisch angelegten familiär erhöhten Risikos zur Ausbildung von Rechenschwierigkeiten oder wegen geringerer Möglichkeiten der frühkindlichen häuslichen Förderung als Risikokinder für spätere Rechenschwierigkeiten bezeichnet werden müssen. Diese Förderung bewirkt somit nichts anderes als die Schaffung einer vergleichbar guten Ausgangslage zu Schulbeginn. Das können wir auch Chancengleichheit nennen: Wir geben den schwächeren Kindern das mit, was die stärkeren bereits haben.

Diese Überlegungen bildeten die Grundlage für die Entwicklung des Vorschulförderprogramms „Mengen, Zählen, Zahlen“, das in diesem Kapitel detailliert vorgestellt wird. Doch vorab einige grundsätzliche Überlegungen zu den vier Säulen wirksamer Frühförderung:

Die vier Säulen mathematischer Frühförderung

Säule I: mathematische Inhalte

„Den Umgang mit Mengen und Zahlen lernt man nur durch den Umgang mit Mengen und Zahlen.“ Auch wenn das vielleicht trivial klingt, so ist es doch äußerst wichtig für eine wirklich wirksame Förderung unserer Kinder. Die neuere Forschung weist darauf hin, dass die Förderung unspezifischer Basismerkmale (wie beispielsweise Psychomotorik oder visuelle Wahrnehmung) kaum zu einer Verbesserung des mathematischen Basiswissens führt. Darum ist es von größter Bedeutung, dass die Kinder sich in einer Frühförderung direkt mit mathematischen Inhalten, also mit Mengen und Zahlen, auseinandersetzen. Nur so geben wir ihnen eine Chance, die Struktur der Zahlen zu verstehen.

Säule 2: das „richtige“ Material

Lernen mit Drops

Lasse ist Schulkind und rechnet mit Schokodrops. Er akzeptiert diese Rechenübungen, weil er weiß, dass er hinterher alle Drops aufessen darf. Entscheidend ist für Lasse also nicht das, was während des Rechnens passiert, sondern das, was sich an diese leidigen Übungen anschließt.

Ob Lasse wirklich so richtig bei der Sache ist? Ob er den „Kern der Handlung“ abspeichert?

Üben mit Klunkern

Ines ist ebenfalls in der ersten Klasse und bekommt fürs Rechnen bunte Glitzersteine. Die schimmern in allen Farben, und sie fühlen sich toll an. Wenn man sie gegen das Licht hält, leuchten sie besonders schön. Wenn Ines ihre Rechenübungen mit diesem Material machen soll, hält sie immer wieder einzelne Steine in die Sonne oder lässt sie durch die Finger gleiten, weil sie sich so glatt und geschmeidig anfühlen.

Beide Kinder lieben das Material, das ihnen bei Rechenübungen zur Veranschaulichung gegeben wird. Aber hilft ihnen dieses Material wirklich, zur Abstraktion zu gelangen? Oder lenken die Schokodrops und die Glitzersteine eher ab? Wenn ja – um wie viel mehr müssen wir bei der Förderung der Kindergartenkinder darauf achten, ihnen keine falschen Fährten zu legen.

Tatsächlich soll Material beim Aufbau mathematischer Kompetenz nur einen einzigen Zweck erfüllen: Es soll die Kinder vom Konkreten zum Abstrakten hinführen; es soll also die abstrakte Struktur der Zahlen und deren Zusammenhänge sichtbar und fühlbar machen. Wenn wir einem Kind verdeutlichen wollen, dass die Anzahl „sieben“ mehr ist als die Anzahl „sechs“, dann hindern wir es am tiefen Verständnis, wenn wir ihm Materialien vorlegen, die allzu viele Assoziationen (süß, glitzernd, schön, wertvoll ...) wecken und dadurch ablenken. Das Kind muss all diese spontanen Assoziationen und Empfindungen erst einmal wegschieben, bevor es zum abstrakten Kern der Darstellung gelangen kann.

Noch schwieriger wird das Ganze, wenn Sie für die beiden Mengen unterschiedliche Materialien verwenden, beispielsweise sieben Gummibärchen und acht Knöpfe. Hier hindern Sie Ihr Kind geradezu daran, die Anzahlen zueinander in Beziehung zu setzen („Zone der nächsten Entwicklung“). Aus der Anzahl „sieben“ kann die Anzahl „acht“ werden – aber aus sieben Gummibärchen können nie acht Knöpfe werden!

Das Prinzip der „Zunahme um eins“ („Präzise Größenrepräsentation“) wird durch solche – vermeintlich kindgerechten – Materialien also verschleiert. Darum ist es enorm wichtig, unseren Kindern Materialien zu geben, die möglichst wenige Assoziationen wecken, die vom numerischen Kern der Darstellung wegführen. Außerdem sollte das verwendete Material so gestaltet sein, dass es die größer werdenden Zahlen durch regelmäßig größer werdende Flächen oder Längen darstellt.

An solchen konkreten Materialien können die Kinder die abstrakte Struktur der Zahlen erkennen und müssen sich den Zahlenraum nicht selbst im Kopf konstruieren. Sie können begreifen und erkennen.

Die „Zone der nächsten Entwicklung“ ist hier von ganz besonderer Bedeutung. Wir Erwachsenen dürfen bei der Förderung der uns anvertrauten Kinder nicht nur den aktuellen Lernschritt im Auge behalten, sondern müssen schon weiterdenken: „Wie kann das Kind das Wissen, das es gerade erwirbt, später mit anderen Erfahrungen verknüpfen?“ So wäre es beispielsweise unsinnig, wenn wir unsere Vorschulkinder für verschiedene Anzahlen immer unterschiedliche Materialien auszählen ließen. Dadurch würden wir ihnen den nächsten Entwicklungsschritt verstellen. Aus drei Zöpfen werden nun mal nicht vier Sommersprossen. Solche Beispiele, die wir übrigens in weit verbreiteten Zahlenspielen finden, hindern die schwachen Kinder am nächsten Entwicklungsschritt – sie lenken den Blick vom Wesentlichen, nämlich der Anzahl, weg. Die Erkenntnis, dass beispielsweise der Unterschied zwischen 3 und 4 „ein Ding“ ist, wird erschwert.

Säule 3: die mathematische Sprache

Größenordnungen

Die Erzieherin erklärt den Kindern: „Die 5 ist größer als die 3.“ Karsten, ein pfiffiger Sechsjähriger, schüttelt entschieden den Kopf: „Nö, das muss nicht unbedingt sein!“ Er malt eine große 3 und eine kleine 5 aufs Papier: „Jetzt ist die 3 größer!“

Selbstverständlich verbinden Kinder den Begriff „größer“ in erster Linie mit optischer Größe, und so sind solche Missverständnisse vorprogrammiert. Denn Kinder nehmen uns beim Wort. Das bedeutet: Wenn wir mit ihnen über mathematische Zusammenhänge sprechen, müssen wir das in einer exakten und eindeutigen Sprache tun – in einer Sprache, die sie in ihre Vorwissenswelt einordnen können. Kinder, die im Vorschulalter schon viel Vorwissen haben, kommen auch mit weniger exakten Formulierungen zurecht – sie suchen sich die passende Bedeutung aus. Kinder aber, die kaum Vorwissen haben, sind darauf angewiesen, dass sie uns beim Wort nehmen können, wenn wir ihnen etwas erklären.

Eine exakte mathematische Sprache ist also von größter Bedeutung für die mathematische Förderung. Wir dürfen nicht erwarten, dass unsere Kinder „sich schon das Richtige denken“, sondern wir müssen sie durch unsere Sprache auf das Wesentliche hinlenken, zum Beispiel so: „Drei Dinge sind mehr als zwei Dinge“, „von zwei zu drei kommt eins dazu“ ...

Kennen Sie den Spruch: „Begreifen“ kommt von „greifen“? Genau dieser Spruch trifft in der Mathematik nicht zu! Wie viele rechenschwache Kinder haben in der Schule unendlich lange mit Material gearbeitet, weil sie beim Kopfrechnen überfordert waren? Haben sie dadurch begriffen? Oder haben sie das Material nur als Zählhilfe verwendet? Förderlehrer bestätigen: Mit Material kommen die Kinder im Unterricht und bei Klassenarbeiten viel besser zurecht als ohne. Kaum nimmt man das Material jedoch wieder weg, sind die Kinder genauso hilflos wie vorher. Das bedeutet: Die Tatsache, dass ein Kind mit Material „hantiert“, führt noch lange nicht dazu, dass es den mathematischen Kern dieser Handlung auch verinnerlicht. Erst wenn die Sprache dazu kommt, wenn das Kind angeleitet wird, zu „verbalisieren“, was das Wesentliche seiner Handlung war, warum es eine Zehnerstange wegnahm o. Ä., dann wird begriffen. So müssen wir den Spruch korrigieren:

In der Mathematik kommt „begreifen“ von „greifen“ und „darüber reden“.

Säule 4: Systematischer Aufbau der mathematischen Inhalte

Jede gute Förderung hat ein theoretisches Modell im Hintergrund. Wie die frühe Diagnostik sollte sich darum auch die frühe Förderung mathematischer Kompetenzen an der natürlichen Entwicklung von Mengen- und Zahlenwissen orientieren. Dafür gibt es beispielsweise das Entwicklungsmodell aus Kapitel 4. Es gibt uns die Schritte vor, die wir in der Frühförderung mit unseren Kindern gemeinsam gehen sollten – nämlich systematisch die einzelnen Kompetenzebenen aufbauen, damit die Kinder schließlich zu einer abstrakten Vorstellung über die Struktur der Zahlen gelangen. Das ist nicht leicht, und aus dem Stegreif könnte das wohl kaum jemand. Darum werden Förderprogramme entwickelt, die uns die notwendigen Schritte genau vorgeben. So haben Erzieherinnen und Therapeuten die Sicherheit, den richtigen Weg zu gehen.

Die hier beschriebenen vier Säulen bilden die Basis, auf der ein gutes Förderprogramm für Vorschulkinder unbedingt ruhen muss. Leider erfüllen viele, zum Teil weit verbreitete Förderkonzepte für Vorschulkinder diese Bedingungen aber nicht. Sie sind zwar angefüllt mit phantasievollen Spielen und machen den Kindern darum auch Spaß, aber der Lerneffekt für die Schwachen ist keineswegs gesichert. Das sollte uns zu denken geben und uns anregen, Fördermaterialien künftig genauer unter die Lupe zu nehmen.

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:
Wie Kinder besser rechnen lernen
Neue Strategien gegen Dyskalkulie
Küspert, Petra
ISBN: 9783934333703
192 Seiten, 19,95 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de


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Feste in der Kita: Erntedank

Das Kirchenjahr mit Kindern feiern

Diese Vorlesegeschichte erzählt, was Markus, Luise, ihre Eltern und ihr Kater so alles bei der Vorbereitung und beim Feiern des Erntedankfestes erleben. Auf unterhaltsame Art erklärt sie dieses wichtige Fest. Ein Kochrezept regt die Kinder zum Mitmachen an und sorgt für ein kreatives Spielen und Lernen.

Es war Anfang des Sommers. An einem Samstag lagen Marcus und Luise faul in der Hängematte, die im Garten zwischen dem Pflaumen- und dem Birnbaum gespannt war, während Mama und Papa gleich nebenan im Blumenbeet Unkraut jäteten. Papa rief die zwei zu sich und fragte: „Wer von euch möchte in diesem Jahr ein eigenes kleines Beet?“

„Ich!!“, riefen beide.

„Aber“, sagte Mama, „ihr müsst auch selber gießen und Unkraut zupfen.“

„Dann lieber doch nicht“, antwortete Marcus und verzog sich wieder in die Hängematte.

„Aber ich will eins.“ Luise war sich sicher und wusste auch schon, was sie säen würde: Möhren, ihr Lieblingsgemüse.

Papa steckte ein kleines Stück Beet mit Ästchen ab: „Das ist ab jetzt deins.“

Mit Feuereifer machte sich Luise daran, den Boden locker zu hacken, während Marcus in der Hängematte lag und laut gähnte.

„Aber du kriegst keine Möhre!“ rief Luise ihm zu.

„Ich will auch keine!“ rief Marcus zurück und gähnte gleich nochmal.

Luise zog mit dem Stiel des Häkchens Furchen, streute die winzig kleinen Möhrensamen hinein, strich den Erdboden darüber glatt und goss Wasser aus der Gießkanne darauf. Sie blickte zu ihrem Bruder und musste an vergangenes Weihnachten denken: Marcus hatte alle Süßigkeiten in drei Tagen weggeputzt. Sie selber aß bloß ab und zu was Süßes. Denn sie wollte auch im Januar noch Schokolade haben. Und dann kam es, wie es kommen musste: Marcus jammerte so lange rum, bis Luise ihm was von ihrer Schokolade abgab, obwohl sie es eigentlich überhaupt nicht einsah. Schließlich war Marcus einfach nur verfressen. Mit den Möhren sollte das nicht wieder passieren! „Du kriegst wirklich keine davon!“, rief sie noch einmal ihrem Bruder zu.

Endlich, endlich, nach vielen Tagen, schauten die ersten grünen Spitzen aus dem Möhrenbeet hervor. Luise zog so viele Möhrenspitzen aus der Erde, dass die anderen genügend Platz zum Wachsen hatten. Sie zupfte Unkraut, goss an warmen Tagen mit Regenwasser aus der Tonne, holte ihr Lineal und maß, wie lang die Sprossen bereits waren. Und alle drei Tage sagte sie zu Marcus: „Aber nicht, dass du denkst, ich gebe dir eine Möhre!“

Leider wuchsen nur fünf Möhren prächtig. Alle anderen verkümmerten. Na ja, immerhin fünf! Dann kam der Erntetag. Es war Anfang Oktober, als Luise (Marcus baumelte wiedermal in der Hängematte) die Möhren sacht aus dem Boden zog. Mama und Papa hockten daneben, genauso gespannt wie Luise.

Es waren fünf großartige Mohrrüben. Luise hatte sich längst überlegt, was sie damit machen wollte: Die längste schenkte sie Papa, die dickste Mama. Die restlichen drei behielt sie für sich. Marcus sagte kein Wort dazu. Luise wusch eine der Möhren, setzte sich auf die Gartenbank und schnurpste genüsslich.

Am Sonntag gingen sie alle zum Familiengottesdienst Es war Erntedankfest und so waren sie schon eine Viertelstunde eher in der Kirche, um sich all das Obst und Gemüse, die Pilze und Blumen anschauen zu können, die zum Erntedankfest gebracht worden waren. Sie selbst hatten einen Korb voller blauer Hauspflaumen hingestellt. Was es da nicht alles zu sehen gab: Riesenkürbisse und Minimelonen, gelbe Strauchtomaten und rote Paprika, Drillingskirschen und den Erntekranz aus den vier Getreidesorten Weizen, Roggen, Hafer und Gerste. Luise staunte. Dann fragte sie Papa, ob sie schnell nochmal heimsausen dürfe. Papa sagte ja. Drei Minuten später war Luise zurück (sie wohnte glücklicherweise gleich neben der Kirche) und legte eine ihrer beiden übriggebliebenen Möhren mitten auf den größten Kürbis. Jetzt war sie zufrieden – der Gottesdienst konnte beginnen. Während der Predigt schaute Luise nur auf ihre Möhre – und alle anderen Leute sicher auch. Außer Marcus. Der blätterte im Gesangbuch.

Nach dem Schlusslied rief der Pfarrer alle Kinder nach vorn. Jedes Kind durfte sich aus den Erntegaben eine Frucht auswählen und essen. Luise schaute umher und lief dann zu einer Stiege mit großen, gelben Birnen. Sie kramte sich die größte heraus und biss hinein, dass ihr gleich der süße Birnensaft über das Kinn lief. Da hörte sie es hinter sich kichern. Dieses Kichern kannte sie! Sie drehte sich um. Vor ihr stand Marcus und biss gerade in ihre Möhre. „Ätsch“, sagte er.

Möhren-Honig-Salat

Zutaten: 500 g Möhren, Saft einer halben Zitrone und einer ganzen Apfelsine, 1 EL Honig, 50 g gehackte Haselnüsse

Zubereitung: Geriebene Möhren mit weiteren Zutaten vermischen und frisch servieren.

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Das Kirchenjahr mit Kindern feiern
Ein Vorlesebuch mit lustigen Geschichten , Backrezepten und Spielen.
Reuter, Thomas
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548906
96 Seiten, 9,90 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de