September 2018

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Kinder verstehen die „mitempfindende Sprache“ besser

Wie sich Kinder besser verstanden fühlen und zuhören lernen

Kommunikation ist ein Kunststück. Nur selten gelingt es uns, dass das, was wir sagen, beim anderen genau so ankommt, wie wir es meinen. Der chinesische Denker Konfuzius schrieb dazu einst: „Die ganze Kunst der Sprache besteht darin, verstanden zu werden.“ Spätestens wenn wir nach einem Mittagessen die Kinder darum bitten, den Tisch abzuräumen, glauben wir, eben in der Muttersprache des weisen Konfuzius mit ihnen gesprochen zu haben.

Viele haben sich dazu Gedanken gemacht. Schauen wir uns aber ein alltägliches Kind-Erwachsenen-Gespräch an, wird schnell klar, was da so alles schief läuft. Wenn der siebenjährige Luca wutschnaubend hereinkommt und brüllt, er wolle seinem besten Freund mal so richtig eine reinhauen, weil der sein Schulheft grundlos in den Dreck geworfen habe, sind wir geneigt, der Sache erst mal auf den Grund zu gehen. Wir stellen Fragen, in denen manchmal schon ein wenig verdeckte Kritik steckt: „Was ist passiert. Hast du ihm zuerst was getan?“, wir geben Ratschläge: „Vergiss das Ganze. Tobias ist doch dein bester Freund.“

Dass ein solches Gespräch danebengehen muss, ist klar. Für Adele Faber und Elaine Mazlish ist das einer von zigtausenden Fällen, die sie seit Jahrzehnten von oft verzweifelten ratsuchenden Eltern, Erzieherinnen und Lehrern zu hören bekommen. Als junge Mütter standen beide in einer ganz ähnlichen Situation. „Ich war eine wunderbare Mutter, bevor ich selbst Kinder bekam“, berichtet Elaine. „Dann hatte ich selbst drei. Jeder Tag schien nur die Variation des vorherigen zu sein. ,Du hast den anderen mehr gegeben als mir’, ,Das ist die rote Tasse, ich will die blaue’, ,Er hat mich gehauen’ oder ,Das Müsli sieht wie Kotze aus’. Irgendwann konnte sie es nicht mehr hören. Sie ging in eine Elterngruppe. Elaine lernte, dass sie ihre Kinder darin unterstützen sollte, sich gut zu fühlen. Und das gelingt vor allem, wenn wir die Gefühle unserer Kinder akzeptieren.

Kinder brauchen Mitgefühl und Aufmerksamkeit

Die meisten von uns meinen, die Gefühle der Kinder zu akzeptieren. Hören wir uns aber genau zu, kennen fast alle Bemerkungen wie „Du kannst gar nicht müde sein, Du hast doch eben geschlafen“, „Es gibt gar keinen Grund, so aufgeregt zu sein“, „Es ist nicht warm. Lass Deine Jacke an, du frierst sonst“, „Du sagst das nur, weil du dich ärgerst“ ...

Auf diesem Weg leugnen wir nicht nur die Gefühle der Kinder, wir versuchen sie sogar davon zu überzeugen, dass ihre eigene Wahrnehmung nicht stimmt. „Wer klug ist, wird im Gespräch weniger an das denken, worüber er spricht, als an den, mit dem er spricht“, schrieb der Philosoph Arthur Schopenhauer vor weit über hundert Jahren. Und das sollte besonders für die Gespräche mit unseren Kindern gelten. Bezugspersonen sind die wichtigsten Erwachsenen im Leben der Kinder. Sie sind Vorbild. Was nun, wenn sich ein Kind müde, verärgert, verängstigt oder gelangweilt fühlt. Es will doch, dass sein Vorbild von ihm weiß, wie es sich fühlt.

Wenn Kinder aufgeregt sind oder verletzt, brauchen sie keine Ratschläge, Philosophie, Fragen oder gar den Standpunkt eines anderen. Sie wollen, dass ihnen jemand wirklich zuhört, ihren inneren Schmerz erkennt und ihnen die Möglichkeit gibt, über das zu reden, was sie bewegt. Und: Reagieren wir mitfühlend, lernen unsere Kinder, selbst Lösungen zu finden.

Natürlich ist es gar nicht so einfach, einem kindlichen Gefühlsausbruch zuzuhören und einen Namen zu geben. Es braucht Übung. Hier sind ein paar Möglichkeiten, wie Sie Kindern helfen können, mit ihren Gefühlen umzugehen.

  1. Hören Sie mit voller Aufmerksamkeit zu.
  2. Zeigen Sie Verständnis für die Gefühle des Kindes: „Oh“, „Mmm“, „Ich verstehe“.
  3. Geben Sie den Gefühlen Ihres Kindes einen Namen.
  4. Geben Sie den Wünschen Ihres Kindes in der Phantasie nach

Zuhören und Akzeptieren

Luca, der sich so über seinen Freund ärgert, braucht keine Ratschläge. Er braucht zunächst einmal jemanden, der ihm hilft, seine Gefühle einzuordnen. Ein „Junge, bist du wütend“, hilft ihm viel weiter als Fragen oder Ratschläge. Schließlich muss er selbst einen Weg für sich finden. Kinder brauchen es, dass wir ihre Gefühle respektieren und akzeptieren. Hier ein paar Anregungen:

  1. Hören Sie ruhig und aufmerksam zu.
  2. Sie können mit einem Wort Verständnis für die Gefühle ihrer Kinder zeigen: „Oh ...“, „Mmm ...“ oder „Ich verstehe ...“
  3. Sie können dem Gefühl einen Namen geben „Das klingt frustrierend!“
  4. Sie können den Wünschen Ihres Kindes in der Phantasie nachgeben: „Ich wünschte, ich könnte die Banane jetzt sofort für dich reif machen.“
  5. Alle Gefühle sind zu akzeptieren. Manche Handlungen müssen wir jedoch einschränken: „Ich sehe, wie wütend du auf deinen Freund bist. Sag ihm mit Worten, was Du willst, nicht mit Fäusten.“

Verständigen ohne zu verurteilen

Jetzt werden Sie vielleicht sagen: „Schön, wenn ich nun meine Kinder verstehe. Aber wie verstehen meine Kinder mich?“ Schließlich räumt bei uns in der Einrichtung auch nicht der kleine Bruder von Konfuzius den Tisch ab.

Die Methoden, die wir so alltäglich anwenden, um unsere Kinder kooperativ zu stimmen, sind vielfältig. Viele tadeln und klagen an: „Was ist los mit Dir? Kannst Du nicht richtig aufpassen?“; andere beschimpfen: „Schau nur, wie du isst! Das ist ja ekelhaft!“; manch einer versucht es mit Drohungen: „Bist du nun endlich angezogen? Wenn du nicht gleich fertig bist, gehen wir ohne dich!“; oder mit Befehlen: „Ich will, dass du sofort deine Schuhe anziehst!“; beliebt sind auch Belehren und Moralisieren: „Du musst das verstehen. Wenn du von den anderen erwartest, dass sie zu dir höflich sind, musst du auch zu ihnen höflich sein!“; Warnungen: „Zieh Deine Jacke an, sonst wirst du dich erkälten!“; Märtyrer-Aussagen: „Schau nur meine grauen Haare. Alles wegen dir. Du bringst mich noch ins Grab.“; Vergleiche: „Warum kannst du nicht so fleißig sein wie deine Freundin?“; Sarkasmus: „Obwohl Du auf Morgen lernen musst, hast du dein Buch in der Schule gelassen. Wie schlau. Das war wirklich eine Glanzleistung!“ und Prophezeiungen: „So wird niemals etwas aus Dir werden!“

„... und aus unserem Gespräch wohl auch nicht“, möchte man ergänzen. Zwar sind viele dieser Bemerkungen alltäglich und werden wahrscheinlich keine bleibenden Schäden bei unserem Nachwuchs anrichten, dennoch sind sie mehr dazu angetan, Kindern schlechte Gefühle zu vermitteln.

Den Stein der Weisen hat dazu bisher noch niemand gefunden. Adele Faber und Elaine Mazlish vermitteln dazu fünf Fähigkeiten, die helfen können. Dazu erklären sie: „Nicht jede Methode wird auch bei jedem Kind funktionieren. Nicht jede Fähigkeit wird zu Ihrer eigenen Persönlichkeit passen. Diese fünf Fähigkeiten schaffen jedoch ein Klima des Respekts, in dem der Geist der Kooperation gedeihen kann.“

So können Sie Zusammenarbeit fördern:

1.) Beschreiben Sie, was Sie sehen oder beschreiben Sie das Problem: Es ist leichter, sich auf das Problem zu konzentrieren, das einem jemand beschreibt. „Leon, das Wasser im Waschbecken geht bis zum Rand.“ „Ich sehe, dass Deine Mutter dauernd vor der Tür auf und ab läuft.“ „Das Licht auf der Toilette brennt noch.“ „Cem, ich muss jetzt dringend telefonieren.“

2.) Geben Sie Informationen, denn diese sind leichter anzunehmen als Anklagen: „Kinder, die Milch wird sauer, wenn ihr sie nicht in den Kühlschrank stellt.“, „Apfelkerne gehören in den Mülleimer.“ „Es wäre mir eine große Hilfe, wenn du den Mittagstisch abdecken würdest.“

3.) Sagen Sie es mit einem Wort, denn weniger ist oft eindeutiger. Kinder hassen Belehrungen, lange Reden und Erklärungen. Je kürzer eine Ermahnung ausfällt, desto besser wirkt sie: „Kinder, in die Schlafanzüge.“ „Alexander, dein Mittagessen.“

4.) Reden Sie über ihre Gefühle. Kinder haben ein Recht darauf, die ehrlichen Gefühle ihrer Mitmenschen zu erfahren. Beschreiben wir unsere Gefühle, dann können wir ehrlich sein, ohne zu verletzen: „Ich mag nicht, wenn Du mich am Ärmel ziehst.“ „Es stört mich, wenn die Tür offen steht. Ich möchte keine Fliegen im Essen.“

5.) Schreiben Sie eine Nachricht: „Hilfe, Schmutz im Abfluss bereitet mir Verdruss. Dein verstopftes Waschbecken.“ „Lieber Leon, ich weiß, du bist mit Spielen beschäftigt, aber die Blumen brauchen Wasser. Danke. “

Hier haben Sie nun fünf Möglichkeiten, um die Zusammenarbeit mit ihren Kindern zu unterstützen und keine schlechten Gefühle aufkommen zu lassen. Aber aller Anfang ist schwer und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Adele Faber und Elaine Mazlish haben festgestellt, dass diese Fähigkeiten umso besser funktionieren, je authentischer sie geäußert werden. Die Übung macht also den Meister. Spielen Sie die Situationen gedanklich durch, probieren Sie Ihre Fähigkeiten an fiktiven Kindern aus. Das hilft und wird sich lohnen. Viel Erfolg dabei!

Adele Faber und Elaine Mazlish sind beide Mütter von drei Kindern. Sie sind international anerkannte Expertinnen, wenn es um Kommunikation zwischen Kindern und Erwachsenen geht. Mit ihrem Buch „So sag ich’s meinem Kind“ möchten sie allen helfen, die im Bereich Erziehung arbeiten, sich den Kindern in voller Aufmerksamkeit zuzuwenden und eine Sprache der Wertschätzung zu lernen, die tragfähige Beziehungen entstehen lassen. Dabei gehen Sie nicht nur ausführlich auf die einzelnen Themenfelder ein. Mit vielen anschaulichen Fallbeispielen, die sie in über 1000 Eltern-Workshops gewonnen haben, stellen sie die Situationen praktisch dar. Die verschiedenen Übungseinheiten sorgen dafür, dass die Themen schnell und nachhaltig eingeübt werden können.

Adele Faber/Elaine Mazlish

So sag ich's meinem Kind

Hardcover, 272 Seiten

ISBN: 978-3-934333-41-3

22,90


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Strategie lernen mit Schakamata

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Ein Spiel für planerisches Vorgehen und räumliches Denken

Schakamata ist ein kniffliges Strategiespiel. Die Idee dazu stammt von Paul Schobesberger. Dabei sollen die Spieler verschieden große Spielsteine durch Kippen auf quadratischen Feldern auf die andere Seite bewegen. Die Einkerbungen im Spielfeld erleichtern das Kippen der Spielsteine. Wer als Erster seine Spielsteine in das gegenüberliegende Startfeld bringt, gewinnt. Planerisches Vorgehen und räumliches Denken ist gefordert, wenn sich die Wege kreuzen.

Für 2 bis 4 Spieler. Ab 6 Jahre.

Inhalt/Material: 30 Spielsteine aus Buchenholz farbig gebeizt und lackiert, 3 Markierungsplättchen aus Birke Muliplex, lackiert, 1 Spielbrett und 4 Start-/Zielfelder aus MDF, 1 Würfel.

Maße: Spielbrett 28 x 28 cm, Start-/Zielfelder 7 x 28 cm, Spielsteine 3,5 x 3,5 cm, Höhe 3,5 cm, 7cm, 10,5 cm, Würfel 1,6 cm Kantenlänge.

Artikel-Nr: 103742

129,00 €*

*Preise inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten.


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Studie: „Die Fibel führt zu besserer Rechtschreibung“

© micmacpics/Fotolia

Seit etlichen Jahren machen sich viele Eltern Sorgen, weil ihre Kinder auch im dritten und vierten Schuljahr kaum die Regeln der Rechtschreibung beherrschen. „Sie fragen, ob dies auch mit der eingesetzten freien Lehrmethode zusammenhängen könnte, nach der die Kinder nur nach ihrem Gehöreindruck schreiben sollen“, berichtet Prof. Dr. Una Röhr-Sendlmeier von der Abteilung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der Universität Bonn. Zusammen mit Mitarbeiter Tobias Kuhl hat die Wissenschaftlerin mit einem größeren Team die Rechtschreibleistungen von mehr als 3.000 Grundschulkindern aus Nordrhein-Westfalen systematisch untersucht.

Die Wissenschaftler verglichen dabei die Rechtschreibleistungen der Kinder, die mit drei unterschiedlichen Methoden das Schreiben erlernt haben. Der „systematische Fibelansatz“ führt schrittweise einzelne Buchstaben und Wörter ein. Gesprochene Wörter werden unter Anleitung in Einzellaute zerlegt und jeder Laut einem Buchstaben zugeordnet. Fibeln sind so aufgebaut, dass die Kinder die Schriftsprache in einem fest vorgegebenen, strukturierten Ablauf vom Einfachen zum Komplexen erlernen und einen schriftsprachlichen Grundwortschatz aufbauen. Hilfestellungen und Korrekturen durch die Lehrperson gehören dazu.

Die Wissenschaftler der Universität Bonn testeten die Erstklässler kurz nach der Einschulung auf ihre Vorkenntnisse und nachfolgend an fünf weiteren Terminen bis zum Ende des dritten Schuljahres mit der Hamburger Schreib-Probe. Sie erfasst als Standardverfahren die Rechtschreibleistungen von Schülern in Form eines Diktats. „Die Fibelgruppe hat sich gegenüber den beiden anderen Didaktikgruppen als überlegen erwiesen. Zu allen fünf Messzeitpunkten haben die Fibelkinder bessere Rechtschreibleistungen erbracht“, fasst der Doktorand Tobias Kuhl die Ergebnisse zusammen. So machten Kinder, die mit „Lesen durch Schreiben“ unterrichtet wurden, am Ende der vierten Klasse im Schnitt 55 Prozent mehr Rechtschreibfehler als Fibelkinder. In der „Rechtschreibwerkstatt“ unterliefen den Schülern sogar 105 Prozent mehr Rechtschreibfehler als Fibelkindern.

„Die Studienergebnisse weisen klar darauf hin, dass alle Kinder gleichermaßen vom Einsatz einer Fibel im Unterricht profitieren“, sagt Röhr-Sendlmeier. Die Überlegenheit des Fibelansatzes zeige sich sowohl bei Kindern mit deutscher Muttersprache als auch mit anderen früh erlernten Sprachen.

 

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Una Röhr-Sendlmeier

Institut für Psychologie

Universität Bonn

Tel. 0228/734269

E-Mail: uroehr@uni-bonn.de

 

Tobias Kuhl

Institut für Psychologie

Universität Bonn

Tel. 0228/734411

E-Mail: tobias.kuhl@uni-bonn.de


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Lebenswege begleiten – mehr als ein Job

Als SOS-Kinderdorfmutter/-vater die Entwicklung junger Menschen aktiv fördern

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In vielen Kitas in Deutschland wird das Zahlenland von Prof. Preiß genutzt. Was hat es damit auf sich? Der kurze, animierte Film „Mias Entdeckungen im Zahlenland“ gibt einen Einblick in das Projekt für eine ganzheitliche mathematische Bildung in der frühen Kindheit.

Erfahrungen

Was sagen Fachkräfte zu ihren Erfahrungen mit den Entdeckungen im Zahlenland?

Interviews und Informationsbroschüren finden Sie in der Zahlenland-Mediathek unter https://zahlenland.info/mediathek/ 

Fortbildungsseminare

Mit unseren Fortbildungsseminaren möchten wir Sie für die Gestaltung einer ganzheitlichen mathematischen Bildung in der frühen Kindheit begeistern und Ihnen vielfältige und fundierte Ideen für Ihre Arbeit die Hand geben.

„Die Freude der Kinder an den Zahlen ist ein wertvolles Gut.“

Gerhard Preiß, Professor für Mathematikdidaktik (1935 – 2017)

Unsere Fortbildungsseminare im Überblick:

  • Seminare Zahlenland: Ganzheitliche mathematische Bildung für Kinder ab 4 Jahren
  • Seminare Entenland – Ordnung in der Welt: Lernfelder für Kinder ab 2,5 Jahren
  • Seminar Zauberhafte Welt der Formen - Kinder bauen und gestalten mit geometrischen Formen im Haus und im Freien
  • Seminar Zahlenwald: Ganzheitliche mathematische Bildung im Wald für Kinder von 3 bis 8 Jahren
  • Seminar Den Zahlen auf der Spur: Kinder erforschen Zahlen und Formen im Außengelände

Web: www.zahlenland.info

Wir freuen uns auf Ihre Interesse.

Ihre Ansprechpartner: Gabi Preiß, Jörg Finke

Zahlenland Prof. Preiß

Telefon: 06434 90 36 33

E-Mail: kontakt@zahlenland.info

Fortbildungen: www.zahlenland.info

Bücher und Material: www.zahlenland-shop.de

Facebook: www.facebook.de/zahlenland


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Wer viel wissen will, der muss richtig spielen können

Spielen und lernen

Verblüffend? Nur wenn ein Kind wirklich spielfähig ist, wird es auch schulfähig

Gerade das Thema Spiel(en) gleicht auf Grund der Häufigkeit seiner Bearbeitung fast einem „ausgelatschten Schuh“, weil kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein Buch über das „Spiel“ veröffentlicht wird und fast keine Fachzeitschrift der Pädagogik darauf verzichtet, zumindest einmal in ihrer Ausgabe zum Phänomen „Spielen“ Stellung zu beziehen. Spielseminare werden veranstaltet. Spielemessen durchgeführt, Spielpädagogik in Schulen unterrichtet und Spielmittelvertreter bieten immer neuere Produkte an. Wo also hin- geschaut wird, begegnet uns der Begriff „Spiel“. Einerseits scheint eine ungeheure Faszination von dem Wort auszugehen, andererseits birgt es ungeahnte Möglichkeiten, sich damit zu beschäftigen.

Die Folgen häufigen Aussagenmatsches

Tja, und nun dieser Artikel: Was kann er schon Neues bringen, ohne alte Kamellen aufzuwärmen, und warum lohnt es sich, ihn zu lesen? Die Antwort ist klar und unmissverständlich: Weil viele Veröffentlichungen das Phänomen „Spiel“ zerschlissen, zu viele Aussagen das Thema verwässert und zu viele Menschen das „Spiel“ zerredet haben. Was bleibt, ist nicht selten ein „Matsch von Aussagen“, die wirklichkeitsfremd, zu abgehoben und letztlich unklar sind. Deshalb soll in dem Artikel ein Bereich besonders beachtet werden: bestehende Zusammenhänge zwischen Spiel- und Schulfähigkeit bei Kindern im Kindergartenalter.

Die Folge häufigen „Aussagematsches“ über das Spiel sind bedenklich und nicht selten in der Praxis des Kindergartens zu beobachten: Es werden zum Beispiel so unsinnige Trennungen gezogen zwischen dem „freien“ und „gebundenen Spiel“. Spiel wird als methodisches Mittel eingesetzt oder in den Erklärungen von ErzieherInnen Eltern gegenüber, warum das Spiel für Kinder wichtig ist, folgen ungenaue und unvollständige Erklärungen. Außerdem sind Seminare zum Thema „Spiel“ nahezu immer ausgebucht, obgleich ja davon ausgegangen werden kann, dass ErzieherInnen während ihrer Ausbildung in dieser Frage genügend Spielkompetenz erworben haben. Es verwundert in diesem Zusammenhang nicht, dass etwa acht von zehn Kindergärten, die einen Referentenelternabend durchführen, den Wunsch äußern, zum Thema dieses Artikels dezidierte Ausführungen zu hören.

Spielen ist lernen – nicht mehr und nicht weniger

Wenn, wie wir wissen, die gesamte Denkentwicklung von Menschen daraus entsteht, wie häufig und intensiv sie als Kind aktiv gewesen sind/sein konnten, und wir gleichzeitig wissen, dass
 das gesamte Handeln von Kindern dazu dient, sich selber als ein „selbstbestimmter Bewirker“ zu erleben, sich in seinen Möglichkeiten und Grenzen zu erfahren, alte Erfahrungen auf neue Situationen zu übertragen und neue Erfahrungen zu bestaunen, dann heißt das zunächst einmal, dass das Tun für Kinder absolute Priorität vor allen anderen Äußerungsmöglichkeiten hat. Wenn wir zudem wissen, dass das Spiel die Hauptaktivität von Kindern ist – nicht das Reden oder Zuhören, nicht das Besprechen von irgendwelchen Situationen –, dann ergibt sich die logische Zusammenführung, dass das Spiel eine kindgemäße, von ihm selbst gewünschte und mit Erlebnissen besetzte Handlungsaktivität ist, die immer im Zusammenhang mit seiner Lebensumwelt verbunden und daher für das Kind ernst, bedeutungsvoll und real ist.

Nur durch Tätigkeit lernt ein Kind Verhaltensweisen, die es in sein Verhaltensrepertoire aufnimmt und damit in seine Persönlichkeit integriert. Daher nimmt es – in diesem Zusammenhang – nicht wunder, dass zum Beispiel viele Gespräche mit Kindern über irgendetwas in der Regel keine langfristigen Auswirkungen haben. Und dies den Kindern zum Vorwurf zu machen hieße, entwicklungspsychologische Schritte bei Kindern zu missachten. So heißt „Spielen“ für Kinder, den eigenen, inneren Impulsen nach Aktivität zu entsprechen, bestimmte Handlungsmöglichkeiten

zu erproben und seinen Verhaltensspielraum zu erweitern. Es erscheint in diesem Zusammenhang fast überflüssig zu sein, eindringlich darauf hinzuweisen, dass also der Begriff „Lernen“ zunächst nichts mit „Intelligenzerweiterung“, „Begabungsausbau“ oder ähnlichen Begriffen zu tun hat. zumal – wie oben erwähnt – Kinder in ihrer Entwicklung mit/aus ihrem Spielen Verhaltensweisen (zum Beispiel Konzentration, Aufmerksamkeit) auf- und ausbauen. Spielförderung von Kindern im Kindergarten geht somit mit der Persönlichkeitsentwicklung und ihrer Fähigkeitenerweiterung Hand in Hand; Fähigkeiten, die sowohl für ihr eigenes Leben als auch für die Schule wichtig und bedeutsam sind. Die Entwicklung der Spielfähigkeit bei Kindern unterbrechen heißt. sie in ihrer Gesamtpersönlichkeitsentwicklung zu bremsen, Teilleistungsschwierigkeiten (zum Beispiel in der Sprache) zu provozieren und wesentliche Kompetenzen bezüglich der Schulfähigkeit zu beschneiden.

Spielfähigkeit als Voraussetzung zur Schulfähigkeit

Auf Grund der zuletzt vorgenommenen Aussage ist es nicht verwunderlich, dass zum Beispiel bei schulversagenden Kindern, die trotz durchschnittlicher, guter oder sogar sehr guter Begabung/Intelligenz große oder größte Schwierigkeiten in der Schule zeigen, immer wieder folgende Daten auffallen:

  • Sie wurden zu früh eingeschult.
  • Sie wurden im Kindergarten und/oder zu Hause zu früh mit kognitiven Ansprüchen konfrontiert und damit über- fordert und
  • ein überaus großer Teil der Kinder ist in seiner Spielfähigkeit eingeschränkt.

Es kann in diesem Zusammenhang nicht Aufgabe sein, in besonderem Maße auf die ersten beiden Punkte einzugehen. Nur soviel sei kurz angemerkt: Häufig werden in der Beurteilung von Schulfähigkeit bei Kindern zwei Merkmale miteinander verwechselt: Begabung und Schulfähigkeit. Unter Begabung verstehen wir die Leistungskapazität von Kindern, also ihre Möglichkeiten, sich sprachlich auszudrücken, logisches Denken zu realisieren, Beziehungen und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen oder Sinnzusammenhänge zu erfassen. Demgegenüber ist Schulfähigkeit etwas völlig anderes, nämlich neue und unbekannte Anforderungen auf Grund einer stabilen Selbstsicherheit neugierig und aufmerksam sowie angstfrei aufzugreifen und mit Interesse und Konzentration nach einer Lösung zu suchen und zu finden. Geht es bei der Begabung also um eine eher kopforientierte (= kognitive) Leistungsmöglichkeit, so zeichnet sich Schulfähigkeit durch eine reale, zu beobachtende Handlungsaktivität aus. Ein simpler Vergleich sei erlaubt: Eine Person mit Angst vor Hunden kann zwar wissen, dass ein bestimmter Hund nicht beißt, wird aber dennoch die Straßenseite wechseln, um ihm nicht zu begegnen. Das Wissen hilft der Person also nicht dabei, ihren Weg auf der Straßenseite mit dem Hund fortzusetzen. Oder: Ein Kind mit massiven Sprachschwierigkeiten weiß zwar, dass ihm nichts Ernsthaftes passiert, wenn es spricht und dabei stottert, schränkt seine Sprechhäufigkeit aber trotzdem immer weiter ein. Wissen (= Begabung) und Können (= Schulfähigkeit) sind daher immer zwei deutlich unterschiedliche Bereiche.

Zum anderen wissen wir, dass Kinder im Kindergartenalter – gerade auf Grund heutiger veränderter Lebenssituation im Vergleich zu früheren Kindheitserfahrungen – vor allem darum bemüht sind, ihre besondere Lebenssituation zu begreifen, Erfahrungen zu verarbeiten, Enttäuschungen und „Unbegreiflichkeiten“ (zum Beispiel Elternstreit unverstandene Fernsehgeschichten) nachzuvollziehen und für sie offene Fragen zu beantworten. Kinder sind mit sich beschäftigt, ihrer Sicht von Wirklichkeit und ihrem Verständnis von Richtigkeit. Dabei stören letztendlich irgendwelche, von Erwachsenen ausgearbeitete Denkaufgaben den Prozess der Kinder sich zu definieren und umfassend zu begreifen.

Auch wenn vorschulische Arbeit von ErzieherInnen und Eltern mit noch so guten Absichten eingesetzt wird: Dies geht grundsätzlich an der Aufgabe des Kindergartens vorbei, entspricht nicht der Entwicklungsrealität von Kindern und bedingt langfristig genau das Gegenteil im Hinblick auf Intelligenzförderung. Verschiedene Untersuchungen belegen dies eindeutig. Leider ist dies schon lange bekannt, dennoch hält sich das Märchen von der „frühen Vorschulförderung als ein guter Start fürs Leben“ weiterhin aufrecht mit dramatischen Folgen für Kinder.

Nun folgt eine entscheidende Beobachtung: Kinder, die in Teilbereichen oder auf ganzer Linie in der Schule versagen, zeigen in hohem Maße Einschränkungen in ihrer Spielfähigkeit. Umgekehrt ist es so, dass Kinder mit einer ausgesprochen guten Spielfähigkeit durchweg den Anforderungen in der Schule entsprechen. Natürlich können und müssen hier Vermutungen geäußert werden: Offen- sichtlich haben Kinder mit einer guten Spielfähigkeit Kompetenzen zur Verfügung, die notwendig für ihr Bestehen in der Schule sind. Gleichzeitig bringen kognitive Förderungsprogramme den emotionalen Entwicklungsprozess bei Kindern durcheinander, der wiederum dafür verantwortlich ist, dass sie in ihrem Aufbau der Spielfähigkeit gehandicapt werden. Und genau hier schließt sich der Kreis. Folgendes Schaubild mag dies verdeutlichen:

Eingeschränkte Spielfähigkeit, bedingt durch Geschehnisse/Situationen in der unmittelbaren Umgebung des Kindes

Im Gegensatz dazu:

Gute Spielfähigkeit bedingt durch kindgerechte Rahmenbedingungen im Kinder garten bezüglich des Spiels und einer hohen Wertschätzung durch die Eltern

= eingeschränkte Schulfähigkeit

= vorhandene Schulfähigkeit

Spätestens jetzt kommt die Frage auf, was denn unter Spielfähigkeit verstanden wird: Darunter verbirgt sich die grundsätzliche Fähigkeit (= Kompetenz), die Fülle der Spielformen, wie zum Beispiel Rollen-, Imitations-, Bewegungs-, Regel-, Fantasie-, Strategie-, Funktions-, Imaginations- und darstellendes Spiel aktiv zu erleben und ohne und mit Material, alleine und mit anderen Personen, langfristig und ausdauernd sowie mit Neugierde, Aufmerksamkeit und Konzentration belastbar eine Spielsituation zu gestalten. Selbstverständlich können sich Kinder nur dort spielend erfahren und verwirklichen, wo einerseits die gesamte Atmosphäre zum Spielen motiviert, andererseits Kinder genügend Raum zur Verfügung bekommen, in dem sie sich ernst genommen fühlen. Dies passiert dann, wenn Kinderbedürfnisse zum Ausgangspunkt der Pädagogik gemacht werden und nicht Eltern/ErzieherInneninteresse die Arbeit bestimmt.

Schulfähigkeit als Folge von Spielfähigkeit

Es fasziniert immer wieder, Verhaltensweisen bei Kindern zu beobachten, die viel und intensiv spielen, im Kindergarten, zu Hau- se und mit Freunden in deren Umgebung. Sie zeichnen sich zum Beispiel dadurch aus, dass sie in der Regel ausgeglichen, zuversichtlich, voller eigenem Vertrauen, bewegungsaktiv und -koordiniert, kontaktfreudig, ausdauernd und motiviert, sprachaktiv und kooperativ, wahrnehmungsoffen und aufmerksam, interessiert, neugierig und fantasievoll sind. Bringen wir diese Beobachtungen und weitere differenzierte Wahrnehmungen in ein Ordnungsraster

im Hinblick auf grundsätzliche Kriterien zur Schulfähigkeit, so er- gibt sich folgendes Bild: Schulfähigkeit ist definiert als ein Kompetenzgefüge mit folgenden Teilfähigkeiten:

Kognitive Schulfähigkeit, zum Beispiel

  • Kinder zeichnen sich durch Konzentration, also Ausdauer und Genauigkeit aus,
  • haben ein aktives Sprechverhalten,
  • besitzen einen guten Sprachfluss, einen großen Wortschatz,
  • denken in folgerichtigen Kausalzusammenhängen,
  • können Informationen abstrakt und logisch weitergeben,
  • besitzen eine gute Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit.

Emotionale Schulfähigkeit, zum Beispiel

  • Kinder sind gefühlsmäßig eher ausgeglichen,
  • stehen neuen Anforderungen zuversichtlich gegenüber,
  • haben Vertrauen in die eigene Person,
  • verarbeiten Enttäuschungen eher ruhig und konstruktiv,
  • können uneindeutige Situationen in gewissem Rahmen aushalten,
  • zeigen eine hohe Anstrengungsbereitschaft

Motorische Schulfähigkeit, zum Beispiel

  • Kinder haben ein gutes Reaktionsvermögen,
  • zeichnen sich durch eine gute visuellmotorische Koordinationsfähigkeit aus,

  • können ihre Feinmotorik steuern,

  • setzen grobmotorische Aktivitäten bewusst ein.

Soziale Schulfähigkeit, zum Beispiel

  • Kinder haben eine altersentsprechende Toleranzhaltung,
  • nehmen gerne Kontakt zu anderen Menschen auf,
  • sind in einer Gruppe ansprechbar,
  • halten Kontakte einerseits aufrecht, brechen aber auch Kontakte überlegt und gezielt ab,
  • haben keine Schwierigkeiten, sich von vertrauten Personen zu lösen,
  • halten Regeln ein beziehungsweise arbeiten an ihrer Veränderung.

Vergleichen wir nun die Fähigkeiten von Kindern, die sich durch eine gute Spielfähigkeit auszeichnen, mit den Anforderungen der Verhaltensweisen, die einer Schulfähigkeit zugerechnet werden, fällt auf, dass Deckungsgleichheit besteht‘ Das heißt im Einzelnen:

Kinder erwerben beim Spielen die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie brauchen, um schulfähig zu sein.

Schulfähigkeit ist eine mittelbare Folge aus der Spielfähigkeit. Sie zu beschneiden hieße, Kinder im Aufbau ihrer Schulfähigkeit aktiv und passiv behindern.

Kognitive Lernprozesse geschehen gerade während des Spiels, also in Situationen, die nicht von Erwachsenen im Hinblick auf kognitive Förderung strukturiert sind!

Eine der wesentlichen Grundlagen für Intelligenz und Selbstbewusstsein von Menschen ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen, ihre Absichten und Gedanken, hinein- versetzen zu können. Genau dies geschieht im Spiel und gerade nicht beim so genannten „vorschulischen Arbeiten“.

Die „allgemeine Schulfähigkeit“ ist immer nur dann gegeben, wenn die „emotionale Schulfähigkeit“ ausgeprägt ist. Sie dominiert an erster Stelle und kann sich nur dort entwickeln, wo Kinder ausgiebig spielen.

Nur wenn die „emotionale Schulfähigkeit“ bei Kindern ausgeprägt ist, kann sich die „kognitive Schulfähigkeit“ am besten entwickeln.

Ausblick

Spiel schafft Kindern Identität und vermittelt ihnen, wer sie sind, was sie können, wie ernst sie genommen werden und welche Achtung sie real erfahren. Natürlich wäre es völlig falsch, die Förderung der Spielfähigkeit lediglich unter dem Aspekt einer Schulfähigkeit zu sehen: Damit würde das Spiel pervertiert werden. Vielmehr dient das Spiel den Kindern dazu, sich in ihrer Gesamtpersönlichkeit zu erfahren und zu entwickeln, weil es genau ihre Möglichkeit ist, ihr Leben spielend zu begreifen.

Wir wissen, dass auf der einen Seite die Lebensrealität von Kindern sowohl durch Elternforderungen und familiären Druck, massiv zunehmende Medieneinwirkungen und ökologische Dramen gekennzeichnet ist, auf der anderen Seite durch gleichbleibend ungünstige Bedingungen in pädagogischen Einrichtungen immer größere Anforderungen an Kinder (Eltern und ErzieherInnen) gestellt werden. So nimmt es nicht wunder, dass „auffällige Verhaltensweisen“ bei Kindern in einigen Verhaltensbereichen, wie zum Beispiel Sprache, Psychosomatik und Selbstwertgefühl, in Form von Sprachauffälligkeiten, körperlicher Anfälligkeit bei seelischer Belastung und zunehmender Angst in den letzten beiden Jahr- zehnten erheblich zugenommen haben.

Dem muss kompetent begegnet werden in Gesprächen mit KollegInnen, Eltern, MitarbeiterInnen anderer Einrichtungen, Berufs- verbänden und mit Trägern sowie in der Veränderung von Situationen. So auch in der Forderung, zum Beispiel dem Spiel absolute Priorität im Umgang mit Kindern zu gewähren, vorschulische Arbeitsblätter und -programme zu verbannen und eine Öffentlichkeitsarbeit zur Bedeutung des Spiels für die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern – auch im Hinblick auf ihre Schulfähigkeit – voranzubringen, dass gerade ErzieherInnen auf Grund ihres faktischen Wissens daran mitarbeiten, die Welt von Kindern aktiv mitzuverändern im Sinne des Schaffens von Spielwelten, wo es Spaß macht, als Kind zu leben und ausgiebig zu spielen.

Gleichzeitig sind aber auch politische Mandatsträger gefordert, Vorschulen systematisch aufzulösen, für wirklich attraktive Spielflächen und -plätze zu sorgen und vor allem endlich Konsequenzen aus Untersuchungsergebnissen zu ziehen, wenn es zum Beispiel um das Einschulungsalter geht. Wir wissen, dass die Zahl der schulversagenden Kinder, die mit knapp sechs Jahren eingeschult werden, um ein Vielfaches höher ist als die Anzahl der Kinder, die erst mit sieben Jahren eingeschult werden.

Gleichzeitig wissen wir, dass die Entwicklung der Spielfähigkeit sich bis ins 7. Lebensjahr der Kinder hineinbringt (Parallelität von Schul- und Spielfähigkeit). Welch ein Beleg zur Durchsetzung der Forderung, Kinder erst mit sieben Jahren einzuschulen! Die Schule muss sich fragen, wie kinderfreundlich und kindfähig sie ist. Lehrerinnen haben eine Antwort auf die Frage zu finden, welches Lernverständnis sie zur Grundlage ihres Unterrichts gewählt haben und wie kindzentriert ihre Schulstunden ausgerichtet sind. Die Arbeit der ErzieherInnen wird sich daran messen, wie spielkompetent die Kinder während der Kindergartenzeit wurden, ohne dass das Spiel zu einem methodischen Mittel degradiert und sinnentleert wurde.

(Dr. Armin Krenz)

Der Text entstammt dem Buch von Dr. Armin Krenz, Elementarpädagogik aktuell – Die Entwicklung des Kindes professionell begleiten, Seite 156-165, Burckhardthaus-Laetare, München 2013. 


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Die Welt der Enchantimals

Enchantimals - Wir halten für immer zusammen

Inspiriert von der Welt der Enchantimals, einem wundervollen Ort inmitten der Natur, sind die Enchantimals liebevolle Charaktere, die mit ihren besten Tierfreunden auf ganz besondere Weise verbunden sind – sie sind immer zusammen und sehen sich sogar ähnlich. Als Hüter des Waldes setzen sich die Enchantimals dafür ein, das Gleichgewicht und die Harmonie zwischen allen Lebewesen aufrechtzuerhalten. Dabei kommt natürlich auch der Spaß nicht zu kurz. Die Echantimals kümmern sich mit ganzem Herzen um andere – und bringen Herzlichkeit zu all jenen, für die sie sorgen. 

Kinder werden viel Freude daran haben, die besondere Verbindung zwischen den Freunden zum Leben zu erwecken und eine Welt zu feiern, in der Freundschaft alles möglich macht.

Die Hauptcharaktere


Felicity Fox™ & Flick™

Felicity Fox & Flick

Das Fuchsmädchen Felicity ist schnell, schlau und super neugierig auf alles. Sie ist selten still und immer bereit für ein Abenteuer. Felicity und Flick lieben es, gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen – besonders zu Orten, an denen sie noch nie waren.

Sage Skunk™ & Caper™

Sage Skunk & Caper

Der Verstand von Stinktiermädchen Sage ist so schnell wie ihre Füße. Im Lösen von Problemen ist dieses Stinktiermädchen einfach absolut spitze. Sind Sage und Caper nicht gerade dabei, an einem neuen Musikstück zu arbeiten, planen sie wahrscheinlich einen lustigen Streich.

Patter Peacock™ & Flap™

Patter Peacock & Flap

Pfauenmädchen Patter ist stolz auf ihr schickes Gefieder und ermutigt ihre Freunde gern, auch auf sich stolz zu sein. Wenn sie nervös wird, beginnt sie zu singen. Patter mag zwar nicht die beste Singstimme haben, doch gemeinsam mit Flap überzeugen ihre Lieder durch perfekte Harmonie.

Sage Skunk™ & Caper™Bree Bunny™ & Twist™

Bree Bunny & Twist

Das Hasenmädchen Bree ist die Kreativste aller Enchantimals. Sie scheint immer bis über beide Ohren in einem Projekt zu stecken. Bei neuen Erfindungen sind Bree und Twist wie Zwillingswirbelstürme voller Kreativität. Niemand hat mehr Spaß daran etwas selbst zu machen als die zwei.

Danessa Deer™ & Sprint™

Danessa Deer™ & Sprint™

Rehmädchen Danessa ist zurückhaltend und ruhig. Sie überzeugt eher durch Taten als durch Worte. Danessa und Sprint lieben es, sich Wettrennen durch den Wald zu liefern, um herauszufinden, wer von ihnen schneller ist. Normalerweise liegt immer eine mit einer Geweihlänge vorn.


Außerdem enthält das Enchantimals Mitmach-Heft ein tolles Gewinnspiel, bei dem die Kinder mit etwas Glück tolle Enchantimals Fanpakete gewinnen können.

Mal- und Rätselspaß mit den Enchantimals

Mit dem Enchantimals Mitmach-Heft mit vielen Malvorlagen und spannenden Rätseln zum Ausdrucken können wichtige Werte jetzt auch spielerisch zu Hause oder im Kindergarten vermittelt werden.

Enchantimals Gewinnspiel

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Außerdem enthält das Enchantimals Mitmach-Heft ein Gewinnspiel, bei dem die Kinder mit etwas Glück tolle Enchantimals Fanpakete gewinnen können.


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Entdeckerhäuschen fördern das praktische Erleben

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Ein kleines Zuhause für Themen und Projekte

Die zauberhaften Entdeckerhäuschen sind eine dekorative Bereicherung für den Kita-Alltag. In jedem Häuschen können die Kinder einen kleinen Schatz entdecken. Aktuelle Themen, Dinge aus der Alltagswelt, Projektthemen der Gruppe oder Jahreszeiten finden ihr eigenes Zuhause und sind damit praktisch erlebbar. Durch die verschiedenen Positionen der Öffnungen ermöglichen sich immer wieder neue Blickwinkel auf das Versteckte. Zusätzlich können am beiliegenden Holzstab Dinge befestigt werden. Die Fassaden sind leicht abnehmbar und innerhalb derselben Hausgrößen kombinierbar.

Ab 18 Monate

Inhalt/Material: Pro Set 4 Häuser (2 große und 2 kleine), im Lieferumfang enthalten sind je Haus 2 Dübel und 2 Schrauben, 1 Stab. Häuser aus Birke Multiplex 2-fach lackiert, Dächer farbig gebeizt, die Fronten sind magnetisch.

Maße: Kleines Haus ca. 20 x 20 cm, großes Haus ca. 25 x 25 cm, vom Dach aus 11 cm tief.

rot, orange, gelb und lila.

Art.-Nr. 103780

133,00 € (Preise inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten)


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Mit Gefühlen leben – mit Gefühlen arbeiten

Lebensraum Kindergarten

Gefühle sind ein zu uns gehörender und lebensnotwendiger Teil unseres Daseins! Sie zeigen anderen Menschen, wer und wie wir sind, was wir von ihnen halten und wie wir zu ihnen stehen. Und weil Gefühle uns „verraten“, uns als Person anderen transparent machen, uns aber auch vor allem dazu zwingen, dass wir uns mit unseren eigenen Gefühlen auseinandersetzen müssen, verbergen wir sie häufig, um uns zu schützen.

Gleichzeitig erwarten wir aber, dass einerseits unsere Kolleginnen unsere vorhandenen (aber verdeckten) Gefühle spüren, entschlüsseln und angemessen darauf reagieren, andererseits die Kinder, mit denen wir arbeiten, ihre Gefühle erleben, spüren, verbalisieren und damit umge­hen lernen. Sicherlich kommt es durch diese Widersprüche zu keinem echten, gegenseitigen Austausch; stattdessen wird es Missverständnisse geben, Konflikte tauchen auf oder die entstandenen Beziehungs­schwierigkeiten zu Kindern und Kolleginnen belasten den gesamten Arbeitsablauf.

Gefühle sind Bestandteile unserer Kommunikation

Kommunikation (im Sinne eines Informationsaustausches bzw. der Weitergabe von Informationen) geschieht ständig auf drei Ebenen, die gleichzeitig ablaufen und auf andere wirken:

  1. Ebene: Nichtsprachliche Kommunikation (zum Beispiel drücken wir durch räumliche Nähe/Distanz zum Empfänger unsere Beziehungen aus). Unsere Körperhaltung spiegelt unter anderem unseren Gefühlszustand wider; unsere Mimik und Gestik zeigt unsere gespürten Gefühle, stellt eine Rückkopplung zum anderen dar und macht unsere Einstellung zu ihm transparent; unsere Handbewegungen zeigen ebenso un­sere Gefühlszustände wie unsere Blickrichtung.
  2. Ebene: Sprachliche Kommunikation; sie dient der lnformationsvermittlung; durch sie können wir unsere Meinungen äußern, Probleme lösen, das Verhalten anderer beeinflussen (zum Beispiel durch Bitten oder Anweisungen}, Emotionen zum Ausdruck bringen oder soziale Beziehungen aufbauen, aufrecht erhalten oder abbrechen.
  3. Ebene: Nichtsprachliche Aspekte des Sprechens; sie kommen durch das „Wie-etwas-gesagt-wird“ zum Tragen; so gibt der emotionale Ton­fall von Äußerungen ebenso unseren Gefühlszustand wieder (zum Bei­spiel hohe, laute Stimme = Wut) wie die Dauer von Äußerungen (zum Beispiel Länge, Häufigkeit, Gesamtzahl).

Schon dieser kleine Ausschnitt aus dem Bereich der Sozialpsychologie mag genügen, um deutlich zu machen, dass Gefühle ständig (ob wir dies wollen oder nicht) zum Ausdruck kommen und auf andere ihren Einfluss haben. Eine Tatsache, die auch in der pädagogischen Arbeit ihre besondere Bedeutung hat und daher besonderer Berücksichtigung bedarf!

Ein Beispiel sollte hier nicht fehlen: Kinder lernen vor allem durch „Modellimitation“. Dabei sind es nicht zuletzt die Erzieherinnen, die auf Grund ihrer langen Beziehung zum Kind einen erheblichen Einfluss auf es haben. So sind es auch Einstellungen der Erzieherin, die ihre „Wirkung“ auf Kinder ausüben. Der Sozialpsychologe Argyle hat einmal über einen längeren Zeitraum untersucht, wie Einstellungen wahrgenom­men werden. Er kam zu einem wichtigen Ergebnis: „Wahrgenommene Einstellungen zu sich selbst, zu anderen Personen, Situationen oder Handlungen werden zu 7% durch verbale Äußerungen, zu 38% durch den Tonfall und zu 55% durch das Gesicht (mimischer Ausdruck) vermittelt! „Das bedeutet, dass „nichtsprachliche Kommunikation“ und „nichtsprachliche Aspekte des Sprechens“ (also vor allem Verhaltensweisen, die durch Gefühle bestimmt werden!) ausschlaggebend für wahrgenommene Einstellungen sind!

Die vier Grundgefühle des Menschen: Freude, Ärger, Angst,Trauer

Bestehende Kommunikationsketten zwischen Erzieherinnen und Kindern

Beziehungen sind vor allem dadurch definiert, dass zwei oder mehrere Personen aufeinander eingehen und reagieren. Wenn eine Erzieherin und ein Kind miteinander spielen, sprechen oder sich „nur“ anschauen, dann nimmt zunächst der eine etwas wahr, vermutet etwas, es ent­steht ein Gefühl und er reagiert zum Beispiel durch Sprache und Handlung.

Beispiel: Eine Erzieherin spielt mit Kindern „Schweineschwänzchen suchen“. Andreas schaut ängstlich zu. Die Erzieherin blickt ihn mehrere Male an.

  1. Andreas nimmt die Blicke wahr.
  2. Er vermutet darin eine Aufforderung.
  3. Ihm ist unwohl bei dem Gedanken, dass er mitspielen soll, so dass er sich
  4. umdreht und aus dem Blickfeld der Erzieherin geht.

Nun läuft bei der Erzieherin ebenfalls das Schema von Wahrnehmung, Vermutung, Gefühl und Reaktion ab:

  1. Die Erzieherin sieht, dass Andreas weggeht.
  2. Sie vermutet, dass er nicht mitspielen möchte. Das ärgert sie ein wenig, weil sie
  3. Andreas zum Spielen aktivieren und innerhalb der Gruppe integrieren möchte.
  4. Die Erzieherin löst sich kurz aus dem Spiel und sucht Andreas auf, um mit ihm zu sprechen.

Diese „Kommunikationskette“ könnte jetzt endlos fortgesetzt werden; sie zeigt aber schon im Ansatz, wie Aktionen und Reaktionen miteinander verzahnt sind.

In der Regel sind sich die Kommunikationspartner dieses  Schemas nicht bewusst. Es läuft „automatisch“ ab – wie bei einem Autofahrer, der ständig kuppelt, schaltet, bremst oder Gas gibt, ohne lange darüber nachzudenken. Würden wir nun noch einmal eine große Lupe nehmen und uns ein Kommunikationskettenglied – wie oben beschrieben – betrachten, dann ergäbe sich folgendes Bild:

  1. Kettenglied: Meine Wahrnehmung

Augen, Ohren, evtl. Geruchs- und Tastsinn nehmen Reize wahr und fassen sie als Informationen auf, die von Bedeutung sind. Diese Wahrneh­mung löst Gedanken aus, die einer Vermutung gleichkommen.

  1. Kettenglied: Meine Vermutung

Vermutungen entstehen hauptsächlich dadurch, dass sich Menschen ein Bild von dem machen wollen, was einen Einfluss auf sie haben könnte. Damit geben Vermutungen wahrgenommenen Reizen einen Sinn – sie werden Denkrastern zugeordnet und bewertet. (Beispiel: Ein Kind steht mit gesenktem Kopf alleine in einer Ecke; ich vermute, dass es traurig ist.)

  1. Kettenglied: Mein Gefühl

Wenn Wahrnehmungen gedeutet werden und Vermutungen entstehen, dann werden in unserem Körper Gefühlsprozesse ausgelöst, die zwar unser Verhalten entscheidend (!) beeinflussen, uns aber oftmals gar nicht (mehr) bewusst sind/werden. Viele Menschen (auch Erzieherinnen) haben – nicht zuletzt durch ihre Ausbildung – den Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen verlernt und verdrängt. Häufig sind es dann nur noch indirekte Gefühlsäußerungen, die zum Ausdruck gebracht werden. (Beispiel: Andreas, der mit gesenktem Kopf in der Ecke steht, ist vermutlich traurig. Indirekte Gefühlsäußerung der Erzieherin: „Anstatt sich zu beschäftigen, verhält er sich falsch, denn er tut ja nichts gegen seine Traurigkeit.“ Eine direkte Gefühlsäußerung wäre beispielsweise: „Es macht mich auch traurig, wenn ich ihn da so alleine stehen sehe“ oder „Es ärgert mich, dass er so inaktiv ist!”)

Hierzu zwei Anmerkungen:

  1. Indirekte Gefühlsäußerungen sind für andere wenig deutlich; sie führen häufig zu Missverständnissen und kaschieren eigene Gefühle.
  2. Direkte Gefühlsäußerungen sind (leider) nicht zuletzt deswegen weniger anzutreffen, weil der Sprecher glaubt, er könne den anderen verletzen; der andere könne nicht mit der Offenheit umgehen und man selbst gehe damit auch für sich ein zu großes  Risiko ein. Das Nichtäußern direkter Gefühle wird deshalb vermieden (Vermeidungsverhalten), weil angenommen wird, sie träfen zu sehr ins Schwarze (Katastrophenangst) und würden damit auch für den „Sender“ unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen.
  1. Kettenglied: Meine Reaktion

Die Kettenglieder „Wahrnehmung“, „Vermutung“ und „Gefühl“ laufen in mir – und damit für andere fast unbemerkt – ab; erst die nun folgen­de Konsequenz, die „Reaktion”, vollzieht sich offen und damit für den Kommunikationspartner erfahrbar. Meine Reaktion wird damit zur Informationsvermittlung an den anderen; dieser nimmt sie wahr, vermutet etwas, ein Gefühl und eine Reaktion entstehen...

Meine Kommunikationskette als Spiegelbild meiner Persönlichkeit und Gefühlswelt

Stellen wir uns einmal vor, die Kommunikationskette sei ein Kuchen, den es nun entsprechend der vier Anteile aufzuteilen gilt. Fragen: Welcher Anteil (Wahrnehmung, Vermutung, Gefühl, Reaktion) ist wohl am größten, welcher am kleinsten? Nehme ich bevorzugt sehr auswählend wahr (selektive Wahrnehmung); vermute ich mehr, als genau zu beobachten (Vorurteile); unterdrücke ich eher meine primären Gefühle (Ärger, Angst, Trauer, Wut, Freude) und zeige ich auch in unterschiedlichen Situationen eher gleiche Reaktionsmuster als vielmehr immer wieder neue Handlungsweisen auszuprobieren?

Vielleicht sollten Sie einmal eine noch nicht aufgeteilte Kommunikationskette aufzeichnen und so aufteilen, wie Sie glauben, dass Sie dadurch charakterisiert werden können. Achten Sie dabei vor allem einmal auf die Größe Ihres „Gefühlsanteils“.

Gefühle sind das wesentliche Element der zwischenmenschlichen Kommunikation

Eigene Gefühle beeinflussen ebenso unser Leben wie das der Menschen, mit denen wir leben und arbeiten. Gefühle sind ständig in uns und wirken auf unsere Verhaltensweisen, unsere Erlebnisinhalte und unsere Sichtweisen. Wir schaffen es nicht, Gefühle zu leugnen oder zu ignorieren – es sei denn, wir glauben, dass dies möglich ist. Dennoch holen uns unsere Gefühle ständig und immer wieder ein, sie „kommen uns plötzlich hoch” oder „machen uns fertig“.

Wie ist nun möglich, dass wir aber immer stärker beobachten können, dass Gefühle – auch in der pädagogischen Arbeit – nicht den Raum ausfüllen, der ihnen zustehen sollte? Vielleicht liegt es daran, dass wir sowohl in unserer eigenen Sozialisationsgeschichte „Elternhaus“ als auch in der „Schule“ und unserer „Arbeitsstelle“ Gefühlsäußerungen verlernt haben/verlernen mussten. Vernunft ist das, was zählt, Gefühle sind überflüssig oder gar verdächtig. Vielleicht haben wir sogar gelernt zwischen „positiven“ (Freude) und „negativen“ Gefühlen (Angst, Ärger, Trauer, Wut) zu unterscheiden. Damit wären „ungute“ Gefühle bewertet, die es zu vermeiden gelte. Was für ein Trugschluss!

Gefühle als wichtige Faktoren eigener Kompetenz

Wenn es in der Sozial- und Sonderpädagogik heißt, dass es darum geht, die Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz von Kindern zu fördern, dann halte ich es für legitim, dies auch für die Erzieherinnen selbst zu fordern. Alle drei Bereiche lassen Kinder und Erwachsene zu selbständigen, selbstbestimmenden Personen werden, die ihr Leben selbstverantwortlich innerhalb der Gemeinschaft gestalten.

Selbstkompetenz bezeichnet die Fähigkeit, für sich selbst verantwortlich handeln zu können. Sozialkompetenz ist die Fähigkeit, für sozial­ gesellschaftlich und politisch bedeutsame Sach- und Sozialbereiche urteils- und handlungsfähig zu sein. Sachkompetenz beschreibt die Fähigkeit, für Sachbereiche urteils- und handlungsfähig und damit zuständig sein zu können. Sozial- und Sachkompetenz sind dabei ab­hängig von der Selbstkompetenz (!) - das bedeutet, wie wir Gefühle erkennen und erleben, Enttäuschungen verarbeiten, Manipulationsver­suche durchschauen, mit Versagungen umgehen, uneindeutige Situa­tionen ertragen, mit eigenen und fremden Aggressionen umgehen und letztendlich Gefühle leben! hre Seele ruft!

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Elementarpädagogik und Professionalität
Lebens- und Konfliktraum Kindergarten
Krenz, Armin
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548005
192 Seiten, 19,90 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de


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Mehr Inklusion von Schülern mit Lernhandicaps

Deutschlandweit geht die Exklusion zurück. Der Anteil der Schüler, die in separaten Förder-schulen lernen, nimmt demnach ab. Gingen 2008 noch 4,9 Prozent aller Kinder auf eine Förderschule, waren es 2017 nur noch 4,3 Prozent. Zudem nimmt die Spannweite zwischen den Bundesländern mit den höchsten und niedrigsten Exklusionsquoten ab: Während im Schuljahr 2008/09 die Exklusionsquote in Mecklenburg-Vorpommern noch um 5,7 Prozentpunkte höher lag als in Schleswig-Holstein, sank die Differenz im Schuljahr 2016/2017 auf 4,8 Prozentpunkte – zwischen Bremen (Exklusionsquote 1,2 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (6 Prozent). Dies ergibt eine Analyse zum Stand der Inklusion in Deutschland, die Prof. Klaus Klemm in unserem Auftrag durchgeführt hat.

Demnach besuchen insbesondere im Förderschwerpunkt Lernen in allen Bundesländern weniger Kinder Förderschulen. So sank die Exklusionsquote der Schüler mit Lernhandicaps bundesweit von 2,1 auf 1,3 Prozent. In Sachsen-Anhalt ist diese Entwicklung mit einem Rückgang um 2,6 Prozentpunkte besonders stark ausgeprägt. Deutschland findet damit Anschluss an internationale Standards: In den meisten anderen Ländern werden Kinder mit Lernschwierigkeiten schon seit langem in den Regelschulen unterrichtet. 

Bei der Inklusion sehr unterschiedliche Entwicklungen in den Bundesländern

Die Bundesländer unterscheiden sich stark im Umgang mit Förderschülern. Entgegen dem Bundestrend sind die Exklusionsquoten in Südwestdeutschland zwischen 2008 und 2017 sogar gestiegen: In Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gehen wieder mehr Kinder auf eine Förderschule. In Ostdeutschland hingegen geht die Exklusionsquote erheblich zurück. In Nordrhein-Westfalen und Hessen gab es moderate Rückgänge, im Saarland dagegen nur kleine. Besonders niedrig sind die Anteile der Schüler, die separate Förderschulen besuchen, in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und in den Stadtstaaten: Hier ist die Exklusionsquote stark gesunken, insbesondere in Bremen.

Die Chance auf Inklusion hängt allerdings nicht nur vom Wohnort ab, sondern auch vom Förderbedarf. Nur im Bereich Lernen gibt es einen bundesweiten Rückgang der Exklusion. Kinder mit dem Förderschwerpunkt Sprache besuchen zumindest  in elf Bundesländern immer häufiger eine Regelschule als früher. Für Schülerinnen und Schüler mit den Förderschwerpunkten geistige oder körperliche Entwicklung hat sich hingegen  zwischen 2008 und 2017 überall wenig verändert, bei Schülern mit sozial-emotionalen Handicaps gibt es heute sogar mehr Exklusion.

Wirksame Unterstützungssysteme für Lehrer

Mit Blick auf die grundsätzlich positive Entwicklung der vergangenen Jahre hebt Jörg Dräger die Leistung der Lehrkräfte hervor: „Die Inklusion ist vor allem durch die Aufnahme von Schülern mit Lernschwierigkeiten in die Regelschulen vorangekommen. Allerdings werden vielerorts die Lehrkräfte noch zu wenig dabei unterstützt, mit dieser steigenden Heterogenität in den Klassenzimmern umzugehen.“ Dies erkläre auch das Unbehagen gegenüber der Inklusion in vielen Lehrerzimmern. „Der Fokus muss angesichts der aktuellen Entwicklung auf den Umgang mit Schülern mit Lernhandicaps gelegt werden“, so Dräger. Hier brauchen die Schulen jetzt dringend mehr sonderpädagogische Kompetenz und Fortbildungen für die Lehrkräfte, um den unterschiedlichen Schülern besser gerecht zu werden.

Notwendig seien insbesondere wirksame Unterstützungssysteme auf Länderebene: „Länder, die bei der Inklusion weit fortgeschritten sind, haben für Lehrkräfte effektive Strukturen etabliert - wie etwa die Zentren für unterstützende Pädagogik in Bremen oder die Förderzentren Lernen in Schleswig-Holstein.“ Um die regionalen Unterschiede bei der Inklusion in Deutschland zu verringern, plädiert Dräger für bundesweit einheitliche Qualitätsstandards. Impulse dafür erhofft er sich vom geplanten nationalen Bildungsrat. Dieser könnte in Zusammenarbeit mit den Bundesändern gemeinsame Standards für die Umsetzung von Inklusion entwickeln.

Hintergrundinformation:

Die Studie von Prof. Klaus Klemm „Unterwegs zur inklusiven Schule: Lagebericht 2018 aus bildungsstatistischer Perspektive“ analysiert im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Entwick- lung des inklusiven Schulsystems in Deutschland zwischen dem Schuljahr 2008/09, in dem die UN-Konvention in Kraft trat, und dem Schuljahr 2016/17, für das die bislang aktuellsten Zahlen aus den Bundesländern von der Kultusministerkonferenz veröffentlicht wurden.

Die Bertelsmann Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich für Teilhabe in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern, insbesondere im Bereich Bildung, einsetzt. Deshalb engagiert sich die Stiftung in vielfältiger Weise im Bereich schulischer Inklusion und trägt gemeinsam mit dem Beauftragten für die Belange behinderter Menschen und der Deutschen UNESCO-Kommission seit 2009 den Jakob Muth-Preis für inklusive Schule: www.jakobmuth-preis.de. Im Herbst wird der neue Jakob Muth-Preis ausgeschrieben.


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Entspannungsspiele

Spiele zum ganzheitlichen Lernen

© yanlev/Fotolia

Gerade im Spiel ist es möglich, Körperbewegungen, Wahrnehmung, Gedächtnis und sozialen Umgang zu trainieren und das mit viel Spaß!

Der hektische Zeitgeist verursacht Anspannung und Nervosität!
Die meisten Menschen unserer Gesellschaft leben in ständiger Zeitnot, leiden unter hektischer Nervosität, körperlicher und psychischer Daueranspannung. Der rastlose Zeitgeist geht auch an Kindern nicht spurlos vorbei. Viele von ihnen sind dem wachsenden Erfolgsdruck hilflos ausgesetzt und leiden unter verbissenem Ehrgeiz. Sie geraten aus dem inneren Gleichgewicht und verhalten sich auffällig: motorische und verbale Unruhe, Unausgeglichenheit, Konzentrationsstörungen und Aggressivität. Als nervöse Zappelphilippe stehen diese Kinder ständig unter Strom und sind der Kritik anderer hilflos ausgeliefert. Ihr Alltag wird von der Angst überschattet, weder den äußeren Ansprüchen noch den inneren Erwartungen gerecht zu werden. Nur selten erleben sie entspannte Momente, obwohl sie entscheidend für ihre geistige und körperliche Gesundheit wären.

Denn Entspannung fördert:

  • die Persönlichkeitsentwicklung
  • das positive Miteinander
  • das effektive Lernen

Kinder brauchen von ihren Eltern, Erziehern  und Lehrern gezielte Hilfe, um ihre körperlich-seelischen Anspannungen zu lösen und optimale Entspannung zu erfahren: Die Atmung wird gleichmäßig, die Muskeln lockern sich, der Blutdruck sinkt, der Puls schlägt langsamer und das innere Gleichgewicht kehrt wieder. Kinder können spielerisch motiviert werden, ihre Gefühle und Gedanken, ihren Atem und ihre Kräfte bewusst zu steuern.

Aber vorher gilt es Folgendes zu beachten:

  • Die richtige Atemtechnik
  • Der richtige Zeitpunkt
  • Die geschlossenen Augen
  • Viel Geduld
  • Zärtlichkeit ist der beste Begleiter

Es gibt kein sicheres Entspannungsrezept, keine Methode, die alle Kinder gleichermaßen und zur selben Zeit entspannt. Die richtige Wahl zum richtigen Zeitpunkt bleibt der Beobachtungsgabe, Kreativität und Sensibilität der Eltern und Pädagogen überlassen. Und der Erfolg von mehr Ruhe, Entspannung und Konzentration setzt nicht über Nacht oder bereits nach der ersten Übung ein. Es bedarf vieler einfühlsamer Schritte und vor allen Dingen des positiven Vorbilds der Erwachsenen. Denn wir können nur das an Kinder weitergeben, was wir selbst besitzen! Psychisch ausgeglichene Erwachsene vermögen Entspannungsübungen überzeugender zu vermitteln. Aber hierfür müssen auch sie regelmäßig den ,Energieakku‘ mit Entspannungsübungen aufladen!

Entspannung bedeutet:

  • Äußere Reize ausschalten
  • Stille genießen und Energiereserven auftanken
  • Spannungen, Stress und Ängste positiv abbauen
  • Das innere Gleichgewicht finden
  • Selbstvertrauen und Kreativität entwickeln
  • Das Gruppenklima harmonisieren

Mit der Welle atmen

„Stellt euch eine Meereswelle vor, die langsam bis zum höchsten Punkt anschwillt und gleichmäßig wieder abrollt. Versucht, mit der immer wiederkehrenden Bewegung der sanft fließenden Wellen zu atmen. Bitte atmet ganz bewusst langsam und zählt beim Ein- und Ausatmen jeweils bis 6. Atmet tief durch die Nase ein und lasst den Bauch weit hervortreten. Die Meereswelle hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht, nun haltet die Luft drei Pulsschläge lang an. Atmet langsam aus, entleert dabei erst den Bauchraum und dann den Brustkorb. Wenn die Luft ganz raus ist, dann haltet wieder drei Pulsschläge lang an. Und nun atmet erneut tief ein.“

Tipp: Schreiben Sie die richtige Atemtechnik an die Tafel:

6 = Einatmen

3 = Anhalten

6 = Ausatmen

3 = Anhalten

6 = Einatmen

usw.

Bitte achten Sie darauf, dass die Kinder vollständig ausatmen. Denn wir neigen dazu, länger ein- als auszuatmen. Führen Sie den Kindern die richtige Atemtechnik vor: Durch die Nase in den Bauch einatmen und durch den Mund wieder ausatmen!

Lebende Luftballons

Die Kinder stehen im Kreis: „Stellt euch vor, ihr wäret bunte Luftballons, die feste aufgeblasen werden und durch ein kleines Loch langsam wieder die Luft verlieren.“ Es macht den Kindern übrigens großen Spaß, beim Ein- und Ausatmen ihren Brustumfang mit einem Meterband zu messen.
Tipp: Erklären Sie vorher die richtige Atemtechnik (siehe oben).

Lebende Luftmatratzen

Die Kinder liegen auf dem Boden: „Stellt euch vor, ihr wäret Luftmatratzen, die aufgepumpt und bei jedem tiefen Atemzug praller werden. Wenn ihr so richtig prall seid, dann lasst die Luft langsam wieder raus.“
Tipp: Erklären Sie vorher die richtige Atemtechnik (siehe oben).

Die Reise zu meinem Ruhepol

Die Kinder liegen bequem auf Matten, ohne sich gegenseitig zu berühren. Sie schließen die Augen und lauschen der Geschichte:
„Stellt euch vor, ihr steht morgens im Kindergarten oder in der Schule. Viele Kinder laufen rempelnd und schreiend herum. Genervt sehnt ihr euch nach einem ruhigen Ort. Ihr habt Glück, denn heute macht ihr eine wunderschöne Reise. Legt euch auf die Matte und schließt die Augen. Nun packt ihr in Gedanken die Sachen ein, die ihr mitnehmen möchtet. Ihr berührt sie liebevoll und legt sie sanft in den Koffer, den ihr behutsam schließt. Jetzt atmet ihr tief ein und aus, ganz tief ein und aus … bis der Teppich, auf dem ihr liegt, sich langsam abhebt und mit euch durch die warme Luft gleitet. Von hoch oben nehmt ihr Abschied und winkt der hektischen Welt, die ganz klein unter euch liegt. Hier oben ist es friedlich und es duftet nach Frühling. Betrachtet jede weiße Wolke, die gemächlich an euch vorbeizieht. Manche ähneln Tieren, andere haben wunderbare Fantasieformen. Zwei vorbeifliegende Vögel singen leise eine kleine Melodie. Lange schwebt ihr so dahin. Eure Muskeln entspannen sich, sie werden weich und locker. Euer Herz schlägt ruhig und gleichmäßig. Ihr atmet tief ein und aus, tief ein und aus … bis der Teppich behutsam wieder heruntergleitet. Sanft setzt er auf weichem Sand auf. Ihr bleibt noch ein wenig liegen, genießt die Entspannung und tankt ganz viel Kraft. Der Alltag macht euch nun keine Angst mehr. Ein sanfter Ton (Klangschale ertönt) weckt euch. Ihr öffnet langsam die Augen, streckt und dehnt eure Glieder genüsslich wie eine Katze.“

Tipp: Stimmen Sie die Geschichte auf die realen Lebensumstände der Kinder ab und erzählen Sie sie mit ruhigem Tonfall. Führen Sie die Kinder zunächst aus einer stressigen Situation (z. B. Schulhof, Kindergarten oder Supermarkt) heraus. Geben Sie ihnen Zeit, die Reise zu genießen. Helfen Sie ihnen verbal, ihren Körper und Atem zu spüren, z. B. „Ihr seid ganz ruhig, behagliche Wärme strömt durch euren Körper.“ Stellen Sie am Ende jeder Entspannungsreise den Bezug zum Alltag wieder her.

Gemeinsam sind wir stark!

Die Kinder legen sich mit dem Rücken auf den Boden und bilden einen Kreis. Ihre Köpfe liegen in der Kreismitte, die Füße zeigen nach außen. „Schließt die Augen, entspannt eure Muskeln und atmet tief ein und aus. Legt beide Arme seitlich so weit von eurem Körper bis ihr die Hände eurer Nachbarn greifen könnt. Jetzt streckt die umschlossenen Hände gemeinsam nach oben. Genießt die Kraft, die von unserer Gruppe ausgeht. Gemeinsam sind wir stark!“

Tipp: Dieses schöne Gruppenerlebnis kann durch ruhige Entspannungsmusik verstärkt werden.

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Liebertz, Spiele zum ganzheitlichen Lernen
Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmik in der Kindergruppe
Liebertz, Charmaine
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548166
96 Seiten
13,00 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de