November 2012

Praxis

Weihnachtsgeschichten Teil 2: Die Weihnachtsgeschichte kindgerecht erzählt

In der Weihnachtszeit wird es besinnlich und gemütlich auch im Kindergarten. Wenn Sie Ihren Kindern die Weihnachtsgeschichte vorlesen möchten, dann finden Sie hier eine besonders kindgerechte Version.

Die Weihnachtsgeschichte für Kinder erzählt
von Wilfried Pioch

Hier geht es zum Download
http://www.babyclub.de/magazin/specials/weihnachten/weihnachtsgeschichte.html

Quelle: www.babyclub.de


Praxis

Weihnachtsgeschichten Teil 1: Wie ein kleines Mäuschen dem Jesuskind hilft

In der Adventszeit Weihnachtsgeschichten zu erzählen, das gehört zu den festen Ritualen im Kindergarten. Eine besonders schöne Geschichte erzählt von einem kleinen Mäuserich, der von einer Schneeflocke um Hilfe gebeten wird.

Stell dir vor: In einem kleinen Dorf, in einem fremden Land, weit weg von hier - dort lebte das Fritzchen. Er wohnte natürlich, genau wie du, in einem kleinen Häuschen. Er hatte sein Bett, in dem er sich schlafen legen konnte. Er besass ein hübsches kleines Wohnzimmer, in dem der immer sass, wenn er sich nur ausruhen wollte, oder lesen oder nur so vor sich hinträumen. Auch einen kleinen Garten besass er... alles war natürlich in Mäusegrösse, also nicht sonderlich groß, wenn man sich vorstellt, wie groß so ein kleiner Mäusemann werden kann.

Eines Abends, es war Winterszeit, da passierte es... Fritzchen konnte gar nicht einschlafen und setzte sich an sein Fenster und sah nach draussen:

Ihm war ganz sonderbar zumute und er wußte gar nicht warum. Woher auch, denn eigentlich war es ja ein Abend, wie alle anderen Abende....die Schneeflocken fielen vom Himmel und legten sich sanft und sacht auf die Erde, gerade so, als wollten sie eine weiche Decke zaubern und alles warm zudecken.

Wenn man den Schneeflocken zu schaut, dann denkt man auch nicht daran, dass sie kalt sein könnte, sondern sieht nur dieses glitzernde, kleine Etwas, das so weich und zart aussieht, wie ein Federchen.Wie also Fritzchen so den Schneeflocken bei ihrem Treiben zuschaut, setzt sich auf sein Fensterbrett eine winzige Flocke...nein, eigentlich kann man gar nicht sagen, dass sie sich hinsetzte..... sie stand förmlich vor ihm.

Auch wenn sie winzig klein war, so plusterte sie sich wahrlich auf um die Aufmerksamkeit vom kleinen Fritz auf sich zu lenken. Was ihr auch vortrefflich gelang, denn Fritzchen lenkte, wie von Zauberhand geführt, seinen Blick auf sie und staunte sie an. Kein Wunder, er hatte noch nie eine Schneeflocke gesehen, die sich hinstellte und aufplusterte - aber das war noch nicht alles. Nein, kaum zu glauben, aber er vermeinte, zu sehen, dass die Schneeflocke mit ihm sprach. Das konnte er nun ganz und gar nicht glauben, aber um sicher zu gehen, öffnete er das Fenster, beugte seinen Kopf ein wenig nach vorne, ein Stück runter, soweit, dass sein Ohr der kleinen Schneeflocke näher kam..... und da vernahm er es... ein leises, zartes Stimmchen.... tatsächlich, die Schneeflocke konnte sprechen. Fritzchen war ganz verwirrt und wußte nicht, was er glauben sollte. Vielleicht irrt er sich ja auch und er träumte nur. Er rubbelte mit seinen Mäusepfoten wie wild an seinen Ohren.... und beugte sich wieder zur Schneeflocke hinunter... es war wirklich so. Sie konnte sprechen.

"Hallo Fritzchen....", und die Schneeflocke lächlte ihn freundlich an. "Hallo, kleine Schneeflocke!" antwortete er. "Du, Fritzchen, ich muß dich um einen Gefallen bitten. Nicht nur ich, auch die vielen anderen Schneeflocken möchten dich um etwas bitten!", sprach die Schneeflocke weiter... "Um was denn, kleine Schneeflocke, wie kann ich dir einen Gefallen tun?" fragte der Mäusemann.

"Siehst du, wie wir Schneeflocken die Erde weich und zart zudecken? Auch wenn wir doch eisigkalt sind, aber die Erde mag es so. Wir sind wie eine warme Decke für sie, unter der sie schlafen kann - bis sich die Erde von der vielen Arbeit, während des Frühlings, Sommers und des Herbstes, erholt hat - solange sorgen wir dafür, dass sie sich ausruhen kann und wieder neue Kraft geschöpft hat, um zur Frühlingszeit mit neuer Arbeit beginnen zu können." "Aha... ich verstehe... ",fragend kuckte Fritzchen die Schneeflocke an, denn er wußte nun immer noch nicht, was er mit der ganzen Sache zu tun hatte, und womit er den Schneeflocken helfen konnte. Die Schneeflocke sah den fragenden Blick von ihm und sprach weiter:" Heute Nacht, ganz in der Nähe deines Häuschens, ist ein Kind zur Welt gekommen....", die Schneeflocke machte einen kleine Pause und sah sehr traurig aus.

"Ein Kind?", fragte Fritzchen... "Ja, ein Kind!" "Hmmm....und was ist daran so besonders? Es kommen viele Kinder zur Welt, auch im Winter, daran ist doch nichts besonders. Ich verstehe immer noch nicht, was ich für euch tun kann?", antwortete Fritz. Wobei er sich nicht mehr so ganz wohl fühlte, als er den traurigen Blick der Schneeflocke bemerkte. "Weißt du, es ist ein besonderes Kind, und überhaupt ist alles besonders, was mit dem Kind zu tun hat. Es ist nicht in einem warmen Haus zur Welt gekommen.

Es liegt nicht in einer warmen Wiege und hat eine warme Decke... es ist alles ganz anders! Es ist ein einem Stall geboren worden, es liegt in einer Futterkrippe und hat nicht einmal eine warme Decke... wir Schneeflocken hätten das Kind so gerne warm zugedeckt und es weich eingehüllt, aber es würde trotzdem unter uns frieren und wir würden schmelzen auf der warmen Haut des Kindes. Es wäre also sinnlos und auch noch zum Schaden des Kleinen. Wir haben dich am Fenster sitzen sehen und dachten uns, dass du uns helfen könntest um dem kleinen Kind etwas Gutes zu tun.", und die Schneeflocke strahlte den Fritz an und leuchtete noch mehr, als sie es so schon tat.

Da begriff Fritzchen, dass er dringend gebraucht wurde. Eine warme Decke - das war das kleinste Problem und schon lief er los und holte seine kuscheligste und wärmste Decke, die er hatte. Er setzte sich seine Wintermütze auf, zog seinen Mantel an, schlupfte in seine warmen Stiefel und huschte zur Tür hinaus. Da stand er nun und wußte gar nicht, wohin er sollte. Auf einmal vernahm er ein Wispern und Tuscheln und feines Sausen und Brausen... und er glaubte seinen Augen nicht zu trauen.... da wirbelten tausende von winzigen Schneeflocken vor ihm her und huschten unter seine Schuhe und hoben ihn in die Höhe und mit einem Tempo, dass ihm fast schwindelig wurde, gings durch die Luft. Immer wieder hörte er die feinen Stimmchen, die ihm versicherten, dass er keine Angst haben muß und es war ihm auch nicht Angst. Er fühlte sich sogar richtig sicher.

Die Luftreise dauerte nicht lange und er wurde sanft vor einem Stall auf die Erde gesetzt. Er nahm seine Decke fest unter den Arm und ging auf die Stalltür zu. Da sah er das Kind in der Krippe, wie es lächelte, als es ihn ansah und es wurde ihm warm ums Herz. Er war ja nun wirklich kein Riese, aber dass das Kind ihn ansah und auch noch anlächelte, das war einfach etwas besonderes und er streckte dem Kind die Decke entgegen. Von großen Händen wurde die Decke entgegengenommen. Eine freundlich lächelnde Frau, mit glücklichen Augen nahm sie in Empfang. Sie streichelte dem Fritzchen über sein kleines Mäuseköpfchen, hob ihn mit der anderen Hand hoch und setze ihn auf vorsichtig auf den Krippenrand. Dann deckte sie das Kind mit der warmen Decke vom Mäusemann Fritz zu.

So kam es, dass ein kleiner Mäusemann, dem frierenden Jesuskind, seine Decke und vielen tausende Schneeflocken und den Eltern des Kindes ein frohes Lächeln, schenkte.

© der Geschichte bei Beatrice Amberg

Noch mehr Geschichten unter www.beas-weihnachtszeit.de






Praxis

Arbeitshilfe für Kindergruppen: Weihnachtsbräuche aus anderen Ländern

Dieses Weihnachtsheft zeigt exemplarisch und spielerisch auf, wie Weihnachten im Libanon, in Korea, in Tansania und Kuba gefeiert wird und steht hier zum kostenlosen Download bereit.

Mit Wichtel in die Weihnachtswelt
An Weihnachten feiern weltweit alle Christen die Geburt Jesu, sie ist der Mittelpunkt des Festes. Doch die Art und Weise der Feier unterscheidet sich von Land zu Land. Jedes hat seine bestimmten Bräuche, manche sind ganz verschieden zu den unseren, manche ähneln sich.

In diesem Arbeitsheft werden fünf Länder und ihre typischen Weihnachtsbräuche vorgestellt. In jedem Land hat die Wichtelfigur Freunde, die ihr von dort berichten. Die vorgeschlagenen Länder und Mitmachmöglichkeiten können mit Kindern im Kindergarten, der Grundschule und dem Kindergottesdienst genutzt werden.

Die Ideen dort sind gut mit der Wichtelpuppenaktion verknüpfbar. Die Aktion ist ideal für Kindergruppen in der Vorweihnachtszeit, aber auch das ganze Jahr über. Die Wichtelpuppe aus diesem Arbeitsheft
„lebt“ hier in Deutschland und ist Ansprechpartner für all die Kinder. So kann die Wichtelpuppe Ihre Länderstunden begleiten und mit den Kindern die unterschiedlichen Bräuche besprechen. Außerdem können alle Kinder Ihrer Kindergruppe eine Wichtelpuppe gestalten. Hängen Sie eine Wichtelbastelstunde an die Länderstunde an. Die gestalteten Puppen können dann an eine Partnergruppe ins Ausland geschickt werden. Gibt es vielleicht sogar Kontakte nach Kuba, Korea, den Libanon oder Tansania?

Wenn nicht, können die Puppen auch zu Kindern in einem anderen Land geschickt werden. Oder man beschenkt sich hier gegenseitig mit den Puppen, ohne sie zu versenden. Besprechen Sie es einfach mit den Kindern.

Das Weihnachtsheft zum kostenlosen Download unter:
http://www.weltweitwichteln.de/fileadmin/user_upload/www-Dateien/Arbeitshefte/wichteln_Weihnachtswelt_download.pdf

Quelle: www.weltweitwichteln.de

Praxis

Spielen und Basteln - aber gesund!

Noch nie war das Angebot an Spielzeug so groß wie heute. Da ist die richtige Auswahl für Eltern und Pädagogen nicht einfach. Spielzeug sollte nicht nur pädagogisch durchdacht, sondern auch frei von Schadstoffen sein, um die Gesundheit von Kindern nicht zu gefährden. Umwelt- und gesundheitsverträgliches Spielzeug zu erkennen, ist auf den ersten Blick nur schwer möglich.

Spielen stellt die Basis für kindliche Bildungs- und Lernprozesse dar. Es ist eine der Hauptbeschäftigungen von Kindern im Vorschulalter. Sie verbringen damit die meiste Zeit. Beim
Spielen verarbeiten Kinder Erfahrungen und Erlebnisse, sie greifen Bilder aus ihrem Alltag auf und verändern diese nach ihren Wünschen so, dass etwas Neues entsteht. Dabei schlüpfen sie in andere Rollen und erproben neue Handlungen. Dies alles findet im Wesentlichen in einer Sozialgemeinschaft mit
anderen Kindern und / oder Erwachsenen statt. Somit werden auch soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeiten weiterentwickelt und angewendet. Beim Spielen werden neben
Fertigkeiten und Fähigkeiten auch Haltungen, Gewohnheiten und Einstellungen eingeübt, welche die Basis für das zukünftige Lernen bilden.

Inhalt der Broschüre:
1. Spielen und basteln — aber gesund!
2. Schadstoffe in Spielzeug vermeiden
3. Schadstoffe in Bastelmaterial vermeiden
4. Gesundheitliche Auswirkungen der Schadstoffe
5. Gesetzliche Regelungen
6. Label, Tests
7. Faire Spielzeugproduktion
8. Literatur, Informationsquellen
9. Kurz und knapp: Tipps zum Spielzeugkauf

Kostenloser Download unter: http://www.leuchtpol.de/veroeffentlichungen/spielen-und-basteln.pdf

Quelle: www.leuchtpol.de


Praxis

Unsichtbare Freunde. Wie gehen wir mit Phantasiegefährten um?

Phantasiegefährten sind unsichtbare, nur in der Vorstellung vorhandene und für andere Personen unzugängliche Begleiter von Kindern. Die Kinder haben eine positive Beziehung zu ihnen. Gibt es bestimmte soziale, familiäre oder psychische Situationen, in denen Kinder unsichtbare Freunde suchen? Sind Phantasiegefährten gefährlich? Norbert Neuß, Professor für »Pädagogik der Kindheit« an der Universität Gießen, gibt Auskunft.

Von Norbert Neuß, März 2012
Phantasiegefährten sind Freunde, Beschützer und Verbündete, die das Kind eine Zeit lang begleiten. Sie treten innerhalb der Spiele und Gespräche der Kinder hervor und beanspruchen ihre eigene Realität. Wenn ein Kind einen unsichtbaren Freund gefunden hat, tritt dieser, wie bei einer Fortsetzungsgeschichte, immer wieder mal in Erscheinung. Dabei kommen die unsichtbaren Figuren nur durch die Phantasie und Aktivität des Kindes zustande.

Mit dem Cabrio in eine andere Dimension
Leonie erinnert sich an ihre drei Phantasiefreunde noch genau, die sie zwischen ihrem dritten und sechsten Lebensjahr begleitet haben. Die Phantasiefreunde hatten die Gestalt von jungen Erwachsenen und spielten mit Leonie vor allem »Mensch-Ärgere-Dich-Nicht.« Ihre Mutter respektierte die Freunde und verteilte an alle beim Spielen Süßigkeiten. Die drei Freunde haben Leonies Alltag mitgestaltet.

Sie waren Teil von Leonies Symbolspielen und übernahmen die Rolle von Mutter, Vater und Kind. Leonie erzählt, dass sie die Freunde als schemenhafte Umrisse sah, die sich auch untereinander unterhielten. Leonie führte mit den Freunden auch Gespräche. Sie erzählte vom Kindergarten und wie sie dort Heiraten gespielt hat. Die Freunde haben sich dann mit ihr gefreut und wenn sie traurig war, haben sie Leonie getröstet. »Die haben mich dann in den Arm genommen und haben mir erzählt, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Das kommt schon wieder alles in Ordnung.«

An eine Besonderheit erinnert sich Leonie noch sehr genau. Auch nachts durften die Freunde bei ihr im Bett schlafen und wenn es dunkel wurde, fuhren sie zu viert regelmäßig mit einem unsichtbaren Auto durch das Fenster in eine Phantasiewelt. Das Phantasieauto war ein schnelles Cabrio. Mit ihm konnte man über die Bäume hinweg fliegen und den Sternenhimmel angucken. »Es war, als ob man in eine andere Dimension fuhr.«

Zu diesem Zeitpunkt, so erinnert sich Leonie, hatte sie fürchterliche Angst vor Monstern, unheimlich wirkenden Kuscheltieren und Dunkelheit. Die Schatten der Flurlampe sahen aus wie Krokodile und der große Teddybär hatte einen unheimlichen Schatten. Ihre Freunde beschützten sie aber und passten in der Nacht auf sie auf. In der Phantasiewelt war sie eine Prinzessin in einem Schloss, in dem getanzt wurde: »Es ist superschön, da gibt es keinen Ärger, man kann da machen, was man will, und es gibt keine Monster. Da sind auch keine anderen Erwachsenen, sondern nur wir vier. Das ist unser Rückzugsort.« Leonie führt ihre Phantasien auf die vielen Stunden zurück, in denen ihr Märchen vorgelesen wurden. Diese Vorstellungen ließen sie beruhigt einschlafen.

Zu ihrem Vater, der getrennt von Leonie und ihrer Mutter lebt, wurden die drei Begleiter aber nicht mitgenommen. Als Leonie zwei Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden. Ohnehin waren die drei Begleiter nur in Leonies Zimmer aktiv – Leonie hat die Freunde nie irgendwo anders mit hingenommen. Leonie versuchte, ihre Freunde auch vor anderen zu verheimlichen. »Weil ich dachte, das ist doch nicht normal. Da kann ich mich noch dran erinnern. Das war mir wirklich unangenehm. Ich habe damals schon gedacht: ›Dann halten die mich für verrückt‹.« Die einzige, die davon wusste, war ihre Mutter, weil sie Vertrauen zu ihr hatte. Leonie beschreibt noch das damalige Verhältnis zu ihrer sieben Jahre älteren Schwester, die sie schon als Kind gehasst hat. Leonie empfand sich zu diesem Zeitpunkt als Stör­faktor in der Familie.

Was sagen uns Leonies Phantasiefreunde?
Für ein vertieftes Verständnis dieser beispielhaften Geschichte können verschiedene Perspektiven behilflich sein. Psychoanalytiker würden danach fragen, welche unbewussten Konflikte oder Impulse durch die Phantasiefreunde bearbeitet werden. Eine solche Interpretation würde das Zusammenwirken von bewussten und unbewussten Prozessen beim Schaffen von Symbolen untersuchen. Im Beispiel Leonies stellt sich die Frage, ob die Phantasiefreunde aufgrund der familiären Beziehungen und der unbewussten Gefühlsimpulse angeregt wurden. Diese Frage ist nur schwer zu beantworten. Es fällt aber auf, dass Leonie sich drei Figuren schafft, mit denen sie harmonisch zusammenlebt, spielt, spricht und mit denen sie in eine paradie­sische Welt entfliehen kann. In dieser harmonischen, angstfreien Welt steht sie im Mittelpunkt. Der Hinweis, dass Leonie mit den Phantasiefreunden Mutter-Vater-Kind spielt und dass sie im Kindergarten heiraten spielt, verstärkt den Eindruck der Sehnsucht nach einer harmonischen familiären Viererkonstellation. Vier Spielfiguren spielen »Mensch-Ärgere-Dich-Nicht«. Ist das ein Zufall? Wie viele andere Fallbeispiele zeigen, ist es eine durchaus gesunde und vitale Reaktion, die eigene emotionale Situation mit phantasie­vollen Lösungen zu bearbeiten.

Unsichtbare Freunde fordern eine pädagogisch begründete Haltung heraus, denn Kinder beziehen sie nicht selten in die Familie ein. Wie sollte man mit den Phantasiegefährten erzieherisch umgehen? Wie Eltern auf die unsichtbaren Freunde reagieren, hängt nicht nur von ihren Erziehungsstilen ab, sondern auch vom fachlichen Wissen über Entwicklungsthemen und Bewältigungsstrategien in der frühen Kindheit. Durch genaues Beobachten der unsichtbaren Freunde können Erwachsene sehr viel über das Kind erfahren. Dabei sind die Phantasiegefährten nicht selbst der Konflikt, sondern ein Indikator für einen Konflikt oder ein Entwicklungsthema. Dieses Verständnis sollte zu einem sensiblen Umgang mit den unsichtbaren Freunden in der Familie oder anderen pädagogischen Institutionen führen. Pädagogen und Eltern sollten die unsichtbaren Freunde akzeptieren und gewähren lassen, um die Entwicklung des Kindes nicht zu behindern.

Antworten auf die häufigsten Fragen zu Phantasiegefährten

1. Woher nehmen die Kinder solche Phantasien?
Phantasie und Vorstellungsaktivität sind grundlegende menschliche Eigenschaften. Ohne sie könnten wir uns nicht erinnern, nicht träumen, nichts wünschen und uns nicht in die Gefühlswelt eines anderen Menschen hineinversetzen. Die Entwicklung der Phantasie hängt eng mit der Sprachentwicklung und den psychosozialen Entwicklungsherausforderungen jedes einzelnen Kindes zusammen. Angeregt werden die Phantasiefreunde auch durch Medienfiguren und -geschichten.

2. Wie viele Kinder haben unsichtbare Freunde?
Schätzungen gehen davon aus, dass 30 Prozent der Kinder unsichtbare Freunde haben. Sie treten vor allem bei Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren auf. Insgesamt handelt es sich um ein unbedenkliches Ausdrucksphänomen, das weltweit bekannt ist. Dass diese Kinder einsam sind, ist nur eine von vielen möglichen Erklärungen.

3. Schadet das den Kindern? Muss ich mir Sorgen machen?
Die Erfindung eines unsichtbaren Gefährten ist eine anspruchsvolle Phantasieleistung. Diese Form der kindlichen Verarbeitung ist völlig normal und bietet wenig Anlass zur Sorge. Es ist sogar so, dass unsichtbare Freunde die Identitätsentwicklung von Kindern unterstützen. Während die Form (das »Wie«) unbedenklich ist, können aber die Inhalte der Verarbeitung (das »Was«) durchaus auf schwierige Situ­ationen, Identitätskrisen, Entwicklungsaufgaben, Ängste und Fragen hinweisen.

Kinder mit Phantasiegefährten haben dadurch keine Nachteile. Sie fallen eher durch positive Eigenschaften auf: Sie sind sozial engagiert, phantasievoll, Neuem gegenüber aufgeschlossen und kommunikativ. Sie erleiden auch keinen Realitätsverlust, sondern ihr Alltag wird durch die Phantasie­freunde bereichert.

4. Warum schaffen sich Kinder unsichtbare Freunde?
Wie das Beispiel von Leonie andeutet, übernehmen Phantasiefreunde für ihre Erfinder unterschiedliche Aufgaben: Sie sind für Kinder Mutmacher, Kummerkasten, Ausreden-Erfinder, Spielgefährten, Wunscherfüller, Tröster, Glücksbringer, verlässliche Begleiter und Gesprächskameraden. In unsichtbaren Freunden zeigt sich eine vitale Form der Selbstreflexion, die die Kinder sie selbst werden lässt und ihnen hilft, mit Gefühlen umzugehen.

5. Wie finden Kinder den Namen ihres Phantasiefreundes?
Die Namensgebung von Phantasiefreunden kann zufällig sein. Namen werden oftmals lautmalerisch geschaffen (Didi, Dodo usw.). Manchmal stehen auch bekannte Namen aus dem sozialen Umfeld des Kindes oder auch bekannte Medienfiguren Pate für den neuen Freund. Es gibt jedoch auch Fälle, da bekommt der Name des Phantasiefreundes eine identitätsstiftende, symbolische Bedeutung. Es wird zum Beispiel von einem zweisprachig aufwachsenden Jungen berichtet, der seinen Freund Bilos nennt (aus dem Wort »bilingue« = zweisprachig) und der wiederum zweisprachig aufwächst.

6. Wann gibt es einen Grund zur Besorgnis?
Um diese Frage zu beantworten, sind zusätzliche Informationen über das Kind notwendig. Hat es wirkliche Freunde? Hat es Einschlafprobleme, zeigt es nervöse Verhaltensweisen oder Depressionen? Die Antworten auf diese Fragen helfen zu entscheiden, ob es Anlass zur Sorge gibt. Eltern würden sich aber auch über ein Kind Sorgen machen, das die genannten Verhaltensweisen zeigt, wenn das Kind keine unsichtbaren Freunde hätte. Wichtig ist, dass kreative Kinder, wenn sie älter werden, wahrscheinlich eine Neigung zu imaginativen Beschäftigungen behalten werden, die bedeutende Aufgaben in ihrem Leben erfüllen.

7. Wann hört das wieder auf?
Bei den meisten Kindern verschwinden die unsichtbaren Freunde im Grundschulalter. Dennoch behalten oder erfinden auch ältere Kinder oder Erwachsene treue Begleiter. Das, was einige Menschen als inneres Gespräch erleben, wird bei anderen durch eine unsichtbare »äußere« Figur aufrechterhalten. Darin scheint der menschliche Wunsch zu liegen, auch in Phasen der Einsamkeit, Verzweiflung oder sonstiger bewegender Erlebnisse einen selbstreflexiven Dialog führen zu können.

Literatur: Neuß, Norbert: Unsichtbare Freunde. Warum Kinder Phantasiegefährten erfinden. Berlin 2009

Quelle: www.erziehungskunst.de