November 2014

Medien

Den ganzen Schritt machen – Wie aus einem Kindergarten ein Familienzentrum wird

Der Kölner FRÖBEL-Kindergarten „An Sankt Hildegard“ ist seit Sommer 2014 ein zertifiziertes Familienzentrum des Landes Nordrhein-Westfalen. Dafür wurde das Team geschult und Ausstattung angeschafft. Doch zuallererst besannen sich die Erzieherinnen und Erzieher auf die eigenen Kompetenzen – und waren erstaunt, wie viel sie bereits für Eltern leisten konnten. Ein Erfahrungsbericht zum Nachlesen.

Seit dem Sommer 2014 sind die FRÖBEL-Kindergärten „An St. Hildegard“ und „An St. Bonifatius“ das Familienzentrum Nippes. Ein halbes Jahr hat es gedauert, bis aus der Idee, sich stärker für Familien im Sozialraum zu öffnen, Wirklichkeit wurde. Beide Häuser sind vom Land NRW zertifiziert und das offizielle Schild mit dem Schriftzug „Familienzentrum NRW“ schmückt die Eingänge beider Häuser. Eltern und Kinder erwartet dort mehr als „nur Kindergarten“.

Foto - "Weihnachtsbasteln mit Eltern im FRÖBEL-Kindergarten und Familienzentrum "An St. Hildegard"

Wie es dazu kam, berichten stellvertretend für alle Beteiligten die Leiterin in „An St. Hildegard“, Marion Taddicken, und Bettina Blumberg, Fachberaterin bei FRÖBEL in Nordrhein-Westfalen. Bettina Blumberg hatte bereits zahlreiche Kindergärten in der Entwicklung zum Familienzentrum begleitet und stand beiden Teams über den gesamten Zeitraum der Zertifizierung unterstützend zur Seite.
Als sie von dem Angebot, Familienzentrum zu werden, erfuhr, musste Marion Taddicken nicht lange überlegen. Mitten im multikulturellen Stadtteil Nippes gelegen, grenzt der Kindergarten unmittelbar an ein Baufeld, auf dem in den nächsten zwei Jahren 1.500 Wohnungen neu gebaut werden. Die Sozialstruktur wird weiterhin sehr gemischt bleiben, zahlreiche Familien mit Kindern werden künftig vor ihrer Haustür wohnen. Die Infrastruktur für Familien im Stadtteil ist darauf hingegen noch nicht vorbereitet. Es gibt wenig Beratungs- und Unterstützungsangebote für Eltern und es fehlen kostengünstige Freizeitangebote.

Als zertifiziertes Familienzentrum in NRW erhalten die Einrichtungen bis zu 14.000 Euro pro Jahr zusätzliche Finanzausstattung. Mit dem Geld können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter qualifiziert werden, Ausstattung angeschafft sowie externe Angebote und Leistungen bezahlt werden. Es gibt verschiedene Modelle der Ausgestaltung, Marion Taddicken und ihr Team entschieden sich für das sogenannte „Lotsenmodell“. Der Kindergarten ist hier die erste Anlaufstelle für Eltern und leitet sie kompetent an die zuständigen Stellen weiter. Voraussetzung dafür ist eine gute Vernetzung im Stadtteil und die Kooperation mit möglichst vielen Partnern.

Die eigenen Ressourcen erkennen
Am Anfang der Entwicklung stand zunächst die Analyse: Wie viel leisten wir bereits für unsere Familien? Welche Kompetenzen bringen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein? Wie ist es um unsere Ausstattung bestellt, haben wir entsprechende Räumlichkeiten, genug Mobiliar?
„Es ist wichtig, sich erstmal darüber Gedanken zu machen, über welche Ressourcen man überhaupt verfügt“, erläutert Bettina Blumberg, „bevor man konkrete Pläne für Angebote macht. Gerade im ersten Jahr ist es wichtig, dass auch in die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiert wird. Die Arbeit im Familienzentrum ist anspruchsvoll und für Beratung und Betreuung von Eltern sollten die Kolleginnen und Kollegen geschult sein – auch um nicht in Überforderungssituationen zu geraten.“ Ist der Sozialraum sehr heterogen und mit einem hohen Anteil an Familien mit Migrationsgeschichte, dann bietet sich zum Beispiel auch die Schulung interkultureller Kompetenzen im Team an.

Für das Haus „An St. Hildegard“ hieß das auch, einen Raum im Haus mit Tischen und Stühlen auszustatten und einladend zu gestalten. „Es ist wichtig, dass sich die Eltern willkommen fühlen und der Kindergarten zum Verweilen einlädt. Auf den Kinderstühlen sitzen Erwachsene nicht länger als unbedingt nötig“, erzählen Marion Taddicken und Bettina Blumberg schmunzelnd.

Auch die Eltern wurden in die Konzeption einbezogen. Einer Befragung der Elternschaft gab dem Team Aufschluss darüber, was die Eltern von einem Familienzentrum erwarten. Vieles davon ist umgesetzt, wie zum Beispiel das „Klüngelbord“, eine Tauschbörse für kleinere Dienstleistungen für Familien und Haushalt.

Von der Erfahrung anderer profitieren

Und regelmäßig immer wieder gemeinsame Beratung, Ideen wurden entwickelt und wieder verworfen, und stets stand Fachberaterin Bettina Blumberg dem Team zur Seite. Sie zeigte Wege auf, wie die Grundlagen geschaffen werden konnten, half einzelnen dabei, ihre Kompetenzen zu analysieren und zu verfeinern, beriet bei der Budgetierung, nahm Ängste und Bedenken ernst und half dabei, sie abzubauen und eine positive Haltung zu den Veränderungen zu entwickeln.
Parallel dazu gab es die fachliche Vernetzung auf Landesebene über die Arbeitsgemeinschaft Familienzentren. Der Austausch mit anderen half, viele Fragen zu beantworten und einen eigenen Weg zu finden. Einmal in der Woche trifft sich Marion Taddicken mit Ursula Schöddert, der Leiterin im „An St. Bonifatius“, um aktuelle Themen zu besprechen. Beide Häuser teilen sich auch das Budget.
„Den ganzen Schritt gehen“

Familienzentrum zu werden, bedeutet nicht zwangsläufig den eigenen Kindergarten neu zu erfinden. Für Marion Taddicken und ihr Team war recht schnell klar: Wir bieten bereits sehr viel für unsere Eltern, da ist es doch nur folgerichtig, dass wir den ganzen Schritt gehen und uns zum Familienzentrum weiterentwickeln.

Das Konzept ging im „An St. Hildegard“ jedenfalls auf. Der Kindergarten konnte so aus eigenen Ressourcen zum Beispiel das Bewegungsangebot ausbauen und bietet wöchentlich nachmittags Eltern-Kind-Turnen und Yogakurse an. Eine Mitarbeiterin hatte sich im Bereich Gesundheit und Bewegung qualifiziert und übernahm das Angebot.

So haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen „ihr“ Thema, ihr Talent und ihre Kompetenzen entdeckt, die sie im Rahmen des Familienzentrums entwickeln können, seien es die „Forscherwerkstatt“, die zusammen mit dem Kindergarten „An St. Bonifatius“ entstanden ist, oder die regelmäßigen Eltern-Talks zu Erziehungs- oder Kindergesundheitsthemen oder Kreativ-Angebote für Kinder und Eltern. Darüber hinaus beraten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Eltern in lebenspraktischen Fragen, unterstützen bei Behördengängen, oft auch mit Dolmetscher, wenn die Verständigung an der Sprache zu scheitern droht.

Für viele Angebote kann sich Marion Taddicken dank der finanziellen Mittel nun externe Dienstleister hinzuholen. So zum Beispiel für den stark nachgefragten Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“, ein Nähkurs mit einer professionellen Schneiderin fand ebenfalls großen Anklang.
„Die Arbeit als Familienzentrum trägt dazu bei, dass unser Haus hier im Stadtteil zur festen Größe wird, zu einer Adresse, bei der Eltern immer willkommen sind und auf die sie zählen können. Für die einzelnen Kolleginnen und Kollegen bedeutet es, dass sie die Chance bekommen, über die tägliche pädagogische Arbeit hinaus ihre eigenen Interessen auszuleben und besondere Talente in die Arbeit einzubringen. Eine schönere Motivation kann ich mir kaum vorstellen“, resümiert Marion Taddicken das erste Jahr als „Familienzentrum Nippes“.

Quelle: www.froebel-gruppe.de


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Online-Projekt: LivingKidsBooks

Diese Plattform biete zum Teil kostenlose Buchfilme von ausgewählten Kinderbüchern an. Es ist die jeweilige Buchseite zu sehen und zeitgleich wird der Text kindgerecht vorgetragen. Zusätzliche Sound- oder Grafikeffekte gibt es nicht, so dass das Vorlese-Erlebnis für Kinder möglichst nahe an dem ist, was es kennt. Dadurch soll das Vorlesen ergänzt und den Besuchern neue Bücher vorstellen werden.

Einfach mal selber vorbei schauen unter www.livingkidsbooks.com