2012

Gesundheit

"Zukunft ohne Gift" Schadstoffe in Kindertagesstätten - so machen Sie den Kita Test

Schadstoffe wie die als Weichmacher dienenden Phthalate, bromierte Flammschutzmittel und Bisphenol A kommen in vielen Alltagsprodukten vor: In Babyflaschen oder in Spielzeug, in Teppichen und Bodenbelägen. Laut Umweltbundesamt lässt sich insbesondere das Phthalat DEHP (Dienthylhexylphthalat) im Blut und Urin von praktisch allen Kindern nachweisen. Die Belastung einiger Kinder ist dabei so hoch, dass gesundheitliche Schäden nicht mehr ausgeschlossen werden können.

Welche Folgen hat die Belastung für Kinder?
Die genannten Stoffe wirken ähnlich wie Hormone im Körper. Sie greifen in das empfindliche Hormonsystem ein, das alle Stoffwechselvorgänge im Körper steuert. Eine Vielzahl von Erkrankungen und Störungen wird mit ihnen in Verbindung gebracht: Bei Jungen kann die Belastung mit hormonellen Chemikalien zu Missbildungen der Geschlechtsorgane und zu Unfruchtbarkeit führen, bei Mädchen kann eine verfrühte Pubertät, sowie im späteren Alter Brustkrebs die Folge sein. Auch Allergien, Asthma und Diabetes - Krankheiten, die in den vergangenen Jahrzehnten verstärkt aufgetreten sind - können im Zusammenhang mit der Belastung durch hormonelle Stoffe im Kleinkindalter stehen.

Wie nehmen Kinder die Chemikalien auf?
über die Nahrung (wenn diese beispielsweise in PVC-haltigen Plastikdosen oder Verpackungen aufbewahrt wurde)
durch direkten Hautkontakt mit belasteten Gegenständen
durch das Einatmen von Staub, der Ausdünstungen belasteter Produkte enthält.

Handlungsempfehlungen
1. Weich-PVC meiden
Zahlreiche Alltagsgegenstände bestehen aus Weich-PVC: Spielzeug, Gummistiefel und Matschhosen, Kunstledersofas und Plastik-Tischdecken, Trinkbecher und Brotdosen, Bodenbeläge, Kindergartenranzen... Weich-PVC enthält Weichmacher, die mit der Zeit ausgasen können. Produkte aus Weich-PVC sollte man deshalb vermeiden. Erkennen kann man PVC am Recyclingsymbol 3, der Kennzeichnung "PVC" und der typischen speckigen Oberfläche. Ist ein Produkt nicht gekennzeichnet, sollte man beim Hersteller nachhaken.
2. Vertrauen Sie Ihrer Nase
Plastikprodukte, die stark riechen, enthalten ausgasende Stoffe. Achten Sie gerade beim Neukauf von Gebrauchs- oder Einrichtungsgegenständen für Ihr Zuhause oder die Kita darauf, ob ein Produkt nach Plastik riecht. Bedenken Sie aber: Der Geruch ist ein Anhaltspunkt unter vielen, sicherer geht man aber mit dem Siegel eines unabhängigen Prüfinstituts.
3. Für gutes Innenraumklima sorgen
Schadstoffe sammeln sich gerne in Hausstaub an. Deshalb sollte regelmäßig gelüftet, saubergemacht und abgestaubt werden. Besprechen Sie gemeinsam mit der Kita-Leitung die Putzpläne: Wie oft und wie gründlich wird geputzt? Welche Putzmittel werden dabei eingesetzt? Möglicherweise können Sie hier auf einfache Weise die Schadstoff-Konzentration senken.
4. Spielspaß statt -frust
Kinder brauchen Spielzeug - aber bitte keine Billigware. Unsere Empfehlung: Kaufen Sie auch in der Kita qualitativ hochwertigeres Spielzeug. Das ist oft teurer, häufig jedoch auch haltbarer und in den meisten Fällen gesünder für die Kinder. Die Gefahr, dass sehr billiges Spielzeug gefährliche Stoffe enthält, ist hoch. Auch ist es ratsam, auf die Siegel unabhängiger Prüfinstitute zu achten, wie Öko-Test, spiel-gut, das „schadstoffgeprüft“-Zeichen des TÜVRheinland, das GS-Zeichen oder das Öko-Text 100-Zeichen.
5. Frischer Wind für drinnen und draußen
Sich in der Natur zu bewegen ist für Kinder viel besser, als den ganzen Tag drinnen zu sein. Zugleich entkommen sie so der Belastung der Innenraumluft. Kitas mit Garten sollten diesen deshalb so oft wie möglich nutzen. Zudem ist regelmäßiges Lüften der Innenräume Pflicht.
6. BPA-frei kaufen und kochen
Der hormonelle Schadstoff Bisphenol A (BPA) ist im Kunststoff Polycarbonat enthalten. Polycarbonat ist ein bruchfester, durchsichtiger Kunststoff, aus dem zum Beispiel Babymilchfläschchen, Schnullerschilde oder Trinkbecher gemacht werden. Es gibt aber auch Hersteller, die alternative Materialien einsetzen. Achten Sie beim Einkauf deshalb auf den Hinweis "BPA-frei". BPA kann auch in der Innenbeschichtung von Essensverpackungen wie Konservendosen enthalten sein. Eine
abwechslungsreiche Küche mit frischen Produkten aus der Region kann vermeiden, dass Kinder kontinuierlich Schadstoffen ausgesetzt sind.
7. Gleich richtig machen
Bei Renovierung oder Neubau sollten PVC-freie Materialien verwendet werden. PVC-Böden oder Kunststofftapeten können stark zur Belastung der Raumluft mit Weichmachern beitragen. Besser ist es deshalb, Naturmaterialien zu verwenden. Verschiedene Gütezeichen, wie der Blaue Engel, natureplus, das GuT-Siegel oder das TÜV-TOXPROOFZeichen können Orientierung bieten, welche Baumaterialien schadstoffarm sind. Auch die Zeitschrift Öko-Test nimmt immer wieder Baumaterialien unter die Lupe.
8. Beim Hersteller nachhaken
Verbraucher haben das Recht, beim Hersteller oder Händler nachzuhaken, ob ein Produkt besonders gefährliche Stoffe enthält. Das schreibt die europäische Chemikalienverordnung REACH vor. Die Unternehmen müssen solche Anfragen innerhalb von 45 Tagen kostenlos beantworten. Vor dem Kauf lohnt es sich also, nachzuhaken. Mit dem Musterbrief des BUND ist das ganz einfach.

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Wir geben Gewissheit: Staubanalyse
Die Teilnahme an der Aktion "Zukunft ohne Gift" ist einfach: Zum Einsammeln einer Probe reicht ein
handelsüblicher Staubsauger. Gehen Sie dabei bitte wie vorgegeben vor, nur so ist eine korrekte Bewertung der von ihnen eingeschickten Probe möglich.

In drei Schritten zur eigenen Staubprobe - Leitfaden

Vorbereitung: Verwenden Sie einen frischen Staubsaugerbeutel
Für die Verlässlichkeit der Untersuchungsaussage darf die Probe nicht verunreinigt sein. Verwenden Sie deswegen bitte einen frischen Staubsaugerbeutel!
Die Probe: Sieben Tage Staub oder sieben Tage saugen
Es gibt zwei Varianten, je nachdem wie viel in ihrer KiTa gesaugt wird:

Sie saugen an sieben nacheinander folgenden Tagen mit dem selben Staubsaugerbeutel. (Sie können natürlich auch nur drei Mal in einer Woche saugen – es muss nur immer mit dem selben Beutel geschehen.)

Sie saugen 7 Tage lang nicht und dann einmal mit einem frischen Staubsaugerbeutel.
Wichtig ist, dass sich im Beutel der Staub und Dreck von sieben Tagen befindet!
Finale: Einpacken und absenden
Nach dem letzten Saugen entfernen Sie den Beutel aus dem Staubsauger und verschließen ihn. Meist haben Staubsaugerbeutel eine Lasche, mit der der Beutel fest verschlossen werden kann.

Schließen sie die Öffnung nicht mit Klebebändern o.ä. ab, dies könnte die Probe verunreinigen!

Verzichten Sie unbedingt auf Plastiktüten, da diese die Probe ebenfalls verunreinigen können.
Verpacken Sie den Staubsaugerbeutel anschließend großzügig mit Aluminiumfolie.

Den in Aluminiumfolie gefüllten Staubsaugerbeutel schicken Sie dann per Post an:

BUND e.V.
Stichwort "ZUKUNFT OHNE GIFT"
Am Köllnischen Park 1
10179 Berlin

Nennen Sie uns bitte den Kindergarten und den Ort für die Zuordnung der Probe. Außerdem brauchen wir Ihren Namen und Ihre Adresse (Post- und E-Mail-Adresse), so dass wir Sie über die Ergebnisse informieren können.

Alle Daten behandeln wir streng vertraulich!
Kontakt und weitere Informationen:
BUND e.V. Bundesgeschäftsstelle
Chemiereferat
Patricia Cameron
Tel.: 030/2 75 86-426, www.bund.net 

Gesundheit

Modellprojekt "Hand in Hand. Kita ohne Rassismus"

Ziel des Projektes ist die Entwicklung neuer spezifischer Methoden und Ansätze für die frühkindliche Bildungsarbeit in den Bereichen Demokratieförderung, Wertevermittlung, vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung sowie Selbstwirksamkeit als eine Präventionsstrategie gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Über Kampagnenarbeit, Fortbildungsangebote und Engagementförderung sollen ErzieherInnen und Eltern für die demokratische Wertevermittlung in Bezug auf Demokratie, Vielfalt und Selbstwirksamkeit sensibilisiert und qualifiziert werden.

Die Internetpräsenz des Modellprojektes mit seinen Angeboten, Ergebnissen und Erfahrungen ist unter www.friedenskreis-halle.de/kita zu finden.

Handbuch für Erzieherinnen zur Werte-, Demokratie- und Vielfaltförderung
Aus dem Inhaltsverzeichnis:

Werte
Warum sind Werte wichtig?
Wertewandel
Werteförderung
Ziel der Werteförderung
Normen und Regeln
Was hat das mit mir als Erzieherin zu tun?
Anregungen für die Werteförderung
Beobachtung von gelebten Werten
Ausgewählte Werte im Fokus
Weitere Impulse zur Förderung von Werten
Literatur

Demokratie
Demokratie lernen in Kindertagesstätten
Partizipation als zentraler Bestandteil der Demokratieförderung
Soziale Kompetenzen als Teil der Demokratieförderung
Was hat das mit mir als Erzieherin zu tun?
.Anregungen für die Förderung von Demokratie
Verfahren der Entscheidungsfindung
Partizipation von Kindern stufenweise fördern

Vielfalt
Ziel einer Vielfaltförderung
Kinder und Vielfalt
Was hat das mit mir als Erzieherin zu tun?
Vorurteilsbewusstes Lernen bei Erzieherinnen
Wie erkenne ich, ob Vielfalt in meinem Umfeld gelebt wird?
Anregungen zur Förderung von Vielfalt

u.w.

Über das Bundesmodellprojekt
Hand in Hand. Kita ohne Rassismus
Bildungsangebote des Friedenskreis Halle
Der Träger – Friedenskreis Halle

Das Handbuch kann kostenlos unter http://www.friedenskreis-halle.de/kita/texte/Kita-Handbuch-1.pdf heruntergeladen werden.

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Fortbildungen für ErzieherInnen

Demokratie leben - Demokratische Spielregeln im Kita-Alltag
Freitag, 26.10.2012, 9-16 Uhr
Demokratie beruht auf den Grundprinzipien der Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Schon in der Kita erscheint sie in verschiedenen Formen und Ausprägungen. ErzieherInnen sind gefordert, demokratische Regeln in den Alltag einzubinden.
Wie gelebte Demokratie im Kindergartenalter praktiziert werden kann, welche Grundbausteine dafür erforderlich sind und an welche demokratischen Spielregeln sich gehalten werden sollte, ist Inhalt dieser Fortbildung.

(Inter)kulturelle Kompetenzen in Kindertagesstätten
Mittwoch, 14.11.2012, 9-16 Uhr
Was ist, wenn nicht alle Kinder Ostern und Weihnachten feiern? Wie kann eine Bildungspartnerschaft mit Familien aufgebaut werden, die kein deutsch sprechen? Wie können ErzieherInnen mit den täglichen Herausforderung umgehen, die vielfältige Herkunft, Sprache und Religionen in Kindertagesstätten mit sich bringen? Welche Unterschiede gibt es überhaupt und wie diese anerkennen? Lassen sich Kulturen so von einander abgrenzen, wie wir denken? Innerhalb der Fortbildung sollen kulturelle Selbst- und Fremdbilder und die Entstehung von Vorurteilen erkannt und hinterfragt werden. Ziel ist das Leben in kultureller Vielfalt als etwas Alltägliches zu erkennen und Neugier und Offenheit für Fremdes, Anderes und Unbekanntes zu wecken. ErzieherInnen erhalten neue Impulse, Anregungen und Handlungsoptionen für die Kita.

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Fortbildungen für Kitateams
Im Rahmen des Bundesmodellprojekts „Hand in Hand. Kita ohne Rassismus“ wurden in Zusammenarbeit mit Modellkindertagesstätten und auf Grundlage von teilnehmenden Beobachtungen Fortbildungen zu unterschiedlichen Themen entwickelt.
Die Fortbildungen werden vorrangig als Inhouse-Fortbildungen angeboten.
Vielfalt annehmen – Eine Herausforderung im Kita-Alltag
Demokratie leben - Demokratische Spielregeln im Kita-Alltag
Werte erziehen - Eine „Wert-schätzung“ im Kita-Alltag
(Inter)kulturelle Kompetenzen in Kindertagesstätten
Konflikte bearbeiten – Eine zentrale Aufgabe von ErzieherInnen
Alltagsrassismus im Kita-Alltag begegnen
Herausforderungen in der Kita:
Wertebildung, Förderung von Demokratie und Vielfalt

Vielfalt annehmen – Eine Herausforderung im Kita-Alltag
Vielfalt ist ein zentraler Bestandteil im ErzieherInnenalltag. Sie begegnet uns u.a. in Sprachen, Kulturen, Verhaltensweisen, Erziehungsstilen und persönlichen Werten. Im Alltag ist oft wenig Zeit, um Chancen und Grenzen dieser Vielfalt positiv wahrzunehmen. Die Fortbildung bietet die Möglichkeit, die eigene Arbeit mit ihren spezifischen Herausforderungen zu reflektieren und neue Impulse, Anregungen und Tipps im Umgang mit Vielfalt zu bekommen.

Demokratie leben - Demokratische Spielregeln im Kita-Alltag
Demokratie beruht auf den Grundprinzipien der Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Schon in der Kita erscheint sie in verschiedenen Formen und Ausprägungen. ErzieherInnen sind gefordert, demokratische Regeln in den Alltag einzubinden. Wie gelebte Demokratie im Kindergartenalter praktiziert werden kann, welche Grundbausteine dafür erforderlich sind und an welche demokratischen Spielregeln sich gehalten werden sollte, ist Inhalt dieser Fortbildung.

Werte erziehen - Eine „Wert-schätzung“ im Kita-Alltag
Die Vermittlung von Werten ist ein wichtiger Bestandteil im Kita-Alltag. Nach den Eltern und dem engsten sozialen Umfeld sind ErzieherInnen die nächsten Vorbilder, die den Kindern Werte vorleben. Hierbei stehen die ErzieherInnen vor der Herausforderung, eigene Wertvorstellungen mit den Werten der Einrichtung in Einklang zu bringen. Im Rahmen dieser Fortbildung sollen ErzieherInnen unterstützt werden, sich zentrale Werte bewusst zu machen, diese bewusst zu hinterfragen, um zielgerichtet einen Wert-vollen Kita-Alltag zu gestalten.

(Inter)kulturelle Kompetenzen in Kindertagesstätten
Was ist, wenn nicht alle Kinder Ostern und Weihnachten feiern? Wie kann eine Bildungspartnerschaft mit Familien aufgebaut werden, die kein deutsch sprechen? Wie können ErzieherInnen mit den täglichen Herausforderung umgehen, die vielfältige Herkunft, Sprache und Religionen in Kindertagesstätten mit sich bringen? Welche Unterschiede gibt es überhaupt und wie diese anerkennen? Lassen sich Kulturen so von einander abgrenzen, wie wir denken? Innerhalb der Fortbildung sollen kulturelle Selbst- und Fremdbilder und die Entstehung von Vorurteilen erkannt und hinterfragt werden. Ziel ist das Leben in kultureller Vielfalt als etwas Alltägliches zu erkennen und Neugier und Offenheit für Fremdes, Anderes und Unbekanntes zu wecken. ErzieherInnen erhalten neue Impulse, Anregungen und Handlungsoptionen für die Kita.

Konflikte bearbeiten – Eine zentrale Aufgabe von ErzieherInnen
Sowohl im ErzieherInnenalltag als auch im Alltag der Kinder spielt der Umgang mit Konflikten eine zentrale Rolle. In der Vermittlung und Schlichtung von Konflikten durch die ErzieherInnen werden den Kindern wichtige Elemente im Umgang mit diesen Situationen aufgezeigt und vorgelebt. Ziel dieser Fortbildung ist es, ErzieherInnen für den bewussten Umgang mit Konflikten zu sensibilisieren und Impulse dafür zu vermitteln, wie Kinder in Konflikten aktiv und selbstwirksam begleitet werden können.

Alltagsrassismus im Kita-Alltag begegnen
ErzieherInnen sind in ihrem Alltag immer wieder mit offenen und nicht so offenen alltagsrassistischen Vorfällen konfrontiert. Der Workshop wird deshalb das Thema Alltagsrassismus beleuchten. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme zur Verbreitung rassistischer und menschenfeindlicher Einstellungsmuster werden mögliche Reaktionen auf alltagsrassistische Situationen diskutiert. Ziel ist es, Handlungssicherheit im Umgang mit Alltagsrassismus zu erlangen. Außerdem soll ergründet werden, inwieweit wir selber TrägerInnen von Vorurteilen sind und wie diese Vorurteile in der Arbeit mit Kindern kritisch reflektiert werden können. Dazu wird neben Grundzügen der Anti-Bias-Erziehung u.a. auch der Ansatz der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung eingeführt. Die Fortbildung wird in Kooperation mit Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt e.V. angeboten.

Herausforderungen in der Kita: Wertebildung, Förderung von Demokratie und Vielfalt
Die Vermittlung von Werten ist ein wichtiger Bestandteil im Kita-Alltag und gerade innerhalb unserer globalisierten Welt stellen die Werte Demokratie und Vielfalt eine besondere Herausforderung dar. Hierbei stehen die ErzieherInnen vor der Aufgabe, eigene Wertvorstellungen mit den Werten von Einrichtung, Kindern und Familien in Einklang zu bringen. Wie gelebte Wertebildung, Demokratie und Vielfalt im Kindergarten praktiziert werden können, welche Grundbausteine dafür erforderlich sind und an welche Regeln sich gehalten werden sollte, ist Inhalt dieser Fortbildung. Die Fortbildung bietet die Möglichkeit die eigene Arbeit mit ihren spezifischen Herausforderungen zu reflektieren und neue Impulse, Anregungen und Tipps im Umgang mit Werten, Vielfalt und Demokratie zu bekommen.

Zielgruppe der Fortbildungen:
ErzieherInnen, Träger von Bildungseinrichtungen, Eltern

Dauer:
jeweils 1 Tag

Wir arbeiten nach den festgeschriebenen Qualitätsstandards des Qualifizierungsverbundes der AGDF (Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden), die wir gemeinsam mit anderen Bildungsinstitutionen laufend überprüfen und weiterentwickeln. Zu den wichtigsten Standards für uns gehören:
Anwendung partizipativer und teilnehmerInnenorientierter Seminarmethoden
handlungs- und prozessorientierte Arbeitsweise
Arbeit im TrainerInnenteam.
Kontakt: Friedenskreis Halle e.V.
Christof Starke
Geschäftsführer
0345.27980751
 geschaeftsfuehrer@friedenskreis-halle.de

Quelle: www.friedenskreis-halle.de

Gesundheit

Astma: Infos für die Kita Praxis

Das Asthma ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege mit dauerhaft bestehender Überempfindlichkeit. Bei entsprechend veranlagten Personen führt die Entzündung zu anfallsweiser Luftnot infolge einer Verengung der Atemwege. Diese Atemwegsverengung wird durch vermehrte Sekretion von Schleim, Verkrampfung der Bronchialmuskulatur und Bildung von Ödemen der Bronchialschleimhaut verursacht, sie ist durch Behandlung rückbildungsfähig. Fünf Prozent der Erwachsenen und sieben bis zehn Prozent der Kinder leiden an Asthma bronchiale.

Bei einem Asthmaanfall kommt es zu akut auftretender Luftnot. Vor allem die Ausatmung ist erschwert und diese ist oft von pfeifenden Atemgeräuschen begleitet. Teilweise tritt Husten auf, auch in Form von Hustenanfällen. Bei Kindern ist Husten in der Regel das führende Symptom, daher wird hier die Diagnose "Asthma" oft erst spät gestellt. Das erschwerte Atmen und die Luftnot können zu Angstgefühlen mit Unruhe und Sprechschwierigkeiten führen. Charakteristisch für Asthma ist das Fehlen von Symptomen im beschwerdefreien Intervall. (Mit Material von: Wikipedia)

Informationen für Pädagogen: 
Asthma: Handeln Sie rechtzeitig
Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter!

Das ist Asthma: 
Bei Asthma besteht eine erhöhte Empfindlichkeit der Atemwege gegenüber verschiedenen Reizen.
Die Atemwege verengen und entzünden sich, werden rot und geschwollen.
Asthma ist nicht ansteckend.
Asthma ist eine allergische Erkrankung wie auch der Heuschnupfen und die Neurodermitis. 
Die Veranlagung für Asthma wird vererbt. 

Daran erkennen Sie Asthma:
Die Verengung und Entzündung der Atemwege beim Asthma führt zu Symptomen,  die man hören und spüren kann. 

1. Das kann das Kind spüren:
    Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen
    Atemnot
    Beklemmungsgefühl, Stechen im Brustkorb 

2. Das können Sie hören:
    Pfeifende oder keuchende Geräusche im Brustkorb
    Erschwerte, brodelnde oder ziehende Atmung
    immer wieder auftretender trockener Husten bei körperlicher Anstrengung und/oder in der Nacht 

Wenn bei einem Kind eines der angeführten Symptome auftritt, könnte es Asthma haben. Raten Sie den Eltern zu einem Arztbesuch.

Das bedeutet Asthma: 
Wenn die Diagnose Asthma gestellt wird, sollten sich Eltern und Betroffene aktiv über diese Krankheit informieren. Oft sind zur Behandlung spezielle Maßnahmen im Wohnbereich und ein atemwegserweiterndes Medikament ausreichend.  Bei einigen Kindern ist zur Verbesserung und Normalisierung der Lungenfunktion jedoch zusätzlich eine entzündungshemmende Inhalationsbehandlung über längere Zeit notwendig.

Das kann Asthmasymptome auslösen: 
Allergene, wie z.B. Hausstaubmilben, Tierhaare, Gräserpollen, Baumpollen, gelegentlich Schimmelpilze und gewisse Nahrungsmittel. 
Erkältungsviren 
körperliche Anstrengung 
kalte Luft 
Zigarettenrauch, Verkehrsabgase, Hausbrandabgase, Staub, Duftstoffe,  Räucherstäbchen und Stress können Asthmasymptome verstärken.

Hausstaubmilben 
Hausstaubmilben lieben Matratzen, Teppichböden und Polstermöbel;
daher sollten diese Einrichtungen in Kindergärten und Schulen möglichst vermieden werden.  
Decken und Polster in Kuschelecken sollten aus zumindest mit 60°C  waschbaren Materialien sein und etwa alle 2 Wochen gewaschen werden. 
Günstig sind glatte Böden und Möbel.
Die Hausstaubmilbenbelastung kann auch bei Schikursen, Landschulwochen, in Jugendherbergen und Matratzenlagern bei Asthmakindern zu Atembeschwerden führen. Die Bereitstellung eines allergenarmen Zimmers ist bei solchen  Schulveranstaltungen wünschenswert. 

Schimmel 
Die Schimmelbildung wird durch eine hohe Luftfeuchtigkeit im  Raum gefördert.
Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 45 % und 55 % betragen. 
Sie können durch vermehrtes Lüften und Heizen der Schimmelbildung vorbeugen.

Tiere 
Haustiere sollten nicht in Kindergärten und Schulen mitgenommen  oder dort gehalten werden. 
Vor allem Katzen können bei Asthmakindern schwere Asthmaanfälle auslösen und Räume über Wochen mit dem allergenen Staub belasten. 
Bei einer starken Tierhaarallergie können sogar Tierhaare oder Tierstaub  auf der Kleidung anderer Kinder zu Atembeschwerden führen. 
Der Besuch von Zirkusvorstellungen, Kleintierausstellungen oder  Bauernhöfen kann für Asthmakinder belastend sein. 

Asthma und Sport 
Asthma ist kein Hindernis für sportliche Höchstleistungen. Körperliche  Belastung kann aber zu Atemproblemen führen. 
Asthmakinder sollen Sport betreiben, die Belastung jedoch selbst wählen. 
Asthmakinder sollten immer ein bronchienerweiterndes  Medikament mit sich führen. Manchmal ist auch die Inhalation eines Medikamentes vor der körperlichen Belastung notwendig. 
Asthmamedikamente sind keine Dopingmittel.
Nach der Aufwärmphase kann die Belastung individuell angepasst und mit Pausen gesteigert werden. Bei Atemnot sollte das Kind eine Pause für Atemübungen bzw. für die Einnahme eines bronchienerweiternden Medikamentes einlegen.
Beim Turnen im Freien können während des Pollenfluges und bei Inhalation
kalter Luft verstärkt Asthmabeschwerden auftreten.

Kinder brauchen frische Luft 
Setzen Sie sich für rauchfreie Kindergärten und Schulen ein.
Wenn Ihr Kindergarten bzw. Ihre Schule an einer stark befahrenen Straße liegt,  versuchen Sie über die der Straße abgewandte Seite zu lüften.
Verwenden Sie in Innenräumen keine Duftlampen und Räucherstäbchen.
Kinder mit Asthma haben auch im Kindergarten oder in der Schule  Beschwerden, speziell beim Laufen oder bei kalter Luft. Sprechen Sie mit  den Eltern über das Asthma des Kindes. Das Kind sollte immer ein Medikament mit haben, das die Atemwege sofort erweitern kann.

Im Erste-Hilfe-Kasten sollte ein bronchienerweiterndes Medikament und eine  Inhalierkammer (Spacer) zur Verfügung stehen. 

Internetseiten des Asthma Projektes Salzburg: http://www.salzburg.at/asthma

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Kitas im Allergie-Check
Deutscher Allergie- und Asthmabund überprüft Kindergärten
Da immer mehr Kinder an Allergien, Asthma und Neurodermitis erkranken, widmet sich der Deutsche Allergie- und Asthmabund mit dem Projekt Kita-Check den kleinsten Patienten mit einem weit reichenden Konzept.

Beim Kita-Check wird die Allergen- und Schadstoffbelastung der jeweiligen Kitas überprüft, Eltern werden per Fragebogen zum Gesundheitszustand der Kinder und die Mitarbeiter der Kita zum Umgang mit Allergien, Asthma und Neurodermitis in der Einrichtung befragt.

Basierend auf den Testergebnissen werden die Kitas bzw. deren Träger zu Interventionsmaßnahmen beraten, ebenso werden Schulungen und Beratungen für Kita-Personal und Eltern angeboten.
Die Ergebnisse der ersten überprüften 30 Kindergärten zeigen, dass hier deutlicher Handlungsbedarf besteht.

Dazu nur wenige Beispiele:
Auf der politischen Ebene werden Feinstaubwerte für die Außenluft als kritisch bewertet, wenn 50 μ   Feinstaub /m3 Luft überschritten werden. In den Kitaräumen wurden oftmals Durchschnittswerte von über 1.000 μ Feinstaub /m3 gemessen - und dies bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der Kinder in den Kitas von sechs bis acht Stunden.
Viele der beprobten Kitas wiesen Schimmelpilzbefall auf.
In über 70% der Kitas waren veraltete, unzureichende Staubsauger im Einsatz.
Eine Vielzahl der Kitas nutzte aus finanziellen Gründen Bastelmaterialien, die Schadstoffe freisetzen.
In vielen Kitas fanden sich Matratzen mit extrem hohen Milbenkonzentrationen
Vielfach bestand Unkenntnis zum Umgang mit Kindern, die unter Lebensmittelallergien leiden.

Daher will der Deutsche Allergie- und Asthmabund die Datenlage erweitern, Beratungsangebote sowie Schulungen ermöglichen und auch weitergehende Interventionsmaßnahmen (Luftreiniger, Matratzen, Bodenbeläge, Farben, Ausstattung etc.) anbieten.

Ein Ziel des DAAB ist es auch, durch die Testung weiterer Kitas mit einer ausreichend großen Datenlage Diskussionen anstoßen zu können, die in bauliche sowie Hygiene- Konsequenzen bzw. - Standards münden.

Gleichermaßen sollen Kitas weitere konkrete Hilfen angeboten werden.
Für dieses Projekt sammelt der Deutsche Allergie- und Asthmabund in 2012 Spenden, um möglichst vielen kleinen Patienten in den Kitas helfen zu können. Jede Spende hilft.

Spendenkonten:
Gladbacher Bank AG, Konto Nr. 15 359 030 / BLZ 310 601 81
Stadtsparkasse, Konto Nr. 175 950 / BLZ 310 500 00

Infos:
Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB), Fliethstr. 114, 41061 Mönchengladbach
www.daab.de
Interessenten für einen Kita-Check vor Ort können sich per Email unter info@daab.de melden.

Außerdem bieten wir nun Informationsmaterialien für Eltern und Kita-Personal an wie den Elternratgeber oder das Bewegungsbuch mit Spielen und Sportübungen für asthmakranke Kinder in Kindergarten und Grundschule. 

1.Bewegungsübungen für Kinder mit Asthma – Ratgeber für Kitas und Grundschulen (s.Bild) 2.Kochen für kleine Leckermäulchen mit Nahrungsmittelallergien- Rezepte ohne Kuhmilch, Soja,    Weizen  und Hühnerei 3.Ratgeber für Eltern: Informationen zu Allergien, Asthma und Neurodermitis
  Diese können unter info@daab.de bestellt werden. Ansonsten bieten wir auch eine Hotline an, wenn es Fragen zu Allergien, Asthma und Neurodermitis gibt 02161/10 20 7.

Die weiteren COVER DER BROSCHÜREN öffenen sich per Klick auf das Bild.




Gesundheit

Epilepsie im Kindergarten

Auch für die Erzieher(-innen) ist die Integration von Kindern mit Epilepsie in die bestehende Kindergartengruppe sicherlich nicht alltäglich und eine kleine Herausforderung. Wie gehe ich mit dem Kind um? Wie schütze ich es vor Anfällen? Was tue ich bei einem Anfall? Das sind nur einige der aufkommenden Fragen.

Ein ganz normaler Tag im Kindergarten:
Wichtige Informationen für Erzieher und Erzieherinnen

Eine unbeschwerte Zeit im Kindergarten ist für die Entwicklung eines jeden Kindes von großer Bedeutung - auch für ein epilepsiekrankes Kind. Daher sollte besonders dem epilepsiekranken Kind ein Leben ermöglicht werden, das so normal wie möglich ist. Das schließt den Besuch eines Kindergartens ein - egal ob es sich dabei um einen Regelkindergarten oder einen Förderkindergarten handelt. Die neu gewonnene Selbstständigkeit stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes, und in der Gemeinschaft kann es sich sozial, emotional und geistig weiterentwickeln.

Ständig im Austausch bleiben
Personen, die die Aufsichtspflicht und Verantwortung für ein epilepsiekrankes Kind übernehmen, sollten ausführlich über die Erkrankung informiert werden. Der ständige Kontakt zu den Eltern des Kindes aber auch zum behandelnden Arzt kann hier hilfreich sein - auch um Unsicherheiten auszuräumen.

Generell gilt: Bei der Beaufsichtigung von Menschen mit Epilepsie besteht keine besondere Haftungsverpflichtung. Somit ist auch die Haftung des Kindergartens auf die reguläre Beaufsichtigung und ggf. auf das Einhalten von Notfallmaßnahmen beschränkt. Beobachten Sie bei einem epilepsiekranken Kind Verhaltens-auffälligkeiten, gilt es, die Ursache zu erkennen und zu beseitigen. Möglicherweise ist eine soziale Ausgrenzung für die Verhaltensauffälligkeiten verantwortlich. Suchen Sie das Gespräch mit den Eltern, um herauszufinden, was die Ursache des veränderten Verhaltens sein könnte.

Kindergartengruppe nicht unbedingt (vollständig) informieren
Überlegen Sie auch zusammen mit den Eltern, in wie weit die Kindergartengruppe über die Epilepsieerkrankung informiert werden soll. Je wahrscheinlicher das Auftreten eines Anfalls im Kindergarten ist, desto eher empfiehlt sich eine ausführliche Information aller möglichen Anwesenden. Denn die Konfrontation mit einem Anfall ist für die anwesenden Kinder leichter zu verarbeiten, wenn sie zuvor über einen möglichen Ernstfall informiert worden sind.
Selbstvertrauen des Kindes stärken

Ein epilepsiekrankes Kind hat häufig mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schneller als gesunde Kinder kann es an seine Belastungsgrenze stoßen. Manchmal geht es bestimmten Aufgaben auch aus Angst von vornherein aus dem Weg. Aufgaben sollten daher so gestellt sein, dass sie bewältigt werden können. Auch ein Signal, welches vermittelt, dass in bestimmten Bereichen keine besondere Leistung erwartet wird, sondern dass allein das Bemühen zählt, kann für das Kind motivierend sein. Es ist also wichtig, nicht nur den Erfolg, sondern auch das Bemühen und den individuellen Einsatz anzuerkennen und zu loben. Um das Kind richtig einzuschätzen sollten Sie die Belastungsgrenze des Kindes regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls mit den Eltern oder/und dem Arzt abzustimmen.

Selbstständigkeit verbessern
Die Lebensqualität von epilepsiekranken Kindern mit Behinderung oder Entwicklungsstörung kann verbessert werden, indem Betreuer und Eltern Selbständigkeit und Unabhängigkeit fördern. Im Rahmen eines gezielten Förderkonzeptes kann z.B. die Verbesserung einzelner Fertigkeiten (Stabilisierung der Handmotorik, Farben- und Formenerfassung etc.) im Mittelpunkt stehen. Grundsätzlich sollte der Entwicklungsförderung eine neuropsychologische Diagnostik durch den Arzt vorausgehen und das therapeutische Ziel mit den Eltern vereinbart werden.

Auch epilepsiekranke Kinder toben gerne
Gerade für sportliche Aktivitäten gilt: Wer nicht mitmacht, gerät schnell ins Abseits! Das kann für ein Kind entwicklungshemmende Folgen haben, die möglicherweise weitreichender sind als die Epilepsie. Besondere Risiken, wie z.B. beim Spielen auf Klettergerüsten, einem Trampolin oder im Plantschbecken, müssen allerdings erkannt, und eine entsprechende Beaufsichtigung sollte sichergestellt werden. So kann das epilepsiekranke Kind an sportlichen Aktivitäten teilnehmen und muss sich nicht als Außenseiter fühlen!

Bei einem Anfall Ruhe bewahren
Wie im Falle eines Anfalles zu handeln ist, sollte im Vorfeld zwischen Eltern und Erziehern besprochen werden. Wie verhalten sich die Erzieher dem betroffenen Kind gegenüber am besten? Wann sind die Eltern zu informieren? Wann ist es ratsam, den betreuenden Arzt herbeizurufen? Darüber sollten sich alle Aufsichtspersonen einig sein. Beruhigend ist, dass epileptische Anfälle in der Regel nach drei bis fünf Minuten von selbst aufhören. Sie werden tatsächlich nur in Ausnahmen zu Notfällen.

Generell gilt:
Ruhe bewahren!
Alle Gegenstände, die beim Sturz des Kindes eine Verletzungsgefahr darstellen (Stuhl, Spielzeug etc.), aus dem Weg räumen.
Das Kind vorsichtig, ohne es festzuhalten, so dirigieren, dass es sich bei einem Sturz nicht verletzen kann.
Beengende Kleidungsstücke am Hals lockern und ggf. Brille abnehmen.
Beim Kind bleiben bis der Anfall vorbei ist.
Andere Kinder beruhigen und erklären, was passiert ist.
Je nach Absprache die Eltern und den behandelnden Arzt informieren. Genaue Beobachtung und Beschreibung des Anfalls (Zeitpunkt, Verlauf, Dauer) sind wertvolle Informationen für den Arzt.

Auf keinen Fall: 
Das Kind aufrichten.
Versuchen, die Bewegungen (Krämpfe) des Kindes zu stoppen und es festhalten.
Dem Kind etwas zwischen die Zähne zwängen.

Wenn die Erwachsenen mit dem Anfall eines Kindes zielgerichtet und sicher umgehen, wird das Geschehen bei den anderen Kindern keine Angst auslösen.
Anzeichen einer epileptischen Erkrankung

Über die Hälfte aller Epilepsien beginnen im Kindesalter. Eine epileptische Erkrankung äußert sich aber nicht immer in Form von gut erkennbaren Anfällen. Bei symptomarmen Anfällen kann lange Zeit übersehen werden, dass das Kind aufgrund einer Epilepsie oft zerstreut, abwesend oder unmotiviert wirkt. Eine unerkannte Epilepsie kann schwere Schäden für die Entwicklung der Persönlichkeit mit sich bringen. Daher ist es sinnvoll, dass Eltern und Erzieherinnen auch über unauffällige epileptische Anfallsformen informiert sind. Auffällige Beobachtungen sollten immer mit den Eltern besprochen werden, jedoch ist die eindeutige Diagnose auf jeden Fall einem Arzt zu überlassen.

Folgende Auffälligkeiten könnten auf eine Epilepsie hinweisen:
Absencen
Das Kind unterbricht plötzlich seine Tätigkeit, ist für einige Sekunden abwesend, starrt vor sich hin oder wirkt verträumt. Dann fährt es mit seiner vorherigen Beschäftigung fort.
Myoklonien (Muskelzuckungen)
Das Kind hat für kurze Zeit unkontrollierte Zuckungen am Körper.
Milde psychomotorische Anfälle
Das Kind ist verwirrt, nimmt seine Umgebung nicht mehr richtig wahr und macht unter Umständen unkontrollierte Bewegungen.

Quelle: www.epilepsie-gut-behandeln.de/Kindergarten.html#id624

Gesundheit

Giftpflanzen: Beschauen - nicht kauen!

Kinder haben Eigenschaften, die sie in besonderem Maß der Gefahr von Vergiftungsfällen aussetzen. Ein Teil dieser Unfälle geht auf das Konto von Pflanzengiften.

Kleinkinder stecken vieles in den Mund, weil sie in dieser Entwicklungsstufe die Dinge mit dem Mund untersuchen. Außerdem ist ihr Geschmackssinn noch nicht so fein ausgeprägt wie der von Erwachsenen, deshalb essen sie auch schlecht schmeckende Dinge.

Ältere Kinder sind neugierig und probieren gern aus. Zudem lieben sie das Knochenspielen mit Blättern, Blüten und Früchten, die sie in ihrer Umgebung finden. Dementsprechend vergeht kein Jahr, ohne dass in den Tageszeitungen über Vergiftungsfälle mit Pflanzen bei Kindern berichtet wird.

Giftpflanzen wachsen nicht nur draußen „vor den Toren der Stadt“. Viele haben als Zierpflanzen unsere Gärten, Anlagen und Wohnungen erobert; nicht selten findet man sie sogar im Grünring um Schulhöfe,
Kindergärten, Spielplätze und Freibäder.

Bei Erwachsenen sind Vergiftungen durch Pflanzen relativ selten. Sie entstehen durch Verwechslungen von Pflanzen (z.B. bei alternativen Ernährungsversuchen), durch Selbstbehandlungsversuche mit
pflanzlichen Zubereitungen oder durch Selbstmordversuche.

Was versteht man unter Giftpflanzen?
Giftigkeit ist ein relativer Begriff, ds wusste schon der mittelalterliche Arzt Paracelsus, von dem der bekannte Satz stammt: „Allein die Dosis macht ein Gift.“ Diese Aussage erklärt, warum die Übergänge zwischen Heilpflanzen und Giftpflanzen fließend sind und warum der Begriff „Giftpflanzen“ nicht leicht zu umreißen ist. Ob und wie stark eine bestimmte Wirkstoff- Dosis bei einem Menschen als Gift wirkt, hängt auch von seinem Alter, seiner Konstitution und seinem Gesundheitszustand ab.

Außerdem muss man wissen, dass nicht jede Pflanze der gleichen Art den gleichen Wirkstoffgehalt hat. In Abhängigkeit vom Erbgut (Unterarten, Rassen), vom Standort, vom Klima und Wetter, vom Alter und
von der Vegetationsperiode der Pflanze unterliegen die Wirkstoffmengen Schwankungen. Auch die verschiedenen Organe einer Pflanze (z.B. Wurzel, Stängel, Blätter, Blüten, Früchte) können verschiedene
Wirkstoffe bzw. Wirkstoffmengen enthalten.

Zur Gruppe der „Giftpflanzen“ gehören solche Bäume, Sträucher und krautige Pflanzen, deren Inhaltsstoffe bei Menschen und Tieren Gesundheitsstörungen hervorrufen können. Zur Vergiftung mit so genannten Giftpflanzen kommt es nur, wenn die kritischen Wirkstoffe in genügend hoher Dosierung im oder am Körper einwirken können. Glücklicherweise verhindert ein spontanes Erbrechen
(körpereigener Schutzmechanismus) in vielen Fällen, dass eine solche giftige Wirkstoff-Konzentration entsteht.

Mit Giftpflanzen leben
Vergiftungsfälle durch Pflanzen gehören zu jenen Gesundheitsschädigungen, die sich mit sinnvollen Maßnahmen verhüten lassen. Allerdings gibt es über das, was sinnvoll ist, verschiedene Meinungen.
Die einen halten es für vorrangig, alle Pflanzen, die nur irgendeinen giftigen Inhaltsstoff enthalten, aus dem Umfeld von Kindern (Spielplätze, Kindergärten, Kindertagesstätten, Schulen, Sportplätze) auszuschließen.

Die anderen – meist Naturfreunde und Befürworter von Pflanzenvielfalt – plädieren aus ökologischen wie pädagogischen Gründen für eine Erziehung zur Vorsicht. Kleine Kinder sollen lernen, dass unbekannte Früchte ode andere Pflanzenteile nicht einfach probiert werden dürfen, eben weil giftige Stoffe darin enthalten sein können. Ältere Kinder sollte man dann genauer über einzelne Pflanzen und die mit ihnen verbundenen Gefährdungen unterrichten.

Es liegt auf der Hand, dass die Methode der Erziehung das Problem gründlicher angeht. Selbst wenn es möglich wäre, gifthaltige Pflanzen aus den öffentlichen Anlagen, in denen Kinder spielen, gänzlich zu entfernen, so fänden sich doch immer noch so genannte Giftpflanzen in privaten Gärten, deren Bewuchs an öffentliche Wege oder Plätze heranreicht, oder in der natürlichen Landschaft rund um Dörfer und Städte. Der Umgang mit der Natur muss also in jedem Fall gelernt werden.

Unbestritten ist es sinnvoll, Kinderspielplätze von den giftigen Vertretern der so genannten Giftpflanzen freizuhalten. Deshalb haben einige Länderministerien versucht, durch bestimmte Erlasse bzw.
Bekanntmachungen über Anpflanzungen im Bereich von Kinderspielplätzen (in Baden-Württemberg auch Kindertagesstätten und Kinderheimen) gefährdende Pflanzen aus diesem kindlichen Umfeld auszuschließen, d.h. auch bereits gepflanzte „giftige“ Sträucher und Bäume im Umfeld von öffentlichen Spielplätzen zu entfernen. Gegen ein solches rigoroses Entfernen aller „Giftpflanzen“ haben sich insbesondere die Ständige Konferenz der Gartenbauamtsleiter beim Deutschen Städtetag sowie der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau gewandt, da mit diesem Vorgehen pädagogische und ökologische Ziele außer Acht gelassen würden. Außerdem hätten viele der in den Erlassen bzw. Bekanntmachungen genannten Pflanzen gar keine oder kaum eine Bedeutung für die Beratungspraxis, wie aus den Statistiken der Giftinformationszentralen hervorgehe. Die Konferenz der Gartenbauamtsleiter sowie der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau plädieren deshalb dafür, nur vier wegen ihrer Früchte besonders auffallende Gehölzarten – den Goldregen, das Pfaffenhütchen, die Stechpalme und den Seidelbast – nicht an Spielplätzen anzupflanzen, jedoch grund-
sätzlich in geeigneter Weise auf giftige Bestandteile in Pflanzen hinzuweisen.

Nach ihrer Meinung sollten die bestehenden Ländererlasse  wieder aufgehoben werden, da sie in der Praxis, insbesondere bei den Verantwortlichen für Kindergärten, nur Verwirrung und Ängste ausgelöst hätten und ökologisch nicht verantwortbar seien.

Was müssen sie im Vergiftungsfall tun?
Hat ein Kind doch einmal Pflanzenteile in den Mund genommen oder geschluckt, befolgen Sie bitte folgende Ratschläge:

Wenn Sie nicht sicher sind, dass es sich um eine völlig ungiftige und unschädliche Pflanze handelt, rufen sie sofort in einer Giftinformationszentrale (GIZ) an. Eine nach Städten alphabetisch geordnete Liste der bundesdeutschen GIZ finden Sie am Schluss dieser Broschüre. Die GIZ, die besondere Erfahrungen hinsichtlich kindlicher Vergiftungsunfälle haben, sind mit einem K gekennzeichnet.

Schildern Sie möglichst genau die Symptome des Kindes und was Sie als Ursache erkannt haben oder vermuten. Diese Fibel kann Ihnen helfen, die Pflanze zu benennen. Wichtig ist außerdem anzugeben,
welche Menge vermutlich aufgenommen wurde und wie lange das zurückliegt. Notieren Sie die Auskünfte der GIZ für Ihren Arzt.
 
Sollten Vergiftungserscheinungen auftreten oder zu erwarten sein, gehören Kinder in ärztliche Behandlung. Befolgen Sie diesbezüglich genau die Empfehlungen der GIZ und suchen Sie gegebenenfalls ohne Verzögerung Ihren Kinderarzt oder die nächstgelegene Kinderklinik auf.

Geben Sie die Information der GIZ an den behandelnden Arzt weiter. Bringen Sie ihm, wenn möglich, die verdächtige Giftpflanze oder Teile davon mit. Auch Apotheker und Gärtner können bei der Identifizierung von Giftpflanzen hilfreich sein.

Vermeiden Sie vorschnelle, evtl. nicht notwendige oder sogar gefährliche Hilfsmaßnahmen. Bedenken Sie, dass die Mehrzahl der Fälle, bei denen Kinder Pflanzenteile zu sich nehmen, harmlos sind und keiner Behandlung bedürfen.

Leisten Sie Erste Hilfe nur im Notfall, wenn ärztliche Hilfe nicht schnell genug zu bekommen ist. Manche Kinder erbrechen nach Aufnahme von Pflanzenteilen allein. Falls dies nicht der Fall ist, der schädliche Stoff aber entfernt werden muss, können Sie wie folgt vorgehen:

1. Lassen Sie das Kind ein oder zwei Gläser lauwarmen Himbeersaft oder lauwarmes Wasser trinken.
2. Legen sie sich das Kind in Bauchlage über Ihre Oberschenkel, den Kopf etwas nach unten hängend, damit das Erbrochene abfließen kann und nicht in die Luftröhre gerät.
3. Stecken sie den Finger tief in den Hals und drücken sie kräftig auf den Zungengrund.

So sollten Sie nicht vorgehen:
1. Geben Sie zum Auslösen von Erbrechen niemals Salzwasser: Das kann für kleine Kinder lebensgefährlich sein.
2. Geben sie zum Auslösen von Erbrechen niemals Milch, denn die Aufnahme fettlöslicher Gifte wird durch Milch gefördert.

Einige ungiftige Ziersträucher zur kinderfreundlichen Bepflanzung von Gärten und Anlagen geeignet
Apfelrose, Japanische Rosa rugosa
Blut-Johannisbeere Ribes sanguineum
Deutzie, Hohe Deutuoa scabra
Fächer-Ahorn, Roter Acer palmatum
Felsenbirne, Kanadische Amelanchier canadenis
Fingerstrauch Potentilla fruticosa
Flieder Syringa vulgaris
Forsythie Forsythia intermedia
Kolkwitzie Kolkwitzia amabilis
Kornelkirsche Cornus mas
Pfeifenstrauch (Falscher Jasmin) Philadelphus coronarius
Purpur-Hartriegel Cornus alba
Ranunkelstrauch Kerria japonica
Rosen-Eibisch Hibiscus syriacus
Scheinquitte, Japanische Chaenomeles-Hybriden
Schmetterlingsstrauch Buddlei davidil
Silber-Eschenahorn Acer negundo
Spierstrauch Spiraea bumalda
Tamariske Tamarix parviflora
Zierkirsche, Japanische Prunus serrulata

Verzeichnis der Giftinformationszentren der Bundesrepublik
Deutschland (gemeldet nach § 16e ChemG; Stand: Juli 2003)

Berlin: Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie,
Spandauer Damm 130, 14050 Berlin,
Tel.: 030/ 1 92 40, Fax: 030/ 3068 67 21

Berlin: Giftberatung Virchow-Klinikum, Med. Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
Abt. Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie und Intensivmedizin,
Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin,
Tel.: 030 /4 5055-3555, Fax: 030 /4 5055-3915

Bonn: Informationszentrale gegen Vergiftungen, Zentrum für Kinderheilkunde der
Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn,
Adenauer Allee 119, 53113 Bonn,
Tel.: 02 28 / 1 92 40, Fax: 02 28 / 2 87 33 14

Erfurt: Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Helios-Klinikum,
Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt,
Tel.: 03 61 / 73 07 30, Fax: 03 61 / 7 30 73 17

Freiburg: Vergiftungs-Informationszentrale im Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin des Universitätsklinikums,
Mathildenstraße 1, 79106 Freiburg,
Tel.: 07 61 / 1 9240 , Fax: 07 61 / 2 70 44 57

Göttingen: Giftinformationszentrum-Nord der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein (GIZ-Nord),
Zentrum für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Göttingen,
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen,
Tel.: 05 51 / 1 9240 für die Bevölkerung (für med. Fachpersonal 05 51 / 38 31 80),
Fax: 05 51 / 3 83 18 81

Homburg: Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungen,
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität, 66421 Homburg/Saar,
Tel.: 068 41 / 1 9240 , Fax: 068 41 / 1 628438

Mainz: Beratungsstelle bei Vergiftungen,
II. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universität,
Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz,
Tel.: 061 31 / 1 9240 , -/232466,
Fax: 061 31 / 23 24 68

München: Giftnotruf München, Toxikologische Abteilung der II. Med. Klinik rechts der Isar der Technischen Universität München,
Ismaninger Straße 22, 81675 München,
Tel.: 08 9 / 1 9240 , Fax: 089 / 41 4024 67

Nürnberg: Giftinformationszentrale der Medizinischen Klinik 2 des
Klinikums Nürnberg Nord,
Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1, 90419 Nürnberg,
Tel.: 09 11 / 3 98 24 51, Fax: 09 11 / 3 98 21 92

Die Komplette Broschüre mit zahlreichen Informationen und Bildern können Sie sich herunterladen unter: http://www.kita-portal-mv.de/documents/giftpflanzen_beschauen_nicht_kauen_guvsi_8018.pdf

Herausgeber
Bundesverband der Unfallkassen
Fockensteinstraße 1, 81539 München
www.unfallkassen.de
Mit freundlicher Genehmigung der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für
Gesundheitserziehung, Marburg/Lahn

Autor
Dr. Ursula Maier, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung, Marburg


Gesundheit

Wenn Kinder nicht sprechen - Selektiver Mutismus

Selektiver Mutismus beschreibt die Unfähigkeit, in spezifischen sozialen Situationen (z.B. Kindergarten/ Schule) oder mit bestimmten Personen (z.B. Personen, die nicht zum engsten Familienkreis gehören) zu sprechen. Es gibt nicht eine bestimmte Ursache für das Schweigen unter bestimmten Bedingungen, meist liegt dem ein ganzes Bedingungsgefüge zugrunde.

Was ist selektiver Mutismus?

Immer wieder kommen Kinder, die zunächst nicht mit uns sprechen, in die Kindertagesstätten. Die meisten finden sich nach ein paar Tagen ein und sprechen nach und nach mit einigen oder mit allen Personen.

• Was aber, wenn Kinder weiter schweigen?
• Uns verstehen, aber nur mit großen Augen ansehen?
• Uns nur nonverbal ihre Wünsche und Bedürfnisse wissen lassen?
• Wenn Gestik und Mimik zeigen können, wie sie sich fühlen, sie jedoch nicht mit uns sprechen.
• Auf Fragen nicht reagieren, bei Ansprache wie angewurzelt stehen bleiben oder weglaufen während
sie zu Hause sprechen?

Dann könnte es sich um das "Nicht-Sprechen unter bestimmten Bedingungen" dem so genannten selektiven Mutismus handeln (nicht zu verwechseln mit dem sehr viel seltener auftretenden Autismus!).
Das Kind ist nicht fähig, unter spezifischen Bedingungen die eigenen sprachlich- sprecherischen Möglichkeiten zum Erreichen von Zielen einzusetzen.

Woher kommt das Nicht-Sprechen?
In vielen Situationen hat das Kind das Nicht-Sprechen als sinnvoll erlebt.

Keine einzelne Ursache sondern ein komplexes Bedingungsgefüge haben die Entwicklung dieser Handlungsstrategie begünstigt.
Ein traumatisches Erlebnis liegt in der Regel nicht vor.
Gemeinsam mit den Eltern gilt es in der sprachtherapeutischen Diagnostik dieses Ursachengefüge zu erkennen und Fördermöglichkeiten zu erarbeiten.

Hilfreiche Fragen...
... für das Verstehen, für Beobachtungen und für Elterngespräche:
• Wie, wann und mit wem kommuniziert das Kind?
• Hält das Kind Blickkontakt? Wenn ja wann und mit wem?
• Welche nonverbalen Mittel setzt das Kind ein?
• Wie kann es seine Ziele erreichen?
• Reagiert das Kind angemessen auf Anweisungen?
• Mit welchen Kindern spielt das Kind?
• Was kann das Kind besonders gut?
• Gibt es Ausnahmen? Hat das Kind einmal "aus Versehen" gesprochen?
In welcher Situation? Können ähnliche Bedingungen wiederhergestellt werden?

Was kann ich als ErzieherIn tun?
Sollte das Schweigen länger als vier Wochen andauern, gilt es professionelle Hilfe einzuholen.
Empfehlen Sie den Eltern, vom Kinder- oder HNO-Arzt eine Heilmittelverordnung über Sprachtherapie anzufordern.
Es handelt sich um eine Sprachentwicklungsverzögerung; der Indikationsschlüssel SP1 muss auf der Verordnung angegeben werden. Die Therapie wird von den Krankenkassen bezahlt.
Mit dieser Verordnung können nun die Eltern ihr Kind zu einer genaueren diagnostischen Überprüfung bei einem Sprachtherapeuten (Sprachheilpädagogen, Atem-, Sprech- und Stimmlehrer oder Logopäden) vorstellen.

Anhand verschiedener Beobachtungssituationen und Gespräche wird festgestellt, ob es sich schon um Mutismus oder eine andere Sprach-, Sprech- bzw. Kommunikationsstörung handelt und welche Maßnahmen zu Hause und in der Einrichtung ergriffen werden können. Es empfiehlt sich, das Nicht-Sprechen "vor Ort" zu beobachten und Beratungsangebote von Sprachtherapeuten in Anspruch zu nehmen. So erhalten Sie wichtige Anregungen für den Umgang mit dem betroffenen Kind im Alltag.

Die Erfahrung zeigt, dass sich bei Nicht-Eingreifen das Störungsbild stärker manifestieren kann, sich über Jahre hält und sich letzten Endes die pathologischen Kommunikationsmuster bis ins Erwachsenenalter hineinziehen.

Wie gehe ich mit dem Nicht-Sprechen um?
• Das Schweigen nicht persönlich nehmen!
• Das Nicht-Sprechen als aktives Handeln erkennen, das früher einen brauchbaren Zweck für das Kind
erfüllt hat.
• Das Schweigen kann von dem Betroffenen nicht bewusst unterlassen werden, da es über Jahre hinweg
entwickelt und aufrechterhalten wurde.
• Nicht zum Sprechen auffordern oder gar drängen. Die Erfahrung des "Versagens", des Nicht-
Antworten-Könnens machen die Kinder ohnehin schon viel zu häufig. Jede Aufforderung zum Sprechen
erhöht den Druck auf das Kind und die Angst vor dem nächsten Sprechanlass.
• Mit ersten Äußerungen des Kindes sensibel umgehen (eher nicht hervorheben).
• Stellen Sie das Kind nicht in den Mittelpunkt!
• Die letztendliche Entscheidung, ob und wann das Nicht-Sprechen aufgegeben wird, trifft der Betroffene
selbst. Das sollten wir anerkennen und akzeptieren! Unsere Aufgabe besteht darin, zu begleiten, im
Bereich der Kompetenzen zu fördern, uns in Geduld zu üben und verstehen zu lernen. 

Quelle: www.selektiver-mutismus.de

Gesundheit

Integration hörgeschädigter Kinder in Kindertageseinrichtungen

Sprachliche Förderung im Vorschulalter gehört gegenwärtig zu den wichtigsten bildungspolitischen Forderungen. Hören zu lernen um sprechen zu können ist dazu eine unabdingbare Voraussetzung. Deshalb muss die Förderung hörgeschädigter Kinder so früh wie möglich beginnen. Hier ein praktischer Leitfaden.

Die Eltern hörgeschädigter Kinder verbinden oft viele Hoffnungen mit dem Kindergartenbesuch ihres Sohnes oder ihrer Tochter. In der Kindertageseinrichtung muss deshalb überlegt werden, ob und wie diese Erwartungen erfüllt werden können.

Der Entscheidung der Eltern für einen Besuch der Kindertageseinrichtung am Wohnort liegen meist folgende Überlegungen zugrunde:

Die sozialen Kontakte des Kindes bleiben eher erhalten. Manchmal denken die Eltern auch schon daran, dass ihr Kind dann später mit seinen Freunden die Schule am Wohnort besuchen kann.

Dem Kind sollen längere Anfahrtswege zur sonderpädagogischen Einrichtung erspart werden.

Die Eltern erhoffen sich von einer Gruppe mit gut hörenden Kindern dass ihr Kind vielfältige – insbesondere auch sprachliche – Anregungen für seine Entwicklung erhält.

Die Aufnahme eines hörgeschädigten Kindes in eine Kindertageseinrichtung am Wohnort, mit oder ohne Integrationsmaßnahme, bringt Veränderungen für alle Kinder und für das dortige Fachpersonal mit sich.

Hörvorgang
Der Schall wird von der Ohrmuschel aufgefangen und in den äußeren Gehörgang geleitet. Der dadurch verstärkte Schall erreicht das Trommelfell, das die Verbindung zum Mittelohr darstellt. Das Trommelfell beginnt zu vibrieren und setzt die mit ihm verbundene Gehörknöchelchenkette (Hammer, Amboss, Steigbügel) in Bewegung. Sie verstärkt die eingehenden Signale noch einmal um das 20fache. Das letzte Gehörknöchelchen, der Steigbügel, steht in Verbindung mit dem Innenohr. Dadurch gerät auch die Flüssigkeit in der Cochlea (Schnecke) in Bewegung. In der Folge werden in der Schnecke ca. 20.000 kleine hochempfindliche Sinneshärchen (Haarzellen) stimuliert, die die Schwingungen in elektrische Impulse umwandeln. Der Hörnerv nimmt diese Impulse auf und leitet sie zum Gehirn weiter. Das Gehirn registriert, entschlüsselt und versteht die ankommenden Nervenimpulse als Geräusche, Töne, Laute, Stimmen, Wörter oder Sätze.

Hörschädigungen

Schallleitungsschwerhörigkeit
Auf dem Weg des Schalles durch den äußeren Gehörgang und das Mittelohr treten bei jüngeren Kindern häufig folgende Störungen auf:

ein Ohrschmalzpfropf im äußeren Gehörgang

ein Paukenerguss im Mittelohr

eine Mittelohrentzündung.

In diesen Fällen wird der Schall nur mit verminderter Lautstärke an das Innenohr weitergeleitet. Es handelt sich dabei um Hörbeeinträchtigungen, die das Sprachverstehen z. T. erheblich erschweren. Eine fachärztliche Behandlung ist in solchen Fällen notwendig, um das normale Hörvermögen wiederherzustellen.

Schallempfindungsschwerhörigkeit
Hierbei handelt es sich meist um eine irreparable Schädigung der Haarzellen in der Cochlea. Diese Hörschädigung ist schwerwiegender als die Schallleitungsschwerhörigkeit. Musik, Geräusche und Sprache werden entstellt, verzerrt oder gar nicht wahrgenommen. Das Sprachverstehen kann erheblich beeinträchtigt sein. Die Schallempfindungsschwerhörigkeit ist nicht zu beheben, sondern nur durch medizinische, hörtechnische und pädagogische Maßnahmen in ihrer Auswirkung zu mildern.

Kombinierte Schwerhörigkeit
Diese stellt eine Mischform aus Schallleitungsschwerhörigkeit und Schallempfindungsschwerhörigkeit dar.

Mögliche Auswirkungen eines Hörverlustes
Ein Hörverlust kann in unterschiedlichen Intensitäten auftreten. Die Spanne reicht von leichtgradigen, mittelgradigen und hochgradigen Hörschädigungen bis hin zur Hörrestigkeit.
Für den Spracherwerb hat neben der Art und dem Ausmaß der Schädigung vor allem der Zeitpunkt, an dem der Hörschaden eintrat, eine große Bedeutung. Besteht eine solche Hörschädigung bereits von Geburt an, so führt dies dazu, dass ein natürlicher Spracherwerb bei den betroffenen Kindern gestört oder im ungünstigsten Falle nicht möglich ist. Der kommunikative Austausch mit der guthörenden Umgebung, insbesondere mit den Eltern, ist dadurch erheblich beeinträchtigt, was sich nicht nur auf den Spracherwerb, sondern auch auf die sozio-emotionale Entwicklung des Kindes auswirkt. Ziel der Frühförderung ist es, solchen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken und unter Ausnutzung der verbliebenen Hörfähigkeiten dem hörgeschädigten Kind den Erwerb der Sprache zu ermöglichen. Dies ist jedoch nur auf der Basis einer guten hörtechnischen Versorgung zu erreichen.

Hörtechnische Versorgung

Die wichtigsten hörtechnischen Hilfen sind Hörgeräte, Cochlea-Implantate und FM-Anlagen.

Hörgeräte werden in der Regel bei mittelgradigen und hochgradigen Hörverlusten angepasst und hinter dem Ohr getragen.

Der Schall der Umgebung wird durch das Mikrofon aufgenommen und innerhalb des Hörgerätes dem Hörverlust entsprechend verstärkt. Über den Hörer (= Lautsprecher) wird der nunmehr verstärkte Schall durch den Schallschlauch zum Ohrpassstück und letztendlich in den äußeren Gehörgang geleitet. Ziel ist es, die abgesenkte Hörschwelle so anzuheben, das eine Sprachwahrnehmung möglich ist.

Eine Versorgung mit Cochlea-Implantaten wird eingesetzt, wenn mit Hörgeräten keine ausreichende Sprachwahrnehmung mehr erreicht wird.

Das Cochlea-Implantat (CI) besteht aus einem Innenohrimplantat sowie einem Sprachprozessor mit einer Mikrofon-Sendeeinheit, der heute in der Regel hinter dem Ohr getragen wird. Der Schall wird durch ein Mikrofon aufgenommen, in digitale Signale umgewandelt und an die Übertragungsspule weitergeleitet. Diese sendet die Signale durch die Haut auf den implantierten Empfänger. Dort werden sie in elektrische Signale umgewandelt und an den Elektrodenträger gesendet, der die Haarzellen in der Cochlea stimuliert.

Obwohl Hörgeräte und Cochlea-Implantate mittlerweile sehr leistungsstarke hörtechnische Hilfen sind, können sie jedoch das natürliche Hören eines guthörenden Menschen nicht vollständig ersetzen. Hörgerät oder CI machen aus einem hörgeschädigten nicht automatisch ein guthörendes Kind.

Eine FM-Anlage (Abkürzung für Frequenz-Modulations-Anlage) kann zur Ergänzung von Hörgeräten bzw. Cochlea-Implantaten eingesetzt werden.

Es handelt sich um eine drahtlose Funkanlage. Das Kind trägt einen Empfänger, der über Kabel bzw. kabellos mit dem Hörgerät oder CI verbunden ist. Der Sprecher verfügt über ein Mikrofon und einen Sender, der die Sprache über Funk an die hörtechnische Hilfe des Kindes weiterleitet. Hierbei können Entfernungen und störgeräuschvolle Situationen überbrückt werden. Das Kind hört das Gesprochene so, als würde direkt in sein CI- bzw. Hörgerätemikrofon gesprochen.

Wichtige Tipps für den Umgang mit hörtechnischen Hilfen in der Kindertageseinrichtung

Für die technische Versorgung der hörgeschädigten Kinder sind die Hörakustiker bzw. die CI-Zentren zuständig. Die Eltern sollten durch eine tägliche Kontrolle der Hörhilfen deren einwandfreie Funktion überwachen. Dennoch sind grundlegende Informationen zur hörtechnischen Versorgung, zum Umgang mit den Geräten und zu möglichen Funktionsstörungen für die Erzieherinnen im Alltag der Kindertageseinrichtung hilfreich und notwendig.

Sollte das Hörgerät bzw. das CI einmal nicht funktionieren, kontrollieren Sie die Schalterstellung. Ist das Hörgerät bzw. das CI eingeschaltet? Lassen Sie sich von den Eltern die korrekten Schalterpositionen erklären. Es könnte auch sein, dass die Batterien nicht mehr leistungsfähig sind. Nach Absprache mit den Eltern können Ersatzbatterien in der Kindertageseinrichtung hinterlegt werden, so dass ein Batteriewechsel möglich wäre.

Wenn das Hörgerät dauerhaft pfeift, überprüfen Sie den Sitz des Ohrpassstückes und drücken dieses leicht an, damit es den Gehörgang luftdicht abschließt. Ein pfeifendes Hörgerät ist nicht nur unangenehm, sondern verhindert zudem seine normale Verstärkungsleistung. Bei länger anhaltendem Pfeifen informieren Sie die Eltern, damit diese mit dem Hörakustiker Kontakt aufnehmen.

Hörgeräte und CI müssen vor Feuchtigkeit, grober Verschmutzung, Stößen oder Schlägen geschützt werden. Bei einem CI sollten elektrostatische Aufladungen vermieden werden. Das CI sollte daher vorsichtshalber abgelegt werden

auf Plastikrutschbahnen

im Bällchenbad

im Kunststoffkriechtunnel

sowie beim Spielen mit Kunststoffpolstern oder –tonnen.

Die FM-Anlage sollte nicht dauerhaft eingesetzt werden. Sinnvoll ist sie im Stuhlkreis, wenn das hörgeschädigte Kind nicht unmittelbar neben der Erzieherin sitzt, sowie bei Veranstaltungen mit einem Sprecher. Bei Gesprächen über kurze Distanzen (z. B. in einer Kleingruppe) in ruhiger Umgebung ist ein Einsatz der FM-Anlage nicht erforderlich. Wichtig ist, dass das Sendemikrofon etwa 20 cm vom Mund der Erzieherin positioniert wird und keine Reibegeräusche (z. B. Schmuck oder Kleidung) verursacht werden. Kontrollieren Sie vor jedem Einsatz die korrekte Schalterstellung am Empfänger. Die Frühförderinnen beraten Sie gerne im Hinblick auf den sinnvollen Einsatz einer FM-Anlage.

Sprechen Sie sich mit den Eltern oder den Frühförderinnen über die korrekte Handhabung der hörtechnischen Geräte ab. Informieren Sie die Eltern umgehend über Unregelmäßigkeiten bezüglich Hörgerät, CI oder FM-Anlage, die Ihnen in der Kindertageseinrichtung aufgefallen sind.

Zum Beispiel Anna
Anna ist drei Jahre alt, und ihre Eltern haben sich entschlossen, sie in der nahegelegenen Kindertageseinrichtung unterzubringen. Die Entscheidung fiel nicht leicht, weil Anna erst über relativ wenig Sprache verfügt. Da sie aber ein interessiertes, freundliches Mädchen ist, denken die Eltern, dass sie schon gut mit den anderen Kindern und den Erzieherinnen zurechtkommen wird.

Anfangs war es wirklich nicht leicht. Anna schaute sich von Ferne das Geschehen an, manchmal zog sie sich ganz zurück. Die Erzieherinnen setzten sich dann neben sie, schauten zu und fragten sich, was Anna wohl wahrnahm, und wie sie darüber dachte und fühlte. Es musste schon sehr verwirrend sein, so viele Kinder zu sehen, die eifrig miteinander sprechen, aber die sie kaum versteht. Nur wenn sich ein Kind direkt an Anna wandte und sie ganz offensichtlich zum Spielen aufforderte, reagierte sie mit Freude und Interesse. Allmählich öffnete sich Anna. Auch die Kinder hatten einen Weg gefunden, mit ihr zu kommunizieren. Sie zeigten viel, sprachen deutlich und brachten ihr die Spielsachen. Manche der Kinder wurden von der Erzieherin dazu angeregt. Die meisten zeigten dieses Verhalten jedoch intuitiv. Teilweise dienten die Erzieherinnen auch als Mittlerin, um die Kommunikation zwischen den Kindern abzusichern. Wichtig war, dass Anna „dabei sein“ wollte. Sie hatte witzige Einfälle und war bei den Kindern beliebt. Die Momente des Ausgeschlossenseins verringerten sich. Jedoch reagierte Anna verwirrt und manchmal ärgerlich, wenn sie vor unvorhergesehene Situationen gestellt wurde. Die Erzieherinnen überlegten mit der Frühförderin, wie Anna das Verstehen und die Teilnahme am Gruppengeschehen erleichtert werden konnte. Z. B. wurden Gesprächsinhalte mit Fotos und Bilderbüchern visuell veranschaulicht. Dies kam auch den Kindern mit Migrationshintergrund und den Jüngsten zugute.

Die Erzieherinnen machten sich am Anfang viele Gedanken, wie sie mit Anna sprechen sollten, und ob sie Anna überhaupt verstehen konnten. Tatsächlich war es manchmal schwer auszuhalten, wenn Anna ihnen ganz offensichtlich aufgeregt etwas erzählte, und sie das Mädchen nicht verstehen konnten. Sollten sie einfach zustimmend nicken, um ihr Sicherheit zu vermitteln oder ihr doch besser sagen, dass sie sie nicht verstanden haben? Die Erzieherinnen ließen sich dann oft von Anna zeigen, was sie meinte. Umgekehrt zeigten sie ihr auch, was sie glaubten, verstanden zu haben. Aber manchmal musste man es aushalten, dass sprachliches Verstehen nur eingeschränkt möglich war. Wichtig fanden sie aber, Anna zu zeigen, dass sie sich darum bemühten. Im Gespräch mit der Frühförderin erfuhren sie, dass sie zu Anna mit leicht erhobener Lautstärke sprechen sollten. Es kam darauf an, Anna beim Sprechen anzuschauen, nicht zu langsam und nicht zu schnell zu sprechen, deutlich, aber nicht überartikuliert; die Sätze in der Länge und dem Schwierigkeitsgrad dem Vermögen Annas angepasst; darauf achtend, dass sie versteht; unbekannte Worte durch Handlungen und Zeigen bzw. durch andere Worte erklärend. In der Kindergruppe wurde auch über die Hörbehinderung Annas gesprochen. Anna, die stolz auf ihre bunten Hörgeräte war, zeigte sie bereitwillig den anderen Kindern. Die Frühförderin erklärte, dass man Sprache schlechter versteht, wenn man nicht so gut hört. Im alltäglichen Umgang mit Anna lernten die Kinder, sie beim Sprechen anzuschauen und manchmal das Gesagte zu wiederholen.

Sprache lernen im Kindergarten

Der Spracherwerb eines Kindes erfolgt in der alltäglichen Kommunikation. Das ist auch bei einem Kind mit Hörschädigung so. Es lernt die Sprache während des Tagesablaufs in vielen kleinen Gesprächssituationen, die für es interessant und bedeutungsvoll sind. Die sprachliche Förderung eines hörgeschädigten Kindes im Gruppenalltag heißt deshalb vor allem, darauf zu achten, dass die Kommunikation des Kindes mit den erwachsenen Bezugspersonen und mit den anderen Kindern gut gelingt. Hier kann man entsprechende Unterstützung anbieten.

Was ist dabei wichtig?

Einem Kind mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantat (CI) fällt es schwerer, in einer Umgebung mit vielen Störgeräuschen gut zu hören. Je weiter die Erzieherin entfernt ist, um so weniger wird das Kind in einer lauten Umgebung verstehen können.

Das Kind braucht direkte Ansprache.

Empfehlenswert ist es deshalb, sich im Gruppenraum über den Tag verteilt immer wieder einmal zu dem Kind zu setzen und mit ihm über das, was es gerade macht oder es interessiert zu sprechen. Jedes kleine Gespräch trägt dazu bei, dass das Kind sprachliche Erfahrungen sammelt und sich weiter entwickelt.
Je weniger Störlärm dabei existiert, desto besser kann das Kind sein Gegenüber verstehen. Deshalb ist es günstig, einen ruhigen Moment in der Gruppe dafür zu nutzen, in eine stillere Ecke zu gehen oder in einen Nebenraum auszuweichen.

Die Kommunikation in der Kleingruppe ist empfehlenswert.

Ein kleiner, ruhiger Raum bedeutet deutlich bessere Hör- und damit Verständigungsbedingungen. Das hörgeschädigte Kind kann hier die Erzieherin und die anderen Kinder besser verstehen und so besser lernen, sich mit ihnen zu unterhalten. Wenn es die räumlichen Verhältnisse zulassen, kann man dem hörgeschädigten Kind immer wieder einmal die Möglichkeit geben, mit einigen anderen Kindern zusammen in einem ruhigen Raum zu spielen und zu sprechen. Auch wenn die Erzieherin nicht immer dabei sein kann, werden alle Kinder davon profitieren.

Lassen Sie sich Zeit, mit der Sprache des Kindes vertraut zu werden.

Hörgeschädigte Kinder im Kindergartenalter sind ganz unterschiedlich weit in ihrer Sprachentwicklung. Wie jedes andere Kind auch kann das hörgeschädigte Kind in den ersten Wochen in der Kindergruppe sehr zurückhaltend sein, so dass sein Sprachstand schwierig einzuschätzen ist. Gerade am Anfang können Ihnen daher die Eltern und die Frühförderin Informationen über die aktuellen sprachlichen Möglichkeiten des Kindes und den sprachlichen Umgang mit ihm geben.

Geben Sie sich selbst ausreichend Zeit, das Kind kennen zu lernen und sich in seine Sprache ‚einzuhören’. Auch bei gut hörenden Kindern, die noch sprachliche Schwierigkeiten haben, werden Sie es schon erlebt haben: Anfangs hat man noch Probleme, das Kind zu verstehen, aber im Laufe der Zeit gelingt es immer besser. Dies trifft auch für hörgeschädigte Kinder zu.

Veranschaulichung unterstützt das Sprachverständnis.

Sehen hilft beim Verstehen des Gehörten. Veranschaulichen Sie dem Kind, worüber gesprochen wird. Da bieten sich Gegenstände an, kleine Rollenspiele, aber auch Spiele, Fotos, Bilderbücher etc.. Soll das Kind z.B. ein Marmeladenglas zum Bekleben von zu Hause mitbringen, können Sie ihm ein solches Glas zeigen, auch das Buntpapier, das Sie darauf kleben möchten und mit ihm darüber sprechen. Wenn der Zahnarzt in den Kindergarten kommt, können Sie das hörgeschädigte Kind – natürlich auch zusammen mit anderen Kindern – mit einem Bilderbuch darauf vorbereiten.

Ein großer Wandkalender bietet optische Orientierung

Hier können Symbole für Ereignisse eingetragen werden (Ausflüge, Geburtstage, Feste etc.). Man kann auch aufmalen, was evtl. mitzubringen ist. Ein solcher Kalender dient allen Kindern als Orientierungshilfe. Er bietet zudem einen Fixpunkt, um mit dem hörgeschädigten Kind bestimmte Dinge noch einmal zu besprechen.

Sprachliche Rituale fördern die Sicherheit des Kindes

Rituale sind für alle Kinder von Wichtigkeit. Sie helfen, den Alltag zu überschauen und mit den verschiedenen Abläufen in der Gruppe vertraut zu werden („Am Morgen begrüßen wir uns erst, erzählen uns etwas und fangen dann an zu spielen.“ etc.). Für das hörgeschädigte Kind geben sprachliche Abläufe, die sich jeden Tag in ähnlicher Weise wiederholen, zudem eine zunehmende Sicherheit in der Verständigung. Hierzu kann ein kurzes Gespräch bei der Ankunft gehören, eine tägliche Begrüßung im Stuhlkreis, ein Dialog am Frühstückstisch etc. Sind solche wiederkehrenden Situationen vertraut, fangen auch sehr zurückhaltende Kinder nach einer gewissen Zeit an, von sich aus etwas zu erzählen.

Spezielle Hinweise für die Verständigung mit dem Kind

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige spezielle Hinweise zum sprachlichen Umgang geben. Aber das hörgeschädigte Kind gibt es nicht, die kommunikativen Bedürfnisse der Kinder können individuell sehr verschieden sein. Bitte überlegen Sie selbst, welche Gesichtspunkte für das hörgeschädigte Kind in Ihrer Gruppe sinnvoll sind und was Sie davon in ihren Alltag integrieren können.

Das Gespräch
Bitte, nehmen Sie über Blickkontakt oder direkte Ansprache mit dem Kind Kontakt auf. Das Kind kann sehr erschrecken, wenn Sie es unerwartet berühren (z.B. auf den Rücken oder die Schulter klopfen), weil es Ihr Kommen nicht gehört hat. So lernt das Kind auch seinerseits, bei der Kontaktaufnahme mit anderen Kindern die Sprache einzusetzen.

Sprechen Sie in normaler Lautstärke (nicht zu laut und nicht zu leise). Das Kind kann laute Sprache nicht unbedingt besser verstehen.

Am Anfang der Sprachentwicklung ist der Blickkontakt beim Dialog eine Hilfe für das Kind.

Der Inhalt des Gesagten wird durch die Art und Weise der Äußerung zusätzlich verdeutlicht. Eine eintönige Sprache wird schlechter verstanden. Eine ausdrucksvolle Betonung und Sprachmelodie befördern das Verständnis ebenso wie eine lebhafte Mimik und Gestik.

Sprechen Sie deutlich, aber nicht mit übertrieben präzisen Mundbewegungen. Hierdurch leidet die natürliche Sprachmelodie. Das Kind wird, wenn es darauf angewiesen sein sollte, auch das normale Mundbild lesen können.

Sprechen Sie nicht zu schnell und nehmen Sie sich die Zeit, das Gesagte noch einmal – möglichst leicht variiert – zu wiederholen (z.B. „Wir gehen jetzt nach draußen zum Rollerfahren – hast du auch Lust mit nach draußen zu kommen? Da kannst du dir einen Roller aussuchen…) Solche Wiederholungen fördern das Verstehen.

Wenn das Kind Sie einmal nicht verstanden hat, empfiehlt es sich, nicht noch einmal das Gleiche zu wiederholen, sondern Varianten und Erweiterungen anzubieten. Vielleicht sind dem Kind ja ähnliche Begriffe schon bekannt.

Sprechen Sie in kurzen, überschaubaren Sätzen, die dem sprachlichen Entwicklungsstand des Kindes angemessen sind. Das Kind muss sich den Sinn einer Aussage von den bekannten Wörtern her erschließen. Deshalb ist ein einzelner, stichwortartiger Satz schwerer zu verstehen als eine Reihe von kleinen Sätzen zu einem Thema. Die Aufforderung: „Komm, wir gehen nach draußen“, kann für ein junges Kind schwerer zu verstehen sein als wenn Sie sagen: „Sabine, komm, wir gehen nach draußen in den Hof. Da kannst du rutschen und schaukeln und Dreirad fahren.“ Bei der zweiten Äußerung ist die Chance, dass das Kind eines der angebotenen Wörter versteht und damit etwas verbindet viel größer. Auch wenn es den Begriff ‚draußen’ noch nicht kennt, so versteht es vielleicht doch ‚Hof’ oder ‚schaukeln’ oder ‚Dreirad’. Die direkte Nennung des Namens verdeutlicht zudem, dass von ihm selbst etwas gewünscht wird.

Das Kind kann dem Inhalt eines Gesprächs leichter folgen, wenn es weiß, um welches Thema es geht. Machen Sie deshalb immer deutlich, worüber Sie sprechen und vermeiden Sie abrupte Themenwechsel. Das Kind befindet sich gedanklich noch in der alten Situation und braucht Zeit und auch verbale Unterstützung, um sich auf etwas Neues einzustellen.

Das Rollenspiel in der Kindergruppe
Im Rollenspiel nimmt die Sprache einen zentralen Platz ein. Manchmal kann es hier zu Missverständnissen kommen. Um diese nachvollziehen zu können, ist es wichtig, sie aus der Perspektive des hörgeschädigten Kindes zu betrachten.

Gewohnte Rituale und Spielverläufe geben dem Kind einerseits eine sichere Orientierung. Andererseits kann das Verlangen danach auch zu einer gewissen Unflexibilität führen. Das Kind besteht auf den immer gleichen Spielabläufen und lässt neue Vorschläge nicht zu. In Rollenspielen besteht es z.B. darauf, dass sie immer gleich verlaufen. Am liebsten will es immer wieder die Rolle übernehmen, in der es in früheren Spielen schon Sicherheit gewonnen hat. Der Grund für dieses scheinbar dominante, manchmal störrisch wirkende Verhalten des Kindes ist in Wahrheit eine Unsicherheit. Dahinter kann die Angst stehen, bloß gestellt zu werden, wenn es die anderen nicht versteht. In solchen Situationen kann ebenfalls eine sensible Intervention der Erzieherin sinnvoll sein. Vielleicht kann das hörgeschädigte Kind eine neue Rolle übernehmen, in der es wenig zu sprechen gibt (z.B. ein Tier etc.).

Im Rollenspiel erfolgt die Verständigung der Kinder untereinander oft sehr schnell, so dass das hörgeschädigte Kind nicht immer folgen kann und plötzlich desorientiert ist. Es kann sinnvoll sein, die anderen Kinder darauf aufmerksam zu machen, das schwerhörige Kind möglichst direkt anzusprechen, weil es nebenbei Gesagtes oft nicht mitbekommt. Auf diese Weise kann es den Verlauf des Spiels besser nachvollziehen und mitbestimmen.

Der Stuhlkreis
Für das kleine Kind, das noch keine FM-Anlage hat, ist der ideale Sitzplatz direkt neben der Erzieherin. Das Kind sollte möglichst so sitzen, dass die Fenster des Raumes in seinem Rücken sind. In dieser Position wird es nicht geblendet und es kann die Gesichter der anderen Kinder, ihre Mimik und Gestik und Dinge, die von den Kindern oder der Erzieherin gezeigt werden, gut erkennen.

Wenn das Kind größer ist und eine FM-Anlage hat oder der Stuhlkreis nicht so groß ist, kann es auch der Erzieherin gegenüber sitzen.

Wenn das Gespräch in der Gruppe zwischen verschiedenen Kindern hin und her geht, ist die Einhaltung einer gewissen Gesprächsdisziplin eine Hilfe für das gegenseitige Verstehen. Wichtig ist, dass nicht durcheinander geredet wird. Wenn ein Kind unvermittelt anfängt zu reden, muss das hörgeschädigte Kind erst suchen, wer gerade spricht. Bis es den Sprecher gefunden hat, ist der Beitrag schon wieder beendet. Bewährt hat sich z. B. ein „Erzählstein“, den das Kind, das etwas sagen möchte, in die Hand nimmt. Hierdurch kann sich das schwerhörige Kind gleich dem Erzähler zuwenden und sich auf das Gesagte konzentrieren.

Wenn die anderen Kinder sehr leise oder unverständlich sprechen, sollte die Erzieherin die Äußerung noch einmal wiederholen. Das hilft allen Kindern und ist für das schwerhörige Kind besonders wichtig. Fragen Sie in der Gruppe nicht nach, ob das schwerhörige Kind alles verstanden hat. Es kann dadurch stark verunsichert werden und antwortet vielleicht ganz automatisch mit „ja“.

Spezielle Hilfen
Einige Kindertageseinrichtungen sammeln die Lieder, Reime und Singspiele, die im Stuhlkreis immer wieder verwendet werden in einem speziellen Ordner, der allen Kindern zugänglich ist (Die Blätter kommen in eine Klarsichtfolie, die Texte können durch einfache Illustrationen am Rand für die Kinder erkennbar sein.). Ein solches „Bilderbuch“ wird von den Kindern immer wieder gern angeschaut und hat noch eine weitere Funktion: Die Kinder, die sich im Stuhlkreis mit sprachlichen Äußerungen noch schwer tun, können ein Blatt aus dem Ordner nehmen und vorzeigen und so äußern, was sie gern singen möchten.

Liedtexte können den Eltern mit nach Hause gegeben werden (vgl. Kapitel „Zusammenarbeit mit den Eltern“).

Gutes Hören im Kindergarten – die Raumakustik
Jede Erzieherin weiß, wie anstrengend der Tagesablauf in einer lauten, geräuschvollen Umgebung sein kann. Man muss sich sehr konzentrieren, um die anderen verstehen zu können und alle müssen lauter sprechen, wodurch sich der Geräuschpegel noch einmal erhöht. Hierdurch stellt sich ein Gefühl von Stress und Ermüdung ein.

Für das hörgeschädigte Kind sind solche Störgeräusche besonders problematisch. Sie sind mit ihren Hörgeräten oder dem CI dem Hintergrundlärm in verstärktem Maße ausgeliefert. Auch Störgeräusche und Stimmengewirr werden verstärkt und sind für sie viel schlechter auszublenden als für andere Kinder und Erwachsene. Das führt dazu, dass Kinder mit Hörhilfen in einer geräuschvollen Umgebung große Schwierigkeiten beim Sprachverständnis haben und ein genaues Hören, als Voraussetzung für eine gute Verständigung, sehr erschwert wird.

Ein hoher, unangenehmer Geräuschpegel in der Kindertagesstätte kommt vor allem durch zwei Faktoren zustande:

Viele Kinder sprechen auf engem Raum durcheinander und produzieren beim Spielen laute Geräusche.

Hier hat es sich als sinnvoll erwiesen, verschiedene Tätigkeiten der Kinder und Spiele bestimmten räumlichen Bereichen zuzuordnen. Es können verschiedene Spielstationen eingerichtet werden, die durch Raumteiler, Regale, Vorhänge voneinander getrennt werden können. Sehr geräuschvolle Spielbereiche der Kinder sollten möglichst ‚ausgelagert’ werden (wie z.B. die Bau- oder Handwerkerecke). Ebenso sollten in jeder Kindertageseinrichtung leise Räume angeboten werden, die von den Kindern aufgesucht werden können (Kuschelzimmer, Snoozelraum, Verkleidungsraum, Rollenspielraum, Malraum).

In manchen Kindertagesstätten wird von allen Kindern gemeinsam im geräumigen Flur gegessen oder gefrühstückt. Hier herrscht immer großer Lärm, eine Unterhaltung ist kaum möglich. Es ist günstiger, die Kinder in kleinen Gruppen frühstücken zu lassen, dabei vielleicht Plastikdecken auf den Tischen zu haben, unter denen Molton zur Geräuschdämmung liegt. Wenn Sie Ihren Gruppenalltag einmal unter dem Gesichtspunkt der Lärmverminderung im Team reflektieren, werden Ihnen sicher selbst viele Verbesserungen einfallen.

Räume können eine ungünstige Akustik aufweisen.
Schall breitet sich in Wellen im Raum aus und wird von allen harten, glatten Flächen reflektiert (besonders z.B. gekachelte oder sehr glatte Wände, Fensterfronten, Fußböden). Räume mit vielen solcher Flächen haben einen hohen Hallfaktor. Man spricht auch von einer unangenehmen, halligen Raumakustik. Dies ist z.B. in Turnhallen in extremem Maße der Fall. Hier haben Kinder mit Hörgeräten oder CI immer besondere Verständnisschwierigkeiten.

Die professionellste Möglichkeit, die akustischen Eigenschaften eines Raumes deutlich zu verbessern ist der Einbau einer Schallschutzdecke und einer Schallschutzverkleidung an einer Wand. Hierdurch wird der Hallfaktor eines Raumes drastisch reduziert und Geräusche im Raum in sehr hohem Maße ‚geschluckt’. Diese Maßnahme ist bei weitem die effektivste, aber leider auch die teuerste Lösung.

Es lohnt sich aber, einen solchen Einbau anzustreben – auch im Interesse der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiterinnen, weiß man doch, dass ein hoher Lärmpegel ein Stressfaktor ist und zudem das Gehör dauerhaft schädigen kann.

Aber auch kleinere Maßnahmen können dazu beitragen, die Raumakustik zu verbessern. Sie können diese – vielleicht auch mit Hilfe der Eltern – selbst durchführen:

Teppichboden oder Teppichbodenstücke auf den Boden legen (z.B. in bestimmte Bereiche)

Regale mit Büchern und Spielen als Raumteiler aufstellen

Filzgleiter unter Tische und Stühle nageln (Diese halten länger als selbstklebende.)

Sitzkissen auf die Stühle legen (vielleicht mit Klettband befestigen) und diese dann statt der Stühle auch im ‚Stuhlkreis’ verwenden

Korkplatten oder Linoleumstücke auf die Tische legen, wenn mit lautem Material hantiert wird

(Lange) Vorhänge (möglichst dickere Stoffe) vor den Fenstern anbringen

Stoffe als Raumteiler verwenden oder Stoffbahnen unter die Decke hängen

Wandbilder aus Stoff oder Naturmaterialien, Webarbeiten, farbige Eierkartons etc.

große Fensterflächen durch Dekorationen unterbrechen

große Papprollen (z.B. im Teppichbodengeschäft erhältlich) unter die Decke hängen und daran Dinge aufhängen

Äste oder Netze unter die Decke hängen und dekorieren

Erzieherinnen in Kindertageseinrichtungen, die solche und ähnliche Maßnahmen durchgeführt haben, konnten erfahren, dass dadurch ein angenehmeres akustisches Raumklima geschaffen wurde und alle sich wohler fühlen. Sicher fallen Ihnen, wenn Sie einmal mit solchen Maßnahmen begonnen haben, noch andere gute Ideen ein, die zu Ihrer Gruppensituation passen.

Zusammenarbeit mit den Eltern
Häufig sind Eltern verunsichert, wenn ihr Kind in die Kindertagesstätte kommt, aber für Eltern eines hörgeschädigten Kindes trifft dies in besonderer Weise zu. Hilfreich für eine gelingende Zusammenarbeit mit den Eltern können folgende Hinweise sein:

Wenn ein Kind neu in die Einrichtung kommt, hat es sich bewährt, den Eltern eines hörgeschädigten Kindes immer wieder Raum und Zeit für Gespräche anzubieten, um so Ängste und Unsicherheiten abbauen zu können. Aber auch in der folgenden Zeit ist ein regelmäßiger Austausch mit den Eltern sehr wichtig. Für Gespräche mit hörgeschädigten Eltern, die überwiegend gebärdensprachlich kommunizieren, besteht die Möglichkeit, einen Dolmetscher zu engagieren. Nähere Informationen dazu kann die Frühförderin für hörgeschädigte Kinder geben.

Um die Verständigung mit dem Kind zu erleichtern und den gegenseitigen Austausch zwischen Eltern und Kindertagesstätte zu fördern, ist es hilfreich, ein Mitteilungsheft zu führen. Dieses Heft transportiert das Kind in seiner Tasche zwischen Elternhaus und Kindertageseinrichtung hin und her. Je nach Bedarf schreiben die Eltern und auch die Erzieherinnen etwas hinein. Auf diese Weise können sie erfahren, was das Kind in der Tagesstätte oder zuhause erlebt hat. So können sie die Erzählungen des hörgeschädigten Kindes besser verstehen oder mit ihm noch einmal darüber sprechen. Das Kind bekommt das Gefühl, verstanden zu werden und wird in seiner Mitteilungsfreude und in seinem Selbstbewusstsein gestärkt.

Manche Eltern erstellen auch mit ihrem hörgeschädigten Kind ein Erlebnisbuch, in dem besondere oder auch alltägliche Erlebnisse in angemessener Sprache und anhand von Fotos, Zeichnungen, gesammelten Erinnerungen, Eintrittskarten, Prospekten etc. festgehalten werden. Über dieses Buch kann die Erzieherin mit dem Kind ins Gespräch kommen. Auch die anderen Kinder der Gruppe können so über Erlebnisse des hörgeschädigten Kindes erfahren und zum Austausch angeregt werden. In dieses Buch können auch Fotos der anderen Kinder der Tagesstätte eingeklebt und mit den Namen der Kinder versehen werden. Dies hilft dem Kind, zuhause über Erlebtes zu berichten.

Aufgrund der Hörschädigung haben viele Kinder Schwierigkeiten, altersgemäße Inhalte von Geschichten, Liedern oder Reimen zu verstehen oder auswendig zu lernen. Es hat sich daher von Vorteil erwiesen, die Eltern hörgeschädigter Kinder im voraus zu informieren, welche Projekte oder besonderen Unternehmungen geplant sind oder welche Bilderbücher, Lieder etc. in nächster Zeit aktuell sind. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, die Lieder oder Reime als Kopie oder als Mitschnitt nach Hause mitzugeben. So können die Eltern die geplanten Inhalte ihrem Kind bereits vorher anbieten oder zur Wiederholung und zum besseren Verständnis gemeinsam singen und sprechen. Tauchen diese Inhalte dann in der Kindertagesstätte wieder auf, kann das hörgeschädigte Kind sie besser verstehen und mitmachen.

An den regelmäßig stattfindenden interdisziplinären Runden nehmen neben den zahlreichen Fachkräften, die an der Förderung des Kindes beteiligt sind, auch die Eltern teil. In diesen Gesprächen tauschen sie sich über die Entwicklung des Kindes aus. Auf diese Weise werden die notwendigen medizinischen, therapeutischen und pädagogischen Maßnahmen untereinander abgestimmt.


Literaturtipps
Batliner, Gisela: Hörgeschädigte Kinder im Kindergarten. Ein Ratgeber für den Gruppenalltag, München.
(s. auch LeseZEIT)
Keilmann, Annerose (2000): Kann mein Kind richtig hören?, Berlin
Jacobs, Hartmut / Schneider, Michael / Wisnet, Maria (3. Auflage 2004): Hören – Hörschädigung. Hrsg. Paritätischer Wohlfahrtsverband, Frankfurt.

Herausgeber:
Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)
Fachbereich 401 - Überregionale Schulen
Ständeplatz 6-10
34117 Kassel

Autoren/Redaktion:
Manfred Drach, Friedberg
Heike Weber, Bad Camberg
Dietmar Schleicher, Homberg/Efze
Nike Elliger-Kuhn, Homberg/Efze
Dr. Cornelia Schmalbrock, Frankfurt
Dr. Hiltrud Funk, Frankfurt

Quelle: http://www.lwv-hessen.de/webcom/show_article.php/_c-329/_nr-148/i.html


Gesundheit

Asperger Syndrom

Beim Asperger-Syndrom handelt es sich um eine ausgeprägte Kontakt- und Kommunikationsstörung, die spätestens im Vorschulalter manifest wird und die durch eine qualitative Beeinträchtigung des Interaktionsverhaltens, mangelndes Einfühlungsvermögen, motorische Auffälligkeiten und ausgeprägte Sonderinteressen charakterisiert ist.

Asperger-Syndrom
Bei dem Wort "Autismus" denken die meisten Menschen zunächst an das "Kind unter dem Glassturz", das ohne Kommunikation mit der Umwelt ganz in seiner eigenen Welt lebt. Das stimmt aber mit dem, was wir heute über die vielfältigen Formen von Autismus wissen, nicht mehr überein.

Bei einem Kind mit Fähigkeiten im Normalbereich, das fließend spricht und sehr gute Kenntnisse auf besonderen Spezialgebieten hat, denkt man zunächst nicht an Autismus. Es ist auffällig in seinem sozial ungeschickten Auftreten, es hat keine Freunde, lebt am Rande der Gemeinschaft. Im täglichen Umgang ist dieses Kind schwierig, ohne dass man erkennen kann, warum das so ist. Es ist möglicherweise begabt auf einzelnen Gebieten, trotzdem stimmt etwas Fundamentales nicht.

Hans Asperger beschrieb 1944 eine Gruppe von Kindern, die intellektuell nicht beeinträchtigt waren, ein gutes Sprachvermögen hatten, aber deren gesamtes soziales Verhalten merkwürdig war.
Insbesondere fiel Folgendes auf:
Störungen im Blickkontakt, Körpersprache, Gestus und Sprachgebrauch im normalen alltäglichen Umgang mit anderen keine natürliche, altersgemäße    KommunikationKörperhaltung und Gesten nicht im Bezug zur Situation motorische Ungeschicktheit, die künstlich oder seltsam wirkt, Tonfall und Wortwahl auffällig gut entwickelte sprachliche Kompetenz aber monotone Sprachmelodie oder eine "erwachsene"    Ausdrucksweise Schwierigkeiten bei spontaner verbaler Kommunikation Diskrepanz zwischen Intelligenz und Gefühlsleben 
Er nannte sie "autistische Psychopathen", heute sprechen wir vom Asperger-Syndrom.

Als erstes fällt an diesen Kindern, die zunächst völlig gesund wirken, ihre emotionale Distanz und ihre ausgeprägte motorische Ungeschicklichkeit auf. Sie verfügen über eine normale Intelligenz, in Teilbereichen eine intellektuelle Frühreife und ein gutes Sprachvermögen. Die Kernsymptome für Autismus sind alle vorhanden, allerdings sind sie nicht so stark ausgeprägt, wie bei Kindern mit Kanner-Syndrom. Das bedeutet aber nicht, dass die Beeinträchtigungen geringfügig oder unbedeutend sind.

Die Eltern dieser Kinder vollführen eine "Gratwanderung" zwischen Fördern, Fordern und Überfordern. Sie sorgen sich sehr um ihr Kind und haben oft große Angst, dass es als Erwachsener kein selbständiges Leben führen kann, da ihm viele praktische und soziale Fähigkeiten fehlen, die im Alltagsleben benötigt werden. Auf der anderen Seite müssen sie sich häufig Vorwürfe anhören, sie seien nicht fähig, ihr Kind richtig zu erziehen.

Aufgrund ihrer veränderten Wahrnehmung sind autistische Kinder in allen Lebensbereichen beeinträchtigt, das gilt auch für Kinder mit Asperger-Syndrom. Sie aber gehen häufig unerkannt in ganz normale Schulen, wo von ihnen auch "ganz normales" Benehmen erwartet wird. Und spätestens hier fallen sie vor allem durch ihr merkwürdiges Sozialverhalten auf.

Denn im Gegensatz zu Kindern mit Kanner-Syndrom werden Kinder mit Asperger-Syndrom erst relativ spät - manchmal erst im Verlauf des Schulalters - diagnostiziert, da sie auf den ersten Blick recht normal wirken und die Auffälligkeiten zunächst den verschiedensten Ursachen zugeschrieben werden können. Häufig wird ihre Störung nicht ernst genommen. So werden an diese Kinder Anforderungen gestellt, die sie nicht erfüllen können. Das auffällige Verhalten wird oft fälschlicherweise als "Nicht-Wollen" angesehen, als Ausdruck des Wunsches, im Mittelpunkt zu stehen, schlimmstenfalls als Bösartigkeit.

Diese Kinder verfügen über ein hohes Sprachniveau und eine normale bis überdurchschnittliche Intelligenz, deshalb nimmt man an, dass sie auch alles verstehen. Aber oftmals erkennen sie nicht das Wesentliche in einer Aussage sondern halten sich mit subjektiven Details auf, ohne den Inhalt richtig zu erfassen.

Kinder mit Asperger-Syndrom können von sich aus kaum altersgemäße Beziehungen zu anderen Kindern herstellen.  Die Kontaktaufnahme geschieht verstandesmäßig, die Gefühle anderer werden nicht wahrgenommen. Die Kinder wirken auf ihre Klassenkameraden fremd und beunruhigend und werden daher oft Opfer von Ausgrenzung und/oder Mobbing. Sie merken bald, dass sie anders als ihre Klassenkameraden sind. Mit zunehmendem Alter kommt dann die Erkenntnis, dass sie niemals so sein werden, wie diese, auch wenn sie sich noch so sehr anstrengen.

Werden sie mit damit allein gelassen, ist die Gefahr einer Depression sehr groß. Dies kann sich dahingehend auswirken, dass sie entweder Aggressivität zeigen, oder sich völlig zurückziehen. Manche wollen gar nicht mehr leben.

Durch das große Wissen auf dem Gebiet ihrer Spezialinteressen und die Hartnäckigkeit, mit der sie diese Interessen verfolgen, können Kinder mit Asperger-Syndrom hier hervorragende Leistungen erbringen. Überhaupt sind ihre hervorstechenden Eigenschaften: Genauigkeit, Perfektion, stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, absolute Wahrheitsliebe, logisches Denken. Wenn diese Eigenschaften gefördert und in die richtigen Bahnen gelenkt werden, können aus Kindern mit Asperger-Syndrom sehr gewissenhaft und genau arbeitende Angestellte, aber auch hervorragende Wissenschaftler, Erfinder oder Künstler werden.

Kinder mit Asperger-Syndrom sind - gemessen am autistischen Spektrum - relativ "leicht" betroffen. Dennoch benötigen sie besonderes Verständnis und Hilfe, aber es muss die richtige Art von Hilfe sein. Mit der entsprechenden Anleitung können sie soziale Verhaltensweisen lernen. Dann sind die Chancen, dass sie einen Beruf ausüben und ein weitgehend eigenständiges Leben führen können, recht gut.

Autroin: Hannelore Gerner

Mehr Hintergrundinformationen unter http://www.autismus-nordbaden-pfalz.de/asperger.htm

Gesundheit

Eine entspannte Auszeit im Snoezelraum

Der sog. "Snoezelraum" ("Snoezel" stammt aus dem Niederländischen und wird "snusel" ausgesprochen) wurde ursprünglich speziell für schwer behinderte Menschen eingerichtet. In diesem Raum soll ihnen eine entspannte, erholsame Atmosphäre geschaffen werden. Mittlerweile wird er auch in anderen therapeutischen Bereichen und bei der pädagogischen Arbeit mit Kindern, z.B. in Kindertageseinrichtungen, eingesetzt.

Der Snoezelraum ist eingerichtet mit Materialien, die ausgesuchte Sinneswahrnehmungen anregen sollen. Man kann dabei beispielsweise folgende Materialien einsetzen. Dringend beachten sollte man, dass die Materialien nicht leicht entflammbar sein sind:  

Weichbodenmatte
Vibrationsmatte
Kissen
Schaukelliege
Wasserblasensäule
Flüssigkeitsprojektor
Discokugel
Kassettenrecorder/CD Player
Decken
Hängematte
verschiedene Massagegeräte
Windspiel
Spiegel
Tücher
usw.

Beim Snoezeln ist es möglich, sich auf einzelne Sinneswahrnehmungen, wie z.B. nur das Tasten, zu konzentrieren. Die Sinne sollen hierbei nicht in der Breite, sondern in der Tiefe angesprochen werden.

Ermöglicht werden soll dies durch:
Selektives Anbieten der gewünschten Reize
Gleichzeitig sollen unerwünschte Reize reduziert werden (z.B. durch Abdunkeln des Raumes).
Das Reizangebot wird so geplant, dass es dem Kind angenehme, lustvolle Sinneswahrnehmungen ermöglicht.

Als Prinzip gilt dabei:
Dem Kind soll so weit wie möglich der nötige Freiraum und die Zeit gelassen werden, selber auszuwählen bzw. anzuzeigen, welche Reize es als angenehm empfindet.
Die Anregung sollte maßgeblich nicht von den Erziehern, sondern von den Dingen im Raum ausgehen.
Material und Umgebung sollen so einladend und anregend sein, dass die Kinder dadurch zur Eigenaktivität stimuliert werden.
Die Umgebung sollte die notwendige Ruhe ausstrahlen, um Entspannung zu ermöglichen, denn das Erleben der direkten Umgebung, das einfache "auf-sich-wirken-lassen" und das angenehm passive genießen / sich-fallen-lassen, sind bereits wichtige Ziele.

Ein Beispiel für einen Snoezelraum: Die Kita Bergmannshof
Die Kita Bergmannshof nahe der Rieselfelder in Münsters Norden besitzt einen solchen Snoezelraum. Zentrum des Raumes ist ein großes Wasserbett. An der Decke befindet sich eine elektrisch rotierende Discokugel, die von einem Farbprojektor angestrahlt wird, so dass in regelmäßigem Wechsel die Lichtpunkte der Discokugel an die Wand gestrahlt werden.

Im hinteren Bereich des Raumes steht eine Wasserblasensäule mit bunten Plastikfischen darin, die bei Betrieb der Säule mit den Wasserblasen um die Wette springen.

An der Wand ist ein Regal angebracht, auf dem in greifbarer Nähe verschiedene Massagematerialien, Lesebücher und ein Kassettenrecorder stehen.

Diese werden je nach Bedarf von den Erzieherinnen genutzt.
Die Kita Bergmannshof arbeitet in allen drei Kindergruppen integrativ. Gerade für die integrativ betreuten Kinder bietet der Snoezelraum gute Möglichkeiten zur Schulung und Förderung der Sinneswahrnehmungen.
Aber auch die regulär betreuten Kinder nutzen den Snoezelraum gerne: Beispielsweise ziehen sich in der Mittagspause, wenn die Kleinsten ihren Mittagsschlaf halten, die Vorschulkinder in den Snoezelraum zurück um dort zur Ruhe zu kommen, sich zu erholen, sich gegenseitig zu massieren oder von der Erzieherin massieren zu lassen und bei Entspannungsgeschichten die Seele baumeln zu lassen und ihre Sinne zu erkunden.
Das große Wasserbett ist hierbei das Zentrum des Raumes. Von dort aus kann man beispielsweise die Wassersäule mit den Fischen beobachten oder die Lichteffekte der Discokugel und des Farbprojektors an den Wänden und der Zimmerdecke bewundern. Auch ist es ein gemütlicher Ort um gemeinsam Geschichten vorgelesen zu bekommen oder einfach mittags ein bisschen zu dösen.

Wer möchte kann sich mit den Igelbällen die Füße oder den Rücken massieren lassen oder auch eine Kinderkassette zum Entspannen hören.
Die Möglichkeiten des Snoezelraumes sind vielfältig und werden regelmäßig und gerne von den Kindern der Kita Bergmannshof genutzt.

Autorin: Sonja Lobbe
Quelle: www.hoppsala.de


Gesundheit

Essstörungen im Kindergarten

Grundsätzlich gilt: Kinder müssen nicht zum Essen erzogen werden. Essen ist eine natürliche Bedürfnisbefriedigung, verbunden mit sinnlichem Genuss und Wohlbefinden. Ob das Essverhalten eines Kindes als normal oder als auffällig angesehen wird, hängt mehr als andere Wahrnehmungen von der Einschätzung der Bezugspersonen ab.

Es ist festzustellen,  dass Essstörungen fast immer auf emotionale Spannungen oder Mangelerlebnisse hindeuten. Fühlt sich ein Kind zu wenig angenommen und beachtet,
kann es dies unbewusst über auffälliges Essverhalten mitteilen. Gleiches gilt für Kinder, die zu stark
reglementiert werden, so dass sie kaum selbstständig handeln und aktiv werden können. Diese Kinder sind oft antriebsarm und essen vermehrt, während sie sich gleichzeitig zu wenig bewegen.

Es gilt deshalb, immer auch die sozial-emotionale Komponente des Essverhaltens eines Kindes in den Blick zu nehmen. Wenn Kinder zu Hause sich selbst überlassen sind und unter einem Mangel an Zuwendung und Kommunikation leiden, hilft es nicht viel, die Essproblematik des Kindes isoliert anzugehen. Vielmehr müssen die gesamten Lebensumstände der Familie betrachtet werden, um
langfristig stabile Veränderungen erzielen zu können.

Dennoch ist es auch im Alltag der Kindertageseinrichtung wichtig, gute Rahmenbedingungen
zu schaffen. Um ein gesundes Essverhalten der Kinder zu fördern und so einen Beitrag zur
Prävention in Bezug auf Essstörungen zu leisten, sollten folgende Aspekte bedacht und umgesetzt werden:

In der Kindertageseinrichtung sollte die Freude am Essen gefördert werden.
Hilfreich ist es, die Kinder im Rahmen von "Kochtagen" in den Prozess der Zubereitung mit einzubeziehen, sie mitentscheiden und mithelfen zu lassen.
Die Kinder sollen erleben, wie sich Lebensmittel in wahre Leckerbissen verwandeln.

Fragen, die klären helfen, inwieweit ein Kind auffälliges Essverhalten zeigt:
- Seit wann und in welcher Häufigkeit zeigt das Kind Verhaltensauffälligkeiten beim Essen?  Wird es    durch dieses Verhalten im Tagesablauf eingeschränkt?
- Wie ist die emotionale Gesamtverfassung des Kindes? Wirkt es eher traurig und zurückgezogen oder    interessiert und glücklich?
- Welchen Eindruck machen die Eltern? Vertreten sie selbstbewusst ihre Meinung oder wirken sie eher  verschlossen? Sind sie selbst über- oder untergewichtig?
- Wie sieht das mitgebrachte Frühstück/Vesper des Kindes aus? Achten die Eltern auf gesunde    Ernährung?
- Welche Mengen verzerrt das Kind? Schlingt es das Essen herunter oder stochert es nur lustlos darin  herum? Wie oft und wie lange hält es sich bei freien Essenszeiten am Esstisch auf?
- Wie wird Esskultur in der KiTa gelebt? Welche Faktoren könnten das auffällige Essverhalten des  Kindes begünstigen?
- Hat das Kind Kontakte zu anderen Kindern in der Gruppe? Wird es akzeptiert oder ausgegrenzt?
- Zeigt das Kind noch andere (Verhaltens-) Auffälligkeiten?
- Wie verhalte ich mich als Erzieherin diesem Kind gegenüber? Fällt es mir auf Grund seiner   Essproblematik oder seines Wesens schwer, es anzunehmen? Bin ich als Erzieherin
 ein gutes Vorbild in Bezug auf das Essverhalten? Welche Möglichkeit habe ich, das Kind zu    unterstützen  und zu stärken?

Wichtig ist eine angenehme Atmosphäre beim Essen.
Hier kann ein liebevoll gedeckter und dekorierter Tisch einen Beitrag leisten.
Gemeinsame Rituale vor dem Essen helfen den Kindern, sich im Alltag zurechtzufinden. Sie geben Struktur und Sicherheit. Tischreime oder Lieder werden von den Kindern in der Regel sehr gut angenommen. Eine feste Sitzordnung am Esstisch ermöglicht der Erzieherin, auffällige Esser neben sich zu setzen und bei Bedarf zu unterstützen. Miteinander zu essen gibt Gelegenheit, Achtsamkeit und Rücksichtnahme zu üben.

Gute Tischmanieren wie nicht zu schmatzen, nicht mit vollem Mund zu sprechen oder nicht mit dem Essen zu spielen, sollten selbstverständlich sein. Dementsprechend sollten Kinder lernen, mit
Besteck umzugehen. Ein vielfältiges Nahrungsangebot ist wichtig. Die Erziehungspersonen entscheiden, welche Nahrung angeboten wird. Wenn von den Kindern neue Speisen abgelehnt werden, sollte die Erzieherin Geduld haben. Sie kann das Kind immer wieder ermuntern, etwas Neues zu probieren, zwingen sollte sie es hingegen nicht.

Getränke (Wasser, Tee) sollten in der Kindertagesstätte reichhaltig zum Essen und zu jeder
Tageszeit angeboten werden. "Verbotene" Lebensmittel gibt es nicht. Auch Süßes darf gegessen werden. Entscheidend ist, wann und wie viel davon. Das gemeinsame Essen am Tisch bietet auch die
Möglichkeit zur Förderung der Selbstständigkeit. Kinder lernen so beim Essen, ihr eigenes Maß zu finden und einzuhalten.

Essen findet am Tisch statt; alle Kinder bilden dementsprechend eine Tischgemeinschaft.
Wenn ein Kind nicht essen möchte, sollte es dennoch am Tisch sitzen und den anderen Gesellschaft
leisten. Für die Kinder ist es wichtig, wie sich die Erzieherin selbst am Esstisch verhält, wie sie ihre Vorbildfunktion ausfüllt. Die Erzieherin sollte langsam und genussvoll essen und bereit sein, von allem zu probieren. Aber auch sie darf bestimmte Dinge nicht mögen.

Auf ein störungsfreies Essen sollte geachtet werden.
Die Spielsachen der Kinder oder das Telefon der Erzieherin haben nichts auf dem Esstisch zu suchen.
Unterhaltungen hingegen sind erwünscht, denn sie sorgen für eine entspannte Atmosphäre.

Wenn ein Kind mit gutem Appetit gegessen hat, muss es nicht gelobt werden. Viel essen ist kein Verdienst und wenig essen kein Fehler.

Das Beendigen einer Mahlzeit sollte je nach Alter und Belastbarkeit der Kinder so gestaltet werden, dass man erst aufsteht, wenn alle zu Ende gegessen haben. Zu Ende heißt nicht: bis alle Teller leer
sind, sondern bis alle am Tisch satt sind. Ein gemeinsames Ritual kann das Essen beschließen.

Um dass Verhalten eines essgestörten Kindes zusätzlich positiv zu beeinflussen, sollten tägliche Bewegungsmöglichkeiten als Ausgleich zum oft bewegungsarmen Gruppenalltag genutzt werden.
Gleichzeitig ist zu bedenken, dass viele Kinder ihren Körper nicht mehr intensiv erleben, so dass es
wichtig ist, sie für die eigene Körperwahrnehmung zu sensibilisieren. Die fehlenden Körpererfahrungen erschweren nicht nur die Bewegungskoordination und die Ausbildung eines gesunden Selbstbewusstseins, auch die geistige Entwicklung wird beeinträchtigt.
Gerade übergewichtigen Kindern vermitteln sportliche Aktivitäten, aber auch Massagen und Stilleübungen wichtige Erfahrungen.

Auch eine Stärkung des Selbstwertgefühls ist bei übergewichtigen Kindern besonders wichtig. So sollten die Erzieherinnen dem Kind nicht das Aussehen, sondern die positiven Eigenschaften und Fähigkeiten spiegeln. Kinder fühlen sich dann ernst genommen und entwickeln die Fähigkeit, Verhaltensweisen positiv zu verändern.

Nicht zuletzt kann auch die Projektarbeit zum Thema "Gesundheit und Ernährung" dazu beitragen, dass Kinder lernen, ihren Körper zu achten, Körperempfindungen wahrzunehmen und gesund zu leben.

Bei Essstörungen ist es immer ratsam, dass der Kinderarzt hinzugezogen wird. Eine genaue diagnostische Abklärung zeigt, ob das Körpergewicht noch im Toleranzbereich liegt oder bereits behandlungsbedürftig ist. Auch wenn organische Ursachen seltener sind, müssen sie diagnostisch
ausgeschlossen werden. Zudem ist eine Abklärung der psychodynamischen Probleme und gegebenenfalls eine therapeutische Behandlung (z.B. Verhaltenstherapie, Familientherapie) zu veranlassen. Im Rahmen der Behandlung von Essstörungen ist der gemeinsame Wille der gesamten Familie notwendig, wenn sie sich auf ein geeignetes Therapieprogramm einlässt. Die Durchführung erfordert in der Regel viel Geduld und Verständnis, auch für mögliche Rückschläge. Übermäßiger
Erwartungsdruck belastet das Kind. Wichtig ist: Je früher eine Therapie beginnt, desto höher sind die Erfolgschancen.

Möglichkeiten der Einflussnahme:
- Die Freude am Essen fördern.
- Eine angenehme Atmosphäre schaffen.
- Gemeinsame Rituale pflegen.
- Eine feste Sitzordnung einhalten.
- Auf gute Tischmanieren achten.
- Die Bedeutung eines vielfältigen Nahrungsangebots berücksichtigen.
- Die Selbstständigkeit förden.
- Die Gemeinschaft der Kinder am Tisch unterstützen.
- Auf die eigene Vorbildfunktion achten.
- Ein störungsfreies Essen garantieren.
- Die Mahlzeit positiv beenden.

Auszüge aus der Broschüre:
Symptome und Ursachen sowie Interventionsmöglichkeiten im Rahmen des Tätigkeitsfeldes von Erzieherinnen
Die Broschüre wurde im Auftrag des Landesjugendamtes des Landes Brandenburg erstellt.
http://www.brandenburg.de/sixcms/media.php/bb2.a.5704.de/Verhaltensauffaellige_Kinder_Kita.pdf