2021

Top Themen Praxis

Stiftung Kindergesundheit: Läusealarm in Schulen oder Kitas oft unnötig

Jakub Kriz on Unsplash

Der Befall mit Kopfläusen ist die häufigste Parasiten-Erkrankung im Kindesalter und nach den Atemwegsinfektionen die zweithäufigste Infektionskrankheit im Grundschulalter. Immer wieder werden in Kindergärten und Schulen Läusealarme ausgelöst und Besuchsverbote ausgesprochen, um die Verbreitung der unwillkommenen Besucher zu stoppen. Die Aufregung sei jedoch in der Regel nicht gerechtfertigt, betont die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme: Läuse übertragen keine Krankheiten und auch die bisher üblichen Verbote des Kita- oder Schulbesuchs seien meist ineffektiv und unnötig.

Grundlage für die überraschende Abkehr von den bisherigen strengen Regeln ist eine jüngst vorgenommene Analyse internationaler Studien durch die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin DAKJ. Eine siebenköpfige Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der DAKJ hat dazu 63 weltweite Studien und Informationsmedien über Kopfläuse ausgewertet und räumt nun mit vielen althergebrachten Empfehlungen auf, die im Zuge eines „Läusealarms“ das Leben vieler Kinder und ihrer Eltern ungebührlich beeinträchtigen können.

Die Stiftung Kindergesundheit fasst die wichtigsten Aussagen der wissenschaftlichen Studien zusammen:

  • Läuse sind harmlos. Einem Läusebefall wird durch die teilweise erheblichen emotionalen Reaktionen der Betroffenen und ihrer Umgebung eine übertriebene Bedeutung beigemessen.
  • Epidemische Verläufe mit rascher Ausbreitung auf ganze Schulklassen sind nur selten nachweisbar.
  • Ein „Läusealarm“ ist in der Regel nicht gerechtfertigt. Empfehlenswert ist dagegen eine gezielte Nachforschung bei Familienangehörigen und eng befreundeten Kindern, z.B. von Übernachtungsbesuchern.
  • Lediglich der Nachweis wenigstens einer lebenden Laus auf dem behaarten Kopf stellt einen triftigen Grund für eine Behandlung dar.
  • Maßnahmen außerhalb des behaarten Kopfes sind in aller Regel unnötig: Ein umfangreiches Reinigen von Leib- und Bettwäsche, Wegschließen von Kuscheltieren und Spielsachen, das luftdichte Verpacken oder Einfrieren von Textilien oder Spielzeug haben keinerlei nachweisbaren Effekt bei der Beendigung einer Pediculosis capitis.
  • Wesentlicher Ansatz der Behandlung ist die Verminderung der auf dem Kopf befindlichen Läuse. Dies gelingt rasch und weitgehend schmerzfrei durch Auskämmen des nassen Haares mit Haarspülung und einem geeigneten Läusekamm. Dieses systematische Auskämmen hat bereits einen therapeutischen Effekt und ist auch zusätzlich und wiederholt bei der Anwendung von Läusemitteln (Medikamenten oder Medizinprodukten) empfohlen, um den Behandlungserfolg zu sichern.

Kombination aus Insektizid und Auskämmen

Besonders wohl fühlen sich Kopfläuse im Nacken, an der Schläfe und hinter den Ohren, gelegentlich aber auch in den Augenbrauen der Kinder, bei Erwachsenen auch unter den Achseln und zwischen den Barthaaren. Sie saugen alle zwei bis drei Stunden Blut und hinterlassen dabei hochrote, stark juckende Stichstellen.

Übertragungen finden praktisch ausschließlich durch unmittelbare Haar-zu-Haar-Kontakte statt. Von der weit verbreiteten Vorstellung, man könne auch durch Kopfpolster in Bussen und Bahnen mit Läusen angesteckt werden, halten Experten nur wenig: Als Parasit, abhängig von der täglichen Blutaufnahme, neigen Läuse nicht dazu, ihren Lebensraum, den behaarten Kopf, freiwillig zu verlassen. Läuse machen übrigens keine Unterschiede zwischen Nationalitäten und Kulturkreisen: Kinder mit Migrationshintergrund haben in Deutschland laut RKI ähnlich häufig Kopflausbefall wie Kinder deutscher Eltern.

Da die Stichstellen der Läuse meist stark jucken, kratzen sich die Kinder oft intensiv am Kopf. Haben sich jedoch nur wenige Läuse auf dem Kopf eingenistet, werden die Eltern oft nur durch die weißlichen Nissen auf den Befall aufmerksam. Nissen unterscheiden sich von Kopfschuppen oder Haarspraypartikeln dadurch, dass sie fest am Haar haften und nicht abgestreift werden können.

Leider ist es nicht einfach, die lästigen Insekte wieder loszuwerden. Mit häufigem Waschen der Haare allein ist das jedenfalls nicht zu schaffen, betont die Stiftung Kindergesundheit: Durch das Waschen der Haare werden die Läuse keineswegs beseitigt, sie werden lediglich sauberer.

Nur eine lokale Behandlung hilft

Erfolg verspricht nur eine gründliche und geduldige lokale Behandlung. Ziel der Therapie ist es, sowohl geschlechtsreife Läuse als auch ihre Larven wirksam abzutöten. Das Robert-Koch-Institut Berlin empfiehlt dazu die Kombination von nassem Auskämmen und die Anwendung von Insektiziden.

Zum Auffinden der Läuse muss das Haar systematisch Strähne für Strähne gekämmt werden. Dabei muss der Kamm so geführt werden, dass er von der Kopfhaut aus fest zu den Haarspitzen heruntergezogen wird. Besonders geeignet, um die Läuse oder Nissen zu erfassen, sind spezielle Kämme, deren Zinken nicht mehr als 0,2–0,3 mm voneinander entfernt sind (sog. Nissenkämme). Nach jedem Kämmen sollte der Kamm sorgfältig nach Läusen untersucht und diese entfernt werden.

Ziel der Therapie ist es, sowohl geschlechtsreife Läuse als auch ihre Larven wirksam abzutöten, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Günstig ist es, wenn auch die Eier erreicht werden, was jedoch nicht immer der Fall ist. Dazu werden zahlreiche Medikamente und Medizinprodukte angeboten.

Insektizide nur streng nach Vorschrift!

Die Medikamente, die zur Bekämpfung von Läusen zur Verfügung stehen, sind allesamt Insektizide, allerdings unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichem Wirkungsgrad. Der gegen Kopfläuse hochwirksame Wirkstoff Lindan darf seit 2008 gemäß einer EU-Regelung nicht mehr eingesetzt werden. Andere Mittel zur Kopflausbekämpfung erhalten Pyrethroide (Pyrethrum, Bioallethrin, Permethrin). Gegen diese pflanzlichen Substanzen entwickeln indes weltweit immer mehr Läuse eine Resistenz.

Da diese Mittel potentielle Nervengifte sind und außerdem Allergien und Hautirritationen hervorrufen können, muss man sie streng nach Vorschrift anwenden – nicht häufiger als wirklich nötig.

Silikonöl: Keine Probleme mit Resistenzen
Als gut wirksame Alternative gelten Dimeticone mit einer Wirksamkeit von 97 Prozent. Diese apothekenpflichtigen Medizinprodukte enthalten synthetische Silikonöle und wirken nicht chemisch, sondern physikalisch: Sie verkleben die winzigen Atemöffnungen der Insekte - die erwachsenen Läuse sowie alle ihrer Entwicklungsstadien ersticken dadurch. Eine Resistenz ist ausgeschlossen.

Dimeticone gelten als sicher ungiftig, sind jedoch mit einem anderen Risiko behaftet, warnt die Stiftung Kindergesundheit: Sie sind extrem leicht entflammbar! Es sind schon schwere Brandverletzungen berichtet worden. Die Haare müssen deshalb nach Auftragen des Mittels von offenen Flammen wie Zigaretten, Gasboilern oder Kerzen und starken Wärmequellen (z. B. heißer Haartrockner) unbedingt ferngehalten werden.

Haben die Haare engen Kontakt, findet die Übertragung in wenigen Augenblicken statt. Besteht der Kontakt längere Zeit, zum Beispiel wenn die Kinder zusammen in einem Bett schlafen, können die Läuse auch mehrfach hin und her wechseln.

Auch Essigwasser kann helfen
Als Hausmittel gilt in vielen Familien Haushaltsessig mit Wasser gemischt, der sich besonders bei Schwangeren und stillenden Müttern bewährt hat, denen von manchem chemischen Mittel abgeraten wird.

Dazu das RKI Berlin: „In diesem Fall kann eine alternative Behandlung durch mehrfaches Spülen der Haare mit Essigwasser durchgeführt werden (1 Teil 6prozentiger Speiseessig auf 2 Teile Wasser; kein Essigkonzentrat verwenden!). Dadurch werden Eier und Nissen in der Anhaftung an das Haar gelockert. Die Einwirkzeit sollte mindestens 10 Minuten betragen. Anschließend werden die feuchten Haare mit einem Nissenkamm sorgfältig ausgekämmt. Durch die Behandlung mit Essigwasser werden allerdings Läuse oder Nissen nicht abgetötet, es wird lediglich das Auskämmen erleichtert“

Wann darf das Kind wieder zur Schule?
Nach der sachgerechten Anwendung eines wirksamen Läusemittels ist eine Weiterverbreitung auch bei noch vorhandenen Nissen nicht mehr zu befürchten. Wird das befallene Kind mit einem der zugelassenen Läusebehandlungsmitteln behandelt, darf es am Tag darauf wieder in die Kita oder zur Schule, auch wenn die Therapie noch nicht abgeschlossen ist. Es befinden sich nämlich keine lebenden Läuse mehr in seinen Haaren. Eine Weiterverbreitung der Läuse ist auch bei noch vorhandenen Nissen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu befürchten.

Aus diesem Grund halten die Autoren der DAKJ Ausschlussmaßnahmen in Kitas und Schulen selbst unter Berücksichtigung des Infektionsschutzgesetzes IfSG für unnötig: „Ein Besuchsverbot für Gemeinschaftseinrichtungen hat für die Kontrolle einer Pedikulose keine Bedeutung“.

Warum selbst Experten Läuse „igitt“ finden
„Die Pedikulose hat allerdings eine hohe Potenz, nicht nur bei Betroffenen, sondern auch bei Fachpersonen erhebliche adversive Empfindungen (Entomophobie) auszulösen“, stellen die Experten fest. Nur so lasse es sich erklären, dass sich auch in zahlreichen Expertisen wissenschaftlicher Institutionen und Fachgesellschaften Aussagen und Empfehlungen finden, für die es an wissenschaftlicher Evidenz fehlt.

Den weit verbreiteten Aversionen könne nur durch gezielte und evidenzbasierte Aufklärung sowie besonnenes Handeln begegnet werden, betont die Stiftung Kindergesundheit. Arztpraxen, Apotheken sowie dem Personal von Gemeinschaftseinrichtungen komme dabei eine wesentliche Aufklärungsrolle zu.

Fünf Tipps zur Behandlung von Kopfläusen


Top Themen Gesundheit

Mehr Sicherheit für Kinder e.V. startet Toolbox für KiTa-Alltag

Vitolda Klein on Unsplash
Unfallprävention ist ein Thema, das sich gut in den Alltag einer KiTa integrieren lässt. Mit verbesserter Risikokompetenz und mehr Bewegungssicherheit können viele Unfälle vermieden werden, bei denen sich Kinder schwer verletzen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V. (BAG) hat deshalb in Zusammenarbeit mit KiTa-Fachkräften gefördert durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Toolbox "GIB 8 - Unfallprävention für den KiTa-Alltag" entwickelt.
 
"Mit Hilfe der Toolbox können Erzieherinnen und Erzieher das Thema Unfallprävention im KiTa-Alltag spielerisch und kindgerecht vermitteln und das Verhalten von Kindern in Gefahrensituationen üben", erklärt Andreas Kalbitz, Geschäftsführer der BAG. Kernstück der Toolbox sind 64 Spiel- und Aktionskarten, die sich acht Schwerpunktthema widmen. Dabei geht es unter anderem um Stürze, Vergiftungen, Gefahren, die am Wasser lauern sowie um das Erlangen einer individuellen Risikokompetenz.

Kostenlose Toolbox mit Spiele und Aktionen, die Kinder an das Thema Sicherheit heranführen

Zu jedem Thema gibt es verschiedene Spiele und Aktionen, die Kinder von drei bis sechs Jahren einfach und ohne lange Vorbereitung an das Thema Sicherheit heranführen. Darüber hinaus enthält die Toolbox Arbeitsblätter und Arbeitshilfen, Informationsmaterial zur Elternansprache sowie Adressen und Links zu weiterführenden Informationen.
 
Prof. Dr. Freia De Bock, Abteilungsleiterin für den Bereich Kindergesundheit in der BZgA, erklärt: "Die altersgerechte Förderung der Bewegungsfreude und -koordination und der Risikowahrnehmung sind grundlegende Bausteine in der Unfallprävention - in der Kita und zu Hause. Sie gibt Kindern ein gutes und sicheres Körpergefühl und Selbstvertrauen." Die BZgA sieht in der neuen Toolbox eine vielversprechende neue Arbeitshilfe zur Unfallprävention in der für Kinder zentralen Lebenswelt Kita. Wichtig ist der BZgA auch, dass gleichzeitig Eltern mit konkreten Tipps angesprochen werden, wie sie die häusliche Umgebung und die alltäglichen Aktivitäten in der Familie noch kindersicherer gestalten können.
 
Kleinere Unfälle und Missgeschicke sind in der kindlichen Entwicklung kaum zu vermeiden, schwere Unfälle allerdings müssen unbedingt verhindert werden. Wie dringend dieses Anliegen ist, beweist die Zahl von rund 1,84 Millionen Kindern, die sich Jahr für Jahr so schwer verletzen, dass sie ärztliche Hilfe benötigen. Die Mehrzahl der Unfälle ereignet sich zu Hause. Auch in KiTas kommt es immer wieder zu Situationen, bei denen Kleinkinder sich ernsthaft verletzen. Die KiTa ist deshalb ein wichtiger Ort, um möglichst viele Kinder und Eltern zu erreichen und auf das Thema aufmerksam zu machen.
 
Auf der Website https://www.kindersicherheit.de/service/bestellservice/toolbox-gib8.html können pädagogische Fachkräfte die Toolbox kostenfrei bestellen und finden darüber hinaus weitere Informationen.

Über die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V.

Die BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. informiert über die Verhütung von Kinderunfällen, gibt zahlreiche Broschüren zur Kindersicherheit heraus und veranstaltet Fortbildungen. Unterstützt durch verschiedene Bundesministerien und weitere Institutionen setzt die BAG sich dafür ein, Kinderunfälle zu reduzieren und innovative Präventionsmaßnahmen für Heim und Freizeit sowie Kooperationen auf nationaler und internationaler Ebene voranzubringen.
 
 

 


Top Themen Zeitnah

Ganztag für Grundschulkinder: Ausbaubedarf insbesondere in den westdeutschen Flächenländern

CDC on Unsplash

Ganztag für Grundschulkinder

Erstmals liegen Vorausberechnungen für die einzelnen Bundesländer zur Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztag für Grundschulkinder bis zum Schuljahr 2029/30 vor. Insgesamt ist der zusätzliche Ausbaubedarf geringer als bislang angenommen.

Anders als zu Beginn der Verhandlungen zwischen Bund und Ländern über die Einführung eines Rechtsanspruchs für Grundschulkinder angenommen, zeigen neue Vorausberechnungen des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund, dass weniger Plätze notwendig sind, um dieses Projekt zu realisieren. Bundesweit müssten bis zum Schuljahr 2029/30 rund 600.000 zusätzliche Ganztagsplätze für die Kinder im Grundschulalter geschaffen werden. Zuletzt besuchten bereits über 1,6 Mio. Grundschulkinder ein Ganztagsangebot. Das bedeutet, dass drei von vier der benötigten Plätze aktuell bereits vorhanden sind. Die Situation in den Bundesländern ist jedoch sehr unterschiedlich. Während in den ostdeutschen Flächenländern und Hamburg nur noch ein kleiner Teil der Plätze fehlt, zeigen die Vorausberechnungen, dass in den westdeutschen Flächenländern im Mittel noch zwischen 30 und 40 Prozent der Plätze geschaffen werden müssen.

Erstmals Vorausberechnungen für das zusätzlich benötigte Personal

In der neu vorgelegten Studie wird erstmals auch der Personalbedarf für die zusätzlich zu schaffenden Plätze ausgewiesen. Bundesweit werden dafür rund 35.000 Vollzeitstellen zusätzlich benötigt. Da in diesem Bereich jedoch von einem hohen Teilzeitanteil auszugehen ist, müssten dafür bis zum Schuljahr 2029/30 rund 57.000 Personen gewonnen werden. „Damit ist der Personalbedarf deutlich geringer als derjenige, der noch für den Ausbau für die Kinder im Kita-Alter bis Mitte des Jahrzehnts benötigt wird. Für den Kita-Bereich konnten wir bereits Ende letzten Jahres Ergebnisse vorlegen. Hier gehen wir von einem zusätzlichen Personalbedarf für die fehlenden Plätze von rund 138.000 Personen aus. Das zeigt, dass die Anstrengungen für den Ganztag im Grundschulalter deutlich geringer sein dürften,“ erläutert Dr. Christiane Meiner-Teubner, Mitautorin der Studie.

Anstrengungen erforderlich, um Personalbedarf in westdeutschen Flächenländern zu erfüllen

Die Höhe des zusätzlichen Personalbedarfs für die noch zu schaffenden Plätze für die Grundschulkinder variiert stark zwischen den Bundesländern. „In den westdeutschen Flächenländern, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Bayern, werden noch deutliche Anstrengungen notwendig sein, um ausreichend qualifiziertes Personal zu finden, damit der vollständige Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz im Grundschulalter ab dem Schuljahr 2029/30 erfüllt werden kann“, sagt Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, wissenschaftlicher Leiter des Dortmunder Forschungsverbunds und bis vor kurzem Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Für diese beiden Länder geht die Autorengruppe der Studie jeweils von einem zusätzlichen Bedarf von rund 7.000 beziehungsweise 7.500 zusätzlichen Vollzeitstellen aus.

In den ostdeutschen Flächenländern kaum zusätzlicher Personalbedarf

In den ostdeutschen Flächenländern besteht nur noch ein geringer Personalbedarf. Hier ist das Angebot bereits gut ausgebaut und die Kinderzahlen gehen teilweise in wenigen Jahren zurück. Der zusätzliche Personalbedarf liegt mit Ausnahme von Thüringen – wo bis zum Schuljahr 2029/30 kein zusätzlicher Bedarf erwartet wird – pro Bundesland bei im Mittel zwischen 400 und 500 zusätzlichen Vollzeitstellen.

Ausbaukosten geringer als bislang angenommen

Der geringere Bedarf an zu schaffenden Plätzen führt auch dazu, dass die anfallenden Kosten geringer sein werden, als bislang angenommen, obwohl der Zeitpunkt des vollständigen Inkrafttretens des Rechtsanspruchs im Rahmen der Verhandlungen zwischen Bund und Ländern nach hinten verschoben wurde. Bundesweit wird nun von Investitionskosten zur Schaffung neuer Plätze von rund 4,6 Mrd. Euro ausgegangen.
Die jährlichen Betriebskosten hängen maßgeblich von der Anzahl der Kinder ab, für die das Personal zuständig ist. Da hierzu bislang große Unklarheit besteht, hat die Autorengruppe verschiedene Modelle gerechnet. In einer Maximumvariante kommen sie zu dem Ergebnis, dass für das Schuljahr 2029/30 mit zusätzlichen Betriebskosten von rund 2,6 Mrd. Euro zu rechnen ist. Die höchsten Kosten entstünden in Nordrhein-Westfalen und Bayern mit etwa 575 Mio. Euro beziehungsweise 531 Mio. Euro, während in Thüringen keine zusätzlichen Betriebskosten in diesem Schuljahr anfallen würden.

„Insgesamt wird damit deutlich, dass das Projekt Ganztag eine bildungspolitische Herausforderung ist, allerdings im Lichte der noch ausstehenden Vorbereitungszeit machbar erscheint,“ resümiert Prof. Dr. Thomas Rauschenbach.

Der Forschungsverbund DJI/TU Dortmund führt Forschungsprojekte zu den Themen Kindertagesbetreuung, Hilfen zur Erziehung, Kooperation von Jugendhilfe und Schule, Familien und Frühe Hilfen, Kinder- und Jugendarbeit, Personal und Qualifikation sowie Freiwilliges Engagement durch. Zu den Aufgaben des Forschungsverbunds gehören wissenschaftsbasierte Dienstleistungen sowie die Beratung von Politik und Fachpraxis auf allen föderalen Ebenen.

Mehr Infos zu der Vorausberechnungen für die Kindertages- und Grundschulbetreuung gibt es unter forschungsverbund.tu-dortmund.de

 


Top Themen Medien

Hörtipp: Der Achtsame Tiger – Das Musik-Hörspiel

Der Tiger ist gefährlich? Ein wirklich wildes Raubtier? So’n Quatsch – diese Beschreibung findet der Achtsame Tiger nun doch ganz schön unpassend. Schließlich hat er alle Pfoten voll zu tun, um seinen tierischen Freunden zu helfen! Er nimmt uns mit in seine bunte, geheimnisvolle Dschungelwelt und zeigt uns, wie ein Tag im echten Tigerleben aussieht. Der Achtsame Tiger steckt zwar im typischen Tigerfell, ist eben eher „ein friedvoller Krieger in der friedlichen Liga“. Im Dschungel erklärt er dem kleinen Elefanten, was sein Leibgericht Kokomeloranganavokakizitrosine ist, macht zwischendurch den Orang-Utans die Haare schön oder verrät der vor Stress verknoteten Boa seinen ganz geheimen Tigertrick – nämlich erstmal ganz in Ruhe ein- und auszuatmen. Er hilft dem Krokodil dabei, endlich mutiger zu werden, löst den erschöpften Papagei beim Brüten ab, hängt ‘ne entspannte Runde mit dem Faultier ab und zeigt dem Tapir, dass man auch mit kurzen Beinen richtig gut tanzen kann. Denn am Schluss gibt’s eine fröhliche Party, natürlich gemeinsam mit allen Dschungeltieren in all ihrer Artenvielfalt. Roaaar!

Musicals zum Hören haben eine bewährte Tradition, denn die Bilder zu den Geschichten entstehen ganz von allein im Kopf. Und so zieht auch „Der Achtsame Tiger“ als lustiges Familienmusical mit zehn eingängigen und mitsingbaren Pop-Songs und vielen starken Botschaften die Hörer in ihren Bann. Die Songs sind mitreißend und verbreiten musicalhaften Bühnenglanz. In diese wunderbare Stimmung hinein fügen sich die kleinen Weisheiten der Achtsamkeitslehre mit ganz besonderem Charme ein. So erfahren wir, was Achtsamkeit überhaupt ist, lernen etwas über Entschleunigung, beruhigende Atmung, bewusste Ernährung und über die manchmal auch notwendige Langeweile. Als Held und Hauptfigur eignet sich der aus der Rolle fallende Tiger dafür ganz wunderbar.

Der Achtsame Tiger - Rolf Zuckowski | Liedergeschichten aus dem Dachstübchen

Für ihre jüngste Produktion haben sich die Musicalmacher Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth – die wohl erfolgreichsten Autoren dieses Genres im deutschsprachigen Raum – von einem wundervollen Kinderbuch-Bestseller inspirieren lassen: Mit überraschenden Ideen, einer großen Portion Wortwitz und ganz viel Musik verwandeln sie „Der Achtsame Tiger“, das Kinderbuch des Jahres 2019 von Przemysław Wechterowicz und Emilia Dziubak (Mentor Verlag), in einen turbulenten Musicalspaß in prachtvoller Dschungelkulisse, der Klein und Groß gleichermaßen verzaubert. Regie führt Carolin Spieß, die neben der „Weihnachtsbäckerei“ schon zahlreiche Kinderproduktionen des Hamburger Schmidt-Theaters wie „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ oder „Der kleine Störtebeker“ inszeniert hat.

„Der Achtsame Tiger“ ist bezaubernde Familienunterhaltung mit einer tigerstarken Botschaft, die auf sanften und doch packenden Pfötchen daherkommt. Rolf Zuckowski war von Anfang an so begeistert, dass er das Musik-Hörspiel unbedingt auf seinem Universal Music-Label „noch mal!!!“ veröffentlichen wollte. „Der Achtsame Tiger“ erschien als Doppel-CD mit allen Liedtexten und vielen Illustrationen des Buches im Booklet sowie in Form von zwei Digitalalben - einmal mit dem kompletten Hörspiel inkl. der eingebundenen Lieder, einmal mit allen Songs in speziellen Edits plus allen Instrumentals. Das famose Ensemble, angeführt vom großartigen Schauspieler und Sänger Alex Melcher als Achtsamem Tiger, weiß mit so viel Leidenschaft und Humor durch die Geschichte zu führen, und die Songs von Martin Lingnau sind derart zeitlos, mitsingtauglich und evergreenartig griffig, dass viele Familiengenerationen gern mitsingen dürften.

Der Achtsame Tiger - Der Achtsame Tiger

Der Achtsame Tiger

Das Musik-Hörspiel von Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth

2CD (CD1: Das Musik-Hörspiel, CD2: Alle Songs und Mitsing-Versionen)

UPC 00602435393469

LC 28836

VÖ: 04.06.2021 UPV ca. 15 Euro.

A noch mal!!! release; (P) 2021 Martin Lingnau under exclusive licence to Universal Music GmbH; © 2021 Mentor Verlag GmbH

https://www.universal-music.de/der-achtsame-tiger https://youtu.be/neWqvpHHkkI

Empfohlen für Menschen von 4 bis 104 Jahren


Top Themen Medien

Haus der kleinen Forscher bringt Forschen mit digitalen Medien in die Grundschule

Christoph Wehrer/ (c) Stiftung Haus der kleinen Forscher

Ein interdisziplinäres Team erarbeitet für und mit der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ eine Fortbildung zum Thema forschendes Lernen mit digitalen Medien im Grundschulunterricht. Die neue Fortbildung soll Lehrerinnen und Lehrer in ganz Deutschland dabei unterstützen, digitale Lernangebote sinnvoll in ihren Unterricht zu integrieren – insbesondere in Fächern mit Bezug zu Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT).

Welche Unterstützung brauchen Lehrerinnen und Lehrer, damit Grundschulkinder MINT-Phänomene im Unterricht auch mit digitalen Medien erforschen können? Und wie können Schülerinnen und Schüler dabei Kompetenzen für eine digitalisierte Welt entwickeln? Auf diese Fragen findet seit heute ein Entwicklungsteam aus Lehrerinnen, Trainern und Fachleuten aus Wissenschaft und pädagogischer Praxis Antworten. Noch bis Jahresende werden sie im „Ko-Lab“ im Rahmen von Design-Thinking-Workshops ko-kreativ ein Fortbildungskonzept und entsprechende Prototypen entwickeln. Im Anschluss wird die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ die Ergebnisse mit Trainerinnen, Lehrern und Grundschulklassen erproben. Ziel ist es, dass perspektivisch alle Grundschullehrkräfte in Deutschland das neue Fortbildungsangebot zum forschenden Lernen mit digitalen Medien nutzen können. 

Forschendes Lernen im Unterricht – analog und digital

„Unser Hauptanliegen ist es bei Kindern, sowohl MINT-Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zu fördern als auch Kompetenzen für eine digitalisierte Welt. Dabei wollen wir weg von der ‚analog versus digital‘-Denke, hin zu einer Lernkultur der Digitalität“, erklärt Projektleiterin Anne Lehmann. „Unterricht, der Schülerinnen und Schüler stark für unsere zunehmend digitalisierte Welt machen möchte, muss alle Zugänge in integrierten Lernszenarien vereinen, also digitale und analoge Formate als verschiedene Elemente einesUnterrichtsszenariums betrachten“, so Lehmann weiter. 

Hinter „Ko-Lab“ stehen starke Partner für die Grundschule

Die Fortbildungsentwicklung wird im Rahmen des Projekts „Kollaboratives Konzept-Lab“ (Ko-Lab) umgesetzt. Das innovative Projekt läuft noch bis Ende September 2022 und wird durch die Friede Springer Stiftung ermöglicht. Das "Ko-Lab"-Projekt knüpft an das Bildungsangebot "MINT geht digital" vom „Haus der kleinen Forscher“ und dem inzwischen abgeschlossenen Stiftungsprojekt "Digital Lab" an, in dem in den letzten Jahren bereits gemeinsam mit Grundschullehrerinnen und -lehrern Unterrichts-Apps zum Thema Energie und Strom entwickelt wurden. 

 

Kinderzeit-Podcast zum Thema forschendes Lernen

Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“

Die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ engagiert sich für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen. Gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern vor Ort bietet die Stiftung bundesweit ein Bildungsprogramm an, das pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützt, Kinder im Kita- und Grundschulalter qualifiziert beim Entdecken, Forschen und Lernen zu begleiten. Das „Haus der kleinen Forscher“ verbessert Bildungschancen, fördert Interesse am MINT-Bereich und professionalisiert dafür pädagogisches Personal. Partner der Stiftung sind die Siemens Stiftung, die Dietmar Hopp Stiftung, die Dieter Schwarz Stiftung und die Friede Springer Stiftung. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.


Top Themen Medien

Kindermusiktipp: "Spuckepack" von Sven van Thom

Nach „Tanz den Spatz“, seinem ausgezeichneten Album, legt Sven van Thom endlich ein zweites Kinderlieder-Album vor. Sowohl musikalisch als auch textlich zeigt der Ausnahmekünstler auf dem Album „Spuckepack“ seine ganz Bandbreite. Die reicht von humorvollen Textkreationen und mitreißenden Melodien bis hin zu einfühlsamen und ermutigenden Balladen.

Die Songs gehen sofort ins Ohr und sind mit einem unvergleichlichen Witz versehen. Sven van Thom gibt kreative Lösungsvorschläge für den Alltag, die nicht nur Kinder überraschen. Im Westernstil präsentiert er Tipps gegen Schluckauf, mit einem peppigen Beat vermittelt er den perfekten Start in den Tag und auch bei schlechter Laune hat er nicht nur für „Berliner Gören“ einen Rat, den der Titel des Liedes „Spucke in die Spree“ schon verrät.

 

Kinderlieder | Sven van Thom | Spucke in die Spree

Sven van Thom schafft es, Themen, die jedes Kind kennt, auf ganz besondere Weise zu betrachten und zu interpretieren. Da badet man sich schrumpelig, bis man aussieht wie eine Rosine, backt so viele Kuchen und Torten bis das ganze Haus damit gefüllt ist („Ich krieg‘ nie genug“) oder erkennt ganz genau, dass Schnee und Eis eigentlich „nur Angeberwasser“ sind. Die unterschiedlichsten Gefühle der Urlaubs- und Ferienzeit hat er in zwei Songs verarbeitet: „Ferien im Taunus“ knüpft perfekt an die Single „Nicht schon wieder an die Ostsee“ von seinem ersten Kinderliederalbum an, in dem ebenfalls das Urlaubsziel der Eltern deutlich infrage gestellt wird („Warum um alles in der Welt?“). „Wenn wir nochmal in Urlaub fahren“ zeigt dann die ganz andere Seite: Den Abschiedsschmerz, wenn sich die Familie auf den Heimweg machen muss, wobei alle doch lieber sagen würden: „Dann bleiben wir da“. Mit „Dein Papa kann nicht kochen“, „Mama einpacken“ und „Die beste Oma der Welt“ widmen sich drei Lieder ganz wichtigen Menschen. Das klingt mal rockig, mal poppig und es wird sogar gerappt!

 

Tanz den Spatz | Sven van Thom

Die Songs sind zwischen August 2019 und April 2021 entstanden und neben einiger gesanglicher und instrumentaler Unterstützung hat Sven van Thom fast alle Instrumente selbst eingespielt: Neben Gitarre, Schlagzeug und Ukulele sind es auch so außergewöhnliche Instrumente wie Okarina und Theremin, die dem Album einen ganz besonderen Klang geben.
 
Mehr zum Album und weitere Hörproben gibt es auch bei oetinger.de
 

Top Themen Praxis

Welthändewaschtag: Kinder spielerisch zum Händewaschen motivieren

Ketut Subiyanto von Pexels

Zum Welthändewaschtag am 15. Oktober 2021 erinnert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) daran, dass bereits Kinder richtiges Händewaschen lernen sollten. Händehygiene ist nicht nur in der Corona-Pandemie wichtig. Zahlreiche Erkrankungen lassen sich mit gründlicher Händehygiene vermeiden. Kreative Ideen helfen, damit Händewaschen bereits bei Kindern zum festen Bestandteil des Alltags wird. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unterstützt dabei mit Materialien und Informationen der Internetseite http://www.infektionsschutz.de.

Erkrankungen, die durch die Hände übertragen werden können, sind beispielsweise Erkältungen oder Magen-Darm-Infekte sowie auch Wurmerkrankungen. Krankheitserreger können durch die Berührung von anderen Menschen, Tieren oder Oberflächen auf die Hände gelangen. Werden dann Lebensmittel mit den Händen verzehrt oder die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen berührt, kann das zu einer Ansteckung führen.

Spielerisch zum Händewaschen motivieren

Bereits Kleinkinder können mit Hilfe von Routinen verinnerlichen, in welchen Situationen die Hände gewaschen werden sollten. Dabei helfen Lieder, das Interesse zu wecken und die ausreichende Dauer des gründlichen Händewaschens einzuschätzen. Experimente motivieren ältere Kinder spielerisch, Kenntnisse über Krankheitserreger und deren Übertragung zu erlangen. Der Nutzen von Seife kann mit einem Versuch dargestellt werden: Dafür wird in einer Schüssel mit Wasser etwas Pfeffer auf die Wasseroberfläche gegeben. Der Pfeffer stellt die normalerweise unsichtbaren Krankheitserreger dar. Dann wird ein Finger, zuerst ohne und dann mit Seife, in das Wasser gesteckt und beobachtet, was passiert.

Gründliches Händewaschen gelingt in fünf Schritten:
• Wasser marsch! Die Hände gründlich nass machen.
• Einseifen! Beide Hände komplett mit Seife einschäumen.
• Zeit lassen! 20 bis 30 Sekunden lang einseifen.
• Runter damit! Hände von allen Seiten gut abspülen.
• Trocknen! Auch in den Fingerzwischenräumen.

Wenn Kinder doch einmal erkranken, sind diese Hygieneregeln bei Erkältungen wichtig:
• Husten und niesen in die Armbeuge oder ein Taschentuch.
• Nase putzen mit einem Papiertaschentuch, das anschließend entsorgt wird.
• Und: Regelmäßig Hände waschen!

Warum ist das Händewaschen wichtig? | Clip und klar!


Top Themen Ernährung

Ich kann kochen! Gut geplant ist halb gekocht! – Vorbereitung und Planung von Kochaktionen mit Kindern

Sarah Wiener Stiftung | photothek

Gemeinsames Kochen macht nicht nur Spaß, es fördert bei Kindern auch motorische, sprachliche und soziale Kompetenzen. Und darüber hinaus bekommen bereits die Kleinsten die Möglichkeit, Lebensmittel und ihre vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten hautnah zu erfahren. Denn immer weniger Kinder erleben, was ausgewogene Ernährung bedeutet, welche Vielfalt es an frischen Lebensmitteln gibt und wie diese genussvoll zubereitet werden.

Da das Kochen mit Kindern eine kleine Herausforderung sein kann, ist eine gute Planung das A und O. Und vor allem gilt: ruhig und gelassen bleiben – auch, wenn mal ein Missgeschick passiert. 

Die Vorbereitung beginnt mit der Suche nach dem richtigen Rezept

Die Vorbereitung beginnt mit der Auswahl des Rezepts. Gemeinsam mit den kleinen Köch:innen kann abgestimmt werden, welches Gericht zubereitet werden soll. Lieblingsgerichte können spielerisch im Stuhlkreis gesammelt und besprochen werden – wer es kreativer mag, malt die Lieblingsspeise. Alternativ können den Kindern auch einige Rezeptideen vorgeschlagen werden, aus denen sie wählen können. 

Steht fest, was gekocht werden soll, ist ein genauer Blick auf das Rezept und die einzelnen Arbeitsschritte gefragt: Welche Arbeitsschritte können mit der Kinderkochgruppe umgesetzt werden? Wo ist Unterstützung nötig? Welche Küchenwerkzeuge werden benötigt? Es ist ratsam und zeitsparend, die benötigten Küchenutensilien und Lebensmittel schon vor Beginn des Kochens bereitzustellen. Wer mehr Zeit mitbringt und für ein besonderes Erlebnis sorgen möchte, bezieht die Kinder bereits in den Einkauf der Lebensmittel ein. So lernen sie die Vielfalt an Lebensmitteln kennen und erkunden selbst Obst, Gemüse & Co. Ein kleiner Tipp: Der Einkauf wird noch spannender, wenn aus der Zutatensuche eine Art Schnitzeljagd gestaltet wird. 

Zurück in der Einrichtung können die Arbeitsplätze vorab oder zusammen mit den Kindern eingerichtet werden. Je nach Rezept und Anzahl der Kinder werden die Arbeitsschritte und die entsprechenden Küchenutensilien den Kindern zugeteilt. Steht zum Beispiel ein großer bunter Obstsalat oder eine Möhrensuppe auf dem Speiseplan, benötigt es einiges an Schnippelarbeit. Dabei können alle Kinder tatkräftig mithelfen und das Obst und Gemüse mit eigenem Brettchen und Messer in Stücke schneiden. Manchmal kann es jedoch auch sinnvoll sein, die Arbeitsschritte aufzuteilen und das Gericht in einer Gruppenarbeit mit verschiedenen Stationen zuzubereiten. 

Regeln für den sicheren Umgang mit Messern

Wichtig ist beim Umgang mit Messern, von Anfang an Regeln aufzustellen. So sollte bspw. niemand mit einem Messer in der Hand durch den Raum laufen. Messer gehören nur in die Hand, wenn sie gerade benutzt werden – ansonsten werden sie abgelegt. Hilfreich ist hier ein Messerparkplatz, der möglichst über dem Schneidebrett platziert wird. Wie im Straßenverkehr zeigt das Schild ganz klar, wo das Messer hingehört. Der Messerparkplatz kann zusätzlich laminiert werden, um ihn besonders küchentauglich zu machen. Ein weiterer Tipp zum sicheren Arbeiten, ist ein feuchtes Tuch unter den Brettchen. So verrutschen diese nicht beim Schneiden. 

Schüsseln sorgen für Übersichtlichkeit und Ordnung auf dem Arbeitsplatz. Diese werden benötigt für die gewaschene Rohware, geschnittenes Obst und Gemüse und Gemüsereste wie Schalen und Kerne. Die Kinder sollten die Schüsseln gut erreichen und nicht über Kreuz greifen müssen, um an eine bestimmte Schüssel zu gelangen. Wird bei den Vorbereitungen viel Kraft und Armfreiheit benötigt, wie zum Beispiel beim Kneten oder Teig ausrollen, bietet sich das Arbeiten im Stehen an. Bei Schneidearbeiten können die Kinder auch am Tisch sitzen. So oder so: Die Arbeitshöhe sollte zur 

Körpergröße passen, damit die Kinder sicher arbeiten können. Stabile Tritthocker helfen, wenn die Arbeitsfläche zu hoch für die Kinder ist – zum Beispiel, wenn sie in einer hohen Schüssel etwas umrühren oder pürieren wollen. 

Ist an alles gedacht, steht dem Kochspaß und der gemeinsamen Mahlzeit nichts mehr im Weg. Auf die Plätze, fertig, genießen! 

Ich kann kochen! Messerparkplatz zum Ausdrucken für Rechtshänder

Download: Ich kann kochen! Messerparkplatz zum Ausdrucken – Rechtshänder (PDF) (100,1 KiB)

Ich kann kochen! Messerparkplatz zum Ausdrucken für Linkshänder

Download: Ich kann kochen! Messerparkplatz zum Ausdrucken für Linkshänder (PDF) (99,7 KiB)

Kinderzeit-Podcast: Warum sollten wir mit Kindern kochen? Zu Gast: Lisa-Maria Kadow, Genussbotschafterin bei "Ich kann kochen"

Über die Initiative Ich kann kochen!

Die Sarah Wiener Stiftung und die Krankenkasse BARMER haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder frühestmöglich für eine vielseitige Ernährung zu begeistern. Gemeinsam mit pädagogischen Fach- und Lehrkräften vermittelt Ich kann kochen! in Kitas und Grundschulen praxisnah und alltagstauglich, wie viel Spaß es macht, sich selbst eine frische Mahlzeit zuzubereiten. Die Initiative fördert Ernährungskompetenz und hilft, Krankheiten wie Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Ich kann kochen! hat bereits mehr als eine Million Kinder erreicht und ist damit die größte bundesweite Initiative für praktische Ernährungsbildung von Kita- und Grundschulkindern. Qualität und Wirkung des Bildungsangebots wurden wissenschaftlich evaluiert und bestätigt. Ich kann kochen! ist ein IN FORM-Projekt der Bundesregierung.

Mehr: www.ichkannkochen.de

 


Top Themen Ernährung

Acker: Bis 2030 jedes Kind

Acker

Die meisten Kinder in Deutschland wachsen ohne die Erfahrung auf, wie Lebensmittel natürlich entstehen. Das Berliner Sozialunternehmen Acker e.V. will das ändern – und hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Bis 2030 soll jedes Kind die Möglichkeit haben, in der eigenen Kita- oder Schulzeit den gesamten Kreislauf des Anbaus von Lebensmitteln zu erleben.

Mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel

„Genau wie Musik, Sport oder Kunst fester Bestandteil des Bildungssystems sind, soll auch der Baustein ‚Natur und Lebensmittel‘ selbstverständlich werden, um die heranwachsenden Generationen für Themen wie ‚Nachhaltigkeit‘ oder ‚Klimawandel‘ zu sensibilisieren“, so der Gründer von Acker, Dr. Christoph Schmitz. In den Bildungsprogrammen GemüseAckerdemie und AckerRacker erleben Kinder den Gemüseanbau mit allen Sinnen – ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Während sich ihre Hände in die Erde graben, sie Radieschen und Tomaten wässern, lernen sie nebenbei etwas ganz Grundsätzliches – die Wertschätzung für Lebensmittel und das Verständnis für die Kreisläufe der Natur. Auch Erwachsenen bietet Acker solche grünen Aha-Erlebnisse. So ermöglicht Black Turtle den Anbau von alten Gemüsesorten für Zuhause – und in Büros und Quartieren lässt es die Ackerpause gedeihen. Acker erreicht also Menschen in ganz unterschiedlichen Kontexten.

Über 100.000 Kinder haben bislang mitgemacht

Geackert wird inzwischen in allen Bundesländern sowie in der Schweiz und in Österreich. Bis heute haben über 100.000 Kinder die Bildungsprogramme durchlaufen – und es sollen noch mehr werden. Denn bis 2030 will Acker, dass ein solcher Lernort an Schulen und Kitas keine Ausnahme mehr ist, sondern eine Selbstverständlichkeit. Für diese Vision arbeiten inzwischen über 100 Mitarbeitende – mit Erfolg, wie unter anderem die vielfach ausgezeichnete GemüseAckerdemie zeigt. Oder wie eine Lehrer*in sagte: „Wenn mein Schulleiter mir den Schulgarten wegnimmt, kündige ich.“

AckerKonferenz 2021 – Hier wächst Wandel

Wie können wir unser Bildungs- und Ernährungssystem nachhaltiger gestalten? Welche Schritte müssen wir gehen für eine zukunftsfähige Gesellschaft? Welche Weichen müssen wir stellen, damit ein sozial-ökologischer Wandel gelingt? Diese und weitere Fragen diskutieren Praktiker*innen, Expert*innen und Interessierte am 3. und 4. November online bei der AckerKonferenz 2021. Mit dabei ist unter anderem Arzt, Autor und Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen. Moderiert wird die Veranstaltung von Journalist und Moderator Tobias Krell, bekannt aus der KIKA- Kinderwissenssendung „Checker Tobi“.

Tickets sichern unter: https://konferenz.acker.co/tickets/

Über Acker e.V.

„Mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel“ – dafür setzt sich Acker e. V. mit seinen vielfach ausgezeichneten Bildungsprogrammen GemüseAckerdemie und AckerRacker ein. Mit weiteren Angeboten wie Black Turtle und Ackerpause motiviert Acker e. V. auch Privatpersonen und Unternehmen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Natur und Lebensmitteln. Der gemeinnützige Verein wurde im Jahr 2014 von Dr. Christoph Schmitz initiiert und gegründet. Im Jahr 2021 erfolgte die Umbenennung von Ackerdemia e.V. in Acker e.V.

www.acker.co

 


Top Themen Praxis Alle Newsletter

Forscheridee Oktober: Drachen drinnen steigen lassen

Stiftung Haus der kleinen Forscher

Kinder lieben es, Drachen steigen zu lassen, z. B. im Sommer am Strand oder im Herbst auf der Wiese. Der Wind sorgt dafür, dass der Drache in der Luft tanzt und schwebt. Bunte Drachen steigen lassen macht einfach Spaß – sogar bei Regenwetter gibt es eine Alternative! Magnete machen es möglich, dass die Kinder auch drinnen einen kleinen Drachen schweben lassen.

Sie brauchen:

  • Dünnes (Seiden-)Papier
  • Schere und Klebeband
  • Büroklammern
  • Bindfaden bzw. Nähgarn
  • Möglichst kräftige Magnete
  • Kleine Karte/ Postkarte
  • Löffel aus magnetischem Metall

Drachen bauen und lenken:

Die Kinder schneiden eine kleine Drachenform aus Papier aus und klemmen eine Büroklammer daran. Ein Ende eines Bindfadens wird am Drachen befestigt, das andere auf dem Tisch festgeklebt. Nun ziehen die Mädchen und Jungen den Drachen mithilfe des Magneten hoch in die Luft, bis der Faden straff gespannt ist. Falls der Magnet nicht sehr stark ist, legen Sie am besten Seidenpapier und Nähgarn fürs Drachenbauen bereit. Je leichter der Drachen ist und je kräftiger der Magnet, desto besser funktioniert es. Langsam entfernen die Mädchen und Jungen den Magneten immer weiter vom Drachen, bis dieser frei in der Luft schwebt. Nun können die Kinder den Drachen, ohne ihn mit dem Magneten zu berühren, hin und her lenken.

Drachen steigen lassen | Forscheridee

Was passt in die Lücke?

Die Mädchen und Jungen probieren aus, ob sie in die Lücke zwischen Magnet und Drachen eine Postkarte schieben können, ohne dass der Drachen abstürzt. Das geht am besten zu zweit: Ein Kind hält den Magneten und dirigiert damit den Drachen in eine geeignete Position, das andere Kind schiebt vorsichtig die Postkarte in den Spalt. Lässt die Anziehungskraft nach oder schwebt der Drachen ungestört weiter? Jetzt wird der Versuch mit etwas Metallischem wiederholt, z. B. mit einem Löffelstiel. Dafür braucht es eine ruhige Hand, denn der Löffel wird unweigerlich vom Magneten angezogen, soll ihn aber auf keinen Fall berühren. Was ändert sich nun?

Wissenswertes für Erwachsene:

Die Kraft eines Magneten wirkt auch über eine bestimmte Distanz, theoretisch sogar unendlich weit. Sie nimmt jedoch mit zunehmendem Abstand sehr schnell ab und ist bei normalen Alltagsmagneten schon nach wenigen Millimetern kaum noch spürbar. Diese Anziehung über einige Entfernung wirkt nicht nur in der Luft, sie durchdringt auch Papier, Kunststoff und alle anderen nicht magnetischen Materialien. Daher schwebt der Drachen auch mit der Postkarte im Spalt ungestört weiter. Anders ist es bei magnetischen Materialien, etwa dem metallischen Stiel des Löffels: Dieser stört das Kraftfeld des Magneten und der Drachen stürzt leider ab.

Kinderzeit-Podcast zum Thema forschendes Lernen

Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“

Die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ engagiert sich für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen. Gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern vor Ort bietet die Stiftung bundesweit ein Bildungsprogramm an, das pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützt, Kinder im Kita- und Grundschulalter qualifiziert beim Entdecken, Forschen und Lernen zu begleiten. Das „Haus der kleinen Forscher“ verbessert Bildungschancen, fördert Interesse am MINT-Bereich und professionalisiert dafür pädagogisches Personal. Partner der Stiftung sind die Siemens Stiftung, die Dietmar Hopp Stiftung, die Dieter Schwarz Stiftung und die Friede Springer Stiftung. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.