2018

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Medienpädagogik in der Kindertageseinrichtung

Medienwelt der Kinder

Medienpädagogik fängt nicht erst beim Einsatz von Tablets und Beamern an. Neben den theoretischen Grundlagen der Medienpädagogik setzen Sie sich in diesem Kurs mit der Medienwelt der Kinder, den gesellschaftlichen medialen Entwicklungen und der eigenen Medienbiografie auseinander. Darauf aufbauend lernen Sie, die vielfältigen Medieneinflüsse, die auf Kinder einwirken, zu erkennen. Sie lernen Angebote durchzuführen, durch die Kinder ihre Medienerfahrungen philosophisch, musikalisch, kreativ oder in Bewegung verarbeiten können. Zudem erfahren Sie anhand von Beispielen, wie Sie Ihre medienpädagogische Arbeit dokumentieren und in Elterngesprächen und Aushängen positiv darstellen.

Termin: 13. November 2018, 08.30 - 16:15 Uhr

Kosten: pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Kindertageseinrichtungen der Stadt München: kostenfrei
Externe: 80,00 €

Ort: Pädagogisches Institut
Herrnstraße 19
80539 München

Referent: Joe Hensel

Anmeldung bis spätestens 5 Wochen vor Veranstaltungsbeginn erforderlich.
Bitte geben Sie die Kursnummer an: 74-CA1.21
Anmeldung bei: Gabriele Gabor
Tel.: (089) 233-24541
Fax: (089) 233-27803
E-Mail: pimp.rbs@muenchen.de

Weitere Informationen finden Sie hier


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Mehr Inklusion von Schülern mit Lernhandicaps

Deutschlandweit geht die Exklusion zurück. Der Anteil der Schüler, die in separaten Förder-schulen lernen, nimmt demnach ab. Gingen 2008 noch 4,9 Prozent aller Kinder auf eine Förderschule, waren es 2017 nur noch 4,3 Prozent. Zudem nimmt die Spannweite zwischen den Bundesländern mit den höchsten und niedrigsten Exklusionsquoten ab: Während im Schuljahr 2008/09 die Exklusionsquote in Mecklenburg-Vorpommern noch um 5,7 Prozentpunkte höher lag als in Schleswig-Holstein, sank die Differenz im Schuljahr 2016/2017 auf 4,8 Prozentpunkte – zwischen Bremen (Exklusionsquote 1,2 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (6 Prozent). Dies ergibt eine Analyse zum Stand der Inklusion in Deutschland, die Prof. Klaus Klemm in unserem Auftrag durchgeführt hat.

Demnach besuchen insbesondere im Förderschwerpunkt Lernen in allen Bundesländern weniger Kinder Förderschulen. So sank die Exklusionsquote der Schüler mit Lernhandicaps bundesweit von 2,1 auf 1,3 Prozent. In Sachsen-Anhalt ist diese Entwicklung mit einem Rückgang um 2,6 Prozentpunkte besonders stark ausgeprägt. Deutschland findet damit Anschluss an internationale Standards: In den meisten anderen Ländern werden Kinder mit Lernschwierigkeiten schon seit langem in den Regelschulen unterrichtet. 

Bei der Inklusion sehr unterschiedliche Entwicklungen in den Bundesländern

Die Bundesländer unterscheiden sich stark im Umgang mit Förderschülern. Entgegen dem Bundestrend sind die Exklusionsquoten in Südwestdeutschland zwischen 2008 und 2017 sogar gestiegen: In Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gehen wieder mehr Kinder auf eine Förderschule. In Ostdeutschland hingegen geht die Exklusionsquote erheblich zurück. In Nordrhein-Westfalen und Hessen gab es moderate Rückgänge, im Saarland dagegen nur kleine. Besonders niedrig sind die Anteile der Schüler, die separate Förderschulen besuchen, in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und in den Stadtstaaten: Hier ist die Exklusionsquote stark gesunken, insbesondere in Bremen.

Die Chance auf Inklusion hängt allerdings nicht nur vom Wohnort ab, sondern auch vom Förderbedarf. Nur im Bereich Lernen gibt es einen bundesweiten Rückgang der Exklusion. Kinder mit dem Förderschwerpunkt Sprache besuchen zumindest  in elf Bundesländern immer häufiger eine Regelschule als früher. Für Schülerinnen und Schüler mit den Förderschwerpunkten geistige oder körperliche Entwicklung hat sich hingegen  zwischen 2008 und 2017 überall wenig verändert, bei Schülern mit sozial-emotionalen Handicaps gibt es heute sogar mehr Exklusion.

Wirksame Unterstützungssysteme für Lehrer

Mit Blick auf die grundsätzlich positive Entwicklung der vergangenen Jahre hebt Jörg Dräger die Leistung der Lehrkräfte hervor: „Die Inklusion ist vor allem durch die Aufnahme von Schülern mit Lernschwierigkeiten in die Regelschulen vorangekommen. Allerdings werden vielerorts die Lehrkräfte noch zu wenig dabei unterstützt, mit dieser steigenden Heterogenität in den Klassenzimmern umzugehen.“ Dies erkläre auch das Unbehagen gegenüber der Inklusion in vielen Lehrerzimmern. „Der Fokus muss angesichts der aktuellen Entwicklung auf den Umgang mit Schülern mit Lernhandicaps gelegt werden“, so Dräger. Hier brauchen die Schulen jetzt dringend mehr sonderpädagogische Kompetenz und Fortbildungen für die Lehrkräfte, um den unterschiedlichen Schülern besser gerecht zu werden.

Notwendig seien insbesondere wirksame Unterstützungssysteme auf Länderebene: „Länder, die bei der Inklusion weit fortgeschritten sind, haben für Lehrkräfte effektive Strukturen etabliert - wie etwa die Zentren für unterstützende Pädagogik in Bremen oder die Förderzentren Lernen in Schleswig-Holstein.“ Um die regionalen Unterschiede bei der Inklusion in Deutschland zu verringern, plädiert Dräger für bundesweit einheitliche Qualitätsstandards. Impulse dafür erhofft er sich vom geplanten nationalen Bildungsrat. Dieser könnte in Zusammenarbeit mit den Bundesändern gemeinsame Standards für die Umsetzung von Inklusion entwickeln.

Hintergrundinformation:

Die Studie von Prof. Klaus Klemm „Unterwegs zur inklusiven Schule: Lagebericht 2018 aus bildungsstatistischer Perspektive“ analysiert im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Entwick- lung des inklusiven Schulsystems in Deutschland zwischen dem Schuljahr 2008/09, in dem die UN-Konvention in Kraft trat, und dem Schuljahr 2016/17, für das die bislang aktuellsten Zahlen aus den Bundesländern von der Kultusministerkonferenz veröffentlicht wurden.

Die Bertelsmann Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich für Teilhabe in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern, insbesondere im Bereich Bildung, einsetzt. Deshalb engagiert sich die Stiftung in vielfältiger Weise im Bereich schulischer Inklusion und trägt gemeinsam mit dem Beauftragten für die Belange behinderter Menschen und der Deutschen UNESCO-Kommission seit 2009 den Jakob Muth-Preis für inklusive Schule: www.jakobmuth-preis.de. Im Herbst wird der neue Jakob Muth-Preis ausgeschrieben.


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Inklusive Medienprojekte

Kostenloses Coaching mit Nimm!-Projektleiterin

Fachkräfte, die Medienprojekte für alle anbieten wollen, aber noch wenig oder gar keine Erfahrungen haben, können sich dazu von Nimm!-Projektleiterin Selma Brand am 19. September in Münster kostenfrei coachen lassen! Nimm bedeutet in diesem Fall Netzwerk Inklusion mit Medien.

Was am Coaching-Tag passiert

  • dreieinhalbstündige Einführung in die inklusive Medienarbeit
  • fachliche Grundlagen zur Medienarbeit mit heterogenen Zielgruppen
  • Tipps und Tricks zur Projektkonzeption
  • hilfreiche Materialien
  • ausprobieren technischer Möglichkeiten zur Realisation von Projekten
  • Fachkräfteaustausch

Wer an einem Workshop teilgenommen hat, erhält anschließend weitere telefonische Beratung zur Umsetzung eines inklusiven Medienprojektes in der eigenen Einrichtung. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, sich im Nimm! Netzwerk weiter zu engagieren und zu vernetzen. Zum Beispiel auf unserem Blog www.inklusive-medienarbeit.de. Die Teilnahme ist kostenlos, die Teilnehmenden werden jedoch gebeten, einen kurzen Erfahrungsbericht inklusive Fotos über ihre Erlebnisse mit inklusiver Medienarbeit in der eigenen Einrichtung im Laufe des Jahres zur Veröffentlichung auf dem Blog zu schreiben.

Termin: 19.09.2018 in Münster 

Kontakt: Selma Brand, Projektleitung Nimm! – Netzwerk Inklusion mit Medien
brand@medienarbeit-nrw.de

Weitere Informationen auf www.inklusive-medienarbeit.de


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Entspannungsspiele

Spiele zum ganzheitlichen Lernen

© yanlev/Fotolia

Gerade im Spiel ist es möglich, Körperbewegungen, Wahrnehmung, Gedächtnis und sozialen Umgang zu trainieren und das mit viel Spaß!

Der hektische Zeitgeist verursacht Anspannung und Nervosität!
Die meisten Menschen unserer Gesellschaft leben in ständiger Zeitnot, leiden unter hektischer Nervosität, körperlicher und psychischer Daueranspannung. Der rastlose Zeitgeist geht auch an Kindern nicht spurlos vorbei. Viele von ihnen sind dem wachsenden Erfolgsdruck hilflos ausgesetzt und leiden unter verbissenem Ehrgeiz. Sie geraten aus dem inneren Gleichgewicht und verhalten sich auffällig: motorische und verbale Unruhe, Unausgeglichenheit, Konzentrationsstörungen und Aggressivität. Als nervöse Zappelphilippe stehen diese Kinder ständig unter Strom und sind der Kritik anderer hilflos ausgeliefert. Ihr Alltag wird von der Angst überschattet, weder den äußeren Ansprüchen noch den inneren Erwartungen gerecht zu werden. Nur selten erleben sie entspannte Momente, obwohl sie entscheidend für ihre geistige und körperliche Gesundheit wären.

Denn Entspannung fördert:

  • die Persönlichkeitsentwicklung
  • das positive Miteinander
  • das effektive Lernen

Kinder brauchen von ihren Eltern, Erziehern  und Lehrern gezielte Hilfe, um ihre körperlich-seelischen Anspannungen zu lösen und optimale Entspannung zu erfahren: Die Atmung wird gleichmäßig, die Muskeln lockern sich, der Blutdruck sinkt, der Puls schlägt langsamer und das innere Gleichgewicht kehrt wieder. Kinder können spielerisch motiviert werden, ihre Gefühle und Gedanken, ihren Atem und ihre Kräfte bewusst zu steuern.

Aber vorher gilt es Folgendes zu beachten:

  • Die richtige Atemtechnik
  • Der richtige Zeitpunkt
  • Die geschlossenen Augen
  • Viel Geduld
  • Zärtlichkeit ist der beste Begleiter

Es gibt kein sicheres Entspannungsrezept, keine Methode, die alle Kinder gleichermaßen und zur selben Zeit entspannt. Die richtige Wahl zum richtigen Zeitpunkt bleibt der Beobachtungsgabe, Kreativität und Sensibilität der Eltern und Pädagogen überlassen. Und der Erfolg von mehr Ruhe, Entspannung und Konzentration setzt nicht über Nacht oder bereits nach der ersten Übung ein. Es bedarf vieler einfühlsamer Schritte und vor allen Dingen des positiven Vorbilds der Erwachsenen. Denn wir können nur das an Kinder weitergeben, was wir selbst besitzen! Psychisch ausgeglichene Erwachsene vermögen Entspannungsübungen überzeugender zu vermitteln. Aber hierfür müssen auch sie regelmäßig den ,Energieakku‘ mit Entspannungsübungen aufladen!

Entspannung bedeutet:

  • Äußere Reize ausschalten
  • Stille genießen und Energiereserven auftanken
  • Spannungen, Stress und Ängste positiv abbauen
  • Das innere Gleichgewicht finden
  • Selbstvertrauen und Kreativität entwickeln
  • Das Gruppenklima harmonisieren

Mit der Welle atmen

„Stellt euch eine Meereswelle vor, die langsam bis zum höchsten Punkt anschwillt und gleichmäßig wieder abrollt. Versucht, mit der immer wiederkehrenden Bewegung der sanft fließenden Wellen zu atmen. Bitte atmet ganz bewusst langsam und zählt beim Ein- und Ausatmen jeweils bis 6. Atmet tief durch die Nase ein und lasst den Bauch weit hervortreten. Die Meereswelle hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht, nun haltet die Luft drei Pulsschläge lang an. Atmet langsam aus, entleert dabei erst den Bauchraum und dann den Brustkorb. Wenn die Luft ganz raus ist, dann haltet wieder drei Pulsschläge lang an. Und nun atmet erneut tief ein.“

Tipp: Schreiben Sie die richtige Atemtechnik an die Tafel:

6 = Einatmen

3 = Anhalten

6 = Ausatmen

3 = Anhalten

6 = Einatmen

usw.

Bitte achten Sie darauf, dass die Kinder vollständig ausatmen. Denn wir neigen dazu, länger ein- als auszuatmen. Führen Sie den Kindern die richtige Atemtechnik vor: Durch die Nase in den Bauch einatmen und durch den Mund wieder ausatmen!

Lebende Luftballons

Die Kinder stehen im Kreis: „Stellt euch vor, ihr wäret bunte Luftballons, die feste aufgeblasen werden und durch ein kleines Loch langsam wieder die Luft verlieren.“ Es macht den Kindern übrigens großen Spaß, beim Ein- und Ausatmen ihren Brustumfang mit einem Meterband zu messen.
Tipp: Erklären Sie vorher die richtige Atemtechnik (siehe oben).

Lebende Luftmatratzen

Die Kinder liegen auf dem Boden: „Stellt euch vor, ihr wäret Luftmatratzen, die aufgepumpt und bei jedem tiefen Atemzug praller werden. Wenn ihr so richtig prall seid, dann lasst die Luft langsam wieder raus.“
Tipp: Erklären Sie vorher die richtige Atemtechnik (siehe oben).

Die Reise zu meinem Ruhepol

Die Kinder liegen bequem auf Matten, ohne sich gegenseitig zu berühren. Sie schließen die Augen und lauschen der Geschichte:
„Stellt euch vor, ihr steht morgens im Kindergarten oder in der Schule. Viele Kinder laufen rempelnd und schreiend herum. Genervt sehnt ihr euch nach einem ruhigen Ort. Ihr habt Glück, denn heute macht ihr eine wunderschöne Reise. Legt euch auf die Matte und schließt die Augen. Nun packt ihr in Gedanken die Sachen ein, die ihr mitnehmen möchtet. Ihr berührt sie liebevoll und legt sie sanft in den Koffer, den ihr behutsam schließt. Jetzt atmet ihr tief ein und aus, ganz tief ein und aus … bis der Teppich, auf dem ihr liegt, sich langsam abhebt und mit euch durch die warme Luft gleitet. Von hoch oben nehmt ihr Abschied und winkt der hektischen Welt, die ganz klein unter euch liegt. Hier oben ist es friedlich und es duftet nach Frühling. Betrachtet jede weiße Wolke, die gemächlich an euch vorbeizieht. Manche ähneln Tieren, andere haben wunderbare Fantasieformen. Zwei vorbeifliegende Vögel singen leise eine kleine Melodie. Lange schwebt ihr so dahin. Eure Muskeln entspannen sich, sie werden weich und locker. Euer Herz schlägt ruhig und gleichmäßig. Ihr atmet tief ein und aus, tief ein und aus … bis der Teppich behutsam wieder heruntergleitet. Sanft setzt er auf weichem Sand auf. Ihr bleibt noch ein wenig liegen, genießt die Entspannung und tankt ganz viel Kraft. Der Alltag macht euch nun keine Angst mehr. Ein sanfter Ton (Klangschale ertönt) weckt euch. Ihr öffnet langsam die Augen, streckt und dehnt eure Glieder genüsslich wie eine Katze.“

Tipp: Stimmen Sie die Geschichte auf die realen Lebensumstände der Kinder ab und erzählen Sie sie mit ruhigem Tonfall. Führen Sie die Kinder zunächst aus einer stressigen Situation (z. B. Schulhof, Kindergarten oder Supermarkt) heraus. Geben Sie ihnen Zeit, die Reise zu genießen. Helfen Sie ihnen verbal, ihren Körper und Atem zu spüren, z. B. „Ihr seid ganz ruhig, behagliche Wärme strömt durch euren Körper.“ Stellen Sie am Ende jeder Entspannungsreise den Bezug zum Alltag wieder her.

Gemeinsam sind wir stark!

Die Kinder legen sich mit dem Rücken auf den Boden und bilden einen Kreis. Ihre Köpfe liegen in der Kreismitte, die Füße zeigen nach außen. „Schließt die Augen, entspannt eure Muskeln und atmet tief ein und aus. Legt beide Arme seitlich so weit von eurem Körper bis ihr die Hände eurer Nachbarn greifen könnt. Jetzt streckt die umschlossenen Hände gemeinsam nach oben. Genießt die Kraft, die von unserer Gruppe ausgeht. Gemeinsam sind wir stark!“

Tipp: Dieses schöne Gruppenerlebnis kann durch ruhige Entspannungsmusik verstärkt werden.

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Liebertz, Spiele zum ganzheitlichen Lernen
Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmik in der Kindergruppe
Liebertz, Charmaine
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548166
96 Seiten
13,00 €

Mehr dazu auf www.oberstebrink.de


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Faszinierendes Filmportrait zum Montessori-Prinzip

Kinostart am 6. September 2018

© Neue Visionen Filmverleih

Es war wohl die Faszination für seine Tochter oder besser für deren Entwicklung, die den Dokumentarfilmer Alexandre Mourot zu diesem Film inspirierte. Sobald sie laufen konnte, wollte seine Tochter alles entdecken und vor allem – auf eigene Faust und ohne Hilfe. Dabei gab es allerlei Gefahren, die jedem Erwachsenen den Angstschweiß auf die Stirn treiben konnten: an der Kante kann man stolpern, von der Leiter lässt es sich gut fallen oder von dieser Treppe schön herunterpurzeln. Mourot fragte sich, was treibt meine Tochter eigentlich an und wie soll ich mich dazu verhalten? Als er feststellte, wie groß die Fortschritte seiner Tochter waren, wenn er sie einfach gewähren ließ und ihre eigenen Energien respektierte, begann er sich für die Montessori-Pädagogik zu interessieren.

Ausgerüstet mit seiner Kamera verschlug es Mourot an Frankreichs ältestes Montessori-Kinderhaus in Roubaix. Zwei Jahre lang begleitete er die Klasse von Christian Maréchal und entdeckte dabei Kinder, die frei entscheiden dürfen, was sie wann lernen möchten, die ihre Fähigkeiten selbst entdecken und dabei immer wieder über sich hinauswachsen.

© Neue Visionen Filmverleih

Für alle, die sich ausführlich mit den Gedanken von Maria Montessori auseinandergesetzt haben, hält der Film sicher nicht allzu viele neue Erkenntnisse bereit. Dennoch dürfte er genau jene begeistern. Denn Mourots Film ist ein faszinierendes Dokument dafür, wie sich diese Ideen in die Praxis umsetzen lassen und die Entwicklung der Kinder in beeindruckender Weise unterstützen. Er ist Beleg dafür, wie sich eine Pädagogik und Bildungsidee, die auf die Selbstbildung von Kindern setzt, mit einem selbstbewussten, erfahrenen und kompetenten Team erfolgreich umsetzen lässt. Darin liegt das besondere an diesem Film, der zudem mit beeindruckenden und schönen Szenen seine Zuschauer beeindruckt, die ganz nebenbei noch einmal Theorie und Praxis der Montessori Pädagogik erleben.

Der Film startet am 6. September in den Kinos.


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Situationsorientiert Projekte planen

Ausgangssituation für Projekte

© pegbes/Fotolia

 

Der Situationsorientierte Ansatz geht grundsätzlich davon aus, dass Kinder in einer unüberschaubaren Welt von Eindrücken aufwachsen, die wiederum eine (un-)mittelbare Auswirkung auf Entwicklungsvorgänge haben: auf die Einstellungen der Kinder, ihre Weltwahrnehmung, ihre Weltbewertung, ihre tägliche Lebensgestaltung, ihre Erinnerungswelt und ihre perspektivische Sicht für das, was ihrer Meinung nach kommen wird.

Grundlagen dafür finden sich in den Ergebnissen der aktuellen Kindheits- und Bildungsforschung, ergeben sich aus den Konsequenzen der Entwicklungspsychologie sowie Neurobiologie im Hinblick auf die Bedeutung frühkindlicher Persönlichkeitsbildung und zeigen sich in den täglichen Ausdrucksweisen von Kindern. Wenn nun der Anspruch des Situationsorientierten Ansatzes darin besteht, KINDER und ihre Lebenswelt zum Ausgangspunkt der Arbeit zu machen, geht es zunächst um zwei Aufgaben:

  • Zum einen müssen „Lebensthemen“ der Kinder gesehen, verstanden und aufgenommen werden, um den „Ausgangspunkt Kind“ auch tatsächlich(!) zu treffen.
  • Zum anderen müssen alle außengerichtete Themen, wie sie einmal früher Schwerpunkte der Kindergartenpädagogik waren (Jahreszeiten/Orientierung nach Festen/Vorschulpädagogik …) bewusst und konsequent ausgeblendet werden, um einen Entwicklungsfreiraum für kindorientierte Pädagogik zu schaffen, getreu einer Kernaus­sage des 2. Vatikanischen Konzils: „Die Ordnung der Dinge muss der Person dienstbar gemacht werden und nicht umgekehrt“ (gaudium et spes).

Denken wir nur an die Biografien vieler Kinder (Stichworte: ein Leben mit unbefriedigten seelischen Grundbedürfnissen, Kompensation durch Konsum, die starke Zunahme an psychosomatischen Erkrankungen und Suchtverhaltensweisen, eine Zunahme an Verhaltensweisen, die vor allem durch Angstgefühle aufgebaut werden ...), so weisen diese darauf hin, dass Kinder unter Druck, Anspannungen, Irritationen stehen und gleichzeitig Hoffnungen, Wünsche, Träume haben.

Würden nun Themen aus der Erwachsenenwelt – und dann noch Themen einer bevorstehenden Zukunft –  vorgezogen werden, mit denen sich Kinder im Kindergarten beschäftigen müssten, würde der Anspruch einer „Kind­orientierung“ pädagogisch pervertiert.

Ausgangspunkt und Zielsetzung von Projekten

Kinder setzen sich mit ihren(!) Themen auseinander, mit ihren(!) Möglichkeiten, sich selbst zu entdecken, eine subjektive Beziehung zu ihrer(!) Welt aufzubauen und ihre Welt immer besser zu begreifen, ihre(!) Stellung in der Welt zu finden und ihre(!) Bedeutung der erlebten Umwelt abzugewinnen. Ihr Leben ist geprägt durch ihre(!) zurzeit vorherrschenden Gefühle und ihre(!) Einschätzung, ob sie in der Welt willkommen sind oder einen „Störfall“ darstellen.

Der Situationsorientierte Ansatz geht nun weiterhin davon aus, dass Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen (vor-, während- und nachgeburtlicher Art) das Leben der Kinder nachhaltig beeinflussen und prägen und dabei diese Summe der Einflüsse zu entsprechenden Persönlichkeitsmerkmalen der Kinder führen.

Fragt man sich nun, wie bzw. durch was Kinder diese Einflüsse nach außen tragen, so kann anhand der Entwicklungsforschung festgehalten werden, dass Kinder sechs Ausdrucksformen zur Verfügung haben. Dabei wird der Begriff „Ausdrucksform“ bewusst gewählt, steckt doch in ihm der Begriff „aus dem Druck kommen“.

Diese sechs Ausdrucksformen sind im Einzelnen:

  • ihr gezeigtes Verhalten,
  • ihre gewählten/vernachlässigten Spielformen,
  • ihre Erzählthemen und ihre Sprache,
  • ihr Malen und Zeichnen,
  • ihre Tag- und Nachtträume sowie
  • ihre zum Ausdruck gebrachte Motorik.

Ausdrucksformen werden im Situationsorientierten Ansatz – bildlich gesehen – als ein „Spiegel der Seele“ verstanden, durch den das Innenleben zum Vorschein kommt. (Auch bei uns Erwachsenen verhält es sich ebenso. Denken wir dabei an tägliche Situationen: Fühlen wir uns seelisch verletzt, ziehen wir uns zurück oder greifen emotionalisiert den anderen an; sind wir traurig, fangen wir an zu weinen oder fallen in eine Starrheit mit dem Ziel, Trauer zu unterdrücken; freuen wir uns, reagieren wir ausgelassen oder werden wir von massiver Angst beherrscht, sucht auch hier unsere Seele entsprechende Reaktionsmöglichkeiten …). Insofern ist jeder Mensch in seinem „So-Sein“ ein Abbild seines Seelenlebens. Das Drama liegt allerdings häufig darin, dass einerseits viele kleine und große Menschen durch hier nicht zu diskutierende Gründe den Kontakt zu sich selbst verloren haben und ihr Ausdrucksverhalten kaum oder nur verzerrt wahrnehmen. Andererseits können sie dadurch auch nur sehr eingeschränkt oder gar nicht ihre Außenwirkung auf andere einschätzen, sodass Kommunikationsstörungen/Fehlbeurteilungen programmiert sind. Diese führen bei Kindern (und Erwachsenen) zu Konfliktsituationen, aus denen sich bei einer entsprechend tief erlebten seelischen Verletzung bzw. bei einer häufig gleichbleibend tiefen Irritation etwa Auffälligkeiten in den unterschiedlichen Ausdrucks­formen bilden und verstärken können.

Der Situationsorientierte Ansatz macht es sich nun zur ersten Aufgabe, diese sechs Ausdrucksformen der Kinder zu beobachten, über einen längeren Zeitraum(!) zu sichten und schriftlich zu protokollieren.

Nun würde aber alle Protokollierung nichts bringen, wenn den elementarpädagogischen Fachkräften kein Instrumentarium zur Verfügung stehen würde, ihre Beobachtungen über die Ausdrucksformen zu verstehen, steht doch die Frage an, wozu ein Kind diese oder jene Ausdrucksform wählt. Hier liegt nun die weitere, überaus bedeutsame zweite Aufgabe: Entwicklungspsychologische Forschungen im In- und Ausland haben es sich seit mehr als zwei Jahrzehnten unter anderem zur Aufgabe gemacht, die möglichen Hintergründe für die unterschiedlichen Ausdrucksformen auf der Grundlage der analytischen Psychologie zu „entschlüsseln“. Dies geschieht in der Annahme und in dem Wissen, dass alle sichtbaren Ausdrucksformen „codierte (= ­verschlüsselte) Botschaften“ sind, die es zu „decodieren“ gilt, um Kinder tatsächlich zu verstehen und zu wissen, wie es Kindern geht, womit sie sich intrapsychisch (= innerlich) tatsächlich auseinandersetzen, was sie seelisch bewegt und wozu sie ihre offenbarten Ausdrucksformen nutzen (wollen/müssen!).

Diese verstandenen/zu verstehenden Ausdrucksformen haben damit für die Beobachterinnen einen jeweiligen Erzählwert.

Ausdrucksformen erzählen Geschichten, berichten über Hintergründe/Ursachen, legen Erlebnisse der Kinder offen und fordern elementarpädagogische Fachkräfte auf, dafür zu sorgen, dass Ausdrucksformen positiver, konstruktiver, lebendiger Art unterstützt und ausgebaut werden. Ausdrucksformen destruktiver Art, durch die sich ein Kind selbst (immer wieder) in Schwierigkeiten bringt oder andere Menschen bzw. ihr Umfeld schädigt, werden dagegen als Impulse und klare Aufgabenstellungen verstanden, hier gemeinsam mit Kindern neue Lösungsmöglichkeiten zu finden, damit sie aus ihrem seelischen Erleben heraus andere Ausdrucksformen in Gang setzen/wählen können!

Der Begriff „Erzählwert“ kann auch mit dem Wort „Deutung von Ausdrucksformen“ beschrieben werden. Und hier kommt auf die elementar-pädagogischen Fachkräfte eine besondere Verantwortung zu, die durch Fachlichkeit und Professionalität durchaus übernommen werden kann/muss:

Deutungen sind keine Interpretationen! Fließen bei persönlichen Interpretationen subjektive Einstellungen, Annahmen, Vorurteile, Halbwissen und Halbwahrheiten mit ein, beziehen sich Deutungen dagegen auf Erkenntnisse. Solche Erkenntnisse können sich aus veröffentlichten Forschungsergebnissen ableiten oder auch auf langjährige Fachbeobachtungen und Auswertungen beziehen. Bevor sich also elementarpädagogische Fachkräfte an die Erzählwerte heranwagen, müssen entsprechende Grundlagen (beispielsweise durch besuchte Fort-/Weiterbildungsseminare, intensiv bearbeitete Fachliteratur – siehe dazu die im Anhang aufgeführten Buchhinweise –) erarbeitet worden sein und zur Verfügung stehen.

Deutungen der Erzählwerte dürfen nur dann vorgenommen werden, wenn es um Ausdrucksformen der Kinder geht, die sie über einen längeren Zeitraum und in entsprechender Intensität zeigen! Es könnte gesagt werden, es sei „typisch“ für das Kind, diese oder jene besondere Ausdrucksform zu offenbaren. Der Begriff „typisch“ ist in diesem Zusammenhang nicht bewertend/stigmatisierend gemeint; vielmehr wird er als ein Synonym für ein oft beobachtetes Verhaltensmerkmal genutzt. In einem Überblick ergibt sich daher folgendes Bild:

Erfahrungen/Erlebnisse/Eindrücke (= lebensbedeutsame Situationen) offenbaren sich in sechs Ausdrucksformen:

  • in spezifisch gezeigten Verhaltensweisen,
  • in spezifisch gewählten/vernachlässigten Spielformen,
  • in Erzählthemen/ihrer Sprache,
  • im Malen und Zeichnen,
  • in Tag-/Nachtträumen,
  • in der Motorik.

Sie alle sind codierte Ausdrucksweisen und besitzen einen Ausdruckswert und einen Erzählwert.

Da Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke, die für Kinder bedeutsam waren, einen prägenden Wert besitzen (und auch noch uns als Erwachsene entscheidend in unserer Lebensgestaltung beeinflussen), hat der Situa­tionsorientierte Ansatz das Ziel, Kindern dabei zu helfen, die entwicklungsförderlich erlebten Einflüsse zu intensivieren/zu stärken und die entwicklungshinderlich erlebten Eindrücke/Erfahrungen zu verarbeiten, damit sie ein stärkeres, innerlich festes Selbstwertgefühl aufbauen/weiterentwickeln können, um die eigene Autonomie und Selbständigkeit auszubauen und damit zu einer gefestigten Identität und Sozialkompetenz zu finden, die zu einer reichen, glücklichen Lebensgestaltung führen.

Eine Anmerkung sei an dieser Stelle gestattet: Dem Situationsorientierten Ansatz wird von Zeit zu Zeit – und dabei aus einer bestimmten pädagogischen Richtung – vorgehalten, er habe eine „therapeutische“ Zielsetzung, die von elementarpädagogischen Fachkräften nicht geleistet werden kann. Dazu sei Folgendes gesagt:

  1. Elementarpädagogische Fachkräfte sind keine „Kindergärtner/-innen“, die „zu dumm“ für eine Arbeit mit hoher Fachkompetenz wären!
  2. Wenn das Wort „therapeutisch“ im Sinne einer genauen Übersetzung aus dem Griechischen mit „dienlich“ angenommen wird und im Sinne einer Fortführung gesagt würde, die Arbeit habe „der Entwicklung von Kindern dienlich zu sein“, dann trifft das Wort „therapeutisch“ absolut exakt zu. „Therapeuten“ (also Menschen, die im Sinne einer Entwicklung anderen Menschen dienlich sind) sind genau genommen „Diener“ – sie haben einer inhaltlichen Aufgabenstellung zu dienen zum Wohl der ihnen anvertrauten Menschen. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass „therapeutische Arbeit“ nicht einer „psychotherapeutischen Arbeit“ gleichgesetzt wird bzw. werden darf. Hier gibt es Unterschiede!
  3. In dem Maße, in dem Fachschulen/-akademien sowie (Fach-)Hochschulen/Universitäten (mit dem Schwerpunkt der Elementarpädagogik) ihre Ausbildung fachlich/inhaltlich reformieren würden und dem Bereich der Entwicklungspsychologie, der Neurobiologie sowie der Bildungs- und Bindungsforschung eine erste, oberste Priorität beimessen würden, würde ein oben angesprochenes Fachwissen schon vor der Berufsaufnahme vorhanden sein – zumindest in basalen Grundlagen.

Die Zielsetzung des Situationsorientierten Ansatzeslässt sich also wie folgt beschreiben:

Der Kindergarten will Kindern die Möglichkeit geben, lebensbedeutsame Situationen, die das Kind in seinen Ausdrucksformen offenbart, in entwicklungsförderlicher Sicht zu unterstützen und bei entwicklungshinderlichen Eindrücken zu verarbeiten, um sich weiterhin bzw. impulsgebend, wahrnehmungsoffen und engagiert mit seinem gegenwärtigen Leben beschäftigen zu können.

Durch den Auf-/Ausbau seiner personalen Identität wird es Kompetenzen intensivieren bzw. neu entwickeln, die es die Gegenwart gestalten und die Zukunft bewältigen lässt.

Lebenspläne von Kindern als Grundlage für Projekte

Galt es zunächst, Kinder in ihren sechs Ausdrucksformen wahrzunehmen, diese wahrgenommenen Ereignisse in Beobachtungslisten schriftlich zu protokollieren und anschließend jedes Ausdrucksverhalten in seinem Erzählwert zu verstehen (zu deuten), so hat die Praxis gezeigt, dass es besonders aussagekräftig ist, wenn zu jeder Ausdrucksform möglichst mehrere (drei bis sechs) Beispiele aufgeführt sind! Je höher die Anzahl der beobachteten Beispiele ausfallen, desto aussagekräftiger kann der Erzählwert beschrieben und zusammengefasst werden!

Nehmen wir einmal an, dass die Beobachtung eines Kindes je vier „typische“ Beispiele einer jeden Ausdrucksform ergeben hat, so hat die elementarpädagogische Fachkraft insgesamt 24 Ausdrucksbelege zur Verfügung, um dann aus ihrem Fachwissen heraus diese spezifischen Ausdruckswerte mit ihren Erzählwerten zu versehen. Viele Erzieher/-innen haben sich mit der Zeit und durch die intensive Beschäftigung mit der Symbolik des Verhaltens, der Symbolsprache der Spielformen und des spezifischen Spielens der Kinder, der Symbolik der Bewegung/des Bewegungsverhaltens, der Symbolik des Erzählens und der Sprachgestaltung, der Symbolik des Malens und Zeichnens und der Symbolsprache der Träume ein eigenes „Symbol-be-deutungs-buch“ angelegt, das nach entsprechend besuchten Fachseminaren oder nach einer erfolgten Fachbuchbearbeitung immer wieder ergänzt wird.

Nun könnte man annehmen, dass bei entsprechenden Ausdrucks- und Erzählwerten sehr viele, ganz unterschiedliche Decodierungsergebnisse bei einem Kind herauskommen. Nun, das ist falsch. Immer gibt es zwischen den unterschiedlichen Ausdrucks- bzw. Erzählwerten einen roten Faden, eine Sinnverbindung, einen Leitwert, der sich durch alle (zumindest die meisten) Aussagen zieht. Anders ausgedrückt: Durch einen Vergleich und eine vernetzte Betrachtung der Ausdrucks- und Erzählwerte offenbart sich ein Verhaltensmuster, das sich offensichtlich im Laufe der Zeit und des Kind(-er-)lebens herausgebildet hat. Eine Auswertung ungezählter Ausdrucksformen und ihrer Erzählwerte hat ergeben, dass außergewöhnlich viele Kinder etwa ein Verhaltensmuster zeigen, welches deutlich macht, dass Kinder:

  • unter Druck stehen und Druckentlastung suchen,
  • unglücklich sind und Glück erleben wollen,
  • sich schwach und minderwertig fühlen und Seelenstärke brauchen,
  • Angstsituationen ausgesetzt sind und eine Befreiung aus der Angst suchen,
  • Einsamkeit erleben und auf der Suche nach Annahme sind,
  • unter Anspannungen leben und Entspannung suchen,
  • mutlos sind und eigentlich mutig sein wollen,
  • Anforderungen mit Resignation begegnen und lieber Wagnisse eingehen würden,
  • Angst vor Versagenserlebnissen haben und daher innere Stärke brauchen,
  • in Überforderungen stecken und sich davon zu befreien versuchen,
  • unterfordert sind und auf der Suche nach „echten“ Herausforderungen sind,
  • Enttäuschungen mit sich herumtragen und lieber eine emotionale Freiheit hätten.

Natürlich(!) gibt es daneben auch Kinder, die sogenannte positive Verhaltensmuster zum Ausdruck bringen, doch sind sie im Verhältnis zur Gesamtzahl der beobachteten Kinder deutlich in der Minderheit. Wichtig ist folgende Anmerkung: Es geht dem Situationsorientierten Ansatz nicht um eine negativ geprägte Projektarbeit. Wer das behaupten würde, hätte sich von einer fachlichen Diskussion weit entfernt. Vielmehr richtet sich der Ansatz – und damit auch die Projektorientierung – nach den Daten heutiger Kindheiten – und das direkt vor Ort – aus. Das bei den Kindern entzifferte Verhaltensmuster, das bei einem Zusammentragen aller Ausdrucksformen sowie einer vernetzten Betrachtung aller Erzählwerte entdeckt werden kann, wird im Situationsorientierten Ansatz als „individueller Lebensplan des Kindes“ bezeichnet. Seine genaue Definition lautet wie folgt:

Ein Lebensplan ist der rote Faden im Leben von Menschen. Er ist ein personell individuelles Verhaltensmuster, das sich in der Vielzahl der Ausdrucksformen und ihren spezifischen Ausdrucksweisen zeigt und einen jeweiligen Bedeutungs(-Erzähl-)wert besitzt. Der Lebensplan eines Menschen setzt sich aus der individuellen Bewertung bisheriger Lebenserfahrungen, -eindrücke und Erlebnisse zusammen und verfolgt den Zweck, lebensnotwendige Grundbedürfnisse zu befriedigen, um zu einer seelischen Stabilität auf der Grundlage einer personalen Identität zu finden.

Dazu ein paar einfache Beispiele, um den Zusammenhang von Lebensplan und Grundbedürfnisbefriedigung zu verdeutlichen:

  • Kinder, die unter Spannung stehen, suchen häufig intensive Bewegungen, um sich von ihrem Stress zu befreien und um letztlich entspannter sein zu können; allzu schnell werden diese Kinder mit dem Etikettierungsbegriff „AD(H)S-Kind“ versehen, was fachlich in keinerlei Weise begründet ist!
  • Einsame Kinder suchen häufig den Kontakt zu anderen Menschen, um Annahme und Geborgenheit zu spüren, und dabei würden diese Kinder am liebsten die ganze Zeit über die körperliche Nähe zum Erwachsenen genießen. Allzu schnell werden diese Kinder mit der unfachlichen Bewertung „distanzlos“ belegt, anstatt zu verstehen, dass Kinder ihr Grundbedürfnis „Liebe erfahren“ sättigen/nachholen wollen und müssen.
  • Kinder mit vielen Unsicherheiten suchen Situationen/Personen/Umstände, die ihnen Sicherheiten geben und es fällt ihnen schwer, sich auf neue, unbekannte Situationen einzulassen. Diese Kinder haben beispielsweise Schwierigkeiten, sich von vertrauten Personen zu lösen, Spielgegenstände abzugeben, etwas zu teilen oder Spielabbrüche zu akzeptieren. Allzu schnell werden diese Kinder als „unselbstständig“, „unflexibel“ oder in ihren Verhaltensweisen als „nicht altersgerecht“ abgeurteilt.
  • Kinder mit einem stark eingeschränkten Selbstwertgefühl bzw. Minderwertigkeitsgefühlen schaffen häufig Situationen, durch die sie auffallen und dadurch (endlich einmal) in den Mittelpunkt von Betrachtungen/Beachtungen kommen. Allzu schnell werden sie als „unangepasst“, „egoistisch“, „unsozial“ oder „aggressiv“ beurteilt, ohne zu sehen, dass es eine aktuelle Überlebensstrategie der Kinder ist, um nicht gänzlich in ihrer erlebten Bedeutungslosigkeit ganz abzurutschen.
  • Kinder, die sich seelisch ohnmächtig fühlen, haben häufig den Wunsch, Macht über andere zu besitzen. Allzu schnell werden diese Kinder als „gewalttätig“ abgestempelt, ohne zu verstehen, dass Angst-, Verunsicherungs- und Ohnmachtsgefühle genau zu dieser Überlebensstrategie führen müssen …

Diese Aufzählung könnte endlos fortgesetzt werden. Wenn – und darauf weisen ungezählte Beobachtungen – kindeigene Ausdrucksformen beispielsweise sehr häufig dem Zweck dienen, sich aus einer Angst zu befreien, Stolz erleben zu wollen, sich aus Wut und Ärger frei machen zu wollen, „eigentlich“ Ruhe und Entspannung suchen, Sicherheiten finden wollen, eigene Stärke spüren möchten, Wertschätzung und Zuverlässigkeit erleben möchten, sich aus Drucksituationen befreien zu wollen …, dann hat ein Kindergarten, der sich dem Situationsorientierten Ansatz verpflichtet fühlt, dafür zu sorgen, dass die Kinder in ihrer elementarpädagogischen Einrichtung (und in der Zusammenarbeit mit Eltern auch wenn möglich im Elternhaus) das finden, was sie brauchen. Vielleicht kann auch so eine Erklärung dafür gefunden werden, dass Kinder, die keine Freude dabei empfinden zum Kindergarten zu gehen, bestimmte „Angebote“ immer wieder verweigern, das Abholen von den Eltern kaum abwarten können, eine sogenannte Kindergartenmüdigkeit entwickeln, mit Langeweile einen Großteil ihrer Tage im Kindergarten verbringen, aus dem Kindergarten abhauen, durch vielfältige Verhaltensirritationen auffallen, einfach nicht das erleben, wonach ihre Seele ruft!

Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:

Der situationsorientierte Ansatz - Auf einen Blick
Konkrete Praxishinweise zur Umsetzung
Krenz, Armin
Burckhardthaus-Laetare
ISBN: 9783944548043
15,00 €


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Minimaus auf Reisen

Helmut Spanner

Minimaus begibt sich auf eine Reise mit dem Zug. Natürlich nimmt sie da allerhand mit auf die Fahrt. Ob die kleinen Betrachter wohl schon alle Gegenstände erkennen? Begleitet von kurzen lustigen Texten lädt das Pappbilderbuch zum Sprechen und Erzählen ein.

Helmut Spanner beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit der Wahrnehmung von Kleinkindern und zeichnet seine Illustrationen so, dass es den Mädchen und Jungen leicht gelingt, die vertrauten Alltagsgegenstände auch im Buch zu erkennen.

Minimaus auf Reisen
24 Seiten
Oberstebrink
ISBN: 9783963040092
7,95 Euro



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Ausbildung zur FREUNDE TrainerIn

Lebenskompetenzen umfassend fördern

Die Aktion Jugendschutz und der Verband katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern e.V. bieten eine kostenlose Fortbildung zum/zur FREUNDE TrainerIn an.

FREUNDE ist ein in der Praxis vielfach bewährtes Programm zur Förderung von Lebenskompetenzen, mit dem Kindertageseinrichtungen Prävention praktisch und lebendig umsetzen können. FREUNDE hat das Ziel, die Lebenskompetenzen der Kinder bereits im frühen Alter umfassend zu fördern. Die gute Vermittlung sozial-emotionaler Kompetenzen beeinflusst den Entwicklungsprozess von Kindern positiv und kann so später möglichen Gewalt- und Suchtproblemen vorbeugen.

Mit dieser Multiplikatoren-Schulung können Sie den Kindertageseinrichtungen in Ihrer Region FREUNDE Basisseminare anbieten. Mit FREUNDE qualifizieren Sie die pädagogischen Fachkräfte der Kindertageseinrichtungen, Lebenskompetenzen und Prävention nach den Leitlinien des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans praktisch und lebendig umzusetzen.

Dafür können Sie sich ab sofort bewerben. Voraussetzung ist ein staatlich anerkannter Berufs- oder Studienabschluss mit Bezug zu Gesundheit und Prävention, hinreichend Erfahrung im frühkindlichen Bildungsbereich sowie in der Erwachsenenbildung.

Die Ausbildung ist für Sie kostenfrei. Die Teilnehmenden verpflichten sich bis Ende 2019 für drei Basisseminare in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung zu stehen. Ihre Honorar- und Sachkosten für die Basisseminare werden durch eine Kooperation zwischen der Aktion Jugendschutz und der AOK Bayern erstattet.

Veranstalter: Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e. V. und Verband katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern

Anmeldung mit persönlicher Bewerbung (kurze Beschreibung Ihrer Qualifikation und Motivation) beim Verband katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern. Ricarda Mursch, Tel 089 530725 - 16 • mursch@kath-kita-bayern.de

Fortbildung in München
Verb. kath. Kindertageseinrichtungen Bayern e.V.
Maistraße 5
80337 München
Mo, 12.11.2018, 09:30 Uhr - Mi, 14.11.2018, 16:30 Uhr

Fortbildung in Bamberg
Bistumshaus St. Otto
Heinrichsdamm 32
96047 Bamberg
Mo, 03.12.2018, 09:30 Uhr - Mi, 05.12.2018, 16:30 Uh


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Kinderportfolio für das erste Fremdsprachenlernen

Angelehnt an das Europäische Fremdsprachenportfolio

Kinderportfolio

Diese Broschüre hilft ErzieherInnen und Grundschullehrkräften dabei, ein für ihr Fremdsprachenangebot passendes Kinderportfolio zu erstellen. Die Publikation des Goethe Institutes ist an das Europäische Fremdsprachenportfolio angelehnt.

Die einführenden Kapitel erläutern ausführlich, wie und wann Sie mit der Arbeit eines solchen Lernwegbegleiters beginnen können. Der Praxisteil bietet eine Anzahl von Arbeitsvorlagen auf zwei Niveaustufen an.

  • Eine Form, die ohne Vorkenntnisse von Schrift selbsterklärend für die Kinder ist
  • Eine etwas anspruchsvollere Variante, die das Kind zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal bearbeiten kann.

Dieses Kinderportfolio können ErzieherInnen und Lehrkräfte nach Bedarf abändern und weiter entwickeln.

Kinderportfolio doppelseitig zum Download (PDF, 5 MB)
Kinderportfolio einseitig zum Download (PDF, 5 MB)


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Fortbildung „Mehr als ein Fotobuch“

Portfolios und andere Dokumentationsformen für Krippe und Kindergarten

Wie war ich, als ich in die Krippe oder in den Kindergarten kam? Wo und mit wem habe ich gespielt? Was hat mich interessiert und wie habe ich gelernt? Portfolios sind mehr als Sammelordner oder kommentierte Fotoalben. Kinder, Eltern und ErzieherInnen profitieren von dieser Art der Dokumentation und Entwicklungsbegleitung. Die Kinder selbst lieben ihre Ordner, blättern mit Freude darin oder lassen sich daraus vorlesen. ErzieherInnen können Lern- und Bildungsprozesse der Kinder besser wahrnehmen, gezielt unterstützen und begleiten. Sie binden die Eltern in diesen Prozess wertschätzend mit ein. Wie gute Portfolios gelingen können und welche anderen Dokumentationsformen es gibt, erfahren Sie in dieser Fortbildung.

Inhalte:

  • Beobachtung als Grundlage für Dokumentation
  • Kollegialer Austausch im Team und pädagogische Planung
  • Sinn und Zweck von Portfoliodokumentation
  • Portfolios als Entwicklungsbücher
  • Inhalte und Gestaltungsmöglichkeiten eines Portfolios
  • Bildungs- und Lerngeschichten im Portfolio
  • Aufbewahrung, Handhabung und Zuständigkeiten
  • Dialogische Beteiligung von Kindern und Eltern
  • Gestaltung von Wanddokumentationen
  • Datenschutzbestimmungen

Methoden:

  • Theoretische Inputs
  • Anschauungsbeispiele
  • Erfahrungsaustausch in Kleingruppen
  • Praktische und spielerische Übungen
  • Übungen anhand von Videosequenzen

Termin(e): 09./10.10.2018 9:00 - 16:30 Uhr      
Ort: Schönstattzentrum Marienfried, Bellensteinstraße 25, 77704 Oberkirch
Dozent(in): Birgit Laux
Anmeldeschluss: ohne    
Kursgebühr: 130,00 €, Verpflegung: 46,00, € Gesamtkosten: 176,00 €
Kursgröße:  max. TN-Zahl: 20     

Anmeldung an:
Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e. V.
Referat Tageseinrichtungen für Kinder
Sibyllastr. 17
76275 Ettlingen

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