November 2012

Gesundheit

Laktose - Intoleranz

Die Laktose-Intoleranz ist keine Allergie, sondern eine Nahrungsmittelunverträglichkeit durch einen Enzymmangel! Patienten mit einer Laktose-Intoleranz weisen einen Enzymdefekt auf: das Enzym Laktase ist vermindert oder gar nicht vorhanden. Dieser Enzymdefekt kann angeboren sein (die Laktose-Intoleranz macht sich dann bereits im Säuglingsalter bemerkbar) oder kann durch bestimmte Darmkrankheiten (z.B. Zöliakie, Morbus Crohn) verursacht werden. Sie kann auch nach Darmoperationen oder nach Einnahme bestimmter Antibiotika auftreten.

Laktose (auch “Lactose“, Milchzucker) ist ein aus den Einfachzuckern Galaktose und Glukose bestehender Zweifachzucker (Disaccharid). Laktose ist in der Milch, in Milchprodukten wie Quark, Käse, in zahlreichen industriell hergestellten Lebensmitteln und einigen Arzneimitteln enthalten.

Im Dünndarm wird Laktose durch das Enzym Laktase in seine beiden Bestandteile Galaktose und Glukose gespalten, die nach Aufnahme durch den Darm in die Blutbahn übertreten. Laktase ist normalerweise in ausreichender Menge im Dünndarm vorhanden. Fehlt dieses Enzym oder ist es in nicht ausreichender Menge vorhanden, so wandert der Milchzucker weiter in den Dickdarm. Dort wird er von Bakterien verdaut. Dabei entstehen Gase und andere Stoffwechselprodukte, die zu Blähungen führen können. Weiterhin zieht der Milchzucker Wasser an, was bei vielen Patienten zu Durchfall führt.
 

Eine Laktose-Intoleranz kann auf verschiedene Weisen festgestellt werden:

Erste Hinweise liefern Selbstbeobachtungen: wenn nach dem Trinken von einem Glas Milch die o.g. Beschwerden zeitnah auftreten, spricht dies für eine Laktose-Intoleranz. Beim Laktose-Intoleranztest wird eine größere Menge reiner Laktose aufgelöst in Wasser verabreicht und anschließend der Blutzuckerspiegel gemessen. Steigt der Blutzuckerspiegel nicht oder nur wenig an, konnte die Laktose im Dünndarm nicht in Galaktose und Glukose (= Blutzucker) gespalten werden. Beim Wasserstoff-Atemtest wird der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft gemessen. Wasserstoff entsteht beim Abbau der Laktose durch die Darmflora.

Eine Behandlung erfolgt – je nach Empfehlung des Arztes und des Ernährungsberaters – durch Meidung von laktosehaltigen Lebensmitteln und Produkten, Umstieg auf Sojamilch, laktosearme Milchprodukte (Kennzeichnung: „ – L “) und gegebenenfalls auch durch Einnahme von Medikamenten, die das Enzym Laktase enthalten.

Laktose ist möglicherweise auch in Aromen, Backwaren, Brotaufstrichen, Gewürzmischungen, Fisch- und Gemüsekonserven,  Mayonnaise und Salatdressings, in Fertiggerichten, Schokolade und Süßigkeiten, Wurstwaren und Verdickungsmitteln enthalten.

Mehr zum Thema Laktose-Intoleranz:

Häufigkeit Weiterführende Links Literatur

Quelle: www.allum.de - Das Kinderärztliche Portal
             


Medien

Fridolin rettet das Weihnachtsfest

Weihnachten fällt dieses Jahr aus! Der kleine Mäuserich Fridolin kann es kaum glauben, aber Papa Maus hat sich das Bein gebrochen und kann keinen Baum oder Geschenke besorgen. Doch dann hat Fridolin eine Idee!

Gemeinsam mit seinen Freunden Karl und Marie schleicht er in die Wohnung der Menschen. Hier erleben die drei so manches Abenteuer. Und vielleicht gelingt es ihnen ja auch, das Weihnachtsfest für Familie Maus zu retten … Mit 24 tollen Stickern und großem Poster Eine spannende Weihnachtsgeschichte Liebevoll illustriert

Kristin Lückel, Stephanie Stickel
Fridolin rettet das Weihnachtsfest
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ISBN 9783780606938
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Praxis

Spielen und Basteln - aber gesund!

Noch nie war das Angebot an Spielzeug so groß wie heute. Da ist die richtige Auswahl für Eltern und Pädagogen nicht einfach. Spielzeug sollte nicht nur pädagogisch durchdacht, sondern auch frei von Schadstoffen sein, um die Gesundheit von Kindern nicht zu gefährden. Umwelt- und gesundheitsverträgliches Spielzeug zu erkennen, ist auf den ersten Blick nur schwer möglich.

Spielen stellt die Basis für kindliche Bildungs- und Lernprozesse dar. Es ist eine der Hauptbeschäftigungen von Kindern im Vorschulalter. Sie verbringen damit die meiste Zeit. Beim
Spielen verarbeiten Kinder Erfahrungen und Erlebnisse, sie greifen Bilder aus ihrem Alltag auf und verändern diese nach ihren Wünschen so, dass etwas Neues entsteht. Dabei schlüpfen sie in andere Rollen und erproben neue Handlungen. Dies alles findet im Wesentlichen in einer Sozialgemeinschaft mit
anderen Kindern und / oder Erwachsenen statt. Somit werden auch soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeiten weiterentwickelt und angewendet. Beim Spielen werden neben
Fertigkeiten und Fähigkeiten auch Haltungen, Gewohnheiten und Einstellungen eingeübt, welche die Basis für das zukünftige Lernen bilden.

Inhalt der Broschüre:
1. Spielen und basteln — aber gesund!
2. Schadstoffe in Spielzeug vermeiden
3. Schadstoffe in Bastelmaterial vermeiden
4. Gesundheitliche Auswirkungen der Schadstoffe
5. Gesetzliche Regelungen
6. Label, Tests
7. Faire Spielzeugproduktion
8. Literatur, Informationsquellen
9. Kurz und knapp: Tipps zum Spielzeugkauf

Kostenloser Download unter: http://www.leuchtpol.de/veroeffentlichungen/spielen-und-basteln.pdf

Quelle: www.leuchtpol.de


Gesundheit

Impetigo

Die sehr ansteckende Impetigo [contagiosa] (Grindflechte, Grind) ist die bei Kindern am häufigsten vorkommende bakterielle Hautentzündung. Sie tritt vornehmlich bei Klein- und Kindergartenkindern auf, meist im Gesicht oder an den Händen, selten auch im Bereich der Genitalien.

Leitbeschwerden
Meist an den Fingern oder im Gesicht: Zunächst klare, dann eitrige Hautbläschen mit rotem Hof, die sich allmählich ausbreiten und auf der Haut honiggelbe Krusten bilden.

Wann zum Arzt
Heute noch, wenn das Kind den beschriebenen Ausschlag im Gesicht hat.
Sofort, wenn das Kind Fieber bekommt oder es ihm zunehmend schlechter geht

Die Erkrankung
Unsere Haut ist natürlicherweise von unzähligen gutartigen Bakterien besiedelt. Wirkungsvolle Schutzmechanismen, z. B. der Säureschutzmantel der Haut, verhindern, dass die Bakterien in tiefere Hautschichten vordringen. Ist die Haut jedoch geschädigt, können infektionsauslösende Bakterien in die Haut eindringen und zu einer bakteriellen Hautentzündung führen. Entsprechend häufig tritt die Impetigo nach Erkältungen auf, bei denen die Haut rund um Mund und Nase entzündet und dadurch vorgeschädigt ist. Häufiger betroffen sind auch Kinder mit Neurodermitis.

Impetigo wird meist durch Staphylokokken oder -Bakterien ausgelöst. Häufig werden diese Keime z. B. aus dem Rachen des Kindes verschleppt oder von einem anderen Kind übertragen. Das Kind, von dem die Ansteckung ausgeht, muss selbst nicht krank sein: Gerade Streptokokken und Staphylokokken kommen bei manchen gesunden Kindern im Rachen oder der Nase vor.

Als Folge der Infektion bilden sich Hautbläschen unterschiedlicher Größe; kleine Bläschen sind für Streptokokken typisch, große Blasen für Staphylokokken. Die Bläschen sind von einem geröteten Saum umgeben und trüben rasch eitrig ein. Wenn sie platzen, entstehen die typischen honiggelben Krusten und die Herde breiten sich aus – oft helfen hier die kratzenden Finger des Kleinkindes nach. Kinder mit ausgedehnten Entzündungen können Fieber entwickeln und sich in ihrem Allgemeinbefinden beeinträchtigt fühlen.

Impetigo ist sehr ansteckend. Erkrankte Kinder sollten deshalb möglichst keinen Kontakt zu anderen Kindern haben, sie dürfen Kindergarten oder Schule nicht besuchen.

Komplikationen. Die Impetigo heilt praktisch immer narbenlos ab, Komplikationen sind bei rechtzeitiger Behandlung selten. Bei Streptokokken-Infektionen können wie bei der eitrigen Angina (Streptokokken-Angina) Immunreaktionen auftreten, z. B. eine Nierenkörperchenentzündung (Glomerulonephritis) oder, extrem selten, ein akutes rheumatisches Fieber. Bei Staphylokokken kann eine Immunreaktion der Haut zu schweren Entzündungen und Hautablösungen führen (Lyell-Syndrom).

Das macht der Arzt
Der Arzt erkennt die Impetigo allein anhand des typischen Bilds. In schwereren Fällen macht er möglicherweise einen Hautabstrich, um den genauen Erreger festzustellen.

Leichtere Formen lassen sich in aller Regel durch eine äußerliche Behandlung in den Griff bekommen: Durch Auflegen feuchter Kompressen mit evtl. desinfizierenden Lösungen (z. B. Kamillosan® oder Braunovidon®) werden die Krusten abgelöst. Danach werden Antibiotikasalben oder -gels (z. B. Fucidine® oder Turixin®) aufgetragen.

Bei einer ausgedehnten Impetigo muss das Kind Antibiotika einnehmen. Auch bei immer wiederkehrender Impetigo werden orale Antibiotika verordnet. Zudem wird in solchen Fällen durch einen Rachenabstrich geprüft, ob hier etwa ein Keimreservoir vorhanden ist; dieses muss dann zusätzlich durch in die Nase eingebrachte Antibiotikasalben (Mupirocin®) behoben werden.

Selbsthilfe
Da die in den Blasen und Krusten enthaltenen Bakterien leicht verschleppt werden können, empfiehlt es sich, die Herde z. B. mit Wundgaze abzudecken; damit wird auch das Kratzen erschwert. Um die Übertragung zu erschweren, sollte das Kind nicht die gleichen Handtücher benutzen wie die übrigen Familienmitglieder, seine Kleidung, Bettwäsche und die Handtücher sollten täglich gewaschen werden, möglichst bei 60 °C.

Komplementärmedizin
Bewährt hat sich die Behandlung mit Calendula-Essenz. Diese wird im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt und als feuchte Kompresse mehrmals täglich auf die betroffene Haut gelegt. Auch Thymiantee wird von manchen naturheilkundlichen Ärzten zur oberflächlichen Behandlung empfohlen.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster

Quelle: www.apotheken.de
Bild: www.impetigopictures.net/

Praxis

Unsichtbare Freunde. Wie gehen wir mit Phantasiegefährten um?

Phantasiegefährten sind unsichtbare, nur in der Vorstellung vorhandene und für andere Personen unzugängliche Begleiter von Kindern. Die Kinder haben eine positive Beziehung zu ihnen. Gibt es bestimmte soziale, familiäre oder psychische Situationen, in denen Kinder unsichtbare Freunde suchen? Sind Phantasiegefährten gefährlich? Norbert Neuß, Professor für »Pädagogik der Kindheit« an der Universität Gießen, gibt Auskunft.

Von Norbert Neuß, März 2012
Phantasiegefährten sind Freunde, Beschützer und Verbündete, die das Kind eine Zeit lang begleiten. Sie treten innerhalb der Spiele und Gespräche der Kinder hervor und beanspruchen ihre eigene Realität. Wenn ein Kind einen unsichtbaren Freund gefunden hat, tritt dieser, wie bei einer Fortsetzungsgeschichte, immer wieder mal in Erscheinung. Dabei kommen die unsichtbaren Figuren nur durch die Phantasie und Aktivität des Kindes zustande.

Mit dem Cabrio in eine andere Dimension
Leonie erinnert sich an ihre drei Phantasiefreunde noch genau, die sie zwischen ihrem dritten und sechsten Lebensjahr begleitet haben. Die Phantasiefreunde hatten die Gestalt von jungen Erwachsenen und spielten mit Leonie vor allem »Mensch-Ärgere-Dich-Nicht.« Ihre Mutter respektierte die Freunde und verteilte an alle beim Spielen Süßigkeiten. Die drei Freunde haben Leonies Alltag mitgestaltet.

Sie waren Teil von Leonies Symbolspielen und übernahmen die Rolle von Mutter, Vater und Kind. Leonie erzählt, dass sie die Freunde als schemenhafte Umrisse sah, die sich auch untereinander unterhielten. Leonie führte mit den Freunden auch Gespräche. Sie erzählte vom Kindergarten und wie sie dort Heiraten gespielt hat. Die Freunde haben sich dann mit ihr gefreut und wenn sie traurig war, haben sie Leonie getröstet. »Die haben mich dann in den Arm genommen und haben mir erzählt, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Das kommt schon wieder alles in Ordnung.«

An eine Besonderheit erinnert sich Leonie noch sehr genau. Auch nachts durften die Freunde bei ihr im Bett schlafen und wenn es dunkel wurde, fuhren sie zu viert regelmäßig mit einem unsichtbaren Auto durch das Fenster in eine Phantasiewelt. Das Phantasieauto war ein schnelles Cabrio. Mit ihm konnte man über die Bäume hinweg fliegen und den Sternenhimmel angucken. »Es war, als ob man in eine andere Dimension fuhr.«

Zu diesem Zeitpunkt, so erinnert sich Leonie, hatte sie fürchterliche Angst vor Monstern, unheimlich wirkenden Kuscheltieren und Dunkelheit. Die Schatten der Flurlampe sahen aus wie Krokodile und der große Teddybär hatte einen unheimlichen Schatten. Ihre Freunde beschützten sie aber und passten in der Nacht auf sie auf. In der Phantasiewelt war sie eine Prinzessin in einem Schloss, in dem getanzt wurde: »Es ist superschön, da gibt es keinen Ärger, man kann da machen, was man will, und es gibt keine Monster. Da sind auch keine anderen Erwachsenen, sondern nur wir vier. Das ist unser Rückzugsort.« Leonie führt ihre Phantasien auf die vielen Stunden zurück, in denen ihr Märchen vorgelesen wurden. Diese Vorstellungen ließen sie beruhigt einschlafen.

Zu ihrem Vater, der getrennt von Leonie und ihrer Mutter lebt, wurden die drei Begleiter aber nicht mitgenommen. Als Leonie zwei Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden. Ohnehin waren die drei Begleiter nur in Leonies Zimmer aktiv – Leonie hat die Freunde nie irgendwo anders mit hingenommen. Leonie versuchte, ihre Freunde auch vor anderen zu verheimlichen. »Weil ich dachte, das ist doch nicht normal. Da kann ich mich noch dran erinnern. Das war mir wirklich unangenehm. Ich habe damals schon gedacht: ›Dann halten die mich für verrückt‹.« Die einzige, die davon wusste, war ihre Mutter, weil sie Vertrauen zu ihr hatte. Leonie beschreibt noch das damalige Verhältnis zu ihrer sieben Jahre älteren Schwester, die sie schon als Kind gehasst hat. Leonie empfand sich zu diesem Zeitpunkt als Stör­faktor in der Familie.

Was sagen uns Leonies Phantasiefreunde?
Für ein vertieftes Verständnis dieser beispielhaften Geschichte können verschiedene Perspektiven behilflich sein. Psychoanalytiker würden danach fragen, welche unbewussten Konflikte oder Impulse durch die Phantasiefreunde bearbeitet werden. Eine solche Interpretation würde das Zusammenwirken von bewussten und unbewussten Prozessen beim Schaffen von Symbolen untersuchen. Im Beispiel Leonies stellt sich die Frage, ob die Phantasiefreunde aufgrund der familiären Beziehungen und der unbewussten Gefühlsimpulse angeregt wurden. Diese Frage ist nur schwer zu beantworten. Es fällt aber auf, dass Leonie sich drei Figuren schafft, mit denen sie harmonisch zusammenlebt, spielt, spricht und mit denen sie in eine paradie­sische Welt entfliehen kann. In dieser harmonischen, angstfreien Welt steht sie im Mittelpunkt. Der Hinweis, dass Leonie mit den Phantasiefreunden Mutter-Vater-Kind spielt und dass sie im Kindergarten heiraten spielt, verstärkt den Eindruck der Sehnsucht nach einer harmonischen familiären Viererkonstellation. Vier Spielfiguren spielen »Mensch-Ärgere-Dich-Nicht«. Ist das ein Zufall? Wie viele andere Fallbeispiele zeigen, ist es eine durchaus gesunde und vitale Reaktion, die eigene emotionale Situation mit phantasie­vollen Lösungen zu bearbeiten.

Unsichtbare Freunde fordern eine pädagogisch begründete Haltung heraus, denn Kinder beziehen sie nicht selten in die Familie ein. Wie sollte man mit den Phantasiegefährten erzieherisch umgehen? Wie Eltern auf die unsichtbaren Freunde reagieren, hängt nicht nur von ihren Erziehungsstilen ab, sondern auch vom fachlichen Wissen über Entwicklungsthemen und Bewältigungsstrategien in der frühen Kindheit. Durch genaues Beobachten der unsichtbaren Freunde können Erwachsene sehr viel über das Kind erfahren. Dabei sind die Phantasiegefährten nicht selbst der Konflikt, sondern ein Indikator für einen Konflikt oder ein Entwicklungsthema. Dieses Verständnis sollte zu einem sensiblen Umgang mit den unsichtbaren Freunden in der Familie oder anderen pädagogischen Institutionen führen. Pädagogen und Eltern sollten die unsichtbaren Freunde akzeptieren und gewähren lassen, um die Entwicklung des Kindes nicht zu behindern.

Antworten auf die häufigsten Fragen zu Phantasiegefährten

1. Woher nehmen die Kinder solche Phantasien?
Phantasie und Vorstellungsaktivität sind grundlegende menschliche Eigenschaften. Ohne sie könnten wir uns nicht erinnern, nicht träumen, nichts wünschen und uns nicht in die Gefühlswelt eines anderen Menschen hineinversetzen. Die Entwicklung der Phantasie hängt eng mit der Sprachentwicklung und den psychosozialen Entwicklungsherausforderungen jedes einzelnen Kindes zusammen. Angeregt werden die Phantasiefreunde auch durch Medienfiguren und -geschichten.

2. Wie viele Kinder haben unsichtbare Freunde?
Schätzungen gehen davon aus, dass 30 Prozent der Kinder unsichtbare Freunde haben. Sie treten vor allem bei Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren auf. Insgesamt handelt es sich um ein unbedenkliches Ausdrucksphänomen, das weltweit bekannt ist. Dass diese Kinder einsam sind, ist nur eine von vielen möglichen Erklärungen.

3. Schadet das den Kindern? Muss ich mir Sorgen machen?
Die Erfindung eines unsichtbaren Gefährten ist eine anspruchsvolle Phantasieleistung. Diese Form der kindlichen Verarbeitung ist völlig normal und bietet wenig Anlass zur Sorge. Es ist sogar so, dass unsichtbare Freunde die Identitätsentwicklung von Kindern unterstützen. Während die Form (das »Wie«) unbedenklich ist, können aber die Inhalte der Verarbeitung (das »Was«) durchaus auf schwierige Situ­ationen, Identitätskrisen, Entwicklungsaufgaben, Ängste und Fragen hinweisen.

Kinder mit Phantasiegefährten haben dadurch keine Nachteile. Sie fallen eher durch positive Eigenschaften auf: Sie sind sozial engagiert, phantasievoll, Neuem gegenüber aufgeschlossen und kommunikativ. Sie erleiden auch keinen Realitätsverlust, sondern ihr Alltag wird durch die Phantasie­freunde bereichert.

4. Warum schaffen sich Kinder unsichtbare Freunde?
Wie das Beispiel von Leonie andeutet, übernehmen Phantasiefreunde für ihre Erfinder unterschiedliche Aufgaben: Sie sind für Kinder Mutmacher, Kummerkasten, Ausreden-Erfinder, Spielgefährten, Wunscherfüller, Tröster, Glücksbringer, verlässliche Begleiter und Gesprächskameraden. In unsichtbaren Freunden zeigt sich eine vitale Form der Selbstreflexion, die die Kinder sie selbst werden lässt und ihnen hilft, mit Gefühlen umzugehen.

5. Wie finden Kinder den Namen ihres Phantasiefreundes?
Die Namensgebung von Phantasiefreunden kann zufällig sein. Namen werden oftmals lautmalerisch geschaffen (Didi, Dodo usw.). Manchmal stehen auch bekannte Namen aus dem sozialen Umfeld des Kindes oder auch bekannte Medienfiguren Pate für den neuen Freund. Es gibt jedoch auch Fälle, da bekommt der Name des Phantasiefreundes eine identitätsstiftende, symbolische Bedeutung. Es wird zum Beispiel von einem zweisprachig aufwachsenden Jungen berichtet, der seinen Freund Bilos nennt (aus dem Wort »bilingue« = zweisprachig) und der wiederum zweisprachig aufwächst.

6. Wann gibt es einen Grund zur Besorgnis?
Um diese Frage zu beantworten, sind zusätzliche Informationen über das Kind notwendig. Hat es wirkliche Freunde? Hat es Einschlafprobleme, zeigt es nervöse Verhaltensweisen oder Depressionen? Die Antworten auf diese Fragen helfen zu entscheiden, ob es Anlass zur Sorge gibt. Eltern würden sich aber auch über ein Kind Sorgen machen, das die genannten Verhaltensweisen zeigt, wenn das Kind keine unsichtbaren Freunde hätte. Wichtig ist, dass kreative Kinder, wenn sie älter werden, wahrscheinlich eine Neigung zu imaginativen Beschäftigungen behalten werden, die bedeutende Aufgaben in ihrem Leben erfüllen.

7. Wann hört das wieder auf?
Bei den meisten Kindern verschwinden die unsichtbaren Freunde im Grundschulalter. Dennoch behalten oder erfinden auch ältere Kinder oder Erwachsene treue Begleiter. Das, was einige Menschen als inneres Gespräch erleben, wird bei anderen durch eine unsichtbare »äußere« Figur aufrechterhalten. Darin scheint der menschliche Wunsch zu liegen, auch in Phasen der Einsamkeit, Verzweiflung oder sonstiger bewegender Erlebnisse einen selbstreflexiven Dialog führen zu können.

Literatur: Neuß, Norbert: Unsichtbare Freunde. Warum Kinder Phantasiegefährten erfinden. Berlin 2009

Quelle: www.erziehungskunst.de