Rhythmikpädagogik – mehr Musik, mehr Bewegung, mehr Freude für den Berufsalltag mit Kindern!

Musik hat für die meisten Menschen einen ganz besonderen Wert: Sie schenkt Trost, Glück, Erfüllung, Entspannung; sie verbindet, begeistert, bewegt und inspiriert. Wenn Musik nun auch noch mit Bewegung in den Dialog tritt und sich beides wechselseitig beflügelt, sprechen wir von Rhythmik/Musik- und Bewegungspädagogik.

Wir wissen um die Kraft von Rhythmus in der Musik und bei jeder Form von Bewegung. Warum nutzen wir dieses unvergleichliche Potenzial so wenig in unseren Arbeitsfeldern? Sicherlich auch, weil diesem Bereich viel zu wenig Beachtung im Studium geschenkt wird. Gerade bei vielen pädagogischen, therapeutischen und künstlerischen Berufsvertreterinnen/-vertretern ergibt sich daraus der Wunsch nach einer Zusatzqualifizierung – übrigens auch bei denjenigen, die vielleicht eigentlich nicht in erster Linie „musikalisch“ oder von Natur aus „bewegungstalentiert“ sind. Hier setzt Rhythmik an – denn Rhythmik funktioniert für „jedermann“!

Fragen wir uns: Wie viel Raum schenken wir der bewegungsorientierten Musikpädagogik in unseren Kitas und Schulen? Und damit ist nun nicht gemeint, dass man ab und zu Lieder singt, mal eine Bewegungsbaustelle aufbaut oder gar eine CD zur „unbewussten musikalischen Berieselung“ einlegt.

Rhythmik ist mehr …
Nicht einfach nur Musik hören, singen und toben. Nein, es geht um mehr. Es geht um das spontane und elementare Musizieren mit dem eigenen Körper, das rhythmische Abklopfen aller Körperteile mit Sprechversen, die in Tempo und Dynamik variiert werden. Es geht um die natürliche Bewegung des Kindes, die wir durch Rhythmus- oder Melodieinstrumente begleiten. Es geht darum, die Ideen der Kinder während einer Experimentierphase mit einem Material (Tücher, Seile, Steine, Federn, Schwämme, Fliegenklatschen …) spontan mit der Stimme oder einem Instrument zu unterstützen. Das Kind erfährt so eine positive Verstärkung im eigenen Tun; die anderen Kinder übernehmen die Bewegungsidee, und so kann sich durch mehrere fantasievolle Bewegungsideen ein Tanz entwickeln. Es geht darum, die Kinder alle Lieder und Sprüche schrittweise über alle Wahrnehmungsbereiche (Hören, Sehen, Fühlen) erleben zu lassen. Es geht aber auch darum, Alltagssituationen musikalisch zu strukturieren: etwa spontan ein Lied zu erfinden, in dem die Namen der Kinder versteckt sind, die nun in den Garten, zum Zähneputzen, Schultascheeinpacken oder nach Hause gehen.
So könnten unzählige weitere Punkte angeführt werden, die zeigen, inwieweit Rhythmik – das Zusammenspiel von Musik und Bewegung – den pädagogischen und therapeutischen Berufsalltag bereichern kann.

Rhythmik ist Kraftquelle …
Musik und Bewegung stehen in besonders enger Beziehung innerhalb der rhythmisch-musikalischen Erziehung. Sie sind wesentliche Bestandteile unserer Kultur und unseres Alltags und gerade in diesen Zeiten gesellschaftlicher Veränderung eine Quelle unschätzbarer Kraft.

Rhythmik ist Kommunikation …
Die vielfältige Arbeitsweise der Rhythmik (also Musik- und Bewegungspädagogik) ist ein wunderbares Kommunikations- und Ausdrucksmittel für Jung und Alt, für Menschen aller sozialen Schichten und Kulturen. So wird die intergenerative Rhythmik (Kinder und Senioren musizieren gemeinsam) immer mehr Platz in unserer Gesellschaft einnehmen.

Rhythmik ist vielseitig …
Rhythmik verspricht Spielen und Lernen mit Interesse, Freude, Begeisterung, Motivation und Neugier. Der rhythmisch-musikalische „Werkzeugkoffer“ ist voller Spielimpulse, die je nach Situation die Gruppe aktivieren oder entspannen sollen. Rhythmikimpulse stecken voller Ideen, die Kinder spontan in ihren Bewegungen (sie fliegen wie eine Feder oder springen wie ein Känguru) mit unterschiedlichsten Instrumenten zu begleiten. Dadurch wächst ihre Bewegungsausdauer und Bewegungsfreude. Rhythmik motiviert, die Stimme experimentell zu erobern und so – scheinbar nebenbei – im Bereich Sprachförderung einen wichtigen Beitrag zu leisten. Rhythmik bietet mit immer neuen Materialien ‒ oft aus Haushalt und Alltag ‒ Ideen, die zum Ausprobieren und Gestalten animieren und gibt Impulse zur Festigung des Rhythmusgefühls und der Koordination. Durch Geschichten, Lieder, Sprüche, die individuell durch Musik, Bewegung und Sprache zum Ausdruck gebracht werden, entstehen Rituale und immer neue Interpretationsweisen derselben.

Rhythmik fördert Bildung …
Rhythmik – lebendiges Lernen durch Musik, Bewegung und Sprache – verdient im Vielklang der aktuellen Bildungspolitik noch stärkere Aufmerksamkeit und Anerkennung. So bietet das Bildungswerk Rhythmik e. V. seit 30 Jahren fachlich qualifizierte berufsbegleitende Lehrgänge in ganz Deutschland an.

Rhythmik ist erlernbar …
Auch wenn in Deutschland an den Hochschulen die Zahl der Studierenden mit Hauptfach Rhythmik drastisch zurückgehen, sieht das Bildungswerk Rhythmik durch sein vielfältiges Weiterbildungsangebot eine Chance, die rhythmische Arbeitsweise für viele Berufsspaten zu öffnen und das Fach somit in den pädagogischen und therapeutischen Arbeitsfeldern präsent zu halten.

Die Zusatzausbildung zur Rhythmikpädagogin bzw. zum Rhythmikpädagogen gibt den Absolventen die Chance, eine pädagogische Arbeitsweise über Musik, Bewegung und Sprache spielerisch und kreativ zu erlernen, um sie in ihren Arbeitsfeldern hinsichtlich der Entwicklung der Persönlichkeit zu fördern und zu unterstützen.

Die rhythmisch-musikalische Arbeitsweise geht vom natürlichen Bedürfnis des Menschen nach Bewegung aus und vermittelt vielfältige Lernprozesse in den Bereichen
•Wahrnehmung (horchen, beobachten, fühlen),
•Kommunikation (nonverbale und verbale),
•kreatives Gestalten (mit Körper, Materialien und Instrumenten).
Das schließt ein fundiertes Wissen über methodisch-didaktische Ansätze im Unterrichtsprozess der Rhythmik und jede Menge Themen, die für die jeweilige Zielgruppe spezifisch erarbeitet werden, mit ein.

Rhythmik für jede Einrichtung …

Voraussetzungen für die Ausbildung zur Rhythmikpädagogin bzw. zum Rhythmikpädagogen innerhalb des Bildungswerks Rhythmik e. V. sind Freude an Musik und Bewegung, Interesse an Menschen sowie eine abgeschlossene pädagogische, therapeutische oder künstlerische Ausbildung bzw. entsprechende berufliche Praxis. Das Spiel eines Melodieinstrumentes (Flöte, Gitarre, Klavier, Geige, Akkordeon) ist hilfreiche Grundlage. Wenn Interessentinnen/Interessenten bis heute noch kein Instrument spielen, können sie jedoch morgen mutig damit beginnen! In der Rhythmik spielen wir nicht von Noten und auch nicht Bach, Beethoven oder Mozart, sondern wollen die Ideen der Kinder musikalisch unterstützen und somit durch die Improvisation fördern.

Autorin: Monika Mayr, 1. Vorsitzende beim Bildungswerk Rhythmik e. V. in Deutschland, Rhythmikdozentin an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien

Mehr Infos gibt’s beim
Bildungswerk Rhythmik e. V.
information@bw-rhythmik.de
www.bw-rhythmik.de



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