Nussfrei - ja oder nein?

Hochgradige Allergiker, die schon auf Spuren von Nüssen oder Erdnüssen reagieren können, müssen nicht nur beim Verzehr von Lebensmitteln vorsichtig sein, sondern auch im Umgang mit Menschen und Gegenständen, die Kontakt mit den Allergenen hatten. Das betrifft neben der Verunreinigung von industriell oder handwerklich hergestellten Lebensmitteln auch den eigenen Alltag und das öffentliche Leben.

Ist es wirklich notwendig, dass bei einem anaphylaxiegefährdeten Kind mit Erd-/Nussallergie alle anderen Kinder im Kindergarten oder in der Schulklasse auf Erd-/Nüsse verzichten?
Reicht es nicht, wenn das betroffene Kind selbst keine Erd-/Nüsse isst?
Haben Eltern nicht das Recht, über die Ernährung ihrer Kinder selbst frei zu entscheiden?
Darf der Kindergarten/die Schule da überhaupt eingreifen?

Die Meinungen darüber gehen auseinander. Bei wirklich hochgradigen Allergikern, die bereits anaphylaktische Reaktionen hatten oder bei denen die Blutwerte vermuten lassen, dass eine schwere Reaktion zu befürchten wäre, gibt es aufgrund der hohen Gefahr von Kreuzkontamination keine Alternative. Hinzu kommt die Tatsache, dass diese Kinder meist unter Ängsten aufgrund ihrer Allergie leiden, so dass neben der gesundheitlichen Beeinträchtugung auch eine seelische Beeinträchtigung zu befürchten ist - soll heißen: Ein erdnussallergisches Kind, das Erfahrungen mit anaphylaktischen Reaktionen gemacht hat und in dessen Nähe im Klassenraum Erdnüsse verzehrt werden, fühlt sich zutiefst verunsichert und bedroht, es verlässt wahrscheinlich panisch den Raum und kann nicht am Unterricht teilnehmen. Situationen, in denen ein solches Kind "aus Spaß" mit einem Snickers bedroht wird, bedeuten Todesangst für das betroffene Kind. All dem kann man entgegenwirken, indem man von vornherein alle Lehrer*, Kinder und Eltern über die Lebensgefahr für das betroffene Kind aufklärt und sie mit ins Boot holt.

Die anderen Kinder haben übrigens meistens keine Probleme damit. Für sie ist es normalerweise völlig selbstverständlich, dass sie ihre/n Mitschüler/in nicht in Lebensgefahr bringen wollen. Es sind die LehrerInnen oder ErzieherInnen und die Eltern, die oftmals - trotz Aufklärung und klaren Worten - ein Erd-/Nussverbot als überflüssigen und massiven Eingriff in die Entscheidungsfreiheit und als starke Beeinträchtigung der nicht-betroffenen Kinder ansehen.

ALLERDINGS: Es gibt ganz viele Beispiele von Kindergärten und Schulen, in denen LehrerIinnen und ErzieherInnen sowie Eltern und Kinder alles dafür tun, das allergische Kind nicht zu gefährden und es in alle Aktivitäten einzubeziehen. Denen sei an dieser Stelle ein herzliches DANKE ausgesprochen, denn sie wissen vermutlich gar nicht, was das für das Kind und seine Eltern bedeutet!

Acht Argumentationshilfen für einen erd-/nussfreien Klassenraum* (pdf-Download)

Quelle: www.nussallergie.de

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