Armutsbetroffene Kinder in der Kita

In Deutschland ist etwa jedes fünfte bis sechste Kind im Alter bis zu sechs Jahren von Armut betroffen. Um gerechte Chancen für alle Kinder zu ermöglichen stehen Kitas vor der Aufgabe, Armut und deren Risiken für die kindliche Entwicklung zu erkennen und mit bewusstem Handeln zu begegnen. Beate Hock, Gerda Holz und Marlies Kopplow haben im Auftrag der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) Hintergrundinformationen zu Kindern in Armutslagen erarbeitet und geben Empfehlungen, wie armutssensibles Handeln in Kitas umgesetzt werden kann.

Bei der Arbeit mit Familien in Armutslagen dürfen sich Fachkräfte nicht von stereotypen Vorstellungen leiten lassen. Auch wenn tendenziell mehr Alleinerziehende und arbeitslose Eltern in schwierigen ökonomischen Situationen leben, können auch Familien, in denen beide Partner erwerbstätig sind, arm oder überschuldet sein. Auch gehen die Betroffenen unterschiedlich mit ihrer Situation um: Während die einen mit Hilfe von Ämtern den Alltag bewältigen, meistern andere als Teil eines familiären Netzwerkes die prekäre Lebenssituation oder sichern durch massiven eigenen Verzicht das Wohlergehen ihrer Kinder. Fachkräfte benötigen deshalb Wissen über die unterschiedlichen Formen und Verhaltensweisen von Menschen in ökonomischen Risikolagen.

Armut darf kein Tabu sein
Vertrauensvolle Beziehungen ermöglichen es Fachkräften, die wirtschaftliche Lage einer Familie offen anzusprechen. Auf diese Weise kann Unterstützungsbedarf frühzeitig identifiziert werden. Die materiellen Ressourcen der Eltern sollten auch im Team und gegenüber dem Träger der Einrichtung thematisiert werden, um die pädagogischen Angebote so zu konzipieren, dass alle Kinder teilhaben können. Gezielte Maßnahmen wie Ernährungs- und Gesundheitsförderung, die Bereitstellung von Kleidern oder Spiel- und Sportmaterialien können Armutsfolgen mindern ohne zu stigmatisieren.

Wie gelingt armutssensibles Handeln?
Grundlage des pädagogischen Handelns ist die grundsätzliche Offenheit gegenüber Menschen mit anderer sozialer und kultureller Herkunft oder Lebensweise. Dazu gehört auch die Reflexion der eigenen Haltung sowie der eigenen Vorstellungen und Erfahrungen in Bezug auf prekäre Lebenslagen. Durch die Orientierung an den Stärken von Eltern und Kindern können Fachkräfte dazu beitragen, diese weiter zu fördern. Eine enge Vernetzung mit anderen Institutionen, beispielsweise mit dem Sozialdienst, dem Gesundheitsamt, Familienbildungsstellen oder Sportvereinen, unterstützt Kindertageseinrichtungen dabei, benachteiligte Familien zu begleiten.

Die Expertise „Kinder in Armutslagen - Grundlagen für armutssensibles Handeln in der Kindertagesbetreuung“ von Beate Hock, Gerda Holz und Marlies Kopplow kann kostenlos auf dem Webportal der WiFF bestellt und auch hier heruntergeladen werden.

Über WiFF
WiFF ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. Die drei Partner setzen sich dafür ein, im frühpädagogischen Weiterbildungssystem in Deutschland mehr Transparenz herzustellen, die Qualität der Angebote zu sichern und anschlussfähige Bildungswege zu fördern. WiFF wird gefördert durch den Europäischen Sozialfonds.



Zurück